8

Keuchend und ohne auch nur mehr einen klaren Gedanken fassen zu können, stolperte ich zu der kleinen Seitentür in der Hütte der Schüler; es war bereits lange nach Mitternacht, und es war dieselbe Tür, durch die ich am Mittag die Stalldomäne verlassen hatte. In der sternenübersäten, kalten Nacht wirkte meine Hand teigig und zierlich, als ich sie ausstreckte, um die Tür aufzustoßen.

Ein Felsbrocken neben der Tür richtete sich plötzlich auf. »Nicht da durch!« Die Stimme krächzte, klang belegt von Wut und Schlaf. Einen Moment durchzuckte mich die Furcht, es wäre die Stimme Oteuls. Ich starrte die Person benommen an, die sich vom Boden erhoben hatte, und erst nach einer Weile erkannte ich sie. Dono.

»Hier lang.« Es mochte Donos Gesicht sein, aber die verbitterte Stimme glich der von Oteul.

Dono drehte sich um, setzte sich in Bewegung, schlurfte an der Sandsteinmauer der Stalldomäne entlang, die Schultern hochgezogen, ungeduldig. Als ihm auffiel, dass ich ihm nicht folgte, blieb er stehen.

»Du kannst nicht durch diese Tür gehen«, zischte er. »Dann weckst du alle. Wir müssen hier lang. Der Komikon wartet schon auf dich.«

Der Komikon erwartete mich.

Wie viel Angst kann ein Mensch aushalten, bevor sein Herz vor Furcht zu schlagen aufhört? Bestimmt verwirrt die Furcht den Verstand, zumindest den meinen. Ich konnte den Eindruck nicht abschütteln, dass der schlanke junge Mann in dem verschlissenen Lendenschurz vor mir nicht Dono war, sondern der mit einer Kutte bekleidete Akolyth, der im Tempel Ornisak vor mir gestanden hatte. Ein Jüngling, der meinen Tod wollte.

Dono trat zu mir, packte meinen Arm, zerrte daran. »Ich breche dir den Arm, wenn es sein muss, Zarq. Jetzt komm endlich!«

Ich wehrte mich; daraufhin bog er mir gewaltsam den Arm auf den Rücken. Der Schmerz klärte meine Gedanken ein bisschen, und mir wurde bewusst, dass es nicht Oteul war, der mich in den sicheren Tod führte, sondern Dono, der auf Befehl des Komikon handelte.

»Geh!«, schnarrte er, stieß mir die Faust in den Rücken und trieb mich vorwärts.

Ich ging. Dono blieb hinter mir, warm, angespannt und kraftvoll, und verfluchte mich ausgiebig, während wir an der Mauer entlanggingen. Aus der Art, wie er sich trotz der Striemen und Verletzungen auf seinem Rücken bewegte, war ersichtlich, dass das Gift immer noch durch seine Adern pulsierte; von dem Trank, den wir heute Morgen geteilt hatten.

»Warum bist du überhaupt zurückgekehrt, heho?«, knurrte er mich an. »Er wird dich blutig peitschen, das ist dir doch klar, oder?«

Ich zitterte, vor Erschöpfung und wegen der Kälte. Meine Schenkel und Waden schmerzten, brannten unerträglich von dem wahnsinnigen Lauf von der Zone der Toten hierher. Dono ging viel zu schnell für mich.

»Langsamer«, keuchte ich. »Bitte.«

Er antwortete mit einem Schnauben, das sowohl Ekel als auch Ungläubigkeit ausdrückte. Und verlangsamte sein Tempo kein bisschen.

»Ich konnte sie nicht finden«, stieß ich mit klappernden Zähnen hervor. »Sie war nicht da. Er hat sie mitgenommen. Sie ist verschwunden.«

»Was?«

»Die Schriftrolle. Ich muss eine andere finden. Re errette mich, sie werden mich hinrichten …« Ich erschlaffte, mir drehte sich alles vor den Augen. Sterne schienen wie Glasscherben um mich herum niederzufallen.

Meine Sinne klärten sich, als ein scharfer Schmerz durch den Arm zuckte, den mir Dono immer noch zwischen die Schulterblätter drückte.

»Hier.« Er blieb abrupt stehen, streckte seine freie Hand aus und schlug an eine hölzerne Pforte, die in die Sandsteinmauer eingelassen war. Dreimal.

Sein Klopfen klang schwächlich durch die stille Nacht. Auf der anderen Seite der Pforte ertönte ein raues, splitterndes Schaben, als ein Holzbalken aus seinen Haken gehoben wurde.

Die schmale Tür öffnete sich knarrend. Dono stieß mich hindurch. Auf der anderen Seite stand der Drachenmeister. Die Silhouette seiner O-beinigen, affenähnlichen Gestalt hob sich gegen einen der zahllosen Höfe der Stalldomäne ab.

Der Drachenmeister streckte die Hand aus, packte mich an der Tunika und zerrte mich grob durch die Pforte. Dono folgte ihm, schloss die Tür und legte den Balken vor.

Der Drachenmeister vibrierte förmlich vor Wut. Sein ganzer Körper zitterte, als er sein Gesicht unmittelbar vor meines schob.

»Wohin bist du gegangen?«, stieß er hervor.

Ich schluckte. »Ich habe heute Morgen in der Sattelkammer …«

»Ich habe nicht gefragt, was du gemacht hast!«, fuhr er mich an, und ich zuckte zurück, als sein Speichel wie heiße Dampfspritzer auf meinem Gesicht landete. »Ich habe gefragt, wohin du gegangen bist.«

Ich zögerte.

Daraufhin packte er eine meiner Hände, spreizte die Finger, und bevor ich begriff, was geschah, rammte er mir etwas Kleines, Spitzes unter einen Fingernagel.

Ich schrie. Er schob mir die Kante seiner freien Hand in den Mund, um meinen Schrei zu dämpfen. Ich wand mich, wehrte mich, versuchte, ihn zu beißen; er hielt meine malträtierte Hand in seinem eisernen Griff, und seine Hand in meinem Mund war zu groß, als dass ich auch nur Druck mit den Zähnen hätte ausüben können. Das bisschen, was ich ausrichten konnte, störte ihn nicht im Geringsten.

Er stieß mich gegen die Pforte und drückte mich mit beträchtlicher Kraft dagegen.

»Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis gehst du nirgendwo hin!«, zischte er mir ins Gesicht. »Du tust nichts, gar nichts, ohne dass ich es gestatte. Hast du das verstanden? Verstehst du das?«

Der Schmerz betäubte mich fast. Ich konnte seine Worte kaum hören.

»Verstehst du?«, zischte er.

Ich nickte, während mir die Tränen über die Wangen liefen.

»Habe ich dir nicht gesagt, dass ich mich deinetwegen mit dem Tempel auseinandersetze?«

Erneut nickte ich.

Er zog seine Hand aus meinem Mund und griff unter seinen Lendenschurz. Metall blitzte auf; ich schrie. Er ohrfeigte mich, hob meine schmerzende Hand an seine Brust, legte das Metallinstrument an den bereits geschwollenen Finger und riss einmal kräftig.

Blut spritzte in einer dünnen Fontäne auf seine Haut. Mein Blut.

Er trat von mir zurück, grinsend, und hielt mit der kleinen Zange einen blutigen Bambussplitter wie eine Trophäe hoch. Ich drückte meine Hand an meine Brust, sackte zu Boden und sank über meinem Schoß zusammen.

Nach einer Weile registrierte ich, dass der Drachenmeister vor mir hockte und mir eine Frage stellte. Seine Stimme klang wütend und ungeduldig.

»Wohin bist du gegangen?«, wiederholte er.

»Zum Tempel Ornisak«, antwortete ich hastig. »In der Zone der Toten.«

»Das war dumm.« Seine Stimme war so hart wie eine unreife Limone. »Sag: ›Jawohl, Komikon, das war dumm von mir.‹«

»Jawohl, Komikon, das war dumm von mir.«

»Streck deine Hand aus.«

Mein Kopf zuckte hoch, ich sah ihn an und drückte meine Hand noch fester an meine Brust. »Bitte nicht, ich laufe nicht mehr weg. Ich habe nur versucht, diese Schriftrolle zu finden, die meine Hinrichtung verhindern könnte. Ich dachte, ich …«

Er tippte mit seinen Knöcheln derb gegen meine Stirn. »Du hast nicht gedacht. Du hast nichts, womit du denken könntest. Du bist eine Rishi Via, das hirnlose Mädchen irgendeiner niederen Brut-Leibeigenen. Wiederhol das!«

Atemlos und zu verängstigt, um mich gedemütigt zu fühlen, gehorchte ich.

»Ohne meine Anweisungen und meine Ausbildung bist du unfähig, allein zu denken. Kapiert?«

Ich nickte.

»Ich werde von jetzt an für dich denken, bis du bereit bist, die Arena zu betreten. Falls eine solche Schriftrolle benötigt wird, um zu beweisen, dass du mir dienen darfst, beschaffe ich sie. Ist das klar?«

Ich nickte erneut.

»Jawohl, Meister!«, brüllte er mir ins Gesicht.

»Jawohl, Meister!«, stieß ich keuchend hervor.

»Und jetzt streck die Hand aus, damit ich sie verbinden kann. Ich dulde keine Verletzungen an meinen Schülern.« Ein schmutziges Tuch lag bereits über einem seiner Knie.

Er war eindeutig wahnsinnig.

Er bandagierte den Finger, zog den Verband so fest, dass die Stelle sich bald so kalt wie Stein anfühlte, trotz des verzehrenden Schmerzes, der unablässig unter dem Nagel pulsierte.

»Und jetzt«, er ließ meine Hand fallen und hob mein Kinn an, damit ich ihm in die Augen sehen konnte, »wirst du in deine Hängematte gehen und schlafen. Du wirst niemandem erzählen, wohin du heute Nacht gegangen bist, aber du wirst dir eine glaubwürdige Antwort ausdenken, falls man dich fragt. Und du wirst nie wieder meine Domäne ohne meine Erlaubnis verlassen. Verstanden?«

»Jawohl, Komikon«, flüsterte ich.

»Gut.« Er wischte sich den Speichel aus den Mundwinkeln, stand auf und gab Dono ein Zeichen.

»Schaff sie in ihre Stallbox!«

Dono gehorchte, half mir auf die Füße, mit überraschender und sehr willkommener Zartheit.

 

Am nächsten Morgen erklärte ich Eierkopf mein Verschwinden mit den Bienen, die sich auf uns gestürzt hatten. Ich erzählte ihm, dass ich wiederholt gestochen worden wäre, was nicht ganz unglaubwürdig war, da mein Gesicht von meinem verrückten Ausflug in die Zone der Toten von der Sonne verbrannt und geschwollen war und ich zudem den Verband am Finger hatte. Ich hätte, fuhr ich fort, eine Art Anfall erlitten und wäre danach unter der Veranda der Sattelkammer ohnmächtig geworden.

»Habt ihr nicht daran gedacht, dort nach mir zu suchen?«, fragte ich ihn so vorwurfsvoll, wie ich konnte, mit gespieltem Staunen über seine augenscheinliche Dummheit. »Ich hätte dort sterben können!«

Er brummte eine Entschuldigung, und meine Abwesenheit wurde nicht mehr angesprochen.

Nachdem wir die Drachen gefüttert und getränkt hatten, mussten wir Novizen an diesem Tag Mörtel anmischen und die Mauern der Ställe reparieren, die zu oft von Krallen oder von den Drachenleibern bearbeitet worden waren. Mauern ist eine anstrengende Arbeit, bei der man beide Hände braucht; bei Einbruch der Dämmerung war die Hand, die der Drachenmeister malträtiert hatte, heiß und geschwollen. Ich drückte sie an meine Brust und humpelte schief, denn der Schmerz schien von der Hand die ganze Seite meines Körpers hinabzuströmen.

Vor Schmerz und Erschöpfung den Tränen nahe, brach ich vor der Hütte der Novizen zusammen, während Ringus wie üblich den Eintopf im Kessel umrührte, unser Abendessen.

»He«, knurrte jemand über mir; es war bereits eine Weile vergangen. »Du musst essen, sonst bist du morgen zu nichts nütze.«

Eierkopf stand vor mir, mit einem finsteren Ausdruck auf seinem ölig schimmernden Gesicht und einem Napf Eintopf in der Hand.

»Ich will nicht ausgepeitscht werden, nur weil du dich von den Bienen hast stechen lassen«, maulte er. Er ging in die Hocke und stellte den Napf neben mich. »Iss.«

Ich aß.

Trotz Erschöpfung und Schmerz merkte ich, wie groß mein Appetit war, nachdem ich angefangen hatte zu essen. Ich kratzte den Napf vollkommen sauber und sah zum Kessel. Offenbar war er leer, denn es stand niemand mehr davor. Mit einem müden Seufzer legte ich meine Hand in eine angenehmere Position auf meinem Schoß und ließ meinen Blick über die Schüler streifen, die vor der Hütte lagerten.

Wie an den vergangenen Abenden waren sie auch jetzt wieder konzentriert und ernsthaft in ihr Darali Abin Famoo vertieft. Eidon und Ringus warfen mir etliche Blicke zu; beim vierten Mal blaffte Eidon Ringus an, der nach einem tiefen Atemzug aufstand und sich mir nervös näherte.

»Das ist für dich«, sagte er, blieb in respektvollem Abstand vor mir stehen und warf mir einen staubigen Zweig vor die Füße. »Für deine Hand. Kau sie langsam.«

Eine Maska-Wurzel.

Ich bedankte mich murmelnd und hob die Wurzel auf. Ringus kehrte sofort zu Eidon zurück und legte sich neben ihn.

Mit dem Daumennagel kratzte ich so viel von der Schale der Wurzel ab, wie ich es vermochte, schob ein Ende in den Mund und begann müde, darauf herumzukauen. Sie schmeckte bitter und milchig, wie Maska-Wein, was ich höchst abstoßend fand, denn ich trank nur sehr selten dieses fermentierte Gebräu. Nach einigen Minuten, in denen ich so langsam und gründlich wie ein Drache kaute, legte sich eine schwere Mattigkeit über meinen Verstand, die schließlich auch den Schmerz in meiner Hand dämpfte. Deshalb ertrug ich weiterhin den kreidigen, bitteren Geschmack in meinem Mund. Maska besaß allerdings nicht im Entferntesten diese wundervollen, leicht betäubenden Eigenschaften von Gift: es war ein schwerer, unbeholfener Ersatz, ohne das berauschende Machtgefühl. Es überstieg einfach meinen Horizont, warum die Männer das Zeug so gern tranken.

Nach einer Weile wurde ich so schläfrig und betäubt wie ein Faultier und beobachtete meine Gefährten unter schweren Lidern. Eidon und Ringus warfen mir während ihres Würfelspiels weiterhin verstohlene Blicke zu, und die Schüler um sie herum sogen etliche Male die Luft ein und sahen ebenfalls zu mir herüber.

Was schließlich meine Neugier erregte. Mit schweren Gliedern raffte ich mich auf und schlurfte zu ihnen.

Ich blieb so weit vor Eidon stehen, dass ich sein Spiel zwar beobachten konnte, mich aber nicht aufdrängte. Er blickte hoch. Die Diener und Novizen, die sich um ihn scharten, sahen ebenfalls zu mir auf. In den Blicken der meisten lag Staunen, einige hatten gar rote Flecken vor Aufregung auf den Wangen.

Nach einer Weile deutete Eidon mit einem Nicken auf die beiden Würfel, die er gerade geworfen hatte.

»Hast du das schon einmal gespielt?« Er hatte eine schöne Stimme, tief und wohlklingend.

»Nein.« Meine eigene Stimme klang etwas undeutlich, vom Maska.

»Verstehst du das Spiel?«

»Nein.«

»Dann sieh zu. Ringus erklärt es dir.«

Ringus gehorchte. Murmelnd und so leise, dass ich es kaum hören konnte, erklärte er mir, wie das Schicksalsrad funktionierte. Es war eigentlich kein Rad, sondern eine Spindel mit einem Achteck auf der Spitze, das entschied, ob die Vorhersage gut, böse, keins von beidem oder beides zugleich war. Das hing davon ab, in welche Himmelsrichtung die Spindel deutete, nachdem sie gefallen war. Jede Fläche des Achtecks zeigte ein anderes, primitiv geschnitztes Bild, dessen Interpretation ebenfalls variierte, was erneut von der Himmelsrichtung abhing, in welche die Spindel wies, sowie von der Gesamtzahl der Punkte auf den gleichzeitig mit der Spindel geworfenen Würfeln.

»Was sind das für Bilder auf der Spindel?«, fragte ich. Denn Eidons Schicksalsrad war so abgegriffen, dass die Schnitzereien auf dem Achteck kaum noch zu erkennen waren.

»Erde, Luft, Wasser, Feuer«, murmelte Ringus. »Drache, Korn, Sterne, Schlange.«

Dann erklärte er die Würfel.

Jede Ziffer auf den Würfeln hatte nicht nur einen Zahlenwert, sondern repräsentierte auch eine Stufe in der Hierarchie unserer Gesellschaft.

Die Eins, die niedrigste Zahl, stand für das Weibliche, die Sechs war männlich. Die Zwei symbolisierte die Rishi, die Drei die Bayen. Die Vier repräsentierte einen Krieger und die Fünf Luda Fa-Pim, die Großgrundbesitzer von reinem, drachengesegnetem Blut.

»Siehst du, da bist du schon wieder«, sagte Ringus, als die Spindel, die Eidon geworfen hatte, im Staub landete. Sie deutete in die Richtung der Zeit des Feuers, das heißt, das Achteck zeigte nach Osten, die Spindel nach Westen. Das Abbild des Drachen lag nach oben, die Zahl auf dem einen Würfel war die Zwei, für Rishi, auf dem anderen die Eins, für weiblich.

»Es ist eine gute Vorhersage, laut der Richtung des Schicksalsrades, das die niedrigen Zahlen auf den Würfeln ausgleicht«, erklärte Ringus und sah mich zurückhaltend und erwartungsvoll an. »Es ist das achte Mal heute Abend, dass Eidon genau diese Vorhersage geworfen hat. Dasselbe ist gestern Abend passiert. Weißt du, wie hoch die Chancen sind, dass so etwas so oft vorkommt?«

Es war eine rhetorische Frage.

Ich betrachtete die anderen Veteranen und Diener. Sie pausierten mit ihrem Spiel und beobachteten uns. Alle, ohne Ausnahme.

»Jeder weiß, dass er diese Vorhersage gewürfelt hat«, murmelte ich in Ringus’ Richtung.

»Ja. Es … So etwas ist noch nie vorgekommen. Diese Art von Kombination, und dazu immer wieder. Acht Mal.«

Acht Mal. Die Acht war eine mächtige Zahl. Acht für die Zahl der Krallen an den Vorderpranken eines Drachen. Acht für die Zahl der Kämpfe, in welchen der Reine Drache gegen die Eine Schlange gesiegt hatte. Acht für die Zahl der Himmelswächter, welche das Himmlische Reich bewachten.

Ein Windstoß wirbelte Sand über die sitzenden Schüler, ein alarmierend kalter Wind, der schwach nach Aasvogel roch. Ein blaues Leuchten glitt über uns alle, löste sich dann jedoch im Dunkel auf.

Ringus, der neben mir stand, schüttelte sich.

»Eidon will, dass du morgen Abend bei uns sitzt«, flüsterte er mir zu. Seine Stimme klang heiser, sein Blick wirkte gehetzt. »Und von da an jeden Abend. Solange das Schicksalsrad es bestimmt, sitzt du bei uns.«

Ich nickte.

Welche besondere Kraft den Fall des Schicksalsrades auch bestimmt haben mochte – jedenfalls hatte ich jetzt einen Verbündeten.

Die glühenden Tage verliefen in der Hitze der gnadenlosen Zeit des Feuers zu Wochen, und mein Leben in den Stallungen des Drachenmeisters wurde erfüllt von einer Mischung aus harter Arbeit, anstrengender Ausbildung und argwöhnischer Kameradschaft mit meinen Schülergefährten. Arbeit und Stallpolitik füllten meine Tage, während ich in den Nächten vom Geist meiner Mutter heimgesucht wurde. Ich träumte.

Von Waivia.

Es waren schreckliche Träume, bedrückend, beladen von sexueller Erniedrigung und Folter oder durchdrungen von den Grausamkeiten, die Waivia als Kind hatte ertragen müssen, von den Angehörigen des Töpferclans, die Djimbi so verachteten. Aus Ersteren erwachte ich in Schweiß gebadet, keuchend vor Entsetzen, aus Letzteren von Schuldgefühlen geplagt, weil Waivia eine solch elende Kindheit hatte durchmachen müssen, während meine die unbesorgte, unbekümmerte eines Kindes gewesen war, das nicht mit dem Makel einer gefleckten Haut belastet war.

Diese Träume waren jedoch nicht das Einzige, womit mich der Geist meiner Mutter während der Zeit des Feuers in der Stalldomäne des Drachenmeisters quälte; sie verfolgte mich auch tagsüber, in Gestalt des Truthahngeiers.

Zumeist vermochte ich sie zu ignorieren, so wie man einen lästigen, dumpfen Kopfschmerz ignoriert, außer an jenen Tagen, an denen meine Gefährten versuchten, meinen Schwur auf die Probe zu stellen, niemals einen Kameraden niederzuschlagen. An jenen Tagen erinnerte ich mich sehr schmerzlich an die Chance, die ich gehabt hatte, Kratt zu töten, und wie ich sie hatte verstreichen lassen. Und auch an jenen Tagen, an denen kein Wind wehte, die Sonne vom Himmel brannte, die Luft sich so heiß und dick anfühlte wie Rauch und an denen ich mich dabei ertappte, dass ich viel zu häufig auf die Zungen der Drachen starrte, denen ich diente, mich erwischte, wie ich tief den Limonenduft ihres Giftes einsog, erfüllt von Sehnsucht.

Aber, wie gesagt, an den meisten Tagen gelang es mir, den Geist meiner Mutter zu ignorieren.

Was nicht so schwer war, angesichts der anstrengenden Arbeit in den Stallungen.

Meine Tage waren von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang damit gefüllt, Drachen zu pflegen, Ställe auszumisten, Ausrüstung zu reparieren, Dachschindeln zu ersetzen oder Stalltüren neu einzuhängen. Tinkturen mussten angerührt werden, mit denen wunde Schwingen und Geschwüre an den Klauen der Drachen behandelt wurden. Medikamente mussten destilliert werden, die man kranken Drachen mittels Lederschläuchen einflößte, um ihre inneren Parasiten auszumerzen. Aus den Getreidesilos musste Futter herangeschafft werden, Tröge mussten von Futterresten sauber geschrubbt werden, und für die Kochstelle musste Brennmaterial aus Dung und Stroh getrocknet werden. Die Renimgars, unser einziges Nahrungsmittel in der Domäne der Stallungen, mussten gefüttert und getränkt und auch ihre Käfige regelmäßig gesäubert werden. Zwischen unsere Stallpflichten quetschten wir Novizen die Vebalu-Ausbildung, und jetzt begriff ich tatsächlich, wieso es so wünschenswert war, den Status eines Dieners zu erlangen, der eine Verringerung der Pflichten mit sich brachte. Bei dem Berg von Arbeit, der uns Novizen aufgebürdet wurde, lernten wir nur wenig über die Kampfkunst in der Arena. Mit jedem Tag, der verstrich, verringerten sich unsere Chancen, genug zu lernen, um gegen Re zu bestehen, während die Zeit der Arena gnadenlos näher rückte.

Dennoch, trotz der ständigen, unterschwelligen Gegenwart des Geistes, der nagenden Erkenntnis, dass ich mein Vorhaben, Kratt zu töten, aufgegeben hatte, und der eindringlichen, immer stärker werdenden Sorge wegen der Arena fand ich Vergnügen an meiner Arbeit. Als Eidon und Eierkopf herausfanden, wie geschickt ich mich bei der Pflege der Drachen anstellte, teilte man mich zusammen mit den Dienern für diese Arbeit ein; so musste ich nicht mehr mit den anderen Novizen die Stallboxen ausmisten. Die Jahre in Tieron, in denen ich mit Schlangenstöcken unter den teilweise lockeren Panzerschuppen der Kuneus herumgefuhrwerkt und nach Kwano-Schlangen gesucht hatte, hatten mich zu einem Experten in Drachenpflege gemacht. Mehr als einmal unterbrach ein spontaner Wettkampf zwischen mir und einem anderen Diener die Monotonie unserer Arbeit, und unter den anfeuernden Rufen der Zuschauer, die Wetten auf uns abschlossen, bewies ich immer wieder meine Meisterschaft in dieser Hinsicht.

Weil ich mich nach wie vor weigerte, andere Schüler während des Vebalu niederzuschlagen, konzentrierte ich meine ganze Geschicklichkeit darauf zu lernen, wie ich einem Gegner ausweichen, seine Schläge parieren und ihm meinen Umhang ins Gesicht wirbeln und ihm die Sicht nehmen konnte. Ich entwickelte sogar eine neue Technik, eine, die noch keiner zuvor angewandt hatte; während meine ersten, ungeschickten Versuche noch mit Hohn und Spott bedacht wurden, trug es mir mürrische Bewunderung ein, als ich diese Technik schließlich meisterte. Sie bestand in Folgendem: Ich riss mir während des Vebalu rasch den Umhang herunter, drehte ihn zu einer tauartigen Peitsche zusammen und schlug ihn, mit der Kette am Ende, meinem Widersacher in die Hoden. Ich hatte meine Einstellung bezüglich meiner Gegenwehr gegen andere Schüler beim Vebalu ein wenig revidiert, angesichts der brutalen Wirklichkeit meiner Situation; ich wollte zwar nach wie vor niemanden niederschlagen, aber ich würde zumindest zuschlagen, um ihre Angriffe gegen mich abzuwehren.

Jeden Abend, in der Abgeschiedenheit meiner Stallbox, übte ich das Manöver immer und immer wieder, so dass ich es schließlich schnell und geschickt durchführen und mir den Umhang anschließend wieder umlegen konnte, während mein Gegner noch von mir wegtanzte und sich die Hoden hielt, die von dem Schlag mit dem Kettenende meiner improvisierten Peitsche höllisch schmerzten.

Auch wenn ich nie so hart zuschlug, dass mein Widersacher zu Boden stürzte, war ich mehr als einmal versucht, genau das zu tun.

Die Drachen erwiesen sich gelegentlich ebenfalls als Quelle meiner Freude, denn jede Drachenkuh hatte ihren eigenen und eigenwilligen Charakter. Während die einen die Pflege zufrieden grunzend über sich ergehen ließen, mit geschlossenen Augen, versuchten andere, mich von ihrem Rücken zu schleudern oder mir den Schlangenstock mit dem Maul aus der Hand zu reißen. Es gab auch die ein oder andere übelgelaunte, boshafte Drachenkuh, aber im Konvent hatte ich viel Erfahrung mit solchen Launen gesammelt, denn Ka, einer der ausgemusterten Bullen, war ein aggressives, launiges Biest gewesen. So gewann ich bald den Ruf, mit den launischsten Tieren zurechtzukommen. Ich begrüßte zwar den Respekt, den mir diese Fähigkeit einbrachte, die Kehrseite jedoch war, dass ich immer nur die unberechenbarsten Tiere pflegen musste.

Gelegentlich bekam ich auch einen Hieb mit einer giftgetränkten Zunge ab, wenn eine übelgelaunte Drachenkuh ihre Wut an mir ausließ. Diese seltenen Angriffe verursachten eitrige Blasen, durch das Gift ausgelöste Allmachtsgefühle und schwindelnde Halluzinationen. Meine hohe Gifttoleranz brachte mir ebenfalls den Respekt der anderen Schülern ein, aber ihre Bewunderung war von großer Furcht durchsetzt. Denn ein neuer Novize, und ein solcher war ich, sollte nicht annährend eine so hohe Vertrautheit mit dem Gift an den Tag legen, wie ich es tat, ungeachtet meiner Vergangenheit als Onai.

Wo der Drachenmeister derweil war? Oft auf den Ausbildungsfeldern, die ich noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, wo er die Veteranen lehrte, einen Drachen zu satteln und zu fliegen, oder ihnen bei der schwindelerregenden und furchteinflößenden Aufgabe half, mit Re zu arbeiten, unserem heiligen Bullen. Manchmal sah ich den Komikon auch auf dem Vebalu-Übungsfeld, wo er den Griff eines Dieners an der Bullenpeitsche korrigierte oder den bullenhurenden Stil eines Veteranen verbesserte. Gelegentlich traf man ihn auch in den Stallungen in der Nähe der Sattelkammer an, wo die kranken und verletzten Reittiere versorgt wurden. Die barsche Zuneigung des Drachenmeisters zu den Drachen wurde mir immer bewusster, und sein Geschick im Umgang mit den Bestien war ebenso auffallend. Denn kein Drache, ganz gleich, in welcher Laune er war oder welches Temperament er besaß, benahm sich in seiner Gegenwart jemals schlecht.

Zweimal leistete er uns vor der Hütte der Schüler Gesellschaft, nach Anbruch der Dunkelheit, und unterhielt uns mit seiner heiseren Stimme mit Geschichten über vergangene Kämpfe in der Arena. Wir lauschten gebannt, wenngleich auch angespannt; denn der Komikon war ebenso launisch wie unsere unberechenbarste Drachenkuh, und wir wussten nie, wann sein Entzücken über seine Geschichten in Widerwillen angesichts unserer Reaktion oder vielleicht des Ausbleibens einer solchen Reaktion umschlug.

Und wer seine Pflichten vernachlässigte, wurde von ihm unbarmherzig ausgepeitscht.

Es kümmerte ihn nicht, ob ein Schüler krank vor Erschöpfung war, und gezerrte Muskeln, gerissene Sehnen oder gebrochene Knochen betrachtete er mit Ungeduld. Wir hatten keine Krankenstation in den Stallungen, wo wir mit unseren Wunden hätten hingehen können, sondern nur den Hof für die verletzten und kranken Drachen. Wenn einer von uns erkrankte oder sich verletzte, richteten wir unsere gebrochenen Knochen mit den Mitteln, die für die Drachen in diesem Hof aufbewahrt wurden, und nahmen auch ihre Medikamente.

Zweimal in dieser Zeit verschwand ein Novize über Nacht aus der Domäne des Drachenmeisters. Jedes Mal wurde dieses Verschwinden mit allgemeinem Schweigen und Unbehagen kommentiert, als wären wir alle Teil einer Verschwörung, deren Ziel es war, so zu tun, als wäre so etwas nicht vorgekommen, als hätte keiner von uns, niemals, auch nur im Traum daran gedacht, aus der Domäne des Drachenmeisters zu fliehen.

In diesen Tagen ging Dono mir, so gut er konnte, aus dem Weg. Diejenigen, die wie er glaubten, dass ich eine Bedrohung für ihr Leben war, quälten mich häufig, wenngleich nur mit Kleinigkeiten, um mich zu zermürben. Man gab mir einen Schlangenstock, der verbogen und dessen Klinge stumpf und nutzlos war. Oder die Achse des Futterkarrens, den man mir zuwies, musste repariert werden, bevor ich ihn benutzen konnte. Man stellte mir ein Bein, ich wurde gestoßen, oder man rammte mir den Griff einer Mistgabel ins Kreuz, und das zahllose Male am Tag. Diese gnadenlose, subtile Feindseligkeit wurde zum Glück jedoch von Eidons zurückhaltender Gunst aufgewogen; war er in der Nähe, wagte sich niemand an mich heran.

Trotz der ständigen, unauffälligen Angriffe vonseiten einiger Schüler spürte ich eine gewisse Atempause, was die Einstellung in den Stallungen zum Verhalten des Tempels mir gegenüber anging. Denn der Aufstand, der den Ranreeb nach Brutstätte Maht geführt hatte, war überraschend erfolgreich gewesen.

Die Verlorenen, welche diese Brutstätte angegriffen hatten, waren geradewegs bis zu den Stallungen mit den Reittieren vorgedrungen, und Gerüchte besagten, dass einige der besten Kampfdrachen von Lupini Maht von den Rebellen gestohlen worden waren und nirgends aufgespürt werden konnten. Der Tempel war folglich zu sehr damit beschäftigt, die Führer der Rebellen zu suchen, die sich jetzt in den Bergen, in der Brutstätte und der Stadt versteckten, als dass er sich große Gedanken über die Anwesenheit einer weiblichen Ausgeburt in den Stallungen des Drachenmeisters von Brut Re hätte machen können.

Als der Tempel jedoch den Daron Re, den Höchsten Heiligen Hüter von Brut Re, bat, Malacar von allen Aufständischen zu befreien, erinnerte dieser sich an mich.

Auf Befehl des Ranreeb sprach er einige barsche Worte mit Waikar Re Kratt wegen meiner fortdauernden Präsenz in den Stallungen von Roshu-Lupini Re.

Der Ashgon, der Heilige Berater des Imperators und Malacars nominelles Oberhaupt des Tempels, war höchst ergrimmt über den Drachenmeister von Brut Re, weil er mich in seine Lehre aufgenommen hatte, ungeachtet dessen, was die nach wie vor unauffindbare Schriftrolle des Rechtshäuptigen Kranichs besagte.

Und an jenem Abend kam Kratt, sichtlich missgestimmt, in die Stallungen, um mich zu sprechen.

Ich hockte gerade rittlings auf einem Reittier und grinste, weil ich soeben einen Wettkampf gegen Donos Gruppe gewonnen hatte. Der gutaussehende Veteran mit den vollen Lippen, der mich herausgefordert hatte, unmittelbar bevor wir unsere Arbeit an dem Abend beendeten, hatte sich gute Chancen ausgerechnet, gegen mich zu gewinnen. Denn erst am Vortag hatte ich beim Vebalu-Training erneut heftige Schläge einstecken müssen, weil ich mich geweigert hatte, einen anderen Schüler niederzuschlagen. Mein Rücken, meine Arme und Waden bewiesen das zur Genüge, denn sie waren von blauen Flecken übersät, welche die Prügel hinterlassen hatten. Trotz meiner schmerzenden, steifen Glieder und des pulsierenden Schmerzes hatte ich den Wettkampf gewonnen. Dono stand neben der Gruppe von Schülern, die sich versammelt hatten, um zuzusehen, und reagierte mit eigenartiger Aufregung auf meinen Sieg.

Ich hatte den Eindruck, dass fast so etwas wie unwirsche Bewunderung in seinen Augen schimmerte.

Ich glitt von dem Reittier, das ich gepflegt hatte, meinen verletzten, geschundenen Rücken den Zuschauern zugewandt, als plötzlich alle verstummten. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Voller böser Vorahnung drehte ich mich um.

Waikar Re Kratt stand auf der Schwelle des Stalls. Die dunklen Ringe unter seinen blauen Augen kündeten von zu wenig Schlaf, und ihr Blick schimmerte von immenser Entschlusskraft.

»Du verwandelst meine Stallungen in eine Schauarena, Mädchen?«, fragte er ruhig, aber deshalb nicht weniger drohend.

»Nein, Bayen Hacros«, murmelte ich und senkte den Blick. Es ist Sitte unter den Rishi, den höchstrangigen anwesenden Adeligen als Bayen Hacros anzusprechen, und weil Waikar Re Kratts Vater noch nicht tot war, hatte der Tempel Kratt bislang nicht den Titel Lupini Re verliehen, Kriegerfürst von Brutstätte Re.

Auch wenn die meisten ihn so ansprachen.

Dass ich den Titel Bayen Hacros mit dieser versteckten Aufsässigkeit benutzte, entfachte seinen Zorn nur noch mehr. Ich war ja so dumm gewesen, berauscht von meinem Sieg, übermütig; das wurde mir in dem Moment klar, als die Worte meinen Mund verließen. Ich hätte ihn als Lupini Re ansprechen sollen.

»Du da.« Ich blickte hoch und sah, dass Kratt auf Dono deutete. »Halt das Mädchen fest.«

Dono trat zu mir, die Brauen unsicher zusammengezogen. Er packte mein linkes Handgelenk.

»So also halten die Männer des Komikon eine Frau fest, heho«, murmelte Kratt. »Als würden sie die Hand eines Kindes packen. Wie enttäuschend.«

Ein Muskel in Donos Wange zuckte. Er trat rasch hinter mich und bog mein Handgelenk zwischen meine Schulterblätter. Ich rang nach Luft und erhob mich auf die Zehenspitzen.

»Besser«, bemerkte Kratt. Er kam näher, ging mit lässiger Anmut, und seine blauen Augen leuchteten hell in der Dämmerung. Die Schüler traten ein Stück zurück, schufen instinktiv Raum zwischen sich und Kratts glühendem Ärger.

Kratt blieb unmittelbar vor mir stehen. Ich wagte nicht, seinen Blick zu erwidern, sondern starrte auf seine Brust unter dem weißen Seidenhemd, das am Kragen offen stand, damit man seine straffen Muskeln sehen konnte. Er roch stark nach Ambra; das stechende Parfum überzog mit seinem Duft meine Zähne mit einer bitteren Schicht.

Ich wartete. Kratt rührte sich nicht. In meinem Arm, den Dono nach wie vor zwischen meine Schulterblätter drückte, flammte ein pochender Schmerz auf.

Kratts Brust hob und senkte sich vor mir. Ruhig, beinahe hypnotisch. Seine Reglosigkeit war eine Drohung, seine Nähe einschüchternd. Meine Angst wuchs mit jedem Herzschlag.

Als er mich mit dem Handrücken ins Gesicht schlug, flog mein Kopf nach hinten und prallte von Donos Brust ab und nach vorn. Kratt schlug mich wieder und noch einmal und trat dann einen Schritt zurück.

Mir schwindelte, und die Tränen schossen mir in die Augen. Ich schmeckte Blut in meinem Mund. Ich richtete meinen verschwommenen Blick auf Kratt.

»Jetzt, Rishi-Balg, will ich, dass du dich befreist«, murmelte er und legte den Kopf leicht auf die Seite.

Ich starrte ihn keuchend an, verständnislos.

»Befrei dich!«, wiederholte Kratt, leiser, hartnäckig. Ich versuchte, mich aus Donos Griff zu befreien. Der wusste nicht genau, was von ihm erwartet wurde, und lockerte seinen Griff.

»Lass sie nicht los, Junge!«

Dono drückte meine Hand erneut zwischen meine Schulterblätter.

»Befrei dich, Mädchen«, befahl Kratt und ging langsam um Dono und mich herum. Ich konnte Donos Furcht riechen, sie stank, scharf und sauer, und der rasende Schlag unserer Herzen synchronisierte sich. »Zeig mir deine Macht und befreie dich.«

Ich riss an meinem Arm, der sich so schwer und nutzlos anfühlte wie ein durchnässter Tuchballen; ein stechender Schmerz zuckte von meinen Hals über meine Schulter in meinen Oberarm hinein.

»Befrei dich«, flüsterte Kratts dunkler Schatten an meinem Ellbogen.

Dono trat einen Schritt von mir zurück – Kratt hatte ihn vermutlich gebieterisch mit einem Finger weggeschoben -, und dann … schlug Kratt mit einer geflochtenen Reitgerte auf die frischen Wunden auf meinem Rücken.

Ich schrie auf, er schlug erneut zu, und ich fiel, hörte Donos Knurren, als er instinktiv die Hand ausstreckte und sie um meine Taille schlang. Einen Moment wurde alles schwarz vor meinen Augen.

Aber die Schwärze hielt nicht an.

Kratts Gesicht tauchte vor mir auf, erneut.

»Ruf deinen Vogel, Rishi-Balg. Ruf deinen Himmelswächter, damit er dich rettet, hm?«

»Das kann ich nicht«, keuchte ich. »Er kommt nicht, er gehorcht mir nicht.«

»Zuvor hast du mir aber etwas anderes erzählt, nicht wahr? Hast du gelogen? Ich springe nicht sanft mit Lügnern um, Rishi-Balg!«

»Nein!«

»Dann ruf sie!«, befahl er. »Beweise mir, dass du bist, was der Drachenmeister behauptet. Beweise mir, dass du diese Dirwalan Babu bist.«

»Das kann ich nicht. Sie wird nicht kommen. Sie taucht nur auf, wenn mein Leben in Gefahr ist«, stieß ich hervor. Die Furcht hatte vollkommen von mir Besitz ergriffen.

»Nur wenn dein Leben bedroht wird, heho?«, fragte Kratt.

Er grinste, genüsslich, humorlos.

Oh Re!

Ich glotzte ihn an, voller Entsetzen über das, was ich ihm gerade verraten, über die Macht, die ich ihm in die Hände gespielt hatte.

Natürlich wusste ich, was als Nächstes kommen würde.

»Schaff sie hinaus in den Hof, Junge«, murmelte Kratt in Donos Richtung. »Ich denke, ich brauche mehr Platz.«

 

Die Vergangenheit wiederholt sich oft.

Auf diese Weise starb mein Vater, als ich erst neun Jahre alt war. Vier Bayen-Junker zerrten ihn aus seinem Töpferatelier in den Hof unseres Clans, banden ihm Hände und Knöchel mit den Riemen seiner eigenen Sandalen. Dann führten sie einen Jährling zu ihm, mannshoch und zweimal so lang, mit zitternden Schwingen, zusammengezogenen Schuppen und scharfen Krallen. Es war einer der Kampfdrachen des Kriegerfürsten persönlich. Mit Bullenpeitschen stachelten sie die Wut des Jährlings an, der meinen Vater angriff.

Er wurde zwischen zwei Atemzügen ausgeweidet, einfach so.

Dono hatte das nicht miterlebt, weil er damals bereits seine Ausbildung beim Drachenmeister angefangen hatte. Als er mich jetzt also aufrecht an ein Fass in der Mitte des Hofs band, bedeutete ihm die Geschichte nichts, die ich ihm stammelnd vor Angst erzählte.

Das heißt, nein, ›nichts‹ stimmte nicht. Er war verwirrt und stellte sich ungeschickt beim Binden der Knoten an.

Waikar Re Kratt stand ein Stück abseits, ging langsam auf und ab und betrachtete die lange Bullenpeitsche, die er aus seinem Gürtel gezogen hatte, während die ersten Fledermäuse über die Stallungen hinwegfegten. Der Rest der Schüler drängte sich ein Stück entfernt zusammen. Auf ein unmerkliches Zeichen von Eidon hin verschwand Ringus, unbemerkt von Kratt, und rannte durch den Torbogen in den angrenzenden Hof.

Dono hatte meine Knöchel gebunden und richtete sich auf. Der Blick seiner schmalen, ruhelosen Augen zuckte über mein Gesicht.

»Waivia«, stieß er heiser hervor.

Ich starrte ihn verständnislos an.

»Hat sie es auch gesehen?«, fragte er.

Waivia, meine Schwester. Er wollte wissen, ob sie dabei gewesen war, als mein Vater ermordet wurde, ob sie diese Gräueltat mitangesehen hatte; er hatte also meinem Geplapper zugehört, als er mich an das Fass band.

»Nein.« Die Wahrheit lag zäh wie alter Haferschleim auf meiner Zunge.

Er nickte und senkte den Blick. Dann holte er tief Luft. »Du hättest verschwinden sollen, als du noch die Chance dazu hattest, Zarq. Tut mir leid.«

Dann drehte er sich um und ging rasch zu Kratt.

Der ihm etwas sagte und auf eines der Reittiere in den Stallboxen zeigte. Er kannte seine Drachen sehr genau; denn er hatte die mit Abstand temperamentvollste Drachenkuh ausgesucht.

Dono zögerte, drehte sich dann jedoch um und blaffte zwei seiner Kameraden den Befehl zu, ihm zu helfen. Die drei näherten sich der lebhaften Drachenkuh.

Kratt schlug mit der Peitsche auf meinen Bauch. Sie riss ein Loch in meine grobe Tunika und brannte wie Feuer auf meiner Haut. Ich keuchte.

»Also los, ruf deinen Vogel, Rishi-Balg«, befahl Kratt. Das Ende der Peitsche knallte nur eine Handbreit von meinem Mund entfernt in der Luft. »Ruf deinen Vogel oder stirb!«

Das Tier, das Dono und seine beiden Helfer aus dem Stall führten, kämpfte gegen die Maulhaken in seinen geblähten Nüstern. Diese Drachenkuh war ein wundervolles Geschöpf.

Ihre Kinnlappen hingen wie milchige Opale von ihrem Hals herunter. Selbst in der Dämmerung schimmerten ihre bebenden Flügel, die Dono hastig zusammengebunden hatte, damit sie nicht davonflog, wie Bernstein, bräunlich gelb, fast durchscheinend. Die Krallen an den Enden ihrer Schwingen zuckten wie miteinander verbundene, ebenholzschwarze Nadeln, und die Krallen an ihren Vorderpranken waren geschwungen und so gefährlich wie Krummsäbel. Sie scheute, als sie mich an das Fass gebunden sah, und die Muskeln in ihren Hinterbeinen traten unter den glänzenden grünen und braunen Schuppen deutlich hervor.

Sie war eine wundervolle Bestie, mächtig und hoch erregt. Ihre Krallen würden mich mühelos in zwei Teile zerfetzen. Mir verschwamm alles vor den Augen, und mein Herz hämmerte wie tausend Kesselpauken.

Kratt trat in einem Bogen hinter mich und schlug mit der Peitsche nach der Drachenkuh. Sie bäumte sich auf, wandte sich nach links, nach rechts, schnaubte und warf den Kopf. Die Peitsche traf ihre Schnauze. Sie brüllte wütend, tief in der Kehle, rannte ein paar Meter vor und bäumte sich erneut auf. Ihre großen, gefährlichen Krallen zischten kaum einen Meter an meinem Gesicht vorbei.

Ich füllte meine Lungen mit Luft und schrie. Ich schrie, als wollte ich mir die Seele aus dem Leib schreien. Ich war außer mir vor Furcht, schrie und schrie und schrie.

Der dunkle Himmel antwortete mit Schweigen. Die Krallen zischten jetzt direkt vor mir durch die Luft. Ihr nächster Hieb musste mich aufreißen, von der Kehle bis zu den Lenden.

In dem Moment ertönte ein Schrei aus dem Himmel, ein gellender, erderschüttender Schrei, bei dem einem das Blut in den Adern gefror.

»Mutter!«, kreischte ich, als der Himmelswächter über uns auftauchte.

Sie stieg nicht aus den Höhen herab, wie sie es auf der Straße der Geißelung getan hatte, als die Menge mich hatte steinigen wollen. Nein. Sie kreiste einfach nur über uns. Ihre gewaltige Gestalt überzog den Hof mit einer eisigen Kälte.

Selbst aus dieser Höhe schlugen ihre Schwingen den fauligen Gestank von Aas zu uns herab.

Der Odem des Todes war der Geruch meiner Mutter.

Die unirdischen Schreie waren die Laute ihrer Liebe.

Die Drachenkuh vor mir bockte und riss an dem Maulstock, als ihre Wut in blanke Furcht umschlug. Dono und seine Helfer vermochten sie nicht mehr zu bändigen. Der Haltehaken in einer ihrer Nüstern riss sich los, Blut spritzte; sie wirbelte herum, schoss aus dem Hof und zog ein kurzes Stück einen der beiden Schüler hinter sich her, der die Zügel festhielt, die an ihrem Maul befestigt waren.

Waikar Re Kratt trat hinter mir vor und kam in Sicht. Mit einem undurchdringlichen Blick auf mich bedeutete er Dono, mich loszubinden.

Ich sank in meinen Fesseln zusammen und weinte.

Als ich wieder hochblickte, war der Himmelswächter verschwunden. Der erste Stern funkelte mich von dort an, wo meine Mutter vorhin noch gewesen war.

 

Als Dono mich von dem Fass befreite, war auch der Drachenmeister zur Stelle. Ringus trat rasch von seiner Seite und mischte sich unauffällig unter die Schar der versammelten Schüler, bevor Kratt ihn bemerken konnte.

Der Komikon baute sich vor Kratt auf; der Zopf an seinem Kinn zuckte wie der Schwanz einer wütenden Katze.

»Lupini Re!«, blaffte er. »Was hat das zu bedeuten?«

Kratt wickelte gelassen seine Bullenpeitsche zusammen und strich mit der Handfläche darüber, um sich zu überzeugen, dass keine kleinen Steine in dem fest geflochtenen Leder steckten.

Er wirkte vollkommen gelassen, als hätte er gerade auf einem Bankett gespeist und nicht das Erscheinen einer übernatürlichen, tödlichen Kreatur provoziert.

Den Drachenmeister würdigte er keiner Antwort.

Mit zorngerötetem Gesicht fuhr der Drachenmeister zu seinen Schülern herum.

»Verzieht euch in euren Verschlag, allesamt! Habt ihr nichts Besseres zu tun, als euren zukünftigen Herrn anzustarren? Geht, esst, schlaft!« Er drehte sich um und deutete mit dem Finger auf mich. »Du! Du bleibst!«

Ein überflüssiger Befehl; ich hätte mich nicht rühren können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Meine Beine zitterten heftig, mir war schwindlig, und ich atmete viel zu schnell. Ich bebte am ganzen Körper, mir war schrecklich kalt, und ich hatte nur das dringende Bedürfnis, mich auf dem Boden zusammenzurollen und die Augen zu schließen.

»Also, Lupini Re«, der Drachenmeister schob sein Kinn streitlustig vor, während er die Augen verdrehte, um seine Emotionen einigermaßen in den Griff zu bekommen. »Bitte, sagt mir, was in Res Namen sich hier gerade ereignet hat.«

Kratt hatte die Peitsche mittlerweile zusammengerollt, steckte sie in seinen Gürtel und gewährte dem Drachenmeister ein träges Lächeln.

»Ich benötigte einen Beweis, dass deine Ausgeburt tatsächlich ist, was du behauptest. Der Tempel ist zur Zeit sehr besorgt, Komikon, und diese Sorge ist bis zu dem Höchsten Heiligen Hüter der Brutstätte meines Vaters durchgesickert. Er bedrängt mich, das Mädchen als Aufständische hinzurichten.«

»Sie ist keine Verlorene!«, erwiderte der Drachenmeister, während er mich böse anstarrte. »Sie ist keine Aufständische.«

Eine Verlorene?

Einen Moment durchzuckte mich die absurde Vorstellung, der Drachenmeister wüsste, dass ich als Kind von meiner Mutter im Stich gelassen worden war, dass mich die Verlorenheit irgendwie gebrandmarkt hatte. Doch dann dämmerte mir, dass er auf die Weiler der Verlorenen anspielte, die landwirtschaftlichen Kommunen, die ohne Billigung des Tempels in ganz Malacar aufblühten, Gemeinschaften, die ganz ausgezeichnet ohne Heilige Hüter, ohne Eierställe, ohne Oberherrn oder Tempelstatuten funktionierten.

Gemeinschaften, die angeblich von Aufrührern gebildet wurden, welche den Sturz des Imperators planten.

»Aufständische oder nicht, sie fordert jedenfalls den Tempel heraus«, erklärte Kratt. »Und der Tempel reagiert in jüngster Zeit auf alle, die ihn herausfordern, recht ungnädig.«

»Ihr müsst dafür sorgen, dass der Daron Re sie in Ruhe lässt«, knurrte der Drachenmeister und rollte einmal heftig die Schultern.

»Ihr werdet mir nicht vorschreiben, was ich zu tun oder nicht zu tun gedenke, alter Mann! Habe ich Euch nicht bereits einmal gewarnt?«

Der Drachenmeister lief rot an. Er wippte auf den Füßen vor und zurück, während die Muskeln in seinen Kiefern arbeiteten.

»Verzeiht«, stieß er schließlich rau hervor, obwohl er alles andere als zerknirscht klang. »Ich bin nur besorgt, weil Ihr die Identität des Mädchens überhaupt in Zweifel gezogen habt.«

»Ach, tatsächlich? Ich finde das höchst eigenartig. Ihr müsst wissen, dass ich in den letzten Monaten sehr viel gelesen habe; nur scheine ich Eure kostbare Prophezeiung nirgendwo finden zu können.«

»Die Djimbi zeichnen ihre Prophezeiungen nicht auf!«, rief der Drachenmeister. »Sie singen und überliefern ihre Geschichte mündlich, sie … sie …«, er zupfte sich am Kinnbart, während er so stammelte. »Ihr habt zweimal das Erscheinen des Himmelswächters miterlebt; welchen weiteren Beweis dafür, dass das Mädchen das ist, was ich sage, benötigt Ihr noch?«

»Der Daron ist davon überzeugt, dass sie von einem bösen Geist besessen ist. Er sagt«, Kratts Lippen verzogen sich spöttisch, obwohl sein Blick hart und verbittert blieb, »dass die Kreatur, die sie beim Mombe Taro beschworen hat, nur ein Dämon gewesen wäre.«

»Und was denkt Ihr, nachdem Ihr sie jetzt noch einmal gesehen habt?«, wollte der Drachenmeister wissen.

Kratt musterte mich fast gleichgültig. »Die Abbildungen eines Himmelswächters, die ich auf den Pergamenten gesehen habe, ähneln bemerkenswert der Kreatur, die sie eben beschworen hat. Diese Kreatur, die sie zu rufen vermag, scheint tatsächlich ein Wächter des Himmlischen Reiches zu sein.«

»Das ist sie, sie ist es! Überlegt nur, welche Macht Ihr besitzt, wenn ein Himmelswächter dem Ruf dieses Mädchens gehorcht!« Der Drachenmeister packte in seiner Erregung Kratts Ärmel. »Stellt Euch vor, was Ihr mit einer solchen Kreatur an Eurer Seite bewerkstelligen könnt!«

Kratt sah ihn an und schüttelte herablassend die Hand des Drachenmeisters ab.

»Ich benötige die Schriftrolle des Rechtshäuptigen Kranichs, Komikon. Der Ranreeb besteht darauf, sie persönlich zu studieren. Und zwar sofort.«

»Sie ist in sicherer Verwahrung, bei jemandem, dem ich vertraue.«

»Das nützt mir nur wenig.«

»Der Ranreeb wird sie vernichten.«

»Er wird diese Ausgeburt vernichten, wenn er diese Schriftrolle nicht zu sehen bekommt. Jetzt ist der Moment gekommen, Euren kostbaren Beweis hervorzuholen. Ich bestehe darauf.«

Der Drachenmeister knirschte mit den Zähnen.

»Also gut. Ich werde … ich werde sie holen lassen.«

Kratt nickte, gelassen und sichtlich befriedigt. »Versteht sie schon die Drachensprache?«

Der Drachenmeister runzelte die Stirn und zog die Schultern hoch. Er murmelte etwas, was weder Kratt noch ich deutlich hören konnten. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich vorbeugte, mit angehaltenem Atem und rasend pochendem Herzen.

»Antwortet gefälligst, alter Mann!«, blaffte Kratt den Komikon an.

»Ich sagte: Sie wurde in meinen Stallungen dem Ritus noch nicht unterzogen.« Ein defensiver, leicht trotziger Ton schlich sich in die Stimme des Drachenmeisters. »Ich war bisher nicht geneigt, sie diesem Ritual zu unterwerfen.«

Kratt kniff die Augen zusammen. »Ist sie die Dirwalan Babu oder ist sie es nicht?«

»Sie ist es!«

»Warum zögert Ihr dann?«

Die Nasenflügel des Drachenmeisters blähten sich, und er verdrehte erneut die Augen. »Ich wollte erst mit ein paar anderen Novizen üben.«

»Ich bin nicht für meine Geduld berühmt, Komikon. Ihr habt mir erzählt, die von Euch erwählte Drachenkuh wäre dafür speziell ausgebildet.«

»Das ist sie.«

»Dann zaudert nicht länger. Ist das klar? Ich will die Geheimnisse der Drachen in Erfahrung bringen, bevor der Daron Re den wahren Grund für meine Entscheidung herausfindet, diese Ausgeburt in meinen Stallungen zu behalten. Ich will Bullenschwingen schlüpfen sehen!«

Er legte seine Hand auf die Peitsche an seinem Gürtel. »Der Tempel übt im Moment sehr viel Druck wegen dieses Mädchens auf mich aus. Zwingt mich nicht, Euch gegenüber ebenso viel Druck auszuüben, alter Mann! Beschafft mir die Schriftrolle des Rechtshäuptigen Kranichs und bringt das Mädchen zu der Drachenkuh. Noch heute Nacht!«