1 Stich der Skorpione

Groß und gut sind selten dasselbe.

Winston Churchill

Ein Skorpion und ein Frosch sitzen am Ufer eines reißenden Flusses. Beide müssen hinüber auf die andere Seite.

»Hallo, Herr Frosch!«, ruft der Skorpion durch das Schilf. »Wären Sie so nett, mich auf Ihrem Rücken über das Wasser zu bringen? Ich habe auf der anderen Seite wichtige Geschäfte zu führen. Und ich kann bei so starker Strömung nicht schwimmen.«

Der Frosch wird sofort misstrauisch.

»Herr Skorpion«, erwidert er. »Ich verstehe, dass Sie auf der anderen Seite des Flusses wichtige Geschäfte tätigen wollen. Aber denken Sie mal einen Moment lang über Ihre Bitte nach. Sie sind ein Skorpion. Sie haben einen großen Giftstachel an Ihrem Schwanzende. Sobald ich Sie auf meinen Rücken lasse, werden Sie mich stechen. Sie können gar nicht anders.«

Der Skorpion hat schon mit solchen Einwänden des Frosches gerechnet. Er antwortet:

»Mein lieber Herr Frosch, Ihre Vorbehalte sind absolut nachvollziehbar. Aber es liegt eindeutig nicht in meinem Interesse, Sie zu stechen. Es ist wirklich wichtig für mich, auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass Ihnen nichts geschehen wird.«

Der Frosch sieht ein, dass etwas dran ist an dem, was der Skorpion sagt, und gibt sein Widerstreben auf. Er erlaubt ihm, auf seinen Rücken zu klettern. Und hüpft ins Wasser.

Zunächst ist alles in bester Ordnung und läuft nach Plan. Doch nach der Hälfte der Strecke spürt der Frosch plötzlich einen stechenden Schmerz im Rücken. Aus dem Augenwinkel sieht er, wie der Skorpion den Stachel aus seiner Haut zieht. Ein tödliches Taubheitsgefühl kriecht ihm in die Glieder.

»Du Dummkopf!«, quakt der Frosch. »Du hast gesagt, du müsstest auf die andere Seite, um Geschäfte zu tätigen. Jetzt werden wir beide sterben!«

Der Skorpion zuckt die Achseln und führt auf dem Rücken des ertrinkenden Froschs ein Tänzchen auf.

»Herr Frosch«, antwortet er lässig, »Sie haben es selbst gesagt. Ich bin ein Skorpion. Es entspricht meinem Wesen, zu stechen.«

Dann verschwinden der Skorpion und der Frosch im schmutzigen, trüben Wasser des Stroms.

Und keiner von beiden ward je wieder gesehen.

Bestandteil des Wesens

Im Jahr 1980 wurde dem Amerikaner John Wayne Gacy der Prozess gemacht. Bei der Gelegenheit erklärte er mit einem Seufzer, sein einziges Verbrechen sei es, dass er »einen Friedhof ohne Lizenz betrieben habe«.

Es war wirklich ein Friedhof. Zwischen 1972 und 1978 hatte Gacy mindestens dreiunddreißig junge Männer und Jungen (mit einem Durchschnittsalter von etwa achtzehn Jahren) vergewaltigt und ermordet und dann in einen Kriechkeller unter seinem Haus geschafft. Eins seiner Opfer, Robert Donnelly, überlebte Gacys Aufmerksamkeiten, aber er wurde von ihm so gnadenlos gequält, dass er ihn anflehte, es »hinter sich zu bringen« und ihn zu töten.

Gacy war irritiert. »Dazu komme ich noch«, erwiderte er.

Ich habe das Gehirn von John Wayne Gacy in den Händen gehalten. 1994 wurde er durch eine Todesspritze hingerichtet. Dr. Helen Morrison, eine Zeugin der Verteidigung bei seinem Prozess und eine der weltweit führenden Experten in Bezug auf Serienmörder, hatte bei seiner Autopsie in einem Chicagoer Krankenhaus assistiert. Anschließend war sie mit einem Konservenglas auf dem Beifahrersitz ihres Buick, in dem Gacys Gehirn hin- und herschwappte, nach Hause gefahren. Sie hatte herausfinden wollen, ob es etwas gab – Läsionen, Tumore, eine Krankheit –, das sein Gehirn von den Gehirnen normaler Menschen unterschied.

Bei den Tests kam nichts Ungewöhnliches heraus.

Jahre später hatte ich das Vergnügen, mit Dr. Morrison in ihrem Büro in Chicago bei einer Tasse Kaffee über die Bedeutung dieser Untersuchungsergebnisse zu sprechen. Darüber, was es bedeutete, dass man nichts gefunden hatte, keinerlei Anomalien.

Ich fragte sie: »Heißt das, dass wir im Grunde genommen tief in unserem Inneren alle Psychopathen sind? Dass jeder von uns die Neigung zum Vergewaltigen, Töten und Quälen hat? Wenn es keinen Unterschied zwischen meinem Gehirn und dem von John Wayne Gacy gibt, was genau macht dann den Unterschied aus zwischen mir und diesem Psychopathen?«

Helen Morrison zögerte etwas und wies dann auf eine der fundamentalen Wahrheiten der Neurowissenschaften hin.

»Ein totes Gehirn unterscheidet sich stark von einem lebenden«, sagte sie. »Von außen betrachtet mag das eine Gehirn dem anderen sehr ähnlich sehen, aber dennoch können sie völlig unterschiedlich funktionieren. Ausschlaggebend ist, was passiert, wenn die Lichter an sind, nicht, wenn sie aus sind. Gacy war ein so extremer Fall. Ich hatte mich ja gefragt, ob vielleicht noch etwas anderes die Ursache seines Handelns war – irgendeine Verletzung oder Schädigung des Gehirns oder eine anatomische Anomalie. Doch das war nicht der Fall. Sein Gehirn war normal. Was erneut deutlich macht, wie vielschichtig und schwer durchschaubar das Gehirn ist, wie schwierig es ist, ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Zum Beispiel können Unterschiede in der Erziehung oder andere zufällige Erfahrungen subtile Veränderungen der internen Verdrahtung und der Chemie herbeiführen, die dann später für tektonische Verschiebungen des Verhaltens verantwortlich sind.«

Als Helen Morrison so bildhaft vom Licht und den tektonischen Verschiebungen des Verhaltens sprach, erinnerte ich mich an ein Gerücht, das ich einmal über Robert Hare, Psychologieprofessor an der University of British Columbia und einer der weltweit führenden Autoritäten in Bezug auf Psychopathen, gehört hatte. In den 1990er-Jahren hatte Hare bei einer wissenschaftlichen Zeitschrift ein Forschungspapier eingereicht, in dem er unter anderem über die EEG-Reaktionen von Psychopathen und Nicht-Psychopathen bei der Durchführung einer Wortaufgabe berichtete. Hare und sein Koautoren-Team hatten den Testteilnehmern eine Anzahl von vermeintlich beliebigen Buchstabenfolgen gezeigt und sie aufgefordert, so schnell wie möglich festzustellen, ob diese Folgen sinnvolle Wörter enthielten.

Die Ergebnisse waren frappant. In den Buchstabenfolgen gab es emotional befrachtete Wörter wie K-r-e-b-s und V-e-r-g-e-w-a-l-t-i-g-u-n-g und neutrale Wörter wie B-a-u-m oder T-e-l-l-e-r. Die normalen Testteilnehmer identifizierten diese emotional befrachteten Wörter viel schneller als die Psychopathen. Für die Psychopathen waren die Emotionen irrelevant.

Die Zeitschrift, so das Gerücht, hatte das Forschungspapier abgelehnt. Wie ich später erfuhr, nicht wegen seiner Schlussfolgerungen. Nein, es ging um etwas ganz anderes. Einige der EEG-Muster, so behaupteten die Kritiker, seien so anomal, dass sie nicht von wirklichen Menschen stammen konnten. Aber das taten sie definitiv.

Ich war fasziniert von den Rätseln und Geheimnissen des psychopathischen Geistes. Angeregt durch mein Gespräch mit Helen Morrison in Chicago besuchte ich Robert Hare in Vancouver und wollte von ihm wissen, ob das Gerücht wirklich stimmte. War das Forschungspapier wirklich aus diesem Grund abgelehnt worden? Wenn ja, was war mit den untersuchten Gehirnen los?

Ziemlich viel, wie sich herausstellte.

»Es gibt vier unterschiedliche Arten von Gehirnwellen«, erklärte er mir, »von Betawellen während Phasen großer Wachsamkeit über Alpha- und Theta-Wellen bis hin zu Delta-Wellen, die den Tiefschlaf begleiten. Diese Wellen spiegeln die unterschiedlichen elektrischen Aktivitäten im Gehirn zu verschiedenen Zeiten wider. Bei normalen Mitgliedern der Bevölkerung werden die Theta-Wellen mit meditativen Phasen oder Schlafphasen assoziiert. Doch bei Psychopathen treten sie auch während normaler Wachphasen auf – manchmal sogar während Phasen stärkerer Erregung ...

Die Sprache hat für einen Psychopathen keine tiefere Bedeutung. Sie ist für ihn nicht emotional besetzt. Wenn ein Psychopath zum Beispiel sagt, ›Ich liebe dich‹, dann hat das für ihn nicht viel mehr Bedeutung als der Satz ›Ich hätte gern eine Tasse Kaffee‹ ... Das ist einer der Gründe dafür, warum Psychopathen bei extremer Gefahr so kühl, ruhig und gefasst bleiben und warum sie so belohnungsgesteuert sind und Risiken eingehen. Ihr Gehirn ist buchstäblich weniger ›eingeschaltet‹ als das Gehirn von anderen Menschen.«

Ich dachte wieder an Gacy und an das, was mir Helen Morrison erzählt hatte. Auch Gacy hatte nach außen hin völlig normal gewirkt. Er war eine Stütze seiner Gemeinde gewesen und sogar einmal mit der damaligen First Lady Rosalynn Carter fotografiert worden. Seinen inneren Skorpion verbarg er unter einem Deckmantel von Liebenswürdigkeit und Charme. Doch es war Bestandteil seines Wesens, zuzustechen – auch wenn das seinen Untergang bedeutete.

»Leckt mich am Arsch!«, hat er wohl gesagt, als er den Hinrichtungsraum betrat.

Sprechen durch Gehen

Fabrizio Rossi war früher Fensterputzer gewesen. Doch sein Faible für Morde hatte schließlich die Oberhand gewonnen und nun verdiente er damit sogar seinen Lebensunterhalt. Als wir uns an einem milden Frühlingsmorgen gemeinsam und mit einem Gefühl des Unbehagens in John Wayne Gacys Schlafzimmer umsehen, frage ich ihn, wie es kommt, dass wir Psychopathen so unwiderstehlich finden. Warum sie uns so faszinieren.

Diese Frage hört er eindeutig nicht zum ersten Mal.

»Das Entscheidende ist wohl«, sagt Rossi, »dass Psychopathen einerseits so normal, ja, uns so ähnlich sind, sich aber andererseits so stark von uns unterscheiden. Ich meine, Gacy hat sich als Clown verkleidet und ist bei Kinderpartys aufgetreten ... So ist das mit den Psychopathen. Nach außen hin wirken sie so gewöhnlich. Doch wenn man an der Oberfläche kratzt und, wie in Gacys Fall, in den Kriechkeller späht, weiß man nie, auf was man stößt.«

Wir befinden uns natürlich nicht in Gacys tatsächlichem Schlafzimmer. Vielmehr handelt es sich um einen Nachbau, Teil einer Ausstellung in einem Museum, das sicher ein Anwärter für den Titel »Grausigstes Museum der Welt« ist: das Serienkiller-Museum in Florenz an der Via Cavour, einer prachtvollen Straße in der Altstadt von Florenz, nur einen Steinwurf vom Dom entfernt.

Und Fabrizio Rossi ist sein Kurator.

Das Museum ist gut besucht. Alle sind dort vertreten: von Jack the Ripper bis zu Jeffrey Dahmer. Von Charles Manson bis zu Ted Bundy.

Bundy sei ein interessanter Fall, sage ich zu Rossi. Ein böses Omen für die verborgene Macht des Psychopathen. Ein peinigender Hinweis darauf, dass sich in dem Kriechkeller noch weitaus mehr verbergen könne als dunkle Geheimnisse – wenn man nur genau genug hinsehe.

Rossi ist, gelinde gesagt, überrascht.

»Aber Bundy ist doch einer der berüchtigtsten Serienmörder aller Zeiten«, meinte er. »Er ist eine der größten Attraktionen des Museums. Was soll es denn da noch mehr geben außer diesen dunklen Geheimnissen?«

2009, zwanzig Jahre nach Bundys Hinrichtung im Florida State Prison (als Bundy zum elektrischen Stuhl geführt wurde, forderten die örtlichen Radiosender ihre Hörer auf, die Haushaltsgeräte auszuschalten, um die Stromzufuhr zu maximieren), beschlossen die Psychologin Angela Book und ihre Kollegen an der Brock University in Kanada, den amerikanischen Serienkiller beim Wort zu nehmen. Bundy, der Mitte der 1970er-Jahre in einem Zeitraum von vier Jahren fünfunddreißig Frauen den Schädel einschlug, hatte während eines Interviews mit dem für ihn typischen jungenhaften, durch und durch amerikanischen Lächeln gesagt, er könne ein »gutes« Opfer einfach an seinem Gang erkennen.

»Ich bin der abgebrühteste Hurensohn, dem Sie je begegnen werden«, hatte Bundy verkündet. Da mochte er wohl recht haben. Aber, so fragte sich Angela Book, war er vielleicht auch einer der schlauesten?

Um dies herauszufinden, führte sie ein einfaches Experiment durch. Zunächst ließ sie siebenundvierzig männliche Studenten die sogenannte Self-Report Psychopathy Scale ausfüllen. Das ist ein Fragebogen, der speziell zu dem Zweck entworfen wurde, psychopathische Persönlichkeitsmerkmale zu messen, und zwar nicht in einem Gefängnis oder in der Psychiatrie, sondern bei der Bevölkerung allgemein. Im Anschluss teilte Book die Probanden in zwei Gruppen ein, je nachdem, ob sie bei diesem Test eine hohe oder eine niedrige Punktzahl erzielt hatten. Dann nahm sie ein Video mit zwölf neuen Teilnehmern auf, auf dem diese zu sehen waren, wie sie durch einen Flur von einem Raum zum anderen gingen. Dort füllten sie einen standardisierten demographischen Fragebogen aus, der die folgenden beiden Fragen mit einschloss: (1) Sind Sie schon einmal zum Opfer gemacht worden (ja oder nein)? (2) Wenn ja, wie oft?

Schließlich zeigte Book den ursprünglichen siebenundvierzig Test-Teilnehmern die zwölf Videoaufnahmen und stellte ihnen folgende Aufgabe: Bewerten Sie auf einer Skala von 1 bis 10, wie gefährdet jede der Zielpersonen ist, ausgeraubt zu werden.

Der Gedankengang war einfach. Wenn Bundys Behauptung stimmte und er wirklich in der Lage gewesen war, potenzielle Opfer schon an ihrem Gang zu erkennen, dann müsste es, so vermutete Book, den Probanden mit einer hohen Punktzahl auf der Self-Report Psychopathy Scale besser gelingen, die Schwäche der Zielpersonen einzuschätzen, als den Probanden mit einer niedrigen Punktzahl.

Genau das war dann auch der Fall. Als Book die Prozedur mit klinisch diagnostizierten Psychopathen aus einem Hochsicherheitsgefängnis wiederholte, fand sie aber noch etwas anderes heraus. Auch wenn die erste Studie gezeigt hatte, dass die »psychopathischen« Studenten mit der hohen Punktzahl gut darin waren, Schwächen zu erkennen: Die klinischen Psychopathen setzten dem noch eins drauf. Sie erklärten ausdrücklich, dass sie die Schwäche der Menschen an ihrer Art zu gehen erkannt hatten. Wie Bundy wussten sie genau, wonach sie suchten.

Röntgenblick

Angela Books Ergebnisse sind keine Eintagsfliege. Ihre Studie gehört zu einer wachsenden Zahl von Forschungen, durch die es in den vergangenen Jahren möglich wurde, Psychopathen in einem neuen, facettenreicheren Licht zu zeigen: Das ist ein anderes Licht als der düstere Schatten, den Schlagzeilen und Hollywood-Drehbuchautoren auf solche Menschen werfen. Die Ergebnisse dieser Forschungen sind schwer zu verdauen. Man begegnet ihnen in der Regel mit einer gesunden Portion Skepsis. So auch in dem mörderischen kleinen Eckchen von Florenz, wo ich mich aufhielt.

»Wollen Sie sagen, dass es zuweilen nicht unbedingt schlecht ist, ein Psychopath zu sein?«, fragt Rossi ungläubig.

»Nicht nur das«, erwidere ich mit einem Nicken. »Manchmal ist es sogar gut, einer zu sein – wenn man nämlich genau deswegen einen Vorteil gegenüber anderen Menschen hat.«

Der ehemalige Fensterputzer war offensichtlich weit davon entfernt, sich überzeugen zu lassen. Und wenn man sich in seinem Museum umsah, war das nicht weiter verwunderlich. In die Gesellschaft von Bundy und Gacy will man wirklich nicht geraten. Seien wir ehrlich: Wenn sich dann auch noch ein paar Dutzend andere von diesem Typus in den Ecken drängen, ist es wohl schwierig, das Positive zu sehen. Doch das Serienkiller-Museum erzählt nicht die ganze Geschichte, de facto nicht einmal die halbe. Denn das Schicksal eines Psychopathen hängt, wie Helen Morrison erläutert hatte, von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, einschließlich Genen, Familienverhältnissen, Erziehung, Intelligenz und Chancen. Und wie diese Faktoren miteinander interagieren.

Jim Kouri, der Vizepräsident der US National Association of Chiefs of Police, sieht das ähnlich. Eigenschaften, die man häufig bei psychopathischen Serienkillern antrifft – ein grandioses Selbstwertgefühl, Überzeugungskraft, oberflächlicher Charme, Rücksichtslosigkeit, fehlende Reue und die Fähigkeit, andere Menschen zu manipulieren –, sind, so Kouri, auch unter Politikern und Führungspersönlichkeiten weit verbreitet. Unter Menschen also, die sich nicht vor der Polizei verstecken, sondern ganz das Gegenteil tun. Ein solches Profil, sagt Kouri, erlaubt es den Betreffenden, zu tun, was sie wollen, wann immer sie es wollen, völlig unbeeindruckt von den sozialen, moralischen oder rechtlichen Folgen ihres Handelns.

Wenn Sie unter einem solchen Stern geboren wurden und so viel Macht über den menschlichen Verstand haben wie der Mond über das Meer, dann ordnen Sie womöglich den Mord an 100 000 Kurden an und schlurfen mit einer solch rätselhaften Renitenz zum Galgen, dass selbst Ihre schärfsten Gegner eine perverse, unausgesprochene Hochachtung empfinden.

»Ich habe vor niemandem Angst«, soll Saddam Hussein wenige Minuten vor seiner Hinrichtung gesagt haben.

Wenn Sie gewalttätig und durchtrieben sind wie Robert Maudsley, ein »Hannibal Lecter« des wirklichen Lebens, dann locken Sie womöglich einen Mitinsassen in Ihre Zelle, schlagen ihm mit einem Tischlerhammer den Schädel ein und verspeisen sein Gehirn: so lässig, als handele es sich um ein weichgekochtes Ei. (Maudsley hat übrigens die vergangenen dreißig Jahre in Einzelhaft verbracht, eingesperrt in eine mit Panzerglas ausgekleidete Zelle im Kellergeschoss des Wakefield-Gefängnisses in England.)

Sind Sie jedoch ein brillanter Neurochirurg, der auch unter immensem Druck eiskalt und fokussiert handelt, dann könnten Sie so wie James Geraghty Ihr Glück auf einem ganz anderen Spielfeld versuchen: auf den entlegenen Vorposten der Medizin des 21. Jahrhunderts, wo das Risiko mit einer Windgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde hereinweht und der Sauerstoff für langes Nachdenken zu dünn ist.

»Ich habe kein Mitgefühl mit denen, die ich operiere«, sagte er mir. »Diesen Luxus kann ich mir einfach nicht leisten. Im OP werde ich wiedergeboren: als kalte, herzlose Maschine, völlig eins mit Skalpell, Bohrer und Säge. Wenn man dem Tod hoch oben über der Schneegrenze des Gehirns ein Schnippchen schlagen möchte, sind Gefühle unangebracht. Emotionen sind äußerst schlecht fürs Geschäft. Ich habe sie im Lauf der Jahre so gut wie ausgemerzt.« Geraghty gehört zu den Topchirurgen Großbritanniens. Bei seinen Worten läuft es einem kalt über den Rücken. Andererseits leuchten sie auch ein.

Kaum hat man das Wort Psychopath ausgesprochen, tauchen im Kopf Bilder von Serienkillern, Vergewaltigern und verrückten Bombenlegern auf. Was aber, wenn ich Ihnen ein völlig anderes Bild zeichne? Wenn ich Ihnen sage, dass der Brandstifter, der Ihr Haus niederbrennt, in einem Paralleluniversum auch der Held sein könnte, der sich mutig in ein brennendes, einsturzgefährdetes Gebäude stürzt, um nach Ihren Lieben zu suchen und sie dort herauszuholen? Oder dass der Jugendliche, der in einer dunklen Gasse mit einem Messer auf Sie lauert, zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort mit einem anderen Messer bei einer Operation Ihr Leben retten könnte?

Solche Aussagen sind natürlich schwer zu glauben. Dennoch sind sie wahr. Psychopathen sind furchtlos, selbstsicher, charismatisch, skrupellos und fokussiert, doch im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht unbedingt gewalttätig. Das klingt nicht nur gut – es ist auch gut. Oder kann es vielmehr sein. Es hängt ganz davon ab, welche anderen Persönlichkeitsmerkmale sich noch dazugesellen. Der Fall ist keineswegs so klar, wie es auf Anhieb scheint: Entweder ist man ein Psychopath oder man ist keiner. Es gibt innere und äußere Zonen der Störung: ein bisschen wie bei den Tarifzonen auf einer U-Bahn-Karte. Wir haben es, wie wir in Kapitel 2 sehen werden, mit einem Spektrum zu tun, auf dem fast jeder von uns seinen Platz hat. Nur eine kleine Minderheit bevölkert die »Innenstadt«.

Ein Mensch kann zum Beispiel unter Druck eiskalt sein und etwa so viel Empathie zeigen wie eine Lawine (einigen von dieser Sorte werden wir später auf dem Börsenparkett begegnen). Das bedeutet nicht automatisch, dass er auch gewalttätig, antisozial oder gewissenlos handelt. Ein solches Individuum weist zwar zwei psychopathische Merkmale auf und steht damit auf der »psychopathischen« Skala höher als jemand, dem diese Merkmale fehlen. Damit ist es aber noch weit entfernt von der Gefahrenzone derjenigen, die sämtliche psychopathischen Merkmale aufweisen.

Zwischen einem Tiger Woods und jemandem, der an den Wochenenden zur Erholung Golf spielt, gibt es keine scharfe, klar definierbare Trennlinie. Genauso unscharf ist auch die Grenze zwischen einem Weltklassepsychopathen und jemandem, der sich lediglich »psychopathisch« verhält. Psychopathische Merkmale sind wie die Stellknöpfe und Schieberegler an einem Mischpult. Wenn man alle auf maximal stellt, kommt ein Soundtrack heraus, mit dem keiner etwas anfangen kann. Wird der Soundtrack jedoch so zusammengemischt, dass einige Knöpfe und Regler höher eingestellt sind als andere – so wie zum Beispiel Furchtlosigkeit, Fokus, mangelnde Empathie und mentale Härte –, kann es sich um einen überragenden Chirurgen handeln, der auf seinem Gebiet höchste Leistungen vollbringt.

Natürlich ist die Chirurgie nur ein Beispiel dafür, dass sich ein psychopathisches »Talent« als vorteilhaft erweisen kann. Es gibt andere. Nehmen wir zum Beispiel die Strafverfolgung. Im Jahr 2009, kurz nachdem Angela Book die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht hatte, beschloss ich, eigene Forschungen zu betreiben. Wenn es, wie Book festgestellt hatte, Psychopathen tatsächlich besser gelang, Schwächen zu erkennen, dann musste es auch Bereiche geben, in denen sich diese Fähigkeit zum Vorteil der Gesellschaft nutzen ließ. Die Erleuchtung kam mir, als ich einen Freund am Flughafen abholte. Wir werden alle ein bisschen paranoid, wenn wir durch den Zoll gehen, dachte ich mir. Selbst wenn wir völlig unschuldig sind. Doch wie würde es sich wohl anfühlen, wenn wir wirklich etwas zu verbergen hätten?

An meinem Experiment nahmen dreißig Studenten teil: Die Hälfte von ihnen hatte auf der Self-Report Psychopathy Scale eine hohe Punktzahl erzielt, die andere Hälfte eine niedrige. Darüber hinaus gab es fünf mögliche »Täter«. Die Aufgabe der Studenten war leicht. Sie mussten in einem Klassenzimmer sitzen und beobachten, wie die potenziellen »Täter« durch eine Tür hereinkamen, eine kleine erhöhte Bühne überquerten und auf der anderen Seite wieder hinausgingen. Doch das war nicht alles. Die Studenten mussten aus den Bewegungen der »Täter« auch schließen, wer von ihnen »schuldig« war: wer von den fünfen ein scharlachrotes Taschentuch schmuggelte.

Um den Anreiz zu erhöhen, erhielt der »schuldige« Täter, d. h. der mit dem Taschentuch, 100 Pfund. Gelang es der Jury, ihn zu identifizieren, musste er das Geld zurückgeben. Kam der »schuldige Täter« jedoch davon, weil der Verdacht auf jemand anderen fiel, wurde er belohnt und durfte die 100 Pfund behalten.

Die »Täter« waren eindeutig nervös, als sie ihren Auftritt hatten. Aber wer von den Studenten würde der bessere »Zollbeamte« sein? Würden sich die Raubtierinstinkte der Psychopathen als verlässlich erweisen? Oder würde ihr Gespür für Schwächen sie im Stich lassen?

Die Ergebnisse waren außergewöhnlich. Von den Probanden, die auf der Self-Report Psychopathy Scale eine hohe Punktzahl erzielt hatten, pickten über 70 Prozent den »Schmuggler« heraus. Bei den Probanden mit einer niedrigen Punktzahl schafften es nur 30 Prozent.

Schwächen zu erkennen mag also durchaus zum Werkzeugsatz eines Serienkillers gehören. Aber es könnte sich auch am Flughafen als nützlich erweisen.

Psychopathenradar

2003 führte Reid Meloy, Professor für Psychiatrie an der School of Medicine der University of California in San Diego, ein Experiment durch, das ein Licht auf die Kehrseite der Taschentuch-Gleichung warf.1 Die Asse unter den Psychopathen haben offenbar ein Gespür für die Verletzlichkeit ihrer Mitmenschen. Sie sind aber auch dafür bekannt, dass sie uns das Gruseln lehren. In Geschichten aus der klinischen Praxis und in Berichten aus dem Alltagsleben gibt es zahllose Aussagen von Menschen, die solchen unbarmherzigen sozialen Raubtieren begegnet sind, Aussagen wie: »Mir haben sich die Nackenhaare aufgestellt« oder »Als ich ihn sah, hab ich eine Gänsehaut bekommen«. Aber ist da tatsächlich etwas dran? Halten unsere Instinkte einer genauen Überprüfung stand? Sind wir ebenso gut in der Lage, Psychopathen einzuschätzen, wie die Psychopathen es verstehen, uns einzuschätzen?

Um dies herauszufinden, fragte Meloy 450 in den Bereichen Strafjustiz und psychische Gesundheit Beschäftigte, ob sie bei der Befragung von Psychopathen – gewalttätigen Kriminellen, bei denen alle Mischpult-Regler auf maximal gestellt sind – je solch seltsame körperliche Reaktionen gehabt hätten.

Die Ergebnisse waren absolut eindeutig. Mehr als drei Viertel bejahten diese Frage, wobei der Prozentsatz bei den Frauen höher lag als bei den Männern (84 verglichen mit 71 Prozent). Kliniker mit einem Master/Bachelor-Abschluss berichteten häufiger davon als Kliniker mit einem Doktortitel, aber auch als Polizeibeamte (84 Prozent gegenüber 78 Prozent bzw. 61 Prozent). Die Äußerungen lauteten in etwa: »Hatte das Gefühl, ich könnte als Mittagessen dienen«, »Abscheu ... Widerwillen ... Faszination« und »Mir lief es kalt den Rücken hinunter«.

Was genau nehmen wir da eigentlich wahr?

Um diese Frage beantworten zu können, geht Meloy in der Zeit zurück: in die menschliche Vorgeschichte mit den geheimnisvollen, schemenhaften Geboten menschlicher Evolution. Es gibt eine Reihe von Theorien zur möglichen Entstehung der Psychopathie, mit denen wir uns später noch beschäftigen werden. Eine sehr wichtige Frage im Zusammenhang mit ihren Ursachen besteht darin, aus welcher ontologischen Perspektive sie überhaupt betrachtet werden sollte: von einem klinischen Standpunkt aus als Persönlichkeitsstörung? Oder vom Standpunkt der Spieltheorie aus als legitimer biologischer Schachzug – als Lebenszyklusstrategie, die in der urzeitlichen Umgebung unserer Ahnen wichtige reproduktive Vorteile hatte?

Kent Bailey, emeritierter Professor für klinische Psychologie an der Virginia Commonwealth University, vertritt die zweite Perspektive und stellt die Theorie auf, dass ein heftiger Konkurrenzkampf innerhalb und zwischen Abstammungsgruppen der primäre evolutionäre Vorläufer der Psychopathie gewesen sei (oder, wie er sagt, des »Kriegsfalken«).2

»Ein gewisser Grad an Raubtierhaftigkeit«, so Bailey, »war bei der Jagd auf großes Haarwild für das Aufspüren und Töten nötig« – und ein Elitetrupp skrupelloser »Kriegsfalken« hätte sich vermutlich nicht nur beim Aufspüren und Töten der Beute als nützlich erwiesen, sondern auch als Verteidigungstrupp zur Abwehr unerwünschter Annäherungsversuche von ähnlichen Trupps benachbarter Gruppen.

Das Problem war natürlich, was man in Friedenszeiten mit den Kriegsfalken anfangen soll? Die Forschungen von Robin Dunbar, Professor für Psychologie und evolutionäre Anthropologie an der Oxford University, unterstützen Baileys Behauptungen.3 Dunbar geht zurück zu den Wikingern ins neunte bis elfte Jahrhundert und führt als Beispiel die »Berserker« an: die gefeierten Wikingerkrieger, die – wie die Sagen, Gedichte und historischen Berichte zeigen – offenbar mit brutaler, tranceartiger Heftigkeit gekämpft haben. Sieht man sich genauer in der Literatur um, ergibt sich ein noch etwas düstereres Bild von einer gefährlichen Elite, die sich zuweilen gegen Mitglieder der Gemeinde wendete, die sie beschützen sollte, und ihren eigenen Landsleuten brutale Gewalt antat.

Hier liegt laut Meloy die Lösung des Geheimnisses: die Erklärung für die sich aufstellenden Nackenhaare und unseren »Psychopathenradar«. Denn wenn diese raubtierhaften Individuen unter unseren Vorfahren tatsächlich psychopathisch waren, wie Kent Bailey behauptet, dann musste man nach allem, was man über die natürliche Selektion weiß, folgern, dass es sich nicht um eine Einbahnstraße gehandelt haben kann. Friedfertigere Mitglieder der unmittelbaren wie auch der größeren Gemeinschaft werden höchstwahrscheinlich einen Mechanismus entwickelt haben, eine geheime neurale Überwachungstechnologie, die Gefahr signalisierte, wenn etwas in den kognitiven Luftraum eindrang – ein geheimes Frühwarnsystem, damit man sich schnell aus dem Staub machen konnte.

Wenn man betrachtet, was Angela Book über die Opfer von Angriffen herausgefunden hat und ich über das Schmuggeln von roten Taschentüchern, dann wäre ein solcher Mechanismus auch eine ziemlich plausible Erklärung für die Geschlechter- und Statusunterschiede in Meloys Experiment. Wenn man sich den Psychopathen als eine Art diabolischen emotionalen Sommelier mit einem Näschen für die verborgenen Basstöne der Schwäche vorstellen muss, dann lässt sich nicht ausschließen, dass Frauen als raffinierten darwinistischen Ausgleich für eine größere physische Verletzlichkeit sehr wohl intensivere und häufigere Reaktionen zeigen – aus genau demselben Grund wie die Kliniker mit einem niedrigeren Status.

Auf jeden Fall ist es eine Arbeitshypothese: Je stärker man sich bedroht fühlt und je höher das Risiko für einen Einbruch ist, desto wichtiger ist es, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen.

Zweifellos gab es in den fernen Tagen unserer Vorfahren gnadenlose, unbarmherzige Jäger, die in der Kunst des räuberischen Verhaltens versiert waren. Sie mussten sich in der Natur sehr gut auskennen, um Erfolg zu haben. Das muss aber noch nicht heißen, dass sie Psychopathen waren, wie wir sie heute kennen. Dagegen spricht aus diagnostischer Sicht die Empathie. Denn es ist anzunehmen, dass nicht die blutrünstigsten und unermüdlichsten Individuen die erfolgreichsten Jäger waren, wie man vielleicht erwarten würde, sondern die mit der größten Gelassenheit und dem besten Einfühlungsvermögen. Sie konnten die Mentalität ihrer Beute verstehen, sie waren fähig, »über den Tellerrand zu gucken«, sich in die Lage der Jagdobjekte zu versetzen und damit auch die typischen Fluchtstrategien vorauszusagen.

Um das zu verstehen, muss man nur beobachten, wie ein Kleinkind laufen lernt. Die allmähliche Entwicklung der aufrechten Fortbewegung, der zunehmenden Zweifüßigkeit, kündigte den Beginn einer brandneuen Ära der Lebensmittelbeschaffung an. Eine aufrechte Haltung ermöglichte eine effizientere Mobilität und erlaubte es unseren Vorfahren in der afrikanischen Savanne, über wesentlich längere Zeitspannen nach Futter zu suchen und zu jagen, als es mit der vierbeinigen Fortbewegung möglich gewesen wäre.

Doch die »Ausdauerjagd«, wie die Anthropologie sie nennt, hat ihre eigenen Probleme. Gnus und Antilopen können viel schneller laufen als der Mensch. Bevor er guckt, sind sie hinter dem Horizont verschwunden. Gelingt es dem Jäger jedoch, vorherzusagen, wo sie schließlich vielleicht anhalten werden, indem er nachsieht, was sie bei ihrer Flucht zurückgelassen haben, oder ihre Gedanken liest, oder beides –, kann er seine Erfolgschancen und damit auch seine Überlebenschancen verbessern.

Wie aber können Jäger, die Empathie zeigen und in manchen Fällen sogar in hohem Maße empathisch sind, Psychopathen sein? Was Psychopathen angeht, sind sich die meisten Leute in einer Sache einig: Charakteristisch ist das deutliche Fehlen von Gefühlen und ein außergewöhnlicher Mangel an Verständnis. Wie also lösen wir diese Quadratur des Kreises?

Hilfe naht in Form der kognitiven Neurowissenschaften, unterstützt von ein wenig teuflischer Moralphilosophie.

Das Straßenbahn-Dilemma

Joshua Green, Psychologe an der Harvard University, hat die letzten Jahre damit verbracht, zu beobachten, wie Psychopathen moralische Dilemmata lösen, wie ihr Gehirn in verschiedenen ethischen Druckkammern reagiert.4 Und hat etwas Interessantes herausgefunden. Empathie ist keineswegs ein homogenes Phänomen, Empathie ist schizophren. Es gibt zwei unterschiedliche Arten: warm und kalt.

Betrachten Sie das folgende Gedankenexperiment (Fall 1), das erstmals von der Philosophin Philippa Foot beschrieben wurde:5

Eine Straßenbahn donnert unkontrolliert über ein Gleis und droht, fünf Menschen zu überrollen, die sich dort befinden und nicht entkommen können. Glücklicherweise können Sie eine Weiche umstellen und die Straßenbahn weg von den fünf Menschen auf ein anderes Gleis umleiten – doch zu einem Preis. Auf eben diesem Gleis befindet sich eine andere Person, die stattdessen ums Leben kommen wird. Sollten Sie die Weiche umstellen?

Die meisten von uns haben wenig Probleme damit, zu entscheiden, was in dieser Situation zu tun ist. Die Aussicht, die Weiche umzustellen, ist zwar keine schöne, doch nach der Nutzenabwägung – ein Menschenleben zu opfern, um fünf zu retten – »das kleinere Übel«. Richtig?

Doch wie sieht es in folgender Situation aus (Fall 2), einer Variation dieses Gedankenexperiments, die von der Philosophin Judith Jarvis Thomson stammt:6

Wie zuvor ist eine Straßenbahn außer Kontrolle geraten und rast auf fünf Menschen zu. Dieses Mal stehen Sie jedoch hinter einem sehr großen, fetten Fremden auf einer Fußgängerbrücke über den Gleisen. Die einzige Möglichkeit, die fünf Menschen zu retten, ist die, den Fremden von der Brücke zu stoßen. Er wird in den sicheren Tod fallen, doch mit seinem massigen Körper die Straßenbahn aufhalten und fünf Leben retten. Sollten Sie ihn stoßen?

Hier, so könnte man sagen, sehen wir uns einem »echten« Dilemma gegenüber. Obwohl das Verhältnis von geretteten und geopferten Menschenleben exakt dasselbe ist wie im ersten Beispiel (fünf zu eins), reagieren wir auf dieses Experiment ein bisschen vorsichtiger und nervöser. Und warum?

Joshua Green glaubt, dass er die Antwort kennt: In die Entscheidung sind jeweils unterschiedliche Klimaregionen im Gehirn involviert.

Fall 1, so Green, ist das, was wir als unpersönliches moralisches Dilemma bezeichnen könnten. Hier werden Gehirnregionen wie der präfrontale Kortex und die hintere Parietalrinde (insbesondere der anteriore paracinguläre Kortex, der Schläfenpol und die obere Schläfenfurche) aktiviert, die vornehmlich mit unserer objektiven Erfahrung der kalten Empathie zu tun haben: mit logischem, rationalem Denken.

Bei Fall 2 hingegen könnten wir von einem persönlichen moralischen Dilemma sprechen, bei dem das als Amygdala bekannte Emotionszentrum des Gehirns – der Schaltkreis der warmen Empathie – aktiviert wird.

Wie die meisten von uns haben Psychopathen relativ wenig Probleme in Fall 1. Sie stellen die Weiche um und die Straßenbahn wird umgeleitet und tötet nur einen statt fünf Menschen. Doch im Unterschied zu normalen Menschen – und da wird die Sache interessant – fackeln sie auch in Fall 2 nicht lange. Ohne mit der Wimper zu zucken, stoßen sie den fetten Mann von der Brücke, wenn die Situation es verlangt.

Dieser Verhaltensunterschied spiegelt sich auch sehr deutlich in den Gehirnaktivitäten wider. Deren Muster stimmen im Fall unpersönlicher moralischer Dilemmata bei Psychopathen und Nicht-Psychopathen überein, unterscheiden sich jedoch dramatisch, wenn die Dinge ein bisschen persönlicher werden.

Stellen Sie sich vor, ich hätte Sie an einen Magnetresonanztomographen angeschlossen und dann mit den beiden Szenarien konfrontiert. Was würde ich beobachten, während Sie sich durch diese moralischen Minenfelder lavieren? Etwa in dem Moment, in dem aus einem unpersönlichen Dilemma ein persönliches wird, würde ich sehen, dass Ihre Amygdala und die mit ihr verbundenen Schaltkreise – Ihr medialer orbitofrontaler Kortex z. B. – aufleuchten wie ein Spielautomat. In dem Moment haben nämlich die Emotionen ihre Münze eingeworfen, sozusagen. Bei einem Psychopathen würde ich jedoch nur Dunkelheit sehen. Das Nervencasino wäre verschlossen und verlassen und der Übergang vom Unpersönlichen zum Persönlichen ginge unbemerkt vonstatten.

Die Unterscheidung zwischen warmer und kalter Empathie – der Art von Empathie, die wir »fühlen«, wenn wir andere beobachten, und dem emotionalen Kalkül, das es uns ermöglicht, gelassen und unvoreingenommen abzuschätzen, was ein anderer denken könnte, ist gewiss Musik in den Ohren von Theoretikern wie Reid Meloy und Kent Bailey. Psychopathen mag es an der gefühlsbetonten Variante mangeln. Doch wenn es um das »Verstehen« statt um das »Fühlen« geht, das eine unpersönliche, unberührte Vorhersage im Gegensatz zu einer persönlichen Identifikation ermöglicht und sich auf das symbolische Verarbeiten statt auf die affektive Symbiose stützt, dann sind die Psychopathen eine Klasse für sich. Das sind genau die kognitiven Fertigkeiten, über die geschickte Jäger und im kalten Deuten Geübte nicht nur in der freien Natur, sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen verfügen. Sie fliegen mit nur einem Empathiemotor sogar besser als mit zweien. Das ist eine der Ursachen dafür, dass sie so hervorragende Verführer sind. Wenn man weiß, wo die Knöpfe sind und beim Drücken die Wärme nicht spürt, dann ist es durchaus möglich, dass man den Jackpot gewinnt.

Die Unterscheidung zwischen den beiden Arten der Empathie ist zweifellos auch Musik in den Ohren von Robin Dunbar. Manchmal, wenn er sich nicht gerade mit den Berserkern beschäftigt, ist er im Aufenthaltsraum des Magdalen College anzutreffen. Eines Nachmittags sitzen wir bei Tee und Gebäck in einer mit Eichenholz getäfelten Nische mit Blick auf die Kreuzgänge und ich erzähle ihm von den Straßenbahnen und von den Unterschieden, die sie bei der Gehirnfunktion eines Psychopathen und eines normalen Menschen verursachen. Dunbar ist nicht im Geringsten überrascht.

»Die Wikinger hatten damals die Dinge ziemlich gut im Griff«, sagt er. »Und die Berserker haben natürlich nichts getan, was den Ruf zerstört hätte, dass man sich besser nicht mit ihnen anlegt. Ihre Rolle war die, skrupelloser, kaltblütiger und wilder als der durchschnittliche Wikinger-Soldat zu sein, weil sie genau das auch waren! Sie waren skrupelloser, kaltblütiger und wilder als der durchschnittliche Wikinger-Soldat. Wenn Sie einen Berserker an einen Gehirnscanner angeschlossen und mit dem Straßenbahn-Dilemma konfrontiert hätten, dann wäre meiner Ansicht nach ziemlich sicher, was Sie da gesehen hätten. Nämlich genau dasselbe wie bei einem Psychopathen. Nichts. Und mit dem fetten Typen wäre es vorbei gewesen!«

Ich bestreiche mir einen Teekuchen mit Butter.

»Ich glaube, jede Gesellschaft braucht Leute, die die Drecksarbeit für sie leisten«, fährt er fort. »Leute, die keine Angst davor haben, harte Entscheidungen zu treffen. Unangenehme Fragen zu stellen. Sich in die Schusslinie zu begeben. Und solche Menschen gehören nicht zwingend zu denen, mit denen Sie gern Ihren Nachmittagstee trinken würden. Möchten Sie noch ein Gurkensandwich?«

Daniel Bartels von der Columbia University und David Pizarro von der Cornell University stimmen dieser Ansicht voll und ganz zu – und verfügen über entsprechendes Belegmaterial.7 Studien haben gezeigt, dass rund 90 Prozent der Menschen sich weigern, den Fremden von der Brücke zu stoßen, obwohl sie wissen, dass fünf andere Menschenleben gerettet werden, wenn sie nur ihre moralische Zimperlichkeit überwinden könnten. Allerdings bleiben dann natürlich immer noch zehn Prozent: eine Minderheit mit einer geringer ausgeprägten moralischen Hygiene, die, wenn es hart auf hart kommt, kaum oder überhaupt keine Gewissensbisse hat, ein Menschenleben zu opfern. Aber wer ist diese skrupellose Minderheit? Wer sind diese zehn Prozent?

Um dies herauszufinden, konfrontierten Bartels und Pizarro mehr als 200 Studenten mit dem Straßenbahn-Dilemma und ließen sie auf einer Vier-Punkte-Skala anzeigen, wie stark sie dazu neigten, den fetten Typen von der Brücke zu stoßen – wie »utilitaristisch« sie waren. Darüber hinaus mussten die Studenten auch auf eine Reihe von Persönlichkeitsitems reagieren, die die Forscher speziell für den Zweck entworfen hatten, latent vorhandene psychopathische Merkmale zu messen. Hierzu gehörten Aussagen wie »Ich sehe gern Faustkämpfe« und »Die beste Art, mit Menschen umzugehen, ist die, ihnen zu sagen, was sie hören wollen« (Zustimmung/Nichtzustimmung auf einer Skala von eins bis zehn).

Könnten die beiden Konstrukte – Psychopathie und Utilitarismus – möglicherweise miteinander verbunden sein?, fragten sich Bartels und Pizarro. Die Antwort war ein entschiedenes Ja. Ihre Analyse deckte einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer utilitaristischen Herangehensweise an das Straßenbahn-Dilemma (Stoß den fetten Mann von der Brücke) und einem überwiegend psychopathischen Persönlichkeitsstil auf. Was Robin Dunbars Prognose bestätigt, angesichts der traditionellen Ansicht über Utilitarismus jedoch ein wenig problematisch ist.

Im Großen und Ganzen gelten Jeremy Bentham und John Stuart Mill, die beiden britischen Philosophen des 19. Jahrhunderts, die die Theorie des Utilitarismus formalisiert haben, als gute Menschen. »Das größte Glück der größten Zahl ist die Grundlage von Moral und Gesetzgebung«, lautet einer von Benthams berühmten Aussprüchen.

Bohrt man jedoch ein bisschen tiefer, wird es komplizierter und erscheint nicht mehr ganz so klar und heiter. Es gibt da eine skrupellose Selektivität und heimtückische moralische Strömungswirbel. Mit dem Gestalten dieser Gesetze und dieser Moral wird man unweigerlich um des »Gemeinwohls« willen, einer Gruppe von Menschen auf die Füße treten, die in der Minderheit sind.

Doch wer hat den Mut, abzudrücken? Bartels und Pizarro mögen im Labor durchaus ein Muster gefunden haben. Aber wie sieht es im Alltagsleben aus? Zeigt der Psychopath erst dort, wozu er fähig ist?

Die dunkle Seite der Mondlandung

Die Frage, was nötig ist, um in einem bestimmten Beruf erfolgreich zu sein und den mit ihm verbundenen Erwartungen gerecht zu werden, lässt sich relativ leicht beantworten. Neben den Fertigkeiten, die man braucht, um ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen, gibt es im Rechtswesen, im Geschäftsleben, ja in jedem Betätigungsfeld eine Auswahl von Merkmalen, die Spitzenleistungen garantieren.

2005 führten Belinda Board und Katarina Fritzon von der University of Surrey eine Studie durch, um herauszufinden, wodurch sich Wirtschaftsführer auszeichnen, welche die wichtigsten Facetten der Persönlichkeit sind, durch die sich Passagiere der Business-Class von denen der Economy-Class unterscheiden.8 Sie verglichen das Abschneiden von drei Gruppen – Managern, Psychiatriepatienten und hospitalisierten Kriminellen (sowohl psychopathischen als auch solchen, die unter anderen psychischen Erkrankungen litten) bei einem psychologischen Persönlichkeitstest.

Ihre Analyse zeigte, dass einige psychopathische Merkmale bei Wirtschaftsführern verbreiteter waren als bei sogenannten »verhaltensgestörten« Kriminellen – Merkmale wie oberflächlicher Charme, Egozentrik, Überredungskunst, fehlende Empathie, Unabhängigkeit und Zielgerichtetheit. Der Hauptunterschied zwischen den Gruppen bestand in den eher antisozialen Aspekten des Syndroms: Die Regler der Kriminellen waren, was Gesetzesbrüche und physische Aggression angeht, höher eingestellt.

Andere Studien scheinen das Bild vom »Mischpult« zu bestätigen: dass die Grenzlinie zwischen funktionaler und dysfunktionaler Psychopathie nicht vom Vorhandensein psychopathischer Merkmale per se abhängt, sondern vielmehr von ihrer Ausprägung und der Art ihrer Kombination. Mehmet Mahmut und seine Kollegen von der Macquarie University haben vor Kurzem aufgezeigt, dass die Muster von Hirnfunktionsstörungen (vor allem in Bezug auf den orbitofrontalen Kortex, die Gehirnregion, die den Input von Emotionen bei der Entscheidungsfindung regelt) bei kriminellen und nicht kriminellen Psychopathen eher auf graduelle als auf klar trennende Unterschiede hinweisen.9 Das bedeutet, so Mahmut, dass die beiden Gruppen nicht als qualitativ unterschiedliche Populationen betrachtet werden sollten, sondern dass sie lediglich unterschiedliche Positionen im selben neuropsychologischen Kontinuum einnehmen.

Ich selbst habe im Rahmen einer (nicht ganz so hochtechnologischen) Studie einen Kurs mit Erstsemestern gebeten, sich vorzustellen, sie seien Mitarbeiter in einem Arbeitsvermittlungsunternehmen.10 »Skrupellos, unerschrocken, charmant, amoralisch und fokussiert«, sagte ich ihnen. »Angenommen, Sie hätten einen Kunden mit dieser Art von Profil. Für welchen Tätigkeitsbereich wäre er Ihrer Meinung nach geeignet?«

Die Antworten waren sehr aufschlussreich: CEO, Spion, Chirurg, Politiker, das Militär ... sie alle tauchten in diesem Mix auf. Zusammen mit Serienkillern, Attentätern und Bankräubern. Wir werden später noch einmal darauf zurückkommen.

»Intellektuelle Fähigkeiten allein sind nichts weiter als eine elegante Art, als Zweiter ins Ziel zu kommen«, erzählte mir ein erfolgreicher CEO. »Der Weg nach oben ist hart. Nicht umsonst spricht man von einer Ochsentour. Doch es lässt sich leichter klettern, wenn man andere als Steigbügelhalter benutzt. Und noch leichter, wenn sie denken, dass dabei etwas für sie herausspringt.«

Jon Moulton, einer von Londons erfolgreichsten Risikokapitalgebern, teilt diese Ansicht.11 In einem Interview mit der ›Financial Times‹ führte er Entschlossenheit, Neugier und Gefühllosigkeit als seine drei wertvollsten Charaktereigenschaften auf. Die ersten beiden sind nicht weiter verwunderlich. Aber Gefühllosigkeit? »Das Großartige an der Gefühllosigkeit«, erklärt Moulton, »ist, dass sie dich schlafen lässt, wenn andere nicht schlafen können.«

Der Gedanke, dass psychopathische Merkmale in der irdischen Geschäftswelt hilfreich sind, überrascht sicher nicht allzu sehr. Aber wie sieht es mit der Weltraumfahrt aus? Bedenkt man den Ruf von Psychopathen hier auf Erden, dann erfüllt einen der Gedanke, sie bei teuren Unternehmungen in den Kosmos zu katapultieren, nicht gerade mit Zuversicht. Psychopathische Merkmale, so könnte man meinen, gehören doch wohl sicher nicht zu den wichtigsten Eigenschaften bei den ungeheuer exklusiven Auswahlkriterien der NASA für Astronauten. Doch auch hierzu habe ich einmal eine Geschichte gehört, die verdeutlicht, dass gewisse Muster, wie sie Robert Hare bei seinen Gehirnscans fand, tatsächlich von Vorteil sein können:12 Dass die Fokussiertheit und die emotionale Distanz eines Neurochirurgen wie James Geragthy nicht nur der Schlüssel zur Größe im Sitzungssaal, bei Gericht oder im Operationssaal sein können, sondern auch in einer völlig anderen Welt.

Die Geschichte geht so: Als Neil Armstrong und sein Partner Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 auf der Suche nach einem Landeplatz über die Mondlandschaft flogen, hätten sie beinahe eine Bruchlandung hingelegt. Das Problem war die Geologie. Es gab einfach zu viel davon. Und zu wenig Treibstoff. Überall lagen Gesteins- und Felsbrocken herum, die eine sichere Landung unmöglich machten. Aldrin wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit einem Auge auf der Tankuhr und dem anderen auf dem Terrain forderte er Armstrong ultimativ auf: Bring das Ding runter – und zwar schnell!

Armstrong war eindeutig phlegmatischer. Wer weiß, vielleicht hatte er noch nie etwas für nervöse Beifahrer übrig gehabt. Doch die Zeit lief davon, der Treibstoff wurde knapper und knapper, die Aussicht auf einen Tod durch Schwerkraft wuchs. Kaltblütig entwickelte er einen Plan. Aldrin sollte den Treibstoff, den sie noch übrig hatten, in Sekunden umrechnen. Und anfangen, zu zählen. Laut.

Aldrin tat, wie ihm geheißen wurde.

Siebzig ... sechzig ... fünfzig ...

Während Aldrin zählte, musterte Armstrong die unerbittliche Topografie des Mondes.

Vierzig ... dreißig ... zwanzig ...

Die Landschaft gab keinen Deut nach.

Es blieben noch zehn Sekunden. Da entdeckte Armstrong seine Chance: eine silberne Oase des Nichts direkt unterhalb des Horizonts. Wie bei einem Raubtier, das seiner Beute dicht auf den Fersen ist, verengte sich plötzlich kaum merklich der Wahrnehmungskorridor seines Gehirns. Ohne jede Nervosität, so als wäre das Ganze nur eine Trockenübung, manövrierte er das Fahrzeug in die Richtung dieser Landezone und führte in der meilenweit einzigen freien Lichtung die perfekte lehrbuchmäßige Landung aus. Ein großer Schritt für die Menschheit. Der jedoch beinahe völlig in die Hose gegangen wäre.

Wie Bombenräumexperten ticken

Dieser Bericht über eine unfassbare interplanetarische Unbekümmertheit steht für ein Leben an den Horizonten des Möglichen, wo die Trennlinie zwischen Triumph und Katastrophe sehr fein ist und der grenzüberschreitende Verkehr frei fließt. Dieses Mal wurde das Unheil abgewendet. Dank seiner Kaltblütigkeit bewahrte Neil Armstrong eine der größten Unternehmungen in der Geschichte der Menschheit davor, in einer kosmologischen Katastrophe zu enden.

Aber das ist noch nicht alles. Wie sich zeigte, war seine Herzfrequenz bei diesem Manöver kaum erhöht.

Eine kardiovaskuläre Anomalie? Laut der Wissenschaft nicht. In den 1980er-Jahren stellte der Harvard-Forscher Stanley Rachman etwas Ähnliches bei Bombenräumexperten fest.13 Was, wollte Rachman wissen, trennte in diesem hochriskanten Job die Spreu vom Weizen? Alle Bombenräumer sind gut. Ansonsten wären sie tot. Aber hatten die Stars unter ihnen etwas, das den anderen fehlte?

Um dies herauszufinden, teilte er erfahrene Bombenräumer, die zehn oder mehr Jahre in diesem Job tätig waren, in zwei Gruppen auf: diejenigen, die für ihre Arbeit ausgezeichnet worden waren, und die, bei denen dies nicht der Fall war. Dann verglich er ihre Herzfrequenz im praktischen Einsatz bei Aufgaben, die besonders viel Konzentration erforderten.

Die Herzfrequenz blieb bei allen Bombenräumern stabil. Aber bei denjenigen, die sich ganz besonders hervorgetan hatten, geschah etwas schier Unglaubliches. Ihre Herzfrequenz verlangsamte sich sogar. Sobald sie die Gefahrenzone betraten (oder die »Startrampe«, wie einer von ihnen es formulierte), verfielen sie in einen Zustand kalter, meditativer Aufmerksamkeit: eine Bewusstseinsebene, auf der sie mit dem Gegenstand, an dem sie arbeiteten, quasi eins wurden. Nachfolgende Analysen brachten den Grund für diesen Unterschied zutage: Selbstvertrauen. Die Bombenräumer, die ausgezeichnet worden waren, schnitten bei Tests im Hinblick auf den Glauben an sich selbst besser ab als ihre nicht ausgezeichneten Kollegen.

Der entscheidende Punkt war also ihre Überzeugung.

Stanley Rachman weiß alles über die arktische Neurologie der Psychopathen. Seine Ergebnisse waren zweifellos Zündstoff, und zwar ein so explosiver, dass er selbst die Frage aufwarf: Sollten wir unsere Bombenräumexperten nicht genauer im Auge behalten? Denn: »... die Bombenräumer, die für ihr mutiges/furchtloses Verhalten ausgezeichnet worden waren, wiesen keine psychologischen Anomalien auf und zeigten keinerlei antisoziales Verhalten«, so Rachman. Er weist auch ausdrücklich darauf hin, dass andere Eigenschaften, die bei den meisten Beschreibungen von Psychopathie auftauchen, wie zum Beispiel »verantwortungslos« und »impulsiv«, auf seine Fallstudien nicht zutrafen.

Wir erinnern uns an die Forschungsergebnisse von Belinda Board und Katarina Fritzon aus dem Jahr 2005, die gezeigt haben, dass eine Reihe psychopathischer Merkmale unter Wirtschaftsführern verbreiteter waren als unter Kriminellen, die man als Psychopathen diagnostiziert hatte. Das wirft die Frage auf, was genau wir meinen, wenn wir das Wort »Psychopath« verwenden. Offenbar sind nicht alle Psychopathen so wild und ungezähmt, wie man uns vielleicht glauben machen möchte. Tatsächlich besteht die wichtigste Schlussfolgerung aus der Studie von Board und Fritzon darin, dass genau dieser »antisoziale« Aspekt der Störung, der die Elemente Impulsivität und Verantwortungslosigkeit mit einschließt, letztlich den Unterschied und den Psychopathen ausmacht – und dass Dysfunktion oder Erfolg davon abhängen, wie diese Persönlichkeitsregler eingestellt sind.

Bombenräumer sind jedoch nicht die Einzigen, deren Herzfrequenz sich verlangsamt, wenn sie sich an die Arbeit machen. Die Beziehungsexperten Neil Jacobson und John Gottman, Autoren des bekannten Buches ›When Men Batter Women‹, haben bei gewissen Missbrauchstätern identische kardiovaskulare Profile beobachtet.14 Diese Täter können sich, wie die Forschung gezeigt hat, tatsächlich besser entspannen, wenn sie ihre Partnerinnen verprügeln, als wenn sie sich mit geschlossenen Augen in einem Sessel zurücklehnen.

In ihrer viel zitierten Typologie der Missbrauchstäter bezeichnen Jacobson und Gottman Individuen mit dieser Art von Profil als »Kobras«. »Kobras« greifen schnell und heftig an und behalten die Kontrolle. Sie sind vollständig davon überzeugt, dass sie tun können, was sie wollen, wann immer sie es wollen. Wie der Name nahelegt, werden sie ganz ruhig und fokussiert, bevor sie zum Angriff übergehen. Das Pendant sind die emotional sprunghafteren »Pitbulls«. Bei ihnen baut sich der Ärger allmählich auf, bis sie schließlich aus der Haut fahren. Weitere Vergleiche zwischen diesen beiden Gruppen erweisen sich als interessante Lektüre:

Tabelle

Tabelle 1.1 – Unterschiede zwischen Kobras und Pitbulls

Außergewöhnliche Furchtlosigkeit hat vielleicht etwas mit Mut zu tun, wie Rachman im Fall der Bombenräumexperten meint. Und sie wird, wenn man wiederholt einer Gefahr ausgesetzt ist, möglicherweise zur Gewohnheit. Doch es gibt Menschen, die sie als Geburtsrecht beanspruchen. Ihre Biologie unterscheidet sich, bewusst wie unbewusst, so grundlegend von der Biologie des Rests der Menschheit, dass sie sogar völlig immun sind gegenüber der leisesten Spur von Angstabwehr.

Ich weiß es, weil ich sie getestet habe.

Der Geruch der Angst

Wenn Ihnen schon einmal Flugturbulenzen Angst gemacht haben, wenn Sie leicht beunruhigt waren, weil ein Zug plötzlich in einem Tunnel anhielt, oder wenn Sie einfach nur dieses undefinierbare Gefühl hatten, dass »irgendetwas nicht stimmt«, haben Sie dabei womöglich nicht nur auf Signale von außen, sondern vor allem auch auf die Ängste der Menschen um Sie herum reagiert. 2009 hat Lilianne Mujica-Parodi, eine Kognitionswissenschaftlerin der Stony Brook University in New York, folgendes Experiment unternommen. Es ging um Menschen, die zum ersten Mal mit dem Fallschirm abspringen und dabei mit einer Riesengeschwindigkeit auf den Boden zurasen sollten. Sie bekamen saugfähige Kissen unter die Achseln, um ihren Schweiß aufzunehmen.15 Im Labor wurde der Schweiß dann aus den Kissen extrahiert und in einen speziell kalibrierten »Zerstäuber« transferiert. Dasselbe geschah mit Proben von normalem Laufbandschweiß. Nun mussten andere Probanden die Düfte inhalieren, während sie in einem Magnetresonanztomographen[4] lagen. Sie wussten nicht, was sie da inhalierten.

Und was, denken Sie, geschah? Das Gehirn derjenigen, die dem Angstschweiß ausgesetzt waren, zeigte beträchtlich mehr Aktivität in den Angst verarbeitenden Bereichen (der Amygdala und dem Hypothalamus) als das der Probanden, die den Laufbandschweiß eingeatmet hatten. Es gab auch eine Emotionserkennungsaufgabe, bei der es um die Entscheidung ging, ob ein Gesicht einen bedrohlichen oder einen neutralen Ausdruck hatte. Die Urteile derjenigen, die den Angstschweiß inhaliert hatten, waren um 43 Prozent genauer als die Urteile der Probanden, die den Laufbandschweiß eingeatmet hatten.

All dies wirft die äußerst interessante Frage auf: Können wir uns Angst auf dieselbe Weise »einfangen« wie eine Erkältung? Mujica-Parodi und ihr Team sind offensichtlich davon überzeugt. Angesichts ihrer Ergebnisse weisen sie sogar auf die Möglichkeit hin, dass es »vielleicht eine verborgene biologische Komponente der sozialen Dynamik gibt, die dafür sorgt, dass emotionaler Stress sprichwörtlich ›ansteckend‹ ist«.

Was natürlich die noch interessantere Frage aufwirft: Wie sieht es mit der Immunität aus? Fangen sich einige von uns eher den Angstbazillus ein als andere? Haben einige von uns eher einen »Riecher« dafür?

Um dies herauszufinden, führte ich eine Variation der Studie von Mujica-Parodi durch.16 Zuerst zeigte ich einer Probandengruppe einen Horrorfilm (›Candymans Fluch‹) und schickte eine zweite Gruppe aufs Laufband. Danach füllte ich den Schweiß, den ich von ihnen gesammelt hatte, (sozusagen) in Flaschen ab. Schließlich sprühte ich ihn in die Nase der Probanden einer dritten Gruppe, während sie ein simuliertes Glücksspiel spielten.

Bei dem Spiel handelte es sich um die Cambridge Gambling Task, einen computergesteuerten Test zur Entscheidungsfindung bei Risiko. Den Teilnehmern werden in einer Versuchssequenz zehn Boxen präsentiert (die entweder rot oder blau sind) und sie müssen jedes Mal raten, welche der Boxen eine gelbe Spielmarke enthält. Das Verhältnis von roten und blauen Boxen variiert von Versuch zu Versuch (z. B. sechs rote und vier blaue; eine blaue und neun rote). Die Teilnehmer beginnen mit einer Gesamtpunktzahl von 100 – von der sie einen bestimmten Prozentsatz (5 %, 25 %, 50 %, 75 %, 95 %) auf den Ausgang des ersten Versuchs wetten müssen. Wie es dann weitergeht, hängt von dem Ergebnis ab. Je nachdem, ob sie gewinnen oder verlieren, wird ihr Wetteinsatz zu der ursprünglichen Punktzahl addiert oder von ihr subtrahiert. Dann wird der Vorgang wiederholt, wobei der Gesamtbetrag bei allen nachfolgenden Versuchen variiert. Ein höherer Wetteinsatz wird mit einem höheren Risiko assoziiert.

Falls die Theorie von Mujica-Parodi Hand und Fuß hatte, ließ sich mit Folgendem rechnen: Die Probanden, die den »Candyman«-Schweiß inhaliert hatten, würden größere Vorsicht an den Tag legen und konservativer spielen als diejenigen, die den Laufbandschweiß eingeatmet hatten.

Die Sache hatte jedoch noch einen Dreh. Die Hälfte der Probanden waren Psychopathen.

Würden die Psychopathen, die dafür bekannt waren, unter Druck eine unerschütterliche Ruhe zu bewahren, gegen den Stress der anderen immun sein? Wie Angela Brook herausgefunden hatte, waren sie ja wie erfahrene Jäger und Fährtenleser hyperwachsam gegenüber visuellen Hinweisen auf Verletzlichkeit. Vielleicht waren sie aber unempfindlich gegenüber olfaktorischen.

Die Ergebnisse des Experiments hätten eindeutiger nicht sein können. Wie aufgrund der Ergebnisse von Mujica-Parodi vorherzusehen, waren die Nicht-Psychopathen, wenn sie dem Angstschweiß ausgesetzt waren, zurückhaltender mit ihrem Wetteinsatz. Die Psychopathen ließen sich jedoch nicht aus der Fassung bringen. Sie waren nicht nur zu Beginn des Tests mutiger, sie waren auch am Ende noch mutiger und gingen selbst dann noch Risiken ein, als sie mit »Angst« vollgepumpt waren. Ihr neurologisches Immunsystem schien sofort gegen den »Virus« vorzugehen und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber der Angst einzunehmen, während wir anderen es einfach zulassen, dass sich der Virus ausbreitet.

Zwei Seiten einer Medaille

Falls Ihr Blick zufällig beim Vorbeischlendern am Schaufenster einer Buchhandlung oder auch während des digitalen Stöberns nach Lektüre auf dieses Buch fiel, mögen Sie sich gefragt haben, was der Titel zu bedeuten hat. Welche Weisheiten man um Himmels willen von Serienmördern lernen kann. Sie empfinden das vielleicht als sehr seltsame Zusammenstellung von Wörtern und eher nicht als Basis für einen sinnvollen Dialog am Verhandlungstisch der Wissenschaft. Die dem Titel zugrunde liegende Kernthese, dass wir von Psychopathen etwas lernen können, ist jedoch ernst zu nehmen. Es geht nicht um Weisheit im traditionellen Sinn dieses Wortes, als eine Eigenschaft, die sich mit fortschreitendem Alter und zunehmender Lebenserfahrung herausbildet, sondern um eine angeborene, außergewöhnliche Funktion des Seins.

Folgender Vergleich stammt von jemandem, dem wir später noch begegnen werden.

Einem Psychopathen.

In einem der exklusiven, isolierten Hochsicherheitstrakte für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen:

»Ein leistungsstarker Spitzensportwagen ist an sich weder eine gute noch eine schlechte Sache; es hängt vielmehr davon ab, wer hinter dem Steuer sitzt. Das Auto kann es z. B. einem geschickten und erfahrenen Fahrer ermöglichen, seine Frau rechtzeitig zur Geburt ihres Kindes ins Krankenhaus zu bringen. Oder in einem Paralleluniversum einen Achtzehnjährigen und seine Freundin über eine Klippe rasen lassen. Im Grunde kommt es darauf an, wie man den Wagen handhabt. Es kommt ganz einfach auf das Geschick des Fahrers an ...«

Er hat recht. Der »tödliche« Unterschied, der letztlich die psychopathische Persönlichkeit von den Persönlichkeiten der meisten »normalen« Mitglieder der Bevölkerung unterscheidet, ist vielleicht dieses eine herausragende Merkmal: dass Psychopathen darauf pfeifen, was ihre Mitbürger von ihnen denken. Es ist ihnen völlig gleichgültig, wie die Gesellschaft als Ganzes ihr Handeln betrachten könnte. In einer Welt, in der Image und Branding und Öffentlichkeit einen größeren Stellenwert haben denn je – Was ist nun unser Ziel: 500 Millionen auf Facebook? 200 Millionen Videos auf You Tube? Eine Überwachungskamera pro zwanzig Menschen in Großbritannien? –, ist das zweifellos einer der Hauptgründe dafür, dass sie in so große Schwierigkeiten geraten.

Und natürlich dafür, dass wir sie so verführerisch finden.

Dennoch ist diese Eigenschaft vielleicht auch die Voraussetzung für Heldentum und mentale Widerstandsfähigkeit. Für schätzenswerte Qualitäten wie Mut, Integrität und Tugend: z. B. die Fähigkeit, sich in ein brennendes Gebäude zu stürzen, um das Leben der darin befindlichen Menschen zu retten. Oder um fette Typen von Brücken zu stürzen und damit außer Kontrolle geratene Straßenbahnen zum Stillstand zu bringen.

Psychopathie ist wie ein leistungsstarker Sportwagen. Man kann so oder so damit umgehen. Die Medaille hat zwei Seiten.

In den folgenden Kapiteln werde ich die Geschichte dieser zweischneidigen Angelegenheit aus wissenschaftlicher, soziologischer und philosophischer Sicht darstellen und von den einzigartigen psychologischen Profilen der Individuen berichten, die dafür stehen. Wir reisen gemeinsam durch die inneren und äußeren Zonen der psychopathischen Metropolis, durchstreifen die ultra-gewalttätigen Innenstadt-Ghettos und die besucherfreundlicheren Vororte.

Wie bei jeder Skala und auf jedem Spektrum gibt es an beiden Enden spektakuläre Phänomene. An einem Ende haben wir es mit den Sutcliffes und Lecters und Bundys zu tun – den Aufschlitzern und Messerstechern und Würgern. Am anderen Ende mit den Anti-Psychopathen: spirituellen Topathleten wie den buddhistischen Mönchen Tibets, die aufgrund jahrelanger Schwarzgürtel-Meditation in abgelegenen Klöstern des Himalaja nichts außer Mitgefühl empfinden. Jüngste Forschungen aus dem Bereich der kognitiven Neurowissenschaften legen sogar nahe, dass das Spektrum kreisförmig sein könnte, dass die Grenze zwischen geistiger Gesundheit und Wahnsinn sehr schmal ist und dass Psychopathen und Anti-Psychopathen dicht nebeneinander zu finden sind. So nah und doch so fern.

Wir werden unsere Aufmerksamkeit auch auf die kognitive Archäologie richten, wir werden die Koordinaten der modernen Psychopathie umreißen und uns dann auf die Suche nach ihren Ursprüngen machen. Mithilfe der Spieltheorie, der Logik und der evolutionären Psychologie werden wir die Bedingungen rekonstruieren, unter denen sich Psychopathen in grauer Vorzeit vielleicht entwickelt haben. Und die beunruhigende Möglichkeit erforschen, dass sie sich im 21. Jahrhundert noch weiterentwickeln und dass die Störung sich als adaptiv erweisen könnte.

Wir werden uns eingehend mit den Vorteilen befassen, die es hat, wenn man ein Psychopath ist – oder, um genauer zu sein, wenn zumindest in einigen Situationen die Regler ein bisschen höher eingestellt sind als bei anderen Menschen. Wir werden die Furchtlosigkeit betrachten. Die Skrupellosigkeit. Die »Präsenz« (Psychopathen blinzeln in der Regel ein bisschen seltener als der Rest von uns, eine physiologische Abweichung, die ihnen oft diese nervtötende, hypnotische Ausstrahlung verleiht).[5] Umwerfend, verwirrend und unglaublich selbstsicher lauten die Attribute, die ihnen oft zugeschrieben werden. Sie sagen das nicht selbst von sich, wie man erwarten könnte, sondern das sagen ihre Opfer. Die Ironie ist unverkennbar. Psychopathen scheinen aufgrund irgendeines darwinistischen Narrenstreichs genau die Persönlichkeitsmerkmale zu besitzen, für die viele von uns ihr Leben geben würden. Für die tatsächlich viele gestorben sind – aus denselben Gründen natürlich, deretwegen unser alter Freund Rossi es nicht wirklich glauben konnte, dass in dem Kriechkeller irgendetwas Gutes zu finden sei.

Wir werden hinter die Kulissen einer der berühmtesten Psychopathenabteilungen der Welt schauen und die Probleme, Dilemmata und Herausforderungen, denen wir uns alle in unserem Alltag gegenübersehen, aus der Perspektive von Psychopathen betrachten. Wir werden dem Neurowissenschaftler und Psychopathenjäger Kent Kiehl folgen, während er mit einem Truck, in dem sich ein speziell angefertigter Magnetresonanztomograph befindet, Amerikas Strafanstalten abklappert.

Und in einem bahnbrechenden, einmaligen Experiment wird schließlich bei mir selbst ein »psychopathisches Umstyling« vorgenommen. Ein weltberühmter Experte in transkranieller (d. i. durch den Schädel hindurch) Magnetstimulation wird mithilfe einer nichtinvasiven Neurochirurgie den Gehirnzustand eines Psychopathen in meinem eigenen Kopf erzeugen (wovon jetzt aber nichts mehr zu merken ist).

Während sich die Weisheit der Psychopathen entfaltet, wird uns die Wahrheit wie ein Raubtier auf den Leib rücken. Klar, diese Typen könnten uns stechen. Aber sie könnten auch unser Leben retten. So oder so können wir einiges von ihnen lernen.