Kapitel 25

Kreuzfahrt

Einschließlich Zwischenlandung und zweistündigem Aufenthalt in Caracas kamen sie nach insgesamt fünfzehn endlos erscheinenden Stunden um neun Uhr morgens in Ushuaia an. Nachdem sie den Airport verlassen hatten, informierten sie sich in der Tourismuszentrale über mögliche Verkehrsverbindungen zu den Falklandinseln.

„Verdammt! Es gibt keinen Flug!“, sagte Grace verärgert.

„Von Río Gallegos aus wäre es möglich gewesen. Sollen wir zurück? Wir wären bald dort, eine halbe Stunde Flugzeit.“

„Nein, lass mal!“, meinte Willy. „Ist wohl besser, wenn wir mit einem Kreuzfahrtschiff übersetzen.“

„Aber das dauert doch eine halbe Ewigkeit!“

„Etwa 24 Stunden bis Stanley. Aber das erscheint mir in unserer Situation sehr viel sicherer. Als Natur liebende Touristen werden wir bestimmt nicht so streng kontrolliert wie auf einem Flughafen.“

„Du glaubst, dass die uns schon auf den Fersen sind, obwohl sie nicht wissen, wo wir uns aufhalten? Es gibt hundert Orte, wo wir sein könnten.“

„Alles ist möglich. Das ist aber nicht das einzige Problem. Ich brauche jede Menge elektronische Bauteile und möchte vermeiden, dass man die bei mir findet. Vielleicht gilt das als verdächtig und man darf das Zeug nicht einführen. Ihr wisst ja, wegen Terrorismus und dem ganzen Scheiß. Seit dem Falklandkrieg sind die Briten vorsichtig. Dann hätten wir ein Problem.“

Grace blickte ihn überrascht an. „Welche elektronischen Bauteile? Ich verstehe nicht.“

„Musst du auch nicht, ist noch nicht aktuell. Ich muss erst mal sehen, ob ich das Zeug hier bekomme.“

Grace zuckte mit den Schultern, auch Jack konnte nicht folgen.

„Na gut“, begann Willy zu erklären, „ich baue für uns ein Navigationssystem mit einigen Extras. Das Gebiet ist riesengroß. Wenn wir uns verlaufen, dann wars das. Wir müssen diese Basis auf Anhieb finden, und außerdem möchte ich auf Nummer sicher gehen, was unser Überleben anbelangt.“

„Grace wirkte sorgenvoll. „Du glaubst, dass die Sache lebensgefährlich wird?“

Willy schwieg einen Moment. Sein Blick wurde ernst. „Wir wissen nicht, was uns da erwartet. Aber du kennst mich inzwischen. Ich überlasse nichts dem Zufall, ich möchte auf alles vorbereitet sein. Egal, was passiert.“

„Du hast ja recht“, antwortete Jack. „Aber diese Dinger gibts doch inzwischen in jedem Elektromarkt zum Schleuderpreis. Warum so viel Zeit verschwenden?“

„Was ich im Sinn habe, gibts nicht fertig zu kaufen, das muss man selber basteln. Und die Teile dazu muss ich hier kaufen. Die Stadt ist relativ groß, die haben bestimmt ein Geschäft für Elektronikzubehör. Auf den Falklandinseln bekomme ich das mit Sicherheit nicht. Soviel ich weiß, hat Stanley gerade mal zweitausend Einwohner, ein paar Hotels und Restaurants, eine Bank und einen Supermarkt. Das ist alles.“

„Aber woher sollen wir dann geeignete Fahrzeuge für die Antarktis herbekommen? Und den ganzen Krempel, den wir sonst noch brauchen?“, fragte Grace.

„Wir müssen eine Möglichkeit finden, das alles auf der Insel zu besorgen. Aber keine Angst! Wir haben genügend Geld zur Verfügung, und für Geld kann man fast alles beschaffen. Auch auf einer abgelegenen Insel. Man muss nur die richtigen Leute aufspüren.“

„Okay, du machst das schon!“, sagte Grace.

Glücklicherweise waren noch Kabinen frei für eine Kreuzfahrt zu ihrem angepeilten Ziel. Die Reise mit der MS Fram ging über Falkland, Südgeorgien, die Sandwich-, Orkney- und Shetlandinseln zurück nach Argentinien und würde zehn Tage dauern. Die drei hatten allerdings vor, sich nach dem Anlegen in Stanley aus dem Staub zu machen.

Willy bezahlte die Tickets. Anschließend machten sie sich auf den Weg in die Stadt. Neue Klamotten, Reisetaschen und was sie sonst noch dringend benötigten. Willy bekam zum Glück alle Bauteile, die er für sein Vorhaben brauchte.

Zwischendurch aßen sie eine Kleinigkeit. Dann fuhren sie mit einem Taxi zum Hafen und gingen an Bord. Pünktlich um vierzehn Uhr stach das riesige Schiff in See. 24Stunden Ruhe. Sie wollten die Zeit nutzen, um sich richtig auszuruhen. Der Stress der letzten Tage hatte ihren Nerven arg zugesetzt. Doch der ständige Gedanke an das bevorstehende, nicht berechenbare Abenteuer ließ sie nicht wirklich zur Ruhe kommen.