14. Kapitel
Niathal wartete kaum, bis ihre GGA-Sicherheitseskorte den Konferenzraum verlassen und sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, bevor sie zur Sache kam; sie machte sich nicht einmal die Mühe, Platz zu nehmen. »Sadras Koyan, Corellias Fünf-WeltenPremierminister, verhandelt mit uns darüber, die Seiten zu wechseln.«
»Tatsächlich?« Caedus setzte sich und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Und weshalb sollte er einfach so den Rest der Konföderation verraten und drakonische Vergeltungsmaßnahmen riskieren?«
»Meine Analytiker vermuten, dass sich der Hoffnungsschub, den ihm der Rückzug der Hapaner gegeben hatte, verflüchtigt hat, als sich die Hapaner abermals von der Konföderation distanziert haben, und dass er es entsprechend vorziehen würde, am Ende auf der Gewinnerseite zu sein.« Sie schenkte ihm die glaubwürdige Nachahmung eines menschlichen Schulterzuckens. »Seinem psychologischen Profil zufolge ist das durchaus denkbar.«
Koyan war Staatschef des corellianischen Planeten Tralus gewesen, ehe er nach der Ermordung von Dur Gejjen von den anderen Staatsoberhäuptern per Mehrheitsbeschluss - wenn auch nicht einstimmig - zum neuen Fünf-Welten-Premierminister gewählt wurde. Als Mitglied der aggressiven Centerpoint-Partei hatten die übrigen Staatschefs ihn in der Balgerei um die Macht, die auf Gejjens Tod folgte, vermutlich als geringstes von mehreren Übeln betrachtet.
»Was bietet er uns an?«
»Sie wollen mit uns verhandeln - insbesondere mit Ihnen. Wir werden einen Treffpunkt im All ausmachen - irgendeinen -. der auf halbem Wege zwischen Corellia und Coruscant liegt. Die beiden Gruppen kommen mit derselben Anzahl von Schiffen vergleichbarer Klassen. Sie und der Verhandlungsführer der Corellianer können entweder von Angesicht zu Angesicht oder mittels Nahstrahlübertragung von Schiff zu Schiff miteinander reden.«
»Wer ist ihr Verhandlungsführer?«
»Das weiß ich nicht.«
»Aber nicht Koyan persönlich?«
Niathal schüttelte den Kopf. »Sein Profil deutet darauf hin, dass er eine gewisse Abneigung dagegen besitzt, sich in Gesellschaft gefährlicher Leute zu befinden. Das ist zweifellos der Grund dafür, warum er so lange überlebt hat.«
»Das Ganze gefällt mir nicht.« Ohne auch nur noch länger vorzugeben, ganz entspannt zu sein, lehnte Caedus sich vor. »Selbst wenn sie uns die Möglichkeit geben, den Treffpunkt zu bestimmen, können sie diese Daten problemlos an eine zweite Streitmacht weitergeben ... «
»Genau wie wir.«
»... die dann einfach zu der Stelle springt und angreift.«
»Das können wir genauso. Sie haben dadurch keinen Vorteil.«
»Abgesehen davon, dass sie auf meine Anwesenheit bestehen. Falls die Angelegenheit als Anschlag auf mich gedacht ist und sie damit Erfolg haben, dann würde unsere eigene Koalitionsregierung auseinanderbrechen und ich als strategischer Aktivposten des Militärs wegfallen, selbst wenn die militärischen Verluste ansonsten ausgeglichen sind.«
Niathal neigte ihren Kopf; eine Geste der Neugierde. »Sie sind heute ungewöhnlich vorsichtig. Nehmen Sie sich etwa ein Beispiel an Koyan?«
Caedus öffnete den Mund, um einen entsprechenden Kommentar zurückzugeben, dann jedoch schloss er ihn wieder.
Niathal hatte recht. Er war in letzter Zeit vorsichtiger - nicht aufgrund möglicher Gefahren für sich selbst, sondern aus Angst um Allana. Er würde nicht zulassen, dass sie je mehr als ein paar Schritte von ihm entfernt war, bis der Krieg ein Ende fand. Sie einer potenziellen Falle auszusetzen war das Letzte, was er wollte.
Andererseits konnte Caedus nicht riskieren, dass Niathal dahinter- kam, dass die Sorge um das Kind der Grund für sein verändertes Verhalten war. Soweit sie wusste, war Allana eine Geisel, ein Druckmittel gegen die hapanische Königinmutter. Wenn Niathal erfuhr, dass Caedus' Gefühle für Allana persönlicher, inniger Natur waren, konnte das ihnen beiden gefährlich werden, falls sich Niathal jemals gegen ihn stellte.
Caedus fügte sich achselzuckend in sein Schicksal. »In Ordnung. Ich mache es. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich versuche, nicht getötet zu werden, falls sich das Ganze als Falle entpuppt?«
»Tun Sie. was Sie tun müssen.«
»Ich werde Einheiten der Zweiten Flotte in Bereitschaft haben, um zum Treffpunkt zu springen, falls das erforderlich sein sollte, Um sich um die Streitkräfte zu kümmern, die Koyan womöglich anrücken lässt.«
»Wie Sie wünschen. Ich werde den Corellianern mitteilen, dass wir einverstanden sind.«
Caedus nickte, eine Geste der Zustimmung, die zugleich als Hinweis darauf diente, dass diese Unterredung für ihn zu Ende war. Ob sie diesen Wink nun verstand oder nicht: Niathal hielt einen Augenblick lang inne, um ihn anzusehen, bevor sie sich umdrehte und ging.
WALDMOND ENDOR, JEDI-AUSSENPOSTEN
Durch den Transparistahl der Tür, die den Warteraum vom Krankenzimmer trennte, betrachtete Luke Meister Katarns Gesicht und lauschte den Worten von Valin und Cilghal.
Katarn war bewusstlos - ob durch Medikamente, Schmerzen oder das freiwillige Eintauchen in eine Jedi-Heiltrance, vermochte Luke nicht zu sagen. Sein Antlitz war errötet und verschwatzt, und er sah aus, als hätte er in den paar Tagen, die er auf Coruscant gewesen war. an Gewicht verloren.
Cilghal gelang es, mit ihrer rauen Mon-Cal-Stimme ein beträchtliches Maß an Sorge und Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. »Die Klinge hat zwei Rippen durchtrennt, seine linke Lunge durchstoßen und ist dann durch sein linkes Schulterblatt wieder ausgetreten. Einige Zentimeter weiter zur Seite, und sie wäre sauber durch sein Herz gegangen. Außerdem hat er sich die Affliceria-Grippe und einige opportunistische Infektionen zugezogen. Er ist dehydriert und sehr schwach, und so weit zu reisen, um hierherzugelangen, war seinem Zustand auch nicht sonderlich zuträglich - selbst wenn es immer noch eine bessere Entscheidung war, als sich weiterhin auf Coruscant zu verstecken.«
»Nachdem er verletzt worden war. habe ich ihn. sobald es mir möglich war und so gut ich konnte, versorgt.« Valin klang verdrossen. »Vorher mussten wir ihn aber erst mal einen Kilometer weit durch schmutzige Rohrleitungen ziehen. Sprengsatze. die wir platziert haben, um unsere Fluchtwege zu blockieren, schleuderten Staub in die Luft. Staub und Keime.« Gequält von seinem Versagen, schüttelte er den Kopf. »Eine einfache Erste-Hilfe-Ausbildung bringt einem in so einer Situation nicht besonders viel.«
Luke klopfte ihm auf die Schulter. »Du hast bemerkenswerte Arbeit geleistet. Die Tatsache, dass er hier ist und noch lebt, ist dafür Beweis genug, und wenn ihn überhaupt jemand heilen kann, dann Cilghal.« Endlich hörte er auf, Katarn zu mustern, und wandte sich ab, um Valin anzusehen. Der junge Jedi-Ritter war ernst, zeigte jedoch keinerlei Hinweise auf anhaltende Überforderung oder Schuldgefühle - ein gutes Zeichen. »Hast du einen vollständigen Bericht für mich?«
Valin griff in seinen Gürtel und holte eine Datenkarte hervor, die er Luke reichte. »Ich habe in meinem Bericht ein oder zwei Punkte markiert, die womöglich von Interesse sind; denen solltet Ihr besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Da wäre zum einen dieser YVH-Kampfdroide, der darauf programmiert war, seine Fracht in Sicherheit zu bringen, anstatt seinem Meister dabei zu helfen, sich gegen vier Jedi zu verteidigen. Und dann die gewaltsamen Ausschreitungen der Bevölkerung als Reaktion auf die Affliceria-Epidemie, und zwar sowohl gegen Staatsmediziner als auch gegen Mitbürger mit Commenori-Ursprung - einschließlich der Tatsache, dass diese Berichte nach den ersten Meldungen aus den Holonachrichtensendungen verschwanden. beinahe, als würde die GA-Regierung das Volk diesbezüglich nicht vorsätzlich zur Raserei anstacheln.«
Luke schob die Hände in die laschen. »Ich Werde mich damit befassen.« Hin Wogen in der Macht lenkte ihn ab - das unmittelbar bevorstehende Eintreffen anderer. Allerdings haftete dieser Vorahnung kein Gefühl von Gefahr an. Er schaute die beiden Jedi an. »Sonst noch etwas?«
Die Antwort auf diese Frage ertönte jedoch hinter Luke, untermalt von den Geräuschen mehrerer näher kommender Personen. Stiefel knirschten, steifer Uniformstoff raschelte. Ausrüstung klapperte, und über alldem erhob sich eine neue Stimme: »Wie wär's mit ein paar Neuigkeiten von Corellia?«
Luke drehte sich um und sah sich einer halben Pilotenstaffel gegenüber, die in seine Richtung kam; die Piloten trugen schweißbefleckte orangefarbene Flugoveralls und hatten ihre Helme unter die Arme geklemmt, als wären sie gerade erst aus ihren Sternenjägern gestiegen. Allen voran ging Wedge Antilles, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und ergrauendem Haar - ein ebenso vertrauter wie beruhigender Anblick. Hinter ihm, einen Schritt weiter rechts, folgte Wes Janson; seine wachsamen Augen und sein breites Grinsen verrieten, dass er sich im Geiste gerade jede Menge Notizen machte, damit er sich später in einen Lästermarathon stürzen konnte.
Luke erwiderte das Grinsen und trat vor, um seine beiden Freunde zu umarmen. Die anderen vier Piloten - zwei Männer und zwei Frauen - kannte er ebenfalls. »Danke, dass du gekommen bist, Wedge. Schön, dich zu sehen, Wes. Was für Neuigkeiten von Corellia?«
Wedge schaute sich um und bemerkte die Anwesenheit von Jedi Medizinern und Arbeitern draußen im Korridor. »Vielleicht sollten wir uns darüber irgendwo unterhalten, wo wir ungestörter sind.«
Drei Minuten später glitt vor ihnen im Erdgeschoss eine Sicherheitstür auf und gab den Blick auf abgedunkeltes Sonnenlicht frei - ebenso wie auf zwei Ewoks mit Federkappen und Speeren mit Steinspitzen in Händen, die einige Meter weiter vorwärts schlichen. Als sich die Tür öffnete, plapperten die Ewoks überrascht los. wirbelten herum und flohen zum zwanzig Meter entfernten Waldrand.
Wedge schnaubte. »Nette Nachbarn - zumindest, solange man die Finger aus ihren Schmortöpfen lässt.«
»Komm mit.« Luke führte ihn in die frische, vom schwere» Duft blühender Blumen und verwelkendem Laub erfüllte Luft hinaus. Die Tür fiel hinter ihnen rumpelnd zu. »Wie geht's Iella und den Kindern?«
»Iella geht es bestens. Sie verbringt ihre Zeit damit, Holonachrichten auszuwerten und ihre Schlussfolgerungen an mich. Booster und Talon Karrde weiterzugeben. Wenn du möchtest, sorge ich dafür, dass sie dich mit auf den Verteiler setzt.«
»Gern.« Luke winkte, und die beiden Männer spazierten in die den zwei fliehenden Ewoks entgegengesetzte Richtung tiefer in den Schutz des Waldes hinein.
»Von Syal höre ich natürlich nicht besonders viel. Wir haben uns zwar nicht zerstritten, aber da sie bei den Allianz-Streitkräften dient - sie ist immer noch auf der Blue Diver - und ich ein offizieller Gegner der Allianz sowie auch ein inoffizielles Ziel der Konföderation bin, haben wir nicht allzu häufig Gelegenheit, miteinander zu reden. Myri ist immer noch auf dem Fliegenden Händler, um Informationen zu sammeln, die sie an uns weitergibt ... und um beim Glücksspiel ein Vermögen zu machen.« Er schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Sie wird die erste reiche Antilles, und das nicht, weil sie einer ehrbaren Arbeit nachgegangen wäre. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Wie geht's Ben?«
»Besser, als ich zu hoffen wagen konnte.« Sie waren jetzt weil genug im Wald, um außer Hörweite aller beim Außenposten zu sein, wenn auch weiterhin nah genug, um durch den Vorhang herabhängender Zweige und Ranken flüchtige Blicke darauf zu erhaschen.»Also?«
»Also zu Corellia. Ein guter Freund von mir. ein Berufssoldat bei der Raumflotte der corellianischen Verteidigungsarmee - er ist neunzig, war schon einige Jahre im Ruhestand -. wurde soeben wieder in den aktiven Dienst berufen und auf einem generalüberholten alten Kreuzer der Carrack-Klasse stationiert.« Luke sah Wedge mit zweifelnder Miene an. »Auf einem Carrack? Was kommt als Nächstes? Fangen die Corellianer an, mit Blechbüchsen nach den Allianz-Streitkräften zu werfen?«
»Ja. Hört sich ganz so an, als würden sie verlorene Einheiten mit zunehmender Verzweiflung durch alles ersetzen, was ihnen zur Verfügung steht. Aber das ist noch nicht alles. Mein alter Freund wird an einer speziellen diplomatischen Mission teilnehmen. um mit der GA zu reden - streng geheime Verhandlungen, über die General Phennir, der Oberbefehlshaber des Konföderationsmilitärs. im Vorfeld nicht informiert wurde. Als er von den Corellianern wissen wollte, was das zu bedeuten hätte, haben sie ihm Gerücht en zufolge versichert, dass es sich dabei lediglich um eine Hinhaltetaktik handeln würde, etwas, um Colonel Solo für ein paar Tage abzulenken. Jetzt wissen Phennirs Leute nicht, ob das die Wahrheit ist oder die Corellianer vorhaben, Solo irgendeine Falle zu stellen und ihn zu eliminieren, damit sie den Ruhm dafür einheimsen können und einen Verhandlungsvorteil haben, der ihnen innerhalb der Konföderation noch mehr Einfluss verschafft ... oder ob sie daran denken, die Seiten zu wechseln.«
Luke runzelte die Stirn. »Woher stammen denn diese Gerüchte?«
Wedge zählte die Punkte an seinen Fingern ab. »Erstens: Von der Enkelin meines alten Freundes. Sie hat heimlich Kontakt zu mir aufgenommen, um in Erfahrung zu bringen, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, dass ich ihrem Großvater ausrede, die Wiederindienststellung zu akzeptieren. Zweitens: Von einem ehemals unter meinem Kommando stehenden Piloten, der jetzt in Phennirs Stab ist und mich darüber auf dem Laufenden hält, was der corellianische Premierminister so treibt, da ich offensichtlich neutral bin. Drittens ... «
»Also läuft am Ende alles auf diesen Kerl den du kennst, hinaus.«
Wedge nickte. »Womöglich hängt eines Tages das Schicksal der galaktischen Zivilisation von dem Geheimdienstnetzwerk ab, zu dem dieser Kerl, den ich kenne, gehört.«
»Danke, dass du mir solche Angst einjagst.« Luke öffnete sich einen Moment lang der Macht, doch die Zukunft blieb vage und unklar. Alles, was er wahrnehmen konnte, war der Überfluss an Leben um sich herum, einschließlich der beiden Ewoks, die in seine Richtung schlichen. Ihre Gefühle waren größtenteils von Neugierde und Nervosität geprägt, anstatt von Arglist oder Hunger, was ihn zu dem Schluss brachte, dass sie nicht auf einen Angriff aus waren. »Falls dieser Kerl, den ich kenne, herausfinden könnte, wo Jacen sein wird und wann, könnte sich das für uns als ziemlich wertvoll erweisen. Dann haben wir eine Möglichkeit, seine Schritte zu verfolgen, auch wenn uns das in eine sehr reaktive Rolle drängt - er reist ab, und wenn wir rechtzeitig reagieren, können wir ihm folgen. Seine Bewegungen vorhersehen wäre von großem Vorteil.
Bis zu dem Treffen mit den Corellianern sind es noch zwei Tage. Und der Treffpunkt befindet sich irgendwo auf halber Strecke zwischen Corellia und Coruscant - aber das ist immer noch ein ziemlich großes Stück Weltraum.« Wedge runzelte die Stirn.
während er ihre Möglichkeiten erwog. »Falls du es schaffst, dass ein StealthX die Anakin Solo in zwei Tagen beim Verlassen des Coruscant-Systems beschattet, verschafft uns das vielleicht die exakten Koordinaten. Ausgehend vom Kurs der Solo und mit dem Wissen, dass das Ziel auf halbem Wege zwischen Coruscant und Corellia liegt, könnten wir den Treffpunkt bestimmen.«
»Richtig - wenn wir Glück haben und er mit der Anakin Solo keine sorgsam ausgeklügelte Verschleierungsroute einschlägt.«
»Das bezweifle ich. Ganz egal, ob das nun stimmt oder nicht, muss er davon ausgehen, dass es sich bei dem Treffen um eine Falle handelt. Warum sollte man sich die Mühe machen, seinen Kurs zu verschleiern, wenn man sich ohnehin geradewegs zu seinem Widersacher begibt?«
»Stimmt.« Luke nickte. »Ich schicke sofort einen StealthX los.« Er drehte sich wieder zum Außenposten um und führte sie in die entsprechende Richtung. »Wedge, es ist gut, dass du hier bist.«
»Wo wir gerade davon sprechen ... «
»Nein, du wirst nicht dafür bezahlt.«
Wedge lachte. »Genau wie in den Tagen der Rebellion. Nein, eigentlich wollte ich sagen, dass du mich hierhergeholt hast, um militärischen Rat zu erhalten: du hast Personal und Material akquiriert, du verfügst über eine Operationsbasis und du hast die Absicht, dich mit zwei galaktischen Großmächten anzulegen - ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass du hier so etwas wie eine dritte Regierung etablierst?«
»Nein.«
»Nun. tust du aber. Die Jedi sind jetzt eine planetenübergreifende, autonome Fraktion, und du bist ihr Anführer. Vielleicht solltest du anfangen, auch wie einer zu denken.«
»Hm. Willst du den Job?«
»Nein. Wenn ich diese Karte zöge, würde ich sie an Booster Terrik weitergeben, Der würde sich schon etwas einfallen lassen, damit wir bezahlt werden!«
AN BORD DER ANAKIN SOLO
Caedus entspannte sich auf seinem Befehlsstand, fern von der Betriebsamkeit und dem Lärm der Brücke, während er darauf wartete, dass sie den coruscantischen Raum verließen und den kurzen Hyperraumsprung zum Treffpunkt mit den corellianischen Streitkräften absolvierten.
Er hätte es vorgezogen, die Zeit in einem der beiden Geheimräume unweit seines Quartiers zu verbringen - in Allanas Spielzimmer oder in seiner beengten Werkstatt, wo er endlich dazu kam, sein neues Lichtschwert zu bauen. Er arbeitete an einem Schwert mit roter Klinge, das seine neue Rolle als Lord der Sith besser zum Ausdruck bringen würde - wann es Zeit wurde, sich der Galaxis so zu zeigen, vermochte er allerdings noch immer nicht zu sagen.
Mit einem Mal schaltete der Bildschirm vor ihm, der bis dahin nichts als Sterne und winzige, sich schnell fortbewegende Punkte zeigte, die den Flugverkehr mit Kurs auf Coruscant darstellten, zum Gesicht von Leutnant Tebut um. Wie alle anderen Offiziere an Bord der Anakin Solo war auch Tebut, eine dunkelhaarige Menschenfrau mit ruhigem, sachlichem Wesen und einer beeindruckenden Aura der Effizienz, der umfassendsten Sicherheitsüberprüfung unterzogen worden, die die Garde durchführen konnte. Als Anwärterin für die Beförderung in den gehobenen Dienst hatte sie mit Captain Nevils Segen mit einem Programm begonnen, um die Pflichten jedes Brückenoffiziers beherrschen zu lernen, und heute tat sie an der Station des Kommunikationsoffiziers Dienst. Caedus schätzte sowohl ihren Ehrgeiz als auch die Bandbreite ihrer Fähigkeiten.
»Der Pilot meldet Bereitschaft zum Hyperraumsprung«, berichtete Tebut. »Allerdings werden wir von einer zivilen Yacht gerufen, die sich als die Liebeskommandant identifiziert hat.«
Caedus zog eine Grimasse und erwog flüchtig, das Schiff aus dem Weltraum zu pusten. Aber nein. Lando war bloß nahezu unnütz, und die Selbsterhaltungsinstinkte des alten Glücksspielers sorgten dafür, dass er häufig hilfreiche Informationen in petto hatte.
Caedus drückte einen Knopf, sodass seine nächsten Worte auch an Captain Nevil gingen. »Alle Triebwerke stopp.« Er ließ die Taste los und sah von Neuem auf den Bildschirm. »Stellen Sie den Kapitän der Yacht zu mir durch.«
Er wartete gerade lange genug, bis das Bild von Tebuts Gesicht auf seinem Monitor durch ein anderes ersetzt wurde, ehe er zu sprechen begann. »Calrissian, geben Sie mir einen guten Grund, warum ich ... «
Aber das Antlitz, das auf dem Bildschirm erschien, war nicht das von Lando Calrissian. Es war das von Leia Organa Solo. »Mutter.«
Leia schenkte ihm ein knappes Lächeln, das auf Caedus sehr traurig wirkte. »Oh, dann bin ich also nicht mehr Mom?«
»Eigentlich nicht, nein. Was willst du? Ich bin ein wenig in Eile.«
»Ich muss mit dir reden.«
»Und das ohne Vater.« Caedus runzelte die Stirn. »Wo ist der Falke?«
»Immer noch auf Kashyyyk, Feuer löschen. Feuer, die du gelegt hast.«
»Ja. Feuer, um einen Feind der Allianz zu bestrafen. Und ich muss daraufhinweisen, dass du ebenfalls ein Feind der Allianz bist. Gibt es irgendeinen Grund, warum ich nicht anfangen sollte, augenblicklich das Feuer auf Landos lächerliche Yacht zu eröffnen?«
»Denselben wie zuvor. Ich muss mit dir reden.«
»Aber ich nicht mit dir.«
Leia sah ihn einfach bloß an. schweigend, unversöhnlich.
Sie musste irgendetwas im Schilde führen. Caedus versuchte, durch die Macht so viel wahrzunehmen, wie es ihm irgend möglich war. Er konnte sie spüren, eine leuchtende, ausgeprägte Präsenz, allein auf der Yacht.
Interessant. Also war Han tatsächlich nicht bei ihr; und auch keine Fremden. Keine Attentäter, die ihn womöglich ins Visier nahmen. Keine Hapaner, die gekommen waren, um Allana zurückzuholen.
Nun, er würde sie einfach an Bord lassen, sich anhören, was sie zu sagen hatte, und sie dann ins Gefängnis werfen, um der Gefahr, die sie für seine Regierung darstellte, damit ein Ende zu bereiten. Dann würde Han versuchen, sie zu befreien, und dann konnte Caedus ihn ebenfalls einsperren. Mit einem Mal erfüllte ihn der unerwartete Besuch seiner Mutter mit einem gewissen Hochgefühl.
Er seufzte, als würde er nachgeben. »Nun gut. Komm an Bord; lande in meiner privaten Hangarbucht. Man wird dich zum Befehlsstand eskortieren.«
»Verstanden.«