DREIZEHN
Gray kreuzte seine Hände hinter seinem Kopf und sah ihr zu, wie sie sich anzog. Sie bestand darauf, dass sie bekleidet waren, bevor sie in die Hauptkabine gingen und nach etwas zu essen suchten. Mike hatte zwei saftige Steaks für sie reserviert, die nur darauf warteten, in die Pfanne geworfen zu werden.
Er bewunderte Hannahs blassen Hintern, straff von ihren Yoga Kursen. „Du hast einen erstklassigen Hintern, weißt du das?“, sagte Gray träge und genoss die Aussicht. Goldenes, hoffnungslos zerzaustes Haar um ihre Schultern, ihre cremeweiße Haut mit den geröteten Flecken von seinen Bartstoppeln – wie sie so nackt dastand, sah sie wie eine sehr zufriedene Naturgöttin aus.
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu, zog sich die schwarze Zugbandhose über ihren nackten Hintern und griff nach einem langärmeligen T-Shirt, ebenfalls schwarz. „Du Süßholz raspelnder Teufel, du. Beeil dich und zieh zumindest eine Hose an. Gib mir was zu essen. Ich muss etwas essen, um fit für den Rest des Fluges zu sein.“
Er würde sie lieber im Bett behalten, aber sie brauchten beide frische Energie. Wiederwillig setzte er seine Füße auf den Boden und stand auf. Da sein LockOut im anderen Bad war, ging er durch die Kabine zu einer verborgenen Kommode und kramte ein Outfit heraus, das identisch mit Hannahs war.
In dem Augenblick, als er ihr erschrockenes Aufkeuchen hörte, wusste er, dass sie soeben die furchtbaren Narben auf seinem Rücken gesehen hatte. Verbrennungen, Peitschenstriemen. Steinfischs Vermächtnis.
„Oh mein Gott“, flüsterte sie mit tiefem Entsetzen in der Stimme. „Wer hat dir das angetan?“
Er drehte sich um. Er hatte nicht gewollt, dass sie das Schlimmste davon sieht. Steinfisch war für seine Grausamkeit aus zweiter Hand bekannt. Er legte niemals selbst Hand an, sondern folterte durch seine Mittelsmänner, während er an einem abgelegenen Ort zusah. Er war ein sadistisches Arschloch und Grayson vermutete, dass die Männer, die geschickt worden waren, um ihn in der Schuhkarton-großen, kolumbianischen Zelle zu bearbeiten, ihre eigenen brutalen Tricks in die Befragung eingebracht hatten.
„Steinfisch. Indirekt- Oh, lieber Himmel. Weine nicht, Liebling. Das ist schon lange her.“
Sie lief in seine Arme und schlang ihre Arme um seine Taille. Ihre Tränen waren heiß an seiner Brust. „Für mich passiert das heute.“
Grayson streichelte ihr über den Rücken und murmelte sanfte Worte ohne Sinn, die sie aber zu beruhigen schienen. Zu wissen, dass seine wunderbare, zarte Tink so nahe an dem sadistischen Arsch gewesen war, ließ es ihm kalt den Rücken hinunterlaufen.
„Ich will, dass du jedes einzelne, furchtbare Detail mit mir teilst.“ Ihre Arme zogen sich enger um ihn. „Aber kannst du es mir so kurz und mit so wenig Details wie möglich erzählen, damit ich es jetzt weiß?“
„Ich war auf einer Mission in Kolumbien. Wurde ein paar Wochen, bevor ich zur Hochzeit nach Hause kommen wollte, gefangengenommen. Seine Leute wollten wissen, welche Informationen T-FLAC über die ANBF hatte… Sie haben mich fast sechs Monate lang isoliert in den Bergen gehalten. Folter. Psychospiele. Die Hölle.“ Er wollte nicht herunterspielen, was er durchgemacht hatte. Es war besser, wenn sie es jetzt erfuhr. „Es war… schlimm. Richtig schlimm. Aber meine Männer haben mich gefunden und mich rausgeholt. Es hat fast ein ganzes Jahr im Krankenhaus und in der Reha ge-“
„Du warst gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden in jener Nacht, als du zu mir gekommen bist? Verdammt, Gray! Warum hast du mich nicht angebunden und mich gezwungen, dir zuzuhören?“
„Nicht wirklich entlassen.“ Er küsste ihr die Tränen fort. „Ich habe dich an jenem Nachmittag einen Typen küssen sehen, und dann hat mir meine Mutter erzählt, dass du jemanden getroffen… Scheiße, das war es nicht. Oder besser, alles das. Okay, ich war eifersüchtig. Und unter besseren Umständen wäre ich dort reingegangen und hätte dem Kerl den Kopf abgerissen, und meine Ansprüche geltend gemacht. Aber ein Moment der Vernunft siegte. So sehr es mich zerriss, es vor mir selbst zuzugeben, ich wusste, dass du etwas Besseres verdient hattest, als das, was ich geworden war. Ich war gebrochen, Tink. Emotional und körperlich. Ich wollte es nicht akzeptieren, aber das war meine Realität.“
„Ich hätte dich akzeptiert, egal, in welchem Zustand ich dich bekommen hätte.“ Tränenfeuchte, blaue Augen blickten zu ihm auf. „Ich habe dich bedingungslos geliebt, Grayson. Damals – und sogar noch mehr so heute. Zweifle niemals daran.“
Ein Zittern durchlief seinen Körper, als er die Angst abschüttelte, dass sie ihn kurzerhand zurückweisen würde. Aber so war Hannah… „Das wusste ich. Es hat mich weitermachen lassen, als alles den Berg runter ging. Aber ich konnte dir nicht den Mann auferlegen, zu dem ich geworden war. Dafür habe ich dich zu sehr geliebt. Ich hätte alles zerstört, was Gutes in dir ist. Deswegen war es am besten für mich, abzuhauen und noch eine Weile länger an mir selbst zu arbeiten. Du hattest einen heilen Mann verdient. Nicht einen halben.“ Er vergrub seine Nase in ihrem noch immer feuchten Haar und konnte schwören, dass er Orangenblüten riechen konnte. „Steinfisch aufzuhalten, war mein Heiliger Gral, der Grund, der mich durch den Tag brachte. Er ist mir drei Jahre lang auf vier Kontinenten entwischt. Jetzt ist er nicht nur identifiziert, sondern auch in den Händen von T-FLAC. Er wird niemals ausbrechen. Es ist aus für ihn. Dieses Hindernis zu unserem Glück ist … überwunden.“
„Überwunden?“ Mit tränennassem Gesicht und gequältem Blick schüttelte sie den Kopf. „Wie kann das sein? Er ist zwar hinter Schloss und Riegel, aber die Welt ist voll von Terroristen. Du weißt besser als ich, es gibt immer noch einen. Und ich kenne dich, Gray. Du wirst immer mitten drin sein wollen. Sobald das hier vorbei ist, wirst du deinen nächsten Auftrag haben.“
„Du bist mein nächster Auftrag, Hannah.“
„Das ist schön zu hören, aber wohl kaum möglich.“ Sie löste sich aus seinen Armen und zog ihr T-Shirt an. Es war eine Schande, diese frechen Brüste zu bedecken. „Ich fahre nach Hause nach Chicago und kann hoffentlich die Mütter davon überzeugen, das Geschäft zu verkaufen. Du bist ein Spion. Wie können diese beiden völlig gegensätzlichen Welten zusammenkommen? Sogar James Bond hatte keine feste Freundin.“
Er würde ihr später erzählen, dass die Tablette, die Steinfisch seiner Nummer eins, Deeks, geben wollte, Zyanid war. Dass sie herausgefunden hatten, dass sein nutzloser Bruder eine Handvoll Diamanten gestohlen hatte, als er das Schiff verlassen hatte. Mehr, als seinen Anteil. Hannah könnte den Müttern den dreifachen Betrag zurückzahlen. Das würde er ihr alles erzählen – später. Viel später.
„Ich will nicht, dass du meine feste Freundin wirst. Wir haben drei Jahre verloren. Ich will, dass wir heiraten und unser gemeinsames Leben sofort beginnen.“
„Ein mit Kletterrosen beranktes Cottage mit einem Scharfschützengewehr über der Tür? Wie stellst du dir vor, soll das funktionieren, Gray?“
Agenten haben schon geheiratet. Es war immer ein Prozess, an dem beide arbeiten mussten, aber sie schienen es hinzubekommen. Aber wenn Hannah dagegen war, würde er eine andere Lösung finden. Denn nichts und niemand würde ihn jemals wieder von ihr fern halten. „Ich habe darüber nachgedacht, etwas kürzer zu treten und Agenten in unserem Hauptquartier in Montana zu trainieren. Das ist nur ein paar Flugstunden von Chicago entfernt. Und so viel, wie die Mütter reisen, könnten sie umziehen und Wohnungen in unserer Nähe kaufen. Ich will nicht versprechen, dass alles ganz leicht wird, aber Tink, willst du nach Montana kommen, mich heiraten und meine große Liebe sein?“
Sie nahm sein Gesicht in beide Hände, ihre großen blauen Augen musterten sein Gesicht. Ihre Lippen waren pink und leicht geschwollen, und sie holte kurz und zittrig Luft: „Alles dreht sich darum, Risiken einzugehen, um Belohnungen und zweite Chancen, nicht wahr? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Niemand wird dich jemals so sehr lieben, wie ich. Du warst immer in meinem Herzen, Grayson. Immer. Das wird sich niemals ändern. Also, ja, ich gehe mit dir, egal wohin. Alles andere wird sich schon finden, wenn es soweit-“
Grayson schloss sie in seine Arme, was ihr Kinn so hob, dass sie sich in die Augen sehen konnten. „Jupp. All das.“ Und er küsste sie inbrünstig. Letzten Endes würden sie doch ihr Happy End bekommen.