Nich lang schnacken, Kopp inn Nacken – Metaphern im Plattdeutschen

Manch einer mag denken, dass es in der plattdeutschen Sprache rau und direkt zugeht. Doch das stimmt nicht. Plattschnackers sind Meister der Metaphorik und haben viele Möglichkeiten, ihren Worten und Gefühlen Nachdruck zu verleihen. Es ist daher für Außenstehende oft nicht nur wegen der fehlenden Kenntnisse in der niederdeutschen Mundart schwierig, den Gesprächen zu folgen. Im Plattdeutschen wimmelt es nur so von sinnbildlichen Vergleichen und Ersatzausdrücken.

Metaphern werden häufig dann als rhetorisches Sprachmittel eingesetzt, wenn die entsprechende Bezeichnung fehlt oder die Wahrheit zu hart ist, um sie beim Namen zu nennen. Doch echte Plattschnackers kennen natürlich die richtigen Worte – auf Hochdeutsch. Viel schöner ist es jedoch, die Dinge besonders hervorzuheben mit anschaulichen Gleichnissen. Das gelingt im Plattdeutschen auf unnachahmliche Weise. Durch den außergewöhnlichen Sprachgebrauch entsteht eine spezielle Art von Gemeinschaft, die sich quer über Norddeutschland erstreckt. Plattdeutsche Sprüche klingen meist gemütlich, auch wenn sie durchaus ungemütlich gemeint sein können. Nachfolgend einige Beispiele der bunten Ausdruckspalette in der niederdeutschen Sprache. Oder besser ausgedrückt: Wat schall dat bedüüden?

Plattdeutsche Bauernweisheiten und einiges aus dem Landleben

Schöönheit vergeiht, Hektar besteiht!

Das wird der abgewiesene hübschere Jüngling bestimmt verstehen, wenn ihm der reichere Bauersjunge vorgezogen wird.

 

Wat de Buer nich kennt, fret he nich!

Alles Neue ist grundsätzlich erst einmal schlecht.

 

Wenn de Hohn kreiht op den Mist, ännert sik dat Weder or dat blievt as dat is!

Man kann eh nichts daran ändern; es kommt, wie es kommen soll.

Tröstliches auf Platt

Beten scheef hett Gott leef.

Trost für körperliche Unzulänglichkeiten wie krumme Gliedmaßen oder schiefe Zähne. Oder als Mutmacher für ein misslungenes Handwerksstück.

 

Kopp hoch, ok wenn de Hals schietig is!

Kopf hoch, auch wenn der Hals schmutzig ist! Das wird schon wieder, immer optimistisch bleiben!

 

Kannst di dreihn as du wist, dien Mors blievt immer achtern.

Du kannst dich drehen, wie du willst, dein Po bleibt immer hinten. Manche Sachen sind nicht zu ändern.

 

Lat uns man mol Foeffteihn moken!

Lass uns erst einmal eine Pause machen!

 

Schimpfen auf Niederdeutsch

 

Du hest dien Kopp ok nor förn Frisör!

Nachdenken gehört nicht zu deinen Stärken.

 

Dat stuvt hier weer!

Das staubt hier wieder! Wie lange soll man noch auf ein Getränk warten?

 

Door hett sik ok mol eener dohtmischt, de sitt door buten up de Heckpohl!

Es hat sich auch mal jemand totgemischt, der sitzt da draußen auf dem Zaunpfahl. Wenn beim Kartenspielen jemand vor lauter Reden und Mischen nicht zum Ausgeben der Karten kommt.

 

Plattdeutsche Lebensregeln

 

Bloß nich an fummeln, wenn wat löpt.

Bloß nicht daran rühren, wenn etwas funktioniert.

 

Dor steihst du nakkig inne Möhrn!

Da stehst du schnell alleine da!

 

He is good to Foot unner de Nöös.

Er ist gut zu Fuß unter der Nase. Er kann sich gut ausdrücken und weiß sich verbal zu behaupten.

 

Wer Dag för Dag sien Arbeit deit, und jümmers opn Posten steiht und deit dat good und deit dat gern, de kann sik ok mol amüseern.

Wer Tag für Tag seine Arbeit tut und immer auf dem Posten steht und macht das gut und gerne, der soll sich auch mal amüsieren.

 

De Düwel schiet immer op den grötsten Hupen.

Der Teufel macht immer auf den größten Haufen. Dort, wo ohnehin schon viel vorhanden ist, gibt es ungerechterweise noch mehr dazu.

 

Et gah uns wol up unse olen Dage.

Dieser Spruch steht in so manchen Stuben und Küchen der Großfamilien geschrieben und spiegelt das Zusammengehörigkeitsgefühl besonders im Landleben auf einfache, aber eindrucksvolle Weise wider.

 

Ick bün nich neeschierig, ick wullt nur geern weten.

Man ist eben einfach interessiert!

 

Vieles lässt sich auf Platt einfach liebevoller sagen. Ob "Hol di fuchtig" für "Mach's gut" oder "Klei mi ann Mors" als weniger netter Gruß. Die Freunde des Plattdeutschen haben eine Menge Weisheiten auf Lager. Einige davon sind recht derb, aber haben immer eine liebevolle Note inne mit gehörigem Mutterwitz und dem Gefühl: Es wird alles gut.

Aufforderungen klingen auf Platt salopp, auch wenn sie ernst gemeint sind: „Hör mal n beten to!“ „Sabbel nich, dat geiht!“ “Man too, man too, Klock fiev ward düster!”  Auch werden freundlich gemeinte Worte gerne etwas flapsig verfasst: „Kumm rinn, kanns rutkieken!“ „Dat kummt mi topass!“ Fast jeder kennt einige plattdeutsche Redensarten, auch wenn er sonst dieser Sprache nicht mächtig ist: „Du Dööspaddel!“ „Kiek mol wedder in!“ „Nich lang schnacken, Kopp inn Nacken!“

Ein Klassiker unter den Mutmachern ist sicherlich dieser Rat: „Un süt dat ut ok noch so slecht, dat löpt sich allns wedder trecht!“ Niederdeutsch sprechende Verwandte wissen ohnehin schon lange: „Do watt du wullt, de Lüüd schnackt doch!“ In diesem Sinne: Holt sik!