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BEN LEGTE WILL seine Rüstung und seine Kleider ab, bis er nichts mehr trug außer seinem Lendenschurz. Dann verbrachte er eine unanständig lange Zeit damit, die Kleider zu betrachten, die in drei Stapeln auf dem Bett lagen. Schließlich entschied er sich für den grünen Stoff, der ihm im Schein der Kerze heller erschien. Ihm war einfach danach, etwas Helles zu tragen.
Als er nach dem hellgrünen Hemd griff, fiel ihm die Waschschüssel auf, die neben einem Krug auf einem kleinen Tisch am Fußende des Bettes stand. Beim näheren Hinsehen entdeckte er auch ein weiches Handtuch, einen kleinen Lappen aus demselben Material und ein duftendes Stück Seife. Er holte tief Luft, dann verlor er keine weitere Zeit und wusch sich gründlich.
Erfrischt zog er dann die bequemste Hose an, die er je getragen hatte. Unterhemd und Hemd, Strümpfe und weiche Lederstiefel, und am Ende seiner Verwandlung stand ein knielanger Überrock, der an einen Waffenrock mit Ärmeln erinnerte.
Derart ausgestattet verließ er schließlich das Zimmer – und hörte Gelächter aus einem Raum, dessen Tür offen stand. Er schritt den Korridor entlang und steckte neugierig den Kopf in ein hell erleuchtetes Zimmer. Henry saß in seinem Bett, und Jessies Zofe Marie fütterte ihn mit Suppe. Auf einem Stuhl saß Marjorie und plauderte fröhlich vor sich hin, den Blick auf ihren Stickrahmen gerichtet. Will trat gerade ein, als sie ihren strahlenden Blick auf Henry richtete und etwas sagte, das den Jungen zum Lachen brachte. Im selben Moment erblickte er seinen Herrn, und das Gelächter verstummte. Henry versuchte, sich noch aufrechter hinzusetzen, doch seine Schulter schmerzte, und er zuckte zusammen. Will gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt. Die plötzliche Stille im Zimmer hatte etwas Seltsames an sich, als seien die drei jungen Leute plötzlich erstarrt, Marie mit erhobenem Löffel, Marjorie mit gefrorenem Lächeln und Henry, als würde er gleich aus dem Bett kippen. Will nickte nur freundlich und begrüßte erst die jungen Damen, dann fragte er den verlegenen jungen Mann, ob man sich auch genug um ihn kümmerte. Was selbstverständlich mit gebührender Höflichkeit, jedoch unverhohlener Begeisterung beantwortet wurde. Der Junge sah gut aus, dachte er; er war zwar noch blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, doch sein Blick war wieder klar, und sein Haar war sauber und glänzte. Will wechselte noch einige aufmunternde Worte mit ihm, dann verabschiedete er sich und hielt auf die Treppe zu, erleichtert, dass sein Knappe auf dem Weg der Genesung war.