♈☿ 13. Kapitel ♊♋
Mach mir meine Welt, so wie sie mir gefällt
Meistens sind es Frauen, die mich anrufen. Ein Grund dafür mag sein, dass sie kommunikativer sind als Männer und sich gerne austauschen. Während Männer ihre Probleme und Sorgen mithilfe schweigsamer Meditation am Tresen lösen, befragen Frauen lieber einen Kartenleger. Leider ist es mittlerweile – wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben – so, dass die Damen in der Regel nicht mehr aus Neugier an der Zukunft bei einer Astro-Line anrufen, sondern aus purer Verzweiflung. Oft steckt die Anruferin in einem tiefen Loch, das sie sich mit vereinten Kräften selbst ausgehoben hat. Aus diesem Loch nun hat der Kartenleger sie gefälligst herauszuholen, und zwar zackig, schließlich zahlt sie zwei Euro und mehr die Minute.
Solch eine wundersame Wandlung ihres Schicksals erwartete auch Billa.
Ich: »Guten Tag, hier spricht Bianca.«
Billa: »Kuckuck, die Billa ist hier.«
Kuckuck? Okay, öfter mal was Neues.
Ich: »Ich grüße dich, Billa. Wie kann ich dir helfen?«
Billa: »Ich warte immer noch auf meinen Herzensmann. Wann und wie kommt er zu mir?«
Ich: »Moment bitte.«
Ich legte Billas Kartenbild.
Ich: »Liebe Billa, ich sehe da jemanden in den Karten, aber dafür müsstest du ausgehen.«
Billa: »Wieso soll ich ausgehen? Ich bin ein sehr häuslicher Mensch.«
Ich: »Ja, genau das sehe ich, und das ist auch der Knackpunkt.«
Billa: »Was denn für ein Knackpunkt?«
Ich: »Du bist extrem häuslich, und daher musst du schon sehr lange auf einen neuen Partner warten. Kennenlernen kannst du ihn nur, wenn du mal das Haus verlässt.«
Billa: »Ich verlasse das Haus. Sogar regelmäßig. Schließlich muss ich einkaufen, zum Arzt und zu meiner Putzstelle.«
Ich: »Das sind aber keine Freizeitaktivitäten, bei denen man einen potenziellen neuen Partner kennenlernen könnte. Die Möglichkeit einer neuen Beziehung liegt nun mal genau in diesem Bereich.«
Billa: »Wenn ich von der Arbeit komme, dann muss ich meinen Haushalt machen, und danach bin ich müde.«
Ich: »Das kann ich gut verstehen. Vielleicht kannst du das Wochenende für Freizeitaktivitäten nutzen.«
Billa: »Da bin ich froh, wenn ich zu Hause bin.«
Ich: »Dann könnte es in der Tat schwierig werden, diesem Mann über den Weg zu laufen.«
Billa: »Deine Beratung ist mir jetzt aber viel zu schwierig. Du solltest mir dabei helfen, dass der Mann mir in den nächsten Tagen ganz automatisch über den Weg läuft. Ich sehe überhaupt nicht ein, dass ich deswegen mein Leben verändern muss.«
Ich: »Das sagt auch niemand, aber ich sehe diesen Menschen eben im Freizeitbereich und nicht beim Einkaufen, Putzen oder Arztbesuch.«
Billa: »Himmel! So schwer kann es doch wohl nicht sein, den passenden Mann zu treffen!«
Ich: »Ist es ja auch nicht.«
Billa: »Nee, lass mal. Unter einer Beratung stelle ich mir was anderes vor. Schönen Tag noch.«