Drittes Kapitel
Ich stand wegen meiner geglückten Flucht immer noch völlig unter Strom. Es kam mir so vor, als würden mich alle Menschen anstarren. Zum Glück waren nur wenige Passanten unterwegs. Das war auch kein Wunder, denn der Lärm von der Straßenschlacht zwischen rivalisierenden Hooligans und der Polizei war nicht zu überhören. Wer nicht unbedingt nach draußen musste, blieb lieber daheim. Zu groß war die Gefahr, als Unbeteiligter eins über den Schädel zu kriegen.
Ich trabte nun langsam durch die Semperstraße, die sich in der Nähe des Stadtparks befindet. Das penetrante Jaulen der Polizeisirenen bewies mir, dass der Großeinsatz wegen dem Fußballspiel immer noch in vollem Gang war. Noch hatten die Bullen alle Hände voll zu tun, um mit den Ultras fertigzuwerden. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis man meine Flucht bemerken würde.
Ob diese beiden Knasthühner ebenfalls entkommen waren? Ehrlich gesagt war es mir egal. Ich wusste nicht, was Suzie und ihre Drogenfreundin ausgefressen hatten. Für mich stand fest, dass ich Verena Prinz nicht ermordet hatte. Aber wie sollte ich das jemals beweisen?
So gesehen hatte ich mir durch mein spontanes Verschwinden nicht wirklich einen Gefallen getan. War meine Flucht nicht der beste Beweis für meine Schuld? Würde die Polizei sich jetzt nicht erst recht auf mich als Hauptverdächtige konzentrieren?
Aber darüber wollte ich mir keine Gedanken machen, nicht in diesem Moment. Meine Beine bewegten sich automatisch, als ob ich eine Roboterin wäre. Eine ältere Frau, die mir entgegen kam, starrte mich entsetzt an. Natürlich hatte sie die Handschellen bemerkt, mit denen meine Gelenke vor meinem Körper gefesselt waren. Damit zog ich alle Blicke auf mich, und das konnte ich nun gar nicht gebrauchen. Wenn auch nur einer dieser Zeugen die Ordnungshüter rief, dann war ich geliefert.
Doch plötzlich hatte ich zum zweiten Mal an diesem Tag Glück.
Neben den Pfandkistenstapeln des Barmbeker Getränkemarktes sah ich einen Kapuzenpullover liegen!
Ich überlegte nicht lange, wem der Hoodie gehören könnte. Stattdessen hob ich das Kleidungsstück auf und drapierte es über die Handschellen. Niemand hatte auf mich geachtet oder den Diebstahl bemerkt.
Nun konnte man mir wenigstens nicht auf den ersten Blick anmerken, dass ich eine entflohene Strafgefangene war. Meine Lage hatte sich dadurch allerdings nicht dramatisch verbessert. Ich hatte weder Geld noch Handy oder Schlüssel bei mir. Das war mir bei meiner Verhaftung ja alles abgenommen worden. Und wohin sollte ich auch gehen?
In meiner Wohnung würden mich die Cops gewiss zuerst suchen. Aus demselben Grund konnte ich auch nicht in mein Heimatdorf zu meinen Eltern fahren. Ganz abgesehen davon, dass ich das Bahnticket nicht hätte bezahlen können. Einen Freund, bei dem ich mich verstecken konnte, hatte ich leider auch nicht. Und meine sogenannten Freundinnen Rike und Svenja hatten mich bekanntlich ans Messer geliefert.
Ziellos lief ich durch die Winterhuder Straßen, während sich allmählich Hunger und Durst bemerkbar machten. Das Frühstück in der Arrestzelle war ja nicht gerade üppig gewesen, und inzwischen war längst Nachmittag. Ich fragte mich, ob die Polizei schon eine Großfahndung ausgelöst hatte. Einmal kam mir ein Streifenwagen entgegen. Mir blieb beinahe das Herz stehen. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht sofort loszurennen. Aber entweder suchten die Polizisten nicht nach mir oder sie hatten gerade etwas anderes zu erledigen. Jedenfalls wurden sie nicht auf mich aufmerksam. Das Einsatzfahrzeug bog um die Ecke, ohne dass die Beamten von mir Notiz genommen hätten.
Was sollte ich nur tun? Mit jeder Minute, die verstrich, wurde ich erschöpfter und mutloser. Doch plötzlich kam mir der rettende Einfall.
Ich würde zu Heinrich Berner gehen!
Das war ein alter Bildhauer, der sein Atelier auf einem Hausboot im Hafen hatte, am anderen Elbufer. Bei ihm hatte ich im ersten Studienjahr ein Praktikum gemacht. Heinrich war ein verschrobener Sonderling, der hoffentlich Verständnis für mich hatte und nicht sofort die Polizei alarmieren würde. Vor allem aber machte er tolle Kunstwerke aus Schrott und anderen wertlosen Metallgegenständen. Der Bildhauer hatte also gewiss das passende Werkzeug, um mich von den Handschellen zu befreien. Ich selber musste ja auch mit Stahlsägen und Blechscheren hantieren, als ich bei ihm im Praktikum gewesen war.
Mein Vorhaben gab mir neue Hoffnung.
Aber zunächst hatte ich einen langen Fußmarsch vor mir. Es war verflucht weit von Winterhude bis hinunter zur Elbe. Aber ich konnte nicht die U-Bahn oder einen Bus nehmen, denn ich musste dort mit Kontrollen rechnen. Ich war nicht aus einer Grünen Minna entkommen, um mich von irgendwelchen HVV-Leuten wieder einfangen zu lassen. Und da ich kein Geld hatte, fiel auch ein Taxi flach.
Also marschierte ich zähneknirschend die Rothenbaumchaussee hinunter Richtung Süden. Mein Magen knurrte, als ich am Cafè Funk-Eck vorbeieilte. Meine Füße brannten, normalerweise legte ich längere Strecken immer nur mit der U-Bahn zurück. Aber ich kannte mich inzwischen in Hamburg gut genug aus, um irgendwann den Hafen zu erreichen.
Mein Herz klopfte laut, als ich auf einer der Billhorner Brückenstraße die Elbe überquerte. Zum Glück trug ich wenigstens keine Gefängniskleidung. In Jeans und Retro-Windjacke sah ich aus wie unzählige andere Hamburger Mädels in meinem Alter. Diese Unauffälligkeit war meine beste Tarnung.
Heinrich Berners Hausboot war am Guanofleet fest vertäut. Hier am Kleinen Grasbrook gab es nur Gewerbestraßen, wo sich ausschließlich Containerplätze, Lagerhäuser und Parkplätze befanden. Dort störte es niemanden, wenn er bei seinen Metallarbeiten einen Höllenlärm veranstaltete. Natürlich hauste der Alte auch in dem Boot, das eher einem schwimmenden Schrottplatz glich. Er hatte zwei kleine Zimmer achtern für Wohnzwecke eingerichtet. Ein besseres Versteck konnte man sich kaum vorstellen.
Ich war fast am Ende meiner Kräfte, als ich endlich die Kaimauer hinter der Reiherstraße erreichte. Immerhin bewies mir ein rhythmisches Metallklirren, dass der Bildhauer daheim sein musste.
Und so war es auch. Meine Knie waren butterweich, als ich über einen schmalen Steg an Bord ging. Die Tür zu Heinrichs Werkstatt/seinem Atelier stand halb offen. Ich ging hinein und entdeckte ihn sofort. Heinrich Berner hatte mir den Rücken zugekehrt und bearbeitete mit einer Metallsäge eine verrostete alte Motorhaube. Er wirkte in seinem blauen Overall weniger wie ein Künstler als wie ein Mechaniker. Seine grauen Haare und der struppige Bart waren ungepflegt wie eh und je.
Aber Heinrichs wasserblaue Augen leuchteten, als ich ihn umrundet hatte und mich verkrampft lächelnd in sein Gesichtsfeld schob. Er ließ sofort sein Werkzeug sinken und machte einen Schritt in meine Richtung.
„Pia, das ist aber eine nette Überraschung.“
Der alte Bildhauer freute sich offenbar wirklich, mich zu sehen. Ich brach vor Erleichterung schon wieder in Tränen aus. Aber ich hatte jetzt endlich das Gefühl, in Sicherheit zu sein. Heinrich legte die zersägte Motorhaube zur Seite und nahm mich in die Arme. Er roch nach Schmieröl und starken Zigaretten, aber das war mir so was von egal. Meine Schultern zuckten, ich war total von der Rolle.
„Beruhige dich doch, habe ich etwas Falsches gesagt? – Nein, du steckst offenbar in Schwierigkeiten.“
Heinrich hatte seine Frage selbst beantwortet, denn plötzlich rutschte der Kapuzenpullover von meinen Unterarmen und der alte Mann erblickte meine Handschellen. Aber er reagierte genau so, wie ich es mir von ihm erhofft hatte. Heinrich blinzelte mir verschwörerisch zu und griff wieder zu seiner Metallsäge.
„Na, dann werde ich dich mal von diesem unfreiwilligen Körperschmuck befreien, was? Ich wette, dass eine junge Künstlerin wie du viel lieber andere Armbänder trägt.“
Der trockene Humor des Bildhauers brachte mich zum Grinsen, ich hatte mit dem Weinen schon wieder aufgehört. Es waren ohnehin nur Tränen der Erleichterung gewesen. Denn traurig war ich nicht. Genau genommen erlebte ich gerade die glücklichsten Momente seit meiner Verhaftung. Heinrich benötigte nicht länger als eine Viertelstunde, bis die aufgesägten Handschellen auf den schmutzigen Holzboden seines Ateliers fielen. Nun fühlte ich mich wirklich frei.
Ich schaute mich neugierig um, weil ich mich von meinen Sorgen ablenken wollte. Heinrich schweißte und hämmerte die absonderlichsten Fabelwesen aus Metallschrott. Seit ich bei ihm mein Praktikum gemacht hatte, waren noch einige neue Skulpturen hinzugekommen, andere waren verschwunden. Wahrscheinlich hatte er sie verkauft, obwohl Heinrich kein guter Geschäftsmann war. Soweit ich wusste, lebte er von der Hand in den Mund. Aber das schien ihn nicht besonders zu stören.
Heinrich betrachtete zufrieden die Überreste der kaputten stählernen Handfesseln.
„So, das wäre erledigt. – Du siehst mir ganz so aus, als ob du einen Tee vertragen könntest.“
Ich nickte dankbar und folgte dem Bildhauer in seine chaotische gemütliche Küche, die sich direkt hinter dem Atelier befand. Dort hingen Poster von Jim Morrison, Janis Joplin und anderen Rockgrößen längst vergangener Zeiten an den Wänden. Heinrichs Musikgeschmack war von vorgestern, aber er hatte mehr Power und Energie als so mancher Typ in meinem Alter. Das ständige Arbeiten mit schwerem Metall war schließlich kein Job für Schwächlinge.
Der alte Bildhauer braute für uns eine Kanne mit extra starkem Darjeeling-Tee. Außerdem bereitete er mir einen Haufen Butterbrote mit Käse und Aldi-Salami zu. Vermutlich ahnte er, wie hungrig ich war. Heinrich drehte sich eine Zigarette und schaute mir schmunzelnd beim Essen und Trinken zu. Er rauchte, während allmählich meine Lebensgeister zurückkehrten. Das Wasser zwischen Hausboot und Kaimauer gluckste leise, es war richtig gemütlich.
Nun erzählte ich ihm unaufgefordert alles, was passiert war. Heinrich konnte gut zuhören. Ich hatte das Gefühl, er würde meinen Worten konzentriert lauschen. Er öffnete erst wieder den Mund, als mir nichts mehr einfiel und ich verstummte.
„Tja, meine Lieblingspraktikantin steckt offenbar in großen Schwierigkeiten. Das tut mir sehr leid für dich, Pia. Wenn du meine Meinung hören willst: Du hast diese Verena nicht getötet.“
„Danke, Onkel Heinrich“, platzte ich heraus. So hatte ich ihn schon während des Praktikums genannt. „Danke, dass wenigstens du an mich glaubst. Ich fürchte, sogar mein eigener Anwalt hält mich für schuldig.“
Heinrich machte eine zustimmende Kopfbewegung und drückte seine Zigarettenkippe im Aschenbecher aus.
„Du darfst das der Polizei und der Justiz nicht übel nehmen, Pia. Das sind brave, aber furchtbar fantasielose Leute. Sie sehen nur das, was man ihnen als scheinbare Fakten unter die Nase reibt. Und die Falle, in die du getappt bist, ist leider ziemlich ausweglos.“
„Dann glaubst du also auch, dass man mir eine Falle stellen wollte?“
„Ja, man will dir den Mord in die Schuhe schieben, Pia. Und daran hat sich wahrscheinlich auch das Opfer selbst beteiligt.“
„Verena? Wie kommst du denn darauf? Sie konnte mich nicht ausstehen, zugegeben. Aber sie wird sich doch nicht selbst umbringen lassen, nur um mich hinter Gitter zu bringen!“
„Nein, das nicht. Vielleicht ist die Sache ja aus dem Ruder gelaufen. Es wäre vorstellbar, dass ihr Komplize plötzlich den Plan geändert hat. – Denk nur an das Tagebuch, von dem dieser Hauptkommissar dir gegenüber gesprochen hat. Darin hat Verena geschrieben, dass du sie verfolgen würdest.“
„So etwas habe ich nie getan. Ich war froh, wenn ich sie mal nicht sehen musste. Ich habe Besseres zu tun, als ihr in meiner Freizeit nachzusteigen. Ich bin doch keine bescheuerte Stalkerin.“
„Das glaube ich dir, Pia. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat Verena die Tagebucheintragungen selbst gemacht, um dich zu belasten. Oder jemand hat ihre Handschrift gefälscht, um den gleichen Effekt zu erreichen. Doch die zweite Variante wäre riskanter, weil die Polizei imitierte Handschriften durch Vergleichsverfahren leicht nachweisen kann. So etwas weiß ich als alter Krimileser. Also war Verena zumindest in die Verschwörung gegen dich verwickelt.“
Ja, Heinrichs Überlegungen leuchteten mir ein. Vielleicht hatte ja jemand ein doppeltes Spiel gespielt? Eine Person, die sowohl Verena als auch mich beseitigen wollte? Wenn das so war, dann hatte dieser Jemand ganze Arbeit geleistet. Verena war tot, und ich würde lebenslänglich hinter Gittern verschwinden, sobald die Polizei mich wieder aufgriff. Aber wer hasste uns beide so abgrundtief?
Während ich noch darüber nachgrübelte, ertönten plötzlich Schritte auf der Gangway und wenig später auf dem Hausboot selbst. Eine Gestalt wurde schemenhaft im Eingangsbereich sichtbar. Ich wollte erschrocken aufspringen und mich irgendwo verstecken, aber der alte Bildhauer legte mir beruhigend seine Hand auf den Unterarm.
„Nur keine Panik, das ist mein Neffe. – Lars, wir sind hier in der Küche!“
Ich bekam beinahe einen Herzkasper, und das aus verschiedenen Gründen. Ich meine, Heinrich Berner vertraute ich sozusagen blind. Aber das musste ja nicht gleichermaßen für seinen Verwandten gelten, oder?
Dieser Lars betrat grinsend die Küche, wobei er die Überreste meiner Handschellen zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Er wusste oder ahnte nun also, dass ich eine geflohene Strafgefangene war. Doch auch diese Erkenntnis machte mich nicht wirklich unruhig.
Vielmehr wurde mir bewusst, dass ich Lars kannte.
Er war nämlich eines der männlichen Modelle aus dem Aktzeichenkurs von Professor Breithofen!
Ich hatte im letzten Semester viel Zeit damit verbracht, jeden Quadratzentimeter seines Körpers anzuschauen und möglichst naturgetreu auf die Leinwand zu bannen. Und dieser Typ ist ein richtiger Hingucker, ehrlich gesagt. Lars hatte nicht nur ein markantes männliches Gesicht, sondern auch einen athletischen durchtrainierten Körper. Und er war in jeder Hinsicht gut gebaut, wenn Sie verstehen …
Jedenfalls wurde ich knallrot, als ich ihn nun wieder vor mir sah. Bei unseren letzten Begegnungen war er splitternackt gewesen, und die Erinnerung an seinen Body hatte mir so manche unruhige Nacht beschert.
Seine grünen Augen blitzten auf, er fuhr sich mit der linken Hand durch sein wuscheliges kastanienbraunes Haar. Offenbar hatte er mich auch wiedererkannt.
„Du warst doch in dem Aktzeichenkurs von Professor Breithofen, nicht wahr? Hast du jetzt umgesattelt? Bist du neuerdings Entfesselungskünstlerin?“
Mir blieb die Luft weg. Sollte ich mich über seine Lockerheit freuen oder über seine Unverschämtheit ärgern? Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, ergriff Heinrich das Wort.
„Lars, Pia kann jetzt keine blöden Sprüche gebrauchen. Sie steckt schuldlos in Schwierigkeiten und benötigt unsere Hilfe.“
Nach dieser klaren Ansage schilderte der Bildhauer seinem Neffen noch die wichtigsten Fakten über den Mord, meine Verhaftung und meine Flucht. Er ließ kein Detail aus, offenbar hatte Heinrich mir wirklich gut zugehört. Lars wurde sofort ernst wie ein Sargträger. Er setzte sich neben mich auf die Küchenbank und legte mir sanft seine große Hand mit den langen kräftigen Fingern auf die Schulter. Und ich musste mir eingestehen, dass mir diese einfache Berührung sehr gut tat.
„Sorry, Pia. Ich kann manchmal einfach meine große Klappe nicht halten. Das ist wohl auch der Grund, warum ich es in keinem Job sehr lange aushalte.“
Ich lächelte.
„Arbeitest du deshalb nicht mehr als Aktmodell?“
„Nein, mir gefällt das stundenlange Stillsitzen nicht. Da hätte ich ja gleich Beamter werden können.“
„Als Beamter würdest du aber nicht nackt im Büro sitzen.“
Ich war froh, dass ich inzwischen wieder einigermaßen schlagfertig sein konnte. Lars sollte nicht denken, dass ich eine schüchterne Provinztrulla wäre, die sich von seinem umwerfenden Aussehen so einfach blenden ließ. Immerhin war er kein Angeber, sondern benahm sich ganz locker. In seiner zerschlissenen Jeans und seinem schwarzen Sweatshirt sah er jedenfalls nicht aus wie eines dieser blasierten Bübchen aus reichem Elternhaus, von denen es an der Kunstakademie reichlich viele gab.
Heinrich ließ durchblicken, dass sich sein Neffe mit Gelegenheitsjobs durchs Leben schlug. Für einen Karrieristen hatte ich Lars auch nicht gehalten, sein beruflicher Background war mir egal. Das spielte für mich wirklich keine große Rolle. In diesem Moment war ich einfach nur froh, dass er auch bei mir war.
Ich fühlte mich momentan richtig gut. Aber das änderte sich schnell, als der Bildhauer sein Küchenradio anstellte. Es liefen gerade Lokalnachrichten auf Radio Hamburg.
„ … wurden insgesamt 33 Fans vom 1. FC St. Pauli vorübergehend festgenommen. – Und hier noch eine dringende Fahndungsmeldung der Polizei Hamburg. Gesucht wird die zweiundzwanzigjährige Studentin Pia Kramer. Sie hat braunes schulterlanges Haar und dunkle Augen. Pia Kramer ist 166 cm groß und wiegt 60 kg. Bekleidet war sie zuletzt mit einer blauen Jeans und einer dunklen Windjacke. Die Verdächtige ist aus dem Polizeigewahrsam geflohen und gilt als sehr gefährlich. Möglicherweise ist sie bewaffnet.“