Schlangenbisse soll man aussaugen
Stimmt nicht. Zugegeben, es sieht im Western immer sehr ritterlich aus, wenn der Helfer mit dem Messer die Wunde des Bissopfers aufschneidet und das Schlangengift heraussaugt. Ein probates Mittel gegen die Vergiftung ist das aber nicht. Im Gegenteil: Wer in der Wunde herumschneidet, sorgt für eine höhere Durchblutung des Gewebes und damit für eine schnellere Verteilung des Gifts im Blutkreislauf.
Was das Saugen angeht: Es werden sogar Pumpen verkauft, speziell für das Aussaugen von Wunden nach dem Schlangenbiss. Kann man so überhaupt das Gift aus dem Körper holen? 2004 wollten Ärzte von der University of California es wissen. Sie injizierten acht Freiwilligen eine Flüssigkeit, die in ihrer Konsistenz dem Gift einer Schlange entsprach, und versahen die Männer mit Wunden, die dem Biss einer Klapperschlange ähnelten. Nach drei Minuten saugten sie mit einer dieser Pumpen Blut aus der Wunde, eine Viertelstunde lang. Die Menge des Pseudogifts, die sie dabei zurückgewannen, war «insignifikant». Der Körper nimmt also offenbar solche Substanzen zu schnell auf, als dass man sie durch Saugen wieder herausbekäme. «Die Vermarktung dieser mechanischen Sauggeräte», sagte der Studienleiter, Michael Alberts, «ist wahrscheinlich nicht gerechtfertigt, weil sie in unserer Studie nicht funktioniert haben und die Sache möglicherweise noch schlimmer machen.» Weil man das Gift auf diese Weise nicht herausbekommt, erübrigt sich auch eine zweite Frage, die in dem Zusammenhang immer wieder gestellt wird: ob der Helfer sich vergiften kann, wenn er die Wunde aussaugt.
Die beste Erste Hilfe bei Schlangenbissen: Man sollte das Opfer ruhigstellen, insbesondere die betroffene Körperregion, und für einen möglichst schnellen Transport ins nächste Krankenhaus sorgen.