25.

Waldgebiet im Osten Mexikos
120 Kilometer westlich von Cancún
27. November 2012
Ortszeit: 12.13 Uhr
Unternehmen Jesaja – dritter Tag

Wilsons Umgebung kam ihm zu Bewusstsein, als tauchte sie aus einem Nebel auf. Alles bewegte sich. Üppige Pflanzen flitzten am Fenster vorbei. Es nieselte. Die Scheibenwischer waren eingeschaltet. Da saß eine Frau am Steuer, die er kannte. Nach und nach stellten sich Erinnerungen seiner Reise ein: Er war in Mexiko, lag im Fond eines gestohlenen Geländewagens, und das war kein Traum. Er hatte Schmerzen im rechten Bein – eine Schusswunde – und eine schreckliche Migräne, als hätte tagelang eine Percussionband in seinem Schädel gespielt.

Helena fuhr einen schlammigen Weg durch den Dschungel. An der rechten Wange hatte sie einen großen Bluterguss. Esther, der Dobermann, streckte den Kopf durch das Fenster auf der Beifahrerseite und spähte glücklich schnuppernd ins Grüne. Ab und zu leckte sie sich den Regen von der Schnauze, ohne ihre Wache zu unterbrechen.

Wilson hatte eine kräftige Tracht Prügel bezogen. Sein Kinn war aufgeschlagen und stark geschwollen. Die unteren Schneidezähne waren locker. Um den rechten Oberschenkel trug er einen provisorischen Verband – Helena hatte ein Hemd in Streifen gerissen, das sie hinten im Wagen gefunden hatte. Gott sei Dank war die Blutung gestillt.

Wilson betrachtete seine Begleiterin einen Moment lang. »Danke für die Rettung«, sagte er, als er die Stimme wiederfand. Sie drehte den Kopf zu ihm; die honigblonden Haare fielen ihr ins Gesicht.

»Sie sind wach.« Sie runzelte die Stirn, als sie die Platzwunde unter seinem rechten Auge sah. »Sie und ich, wir müssen uns ernsthaft unterhalten. Eine Million Dollar Kopfgeld … ausgebildete Killer auf Sie angesetzt. Ich finde, es ist Zeit, dass Sie mir erklären, was los ist.« Sie bremste und hielt an. »Erzählen Sie’s mir.«

Als Wilson bewusst wurde, dass er die Sonnenbrille nicht aufhatte, schnappte er sie vom Sitzpolster und schob sie auf die Nase, trotz seiner Erfahrung, die er mit Helena auf den Stufen der Turmruine gemacht hatte. Sie hätte ihn angreifen müssen, als sie seine Augen sah, doch sie schien gegen eine trakenoide Reaktion immun zu sein – was nach Bartons Worten unmöglich sein sollte.

»Warum versuchen alle, Sie umzubringen?«, fragte sie.

»Sie haben es nicht versucht.«

»Diese Männer haben sich auf Sie gestürzt und wollten Sie zu Tode prügeln. Warum?«

Wilson griff in die Tasche und holte vier Päckchen Kekse hervor. Sie waren völlig zerkrümelt. »Geben Sie mir nur eine Minute Zeit, ich komme bestimmt gleich darauf.«

»Sie sollten offener zu mir sein«, sagte sie.

Stöhnend richtete Wilson sich auf und öffnete ein Päckchen, um sich den Inhalt in den Mund zu schütten. Das Kauen tat weh, doch er brauchte Nahrung. Er zeigte nach vorn auf die Straße und sagte mit halb vollem Mund: »Ich finde, Sie sollten weiterfahren.«

Als magere Entschädigung reichte er Helena die verbliebenen Päckchen nach vorn und ließ sich wieder auf die Rückbank sinken. »Esther muss Hunger haben.« Wilson starrte aus dem Fenster, doch es war nicht der dichte Dschungel, der seine Gedanken beschäftigte. Er schweifte in Erinnerungen ab, um eine Erklärung zu finden …

Kalifornien, Amerikanischer Kontinent

Mercury Building, Etage B3 – Vitrinensaal

14. Mai 2081

Ortszeit: 20.50 Uhr

9 Tage vor dem Transporttest

Wilson stand unter der Kuppel des Vitrinensaals. Die Luft war trocken – ohne jede Feuchtigkeit. Er war seit über zwei Stunden dort, und in seinem Kopf hämmerte es. Es gab drei Erklärungsmöglichkeiten. Eins: Er war ausgetrocknet. Zwei: Er hatte zu viele Informationen für einen Tag aufgenommen. Drei: Sein Gehirn stand vor dem Platzen.

Bis auf wenige Worte konnte er die Texte tatsächlich lesen, fast mühelos. Es konnte keinen Zweifel mehr geben, dass dies durch seine Lektüre der Konkordanz kam. Wilson konnte sich an jedes aufgeführte Wort erinnern – es waren 12.858 – und er wusste alle Bedeutungen. Das war ein Beleg für die Macht von Authors Omega-Programmierung, obwohl sie eigentlich nicht für solche Zwecke gedacht war.

Wilson war mit dem Buch Esther fertig. Es ging darin um die Befreiung der Juden aus Persien und den Verrat an König Ahasveros – Xerxes I. – durch seinen Minister Haman. Wilson hielt inne und dachte darüber nach, was er gelesen hatte. Verrat war in seinen Augen das schlimmste Verbrechen, weil es von einer Vertrauensperson begangen wurde. Es ist nicht immer leicht, seine Feinde zu erkennen, dachte er.

Wilson las jetzt das Buch Jesaja. Er ging zwei Schritte nach links und beugte sich über ein weiteres, stark beschädigtes Stück Pergament. Die ganze Zeit war er sich bewusst, dass in dem Text mehr stand als die biblischen Geschichten. Er enthielt die Anweisungen zur Errichtung eines Zeitportals und die Einzelheiten eines Auftrags, der vor mehr als zweitausend Jahren erteilt worden war.

Eine vertraute Stimme erklang in der Stille. »Was tun Sie, Wilson?« Barton trat ins Licht. »Sie haben gesagt, dass Sie das nicht lesen können«, hielt er ihm anklagend vor.

Wilson fasste sich. »Ich sehe sie mir nur an.« Das war eine so schlechte Lüge, dass es beinahe demütigend war, sie vorzubringen.

»Sie haben die gesamte Esther-Rolle gelesen und die meisten Jesaja-Texte.«

Wilson tat überrascht. »Wirklich?«

»Woher wissen Sie, welche Rolle welchen Text enthält?«

»Nehmen wir mal an, ich könnte die Texte lesen. Was heißt das für Sie?«

Barton lehnte sich gegen eine Vitrine. »Abgesehen davon, dass Sie ein schrecklicher Lügner sind?«

»Ja, abgesehen davon.«

»Das heißt, dass mehr in Ihnen steckt, als ich mir vorgestellt habe.« Barton griff in seine Kitteltasche und holte sein Handheld heraus. Er warf einen Blick auf das Display, um zu sehen, ob niemand mithörte. »Wie ich die Sache sehe, kann das nur positiv sein. Um ehrlich zu sein, muss ich nur wissen, dass wir ein-ander verstehen, dass wir aufrichtig sind. Für mich ist das viel wichtiger als alles andere. Wirklich, es ist mir gleich, ob Sie die Schriftrollen lesen können oder nicht. Sie haben offensichtlich Gründe, Ihre sprachlichen Fähigkeiten geheim zu halten. Ich will Sie auch nicht daran hindern.«

»Vielleicht sollten wir wirklich darüber reden«, meinte Wilson.

Bartons hellbraune Augen blickten gelassen. »Wirklich, es ist mir nicht wichtig. Aber ich will Ihnen etwas sagen … was immer Sie getan haben, um Ihre Intelligenz zu steigern, es hatte Auswirkungen auf Ihr Gehirn. Ihr EEG zeigt verstärkte Alpha- und Beta-Wellen um Ihre Schläfenlappen. Das ist für uns beide ein Problem. Mir ist dieses Phänomen erst einmal begegnet, und Sie und ich wissen, dass zerebrale Programmierung verboten ist. Also sprechen wir nicht weiter darüber.«

Wilson war sprachlos.

Der Chefwissenschaftler von Enterprise Corporation blickte noch einmal ruhig auf sein Handheld. »Wenn wir zur nächsten Phase dieses Unternehmens übergehen wollen – was ich gerne tun würde –, müssen wir zusammenarbeiten. Von jetzt an können Sie nicht mehr unbewacht herumlaufen und alte hebräische Texte lesen. Jemand könnte Sie beobachten. Also tun Sie mir den Gefallen und versuchen Sie, ein bisschen dümmer zu erscheinen. Würden Sie das für mich tun?«

»Ich glaube, das lässt sich machen«, antwortete Wilson kleinlaut. Offenbar war Barton stets einen Schritt voraus.

»Sind Sie hier fertig?«, fragte er.

Wilson warf noch einen Blick auf die restlichen Pergamente der Jesaja-Rolle. Er würde auf eine andere Gelegenheit warten müssen. »Ja.«

»Gut.«

»Darf ich Sie etwas fragen?«, begann Wilson, während sie zur Tür gingen.

»Sicher.«

»Wie haben Sie die Texte entschlüsselt?«

Barton spähte auf sein Handheld. »Wie wär’s, wenn wir uns draußen unterhielten? Es ist ein schöner Abend. Es ist riskant, das Gespräch hier fortzusetzen.«

Sie standen schweigend im Aufzug.

Als die Türen sich öffneten, bedachte Barton den Sicherheitsposten mit einem beiläufigen Gruß. Sie durchquerten die hell erleuchtete Eingangshalle, um nach draußen in die Nachtluft zu treten.

»Ich liebe diese Jahreszeit«, sagte Barton. »Schön und warm.« Sie schlenderten einen Weg entlang, der zu einem dreistufigen Garten hinter dem Mercury Building führte. Es ging kein Wind, und die Sterne strahlten hell am pechschwarzen Himmel. Schließlich sagte Barton: »Haben Sie je von der Kupferrolle gehört?«

Wilson schüttelte den Kopf. »Sollte ich?«

Barton rieb sich das Kinn. »Die Kupferrolle ist wesentlich für unser Unternehmen. Sie wurde am 20. März 1952 in Höhle 3 gefunden, zusammen mit einigen Pergamentrollen. Die Kupferrolle besteht tatsächlich aus Kupfer – als einzige –, und das ist sehr ungewöhnlich. Anfangs glaubten die Gelehrten, es handle sich um eine Schatzkarte. Die Einritzungen geben Dutzende unterirdischer Verstecke an, die angeblich Schätze aus dem Jerusalemer Tempel enthalten. Es hieß, dort lägen die prachtvollsten Reichtümer der hebräischen Welt … Tausende Stücke aus Gold, Silber und Edelsteinen sind aufgelistet. Der Schatz sei angeblich versteckt worden, als Vespasians Legionen im März 70 nach Christus Jerusalem belagerten. Sie erinnern sich, ich habe das am ersten Tag unserer Bekanntschaft erwähnt.«

»Ich weiß.«

»Interessanterweise führte die Kupferrolle nie zu irgendeinem Schatz. Nicht zu der kleinsten Kostbarkeit. Und das ist ein Rätsel seit hundert Jahren. Der Grund ist folgender: Die Kupferrolle ist gar keine Schatzkarte. In ihr habe ich die Algorithmen gefunden – ein Gigabit verschlüsselter Daten –, die die Geheimnisse in den Büchern Esther und Jesaja entschlüsseln.«

»Und keiner weiß das?«, fragte Wilson.

»Keiner. Jeder hält sie für eine Schatzkarte, die zu keinem Schatz geführt hat. Stattdessen enthält sie ein Gigabit verschlüsselter Daten. Alle glauben, ich wäre selbst auf die Algorithmen gekommen. Ich bin intelligent, aber nicht so intelligent. Das ist niemand.«

»Wie kamen Sie darauf, sich die Kupferrolle anzusehen?«

»Wir haben sie vom Archäologischen Museum in Amman ausgeliehen«, sagte Barton, »als zeitweiliges Ausstellungsstück für das Foyer des Hauptfirmensitzes. Sie ist wirklich erstaunlich. Eine auf Hochglanz polierte Kupferröhre. Prachtvoll.« Barton schaute zum Himmel. Sein Blick wurde vom Polarstern angezogen, der über dem Horizont strahlte. »Da habe ich die Rolle zum ersten Mal berührt.« Er streckte den Zeigefinger aus, als läge sie noch einmal vor ihm. »Und ich wusste es gleich.« Barton sah Wilson in der Dunkelheit an. »Ich wusste es einfach.«

»Kann ich die Rolle mal sehen?«, fragte Wilson.

Barton schüttelte den Kopf. »Das ist keine gute Idee.«

Wilson legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Aus irgendeinem Grund meine ich, dass ich sie sehen muss

Waldgebiet im Osten Mexikos

117 Kilometer westlich von Cancún

27. November 2012

Ortszeit: 12.20 Uhr

Unternehmen Jesaja – dritter Tag

Im Fond des Wagens klingelte ein Handy. Überrascht suchte Wilson den Rücksitz ab und sah das Display neben seinen Füßen leuchten, während es weiter durchdringend läutete.

Helena nahm den Fuß vom Gas.

Wilson sah die Anruferkennung, und sein Herz setzte einen Schlag aus.

»Wer ist es?«, fragte Helena.

»Sie werden es nicht glauben.«

»Wer?« Der Apparat klingelte weiter, während Wilson ihr das Display zeigte. Helena las: Visblat (Mobil).

Das Bild des hünenhaften, rothaarigen Mannes trat ihr vor Augen. »Er muss die Soldaten geschickt haben«, schloss sie. Sie schauderte, als sie an den Blick dieser Augen dachte, nachdem er George Washington bewusstlos geschlagen hatte.

Wilson war hin- und hergerissen. Sein erster Impuls war, das Fenster herunterzukurbeln und das Handy in den Dschungel zu werfen, doch er besann sich. Er drückte den Annahmeknopf und hielt sich das Gerät ans Ohr. Helena griff nach hinten, um ihn davon abzuhalten, doch es war zu spät.

Eine tiefe Stimme erklang am anderen Ende der Leitung. »Sie stecken voller Überraschungen, nicht wahr, Mr. Dowling?« Im Hintergrund war ein beständiges Brummen zu hören.

»Commander Visblat, nehme ich an.«

»Ich möchte Ihnen gratulieren«, sagte Visblat. »Sie haben in Chichén Itzá Erfolg gehabt.« Er lachte sarkastisch. »Einen furchtbaren Erfolg … haben alles ruiniert.«

Wilson schossen tausend Fragen durch den Kopf.

»Aber, Mr. Dowling«, fuhr Visblat ein wenig gefasster fort. »Es tut mir wirklich leid wegen Ihrer Schussverletzung. Das war ein Versehen. Ich hatte diesen Idioten befohlen, Sie zu schonen.«

Wilson warf einen Blick auf den blutigen Verband an seinem Oberschenkel. »Ich bin ganz Ihrer Meinung – mich anzuschießen war wirklich unvernünftig. Mein Bein wird eine Zeitlang brauchen, bis es verheilt.«

Helena bedachte ihn mit einem langen, strengen Blick. »Es ist Visblat, von dem ich Ihnen erzählt habe! Er ist verrückt!«, flüsterte sie. Wilson gestikulierte, sie solle still sein, und sie gehorchte widerwillig.

»Schluss mit den Höflichkeiten«, sagte Visblat. »Wir müssen uns unterhalten.«

»Ich höre.«

»Wir sollten zusammenarbeiten. Ich weiß von Ihrem Auftrag.«

Wilson holte scharf Luft, sagte sich aber, dass das sicher nicht zu hören war.

Visblats Tonfall wurde hart. »Ich brauche Ihre Hilfe, und ich schäme mich nicht, das zuzugeben.«

»Ich höre.«

»Das zweite Zeitportal in Ägypten ist manipuliert worden. Wenn Sie es öffnen, wird es den gegenteiligen Effekt haben. Sie sollten direkt zum dritten Portal weiterreisen. Öffnen Sie es. Das wird zumindest eine positive Auswirkung haben. Es ist nicht perfekt, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe versucht, Sie vor drei Tagen zu erwischen, um Ihnen das zu sagen.«

»Eine Million Dollar Kopfgeld ist eine tolle Methode, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.«

Visblat lachte. »Ich habe versucht, Sie zu schützen! Denken Sie nach – meine Leute hätten Sie einfach erschießen können.«

»Ich höre weiter«, sagte Wilson.

»Wir müssen uns treffen. Um die Sache zu besprechen.«

»Ich werde es mir überlegen.« Wilson schwieg einen Moment lang. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. »Ihre Nummer steht hier auf dem Display. Ich werde Sie anrufen, dann können wir ein Treffen vereinbaren.« Es folgte eine lange Pause.

»Nur für den Fall, dass Sie beschließen, nicht anzurufen: Ich werde meine ganze Macht einsetzen, um die Öffnung des zweiten Portals zu verhindern«, erklärte Visblat. »Ich habe keine andere Wahl. Tut mir leid. Rufen Sie mich an, wenn Sie bereit sind. Ich bin noch für zwölf Stunden in Mexiko. Und, Mr. Dowling, falls Sie nicht kooperieren, heißt das für mich, dass wir nicht auf derselben Seite stehen.«

Die Leitung war tot.

Helena schimpfte sofort los. »Sie haben mir verschwiegen, dass Sie ihn kennen!«

»He, he!« Wilson hielt abwehrend die Hände hoch. »Halten Sie mal eine Sekunde die Luft an. Ich habe keine Ahnung, was da läuft. Ich habe nur mitgespielt, um etwas herauszufinden. Ich gebe zu, die ganze Situation ist bizarr.«

»Sie haben ihm verraten, dass Sie verletzt sind! Haben Sie völlig den Verstand verloren?«

»Er wusste es schon!«

»Es war Visblat, der George Washington bewusstlos geschlagen hat! Ich habe ihn erlebt – er ist wahnsinnig! Ich konnte es in seinen Augen sehen. Er hat Ihnen diese Söldner auf den Hals gehetzt, Wilson. Eine Million Dollar! Was immer er will, lassen Sie sich nicht darauf ein. Glauben Sie mir. Treffen Sie keine Abmachung, egal worum es sich dreht.«

Wilson wusste nicht, was er denken sollte.

»Sie sind dumm, wenn Sie es tun.«

»Bitte, Helena, Sie werden nervig.«

»Ein Flugzeug stehlen und es zu Schrott fliegen! Und was Sie in der Pyramide gemacht haben! Ich weiß, dass das Unwetter dadurch ausgelöst wurde! Wenn ich nicht gewesen wäre …«

Wilson hielt die Hand hoch. »Stopp!«

»… dann wären Sie jetzt tot!«, sagte sie umso lauter.

»Und ich hatte schon angefangen, Sie zu mögen«, meinte Wilson.

Sie blickte ihn eiskalt an. »Ich habe dasselbe Problem mit Ihnen.«

Wilson zeigte auf die Straße. »Wie wär’s, wenn Sie einfach nur fahren. Logische Überlegung bringt uns überhaupt nicht weiter.« Er bedeutete ihr, nach vorn zu schauen.

Sie warf die Hände in die Luft. »Ich weiß nicht einmal, wo wir sind.«

Wilson blickte aus dem Fenster nach der Sonne. »Fahren Sie einfach weiter. Früher oder später stoßen wir auf eine gepflasterte Straße. Dann halten Sie sich Richtung Cancún. Bis dahin sind es nur ein paar Stunden.«

»Sie wollen nach Cancún?«, fragte sie ungläubig. Sie dachte an die feinen Hotels und den weißen Sandstrand. »Woher wollen Sie wissen, dass Visblat nicht dort auf Sie wartet?« Sie legte den Gang ein.

»Weil er mit meinem Anruf rechnet. Das konnte ich ihm anhören.« Wilson hatte noch nicht darüber nachdenken können, woher Visblat von seinem Auftrag wissen konnte.

»Auf jeden Fall kann er uns mit Hilfe des GPS in diesem Mobiltelefon aufspüren«, schnaubte Helena.

Sie hatte recht. Wilson warf das Gerät in den Dschungel. Doch vorsichtshalber hatte er sich Visblats Nummer eingeprägt.