5

Das einzige Geräusch, das Taylor hörte, war das Rauschen des Wassers in der Wanne und das Klopfen ihres eigenen Herzens in ihren Ohren. Sie hatte keine Zeit, um auszuflippen. Obwohl das schnelle Schlagen ihres Herzens sie davor warnte, dass so etwas passieren könnte. Sie nahm an, dass sie nur wenige Augenblicke Zeit hatte, um sich zusammenzureißen und nachzudenken, ehe er an der Tür klopfen und Fragen stellen würde.

Sie schob die Panik beiseite, die immer mehr in ihrem Inneren angewachsen war und tastete an der Wand nach der Seifenschale. Die »Tausende von Arbeitsstunden« machten ihr Sorgen. Es konnte natürlich alles Übertreibung sein. Aber er klang nicht so, als sei er ein Mann, der gern übertrieb.

Ihr Oberkörper schmerzte. Sie holte mühsam Luft, doch das half auch nicht. Wo zum Teufel war die Seife? Ihre Füße rutschten aus, und das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie voller Panik die Hände nach der Wand ausstreckte. Sie fing sich wieder, doch ihr Herz raste weiter, und ihre Frustration wuchs.

Die Beklemmung in ihrer Brust wurde noch größer, während das heiße Wasser über ihren Kopf und ihr Gesicht rann. Seife. Wo war die verdammte Seife? Wie schwer konnte es denn sein, sie zu finden? So groß war diese verdammte Wanne doch nicht.

Sie war stolz darauf zu wissen, dass sie in der Lage war, sich unbeschadet aus gefährlichen Situationen retten zu können. Sie hatte noch nie ein Schloss gesehen, das sie nicht öffnen oder eine Gefahr, aus der sie sich nicht befreien konnte. Jetzt war sie zum ersten Mal an ihre Grenzen gestoßen. Es machte ihr eine Heidenangst, dass sie jetzt so hilflos war.

Denk nach. Konzentrier dich, und denk nach.

In den letzten Jahren hatte sie in Dutzenden von Situationen gesteckt, wo die Grenze zwischen Erfolg und Gefangennahme nur hauchdünn gewesen war. Sie war immer erregt gewesen, Angst hatte sie nie gekannt.

Doch das hier war anders.

Dies war das erste Mal, dass man sie erwischt hatte. Dass man sie eingesperrt hatte.

Die Angst hatte als dumpfes Pochen in ihrem Magen begonnen, als man sie in die Gefängniszelle geworfen hatte. Und immer, wenn sie entkommen war und man sie wieder eingefangen und in die kleine Zelle zurückgebracht hatte, war dieses Pochen ein wenig lauter geworden.

Sie würde gern glauben, dass sie es beim sechsten Mal geschafft hätte, auch ohne fremde Hilfe. Denn der Himmel allein wusste, dass sie nicht aufgehört hätte, es zu versuchen. In der Sekunde, als die Gefängniswärter sie auf den Boden warfen und die Tür hinter ihr zuschlugen, hatte sie schon automatisch damit begonnen, die Ketten und die Schlösser zu lösen, mit denen die Wärter sie gefesselt hatten. Während sie daran arbeitete, hatte sie sich bereits einen Plan für ihre sechste und erfolgreiche Flucht zurechtgelegt.

Und jetzt wurde dieses Pochen ihres Herzens zu einem heftigen Schlagen riesiger Flügel, und ihre Angst wuchs und nagte an ihr. Teufel, sie musste hier raus. Sie war nicht zu Hause in Amerika, wo ihre zivilen Freiheiten und ein drohender Prozess ihr die körperliche Unversehrtheit garantiert hätten, so lange sie in Gewahrsam war. Nein, hier gab es keinen Untersuchungsausschuss. Und es gab auch keine Anwälte für Menschenrechte.

Wenn man im Gefängnis saß, bedeutete das, man war denjenigen Menschen, die hier die Befehlsgewalt hatten, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es gab im ganzen Land niemanden, der erklären würde, dass ihre Gefängniswärter sie nicht zusammenschlagen, sie mit Ketten fesseln und dann vergessen durften. Und aus San Cristóbal wurde niemand ausgeliefert. Sie hätte für den Rest ihres Lebens in dieser Zelle bleiben können.

Aber was sie in diesem Gefängnis erlebt hatte war gar nichts, verglichen mit dem Augenblick, als ihr klar wurde, dass sie nichts sehen konnte. Blind hatte sie keinerlei Möglichkeit, sich zu verteidigen. Es gab keine Möglichkeit, auch den einfachsten Fluchtplan auszuführen, keine Möglichkeit zu überleben…

Stop. Sie musste sich zusammenreißen. Sofort. Die schreckliche Realität war, dass sie vielleicht nie wieder sehen könnte. Und wenn das so war, dann müsste sie lernen, damit zu leben. Millionen anderer Menschen taten das auch.

Oh Gott. Sie hasste es, dass ihr Herz so heftig schlug und dass sie hörte, wie ihr Atem so ungleichmäßig ging. Die Enge um ihre Brust wurde immer schlimmer. Würde sie hier einen Herzanfall bekommen?

»Ich bin in Ordnung, ich bin in Ordnung, ich bin in Ordnung«, versicherte sie sich laut. Ihre Stimme klang schwach, und selbst in ihren eigenen Ohren verängstigt, und das machte alles nur noch schlimmer.

Reiß dich zusammen, riet sie sich alarmiert, als jeder Atemzug ihr schwerer fiel. Das ist kein Herzanfall. Ich bin gesund wie ein Pferd. Finde die verdammte Seife, wasch dich, und verschwinde aus dem Badezimmer. Sie wäre am Boden zerstört, wenn dieser Mann, wie war doch gleich sein Name, hier hereinkommen würde und ihren nackten Körper aus der Wanne zerren müsste.

Zitternd wurde ihr von Sekunde zu Sekunde immer schwindliger, schließlich fand sie die verflixte Seife und begann sich zu waschen, doch es war beinahe unmöglich, Luft in ihre Lungen zu bekommen, und sie musste aufhören und sich an der Wand festhalten, während sich alles um sie herum drehte. Voller Angst presste sie die Hand auf ihre Brust.

Aus der Dunkelheit heraus fassten kräftige Hände ihre Arme über den Ellbogen und schüttelten sie ein wenig. »Um Himmels willen, holen Sie Luft! Sie haben eine Panikattacke.«

Es dauerte eine Sekunde, dann wurde aus dem rauen Atemzug ein unterdrückter Schrei der Überraschung. Sie rutschte auf dem nassen Boden der Wanne aus und griff nach dem einzigen Halt - nach ihm -, um nicht zu fallen. »K-keine P-P-Pa-nik. Herzanfall.« Ihre Finger krallten sich in sein Hemd, als wäre es ein Rettungsanker.

»Hatten Sie schon je zuvor einen Herzanfall?«

»N-nein.«

»Dann haben Sie auch jetzt keinen.« Er legte seine große Hand auf ihre Rippen. »Holen Sie Luft.«

»G-geht nicht.«

»Holen Sie Luft. Jetzt sofort

Zitternd holte sie Luft.

»Halten Sie die Luft an. Zwei. Drei. Langsam atmen, ich zähle dabei. Eins… zwei… Langsam… langsam, verdammt. Noch einmal. Luftholen. Eins. Zwei. Drei. Ausatmen.« Einige lange, beschämende Minuten machte er so weiter, bis ihr Atem mehr oder weniger normal ging.

»Besser so?«

Das Wasser, das noch immer über ihren Rücken rann, wurde langsam kühl, doch ihre Haut war erhitzt. Eine Menge widersprüchlicher Gefühle tobten in ihrem Inneren, doch im Augenblick hatte die Verlegenheit die Oberhand gewonnen. Wie lange hatte er sie schon beobachtet? »H-Hundesohn. Was t-tun Sie hier?«

»Offensichtlich verhindere ich, dass Sie ohnmächtig werden und sich dabei selbst umbringen.«

Taylor holte zitternd Luft. Seine Hand auf ihrem Bauch bewegte sich über ihre Rippen. Bei dem Gefühl seiner Hand auf ihrer nackten, feuchten Haut wurde ihr noch heißer. Ihr stockte der Atem angesichts seiner Berührung und dem rauen Ton seiner Stimme. Es war beinahe so, als würde sie von der Zunge einer Katze gestreichelt. Von ihren Brustspitzen bis in ihren Unterleib durchzuckte es sie wie ein Blitz. Sie schwankte. Seine Hände bewegten sich zu ihren Hüften, um sie festzuhalten.

»Ich weiß Ihre F-Fürsorge zu schätzen«, meinte sie und versuchte, ihrer Stimme einen lässigen Ton zu geben, obwohl sie nackt war. »Aber jetzt können Sie gehen. Es geht mir gut.«

»Sie haben geglaubt, Sie würden einen Herzanfall bekommen?«

»Nein.« Das war ein dummer Gedanke gewesen. »Glücklicherweise nicht.«

»Sind Sie sicher?«

»Gehen Sie.«

»Ich werde hier bleiben. Atmen Sie ein. Zwei. Drei. Ausatmen. Drei. Vier. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie sterben, so lange Sie meiner Fürsorge unterstehen. Geben Sie mir die Seife.«

Seine große, muskulöse Hand auf ihrem Bauch war nicht im mindesten beruhigend, ganz im Gegenteil. Ihr Körper reagierte auf die Berührung seiner warmen Finger auf ihrer nassen Haut. Es war schon so lange her, seit sie die Berührung eines Mannes gefühlt hatte, sie hatte ganz vergessen, wie verführerisch das sein konnte.

Alles in ihrem Inneren reagierte mit einem heftigen, angenehmen Verlangen, das sie in seiner Eindringlichkeit überraschte. Himmel, es konnte doch nicht sein, dass er sie scharf machte. Nicht jetzt. Nicht hier. Es kam genauso unerwartet, wie es unpassend war. Und es war falsch, in jeglicher Hinsicht. Sie musste zusammen mit ihrem Sehvermögen auch noch ihren Verstand verloren haben. Doch auch wenn sie leider in der Dunkelheit gefangen war, schienen doch all ihre anderen Sinne geschärft.

Er kam ihr näher, Wasser plätscherte. Dann legte er den Arm um ihre Taille, nahm ihr die Seife aus der Hand und begann damit, ihren Arm einzuseifen. Ein Schauer rann durch ihren Körper, als seine Finger ihren Nacken berührten.

Ihr Atem ging noch immer stoßweise. »V-Verschwinden Sie hier.«

»Kommen Sie.« Er ignorierte sie vollkommen. »Halten Sie sich fest.« Er nahm ihre Hand und führte sie zur Gürtelschnalle seiner Jeans. Oh, ja. Jetzt fühlte sie sich im Gleichgewicht, und ihre Entschlusskraft wurde gestärkt. Die Rückseite ihrer Finger drängten sich gegen die harten Muskeln seines Bauches.

»Haben Sie den Verstand verloren?« Taylor bewegte ihre Hand und umklammerte sein bereits nasses Hemd. »Sie können nicht mit mir hier drinnen…«

Sein warmer Atem strich über ihre Stirn. »Sie haben Abschürfungen, die ich säubern muss, damit sie sich nicht entzünden«, erklärte er grob. »Und das ist der beste Weg, diese Sache zu erledigen.« Er hielt inne, und seine große Hand schob sich unter ihr Haar. »Keine Sorge. Sie werden schon nicht fallen. Bei mir sind Sie in Sicherheit.«

Sie hatte keine Angst davor, zu fallen. In der Tat wäre ein heftiger Schlag auf ihren Kopf vielleicht genau das, was sie jetzt brauchte, um ihren gesunden Menschenverstand zurückzubekommen. Sicherheit war wohl auch nicht das Wort, mit dem sie ihre Situation beschreiben würde. Ihr ganzer Körper brannte.

Er benutzte jetzt die andere Hand und seifte auch ihren linken Arm ein. Ganz langsam. »Es ist ein Verbrechen, eine so wundervolle Haut zu verletzen. So cremig und zart…«, murmelte er abwesend und hinterließ eine Spur aus Seifenblasen auf ihrer Haut, während seine Finger darüberglitten. »Was hat dich nach San Cristóbal geführt, Annie?«

Himmel, dieser Mann ging wirklich methodisch und teuflisch vor. Keinen Zentimeter ihres Arms hatte er unberührt gelassen, als seine Hand ganz langsam von ihrem Handgelenk bis zu ihrer Schulter geglitten war und dabei kleine, elektrische Signale hinterlassen hatte.

»Eine ruhige, tropische Landschaft«, antwortete sie mit einer Leichtigkeit, die sie gar nicht fühlte. Das Blut rann heiß durch ihren Körper, und der schnelle Schlag ihres Herzens ließ sich nicht länger überhören. Dies war verrückt. Wirklich verrückt. Sie bemühte sich, daran zu denken, dass ihre Gefühle schon den ganzen Tag über höchst angespannt waren. Jetzt sollte sie nicht darauf vertrauen, dass ihr Körper so plötzlich und vollkommen irrational auf diesen Fremden reagierte.

Seine Hand glitt von ihrer Schulter zu ihrem Hals. Taylor stockte der Atem, während ihr Herz noch schneller raste. Leicht legte er die Fingerspitzen auf die Stelle, an der eine kleine Ader heftig pulsierte. »Sie wissen schon, was ich meine. Wonach haben Sie in Morales’ Safe gesucht?«

Sie bemühte sich, den sinnlichen Nebel in ihrem Kopf lange genug zu durchdringen, um ihm zu antworten, während seine Hand langsam tiefer glitt, zu ihrer Brust. Ihre Haut schien unter der Berührung zu brennen.

Tiefer. »Da Sie mich in einem Gefängnis gefunden haben und es Ihnen gelungen ist, mich daraus zu befreien, nehme ich an, dass wir beide wissen, was ich dort gesucht habe, richtig?« Seine Fingerspitzen berührten die sanfte Rundung ihrer rechten Brust. Der Atem, den sie bereits angehalten hatte, stockte in ihrem Hals.

»Darf ich weiter fragen?«, wollte er wissen.

»Nur zu.«

Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht. »Sie zuerst«, flüsterte Hunt. »Was glauben Sie, möchte ich von Ihnen?«

»Ich weiß, was ich will.« Taylor versuchte, tief Luft zu holen. Nur noch eine Berührung, und sie würde ihren Namen und ihren Beruf vergessen.

»Woher haben Sie denn davon gewusst?«

»Haben denn die Tausende von Arbeitsstunden Ihnen nicht verraten, was ich bin?«

»Eine Frau. Ja, das habe ich begriffen.«

»Eine Diebin. Eine Juwelendiebin.«

»Das ist aber nicht das Einzige, was Sie stehlen, nicht wahr?« Wieso klang es so, als wisse er mehr als sie selbst?

»Äh, nein, denke ich.« Taylor ging auf sein Spiel ein. Wissen war Macht, und wenn sie erst einmal wusste, was er wollte, wäre es einfacher, ihm zu entkommen. Verdammt, sie konnte sich nicht konzentrieren, wenn er seine Hand auf diese Art und Weise bewegte.

»Die Codes«, murmelte Hunt ganz nahe an ihrem Ohr. »Sie haben davon gewusst - aber woher?« Sein Daumen näherte sich ihrer Brustspitze, und sie verspürte den Drang, ihm noch näher zu kommen. Ihre Hände umklammerten seinen Gürtel noch fester, und sie fühlte an ihren Fingerspitzen seine Erregung. Beinahe wäre sie ihm zu Füßen gesunken.

Mmmm. Darüber. Drumherum. Berührung. Streicheln. Verloren in diesen Gefühlen vergaß sie zu atmen. Sie lehnte sich gegen ihn, hob ihm das Gesicht entgegen und wünschte, er würde sie küssen. Was hatte er doch gleich… »W-Was?«

»Woher kannten Sie die Codes?«

Taylor bemühte sich, sich auf das zu konzentrieren, was er gesagt hatte. »Codes? Welche Codes?« Sie hob das Gesicht und wollte, dass er sie küsste. Das sanfte Streicheln seiner Fingerspitzen über ihre Brust machte sie verrückt.

»In Morales’ Safe. Diese Codes.«

All ihre Sinne sagten ihr, dass sie sich in Gefahr befand und dass es besser wäre, zu denken, anstatt zu reagieren. Aber sie konnte nicht denken. »Ich weiß nicht…« Ihre Brustspitzen waren so hart und aufgerichtet, dass sie schmerzten. Sie wollten seinen Mund dort fühlen, oder wenigstens seine Finger. Sie schwankte auf ihn zu. »Ich weiß gar nichts von irgendwelchen Codes. Ich wollte die Blue-Star-Diamanten. Werden Sie wohl je…«

»Sie wollten die Halskette?«, unterbrach er sie.

Sie blinzelte und wünschte, sie könnte sein Gesicht sehen, könnte feststellen, was sich darin spiegelte, denn ganz plötzlich begriff sie, dass der Ton seiner Stimme gar nichts mit dem eines Geliebten zu tun hatte. »Natürlich.« Ein eisiger Schauer rann durch ihren Körper, und sie erwachte aus dem sinnlichen Nebel wie ein Taucher, der aus dem tiefen Meer emporsteigt. Ihr ursprünglicher Selbsterhaltungstrieb kehrte zurück. Dass er sich von ihr angezogen fühlte, daran bestand kein Zweifel. Aber im Gegensatz zu ihr hatte er nicht zugelassen, dass dieses Gefühl seine Sinne berauschte. Er konzentrierte sich vollkommen auf sein Geschäft.

Dieses Bewusstsein wandelte sich in Zorn. Ganz plötzlich fühlte sie sich blamiert und sehr verletzlich, weil sie vollkommen nackt vor ihm stand. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um sein Hemd loszulassen und widerstand dem heftigen Wunsch, mit den Händen ihre Blöße zu bedecken. Sie hob das Kinn und starrte in die Richtung, in der sie ihn vermutete, dann benahm sie sich so, als würde sie ihren roten Lieblingsanzug von Valentino tragen.

Zornig holte sie tief Luft. »Ich werde dieses Spielchen nicht spielen«, erklärte sie ihm mit ausdrucksloser Stimme, während eine ihrer Hände hinter sich griff und sie an der kühlen Wand nach Halt suchte. Die andere Hand streckte sie ihm entgegen. »Geben Sie mir die Seife und verschwinden Sie.«

»Trotz Ihrer offensichtlichen Einladung werde ich keinen Sex mit Ihnen haben«, erklärte er geradeheraus. »Und ich habe auch nicht die Zeit oder die Absicht zu warten, während Sie hier herumsuchen und versuchen, sich zu säubern. Es ist wesentlich einfacher, wenn ich das tue…«

»Wie bitte?« Taylor biss die Zähne zusammen. »Was für eine offensichtliche Einladung?«

»Ihre Haut ist gerötet, ihre hübschen Brustspitzen sind hart, und ich kann ihre Erregung riechen.«

Taylor war so wütend, dass ihr Schädel dröhnte. Dieser arrogante, egoistische - Schuft. Sie fühlte seine Erregung, die sich gegen ihren Bauch drängte. In diesem Nebel der Hormone war sie nicht allein. »Haben Sie den Wunsch zu sterben?«, fragte sie verärgert, in der vollen Absicht, ihm dabei behilflich zu sein.

»Lady, wenn Sie in der Lage wären, mich umzubringen, dann würde mir das Freude machen. Doch im Augenblick können Sie sich ja noch nicht einmal selber waschen.« Mit einem Ruck zog er sie an sich, ignorierte ihren wütenden Aufschrei und die Hand, mit der sie nach ihm zu schlagen versuchte. »Machen Sie die Augen zu. Ich werde jetzt das Shampoo benutzen, um… verdammt!«

Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Oh Gott. »Was ist denn jetzt?«

»Ihre Augen - ich habe noch nie Augen in einem solchen Blau gesehen.«

Verdammt. Was konnte wohl sonst noch schief laufen? Offensichtlich hatte sie irgendwann ihre braunen Kontaktlinsen verloren. Ihre Augen waren ihr hervorstechendstes Merkmal. Blassblau und unheimlich sahen sie aus. All das verbarg sie normalerweise hinter bunten Kontaktlinsen. Immer. »Kontaktlinsen.«

»Nein, so beeindruckend, wie Ihre Augen sind… nein. Kontaktlinsen gibt es nicht in einem so reinen, strahlenden Blau. Das sind Ihre richtigen Augen. Mein Gott, diese Farbe ist wirklich unglaub… Nein, schließen Sie die Augen nicht.«

Mit der Fingerspitze hob er ihr Kinn. Sie fühlte förmlich seine Blicke auf ihrem Gesicht. Und weil seine Berührung, selbst eine so leichte Berührung wie diese hier, bis in ihr Innerstes drang, starrte sie ihn mit wütendem Blick an, dann drang ein Seufzer über ihre Lippen. Der war nicht vollkommen gespielt. Ihre Gefühle überwältigten sie. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, gefolgt von einer langen, anstrengenden Nacht. Sie war erschöpft. Geschafft. Sie war am Ende ihrer Reserven angekommen. Sie besaß keine Energie mehr für diesen verbalen Schlagabtausch.

Offensichtlich erging es ihm genauso. »Ich werde Sie jetzt loslassen. Können Sie allein stehen?«

Taylor nickte, dann beschlich sie ein Gefühl des Verlustes, als er sie freigab.

»Fünf Minuten. Wenn Sie bis dahin nicht aus dem Bad herauskommen, werde ich wieder hereinkommen und die Arbeit beenden. Klar?«

»Überdeutlich.«

»Ich lasse die Tür angelehnt. Rufen Sie, wenn Sie mich brauchen.«

»Das werde ich nicht.«