KAPITEL 24
Herbolzheim, Deutschland
Virgil hatte den Multivan auf den Parkplatz eines Autohofs direkt an der Autobahnausfahrt gelenkt und traf die letzten Vorbereitungen.
Er setzte die geladenen Akkus in die Kestrel-Windmesser, den Ballistikcomputer und die Funksender. Er hatte einige Veränderungen an dem ABC-Ballistikcomputer vorgenommen. Die Datenübertragung erfolgte in der Werkseinstellung über ein GSM-Netz, aber das war ihm zu riskant. Käme es am Tag X zu einer Überlastung oder unvorhergesehenen Störung des Telefonnetzes, stünden ihm keine Daten zur Verfügung. Deshalb hatte er die Windmesser mit winzigen Richtfunksendern ausgestattet, die jeweils auf einer eigenen Frequenz mit dem Ballistikprogramm kommunizierten.
Er öffnete das Fenster. Draußen wehte ein kräftiger Ostwind. Gut so, dachte er. Besser, ich kann das System unter schlechten Bedingungen testen. Anschließend setzte er beide Gewehre zusammen, da er vorhatte, jeweils einen Schuss aus dem kalten Lauf abzufeuern. Das war insofern wichtig, da sich die Ballistik bereits beim zweiten Feuerstoß durch die entstandene Hitze veränderte. Das Abkühlen des Laufs dauerte Stunden. Ein Sniper musste mit dem ersten Schuss treffen.
Er öffnete eine Schranktür und holte ein Päckchen Spezialmunition heraus. Auch hier hatte er sich für eine Alternativlösung entschieden. Die Geschossspitzen waren aus gesintertem Wolframcarbid hergestellt und entwickelten dadurch beinahe die doppelte Durchschlagskraft wie die herkömmliche Munition. Denn er zog in Erwägung, dass sich einer der Securitys vor der Zielperson aufhalten könnte oder zufällig in die Schusslinie geriet. Er nahm eine Patrone aus der Verpackung und berührte die Geschossspitze. Diese Kugel würde ohne weiteres zwei menschliche Körper samt Schutzwesten durchschlagen, selbst in zweieinhalb Kilometern Entfernung. Er führte die Metallhülse in das Patronenlager ein und ließ den Verschluss nach vorn schnappen. Dann packte er die Waffen in einen Stoffsack und studierte nochmals die Umgebungskarte, auf der er die Markierungen für die Windmesser eingezeichnet hatte. Gegen elf startete er den Wagen und fuhr etwa einen Kilometer auf der Rheinhausenstraße in Richtung Herbolzheim. Kurz vor dem Ort bog er nach links in einen Feldweg und schaltete die Lichter des Fahrzeugs aus. Nach etwa 200 Metern stoppte er und platzierte den ersten Windmesser an einem Baum, in genau einem Meter sechzig Höhe. So hoch wie der Brustkorb der amerikanischen Präsidentin.