Informationen zur Autorin
LENKA REINEROVÁ 1916 in Prag geboren. Seit 1936 arbeitete sie als Journalistin für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung. 1938 floh sie nach Frankreich, wo sie wie viele Emigranten interniert wurde. Über Marokko entkam sie nach Mexiko. Nach Kriegsende kehrte sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller und Arzt Theodor Balk, nach Europa zurück, lebte einige Jahre in Belgrad und seit 1948 wieder in Prag. Anfang der fünfziger Jahre wurde sie ein Opfer der stalinistischen Säuberungen, verbrachte fünfzehn Monate in Untersuchungshaft, wurde danach mit ihrer Familie in die Provinz abgeschoben und erst 1964 rehabilitiert. Nach dem Ende des Prager Frühlings erhielt sie Schreibverbot, wurde aus der Partei ausgeschlossen und verlor ihre Arbeit in einem Verlag. Sie lebt in Prag.
1999 erhielt sie als erste den Schillerring der Deutschen Schillerstiftung. 2002 wurde sie Ehrenbürgerin von Prag.
Zuletzt erschienen: »Das Traumcafé einer Pragerin« (Erzählungen, 1996), »Mandelduft« (Erzählungen, 1998), »Zu Hause in Prag – manchmal auch anderswo« (Erzählungen, 2000) und »Alle Farben der Sonne und der Nacht« (2003).
Lenka Reinerová ist die wohl einzige heute noch in deutscher Sprache schreibende Autorin in Prag; sie hat noch die Endphase der deutsch-tschechisch-jüdischen Symbiose im Prag der dreißiger Jahre miterlebt. Ihr neuestes Buch »Das Traumcafé einer Pragerin« hat die Schriftstellerin mit einstigen Weggefährten bevölkert. »Wenn mich etwas stört oder wenn ich traurig bin, denke ich an meine Freunde, die nicht mehr leben: an Egon Erwin Kisch, Bodo Uhse, Franz Carl Weiskopf und Anna Seghers«, erzählt Lenka Reinerová. »Es ist mir ein inneres Anliegen, diese Menschen wieder erstehen zu lassen.«
Sylvia Janovska, Berliner Morgenpost
Lenka Reinerová erfaßt den Habitus, das Temperament, charakteristische Eigenschaften ihres Partners und fügt, wohlunterrichtet, voller Charme, mit Fingerspitzengefühl, die Seiten zu einem Ganzen zusammen: zu einer farbenreichen, mit sicherer Hand gezeichneten Porträtskizze. Sie bringt uns dazu, Weiskopf und Kisch, Uhse und Anna Seghers mit ihren Augen zu sehen: Die Prager Sicht, die nirgendwo verlorengeht.
Günter Caspar, Weltbühne