NEUNTES KAPITEL

MOSKAU UND DIE MOSKAUER

(Giljarowski, 1926)

»Was ich alles ausgestanden, was für Qualen ich seinetwegen auf mich genommen habe!«, jammerte die beleidigte Valja. »Sie sollten mal versuchen, sich die Brauen zu zupfen, das ist ein Albtraum! Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geweint! Fucking miracle, dass meine Augen nicht knatschrot sind. Und dabei habe ich nur an Sie gedacht, an Ihre Reputation. Das Cholesterin ist so ein Ort, da trifft man jeden. Es hätte ja gerade noch gefehlt, dass die denken, Sie hätten sich mit einer Transvestitin eingelassen. Barbie-Dress, fadendünn gezupfte Brauen und peppige Bemalung, das ist doch alles nur Ihretwegen, und da fallen Sie über mich her wie Präsident Bush über die Taliban. Was ist denn dabei, wenn ich eine halbe Stunde zu spät komme? Ich habe ja schließlich gearbeitet und nicht ein Buch gelesen.«

Nicki war es schon selber peinlich, dass er sich wegen der Verspätung so auf das arme Mädchen gestürzt hatte. Sie war so glücklich aus dem Taxi geflattert: goldene Löckchen bis zu den Schultern, Rüschenkleid, Netzstrümpfe, auf der Wange ein Schönheitspflästerchen mit einer chinesischen Hieroglyphe, kurz: wie Natascha Rostowa aus Tolstojs »Krieg und Frieden« bei ihrem ersten Ball. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, an der geschlechtlichen Zugehörigkeit dieser Naiven zu zweifeln. Und da hatte er ihr Vorwürfe gemacht. Das war nicht in Ordnung, nein, das war sexueller Chauvinismus. Ein echtes Mädchen hätte er bestimmt nicht ausgeschimpft, wenn es zu spät gekommen wäre, stimmt’s?

»Okay, okay, Entschuldigung«, sagte Nicholas. »Du bist heute einfach umwerfend schön!«

Und Valja, die von ihrem Chef nicht gerade mit Komplimenten überschüttet wurde, fing sich sofort, ja sie strahlte. Sie drehte sich mit ihrem ganzen Körper dem Fahrer zu, klimperte mit ihren superlangen Wimpern, zupfte ihre künstlichen Brüste zurecht und bohrte die Ellenbogen in die Rückenlehne des Sitzes.

Sie gurrte leidenschaftlich:

»Da stehe ich nun vor Ihnen, eine einfache russische Frau.«

Das war so eine Mode in ihren Kreisen: egal, ob es passte oder nicht, mit Zitaten aus vorsintflutlichen sowjetischen Filmen aufzuwarten. Was fanden diese »Kinder der Sonne«, wie man sie nach einem Theaterstück Gorkis nennen könnte, diese ersten Schneeglöckchen des einundzwanzigsten Jahrhunderts, an den abgestandenen primitiven Erzeugnissen des sozialistischen Realismus, dass diese sie so anzogen? Das war doch ganz gewöhnlicher Propaganda-Schwachsinn. Nicholas hatte sich ein paar Kassetten angeguckt, die Valja mitgebracht hatte: die Filme »Tschapajew«, »Lustige Burschen« und dann noch den, wie hieß er noch?, aus dem dieser Spruch mit der »einfachen russischen Frau« stammte, und hatte es auf gegeben. Er, der mit den antisowjetischen Philippika von Sir Alexander auf gewachsen war, würde nie die Kunst der totalitären Zeit als etwas Stilvolles oder Exotisches auffassen können.

»Hier to the left abbiegen«, sagte Valja und legte Nicholas gleichsam aus Versehen die Hand auf die Schulter. »Dann to the right, und da ist dann das Cholesterin

»Ein merkwürdiger Name für ein Restaurant«, sagte Fandorin und sah sich nach einem Parkplatz um; die Straße war vollgeparkt mit teuren Autos. »Cholesterin ist doch schädlich.«

»Schmeckt aber ex-qui-sit«, hauchte ihm die Zauberin leidenschaftlich ins Ohr.

Nicholas sagte streng:

»Also, Valentina. Wir haben doch ein für alle Mal abgemacht . . .«

»No problem«, sagte sie und fuhr zurück. »Ich verstehe: ein Haus, eine Frau, was braucht der Mensch denn sonst noch, um dem Alter gelassen entgegenzusehen?«

Na, weißt du, dachte Nicholas kopfschüttelnd, vierzig und ein paar Zerquetschte, das ist doch wohl kein Alter, oder?

Gegenüber dem strahlenden Schild in Form eines sich suhlenden Ferkels wurde ein Platz frei – ein roter Audi fuhr weg; Fandorin wollte sich in die Lücke klemmen, aber Valja machte Schmolllippen und sagte:

»Chef, können wir nicht ein Stückchen weiter fahren? Wie soll ich denn mit meiner ganzen Grazie vor den Augen von tout le monde aus dieser Blechkiste aussteigen? Ich interessiere mich wer weiß wie für Ihren Ruf, und meiner ist Ihnen total egal.«

Ohne ein Wort des Protestes bog Nicholas mit seinem Shiguli um die Ecke. Er hatte sich dieses unansehnliche Auto seinerzeit aus dem patriotischen Überschwang des Spätheimkehrers zugelegt- er wollte die Werbekampagne »Auf zum Kauf einheimischer Produkte« unterstützen. Stoisch ertrug er die störrischen Eskapaden der Blechkiste, kurierte ihre unzähligen Zipperlein, tauschte endlos kaputte Griffe und Spiegel aus und, was das Wichtigste war, gab sich Mühe, seine Frau nicht zu beneiden, die mit einem Landrover-Schlitten herumkutschierte. Der radikale Erast nannte das Fahrzeug seines Vaters »Staubsauger« und weigerte sich, damit zu fahren, während der sentimentalen Gelja der Shiguli Leid tat und sie ihn zärtlich Teddy nannte, wobei sie an das Gedicht dachte: »Sie warfen Teddy weg / Und rissen ihm die Arme aus. / Ich holt ihn aus dem Dreck / Und hab‘s jetzt warm in meinem Haus.«

Als er durch die dunkle Gasse zu dem mit bunten Lämpchen lockenden Nachtklub ging, überkam Fandorin auf einmal ein längst vergessenes faszinierendes Gefühl: so etwas wie Vorfreude auf ein Fest, wie in Studentenzeiten, wenn er mit seiner Freundin tanzte oder in einem engen, völlig verrauchten Imbiss auf Tuchfühlung mit ihr ging. Und auch wenn das hier nicht Soho, sondern Dmitrowka war, und auch wenn das, was neben ihm mit den Absätzen klapperte, kein echtes Mädchen, sondern ein nicht eindeutig definierbares Wesen war, so hatte er dennoch das Gefühl, als fielen mit einem Mal zwanzig Jahre von ihm ab, und sein Gang wurde federnd, sein Kopf tönend, und seine Lungen füllten sich mit Lachgas.

»Pêle-mêle« bedeutete, wie sich herausstellte, Toleranz und Verbrüderung (oder Verschwisterung) aller erdenklichen sexuellen Orientierungen. Im Klub »Cholesterin« waren wirklich alle willkommen.

»Hier machen sie Livemusik!«, brüllte Valja Nicholas ins Ohr, als sie in einen dunklen, proppevollen Raum gelangten, wo eine Hardrockband spielte. »Heute ist eine unheimliche Drainage, das ist einfach incroyable. Das ist Warum?

»Wie, Warum?«, fragte Fandorin verständnislos.

»So nennt sich die Gruppe: Warum?‹ Der volle Name lautet: Warum liebt einen Mohren / Othellos Desdemona? Einer der Solisten der Gruppe ist ein Schwarzer aus Burkina Faso. Das sieht man jetzt nicht, weil sie sich alle schwarz angemalt haben.«

»Warum?«

»Ein blöder Name, stimmt«, sagte Valja zustimmend; diesmal war sie es, die die Frage nicht verstanden hatte. »Kommen Sie, lassen Sie uns die Kurve kratzen, bevor wir das Kotzen kriegen.«

In dem anderen Zimmer, wo Stuhlreihen vor einer Bühne aufgebaut waren, brannte dagegen grelles Licht. Das Publikum bestand fast nur aus Männern, auf dem Podium stand eine stark geschminkte Madame am Mikrofon, die Arme in die Hüften gestemmt. Bei etwas sorgfältigerer Betrachtung erwies sich die Madame als Mann in einem prächtigen Frauenkleid und roter Perücke.

»Eine Transvestiten-Show«, erklärte Valja, die diese Karikatur auf die schöne Hälfte der Menschheit nachsichtig betrachtete. »Das ist Lola, der Conferencier. Ein geiler Typ. Sollen wir uns das angucken?«

Señor Lola sandte dem Publikum eine Kusshand und kündigte mit kreischender Stimme an:

»Liebe Püppis, wie froh ich bin, euch alle bei unserem Entrenous zu sehen! Ihr seid alle so begehrenswert, so erotisch, ich bin wahnsinnig erregt, ja, ich zerfließe fast!«

Mit diesen Worten riss er sich die Perücke vom Kopf, und man sah, wie über einen vollkommen kahlen Schädel Bäche von Schweiß rannen.

Alle lachten und klatschten; Lola zwinkerte dem zwei Meter langen Fandorin zu, spitzte seine dicken Lippen zu einem Kussmündchen, das er hoch- und runterschob, und sagte:

»Ich schwärme für große Männer. Besonders, wenn auch die anderen Proportionen stimmen.«

Wieder Lachen und Beifall. Nicholas spürte viele auf ihn gerichtete neugierige Blicke und duckte sich unwillkürlich. Valja hakte ihn beruhigend unter, und diesmal ließ er es mit sich geschehen; irgendwie war es so entspannter: Von außen sah es aus wie ein normales heterosexuelles Paar.

Lola puderte seine blaugraue Nase und erklärte feierlich:

»Und jetzt, ihr lieben intakten Jungfernhäutchen, seht ihr die göttliche Tschi-Tschiki-San, den Star des japanischen Striptease.«

Eine jaulende fernöstliche Musik setzte ein, und auf die Bühne kam mit kleinen Trippelschritten ein hübsches, schlitzäugiges Mädchen in einem weißen Kimono. Sie drehte sich graziös und spielte dabei mit ihrem Fächer. Sie ließ den weißen Kimono von den Schultern gleiten, darunter trug sie einen roten. Die Tänzerin hob die Schöße zur Seite und stellte ihr schönes nacktes Bein zur Schau. Der Saal pfiff und johlte begeistert.

»Los, wir gehen«, sagte Valja und zog Fandorin am Ärmel. »Von wegen Japanerin, das ist ein shithead aus Ulan Ude. Verflixt, dass die so obergeil auf den sind!«

»Bist du eifersüchtig?«, fragte Nicholas lachend, während er sich zum Ausgang durchkämpfte.

Valja fauchte:

»Das hätte mir gerade noch gefehlt, vor allen möglichen Päderasten zu tanzen.«

Aber man sah, dass der Erfolg der Pseudojapanerin ihm schwer zu schaffen machte.

Im dritten Saal, dem größten von allen, befand sich das Restaurant, und in einer Ecke hinten war Platz zum Tanzen, von wo man monotone Musik hörte, die ein bisschen so klang wie das quietschende Geräusch, das Scheibenwischer machen, wenn sie über die trockene Glasscheibe rutschen.

»Super!«, sagte Valja und presste die Hände an die Brust. »Das ist Musik! Das hat drive! Der heizt ein! In zweihundert Jahren wird man von uns sagen: Die waren lucky bastards, sie waren Zeitgenossen des großen DJs Ritter von Gluck.«

»Hat diese Musik denn irgendetwas mit Gluck zu tun?«

Fandorin hörte genau hin, konnte aber keine Ähnlichkeit entdecken.

»Finden Sie etwa nicht?«, fragte Valja mit halb geschlossenen verschleierten Augen. »Ich bin gleich wieder da, ich muss einem call of nature folgen.«

Sie ging zur Toilette; das dauerte nur zwei Minuten, aber als sie zurückkam, war sie nicht wiederzuerkennen: in den geweiteten Pupillen glitzerten wilde Fünkchen, der Mund war zu einem seligen Lächeln verzogen, und ihr ganzer Körper vibrierte im Rhythmus der Musik.

»Chef, avanti! Ab ins Nirwana!«, rief sie aus, packte Nicholas’ Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. »Sonst sterbe ich auf der Stelle! Da ist der Donner, und ich bin der Blitz.«

Offenbar hatte sie irgendeinen Mist geschluckt oder inhaliert, erriet Fandorin. Ecstasy oder Kokain. Vielleicht auch »Blitz«, es gab so einen Stoff. Aus Erfahrung wusste er, dass es jetzt völlig zwecklos war, Valja den Kopf zu waschen.

Aber er schaffte es nicht stillzuhalten und sagte zornig:

»Geh, geh du bloß und tob dich aus. Wenn mit dir wieder etwas anzufangen ist, dann müssen wir miteinander reden.«

Aber Valja ließ das jetzt völlig kalt. Sie hatte sich offenbar schon von der Erde losgelöst und brüllte den schwachsinnigen Satz:

»Mach den Stall zu, es raucht!«

Und rhythmisch zuckend ging sie Richtung Tanzfläche.

Nicki blieb allein.

Er nuckelte mit einem Strohhalm an seinem leichten »Tequila-Sunrise«-Cocktail, betrachtete gelassen die unbekümmerten Bewohner des dritten Jahrtausends der christlichen Ära und dachte darüber nach, wie Moskau und die Moskauer sich geändert hatten seit der Zeit, da er erstmals in diese Stadt gekommen war. Das war erst sechs Jahre her, aber Moskau war nicht wiederzuerkennen. Moskwa: Im Russischen ist die Stadt Moskau eindeutig eine Frau. Ihr Zeitgefühl ist unterentwickelt. Deshalb ist sie im Unterschied zu männlichen Städten gleichgültig gegenüber der Vergangenheit und lebt ausschließlich in der Gegenwart. Die Helden und Denkmäler von gestern bedeuten ihr wenig. Moskau trennt sich ohne Mitleid von ihnen, die Stadt hat ein kurzes Gedächtnis und ein unsentimentales Herz. Ein Mann hat Herzklopfen und Tränen der Rührung in den Augen, wenn er eine frühere Geliebte trifft. Eine Frau oder zumindest die meisten von ihnen interessieren sich nicht für ein solches Treffen, ja, es ist ihnen sogar unangenehm, denn es hat mit ihren gegenwärtigen Problemen und ihrem heutigen Leben nichts zu tun. Genauso ist es mit Moskau, und es ist völlig sinnlos, der Stadt das übel zu nehmen. Wie es in einem schönen Lied heißt, ist Moskau wie das Wasser, das die Form des Gefäßes annimmt, in dem es sich befindet.

Als Fandorin die Stadt zum ersten Mal sah, war sie ein armes Aschenbrödel, das nach bunten ausländischen Markenzeichen schielte und andere um ihren Reichtum beneidete. Aber die materielle Lage der Stadt hatte sich seitdem verbessert, Moskau hatte den angestammten Speck wieder angesetzt und war zu seiner natürlichen Beschäftigung zurückgekehrt. Die Stadt erinnerte Nicholas am ehesten an die typische Frauenfigur bei Tschechow: eine schöne, ein wenig überreife Dame, etwas zynisch und übersättigt, nicht allzu glücklich in der Liebe, eine Frau, die schon alles auf der Welt gesehen hat und doch noch nach dem Leben giert. Tagsüber ist Moskau eine Frau vom Typ Arkadina oder Ranjewskaja oder Wojnizewa, die ihre Launen hat und wie eine Schlampe herumläuft, aber am Abend, wenn sich die Gäste versammeln, malt sie sich an, putzt sich heraus, zieht ihr feuriges Brillantcollier an, behängt sich mit strahlenden Ohrringen und verwandelt sich in eine solche Salonlöwin, dass man glatt erblinden kann.

»He, Sie da, stranger in the night«, hörte er plötzlich eine wohlklingende Frauenstimme. »Ist es schwer, der Vater einer erwachsenen Tochter zu sein?«

Nicholas drehte sich um und sah am Nachbartisch, der gerade eben noch leer gewesen war, eine Frau sitzen. Ihr Gesicht sah man im Halbdunkel nur undeutlich, aber dass sie eine Schönheit war, stand außer Frage: sonst hätte ihre Stimme nicht so sicher geklungen, ihre Augen hätten nicht so träge geleuchtet und die feuchte Zahnreihe hätte nicht so siegreich geglänzt. Im ersten Moment schien es, als habe die Stadt Moskau, von seiner eigenen Phantasie gewebt, in ihrer Person Gestalt angenommen, umso mehr, als am Hals der Unbekannten ein Geschmeide blitzte und im Ohr ein Brillant in makellosem Regenbogenleuchten erstrahlte. Und erst dann erreichte Nicholas der Sinn der merkwürdigen Frage: Sie hatte Valja gemeint. Sie dachte, er sei mit seiner Tochter in den Klub gekommen. War der Altersunterschied denn wirklich so auffällig? Aber andererseits, wieso wunderte er sich eigentlich? Wie alt war Valja denn: zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig?

»Na, habe ich Sie getroffen? Das war doch nicht ernst gemeint. Welcher Vater würde sein Töchterchen denn in diese Spelunke mitnehmen? Allenfalls irgend so ein Blutschänder. Aber danach sehen Sie eigentlich nicht aus.«

Die Unbekannte war geil gestylt: Ihre schwarzen Haare schmiegten sich in zwei Herrenwinkern an die Wangen. Die Mulden unter den Backenknochen wirkten wie fliederfarbene Schatten. Ein richtiger Sog, dachte Fandorin. Ja klar, die »Unbekannte« aus dem gleichnamigen Gedicht von Alexander Blok: »Parfüm verströmend und den Duft von Nebeln«.

»Wonach sehe ich denn aus?«, fragte er, unwillkürlich ihrem Ton, seiner sorglosen Stimmung und dem Zauber des Augenblicks nachgebend.

Sie rückte etwas an ihrem Stuhl, um ihn besser sehen zu können, blieb aber an ihrem Tisch sitzen. Nach kurzem Nachdenken antwortete sie:

»Nach einem Mann, der über das Alter hinaus ist, in dem einem Überraschungen gefallen. Der also aufhört, ein Mann zu sein. Und . . .« Das vorher blassrote Feuer der Zigarette wurde auf einmal scharlachrot und beleuchtete eine Sekunde lang die ironische Kurve ihrer schmalen Lippen. »Und dann sehen Sie noch aus wie ein Riesenschiff, das es in einen Kanal namens Moskwa verschlagen hat.«

»Wegen meiner Größe?«, fragte Nicholas.

»Nein. Weil Sie sich im Alltagsleben dazu zwingen, sich wie ein Ausflugsbötchen zu benehmen, und Ihnen das nicht besonders gut gelingt.«

Sie will mich anmachen, wurde Fandorin auf einmal bewusst. Früher hielten im Restaurant die Männer nach den Frauen Ausschau. Die Unverschämtesten warteten den Moment ab, wenn der Begleiter der Dame tanzen ging. Jetzt war die Revolution der Geschlechter angesagt, die Rollen änderten sich. Das selbstbewusste Raubtier-Weibchen machte sich nachts auf die Jagd. Sie verdrehte einem den Kopf mit ihren Worten, schenkte immer ordentlich Alkohol nach, kutschierte einen mit dem Auto und sagte einem am Morgen: »Tschüs, mein Goldschatz. Ich ruf dich an.«

»Was lächeln Sie?« Die Unbekannte zog wieder an der Zigarette. »Bin ich Ihnen zu direkt?«

»Ja, ein bisschen«, sagte er lachend.

»Mit Männern geht das nicht anders«, erklärte sie kaltblütig. »Da muss man Perlen vor die Säue werfen. Zumal wir wenig Zeit haben, Ihre Pionierin ist sicher gleich wieder da. Langweilen Sie sich denn nicht mit ihr? Okay, Sie haben es mit so einer Minderjährigen getrieben, haben sich also bewiesen, dass Sie noch ganz toll sind, aber dann kann sie doch wirklich wieder mit ihren Altersgenossen im Sandkasten spielen gehen. Ein gewöhnliches dummes Ding. Vielleicht wird sie irgendwann mal eine richtige Frau, aber allzu bald bestimmt nicht.«

»Ich kann Ihnen versichern, Valja ist alles andere als gewöhnlich, um nicht zu sagen, höchst ungewöhnlich.«

Die Unbekannte lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

»Sie interessiert mich nicht. Hören Sie, ich sage so etwas nicht zweimal. Und Zeit zum Nachdenken lasse ich Ihnen auch nicht. Wir stehen jetzt auf und gehen. Ohne Abschied, Lügerei von wegen dringender Angelegenheit und dergleichen. Ich möchte, dass das Mädchen, wenn es zurückkehrt, einen leeren Stuhl vorfindet. Stopp! Hier spreche ich, Sie halten erst mal den Mund. Wenn Sie denken, ich bin jeden Tag so unternehmungslustig – nein, das bin ich nur, wenn mich der Hafer sticht. Sie können es für eine Laune halten. Also: ja oder nein?«

Dabei klang sie so lässig, als zweifele sie absolut nicht an der Antwort, und das war das Verführerischste.

»Nein«, sagte Nicholas. »Danke, aber nein.«

»Aber doch nicht wegen dieses Flittchens?«, sagte die Frau weniger beleidigt, als verwundert. »Gucken Sie sich die doch einmal genauer an.«

Fandorin drehte sich um und guckte.

Valja schwebte im freien Flug: küsste sich schwesterlich mit einem feuerroten Mädchen ab, setzte sich sofort danach zu zwei jungen Machos kaukasischen Aussehens, fing lebhaft an, ihnen etwas zu erzählen, und gestikulierte. Um diese Dame musste man sich keine Sorgen machen. Nicki wusste, dass sie nicht auf den Mund gefallen war. Der leichte und zerbrechliche Eindruck, den sie machte, täuschte. Außer mit modernem Tanz beschäftigte sich Valja noch mit einem fernöstlichen Kampfsport (irgend so ein Hahnenkampf, der Name endete mit »do«). Ganz am Anfang ihrer Zusammenarbeit, als Fandorin noch nicht alle Talente seiner Assistentin kennen gelernt hatte, musste er einmal in einem Cafe für sie einstehen. Der Angreifer war entschieden kleiner als Nicholas, aber doppelt so breit in den Schultern, so dass die Chancen für einen Sieg bei Null lagen. Aber es war nichts zu machen, der Konflikt (übrigens von Valja selber provoziert) drohte sich gewalttätig zu entladen. Während Nicki mit blassem Gesicht stammelte, er werde jetzt die Miliz holen, trat Valentina hinter seinem Rücken hervor, lupfte ihren Minirock, legte so etwas wie eine Pirouette hin, holte mit dem Bein aus und beförderte den Kraftprotz mit einem gezielten Tritt zu Boden. Dann holte sie ihren Taschenspiegel heraus und puderte sich die Nase.

»Nein, nicht ihretwegen«, sagte Nicholas. »Und nicht deshalb, weil ich Sie nicht anziehend finde. Ganz im Gegenteil. . .«

Die Unbekannte kicherte, als habe er etwas Lustiges, aber nicht ganz Anständiges gesagt.

»Du musst es ja wissen, du Dummkopf.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Du wirst dir hinterher noch in den Hintern beißen. Solche Abenteuer bieten sich nur ein einziges Mal im Leben an. Und bei weitem nicht jedem.«

Sie war gekränkt; das konnte man ja verstehen. Aber eine Dame beleidigen, die ihm schließlich einen verdammt schmeichelhaften Vorschlag gemacht hatte, das wollte Nicholas nun wirklich nicht. Sein Vater hatte immer gesagt: »Ein Gentleman, Nikolka, das ist jemand, der nie Leute beleidigt, die er nicht beleidigen will.«

»Verstehen Sie«, sagte Fandorin und lächelte entmutigend. »Ich liebe die Frauen, und wie Karl Marx schon sagte: nichts Menschliches ist mir fremd. Aber für russische Verhältnisse habe ich erst recht spät geheiratet, so dass ich genügend Zeit hatte, meine Neugier in Bezug auf die Vielfalt der Frauentypen zu befriedigen. Ich habe lange nach der Frau gesucht, in deren Person ich alle Frauen der Welt lieben kann, und sie gefunden. Und was meine Begleiterin angeht, so irren Sie; wir haben nichts miteinander.«

»Du liebst deine Frau so sehr?«, fragte die Unbekannte mit ernstem Gesicht, als hätte sie eine so ungewöhnliche und wichtige Nachricht gehört, dass sie eine Bestätigung brauchte. Und als er nickte, winkte sie genervt ab. »Gut, das ist deine Sache, was ändert das schon? Ich will ja schließlich nicht vor den Traualtar mit dir treten. Wir vergnügen uns, und das ist alles. Ich vergesse dich sofort und du mich auch.«

»Und der Betrug?«, sagte er leise. »Meine Frau wird es nicht erfahren, aber ich werde ja wissen, dass ich sie betrogen habe.«

Die Frau drückte die Kippe im Aschenbecher aus, grinste verächtlich und sagte:

»Jetzt reicht’s. Was habe ich das denn nicht sofort gesehen? Ich kenne diese Prinzipienreiter. Du quälst deine Frau, und vor den anderen Frauen hast du Angst. Hast Angst, dass es bei dir mit keiner anderen klappt, das ist der wahre Grund für deine Treue.«

Sie stand abrupt auf, so dass der Stuhl über den Boden polterte, und setzte sich an die Bar.

Nun ist sie doch beleidigt, dachte Fandorin niedergeschlagen.

Die Unbekannte saß jetzt weit weg, war aber besser zu sehen als aus der Nähe, weil die Bar von einer Unmenge Lämpchen beleuchtet war. Während er die gut gebaute Silhouette der Verführerin und ihren bildschönen Fuß betrachtete, der lässig mit dem halb ausgezogenen Pumps wippte, versuchte sich Nicholas vorzustellen, wie das mit ihnen gelaufen wäre. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten, sich das vorzustellen, und zwar so plastisch, dass er anfing, auf dem Stuhl herumzurutschen.

Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt. Erstens hatte er Gewissensbisse Altyn gegenüber wegen der Zügellosigkeit, die er seiner Phantasie gestattet hatte. Nannte man so etwas nicht »in Gedanken sündigen«? Aber noch stärkere Gewissensbisse hatte er, weil sich in seinem Inneren Bedauern regte. Wie hatte sie doch gesagt: »Du wirst dir hinterher noch in den Hintern beißen?«

Was habe ich hier überhaupt zu suchen, schimpfte Fandorin mit sich selber. Na, was für ein toller Liebhaber verbotener Genüsse ich doch bin! Ich würde besser zu Hause bei meinen Kindern sitzen und mich freuen, dass ich noch lebe.

Er legte Geld auf den Tisch und warf einen letzten Blick auf Valja, die mit einem der Kaukasier tanzte. Ihr Kavalier und sie lachten schallend. Die Unbekannte hatte Recht, dachte Nicholas. Sollte Valja sich doch mit ihren Altersgenossen abgeben, schließlich hatten sie ihre eigenen Spiele und sprachen dieselbe Sprache. Sie gehörte nicht zu den Mädchen, die man nach Hause begleiten muss. Valja würde diese Nacht wohl kaum allein verbringen.

Als er an der Bar vorbeiging, nickte er der zwielichtigen Frau etwas verlegen zu – sie stand mit ihrem Handy da, redete mit jemand und verabschiedete sich von ihm, lässig ihre Finger mit den langen roten Nägeln bewegend.

Er trat auf die nächtliche Straße und sog den wunderbaren Moskauer Geruch ein: Regen, Asphalt und faules Laub, gewürzt mit Abgasen. Sich ans Steuer setzen, Musik anstellen (alte Musik aus seiner Jugendzeit: die noch nicht verpoppten Bee Gees der Platte »Odessa«) und durch die leere Straße nach Hause fahren, wo die Kinder schlafen. Was kann schöner sein?

In der Nähe des Eingangs zum Klub parkte ein riesiger Jeep. Die Tür des Wagens stand sperrangelweit offen. Der stolze Besitzer des funkelnden Monsters stand in malerischer Pose da, den einen Fuß auf die ausfahrbare Stufe gesetzt, und telefonierte. Moskau schlägt alle Rekorde, was die Pro-Kopf-Zahl der Handys betrifft, dachte Fandorin im Vorbeigehen.

»Geht klar«, sagte der Besitzer des Jeeps, ein junger Mann in einer teuren Lederjacke und mit getönter Brille (nachts!), zu seinem unsichtbaren Gesprächspartner. »Wird sofort erledigt!« Und packte den vorbeigehenden Fandorin auf einmal kräftig am Ärmel.

»Nikolaj Alexandrowitsch, setzen Sie sich ins Auto«, sagte er leise, man sah durch die Brillengläser seine ruhigen, aber unangenehm konzentrierten Augen. »Da möchte jemand mit Ihnen sprechen.«

Die Hoffnung, er sei noch einmal davongekommen, brach ohne Vorwarnung in sich zusammen. Das war’s! Jetzt hatten sie ihn!

Ihm rutschte das Herz in die Hose, und trotzdem tat Nicholas so, als verstünde er nichts und ahne nichts.

»Mit mir?«, fragte er übertrieben verwundert und spürte selber, wie künstlich seine Intonation war. »Wer denn? Und warum?«

Er hätte auch die berühmte Formel »Sie müssen mich mit jemand verwechseln« sagen können, aber das Unglück wollte es, dass sie ihn mit Vor- und Vatersnamen angeredet hatten.

Er schaute sich um und sah, dass die beiden Türsteher des Klubs in seine Richtung guckten. Er fasste ein wenig Mut.

»Ich denke nicht daran, mit Ihnen irgendwohin zu fahren!«, erklärte er und versuchte, sich loszureißen.

Umsonst. Der Brillenträger hielt ihn mit zwei Fingern am Ärmel, doch diese Finger waren aus Stahl.

Hinten hörte man Schritte, und in Fandorins Rücken bohrte sich etwas hartes Rundes mit einem kleinen Durchmesser. Ihm schwante sofort, was es war, obwohl man ihm nie zuvor die Mündung einer Pistole an die Wirbelsäule gehalten hatte.

»Ohne Dramatik, Verehrter«, sagte derselbe Mann. »Wir setzen uns schön hin, fahren los und veranstalten keine Szenen und Happenings.«

Die fehlerlose, ja kultivierte Rede des Banditen machte Nicki am meisten Angst. Er guckte sich in Panik um. Zwei Männer standen hinter ihm: der eine hatte ein verschlafenes Gesicht und eine platte Nase, der andere war noch ganz jung und hatte wohl rote Haare, obwohl man sich im Lampenlicht da nicht ganz sicher sein konnte.

Am schlimmsten war, dass sich die Türsteher, sobald sie die Waffe sahen, wie auf Befehl abgewandt hatten. Sie verstanden offenbar, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Schlägerei handelte, sondern um eine ernste Unterhaltung.

Und doch sollte er sich auf keinen Fall zu diesen Totschlägern ins Auto setzen, egal, wer sie waren, ob die Komplizen von Schibjakin oder dessen Mörder. Das war gehupft wie gesprungen. »Es möchte jemand mit Ihnen sprechen!« Sie wollten ihn also nicht sofort umbringen. Das kennen wir aus der Zeitung: sie schmieden dich an den Heizkörper, schlagen dich und stellen Fragen, auf die du keine Antwort weißt. Oder wenn es die »Unfassbaren Rächer« sind, dann veranstalten sie einen Pseudo-Prozess gegen dich »Schwein und Betrüger«.

»Zwingen Sie mich nicht, zu stärkeren Mitteln zu greifen«, sagte der Mann in der dunklen Brille immer noch genauso ruhig; offenbar war er der Boss der Entführer. »Sie wissen ja, das hat schon einmal zu einem tödlichen Ausgang geführt.«

Er hob seine rechte Hand, die jetzt kein Handy, sondern etwas Dünnes, Metallisches hielt – es war wohl eine Nadel. »Tödlicher Ausgang«, das bezog sich auf Schibjakin. Also waren es nicht die »Unfassbaren«, sondern deren Gegner. Er setzt mir jetzt eine einschläfernde Spritze, und wenn ich zu mir komme, habe ich Handschellen an und befinde mich in irgendeinem Keller, dachte Nicho-las resigniert. Und dann werde ich wie dieser arme Spinner mit offenem Mund und glasigen Augen in einer Pfütze liegen.

»Hej, Chef!«, hörte er hinter sich ein wildes Gebrüll. »Wohin wollen Sie denn? Ça ne marche pas! Und ich?«

»Valja!« Mit den Absätzen klappernd kam sie aus dem Klub gelaufen. Ihr Gesicht war zornig.

Der Mann mit der Spritze zischte:

»Sagen Sie ihr, sie soll abhauen. Das ist mit Sicherheit besser.«

Vom unheilverkündenden Sinn dieser Worte erzitternd (für ihn war es also bereits zu spät), sagte Nicholas mit belegter Stimme:

»Valja, ich habe Bekannte getroffen. Ich muss mit ihnen sprechen. Warte am Tisch auf mich.«

»Bien sûr, Bekannte«, lachte sie bitter und kostete genüsslich die Rolle der Verführten und Sitzengelassenen aus. »Ich habe doch gesehen, wie Sie mit der femme fatale rumgeturtelt haben! Haben Sie ein date mit ihr gemacht, ja? Ich werde MM alles erzählen, das sage ich Ihnen!«

Sie riss wütend an der Hand des Brillenträgers, damit der Nickis Ärmel losließ.

»Vorsicht, hands off! Finger weg von dem, was dir nicht gehört!«

»Kleine«, bat der Brillenträger inständig. »Tu uns einen Gefallen, bleib noch ein bisschen leben. Du hast zwei Sekunden, um zum Gartenring zu rennen.«

Jetzt wird es zur Katastrophe kommen, dachte Nicholas zitternd und sagte hastig:

»Valja, lass, sie haben eine Kna . . .«

Es gelang ihm nicht, sie vor der Pistole zu warnen.

Aber es kam nicht zur großen Katastrophe: Alles spielte sich in dem Zeitraum der zwei Sekunden ab, die der nichtsahnende Verbrecher Valja schenkte. Mit einem Wahnsinnsschrei rammte ihm das empfindliche Fräulein ihre Stirn gegen die Nase und warf gleichzeitig die Arme zu beiden Seiten: mit der rechten Hand versetzte sie der Plattnase einen Schlag gegen die Kehle, mit der linken Hand traf sie die Nase des Rothaarigen.

Das Schauspiel war effektvoll, um nicht zu sagen imposant, und erinnerte ein wenig an den Start eines Raumschiffs: vor einer Minute noch von den Stahlstützen gehalten, schaltet die Rakete auf einmal die Motoren ein und hüllt sich in eine Wolke von Rauch und Feuer; da fällt die Halterung zu beiden Seiten ab und entlässt das Raumschiff in stolzer Einsamkeit zu den Sternen.

Valja atmete laut aus, verschränkte die Arme und setzte ihre Anklagerede fort:

»Aha, da haben wirs, so sieht der treue Ehegatte also aus? A family man, yes? Und ich Blöde hab ihm das doch glatt abgenommen und ihn nicht angerührt! Und da kommt die erstbeste Kurva, schnippt mit den Fingern – und bittschön! Wo wollt ihr denn hin? Zu einem flotten Dreier? Und was bin ich? Eine bloody Binde? Zum Wegwerfen?«

Nicholas war noch nicht wieder imstande zu sprechen und zeigte deshalb nur stumm auf den Fahrdamm, wo die dem Rothaarigen aus der Hand gefallene Pistole lag.

Valja pfiff durch die Zähne und hockte sich hin.

»Das ist ja eine Bazooka! Wow! Chef, was sind das für people?«

Der Boss der Banditen, der, an das eine Autorad gelehnt, auf dem Asphalt saß, öffnete die Augen. Die dunkle Brille war über seine stark blutende Nase nach unten gerutscht. Plattnase stöhnte und versuchte, sich auf seinen Ellenbogen zu stützen.

Auch in die Türsteher war wieder Leben gekommen: der eine war in den Klub gelaufen, der andere schrie etwas über Funk.

»Wirf dieses Mistding weg!«, brüllte Nicholas entsetzt, als er sah, dass Valja die Pistole aufgehoben hatte und sie neugierig untersuchte. »Schnell, hauen wir ab, solange sie noch nicht zu sich gekommen sind!«

Er packte die Sekretärin an der Hand und zog sie in die Finsternis.

»Du bist wohl verrückt geworden!«, schrie Fandorin nach Luft ringend. »Ist dir wenigstens klar . . . was du . . . angerichtet hast? Jetzt bringen sie uns auf Garantie um! Sowohl mich als auch dich! O Gott, o Gott, wo ist denn hier die U-Bahn?«

Es gab in der Nähe eine Haltestelle – wie hieß sie noch gleich? »Ochotny Rjad«. Er wusste das mit Sicherheit, hatte aber von der Erschütterung völlig die Orientierung verloren, hetzte über die Kreuzung hin und zurück und wiederholte hilflos:

»Wo ist denn Ochotny Rjad? Wo ist Ochotny Rjad