Mensch-Hund-Beziehung

Menschen haben Tiere bewusst in ihren Lebensraum aufgenommen. Im Fall des Hundes ist daraus eine ganz besondere Partnerschaft entstanden.
Unter Domestikation wird die Haustierwerdung einer wilden Tierart verstanden. Auch auf Pflanzen bezogen wird dieser Begriff verwendet. Ausschlaggebend für die Begriffsbestimmung ist, dass die Eingliederung in den Hausstand unter dem Aspekt des Nutzens für den Menschen betrachtet wird. Somit ist nicht jedes Tier, das beim Menschen lebt, automatisch ein domestiziertes Tier. Vögel (mit Ausnahme von Tauben) und Echsen zum Beispiel hält sich der Mensch zwar in seinem Haus, sie werden aber nicht seit Generationen zu einem ganz bestimmten Nutzzweck gezüchtet (Hemmer, 1983). Wenn Tiere in der Nähe von Menschen leben, können sie sich diesen anpassen. Zum Beispiel durch die Angleichung des Lebensrhythmus. Wenn nachts die Menschen auf den Straßen weniger werden, trauen sich Tiere eher in die Städte oder Vororte, um Nahrung zu suchen.
Die Anpassung an den Menschen unterscheidet sich in zwei Typen: Zum einen kann es sich um Domestikation handeln, zum anderen um Kommensalismus. Bei Letzterem ist häufig das Tier der agierende Part, der, vom Menschen gewollt oder nicht, in dessen Lebensraum eindringt. Mäuse und Ratten ernähren sich z.B. von den Abfällen der Menschen. Das schädigt die Menschen zwar nicht, wirklich gewollt sind diese Tiere aber in den wenigsten Fällen. Bei der Domestikation hingegen ist der Mensch der aktive Partner. Er bietet unter anderem Schutz und übernimmt die Verteidigung, was den Tieren oft mehr Ruhe bietet und damit weniger Stress für sie bedeutet. Der Mensch spielt eine große Rolle als Selektionsfaktor, beim Kommensalismus ist dieser Bereich dagegen vom Menschen nicht beeinflussbar, da sich die Tiere fortpflanzen, wann und mit wem sie wollen (Hemmer, 1983).
WICHTIG
Domestikation
„Eine neue Spezies entwickelt sich (...) durch eine über einen längeren Zeitraum und schrittweise vonstattengehende Verschiebung der Häufigkeit bestimmter Gene in einer Population.“ (Coppinger, 2011) Diese Genveränderungen haben Einfluss auf Aussehen und Verhalten und passen den Organismus besser an das Zusammenleben mit dem Menschen an.
Nähe und Verantwortung: Sozialpartner Mensch
Genveränderungen und die Tatsache, dass unsere Haushunde schon sehr früh nicht nur auf Artgenossen, sondern vor allem auch auf Menschen sozialisiert werden, haben zur Folge, dass unsere Haushunde uns Menschen immer mehr als Sozialpartner betrachten. Das bedeutet natürlich nicht, dass unsere Hunde uns als Artgenossen sehen, aber dennoch als einen ganz eng verbundenen und wichtigen Teil ihrer Sozialstruktur.
Dies bedeutet für uns Menschen aber natürlich auch gleichzeitig, dass wir das komplexe Rangordnungsgeflecht unserer Haushunde lesen wollen und müssen. Wir sollten uns dieser Aufgabe bewusst sein und uns nicht nur darauf begrenzen, der Dosenöffner und Schmuseonkel unseres Hundes zu sein, sondern viel mehr als das: ein Sozialpartner, der Verantwortung übernimmt. Haushunde brauchen die Nähe ihrer Menschen!
RUDELRANGORDNUNG
Voraussetzung für eine Rudelrangordnung sind eine differenzierte Kommunikation, ein gut entwickeltes Sozialverhalten und die Fähigkeit, sich in einem Sozialsystem einordnen zu können. Jeder Hund hat in seinem Rudel eine Aufgabe und Funktion, spielt somit eine wichtige Rolle. Dies führt zu sozialer Anerkennung. Hunde brauchen Klarheit über stabile Rangordnungspositionen, Aufgaben und gleiche Ziele. In einem Hunderudel herrschen hierarchische Strukturen. Hierarchie ist hier keinesfalls mit Diktatur zu verwechseln. Es geht in der Rangordnung nie darum, dass der Rangniedere stumpfsinnig das zu tun hat, was der Ranghöhere verlangt. Eine klare Zuordnung der Verhältnisse untereinander gibt ihnen jedoch Sicherheit, da ernsthafte Auseinandersetzungen, unter anderem aufgrund eines zu hohen Energieaufwandes, nicht häufig stattfinden.
WICHTIG
Was ist eine Rudelrangordnung?
Man spricht bei der Rudelrangordnung von einer Reihenfolge gemäß der sozialen Stellung bei in Gemeinschaft lebenden Tieren einer Art.
„Wird eine Tiergruppe durch das Band individueller Bekanntschaft zusammengehalten, dann liegt ein individualisierter Verband vor. Seine soziale Organisation kann durch die Ausbildung einer Rangordnung recht kompliziert sein. Eine solche entwickelt sich innerhalb einer Gruppe aufgrund gelegentlicher Kämpfe. Jedes Gruppenmitglied merkt sich im Laufe der Auseinandersetzungen, wer ihm über- und wer ihm unterlegen ist, und richtet sein Verhalten danach. Sind die Verhältnisse einmal festgelegt, wird im Allgemeinen weniger gekämpft, es genügt ein gelegentliches Drohen des Ranghöheren, um den Rangniedrigen in die Schranken zu weisen.“ (Eibl-Eibesfeldt, 1999)
RANGORDNUNG MENSCH / HUND
Auch in der Rangordnung zwischen Mensch und Hund muss der Hund seine Aufgaben und Funktionen haben. Er braucht eine unmissverständliche Position in der Rangordnung, die durch den Menschen bestätigt wird. Konsequenz – also in verschiedenen Situationen immer gleich zu handeln – ist für das Zusammenleben mit Hunden unerlässlich. Leider sind die wenigsten Menschen konsequent, was zu einer Unruhe in der Rangordnung führen kann, die den Hund oftmals überfordert.
Hunde zeigen ihren hohen sozialen Status z.B., indem sie Aufmerksamkeiten vom Menschen einfordern (Anstupsen zum Streicheln, Kopf auf den Schoß legen o. Ä.). Der Mensch sollte im Zusammenleben mit dem Hund der Initiator verschiedener Dinge sein. So fällt es einem Hund leichter, sich am Menschen zu orientieren. „Der Halter muss agierender Teil der Lebensgemeinschaft sein, anstatt zu sehr auf Verhaltensweisen seines Hundes zu reagieren. Agieren heißt Führung übernehmen, Status demonstrieren und ggf. auch zu behaupten. Die Erfahrung zeigt, dass hier der Schlüssel zum richtigen Umgang mit dem Hund liegt, zumal ausnahmsloses Reagieren auf unerwünschte Verhaltensweisen meist mit Emotionen einhergeht, die zu groben Missverständnissen im Kommunikationsbereich führen.“ (Bloch 1997)

Menschen sind auch Sozialpartner, daher ist der soziale Kontakt mit dem Menschen für Hunde enorm wichtig.
DER PRIVILEGIERTE STATUS
Ein privilegierter, ranghoher Hund zeigt sich in einem intakten Hunderudel durch ein sozial sicheres Auftreten. Er ist oft der Part zwischen Individuen, der die Entscheidung trifft, mal zu agieren und sich mal Ignoranz leisten zu können. Dies zeichnet ein Führungsverhältnis aus. Ein ignoranter/souveräner Hund buhlt selten um die Gunst der anderen, sondern lässt sich umwerben. Er zeigt ignorantes Verhalten Rangniederen gegenüber, entscheidet sich aber auch einmal, ein Spiel zu initiieren. Auch kann es sein, dass er sogar auf die Spielaufforderung des Rangniederen eingeht. Mit anderen Worten: Er entscheidet!
Der Rückschluss, den wir Menschen aus diesem Verhalten der Hunde untereinander ziehen können, ist, dass wir in erster Linie viel weniger um die Gunst des Hundes buhlen sollten. Ich erlebe es in meiner täglichen Arbeit immer wieder, wie Hunde viel mehr Interesse an ihrem Menschen entwickeln, nur weil dieser für einen kurzen Zeitraum nur das Nötigste mit ihnen innerhalb der Wohnung gesprochen hat. Es ist faszinierend zu sehen, wie sehr Hunde auf diese Form der Kommunikation reagieren und wie klar es für sie ist, dass sie den Sozialkontakt zu ihren Menschen haben wollen. Erschreckend allerdings ist auch, wie unnatürlich viele Menschen auf ihre Hunde einreden, so dass diese stets die Erfahrung machen, dass um sie gebuhlt wird. Beobachten Sie einfach im Alltag den Umgang der Hunde untereinander. Sie werden sehen, dass die Privilegien in aller Regel klar und deutlich verteilt sind.

Nur wer Sicherheit vermittelt, kann auch mehrere Hunde souverän führen. So ist ein Alltag auch mit vielen Hunden entspannt möglich. Fiene, Ronja und Millie orientieren sich an Heike.
WAS WIR VON HUNDEN LERNEN
INDIVIDUALDISTANZ
Ranghohe Tiere bestehen in unterschiedlichsten Situationen auf der Einhaltung ihrer Individualdistanz und entscheiden, wer in diese eindringen darf und wer nicht – beispielsweise durch das Nichtzulassen von pflegender Dominanz, Streicheln oder Bürsten.
- DSH-Hündin Kessy, fünf Jahre alt, liegt im Korb. DSH-Hündin Susi, zwei Jahre alt, möchte dazu. Kessy erlaubt es ihr nicht, indem sie Susi wegknurrt. Susi versteht dies und legt sich auf einen anderen Platz.
- Eurasier-Rüde Lennon, zwei Jahre alt, zeigt Drohfixieren, fletscht die Zähne und knurrt Frauchen an, wenn diese ihn bürsten möchte.
BESITZ- UND STATUSANZEIGENDES VERHALTEN
Hunde benutzen Gegenstände, die sie umhertragen oder auf denen sie kauen, um Besitz (Privileg) anzuzeigen oder um anderen Hunden etwas beizubringen. Wenn sie diese verteidigen, gibt es verschiedene Gründe:
- Leonberger-Hündin Maya hat ein Schweineohr zwischen ihren Pfoten und macht ihren Welpen deutlich, dass es ganz allein ihres ist (erzieherische Maßnahme, besitzanzeigendes Verhalten).
- Whippet-Rüde Benny rennt wie wild im Imponiergalopp durch die Wohnung und trägt Dinge zur Begrüßung umher, wenn sein Herrchen nach Hause kommt (status- und besitzanzeigendes Verhalten).
Nutzen Sie diese Verhaltensweisen ruhig umgekehrt. Setzen Sie sich z.B. regelmäßig mit Gegenständen, die der Hund spannend findet, hin und lassen ihn nicht ran. Auf diese Weise bleibt das Spielzeug als Motivationsobjekt zur Belohnung interessant, und Sie dokumentieren das Privileg, zu jeder Zeit Zugriff auf alle Ressourcen zu haben.

Der Rhodesian Ridgeback gilt als territoriale Rasse. Ihn mit einem Ball zu motivieren, wird oftmals schwer.
DAS TERRITORIUM
Viele Säugetiere betrachten einen Teil ihres Lebensraumes oder die Stelle, an der sie sich gerade befinden, als ihr Territorium, das sie gegenüber Artgenossen oder anderen Eindringlingen verteidigen. Das eigene Revier eines Tieres oder einer Tiergruppe bietet Nahrung, ermöglicht Reproduktion und sichert so das Überleben.
Das Territorium ist keine artspezifische Konstante, sondern hängt vom ökologischen Gleichgewicht ab. Vergrößert sich eine Population, steigt die Bevölkerungsdichte, die sich wiederum nur so weit verändert, wie es für eine bestimmte Tiergruppe möglich ist. Um ein Terrain wird nicht permanent gekämpft, sondern nur zu bestimmten Zeiten, z.B. in Zeiten der Fortpflanzung, bei Nahrungsmangel, Vertreibung durch „Feinde“, Expansion einer Art oder bei Neuzuzug. In einem übergeordneten Rahmen dient die Territorialität dazu, Tiere gleichmäßiger in einem Gebiet zu verteilen. Durch Druck auf den Nachbarn wird eine Verbreitung angestrebt. Ein Territorium gilt als ein Revier, das permanent gegenüber Fremden gesichert und verteidigt werden kann. „Ethologisch kann man als Territorium jenen Raum bezeichnen, in dem ein Tier oder eine Tiergruppe über eine andere dominiert, die wiederum an einem anderen Ort dominant auftreten kann.“ (Eibl-Eibesfeldt, 1999)
Das In-Besitz-Nehmen eines Terrains signalisiert gegenüber Eindringlingen Überlegenheit und Verteidigungsbereitschaft einer Gruppe von Tieren. Grenzen werden dazu „gekennzeichnet“.
TERRITORIUMSGRENZEN
Ein wichtiger Aspekt, um ein Territorium zu erhalten, ist das Abstecken von Grenzen. Die Duftmarkierung ist ein gezieltes Absetzen von Urin und Kot, dies wird teilweise durch Scharren untermalt. Oft werden markante Stellen oder landschaftliche Veränderungen genutzt, um eine Markierung besser zu präsentieren.
„Deshalb müssen Inhaber eines Territoriums:
- bestrebt sein, alle Duftmarken, die nicht den eigenen Geruch besitzen, zu ersetzen.
- sich sicher sein, dass ihr eigener Körpergeruch stark ist.
- erreichbar sein für eine olfaktorische Investigation (Suche nach Informationen).
- ihre Geruchsmarken so verteilen, dass die Chance, von Eindringlingen erkannt zu werden, sehr groß ist!“ (Feddersen-Petersen, 2004)
FORMEN TERRITORIALEN VERHALTENS
Für den einen Hund gibt es eine klare Unterscheidung zwischen Haus und draußen, für andere gilt Territorialität überall. Ebenso ist es unterschiedlich, gegen wen ein Terrain verteidigt wird. Wobei mit „Verteidigen“ nicht sofort Beißen gemeint ist. Nachfolgend sind verschiedene Verhaltensformen aufgelistet, die territorialem Verhalten zugeordnet werden können.
Hundeprofi – Territorialverhalten
Der Hundeprofi im Einsatz:
Territorialverhalten
Alle Verhaltensweisen müssen im Kontext einer Situation betrachtet werden, ähnlich wie im Sprachgebrauch ein Wort verschiedene Bedeutungen haben kann.
Markieren
Markiert wird, um einen Territorialanspruch zu erheben oder um einen hohen sozialen Status zu demonstrieren. Dieses Verhalten kann auch an einen Adressaten gerichtet werden, um in einen Dialog einzusteigen oder zu inszenieren. Scharren und Fixieren untermalen das Ganze. Es kann auch ein schnelles Laufen inszeniert werden.

Imponieren
Durch imponierende Selbstdarstellung wie steifer Gang, imponierende Gangart, Rute nach oben, sich körperlich groß machen und Ähnliches wird ein Adressat (Eindringling oder Revierbesitzer) zum „Dialog“ aufgefordert. Wenn die Selbsteinschätzung der Situation angemessen ist, der imponierende Status vom Gegner akzeptiert wird und somit aufrechterhalten werden kann, geht der Imponierende als „Sieger aus dem Ring“.

Schnuppern
Das eigene Revier wird durch Schnuppern auf eventuell anwesende Konkurrenten untersucht. Schnuppern kann ein In-Besitz-Nehmen eines bestimmten beschnupperten Terrains, Gegenstands, Artgenossen oder des Menschen bedeuten oder eine konfliktvermeidende Strategie im Rahmen einer territorialen Verhaltensweise. Grasfressen kann ebenfalls eine Untermalung dazu sein.

Aufstampfen
Durch Aufstampfen mit beiden Vorderpfoten zugleich und stramm durchgedrücktem Rücken, um sich damit selbst darzustellen, demonstrieren manche Hunde ihre Besitzansprüche. Dies kann an der Grenze eines Terrains oder am Ende der Leine geschehen. Das Stampfen kann auch mit einem Imponiergalopp davor und/oder auch danach kombiniert werden.

Fixieren
Fixieren ist ein Drohen auf Distanz, kommt auch in der Kombination mit Hinlegen, Anschleichen und Hinlaufen vor. Mit Fixieren ist nicht kurzes Anschauen, sondern lang anhaltendes Anstarren gemeint.

Frontales „Stellen“/Rempeln
Mit Tempo auf ein Gegenüber zulaufen und unvermittelt mit einem Sprung vor der Nase des anderen landen ohne vorherigen Körperkontakt. Überraschungseffekt des Erschreckens wird genutzt, und meist folgt ein Zurückweichen des anderen Hundes. Die Steigerung dieser Form der Erstbegegnung ist ein Anspringen mit Körperkontakt, was den anderen auch schon mal zu Fall oder ins Straucheln bringen kann.

Schnelles, frontales Zulaufen
Auch dieses Verhaltensmuster dient dazu, sein Gegenüber mit Tempo zu überraschen und/oder aus der Reserve zu locken und selber den Erstkontakt in der offensiveren Position zu nutzen. Kombinationen mit imponierenden Gangarten kurz vor der Begegnung unterstützen den Zweck.

Anschleichen
Das Anschleichen tritt oft in Kombination mit Fixieren auf. Es kommt aus dem Funktionskreis der Jagd und wird auch als territoriales Verhaltensmuster benutzt. Das konkrete Muster sieht folgendermaßen aus: fixieren → anschleichen → jagen oder auf das Gegenüber zulaufen → frontales „Stellen“ → Kontakt.

T-Stellung
Die T-Stellung ist eine ganz klare, territoriale Begrenzung in der Offensive, bei der der Aggressor den T-Balken bildet. Er wird beim Menschen oft auch mit Anlehnen in T-Stellung vor dem Menschen gemacht, als Mischung aus territorialem Begrenzen und Besitzanspruch. Eine ähnliche Situation kann sich bei „Begrüßungszeremonien“ von Hunden gegenüber dem Hundehalter oder Besuchern zeigen.

Wegabschneiden/Überholen
Alle möglichen Variationen kommen vor!
Ohne Körperkontakt: wie zufällig „traversieren“, seitliches Abdrängen.
Mit Körperkontakt:
seitliches Anspringen (der Hund läuft in schnellem Tempo an die
Seite des zweiten Hundes und streift diesen im Sprung wie
zufällig), Rempeln (der Hund läuft in schnellem Tempo an die Seite
des zweiten Hundes, mit einem seitlichen Impuls der Hüfte wird
dieser touchiert bis gerempelt), in Extremitäten beißen.
Dem Hund geht es darum, sich den Vortritt auf ein neues Gebiet zu
verschaffen, entweder mit dezenten Andeutungen oder mit allen
Mitteln.

AUFTEILUNG EINES TERRITORIUMS
Man kann bei einem Territorium von einem Kern- und einem Aktionsraum sprechen (Eibl-Eibesfeldt, 1999). Im Kernraum wird der Nachwuchs großgezogen, Ruhestätte und Schlaflager befinden sich dort. Das erweiterte Territorium ist der Aktionsraum, das Jagdrevier. Die Größe eines Territoriums ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Vor allem aber von den dort zur Verfügung stehenden Ressourcen.
KERNRAUM FÜR HUNDE
Es ist für viele Hunde unklar, warum es in unserem Leben so viele Überschneidungen im vermeintlichen Kernraum gibt. Wie ein Hund sein Territorium aufteilt, ist sehr individuell. Für Haushunde sind das Haus bzw. die Wohnung oder auch das Auto tendenziell dem Kernraum zugehörig, es kann auch ein Raum im Wohnbereich sein, den ein Hund gegenüber anderen verteidigt. Für Hunde, die im Zwinger leben, kann der Zwinger die letzte Bastion sein, die es zu verteidigen gilt. Der Garten kann je nach individueller territorialer „Interessenslage/Veranlagung“ des Hundes einen Übergang bilden oder ebenfalls dem Kernraum zugeordnet werden. Die Ursache warum, weshalb und wie ein Hund „sein“ Territorium sieht, hängt mit der Rasse, seiner Haltung und seinem Lebenslauf zusammen. Der Übergang vom Kern- in den Aktionsraum kann für viele Hunde ebenfalls zum Problem werden.
WICHTIG
Territoriumsaufteilung
Kernraum
- einzelne Zimmer im Wohnbereich
- Wohnung/Haus
- Garten
- Eingangsbereich, Hoftor, Gartentor
- im oder um das Auto herum
Aktionsraum
- bekanntes Terrain
- längeres Verweilen an einer bestimmten Stelle
- überall dort, wo der Hund sich außerhalb des Kernraumes befindet (z.B. Wiesen, Wege)
- Hundeplatz

Labrador Retriever-Hündin Ginala liegt ganz entspannt im Auto und wartet auf das Signal ihres Menschen, bevor sie aus dem Auto springt.
AKTIONSRAUM FÜR HUNDE
Der tägliche Spaziergang in gleich bleibendem Terrain wäre dem Aktionsraum zuzuordnen. Hierbei betrachten einige Hunde die Stammwiese bzw. den täglichen Spazierweg als ihr Eigentum und verteidigen diesen unter Umständen sogar. Ebenso kann das Verweilen an einer Stelle zu territorialem Verhalten führen. Das Verhalten eines Hundes verändert sich, je weiter weg er sich vom Zentrum seines „Reiches“ befindet.
Sehr häufig ist zu beobachten, dass Hunde, die über einen Zeitraum von mehreren Stunden an einer Stelle im Aktionsraum verweilen, z.B. im Biergarten, Restaurant etc., dort bereits Verhaltensweisen zeigen, die ansonsten eher im Kernraum stattfinden. Die einen entspannen richtig und geraten sogar in Tiefschlaf, den sie sonst nur zu Hause haben. Die anderen entwickeln auch im Aktionsraum eine territoriale Aggressivität und erheben Anspruch auf diesen Ort.
WIE VIEL PLATZ BRAUCHEN HUNDE?
Es gilt landläufig die Meinung, dass Hunde einen großen Garten und ein großes Haus brauchen, um glücklich zu sein. Meine Erfahrung im täglichen Umgang mit Hunden zeigt jedoch etwas ganz anderes. Für Hunde ist es viel wichtiger, im Aktionsraum ausreichend geistig und körperlich beschäftigt zu werden, als einen großen Garten zur Verfügung zu haben, in dem letztendlich nicht viel Spannendes passiert. Es wäre absolut in Ordnung, einen Hund in einer 50m2 kleinen Wohnung zu halten, solange er nur außerhalb dieser Wohnung reichlich Interessantes und Abwechslungsreiches geboten bekommt. Sollte Ihr Hund mehrmals täglich, über mehrere Minuten, das Haus bzw. die Wohnung dazu nutzen, um wild herumzutollen, sollten Sie sich Gedanken machen, wie Sie Ihren Hund in Zukunft besser geistig und körperlich beschäftigen können. Natürlich ist es für viele Menschen viel bequemer, einen Hund morgens und abends kurz in den Garten zu schicken, um ihn dort sein Geschäft erledigen zu lassen. Und zugegeben ist es sicher schön, die Möglichkeit zu haben, mit dem Hund im Garten herumzutollen. Die Betonung liegt hier allerdings auf „mit dem Hund“. Denn allein sind Hunde keinesfalls im Garten gut aufgehoben. Viele Hunde, die allein Zugang zum Garten haben, entwickeln dort eine sehr starke Reizempfänglichkeit, welche sie sehr häufig zu Kläffern oder gar ernsthaft territorial aggressiven Hunden macht.
Erziehung beginnt zu Hause
Viele Menschen erziehen unbewusst ihren Hund ausschließlich draußen bzw. im Aktionsraum. Allerdings beobachten Hunde ihre Menschen einen Großteil des Tages und interpretieren deren Verhalten auf ihre eigene Art und Weise. So ist es für einen Hund geradezu absurd, dass er innerhalb des Kernraums kaum begrenzt wird und sogar mit einer Vielzahl von Privilegien ausgestattet ist, aber ausgerechnet dann, wenn es draußen wirklich darauf ankommt, mit einem Mal „gehorchen“ soll. Erziehung ist weit mehr als Dressur auf dem Hundeplatz! Um dem Hund zu verdeutlichen, dass er sich an Ihnen orientieren sollte und nicht umgekehrt, ist es sinnvoll, im Kernraum klare Regeln für das gemeinsame Zusammenleben aufzustellen.
TABUZONEN
Ein großes Privileg der Ranghöheren innerhalb einer Gruppe ist es, eine große Individualdistanz zu verlangen, bzw. viel Raum für sich zu beanspruchen. Um dem Hund zu verdeutlichen, dass er bezüglich des Kernraums weniger Privilegien hat als Menschen, sprich weniger Raum zur Verfügung hat als sie, sollte es Räume innerhalb des Hauses geben, die der Hund nicht betreten darf. Wichtig hierbei ist aber auch, dass der Hund nicht aus dem täglichen sozialen Leben innerhalb des Familienrudels ausgegrenzt wird. So sollten z.B. eher das Badezimmer und die Küche Tabuzone sein als das Wohnzimmer.
Sollten kleine Kinder im Haus leben, so ist es durchaus sinnvoll, die Kinderzimmer zusätzlich als Tabu darzustellen. Im Umkehrschluss sollten auch Kinder respektieren, dass es Ruhezonen (Körbchen, Decke etc.) für den Hund geben muss, in denen er absolut nicht gestört wird.

Labrador Retriever-Hündin Lilyen (2 Jahre) hat gelernt, das Kinderzimmer als Tabuzone zu akzeptieren.
SCHLAF- UND LIEGEPLÄTZE
Sehr häufig erlebe ich bei Hausbesuchen, dass der Hund sein Körbchen oder seine Decke direkt vor der Haustüre bzw. im Hausflur hat. Da ist es kühl, da liegen schnell abwaschbare Fliesen und der Wohnzimmerteppich hält noch ein paar Jahre länger.
Genau dieser Platz ist aber der ungünstigste, den man wählen kann. Denn es ist einer der strategisch wichtigsten Orte des Hauses – es ist der territorialste Platz. Dieser Platz führt in aller Regel sowohl für den Menschen als auch für den Hund zu Problemen. Potenzial für ein menschliches Problem ist dadurch gegeben, dass Hunde, die an solch zentral exponierten Stellen ihre Liegestelle haben „dürfen“, von der sie nicht nur als Erster der Familie alle Besucher bemerken und deren Aufmerksamkeit bekommen, in aller Regel eine viel zu starke Reizempfänglichkeit entwickeln und somit sehr häufig ihre Rolle als „Pförtner“ zu ernst nehmen. Ein solcher Hund wird leider sehr schnell zum Kläffer und unter Umständen auch schnell so wachsam, dass es zu ernstzunehmender territorialer Aggression kommen kann. Für den Hund besteht das Problem, dass er an einem Ort, an dem nicht nur alle Besucher, sondern auch alle Familienmitglieder stets vorbeilaufen, nicht wirklich entspannen kann. Es ist doch auch für uns Menschen logisch, das Schlafzimmer automatisch so zu wählen, dass Besucher oder Familienmitglieder nicht ständig daran vorbeimüssen. Und nicht umsonst wählen viele Menschen das Zimmer des Hauses als Schlafzimmer, das an der von der Straße abgewandten Seite liegt. Gönnen Sie Ihrem Hund ein natürliches Maß an Ruhe und teilen Sie ihm Schlaf- und Liegestellen so zu, dass er zwar von allen Familienaktivitäten ausreichend mitbekommt und nicht isoliert wird, jedoch trotzdem noch entspannen kann!

Mischlingshündin Ronja (13 Jahre) liegt gelassen in ihrem Korb im Wohnzimmer und schläft. Dadurch, dass der Korb nicht mitten im Durchgang steht, hat sie ihre Ruhe und kann entspannen.
WICHTIG
Liegeplatz
Er befindet sich z.B. im Wohnzimmer und dort in einer Ecke ohne Blick auf die Tür. Am besten nimmt man eine Decke oder einen Korb.
Und nachts? Der Hund ist ein Rudeltier. Und das Rudel bleibt auch nachts zusammen – man bietet sich gegenseitig Schutz. Eine Gruppe hört viel mehr als ein einzelnes Mitglied, und eine Gruppe ist viel wehrhafter als ein Einzelner. Deswegen ist es für den Hund nur logisch, dass er nachts mit ins Schlafzimmer kommt.
FUTTER- UND WASSERPLÄTZE
Was für den Schlafplatz gilt, gilt auch für Futter- und Wasserplätze. Platzieren Sie beides unter keinen Umständen im Hausflur. Auch hier besteht die Gefahr, dass der Hund diese Ressourcen Besuchern gegenüber zu verteidigen beginnt. Natürlich muss nicht automatisch jeder Hund, dessen Futter- und Wasserplätze sowie seine Liegestellen im Hausflur sind, zu einem Problem werden. Allerdings dienen die hier beschriebenen Maßnahmen der Prophylaxe von Problemen.
ALLEINBLEIBEN
Wenn ein Hund nicht alleine bleiben kann, ist immer relativ schnell von Trennungsangst die Rede. Und tatsächlich ist Trennungsangst bzw. der starke Wunsch nach Bindung etwas sehr Natürliches. Bei Welpen lässt sich zu Anfang sehr schön erkennen, dass sie ihre Umgebung stets in der Nähe eines Sozialpartners erkunden. Obwohl Angst und Bindung natürliche Phänomene sind, müssen Welpen lernen, alleine zu bleiben. In ihrem späteren Zusammenleben mit dem Menschen wird es schließlich immer wieder dazu kommen, dass der Mensch ohne sie die Wohnung oder das Auto verlässt. Wer nie gelernt hat, alleine zu bleiben, wird mit diesen Situationen nicht umgehen können, Angst entwickeln und unter diesem Zustand leiden. Das kann sich auf eine extrovertierte Art äußern, indem laut gejault und geheult oder die Wohnungseinrichtung zerstört wird. Nicht selten werden durch den Versuch, sich durchzubuddeln, Türen zerkratzt. Hunde, die auf eine eher introvertierte Art reagieren, verharren häufig in einer Position, starren mit deutlicher Angstmimik Richtung Tür und/oder hecheln stark. Andere kompensieren ihre Ängste durch Autoaggressionen, wie z.B. Pfoten wund lecken/beißen, sich kratzen oder sich im Kreis drehen bis zur Erschöpfung.
Es versteht sich von selbst, dass Menschen, die den Hund täglich mehr als vier bis fünf Stunden alleine lassen müssen, definitiv keinen Hund halten sollten. Häufig herrscht der Irrglaube, ein zweiter Hund mache das Alleinbleiben leichter. Hier wird leider vergessen, dass beide Hunde nun quasi alleine sind. Nämlich alleine ohne ihren Sozialpartner Mensch!

Damit die 10 Wochen alte Nasha lernt, alleine zu bleiben, geht Frauchen immer wieder durch die Wohnung. Noch folgt Nasha ihr auf Schritt und Tritt.

links: Auf ihrem Platz bekommt Nasha etwas zu kauen. Das gibt es nur, wenn sie schön im Korb bleibt.
rechts: Bald hat Nasha gelernt, entspannt in ihrem Korb zu bleiben, auch wenn Frauchen den Raum verlässt.
URSACHEN – VERLUST ODER ANGST?
Die Trennungsangst beim Welpen ist durchaus berechtigt und „normal“. Was ist aber mit dem erwachsenen Hund, der bei Abwesenheit seiner Halter die Wohnung zerlegt? Hat er das Alleinbleiben nicht gelernt oder ist er so gestresst, weil er keinen Einfluss mehr auf seine Menschen ausüben kann? Genau das müssen wir beim Stichwort „Trennungsangst“ erst einmal klären, denn sehr häufig wird pauschal von Trennungsangst gesprochen, wenn der Hund unter einem starken Kontrollverlust leidet, oder wenn er schlichtweg komplett unterfordert ist und aus Langeweile bzw. mangelnder Beschäftigung im Alltag die Wohnung nach seinen Wünschen umdekoriert. Aber wie erkennt man nun den Unterschied? Leider ist dies nicht an dem Verhalten des Hundes, während er alleine bleibt, deutlich zu sehen. Die Symptome, ob bei Trennungsangst oder Kontrollverlust, sind häufig dieselben. Infolgedessen sollte der Hund bzw. die Mensch-Hund-Beziehung wieder im Ganzen betrachtet werden.
WICHTIG
Bindung
„Es dürfte kaum eine Verhaltensweise geben, die stärker von Gefühlen begleitet ist als das Bindungsverhalten. Dieses wird in gewisser Weise auch durch die Angst, und zwar durch die Angst vor dem Alleinsein, gefördert. Die biologische Bedeutung dieser Verhaltensweise ist leicht zu erkennen, denn in der freien Natur bedeutet Alleinsein, insbesondere von Jungtieren, sehr häufig den baldigen Tod.“ (Weidt, 1996)
KONTROLLVERLUST
Hunde, die unter Kontrollverlust leiden, zeigen auch im täglichen Zusammenleben eher kontrollierendes Verhalten. Sie beschränken ihre Menschenoft räumlich durch Umkreisen, eine T-Stellung, sich in den Weg legen oder Ähnliches. Ihre Körpersprache ist tendenziell imposant. Sehr häufig sieht man bei diesen Hunden Imponiertrab sogar innerhalb des Hauses. Außerdem laufen sie ihren Menschen ständig oder oft hinterher, wenn diese das Zimmer wechseln. Natürlich wird auch ein unter Trennungsangst leidender Hund mal seinem Menschen den Weg abschneiden, hier geht es aber viel mehr um eine grundsätzliche Verhaltensrichtung.
Ich erlebe sehr häufig, dass Menschen, die der Meinung sind, ihr Hund leide unter Trennungsangst und könne deshalb nicht alleine bleiben, sehr überrascht sind, dass ich hier zunächst keinen Hausbesuch vereinbare. Ich treffe mich mit solchen Mensch-Hund-Teams immer an hunde- und menschenreichen, aber doch überschaubaren und sicheren Orten. Meine Bitte, den Hund nun hier abzuleinen und einmal frei laufen zu lassen, wird oft mit „Tja hier ist’s gerade schlecht, er rennt zu den Hunden und Menschen“ kommentiert. Meine Frage lautet stets: Wo ist nun seine Trennungsangst? Ein Hund mit ernsten Trennungsängsten ist auch draußen stets bestrebt, in der Nähe und im Aktionsradius seiner sozialen Gruppe zu bleiben. Mit anderen Worten handelt es sich bei Hunden, die im Haus ihre Menschen auf Schritt und Tritt verfolgen und nicht gern allein bleiben, draußen aber stets Besseres zu tun haben, als sich in der Nähe der eigenen Familie aufzuhalten, in den allermeisten Fällen absolut nicht um Hunde mit Trennungsängsten (Nijboer, 2002). Hunde, die eher zu kontrollierendem Verhalten neigen, springen ihre Menschen zur Begrüßung häufig maßregelnd mit beiden Vorderpfoten an oder rempeln sie an, nachdem sie mit stramm durchgedrücktem Rücken und nach vorn gestellten Ohren angaloppiert kamen. Interessant ist auch, dass viele Hunde, die aus Kontrollverlust im Haus nicht alleine bleiben, dies im Auto für eine gewisse Zeit prima schaffen. Denn hier wird der Hund beim Zurückkommen nicht erst groß begrüßt, man will schnell weiter.

Ein Hund, der draußen nicht auf seinen Menschen achtet, sobald andere Hunde oder Menschen auftauchen, wird kaum unter Trennungsangst leiden.
TRENNUNGSANGST
Hunde mit Trennungsangst laufen ihren Menschen in der Wohnung zwar häufig auch viel und oft hinterher, allerdings tun sie das im Vergleich zu den kontrollierenden Hunden nicht mit solch extrovertierter, imponierender Körpersprache. Auch bei Spaziergängen sind diese Hunde oft „anhänglicher“, was bedeutet, dass sie ihren Menschen nicht so gerne aus den Augen verlieren, und wenn, dann höchstens nur kurz, aus Angst, man könnte sich verlieren. Stark jagdpassionierte Hunde können schon mal über ihren „Angstschatten“ springen und trotz Trennungsangst einem Hasen hinterherlaufen. Es handelt sich nicht um klare Entscheidungsrichtlinien, sondern um Tendenzen des Verhaltens. Ist der Hund eher ständig in der Nähe, oder ist er nur mit externen Dingen beschäftigt?
Hunde, die unter Trennungsangst leiden, werden bei Lautäußerungen eher Jaul- und Heullaute von sich geben. Denn das Heulen hängt stark mit einem Kontaktaufnehmen untereinander zusammen. So ist es logisch, dass ein Hund mit Trennungsangst sein Rudel ruft und mit ihm wieder in Verbindung treten möchte. Oft wird dafür sogar auf erhöhte Positionen wie Couch oder Tisch geklettert. Dies darf auf keinen Fall als ein „Dominanzgebaren“ gewertet werden, sondern ist als schlichtes Chorheulen zu sehen. Kehren die Menschen dann zurück, zeigt der Hund oft starke Beschwichtigungssignale, klettert, beide Vorderpfoten abwechselnd nutzend, eher am Menschen hoch, anstatt zu springen, um Mund, Gesicht und Ohren zu lecken. Er legt die Ohren an, anstatt sie nach vorne zu stellen, versucht sich klein zu machen. Dies bedeutet natürlich auch nicht zeitgleich, dass Ihr Hund, nur weil er freundlich beschwichtigend auf Sie zuläuft, automatisch an Trennungsangst leidet.
Legt sich der Hund nach der Begrüßung erst einmal hin und fällt in tiefen Schlaf, ist dies ein großes Alarmsignal, ein Zeichen dafür, dass er in Abwesenheit der Menschen unter so starkem Stress steht, dass er sich nun, wo alle wieder da sind, erst mal davon erholen muss (Nijboer, 2004).
Trennungsangst kann aber nicht nur durch mangelnde Lernerfahrung, sondern auch durch plötzliche Veränderungen (z.B. Trennung der Hundehalter und plötzliches Alleinsein des Hundes in einer neuen Wohnung) oder andere traumatische Erfahrungen (heftiges Gewitter während der Hund alleine ist, wobei der Hund eine Verbindung zum Alleinsein herstellen kann) entstehen.
Oft genug entsteht eine Angst vor dem Alleinbleiben aber auch durch unsachgemäßen Einsatz von Hilfsmitteln wie einem Sprühimpulsgerät, einer Discscheibe, einer Klapperdose oder Ähnlichem. Viele Menschen monieren, dass ihr Hund in ihrer Abwesenheit aufs Bett klettert oder sich Essen vom Tisch „stiehlt“. Hunde empfinden dies übrigens keinesfalls als Stehlen, da dieser Teil der Nahrung aus ihrer Sicht einfach übrig geblieben und wohl anscheinend für niemanden mehr bestimmt ist. Wenn der Hund aber nun in Abwesenheit des Menschen über eine Fernsteuerung das Sprühimpulsgerät oder über eine lange Schnur die über der Couch befestigte Klapperdose als Sanktion erlebt, die aus seiner Sicht aus heiterem Himmel in der Phase des Alleinbleibens kam, dann kann das extrem traumatische Folgen haben. Nicht selten wird ein Hund dadurch zu einem Hund, der um keinen Preis mehr allein bleiben mag. Schließlich wird es dann ja gefährlich für ihn.

Manche Hunde lassen ihre Halter kaum aus den Augen.
Hundeprofi – Trennungsangst
Der Hundeprofi im Einsatz:
Trennungsangst
Es gibt zwei Arten, wie Hunde mit Trennungsangst umgehen. Extrovertierte Hunde zeigen ihre Angst nach außern hin laut und deutlich, introvertierte Hunde leiden still.
Extrovertierte Hunde
Zum Glück reagieren die meisten Hunde eher extrovertiert, wenn sie nicht gelernt haben, alleine zu bleiben. Ich sage „zum Glück“, da durch den Leidensdruck, den ein laut bellender, Wohnung zerstörender Hund seinen Menschen macht, diese eher professionelle Hilfe aufsuchen.
Introvertierte Hunde
Diese liegen meist während des Alleinbleibens verkrampft und zitternd in einer Ecke. Sie sind beim Zurückkommen ihres Halters erschöpft, was meist als Müdigkeit interpretiert und nicht als Problem gesehen wird.
Stress-Symptome
- Hecheln, Speicheln (Speichelflecken auf der Decke), Zittern
- erhöhte Temperatur (Hund fühlt sich warm an)
- starkes Pfotenschwitzen
- Absetzen von weichem, breiigem Kot auf dem Spaziergang (nach dem Alleinbleiben)
- starke Erschöpfung (Pfoten lecken, knabbern)
- Zerstören von Gegenständen
- übermäßiges Saufen, schuppige Haut etc.

TRENNUNG LANGSAM ÜBEN
Das Vorgehen muss stets in kleinen Schritten geschehen, da eine zu starke Veränderung in aller Regel eine noch größere Verunsicherung zur Folge hat.
Wenn Hunde ihrem Menschen den ganzen Tag hinterherlaufen, kann das für beide sehr anstrengend sein. Auch hier kann man dem Hund in kleinsten Schritten beibringen, auch mal ohne seinen Menschen auszukommen. Da reicht es schon, die Zimmertür hinter sich zu schließen, um sie direkt danach gleich wieder zu öffnen. Der Hund soll die Erfahrung machen, dass sein Mensch auch wieder auftaucht, selbst wenn er ihn kurz nicht gesehen hat. Und damit sich beim Hund erst gar keine Unsicherheit breit macht und er anfängt zu leiden, ist der Mensch schon wieder da, bevor er begriffen hat, was eigentlich los ist. Viele Hunde machen im Grunde die Erfahrung, dass sie den ganzen Tag dem Menschen innerhalb der Wohnung hinterherlaufen dürfen. Kommt es nun jedoch zu der Situation, dass der Mensch das Haus alleine verlässt, ist die Veränderung oft viel zu groß für den Hund. Hält er es nach einigen Trainingseinheiten aus, 10 bis 30 Sekunden entspannt alleine in einem anderen Zimmer zu bleiben, ohne Stress oder Angst zu entwickeln, ist der Zeitpunkt noch lange nicht gekommen, das Haus zu verlassen.
Machen Sie nicht die beiden grundlegenden Fehler, sich mit ein paar netten Worten zu verabschieden und mit großem Lob wieder aufzutauchen. Ersteres führt dazu, dass der Hund nur unnötig lernt, dass Ihre Sprache zur Folge hat, dass etwas Negatives folgt, denn Sie tun ja das, was er nicht mag: Sie lassen ihn allein. Das Zweite erschwert dem Hund das Alleinbleiben insofern, als dass danach immer etwas ganz Besonderes, eine wilde Begrüßungsarie folgt, auf die es sich „engagiert“ zu warten lohnt und die den Hund schon vorher in große Aufregung versetzt. Am besten ist, in der ersten Phase des Trainings kommentarlos rein- und rauszugehen. Erst wenn Sie von einem Zimmer ins andere laufen und die Tür hinter sich für ca. zehn Minuten schließen können und Ihr Hund ganz entspannt zurückbleibt, können Sie an das Verlassen der Wohnung denken. Und hier ist es absolut effektiv und sinnvoll, ebenfalls in kleinsten Schritten zu beginnen.
Machen Sie nicht den Fehler und starten gleich mit einigen Minuten, da Ihr Hund dies bereits kennt. Zum einen ist das Verlassen des Hauses für Ihren Hund eine komplett andere Situation, da Sie nun den Kernraum wirklich verlassen. Zum anderen hat Ihr Hund in dieser Situation schon die Erwartungshaltung, dass für ihn etwas Negatives, sprich Alleinbleiben, folgt. Deshalb sollten Sie auch hier in winzig kleinen Teilschritten beginnen, wie innerhalb der Wohnung beim Verlassen des Zimmers.
Allein bleiben Labrador-Hündin Debby soll lernen, entspannt alleine zu Hause zu bleiben.

Frauchen verlässt den Raum, ohne mit Debby zu sprechen.

Debby hat gelernt, dass ihr Mensch nach kurzer Zeit wieder zurückkommt und bleibt entspannt liegen.

Selbst bei der Rückkehr bleibt Debby liegen. Sie wird ignoriert und nicht angesprochen.
AUSLÖSEREIZE LÖSCHEN
Weiterhin lassen sich bestimmte Auslöser umkonditionieren. Ist für den Hund schon das Jacke-Anziehen und Zum-Schlüssel-Greifen mit der Vorstellung verbunden, dass er nicht mitgenommen wird, sollten Sie etliche Male am Tag die Jacke anziehen oder die Schlüssel in die Hand nehmen, ohne dass Sie gehen. Ihr Hund gerät so jedes Mal in eine Erwartungshaltung, die aber nicht bestätigt wird. Hält man dies einige Wochen durch, lernt der Hund, dass sein Mensch sowieso wieder nur in der Wohnung spazieren geht, wozu also in Panik verfallen. Bitte widerstehen Sie, Ihren Hund verbal oder mit Futter zu belohnen, weil er in diesem Fall nicht auf den Reiz reagiert hat. Ihr Hund wird sonst mit dem Schlüssel oder der Jacke für ihn zwar nichts Negatives mehr wie Alleinbleiben verbinden, aber doch eine Erwartungshaltung an diese Reize entwickeln. Sprich, Sie versetzen ihn sonst in Erregung frei nach dem Motto: „Aha, der Schlüssel klimpert, also gibt’s jetzt etwas.“ Ziel war es aber, diese Reize zu löschen. Wenn Ihr Hund auf diese Schlüsselreize nun nicht mehr bzw. kaum noch reagiert, können Sie zum nächsten Trainingsschritt übergehen. Nun folgt das gleiche Training, das unter „Trennung langsam üben“ bereits beschrieben ist.

links: Lilyen soll lernen, entspannt zu bleiben, wenn Andrea die Jacke anzieht und das Haus verlässt.
rechts: Dazu setzt sich Andrea an den Tisch. Die Jacke soll nicht als Signal fürs Alleinbleiben verstanden werden.
ZUFLUCHTSORT SCHAFFEN
Vielen Hunden hilft es auch, eine Art Höhle zu Hause zu haben, die ihnen Sicherheit bietet und in die sie sich zurückziehen können. Das kann ein Körbchen, eine Transportbox, eine Zimmerecke oder Ähnliches sein. Der Hund muss diesen Platz allerdings vorher schon als entspannenden Zufluchtsort erfahren haben, damit er gezielt eingesetzt werden kann. Handelt es sich um eine Transportbox, muss diese unbedingt stabil und gut befestigt sein. Denn es darf auf keinen Fall passieren, dass die Box umfällt oder wackelt, wenn sich der Hund darin aufhält. Der Hund erwartet von einer Sicherheitszone, dass diese auch wirklich Sicherheit bietet. Wenn er sich vor ihr erschreckt, und das auch noch in einem Moment, in dem er sowieso schon Angst hat, wird er sehr stark verunsichert. Er empfindet nun nirgends mehr Sicherheit.
Der Vorteil einer Transportbox ist zudem, dass diese den Hund auch auf Reisen begleiten kann. So weiß er auch in einer fremden Umgebung, wo sein Platz ist. Das Alleinbleiben am Urlaubsort wird somit auch kein großes Problem werden, insofern er die Box als sicheren Liegeplatz vorab kennengelernt hat.

Lilyen liebt ihre Transportbox, die nicht nur im Wohnzimmer als Liegstelle dient, sondern auch auf Reisen mitkommt. So weiß sie immer sofort, wo ihr Platz ist und fühlt sich sicher.
VERTEILUNG VON RESSOURCEN
Rangordnungsverhältnisse stellen sich durch einige zentrale Dinge im täglichen Leben miteinander dar. Eines, woran man in aller Regel die Rangordnung unter Hunden erkennt, ist die Verteilung der Ressourcen. Im Normalfall beansprucht der Ranghöhere für sich entweder die meisten Ressourcen oder schlichtweg die Ressourcen, die für ihn persönlich die größte Bedeutung haben.
„Der Haushund an sich tendiert zunächst einmal dazu, sein eigenes Anspruchsdenken in Richtung Kontrolle von Ressourcen durchzusetzen.“ (Bloch, 2004)
Die Ressourcenverteilung zwischen Mensch und Hund spielt für ein entspanntes Miteinander eine sehr zentrale Rolle. Es sollte von Beginn an klar sein, dass der Mensch Ressourcen verteilt und Hunde nicht konstant und schon gar nicht selbstständig Zugriff auf Ressourcen haben sollten.
Ressourcen für den Hund sind:
- Futter
- Wasser
- Persönlicher Freiraum
- Liegestellen
- Sozialkontakte
- Sozialpartner
- Sexualität, Recht auf Reproduktion
- Spiel etc.
Dies bedeutet nun nicht, dass der Hund auf nichts und gar nichts eigenen Zugriff haben sollte. Es versteht sich von selbst, dass Wasser lebenswichtig ist und Ihr Hund hierauf selbstständig Zugriff benötigt. Allerdings gibt es Ausnahmen. Ich hatte eine dreijährige Harzer Fuchs-Hündin im Training, die vehement ihr Wasser verteidigte, so dass ich riet, ihr zunächst das Wasser in Portionen über den Tag verteilt zuzuteilen. An zwei Beispielen möchte ich verdeutlichen, was ich mit eingeschränktem Zugriff auf Ressourcen von Seiten des Menschen meine.

Mischlingsrüde Cookie hat viel Spaß beim Apportieren mit dem Futterbeutel. Er bringt den Beutel so schnell wie möglich zu Isabell zurück.
LIEGESTELLEN
Natürlich darf der Hund wählen, wann und auf welche Liegestelle er innerhalb des Hauses geht. Allerdings sollte klar sein, dass Sie definiert haben, welche Liegestelle ihm grundsätzlich gestattet ist. Es sollte also nicht so sein, dass der Hund sich innerhalb des Hauses einfach überall hinfläzen darf, wo er möchte. Denn hierdurch entsteht schnell das Missverständnis, dass er zeitgleich das Recht auf einen großen persönlichen Freiraum hat, der in aller Regel ja den Ranghöheren zusteht. Sprich, Ihr Hund sollte im Haus ruhig mehrere zugeteilte Liegestellen haben, sodass er selbst entscheiden darf. Er sollte sich aber nicht überall breit machen dürfen.
SOZIALKONTAKTE
Wir Menschen leben ja in erster Linie mit Hunden zusammen, weil wir engen Kontakt zu ihnen haben, sie knuddeln, streicheln und versorgen wollen. Aber Sie sollten auch nicht vergessen, dass es von sehr zentraler Bedeutung ist, wer wie oft Kontakt zu wem hat. Überspitzt gesprochen, wird Ihr Hund Sie niemals wirklich vollkommen akzeptieren, wenn Sie ihn jedes Mal, sobald er nur auf der Bildfläche erscheint, mit sozialer Zuwendung überschütten. In aller Regel buhlt nicht die Mutter um die Gunst der Welpen oder das adulte Männchen um die der pubertierenden Rüden. Auch hier bedeutet dies nicht, dass Sie NIE in die passive Rolle zwischen Ihnen und Ihrem Hund geraten dürfen. Aber die Regel sollte so sein, dass Sie den Kontakt steuern.
ANSPRINGEN VON BESUCH
Bei meinen vielen Hausbesuchen erlebe ich häufig folgendes Szenario wie bei Familie Apel und ihrer sechsjährigen Bearded-Collie-Hündin Mara.
Ich klingle an der Haustüre und höre in aller Regel einen Hund bellen. Schon nach kurzer Zeit höre ich Frau Apel sagen: „MARA. Psst, ruhig! MAAARAAA Schluss, jetzt ist aber Schluss! Bist du wohl ruhig.“ Nach ca. zehn Sekunden ist der Hund scheinbar beruhigt. Nun könnte mir eigentlich die Tür geöffnet werden. Aber weit gefehlt! Nun ertönt: „Sitz, Mara mach mal Sitz. Machst Du schön Sitz. SITZ JETZT!“ Nachdem nun der Hund zu sitzen scheint, keimt Hoffnung in mir, dass die Tür sich endlich öffnen könnte. Aber wieder weit gefehlt! Jetzt höre ich: „Mara Bleib! BLEEEIIIB, SCHÖÖÖÖÖN BLEIB Mara.“ In aller Regel nähern sich dann die Schritte des Menschen in meine Richtung und ich beginne ernsthaft zu hoffen, dass ich das Haus betreten darf. Die Tür öffnet sich einen winzigen Spalt, ich gehe der Öffnung einen Schritt entgegen, doch mit einem kräftigen RUMS schließt sie sich wieder und ich höre: „NEIN Mara, gehst du zurück!?! ZURÜCK, SCHLUSS JETZT!“ „AHA“, denke ich, „Mara scheint nicht geblieben zu sein.“ Das Spiel geht von vorne los: „Mara SITZ, SIIIIETZ!!! BLEIB; BLEIIIIIIB!“

Nun öffnet sich die Haustüre nach ca. drei Minuten endlich einen kleinen Spalt. Ich sehe Frau Apel, allerdings nur seitlich von hinten, da sie damit beschäftigt ist, per Handzeichen und ständigem Wiederholen von „BLEIB!BLEIIIIB!“ Mara in Schach zu halten. Nun zwänge ich mich hinein, wobei der Mensch meistens einen kurzen Blickkontakt zu mir hat (länger geht nicht, da er seinen Hund im Auge behält) und signalisiert mir mit einem kurzen Zuwinken: „Kommen Sie ruhig herein, es ist alles in Ordnung!“ Nun tritt Frau Apel zur Seite und ich kann Mara sehen. Sie sitzt drei Meter von mir entfernt und bleibt. Allerdings in höchster Anspannung. Sie fixiert mich, ihre Vorderläufe zittern vor Erregung und sie jault. Frau Apel schaut mich nun voller Stolz an, weil Mara geblieben ist. Sie geht einen Schritt auf Mara zu, und mit einem animierenden „Ja, lauf und guck mal, wer da ist“, schickt sie die Hündin in meine Richtung. Mara nimmt das „Gucken“ nun zu wörtlich und springt mich mit Volldampf an …


Diese Situation erlebt Martin Rütter im Training immer wieder. Kaum hat er die Wohnung betreten, wird das vierbeinige Familienmitglied aufgefordert, ihn stürmisch zu begrüßen.
WAS IST PASSIERT?
Warum wird Mara auch in den nächsten Jahren in solchen Situationen kaum zu bändigen sein? In anderen Trainingssituationen sitzt Mara sogar relativ entspannt und lässt sich ohne weiteres zum Bleiben bewegen. Viele Faktoren spielen hier eine Rolle.
Zunächst einmal ist das „Bleib“ für Mara lediglich eine lästige Nebensache bei ihrem Vorhaben, nun endlich den Besuch anspringen zu dürfen. Denn sie macht ja die Lernerfahrung, dass sie zu guter Letzt als „Belohnung“ für das Bleiben doch nicht von ihrem Sprung abgehalten wird. Auf diese Weise kann sie nicht lernen, dass sie Besucher zur „Begrüßung“ nicht anspringen soll. Das eigentlich Tolle für Mara ist, sogar explizit dazu angehalten zu werden, den Besuch in Beschlag zu nehmen. Natürlich nimmt Frau Apel sie dann weg und versucht, sie zu beruhigen. Doch das ist viel zu spät, denn sie ist ja bereits gesprungen. Sprich, Mara lernt: „Mein Erfolg beim Springen kommt schon irgendwann!“
Der nächste und nicht weniger wichtige Punkt ist, dass Mara konstant die Erfahrung macht, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommt, wenn sie nicht bleibt, als wenn sie bleibt. Jedes Mal, wenn sie wieder aufsteht, auf dem Po unruhig hin- und herrutscht oder umherspringt, redet Frau Apel mit ihr und belohnt sie somit unbewusst mit intensivem Sozialkontakt. Bleibt Mara allerdings ruhig sitzen, geschieht für sie kaum Positives, da Frau Apel nun latent im Kopf hat, sich nun bloß nicht mehr zu bewegen, die Luft anzuhalten und nichts mehr zu tun, damit Mara nicht wieder aufspringt. Mara hat auf diese Weise gelernt, dass sie letztlich zum einen das bekommt, was sie wollte: Besucher anspringen. Zum anderen lernte sie, dass dieses Vorhaben von Frauchen nur durch für Mara sinnloses „Bleib“ unterbrochen und mit einer Riesenportion Aufmerksamkeit für „Fehlverhalten“ unterstützt wird, aber letztlich doch zum gewünschten Ergebnis, dem Anspringen, führt.
DIE HAUSLEINE
Haben Sie einen Hund, der derart reizempfänglich ist, wenn Besucher ins Haus kommen, so ist es sinnvoll, ihn während des Eintretens des Besuches kommentarlos an die Leine zu nehmen. Sie haben so die Möglichkeit, ohne großen Aufwand den Hund vom Besuch fernzuhalten, aber im Umkehrschluss Ihren Hund auch direkt und unmittelbar mit Aufmerksamkeit, Futter, Streicheln, Lob oder Spiel zu belohnen. Auf diese Weise lernen Hunde sehr schnell, dass es Spannenderes als den Besuch gibt. Mara hat auf exakt die gleiche Weise gelernt, dass Frauchen am allerspannendsten ist, wenn Besucher kommen. Bereits nach ca. vier Wochen war es nicht mehr nötig, Mara an die Leine zu nehmen, da die Erwartungshaltung an die Besuchersituation eine andere geworden war: nämlich Spannendes und Schmackhaftes mit Frauchen.
BEGRÜSSUNG VON FAMILIENMITGLIEDERN
Nachdem ich nun von Mara zwei-, dreimal kräftig angerempelt wurde, beruhigt sie sich wieder, und Frau Apel und ich gehen gemeinsam durch den Hausflur ins Esszimmer und besprechen, was nun mit Mara zu üben ist. Ein paar Minuten später liegt Mara entspannt auf ihrer Decke. Doch plötzlich rast die Hündin zur Haustüre. Sie hat schon weit vor uns den Haustürschlüssel von Herrn Apel gehört. Nun höre ich Mara in den höchsten Tönen im Hausflur quietschend, jaulend und bellend umherrennen, bis sich die Tür endlich öffnet. Herr Apel wirft seine Aktentasche in die Ecke, und wir hören ihn Dinge sagen wie: „Ja wo ist denn mein Mädchen, ja brav bring mir das Bällchen. NEIN nicht springen!!! NEIN MARA unten bleiben. Ja freust du dich so, och dann komm mal hoch. Komm hopp … so jetzt ist aber Schluss, nein NICHT springen.“
Die ganze Prozedur dauert etwa vier Minuten. Mara hat inzwischen das Interesse an Herrn Apel verloren und läuft wild im Haus umher. Als Herr Apel das Esszimmer betritt, gibt er mir kurz die Hand, schlendert dann ins Wohnzimmer und wirft nebenbei seiner Frau ein kurzes und knappes „Hallo“ zu.
BEWERTUNG DER SITUATION
Durch die unterschiedliche Art der Begrüßung von seiner Frau einerseits (kurzes „Hallo“, keine körperlichen Berührungen) und von Mara andererseits (ausgiebige, aufgeregte Begrüßung mit deutlichem Körperkontakt) bringt Herr Apel Mara Folgendes bei: Zunächst lernt Mara, dass das Nach-Hause-Kommen von Herrn Apel etwas ganz Besonderes ist. Sie hat die Erwartungshaltung an Herrn Apel, dass jetzt wild getobt wird.
Danach lernt Mara, dass ein wildes und wüstes „Hallo“ ihrerseits von Herrn Apel gewünscht ist. Denn er hält den Kontakt zu Mara aufrecht, auch wenn sie übers Ziel hinausschießt und ihn wild anspringt. Er spielt mit ihr weiter, er redet mit ihr, er streichelt sie etc.
Wenn Mara auf diese Weise die Lernerfahrung macht, dass die eigenen Sozialpartner innerhalb der Familie dieses Verhalten in Ordnung finden, so wird sie kaum die Unterscheidung machen können, dass dieses Verhalten bei „Fremden“ nicht o.k. ist.
Zu guter Letzt lernt Mara noch etwas Fatales: Nämlich, dass Frauchen wohl innerhalb der Dreier-Beziehung Ehepaar Apel und Mara keine allzu große Rolle spielt. Schließlich gibt Herrchen Mara ein Vielfaches mehr an Aufmerksamkeit als Frauchen. Frauchen wird an zweiter Stelle „begrüßt“! Seien Sie sich sicher, dass Ihr Hund solche Dinge beobachtet und erkennt. Hunde wissen sehr schnell und sehr genau, wer welche Rolle innerhalb der Familie spielt. Frau Apels Position gegenüber Mara wird durch das Verhalten von Herrn Apel deutlich geschwächt und macht die Erziehung von Mara für Frau Apel sicher nicht gerade leichter.
NEUTRALE BEGRÜSSUNG
Hunde, die bei der Begrüßung von Menschen zu stürmisch sind, haben in aller Regel gelernt, dass dies zu der meisten Aufmerksamkeit führt, und so ihr Verhalten ritualisiert. Allzu häufig wird dieses Verhalten für die Menschen dann irgendwann nervig. Was folgt, ist meist eine grobe Korrektur. Von „auf die Hinterpfoten treten“ über „heftig auf den Boden schmeißen“ bis hin zum „in die Leiste des Hundes kneifen“ ist alles dabei. Nicht nur, dass das für mich persönlich moralisch nicht vertretbar ist, ich halte das auch fachlich für Unsinn. Das harte Strafen solcher Hunde kann sicher zu einem Meideverhalten führen, sprich, der Hund traut sich nicht mehr hochzuspringen, aber erstens trägt das nicht zu einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Mensch und Hund bei, und zweitens löst das nur das für den Menschen „nervige“ Symptom. Die Ursache für das stark aufgeregte Verhalten des Hundes ist damit aber nicht bekämpft worden. Sprich, der Hund springt vielleicht nicht mehr, aber die starke Erregung bleibt. Da es mir aber ein absolutes Bedürfnis ist, dass Hunde entspannt und ausgeglichen sind, gehe ich einen zwar zugegeben etwas längeren, aber den dafür langfristig gesehen effektiveren und hundegerechteren Weg.
Bei Familie Apel rate ich einfach, dass beide bei der Begrüßung von Mara ganz neutral bleiben und keiner mehr einen Begrüßungszinnober mit ihr veranstaltet.
TRAININGSAUFBAU
Man sollte einen Hund wie Mara in der Anfangsphase der Verhaltensumstellung überhaupt nicht mehr begrüßen, wenn er zur Tür gerast kommt. Dieses Verhalten führt im ersten Schritt dazu, dass er eine kleine Verunsicherung erfährt. Ganz banal dadurch, dass der Mensch sich „anders“ verhält. Diese Verunsicherung führt nicht dazu, dass der Hund nun grundsätzlich total verunsichert ist, sondern sich einfach nur in den Begrüßungssituationen etwas gehemmter verhält. Der Moment der Verunsicherung führt dazu, dass er einen kurzen Augenblick zögert und das Ganze erst einmal beobachtet. Dieser Effekt tritt durchschnittlich nach fünf Tagen der kompletten Ignoranz, wohlgemerkt bei der Begrüßung, nicht rund um die Uhr, ein. Dieser Moment des Zögerns sollte nun direkt und unmittelbar verstärkt werden. Keine Angst, Sie verstärken nun nicht eine generelle Unsicherheit, sondern nur ein kurzes, zögerliches Verhalten. Aber um ganz sicher zu gehen, dass der Hund die Situation nicht falsch einschätzt, bietet es sich jetzt an, ihn irgendetwas Leichtes, Vertrautes ausführen zu lassen. Beispielsweise ein kurzes „Sitz“, das sofort über Futter belohnt wird. Auf diese Weise lernt er sehr schnell, dass zurückhaltendes Verhalten sofort positiv kommentiert wird. Aus diesem Verhalten lässt sich nun über ein konstantes Üben ein anderes Ritual schaffen. Nämlich: „Setz dich, wenn ich komme, und warte ruhig ab.“ Wenn das tatsächlich gut klappt, kann man nun den Hund auch in kleinen Teilschritten zur Begrüßung wieder ansprechen, mit ihm ausgiebig schmusen usw.



Auch wenn man sich noch so freut, den vierbeinigen Kumpel nach der Arbeit zu sehen, sollte man doch zuerst die menschlichen Familienmitglieder begrüßen. So signalisiert man dem Hund, dass er nicht an erster Stelle steht.
Mehr Abwechslung: Spaziergänge gestalten
Sehr häufig treffe ich mich mit Kunden in deren vertrautem Umfeld, sprich an den Orten, an denen sie ihre täglichen Spaziergänge mit ihrem Hund unternehmen. Fast immer spielen sich diese Begegnungen wie bei Frau Reker ab:
Sie öffnet die Klappe ihres Kombis. Sofort schießt ihr dreijähriger Dalmatiner „Aaron“ heraus und flitzt geradewegs 300 Meter zu den Hunden, die sich bereits auf der großen Wiese im Stadtpark versammelt haben. Wenn ich an dieser Stelle die Frage stelle: „Was meinen Sie, warum Ihr Hund so schnell abhaut?“, bekomme ich als Antwort: „Nein nein, Herr Rütter, er haut nicht ab. Er kommt schon wieder.“ In hohem Tempo tobt Aaron über die Wiese, flitzt ein paar Krähen hinterher, kommt in einem großen Kreis zu uns gelaufen, springt uns kurz an und verschwindet wieder in Richtung der anderen Hunde. „Sehen Sie Herr Rütter, der haut nicht ab!“ Natürlich habe ich an dieser Stelle nicht die ernste Sorge, dass Aaron verloren ginge. Jedoch finde ich, dass es sich hierbei um ein großes Beziehungsproblem zwischen Mensch und Hund handelt. Frau Reker ist im Glauben, sie habe mit Aaron einen verspielten, bewegungsaktiven Hund. Das hat sie auch, allerdings zeigt Aarons Verhalten ebenfalls, dass Frauchen überhaupt nicht spannend ist. Mit anderen Worten, wenn Frau Rekers Ehemann bei einem gemeinsamen Spaziergang lieber der attraktiven Joggerin hinterherliefe, ständig mit seinen Kumpels Biertrinken ginge, oder lieber drei Mal pro Woche zum Fußball ginge, statt sich mit Frau Reker zu beschäftigen, so wäre uns Menschen sehr schnell klar, dass es sich hier um ein Beziehungsproblem handelt und keinesfalls um einen besonders aktiven und verspielten Herrn Reker. Aarons Verhalten resultiert einfach aus der Lernerfahrung heraus, dass die wirklich spannenden Dinge nicht mit Frauchen gemeinsam geschehen.
Exakt aus diesem Grund rate ich jedem Hundehalter, die Spaziergänge mit seinem Hund gemeinsam zu gestalten. Dazu gehört mehr, als einfach nur durch den Park zu gehen und den Hund sich selbst zu überlassen. Alle Übungen, die in diesem Buch beschrieben sind, eignen sich natürlich auch, um sie während des Spaziergangs mit dem Hund zu üben. Natürlich müssen Sie Ihren Hund nicht auf einem zweistündigen Spaziergang zwei Stunden lang beschäftigen. Aber Sie sollten sich schon immer wieder während der gesamten Zeit spannend machen, so dass Ihr Hund auf Sie achtet.
FUTTERSPIELE
FUTTER ZUWERFEN
Bei dieser Übung sollte Ihr Hund vor Ihnen stehen oder sitzen. Sprechen Sie ihn an (mit seinem Namen, einem Geräusch oder „Schau“). Ist er aufmerksam, werfen Sie ihm einen Futterbrocken in einem Bogen ins Maul. Viele Hunde sind sehr geschickt, fliegende Futterbrocken aus der Luft zu fangen. Für etwas ungeschicktere Hunde ist es nicht schlimm, wenn das Futter auf den Boden fällt und sie es suchen müssen. Auch langsamere Hunde können lernen, Kekse aus der Luft aufzufangen. Diese Beschäftigung eignet sich besonders, um das Verhalten eines Hundes noch rechtzeitig umzulenken, wenn er etwas Interessantes erspäht hat (z.B. Wild, andere Hunde). Zudem kann man schnell den Blickkontakt zu seinem Hund aufbauen. Zum Beispiel kann die Aufmerksamkeit eines Hundes, der an der Leine Objekte oder fremde Hunde fixiert bzw. sie androht, durch diese Übung umgelenkt werden.

Der einjährige Puggle-Rüde Lennox ist sehr geschickt, wenn es darum geht, Futterbrocken zu fangen.
„ANSCHLEICHEN“ ANS FUTTER
Voraussetzung für diese Übung ist ein Hund, der ordentlich bei Fuß geht bzw. nicht einfach selbstständig zum Futter hinläuft. Alternativ kann statt Futter natürlich auch eine andere Beute wie z.B. ein Ball ausgelegt werden.
Lassen Sie Ihren Hund an Ihrer Seite sitzen, werfen Sie ein Futterstück nach vorne (Asphaltwege eignen sich besser als unübersichtlicher Boden). Dann schleichen Sie gemeinsam auf das Futter zu. Beugen Sie Ihren Körper ruhig weit nach vorne. Gehen Sie mit starker Körperanspannung Schritt für Schritt und bauen Sie somit Spannung auf. Kurz bevor Sie beide am Futter sind, schicken Sie Ihren Hund auf Signal zum Futterstück und lassen es ihn fressen. Signale können sein: „Nimms“, „Such“ etc. Variieren Sie diese Übung in der Form, dass Sie aus der hohen Anspannung heraus Ihrem Hund das „Bleib“-Signal geben, das Futter selbst wieder aufheben und es zu Ihrem geduldig wartenden Hund zurückbringen. Denn Ihr Hund soll lernen, dass er nicht der einzige ist, der sich auf die Futterbeute stürzen darf.

Gespannt wartet Lotta auf das Zeichen von Renate, das die Jagd auf das Futter signalisiert.
VERSTECKEN UND SUCHEN
Verstecken Sie eine Beute (z.B. einen Ball) so, dass Ihr Hund nicht daran kommt. Ihr Hund soll dann das Objekt „anzeigen“ (Der Begriff stammt aus dem jagdlichen Training und bedeutet: Der Hund soll durch sein Verhalten dem Menschen einen Hinweis geben, wo sich die „Beute“ befindet.). Warten Sie einfach ab, was Ihr Hund an Verhalten anbietet, ob er sich hinsetzt oder zu bellen beginnt. In manchen Fällen kommt der Hund auch zum Menschen zurück. Dann kann man gemeinsam zu der Fundstelle gehen, ihm ein Signal geben („Sitz, „Platz“ oder „Gib Laut“), dieses Verhalten belohnen und die Beute für den Hund aus dem Versteck herausnehmen.




Auch alte Hunde haben Spaß am Training. Die 14-jährige Ronja wartet auf das Startsignal von Nicole und schon läuft Ronja los. Die Nase funktioniert auch im Alter noch gut und so hat Ronja den Kong bald gefunden. Sie setzt sich vor den Baum, in dem der Kong hängt, und bellt so lang, bis Nicole sie belohnt.
SOZIALKONTAKT MIT ANDEREN HUNDEN
Egal wie sehr wir Menschen uns auch mit der Kommunikation von Hunden beschäftigen, wie sehr Hunde auch domestiziert sind und wie sehr Mensch und Hund Sozialpartner sind, Hunde brauchen in aller Regel den Kontakt zu Artgenossen, um glücklich zu sein. Egal wie gut wir mit unseren Hunden kommunizieren, wir sind aus deren Sicht oft nur lausige Hunde. Deshalb sollte es schon regelmäßig die Möglichkeit geben, Hunde untereinander kommunizieren zu lassen. Ich rede hier jedoch nicht von schlecht sozialisierten, von traumatisierten oder artspezifisch gesteigert aggressiven Hunden, sondern von im positiven Sinne gemeinten, „durchschnittlich“ verträglichen Hunden.
MEIN TIPP
Varianten des Versteckspiels
- Die Beute kann versteckt werden, während der Hund zuschaut.
- Der Hund wird irregeführt, indem der Mensch zu mehreren Verstecken geht (dazu eignen sich Bäume) und so tut, als würde er die Beute überall verstecken. Hinter einem Baum wird sie dann auch versteckt. Der Hund wird dann in die Suche geschickt.
- Der Hund wird so abgelegt, dass er nicht sieht, wo die Beute versteckt wird.
- Die Beute wird von einer Hilfsperson versteckt.
- Die Beute wird über Hindernisse (Baumstamm, Graben, Bach) geworfen, sodass der Hund einen eigenen Weg finden muss, um an sie heranzukommen.
GEGENSEITIGE RÜCKSICHTNAHME
Allerdings ist es schon erschreckend, wie rücksichtslos Hundehalter untereinander sein können. So passiert es regelmäßig, dass der eine seinen Hund anleint und damit ganz eindeutig signalisiert, dass es für ihn im Moment nicht der richtige Zeitpunkt für ein freies Spiel ist, den Entgegenkommenden dies jedoch überhaupt nicht stört und er seinen Hund einfach bedenkenlos auf den anderen zustürmen lässt. Jeder kennt die Situation, dass man einem Hund begegnet und von dessen Menschen weit und breit nichts zu sehen ist. Oft hallt durch die Wiesen und Wälder: „Der tut nix …!“ In aller Regel kommt es dann doch zu unangenehmen Situationen, die mit einem „Der will nur spielen“ begleitet werden. Und wenn es dann zu guter Letzt doch zu einer Rauferei kommt, heißt es nur lapidar: „Das hat er ja noch nie gemacht.“
Bitte gehen Sie respektvoll mit Hundehaltern und Nichthundehaltern um. Natürlich gibt es kaum etwas Schöneres, als Hunde bei einem ausgelassenen Spiel zu beobachten und zu genießen, wie harmonisch sie untereinander kommunizieren können. Jedem sollte allerdings auch klar sein, dass längst nicht alle Hunde friedlich miteinander umgehen oder manche einfach auch Angst haben. Vielleicht ist die Hündin gerade läufig oder der Hund verletzt und darf nicht wild herumtoben. Infolgedessen sollte es grundsätzlich so sein, dass bei einer Hundebegegnung alle beteiligten Menschen ihre Hunde zunächst zu sich rufen, um zu klären, ob auch alle an einem näheren Kontakt interessiert sind. Wenn Ihr Hund von Anfang an diesen Ablauf kennenlernt und er bei jedem Herankommen auch belohnt wird, wird dies sehr schnell zu einem Ritual. Er wird dann von sich aus zu Ihnen kommen, wenn er andere Hunde sieht. Denn er weiß, dass er nach diesem Ritual in aller Regel die anderen Hunde begrüßen darf.
Ergibt die Situation jedoch, dass der Kontakt unter den Hunden momentan nicht möglich ist, so können Sie Ihren Hund immer noch durch ein gemeinsames Spiel oder Futter für das geduldige Warten belohnen. Dasselbe kann man seinem Hund beibringen, wenn Menschen ohne Hund entgegenkommen. Denn viele haben heutzutage Angst vor Hunden und sind froh, wenn man seinen Hund an seine Seite holt und nicht einfach laufen lässt. Nur durch gegenseitige Rücksichtnahme und respektvollen Umgang miteinander kann es uns gelingen, das Bild des Hundes in der Öffentlichkeit wieder positiv darzustellen. Denn wenn es uns Hundeliebhabern nicht einmal gelingt, tolerant und respektvoll miteinander umzugehen, wie können wir dann erwarten, dass Menschen mit weniger Sympathie für Hunde oder gar ängstliche Menschen Hunde und deren Halter akzeptieren.