KAPITEL SECHS
„Wer seid ihr?", schrie Leia, als die Männer sie in eine Zelle warfen. Sie trugen die gleichen schwarzen Uniformen. Und obwohl die Wachen unterschiedlich groß waren, anders gebaut waren und verschiedene Hautfarben hatten - sich also extrem voneinander unterschieden -, waren sie sich auf seltsame Art und Weise ähnlich. Aber Leia kam nicht dahinter, was es war. „Wieso tut ihr das? Wisst ihr denn nicht, wer ich bin?"
„Und wisst ihr überhaupt, wer ich bin?", rief Han über Leia hinweg. Er warf ihr einen strengen Blick zu, und Leia musste zugeben, dass er recht hatte. Wenn sie nicht wussten, wer sie war, war das möglicherweise besser.
„Ich bin der Typ, der all diese Löcher in euch reinschießen wird", beantwortete Han seine eigene Frage. Wobei es sich um eine leere Drohung handelte, da sie ihm sämtliche Waffen abgenommen hatten.
Chewbacca hatte sechs oder sieben von ihnen außer Gefecht gesetzt, bevor sie ihn gefangen genommen hatten. Auch der Wookiee konnte nicht ewig kämpfen und war mit seinen Freunden in dieser Zelle gelandet.
Die Männer - wer auch immer sie waren - sahen ihren Gefangenen niemals direkt in die Augen. Sie redeten auch nichts, nicht einmal miteinander. Leia war es gelungen, einem von ihnen einen Tritt in die Magengrube zu versetzen, doch der Mann hatte keinen einzigen Laut von sich gegeben. Er war nicht einmal zusammengezuckt, und sein leerer Gesichtsausdruck hatte sich auch nicht verändert. Sie wirkten, als wären sie Droiden. Als wären sie innen hohl.
„Wagt es nicht, uns hier zurückzulassen", drohte Leia, als die Männer die Zellentür zuwarfen und verriegelten.
Da sah einer von ihnen auf und sah Leia - vielleicht versehentlich - an. Sie schauderte. Mit dem Blick dieses Mannes ... stimmte etwas nicht. Er war auf eigenartige Weise leer.
Und dann war der Mann verschwunden.
Leia versuchte das Gefühl des Schreckens abzuschütteln. „Das ist alles Ihre Schuld", murmelte sie. Wenn sie nicht mehr weiterwusste, erschien ihr ein Streit mit Han immer als willkommene Ablenkung. Normalerweise konnte man sich darauf verlassen, dass er im Unrecht war. Doch in Wirklichkeit wollte sie nur etwas gegen die Stille in der Zelle tun. Und sich von ihren düsteren Überlegungen ablenken. In ihr keimte der Gedanke an eine schreckliche Wahrheit, der sie sich einfach nicht stellen wollte. Und sich mit Han anzulegen war eine ideale Methode, das Nachdenken zu umgehen...
„Ich bin schuld?", wiederholte Han. „Ich bin schuld?"
„Ja, sind Sie!", stieß Leia hervor. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die kahle Zellenwand. Han ging an der gegenüberliegenden Seite entlang und suchte die Wand nach Spalten und Rissen ab. Chewbacca umfasste die Durastahlstäbe der Zellentür und versuchte sie auseinanderzuziehen. Aber es half nichts. Der Wookiee brüllte frustriertauf. „Sehen Sie?", sagte Leia.
„Sogar Chewie findet, dass Sie schuld sind."
„Hören Sie etwa auf diesen struppigen Trottel?"
Chewbacca knurrte. Es klang beleidigt.
„Tut mir leid, Kumpel", sagte Han schnell. „Aber unsere Hoheit hier weiß ganz genau, dass das alles ihre Schuld ist."
„Meine Schuld?", fragte Leia aufgebracht.
„Genau, Süße. Wenn Sie nicht so schnell gelandet wären ..."
„Wenn Sie nicht unser einziges Druckmittel erschossen hätten ..."
„Ach ja? Nun, und wenn Sie nicht... wenn Sie ..."
„Was glauben Sie, wohin sie Luke gebracht haben?", fragte sie leise. Sie konnte das Thema nicht mehr länger verdrängen.
„Ich weiß es nicht", antwortete Han. „Aber Sie kennen ja den Jungen. Er kann auf sich selbst aufpassen. Der hat sie wahrscheinlich mit seiner Jedi-Magie in die Flucht geschlagen", sagte er. Aber er klang nicht sonderlich überzeugt.
Leia schwieg.
„He, keine Sorge", sagte Han unbehaglich. „Wir kommen alle gesund hier raus."
Sie konnte nicht anders als lachen. Es hatte immer etwas Unterhaltsames, wenn Han sich um Ernsthaftigkeit bemühte. Er war einfach so ... schlecht darin.
„Wir waren schon in schlimmeren Situationen", fügte er hinzu. „Schon tausendmal."
„Ich weiß", antwortete Leia. „Sie haben recht."
Doch der Anblick dieser Männer ließ sie nicht mehr los. Diese leeren, seelenlosen Augen ... Und sie konnte die Wahrheit nicht mehr länger ignorieren, weil sie wusste, wo sie diesen Blick schon einmal gesehen hatte: Bei X-7, dem Killer, dem Soresh eine Gehirnwäsche verpasst hatte. Soresh, der Imperiale Scherge, der sie auf diesem Mond festhielt. Leia hegte den Verdacht, dass Soresh sich eine seelen- und hirnlose Armee zusammengestellt hatte.
Das war ja schon schlimm genug, aber schlimmer war die nächste, unvermeidliche Frage: Wie viele Soldaten brauchte er noch?
„Ich wurde einfach nicht für solche Situationen konstruiert!", stieß C-3PO aus. Er stand ungelenk hinter einen großen roten Felsklotz gebeugt.
R2-D2 piepte traurig.
„Genau", sagte C-3PO zustimmend. „Man sollte doch annehmen, dass ich mich in der Zwischenzeit daran gewöhnt habe."
Der Protokolldroide und sein Astromech-Freund hatten beobachtet, wie man ihre Freunde zu einer Art unterirdischer Festung gebracht hatte. Nun befanden sie sich allein auf der Mondoberfläche. Und sie hatten keine Ahnung, was sie als Nächstes tun sollten.
Der Astromechdroide rollte langsam im Kreis. Seine neuronalen Schaltkreise surrten vor angestrengtem Nachdenken. Plötzlich stieß er ein schrilles Pfeifen aus.
„Natürlich müssen wir ihnen helfen", sagte C-3PO in entnervtem Tonfall. „Das ist ja alles schön und gut. Aber wie genau sollen wir das anstellen?"
R2-D2 trillerte eine schnelle Antwort.
„Ich? Du willst wissen, ob ich eine Idee habe?", fragte C-3PO.
R2-D2 piepte bejahend.
„Ich habe die Idee, dass wir zum Schiff zurückkehren und uns aus allem heraushalten", antwortete C-3PO. „Ich bin mir sicher, dass Master Luke und die anderen wunderbar in der Lage sind, sich selbst zu retten."
Der Astromechdroide blieb plötzlich stehen und stieß eine Reihe wütender Piep- und Pfeiflaute aus.
Als er fertig war, lehnte C-3PO niedergeschlagen an der Felswand. „Ja, ich weiß, dass Master Luke für uns dasselbe tun würde", gab er zu. „Aber wie sollen wir ihnen zu Hilfe kommen?"
R2-D2 fuhr seinen Greifarm aus und begann Linien in den Sand zu zeichnen. Er piepte dabei aufgeregt."
„Du hast einen Plan?", fragte C-3PO. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?"
Der Astromechdroide piepte erneut.
„Seit wann machst du dir etwas aus Umgangsformen?", stieß der Protokolldroide aus. Er wedelte mit den Armen in der Luft. „Also gut, dann erzähl einfach."
R2-D2 erklärte seinen Plan. C-3PO rechnete aus, dass die Chance für ein Gelingen bei 2 341 900 zu eins lag.
Also machten sie sich sofort an die Arbeit.
Ferus saß unbehaglich auf dem zu kleinen Stuhl und wartete, bis General Dodonna seine Einsatzbesprechung zu Ende gebracht hatte. Reihenweise saßen die Piloten da und hörten aufmerksam zu. Sie konnten es kaum erwarten, mehr über ihre Einsätze zu erfahren. Unter anderen Umständen wäre Ferus hocherfreut gewesen, bei ihnen sein zu dürfen, weil es bedeutete, dass Dodonna ihm und Div endlich vertraute - zumindest so weit, dass er sie an der Rebellenmission teilnehmen ließ. Der General sandte fast die halbe Flotte aus. Normalerweise fand eine solche Einsatzbesprechung kurz vor dem Start der Raumjäger statt. Doch dieses Mal gab General Dodonna den Jägern zwei Wochen Zeit, sich vorzubereiten und zu trainieren.
Selbst wenn die Geheimdienstinformationen stimmten und das geheime Imperiale Treffen von nur zwei Sternzerstörern begleitet wurde - Dodonna wollte kein Risiko eingehen.
„Wir starten den Hinterhalt von diesen fünf Angriffspunkten aus", sagte Dodonna und beschrieb den Angriffsverlauf via eines Diagramms auf der großen Leinwand. Er erklärte die komplexen Manöver und das sekundengenaue Timing des Einsatzes. Die Flotte benötigte Zeit für Übungen. „Und wenn unsere Anstrengungen von Erfolg gekrönt sind, kann diese Mission das Ende unseres langen und schwierigen Kampfes bedeuten", proklamierte Dodonna. „Ein neues Zeitalter wird anbrechen!" Jubel brach im Raum aus.
Als die Rebellenversammlung sich aufzulösen begann, ging Ferus nach vorn zu Dodonna. „General, könnte ich Sie bitte kurz sprechen?", fragte er. Ferus kannte den General kaum, wusste aber, dass er immer ein offenes Ohr hatte. Er war bereit, jedem zuzuhören - vor allem, wenn es sich um einen Freund Prinzessin Leias handelte.
„Gehen Sie ein Stück mit mir", bot ihm Dodonna an. Er war älter als Ferus, wirkte jedoch sehr jugendlich. Er strahlte eine gewisse Energie, einen Optimismus aus, den Ferus schon vor langer Zeit verloren hatte. Wie alt Dodonna auch sein mochte, er war noch jung genug, um zu hoffen.
Sie fuhren zusammen in einem Turbolift nach unten und verließen das Gebäude. „Ich habe diesen Mond lieben gelernt", sagte General Dodonna nachdenklich, als sie durch den dichten Massassi-Wald spazierten. „Es ist eine Schande, dass wir ihn bald verlassen müssen." Er lächelte. „Wobei das ja gar nicht sein muss, falls diese Mission von Erfolg gekrönt ist."
„Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, General", begann Ferus. Dann zögerte er. Er hatte zwei Jahrzehnte auf Alderaan verbracht und sich bei den Mächtigen des Hofes angebiedert. Doch damals hatte er sich noch als jemand anders ausgegeben - als einen Charakterlosen, der nichts zu sagen hatte. Ferus hatte gelernt sich in der Öffentlichkeit zu tarnen, sich zum Spiegel für jeden Emporkömmling zu machen, den er für seine Sache zu beeindrucken versuchte. Diese Maskerade diente nur einem Zweck: Prinzessin Leia zu beschützen. Und es hatte funktioniert. Aber elegant seine Meinung zu formulieren hatte er nicht daraus gelernt. Es war sogar ziemlich lange her, dass er das letzte Mal in eigener Sache mit einem Fremden geredet hatte und dabei seine Meinung vertreten musste. Also tat er es schnell, als risse er ein Pflaster aus Synth-Haut ab. „Ich mache mir Sorgen wegen der Mission. Irgendetwas stimmt dabei nicht."
Der General blieb stehen. „Was meinen Sie damit?"
„Es ist nur ein Gefühl", antwortete Ferus. „Aber ich fürchte, die Sache ist eine Falle."
„Wir haben diese Geheiminformationen aus einer sehr zuverlässigen Quelle erhalten", sagte Dodonna. „Unser Informant würde eher sterben als die Rebellion verraten. Haben Sie Hinweise darauf, dass wir seinem Wort misstrauen sollten?"
„Nein ..."
„Gibt es dann einen Grund, weshalb ich das Schicksal der Rebellion von ihrem Instinkt anhängig machen sollte?"
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sich Ferus, ob er dem General die Wahrheit sagen sollte. Er befürchtete jedoch, dass das der Sache nicht sonderlich dienlich sein würde. Selbst ein Jedi-Instinkt war nur ein Instinkt. Es war kein Beweis. „Wenn Sie mir vielleicht einen Blick auf die Imperiale Übertragung überlassen würden", schlug Ferus vor. „ Ich war in jungen Jahren ein sehr guter Codeknacker und könnte vielleicht..." General Dodonna schüttelte den Kopf.
„Sie sind mir sympathisch, Ferus", gab der General zu. „Aber es gibt keinen Grund dafür, Ihnen geheimes Material anzuvertrauen. Der einzige Grund dafür, dass ich Ihnen überhaupt so viel Zugang zu unserer Organisation gewähre, ist, dass sich Prinzessin Leia für Sie verbürgt hat."
„Dann sollten wir vielleicht mit ihr reden", schlug Ferus schnell vor.
General Dodonna zuckte zusammen. Es war eine nahezu unmerkliche Anspannung der Muskeln um seine
Augen und seinen Mund. Den meisten Menschen wäre es nicht aufgefallen. Aber Ferus war anders als die meisten Leute.
„Was ist?", fragte Ferus beunruhigt. „Ist etwas mit der Prinzessin?"
„Nein, nichts", sagte der General etwas zu hastig. „Wie Sie wissen, befindet sie sich auf einer Geheimmission und ist nicht erreichbar."
„Ihre Geheimmission war schon vor drei Tagen zu Ende", wandte Ferus ein. Er hielt sich sorgfältig über den Verbleib der Prinzessin auf dem Laufenden. „Meinem Wissen nach müsste sie sich auf einer diplomatischen Mission im Winagrew-System befinden."
General Dodonna rieb sich die Schläfen. „Ich nehme an, dass es keinen Unterschied macht, wenn ich es Ihnen sage ... Wir haben zu Prinzessin Leia und ihrem Team keinen Kontakt mehr, seit sie Nyemari verlassen haben."
Ferus holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Die Vorstellung, dass Leia sich in Gefahr befinden könnte, verursachte ihm nahezu körperliche Schmerzen. Dabei ging es nicht einmal nur um Leia. Luke war bei ihr. Die beiden einzigen Hoffnungen der Galaxis auf ein Überleben waren irgendwo in der Leere des Raumes verloren.
„Im Augenblick gibt es noch keinen Grund zur Beunruhigung" , sagte der General, wobei er allerdings absolut nicht ruhig klang. „Wir tun alles, was in unseren Möglichkeiten steht, sie aufzuspüren. Und es besteht noch die
Option, dass lediglich die Kommunikationssysteme des Millennium Falken eine Fehlfunktion haben. So wie alles andere auf dem Schiff."
Diese Möglichkeit bestand zwar, aber die Wahrscheinlichkeit war nicht sonderlich groß. Leia würde niemals zulassen, so lange keinen Kontakt zur Rebellion zu haben. Nicht, wenn ihr eine Wahl blieb.
„Hilfe!", rief Leia. Han lag keuchend und zitternd auf dem Boden. „Ich weiß nicht, was er hat! Er muss in ein Medi-Center! Bitte helft uns!"
Chewbaccas Brüllen hallte von den Durabetonwänden wider. Leia kniete neben Han und schrie immer lauter. Dann kam endlich Hilfe. Zwei Männer erschienen vor der Zellentür. Einer trug einen buschigen grauen Bart, der andere eine Glatze. Beide hielten Blaster in den Händen. „Ruhe", sagte einer von ihnen mit ausdrucksloser Stimme.
„Sie müssen ihm helfen", sagte Leia. Tränen liefen ihre Wangen herab. „Er ist einfach zusammengebrochen. Ich weiß nicht, was passiert ist. Bitte!"
Die Männer öffneten die Zellentür, schon machte Chewbacca einen Satz auf sie zu und riss ihnen die Blaster aus der Hand. Im selben Augenblick sprang Han auf, umklammerte die Knie des Ersten und riss ihn zu Boden. Der Mann rollte zur Seite und versuchte an seinen Blaster zu gelangen, doch Han ließ nicht locker. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Chewbacca sein Opfer zu einem Knoten verarbeitete. Han rammte dem Wachmann eine Faust in die Magengrube und versetzte ihm einen Stoß mit der Stirn. Allerdings reagierte sein Gegner kaum, und Han gab auch nicht auf. Der Blaster lag nur einen Meter entfernt auf dem Boden, aber jedes Mal, wenn Han sich danach streckte, schlug der Wachmann mit den Fäusten zu. Er war nicht nur besonders stark, sondern auch besonders schnell. Es lag an seiner Art zu kämpfen. Daran, dass ihn nichts von seinem Ziel abzulenken vermochte - von Han. Han überkam das Gefühl, dass dieser Mann bis zum Tod kämpfen würde. Und dass es ihm dabei gleichgültig war, um wessen Tod es sich handelte.
Han hingegen war es alles andere als egal, und womöglich gereichte ihm das am Ende zum Vorteil. Er versetzte dem Wachmann einen gewaltigen Schlag und brachte ihn damit aus dem Tritt. Dann hechtete er in Richtung Blaster. Seine Finger bekamen den Griff zu fassen. Fast gleichzeitig riss er den Mann von den Füßen und presste ihm den Blaster an die Schläfe.
„Han!", schrie Leia.
Han sah auf. In der Tür waren drei weitere Wachen erschienen, und einer von ihnen hatte Leia die Arme hinter den Rücken gedreht.
„Lass sie los!", rief Han. Er hatte dem bärtigen Wachmann den Arm fest um den Hals gelegt. In der freien Hand hielt er den Blaster. Chewbacca hatte den anderen
Wachmann am Kragen gepackt und hielt ihn ein paar Zentimeter über dem Boden schwebend fest. „Lass sie los, oder eure Kumpels haben ein Problem."
„Sie haben zu gehorchen", sagte einer der neu hinzugekommenen Wachen. Er hob seinen Blaster.
„Ich meine es ernst", rief Han. „Ich bluffe nicht. Ich werde schießen."
In diesem Moment schoss ein Laserblitz aus dem Blaster des Wachmannes und traf Hans Waffe. Sie flog aus seiner Hand und blieb knisternd vor Hitze auf dem Boden liegen. Der Wachmann feuerte einen zweiten Schuss ab und traf seinen bärtigen Kollegen genau in die Brust.
Han war wie vom Donner gerührt. „ Du hast einen deiner eigenen Leute erschossen."
„Er hat versagt", antwortete der Wachmann kalt. Er hob seinen Blaster erneut, doch Han nahm die Hände hoch. Einen Moment später tat Chewbacca das Gleiche, nachdem er den kahlköpfigen Wachmann losgelassen hatte. Der Mann lief nicht vor dem Wookiee davon. Er rührte sich überhaupt nicht. Es war, als wartete er einfach darauf, ebenfalls erschossen zu werden.
„Du kannst gehen", sagte der bewaffnete Wachmann von der Tür aus.
Der Angesprochene verließ ohne das leiseste Zeichen der Erleichterung die Zelle. Die übrigen Wachen schoben Leia wieder hinein, schlössen die Tür ab und verschwanden ohne ein weiteres Wort.
„Hervorragender Plan", sagte Leia und ließ sich an der Wand zu Boden sinken.
„He, normalerweise hätte er funktioniert", verteidigte sich Han. „Wie hätte ich wissen können, dass sie so ... eigenartig sind? Das ist doch nicht normal."
Chewbacca knurrte zustimmend.
„Sie haben recht", stimmte Leia missmutig zu. „Das ist es nicht."
Sie saßen lange schweigend da. Han weigerte sich aufzugeben, aber er musste sich eingestehen, dass ihm die Ideen ausgingen. Leia und Chewbacca schien es nicht anders zu gehen.
„Versucht das nicht noch einmal." Ein Mann war vor ihrer Zellentür aufgetaucht. Seine Stimme kam ihnen bekannt vor. Sein Blick war nicht so leer wie jener der Wachen. Aber er strahlte etwas Gnadenloses aus.
„Rezi Soresh", sagte Leia kühl.
Der Mann nickte bestätigend.
Leia sah ihn finster an. „Wo ist Luke?"
Han konnte nicht fassen, wie sie es schaffte, Haltung zu wahren. Leia konnte einen manchmal zwar auf die Palme bringen, aber in Krisensituationen verhielt sie sich hervorragend. Er kannte niemanden, der so zäh war wie sie - oder der einen so ärgern konnte. Aber in diesem Fall war Starrsinn wahrscheinlich das Einzige, das sie am Leben halten würde.
„Machen Sie sich keine Sorgen um Luke", sagte Soresh.
„Er ist in guten Händen. Und ihr auch bald, samt eurer kostbaren Rebellenflotte."
Leia sprang mit geballten Fäusten auf. Han wusste, dass sie niemandem gestattete, die Flotte zu bedrohen - nicht einmal, wenn sie machtlos dagegen war. „Was soll das heißen?"
„Das soll heißen, dass Sie mehr Glück haben, als Ihnen bewusst ist", grinste Soresh sie böse an. „Sie müssen nicht ansehen, wie alles und jeder vernichtet wird, der ihnen etwas bedeutet."
„Ah ja? Und wie das?", fragte Han. Ihn überkam das miese Gefühl, die Antwort schon zu kennen.
Soresh grinste noch breiter, weshalb Han seinen Verdacht bestätigt fand. „Wenn es so weit ist, seid ihr alle schon tot."