Du liebe Zeit! Gutes Zeitmanagement
»Zeitmanagement«, davon haben Sie sicher auch schon einmal etwas gehört. Manager haben Time-Planer und Management-Tools, es werden Projekte nach Wichtigkeit analysiert, Gespräche strukturiert, Besprechungen moderiert, Themen zentriert und Effizienz und Effektivität stehen streng im Mittelpunkt. Und all die Bemühungen zielen nur auf einen Wunsch: endlich mehr Zeit!
Unter Zeitmanagement versteht man das systematische und vor allen Dingen disziplinierte Planen der eigenen Zeit. Es geht also um Planung und nicht darum, die Zeit des Tages zu jonglieren. Das ist es aber, was die meisten Menschen tun. Situationen kommen geplant oder ungeplant auf sie zu, sie reagieren, versuchen den Anforderungen gerecht zu werden und ein Ball fällt dabei meistens runter. Auf diesem Ball könnten Sie lesen: »die eigenen Bedürfnisse«. Management hingegen bedeutet: vorausschauend planen, um mehr Zeit für wichtige Projekte sowie für das eigene Leben zu haben.
Allerdings... genau betrachtet, lässt sich die Zeit dann doch nicht managen. Sie tickt einfach vor sich hin und trotzt jeglicher Erziehung. Zeitmanagement ist eher Selbstmanagement. Sie sind Ihre eigene Uhr. Sie bestimmen, mit was Ihre Zeit gefüllt wird und wie Sie Ihre Zeit erleben. Ganz sicher im privaten Bereich, aber auch im beruflichen haben Sie einen hohen Gestaltungsanteil, selbst wenn sich das manchmal nicht so anfühlt.
Zudem gibt es auch ein individuelles Zeiterleben. Die Stunden können Ihnen bloß so zwischen den Fingern zerrinnen oder aber Sie erleben die meisten Momente des Tages als qualitativ und hochwertig. Möglicherweise schon allein aus einem wichtigen Grund: weil es Ihre Zeit ist. Ihre Lebenszeit!

Zeitbewusstsein entwickeln

Es gibt sehr viele Zeitspartechniken, Checklisten und Empfehlungen, wie man sich selbst besser organisiert und damit Zeit spart. Die meisten werden Sie als Erzieherin nicht wirklich einsetzen können, denn Sie haben Öffnungszeiten und Kinder lassen sich nicht in »Ranglisten« ordnen oder in andere Planungstechniken pressen. Oder haben Sie schon einmal zu einem Kind gesagt: »Vor unserer gemeinsamen Zeit hätte ich gerne eine Liste der möglichen Spiele von dir, damit wir beide diskutieren und besser entscheiden können!«
Kinder fallen hin, Kinder zanken sich, Kinder bekommen Bauchweh, Kolleginnen einen Koller, Leitungen einen Anruf, Eltern sind gestresst, Großmütter wollen erklären und das alles ungeplant, manchmal sogar gleichzeitig und ohne jegliche Agenda. Nichts davon können Sie »planungstechnisch« verschieben und keiner wird Verständnis haben, wenn Sie sagen: »Im Sinne der Effizienz machen wir jetzt erst einmal eine Prioritätenliste.«
Ein Zeitbewusstsein zu entwickeln hat meist als glückliche Folge, dass wir sofort damit beginnen, besser mit unserer Zeit umzugehen. Auf lange Sicht werden Sie so lernen, dringliche von wichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Die dringlichen kommen zuerst. Doch die wichtigen dürfen ja nicht unter den Tisch fallen. Verständlicherweise leiden daher viele Erzieherinnen unter Zeitnot. Nicht nur in beruflicher Hinsicht, sondern auch, was das Privatleben angeht. »Da passt schon eine Menge rein, in ein Leben«, hörte ich einmal die bekannte Psychotherapeutin Verena Kast sagen. Ja, das stimmt, aber manchmal, wenn man genauer hinsieht, ist es auch ein wenig zu viel.
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Frage
Was fällt täglich bei Ihnen an?
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Meine Aufgaben in einer Woche
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Haben Sie dabei auch an Gespräche und »Schmusestunden« gedacht? Waren auf Ihrer Liste auch Dinge wie bummeln oder zum Friseur gehen? Nicht? Dann sollten Sie diese Zeit noch dringend mit aufnehmen.
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Ich finde es immer wieder nützlich, sich die verschiedenen Aufgaben vor Augen zu führen und sie dann der Tatsache gegenüberzustellen, dass ein Tag nur 24 Stunden hat - von dem Sie hoffentlich bis zu 8 Stunden kuschelig und erholsam schlafen. 8 Stunden rechne ich für Ihre Berufstätigkeit, 1,5 Stunden für Anfahrt und Abfahrt, 2 Stunden Familienleben, ach ja, anziehen und waschen müssen Sie sich ja auch noch, knapp gerechnet 1,5 Stunden, einkaufen, Sport, Haushalt 1 Stunde am Tag... nun, Sie können selbst ausrechnen, dass Ihnen jetzt noch genau 2 Stunden übrig bleiben. Zwei Stunden, in die wir oft versuchen, 25 Stunden zu packen.
 
Es ist nicht viel Spiel im Ablauf, das kann man drehen und wenden, wie man will.

Das Zeitprotokoll

Manche Menschen erhalten Klarheit über ihre Zeitstruktur, indem sie eine Woche lang konsequent Buch darüber führen. Nicht alle fünf Minuten werden aufgelistet, aber doch die großen Blöcke: einzelne Tätigkeiten, Fahrtzeiten, Arbeitszeiten, kleine Pausen und Freizeit. Nach einer Woche haben Sie einen Überblick. Es finden sich Hinweise auf Zeiten, die gut geplant sind, und Zeiten, die nicht wirklich genutzt werden. Nicht mal, um an die Decke zu stieren, was eine prima Erholung wäre.
Sich so vor Augen zu führen, womit wir unsere Zeit verbringen, verschafft Klarheit. Es werden Zeitfresser erkennbar und Tätigkeiten, die keine Priorität haben, zugleich aber sehr viel Zeit beanspruchen. Eine Erzieherin kam so darauf, dass sie jeden Tag etwa eine halbe Stunde mit ihrem Bruder telefonierte. Von Beruf Vertreter, war dieser viel im Auto unterwegs und rief sie auf Geschäftskosten ständig von der Autobahn aus an. Er fuhr und sie saß auf der Couch. Da er im Auto saß, die Konzentration also nicht ganz bei ihr war, verliefen die meisten Gespräche belanglos bis seicht. In der Woche verlor sie dadurch mindestens drei Stunden. »Das ist zu viel«, entschied sie sich und bat ihren Bruder, sie nur noch von daheim aus anzurufen. Die Häufigkeit der Gespräche nahm schlagartig ab und die Erzieherin bekam ihre Zeit zurück.
Freie Zeit kennen Sie. Verfügbare streckenweise auch. Aber wie ist es mit der unverplanten? Neben den Anforderungen, welche die Arbeitswelt an uns stellt, geraten viele Menschen besonders dann unter Druck, wenn sie endlich frei haben. Die Zeit ist so kurz und alles soll darin stattfinden.

Sie stehen jetzt an erster Stelle

Beschleicht Sie nun ein ungutes Gefühl bei diesem Gedanken? Das kann ich gut verstehen. Jemand, der darauf geeicht ist, andere zu unterstützen, denkt tatsächlich viel zu selten an sich selbst. Aber es geht hier um Ihr Leben. Haben Sie sich das schon einmal mit allen Konsequenzen bewusst gemacht? Sie werden mit sich selbst leben, bis ans Ende Ihrer Tage... und deswegen ist es wichtig, dass es Ihnen gut mit sich geht. Das ist aber nur dann möglich, wenn Sie sich selbst und Ihre Bedürfnisse wahr- und wichtig nehmen. Ideal wären ganze Tage nur für sich, aber ich weiß schon, dass das für viele Frauen nicht möglich ist oder sie es sich nicht gönnen können. Übrigens: Man kann sich auch an Abhängigkeiten und Hamsterräder gewöhnen.
Wenn Sie nun aber einen neuen Weg einschlagen wollen, auch in punkto Zeitmanagement, dann wäre doch eine der ersten Fragen, wann Sie mit sich beginnen wollen. Wie viel Zeit darf es denn sein? Wie viel Zeit wäre für Sie möglich?
Ich habe, wie viele andere Menschen auch, damit begonnen, feste freie Zeiten in meinem Kalender einzuplanen. Es kommt ein Strich an diesen Tag quer über alle freie Stunden, und ich lasse mich überraschen, ob ich dann in die Sauna möchte oder spazieren gehe oder mich mit jemandem treffen oder ob ich mich beim Friseur oder von der Kosmetikerin verwöhnen lassen möchte.
Jeder Tag ist Ihr Tag und Sie können täglich etwas für sich tun, indem Sie kleine Zeitinseln bewusst gestalten. Die Fahrt im Auto, in der U-Bahn, im Zug? Ließe die sich schöner gestalten? Haben Sie morgens ein Stündchen für sich? Gibt es über den Tag Wege und Pausen, die Sie für sich privat und zur Erholung nutzen können? Überlassen Sie diese - und manchmal sind es nur Minuten - nicht einfach dem Zufall. Wie wäre es, Begegnungen zu planen, tanzen zu lernen oder in der freien Zeit Spaziergänge zu organisieren und zwar auf Wegen, die Sie bislang nicht gegangen sind.
Wenn Sie sich mit der Zeit beschäftigen, dann werden vielleicht Wünsche in Ihnen wach. Ideen, die Sie schon lange verwirklichen wollten. Wenn Sie diese Wünsche nicht verschieben, sondern mit der Realisation beginnen, werden sie zu guten Unterstützern für Ihr neues Zeitverständnis. Für einen Tanzkurs findet man nie die Zeit, es sei denn, man meldet sich endlich an.
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Frage
Weichen Wunsch möchten Sie sich erfüllen? Wofür wollen Sie sich Zeit nehmen?
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Der Weg zu: mehr Zeit

Es gibt einen Spruch, den ich sehr liebe: »Wer ein Omelette essen will, muss ein Ei aufschlagen.« Ich übersetze diesen Spruch für mich so, dass ich bestimmte Haken und Ösen in Kauf nehmen muss, wenn ich etwas für mich verbessern will. Nicht alles ist durchsetzbar in rosaroter Harmonie. Möglich wäre beispielsweise, dass andere Menschen es nicht so gut finden, dass Sie auf einmal mehr auf sich achten. Allein aus dem Grund, weil Sie dann nicht mehr so verfügbar sind. Aber Haken und Ösen können auch sein, dass Veränderungen einen genauen Blick voraussetzen. Es ist nicht immer angenehm, die Realität zu betrachten. Wenn Sie Ihre Zeitstruktur verbessern wollen, müssen Sie vermutlich gleich mehrere Eier aufschlagen, denn oft hängt es nicht nur an einer Sache, wenn uns zu wenig Zeit bleibt, um die Dinge zu tun, die uns wichtig sind. Wie sagte schon der Bauer:
»Ich habe keine Zeit, einen Zaun zu bauen, weil ich meine Hühner einfangen muss.«
Ich möchte Ihnen gerne ein paar Ideen mitgeben, die mir geholfen haben, meine Zeit besser zu planen und zu strukturieren. Manche dieser »Tools« waren für mich leicht umzusetzen und manche waren Eier, die zu zerschlagen mir nicht so leicht gefallen ist. Das ein oder andere Ei war dabei sogar faul. Es hat erst ein bisschen gestunken, und dann war es richtig gut!

Sagen Sie NEIN!

Wenn Sie sich mehr Zeit wünschen, dann müssen Sie Neinsagen lernen. Beruflich und privat. Die Welt ist voll mit Anfragen und Bitten. Kaum hat man einen Gefallen erfüllt, steht bereits der nächste im Raum. Wenn in Ihrem Leben eine Prioritätenliste nötig ist, dann sicherlich im privaten und halbprivaten Bereich. Viele Erzieherinnen im Kindergarten pflegen über den Beruf ein freundschaftliches Verhältnis. Das hat zur Folge, dass gegenseitige Unterstützung oft vorausgesetzt wird. »Du hilfst mir doch, oder?« Schließlich weiß ja jede, wie es der anderen geht. Wenn aber jede jede unterstützt und nicht auf sich achtet, bleibt am Schluss zu wenig für alle übrig. Das Geben und Nehmen wird irgendwann zur Pflicht. Aber dafür haben Sie alle viel zu viel zu tun.
Auch wenn es unbequem klingt, Sie müssen sich abgrenzen lernen, auch gegenüber Ihren Kolleginnen. Das kann manchmal anstrengend sein, besonders wenn die andere nachfragt, nachhakt und nicht locker lässt. Wenn sie mit unterschwelligem Druck arbeitet: »... aber vielleicht wäre es doch möglich, wenn ich dafür...!« Nein, nichts dafür. Kein Wenn und Aber, keine Hin- und keine Herschieberei. Sie möchten nicht. (Mehr zum Thema Neinsagen finden Sie ab Seite 100.)
Oft hilft es, jetzt die Zwickmühlen-Gefühle auszusprechen: »Ich kann sehr gut verstehen, dass es eine Entlastung für dich wäre, wenn ich diese Arbeit für dich übernehme. Die Sache ist nur die, dass ich gerade begonnen habe, etwas mehr auf mich zu achten, damit ich nicht mehr so unter Druck gerate. Ich stecke in einer Zwickmühle. Einerseits will ich dir helfen, andererseits mehr zu meinen Bedürfnissen stehen. Kannst du das nachvollziehen?«
Bestimmt wird Sie Ihre Kollegin verstehen und nach einer anderen Lösung suchen. Zwickmühlen-Gefühle kennen wir nämlich alle nur zu gut.

Nicht aufschieben - machen!

Es löst sich nichts von allein. Nicht mal die Elternbriefe schreiben sich selbst und keine Formulare füllen sich alleine aus. Da stehen so viele Märchenbücher in den Regalen Ihrer Einrichtung herum und kein Zwerg daraus erbarmt sich und arbeitet für Sie in der Nacht. Das ist doch eigentlich unverschämt. Also, krempeln Sie die Ärmel hoch und gehen Sie die unangenehmen und lästigen Dinge tapfer an. Sie müssen nicht alles auf einmal erledigen, sollten aber auch nichts vergessen, daher am besten nach Plan. Jeden Tag eine unangenehme Tat, dann kommen Sie Ihrem Ziel näher.

Planen Sie Ihre freie Zeit realistisch

Urlaubstage, freie Tage, Ostern, Weihnachten, zwischen den Jahren: Diesen Zeiten wohnt der Mythos der freien, unverplanten Zeit inne. In der Regel sind sie jedoch weder frei noch unverplant. Je mehr Sie in diese Tage packen, desto größer ist der Zeitkater.
Melanie freut sich auf die Weihnachtsferien. Endlich freie Zeit! Der Kindergarten hat geschlossen und sie will sich um das kümmern, was alles so lange gewartet und angestanden hat. »Lass uns zwischen den Jahren mal ausgiebig telefonieren«, mailt sie ihrer Freundin. »Komm uns doch zwischen den Jahren besuchen«, lädt sie ihren Bruder ein. »Lass uns zwischen den Jahren das nächste Jahr planen«, schlägt sie ihrer Kollegin vor. »Wann wollen wir nach Möbeln schauen?«, fragt ihr Mann. »Zwischen den Jahren,« sprudelt es aus Melanie freudig heraus. Bald hat sie Zeit für alles. Auch für den Stapel Bücher, der zwischen den Jahren gelesen werden wird. Und das Strickzeug und die Steuer und das Aufräumen des Kleiderschrankes und für die Vorbereitungen für die Silvesterparty.
Dann kommt Weihnachten, dann der Besuch bei Melanies Eltern, dann der Besuch bei den Schwiegereltern. Einen Tag liegt Melanie flach, einen Tag ruht sie sich aus, einen Tag räumt sie auf, einen Tag schauen sie nach Möbeln und schon ist Silvester. »Ich wollte so viel machen«, jammert sie kurz vor der Silvesterparty. »Und nichts habe ich geschafft.« Kein Wunder, zwischen Weihnachten und Silvester liegen nur vier Tage.
Ich bin auch hin und wieder eine Melanie. »Zwischen den Jahren«, das klingt nach richtig langer Zeit. In Wirklichkeit rennen einem diese Tage nur so davon und sind alles andere als gemütlich und entspannt.

Nichts geschafft!?

Wie oft sagen wir Sätze wie: »Wo ist nur das Jahr geblieben?«, »Schon wieder ein Jahr um«, »Die Zeit rast«, »Die Zeit rast immer schneller«. Je mehr Sie in Gedanken wie diesen verhaftet bleiben, desto frustrierender ist »das« mit der Zeit. Überlegen Sie eher, was Sie tatsächlich alles geschafft und gemacht haben. Die Zeit »rennt« nicht. Mir hilft dann immer eine Liste, auf der ich genau notiere, was in der Zeitspanne alles passiert ist. Das können Projekte sein, Freundschaftspflege, Reisen, Weiterbildungen... Das Bewusstsein dafür, dass eine Menge war und ich eine Menge erlebt habe, schenkt mir Ruhe und Gelassenheit, wenn ich die vergangene Zeit betrachte.

Bitte kein schlechtes Gewissen

Dem nachzutrauern, was wir nicht geschafft haben, raubt uns die Zeit, um darüber nachzudenken, wie wir in Zukunft besser mit Zeit umgehen können. Das schlechte Gewissen ist wie ein Alibi-Gefühl. »Ich habe ja schon ein schlechtes Gewissen, reicht das denn nicht?« Leider nicht, denn miese Gedanken allein verändern nichts, sondern Sie bleiben nur in einer holprigen Spur, in der weder Zukunftsplanung noch Erholung gelingt. Nutzen Sie lieber die Erfahrung aus der Vergangenheit, um die Zukunft besser zu gestalten. Auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß: Das schlechte Gewissen ist eine wunderbare Komfortzone.

Überprüfen Sie die Kommunikation

Wie ist der Informationsfluss in Ihrer Einrichtung? Wie finden Absprachen statt? Gibt es eine Möglichkeit, Aufgaben noch deutlicher zuzuteilen und gegeneinander abzugrenzen? Viel Zeit geht verloren, wenn Teams sich nicht wirklich absprechen und Zeitfenster nicht begrenzt werden. In der Planung sollte vermerkt werden, wie viel Zeit Sie für eine Vorbereitung investieren sollen. Auf diese Weise können Sie dann ganz in Ruhe arbeiten und alle Kolleginnen wissen Bescheid.

Nicht jede Störung ist wichtig

Sie dürfen störende Gespräche begrenzen. Nicht jeder, der etwas von Ihnen will, muss gleich bedient werden. Und nicht jedes private Gespräch, das Ihre Kollegin führt, müssen Sie aushalten. »Bitte geh doch zum Telefonieren nach draußen!« - dieser Wunsch ist legitim. Auch gegenüber den Kindern dürfen Sie sagen: »Jetzt nicht!«, oder zu den Eltern: »Können wir dieses Gespräch zu einem besseren Zeitpunkt weiterführen? Ich werfe mal eben einen Blick in meinen Kalender.« Lernen Sie wichtige Störungen von unnötigen zu unterscheiden und grenzen Sie sich ab.

Geben Sie Ihrem Tag einen Sinn

Einem Tag oder einer Sache einen Sinn zu geben führt dazu, dass diese nicht mehr sinn-los sind. Wir brauchen einen Sinn, damit wir selbst routineartige Abläufe sinn-voll erleben können. Erst dann kommen wir am Abend nach Hause, sind vielleicht genauso müde, wie an einem sinnentleerten Tag und können dennoch zufrieden nicken. Es ist etwas geschehen, das diesem Tag eine Bedeutung gegeben hat. Er war nicht umsonst, wir haben etwas geschafft, erledigt oder gelernt. Manche Menschen warten darauf, dass sich dieser Sinn irgendwie über den Tag ergibt. Sie hoffen darauf, dass etwas passiert, eine unvorhergesehene Wendung eintrifft oder ihnen ein Mensch begegnet, der diesen Tag zu einem schönen macht. Wenn Sie so denken, dann sind Sie wie eine Katze in Lauerstellung. Kommt etwas, oder kommt etwas nicht? Katzen holen sich aber in der Regel, was sie benötigen, um glücklich zu sein: die Streicheleinheiten, das Spiel, die Maus. Meine Frage also - erneut - an Sie: Was muss heute passieren, damit dieser Tag für Sie einen Sinn erhält? Ist es ein Gespräch? Ist es eine bestimmte Lektüre? Ist es ein Moment der Kontemplation? Manchmal ist es schon wohltuend, abends vor dem Einschlafen dankbar auf den Tag zurückzuschauen und sich an einzelnen Momenten zu erfreuen.

Und wenn er sinn-los war?

Dann hatte dieser Tag eben nicht den Sinn, den Sie ihm gerne gegeben hätten. Morgen darf es anders sein. Schicken Sie Ihre hohen Erwartungen immer mal wieder in die Kur! Wir brauchen auch Minuten und Stunden, in denen nichts passiert. Unser Gehirn erholt sich dann, ordnet Eindrücke und macht damit Platz für neue Ideen. Wenn Sie Ihr Auto frisch betanken, dann stehen die Räder schließlich auch still. Genauso ist es auch mit dem Leben. Manchmal bewegen wir uns nicht, damit anschließend wieder Bewegung und Sinn entstehen können.