2 Sie wickeln die Tücher um die Bettpfosten, machen einen Knoten. Setzen sich auf den Teppich, dicht an die Pfosten, schlingen die Enden jeweils einmal um ihren Hals und knoten sie unter dem Kinn zusammen. Sie arbeiten synchron, die Bewegungen sind koordiniert, geübt.
Magnus räuspert sich und schluckt.
Das sitzt wirklich fest.
Er lächelt.
Ole nickt aus Versehen. Hustet.
Sie sehen einander aus den Augenwinkeln an. Wagen es nicht, die Köpfe zu wenden.
Ich hätte das Licht löschen sollen –
flüstert Magnus, beginnt am Knoten zu nesteln, der sich widerwillig löst. Er steht auf, er steht unsicher, die Beine zittern ein wenig.
Er knipst das Deckenlicht aus, bleibt unschlüssig stehen.
Wir wollten Lars anrufen. Sollen wir das jetzt machen?
Ja.
Magnus greift nach dem Telefon, wählt Lars’ Nummer, lässt es so lange klingeln, bis sich der Anrufbeantworter meldet.
Er hebt nicht ab. Sollen wir ihm eine Nachricht hinterlassen?
Ich weiß nicht. Was meinst du?
Nein. Er wird mit deinem Messer und meinem Foto ohnehin nichts anfangen können.
Ole senkt den Blick.
Gut.
Magnus setzt sich wieder auf den Boden, rutscht zum Bettpfosten, nimmt den Schal, wickelt ihn um das Bettende und um seinen Hals, verknotet ihn unter seinem Kinn, Straßenlicht fällt auf die Wand, auf die Abbildungen, die Magnus aus Zeitschriften und Schulbüchern geschnitten hat, Fotos von unfassbarer Schönheit, wie er fand, bis vor einem Jahr, als er damit aufhörte, weil er sich nicht mehr erinnern konnte, warum er damit angefangen hatte. Es ist immer das gleiche Motiv: ein Sandstrand, im Hintergrund das Meer, so blau, dass es direkt in den Himmel überzugehen scheint, aber kein Horizont –
auf allen Bildern fehlt der Horizont.
Mikileraq weiß nicht mehr, wie sie in die Sportschuhe, in Jørns Jacke und auf die Terrasse kam. Dann entdeckt sie die Zigarettenschachtel in ihrer Hand sowie das Feuerzeug, und erinnert sich vage, dass sie murmelte, sie müsse eine rauchen, und schnell das Schlafzimmer verließ, bevor sich etwas in ihrem Gesicht spiegelte, das sie verraten würde. Er sah ihr verwundert nach, aber er wusste, dass sie sehr heftig reagieren konnte, und der Tod eines jungen Menschen genügte ihm als Erklärung. Er fragte noch, ob er sie begleiten solle, sie antwortete nicht.
Sie raucht nicht. Steht vor dem Haus und starrt in den Himmel. Sie kann gerade jetzt, gerade heute die Enge Amarâqs schwer ertragen.
Sie erinnert sich, dass sie sich als Jugendliche so sehr nach einem anderen, wie sie glaubte: freieren, Leben sehnte, dass sie die Zeitschriften aus dem Gepäck der Touristen klaute und die Fotos stundenlang betrachtete, als könne ihr Blick allein sie in diese Welt katapultieren. Wie wunderschön ihr all das erschien, was in den Magazinen erstarrt war, und diese Schönheit war unvergänglich. Vielleicht aber war es nicht Schönheit, die eingefangen worden war, sondern die Sehnsucht, die in all der Schönheit versteckt gewesen und für einen Moment an die Oberfläche gekommen war, einzig für das Auge der Kamera, und es war ihr unerträglich, dass sie das Schöne lediglich aus einem Heft kennen sollte.
Als sie sich bei einem Sturz den Arm brach, bot sich ihr ein Ausweg. Kein Sturz eigentlich, das hatte sie niemandem anvertraut, Sørensen hatte es dennoch gewusst, kein Sturz, sondern der klägliche Versuch, das Sehnen zu beenden und sich von der Sucht zu befreien, wie leicht war es ihr erschienen, in der Theorie. In der Praxis hatte sie die Furcht überwältigt und ausrutschen lassen, der Fall wurde abgefedert und bloß ein Knochen verletzt. Eigenartig, auf diesem Felsen auszurutschen und sich zu verletzen, sagte er, eigenartig bei einer so geschickten Person wie dir, und er streichelte ihren Oberschenkel, bei jeder Visite glitten seine Hände ein Stückchen weiter hinauf, und sie sagte nichts, denn es erschien ihr harmlos, für diese Art von Aufmerksamkeit war er bekannt.
Während er seine Hände wandern ließ, befragte sie ihn nach dem Leben außerhalb, er antwortete ihr, fütterte ihre Träume, bis sie nicht anders konnte, als seinen Vorschlag anzunehmen, im Tausch gegen ein Telefonat. Er kenne wichtige Menschen, er werde sie kontaktieren, um ihr ein Stipendium für Kopenhagen zu verschaffen, sagte er, sie brauche nur stillzuliegen.
Vier Monate später war sie schwanger.
Während Idi unter Fluchen, Lachen und mit verbissener Miene Außerirdische abschießt, die Schüsse dringen trotz Kopfhörer nach außen, umtänzeln ihren Kopf, ein akustischer Heiligenschein, weniger ein Schein, vielmehr ein Igelkopf, denn die Töne rattern, pieksen und stechen, erwandert Anders die Schule von der Ecke der Bibliothek aus, in der sich die Rechner mit Internetanschluss befinden, allesamt ausgemusterte Modelle, die ans Ende der Welt geschickt wurden, um aus Absendern Wohltäter zu machen.
Seine Absätze schmatzen auf dem glatten Steinboden. Durch die Glasfront, die auf den Spielplatz hinausgeht, dringt das Licht der Nacht, eine Mischung aus Monden- und Lampenschein, und verwandelt die Geräte auf dem Platz, die Schaukel, die Kletterburg und die Rutsche, in bizarre Bäume und zu Schatten erstarrte Tiere, und Anders tritt, mit jedem Blick, den er in diese Welt ausschickt, in sie ein und wird zu einem Teil von ihr. Bald glaubt er, die Kiste ausrauben zu müssen, die direkt hinter der Schaukel steht: Mikileraqs Kiste mit den verdorrten Stiefmütterchen. Er leert den Blumentopf aus, schüttet die Erde und Steinchen in einen Plastikbeutel, den er in seiner Brusttasche verwahrte, und freut sich, dass er nicht beim Diebstahl erwischt wurde –
wie Svea-Linn, die geschnappt und in ein Gefängnis gebracht wurde, aus dem sie nie wieder zurückkam; allerdings war sie keine Diebin gewesen, sondern eine Mörderin.
Wenn Sara ehrlich wäre, müsste sie zugeben, dass sie nicht nach Amarâq gekommen war, um ihre Heimat zu finden; sie kam wegen Henning Løvgreen zurück.
Sie lernte Henning in Kopenhagen kennen, nach der Messe der grönländischen Gemeinde, er schien auf jemanden zu warten, sie sprach ihn an, fragte, ob sie ihm helfen könne, er antwortete, er wolle sich bloß umsehen, und fragte, ob sie mit ihm einen Kaffee trinken würde, und sie sagte, ja, gerne, obwohl sie wusste, dass in ihrem Leben, so wie es ihr Plan vorsah, kein Platz für eine zweite Person war, und doch rückten sie an diesem Nachmittag enger zusammen, als sie es sich jemals gestattet hatte.
Bald wuchs in ihr eine Zärtlichkeit für Henning, die sie in dieser Form für noch niemanden empfunden hatte, eine Zärtlichkeit ohne Ziel, ohne Zweck, die immer dann auftauchte, wenn sie an ihn dachte oder ihn ansah, aber mit einer Traurigkeit unterlegt war: Durch ihn erfuhr sie, dass Unerreichbarkeit schmerzt. Eigentlich war Unerreichbarkeit nicht das richtige Wort, er war ständig in Bewegung, mal kam er ihr so nahe, dass sie glaubte, seine Gedanken sehen zu können, mal entglitt er ihr, und sie konnte nichts dagegen tun, aber es bedrückte sie, denn er schien nur fern von ihr wirklich glücklich.
Äußerlich war er das Gegenteil von ihr, hell, fast durchsichtig, die Augen hatten die Farbe von Luft, wenn sie vom Licht der Sonne so stark verdünnt wird, dass lediglich ihre Essenz übrig bleibt, und wenn er sich bewegte, war er kaum zu hören. Er erinnerte Sara an einen Unsichtbaren, der nur von Zeit zu Zeit und durch Zufall sichtbar wird: die Art, wie er sprach, wie er bestimmte Wörter betonte und am Ende des Satzes in ein Schweigen rollte.
Manchmal meinte sie, er wäre ihre Erfindung, ein imaginärer Freund, den lediglich sie sehen konnte, so imitierte sie seine Art zu sprechen, ein Wispern, Rascheln von Wörtern, aber nur still war es möglich, dieses Geheimnis zu wahren, also schwieg sie, wenn sie allein war.
Mikileraq beobachtet den Rauch, der, aus einem Schornstein befreit, kompakt durch die Luft schwebt, und sie fragt sich, ob sie trauern soll, und kommt zu dem Schluss, dass dies nicht notwendig ist, denn sie gab das Kind auf, sie gab den Sohn auf, von dem sie annimmt, dass es Per war, sie entschied sich gegen ihn und für eine Zukunft, ein Leben mit ihm wäre keines gewesen, und sie weiß, dass sie, als sie ihn aufgab, nichts aufgab.
Sie lässt die Zigarette sinken, steckt sie zurück in die Packung, klopft die Erde von den Sohlen. Sie wird sich zu Jørn ins Bett legen, sie wird schlafen, nichts wird sie aus der Ruhe bringen, die sie sich erlog, als ihre Tante sie fragte, wer der Vater des Kindes sei, und sie antwortete, und es erschien ihr damals nicht als Unrecht, denn er hatte sich einen Tag zuvor umgebracht, dass es Iven sei. Ihre Tante bemitleidete sie und beklagte es nicht, dass sie das Kind aufgeben wollte.
Warum bin ich zurückgekommen, fragt sie sich, während sie die Jacke an den Haken hängt, sie hatte nichts anderes gewollt, als wegzugehen, warum die Reise zurück, warum der Entschluss, sich an dem Ort anzusiedeln, den hinter sich zu lassen sie nicht hatte erwarten können?
Jede Nacht stand ein Bild vor ihren Augen, die Ebenen, so unüberschaubar, so unendlich weit, und anfangs wunderte sie sich über sich selbst, sie hatte nicht damit gerechnet, die Heimat zu sehen, doch mit der Zeit wandelte sich das Bild, es begann sich zu bewegen, zu der Ruhe der Täler kam das Geräusch des Wassers, schließlich die Klänge des Windes, und ab diesem Moment stand Mikileraq nicht mehr am Rand des Hügels und sah den Abhang hinab, sondern sie breitete die Arme aus und flog über ihn hinweg.
Diese Art von Freiheit suchte sie vergeblich in Dänemark, eine Freiheit, deren Ursprung in der Unendlichkeit liegt –
mutierte Endlichkeit: Hinter jedem Berg, hinter jedem Anstieg lauert ein Ende, eine Steilküste mit einem Abgrund, der in etwas führt, das noch keinen Namen trägt, von dem jedoch ein Schweigen ausgeht, das in alles kriecht, was zu Amarâq gehört, und sich schließlich in Ungerührtheit verwandelt, in gefrorene Zeit, sie vergeht, da gefroren, unendlich langsam.
Amarâq gaukelt Unendlichkeit vor, weil die Natur, die es umgibt, alles in seiner Nähe Befindliche mit ebendieser ansteckt. Der Teil Amarâqs, der Stadt ist, ist unendlich, weil sich nichts in ihm jemals ändert. Die kleinen Veränderungen, die passieren, verändern nicht den Zustand der Dinge, jede Veränderung wird von der Zeit verschluckt und bleibt unbemerkt. Selbst die Existenz des Menschen ist unendlich, da das Individuum und die Gemeinschaft eins sind und der Einzelne unsterblich durch die Gruppe –
Magnus lässt sich zuerst in die Schlinge fallen. Drückt seinen Rücken durch, die Schultern fallen nach vorne, der Kopf hält sein Gewicht, noch. Ole beobachtet seinen Freund beim Sterben, unfähig mitzumachen, wie es abgesprochen war, aber auch nicht fähig, die Augen abzuwenden. Nun, da die Gefriertruhe aufgehört hat zu brummen, füllt der Tod den Raum und erzeugt eine Enge, die es noch einmal so schwer macht, aufzustehen, die eigene Schlinge zu lösen und die des Freundes. Stattdessen starrt Ole auf Magnus, den kleinen Magnus, wie er in Amarâq genannt wird, doch er sieht ihn längst nicht mehr, seine Augen haben ihre Funktion aufgegeben, und nicht nur sie, sein ganzer Körper ist erblindet.
Die Schulküche ist eine Höhle aus Schnee und Eis, der Schnee lediglich fester, weißer, glatter, das Eis bläulich, seine Oberfläche trocken und warm, und hinter den Eisfassaden liegt der Wintervorrat in Papierpaketen und Dosen, eingewickelt in Zellophan oder in Plastikbeuteln, die verschneiten Ebenen aber sind leer, unberührt. Es ist hier leicht, seine Spuren zu verwischen.
Anders liegt auf den weißen Fliesen und starrt zur Decke, er blinzelt, denn er meint, schneeblind zu werden bei all dem Weiß, das ihn umgibt, zugleich wächst während des Zwinkerns die Arktis weiter, wird bevölkert von Tieren, die sich, noch zu scheu, erst später zeigen werden, Pflanzen, winzig kleine, verdeckt vom Schnee, schlafend, wartend auf den Frühling, arktischer Mohn, gelbblütig, Glockenblumen, blaublütig, schwarze Krähenbeeren, die dunkelroten Blüten der Rauschbeere und Wollgräser mit wuscheligen Köpfen, und er fügt Geräusche hinzu, verschiedene Schattierungen polarer Stille, Abstufungen von Wassergeräuschen, das Tosen, Plätschern, Pritscheln und Tropfen; schließlich ist seine Welt fertig.
Wenn er auf die Decke blickt, spürt er den Wind und die Kälte, die sich durch seine Jacke frisst, aber nicht bei den Finger- und Fußspitzen beginnt, sondern am Rücken und sich von dort bis zu den Zehen vorarbeitet, als Erstes jedoch durch die Haare in den Kopf eindringt und ihn schläfrig macht, und Anders denkt, ich schlafe gerne im Winter, dann schläft es sich anders, etwas leiser ist es, es dominieren vereinzelte Wolkenstimmen, das Rauschen der Luft ersetzt das Rauschen des Fjordes, und die Kühle des Eises drückt sich durch die Kleidung in den Körper und friert die Gedanken ein –
und er streckt sich, spreizt die Beine, breitet die Arme aus, versuchshalber, sie sind übersät mit blauen Flecken, Schrammen, Quetschungen, und an seinem Hals ist eine Narbe zu sehen, der verheilte Abdruck eines Stricks.
Henning war es, der Saras Leben eine Chronologie gab, der es Stück für Stück zusammensetzte. Als Däne öffneten sich ihm Türen, von denen Sara nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten. Er stöberte in den Archiven, ließ sich unter Verschluss gehaltene Dokumente vorlegen, indem er den Verantwortlichen seinen Studentenausweis unter die Nase hielt und erklärte, er betreibe Eskimostudien in diesem Sackgassenhaus in der Strandgade, Sie wissen schon, das nächste saubere Klo für die Verrückten in Christiania, Henning senkte seine Stimme verschwörerisch, natürlich, breites Grinsen, hier hast du, aber lass es ja nicht herumliegen. Diese Papiere erklärten, wer Saras Großeltern gewesen waren, außerdem, wer Edvard und Kunna ermordet haben könnte.
Schon 1977 war Qertsiak stark geschrumpft, weil die Bevölkerung in Scharen, so sahen es zumindest die Bewohner Amarâqs, in die Hauptstadt zog, in der Hoffnung, vor Ort Arbeit zu finden oder in den Westen gebracht zu werden, wo sie in einer der zahlreichen neuen Fischfabriken angestellt wurde. Dänemark hatte vier Jahre zuvor in einem Referendum gegen den Willen Grönlands für den Beitritt in die Europäische Gemeinschaft gestimmt, seither hatte es eine Auflage nach der anderen für grönländische Fischer und Jäger gegeben, so dass in diesen Tagen, vor allem im Osten Grönlands, diejenigen, die entweder nicht anders konnten oder wollten, die Reste der Gesellschaft, so wurden sie genannt, die Unverbesserlichen, in den Dörfern aufgefangen wurden, als wären es Siebe für alle Asozialen.
In Qertsiak blieben lediglich fünf Familien übrig, ein Clan, der alle und alles kontrollierte, und Kunna. Kunna war die Letzte ihrer Familie, ihre Geschwister, Eltern und nahe, aber auch ferne Verwandte waren im Lauf der Zeit gestorben, viele an Krankheiten und viele, vor allem der männliche Teil, so glaubte sie, waren Opfer der Blutrache geworden. Dass sie und die vermeintlich rachsüchtige Familie Nachbarn waren, ließ Kunna gleichgültig, denn sie glaubte sich durch ihre Heirat mit dem Dänen, der sie und ihre Landsleute trotz allem und mit großem Genuss als Wilde bezeichnete, sicher –
diese sahen es anders: Kunna hatte sie verraten.
Eines Tages schlich ein Schüler Edvards und Mitschüler Konrads auf das Schiff und erschoss mit der Mørch’schen Faustfeuerwaffe das Ehepaar und, nachdem er in eine abgelegene Bucht gefahren und an Land geklettert war, in den Bergen, im Schutz der menschenhohen Steine auch sich selbst. Man entdeckte den Toten kurz vor Kristina Olsens Abreise und versuchte den Fund vor der Pathologin geheim zu halten, doch diese riskierte es, eine weitere Woche in Qertsiak festzustecken (das Frachtschiff wollte nicht warten), und führte die Autopsie durch, aus der sie schloss, dass die drei Todesfälle aufgrund des Todeszeitpunkts und der Art der Schusswunden wahrscheinlich zusammenhingen.
Familie Tukula schien der Tod des ältesten Sohnes nicht zu berühren, sie kämpfte weiterhin für die Unabhängigkeit Grönlands; an Todesfälle war sie gewöhnt.
Das Fenster ist gekippt, im Moment ist es windstill. Die Kälte dringt langsam ein, Zentimeter für Zentimeter, dann kommt der Abendwind auf, zerbläst den Wolkenvorhang, und der Mond taucht den engen Raum in bläulich weißes Licht, das, in Finger verwandelt, nach Magnus und Ole greift, man könnte glauben, es hätte die Holzdecke aufgebrochen.
Sobald der Atem des Windes verklungen ist, jaulen die Hunde, ausgesetzt an den Ufern des Flusses, sie leben in Erdlöchern und singen im Rudel, angesteckt vom Solisten, dessen Gesang, noch vereinzelt, noch dünn, zur Dunkelheit gehört wie das Rauschen des Windes und die Unsichtbarkeit: Die Nacht lässt vieles zu, was im Tageslicht unmöglich erschien, auch das Sterben –
als stürbe es sich im Finstern leichter, im Licht muss man sich dafür schämen.
Ole lässt sich in die Schlinge fallen.