Kapitel 19 ****

 

 

Ich drückte auf den Abzug.

Einmal.

Zweimal.

Aber ich war nicht tot.

Ich überprüfte die Trommel: Sie war leer.

Unmöglich.

Ich hatte mich, als ich die Waffe in Empfang nahm, selbst davon überzeugt, dass fünf Patronen darin steckten.

Ich kehrte zu meinem Wagen zurück und öffnete das Handschuhfach: keine Munition. Ich fand nur die Papiertücher aus der Tankstelle, mit denen sich Alice die Hände abgetrocknet hatte. Zwischen den Flecken der Schokoladenmakronen hatte sie mir mit blauem Filzstift eine Nachricht gekritzelt.

 

Lieber Monsieur Lempereur, oder besser, lieber Jonathan,

ich habe mir erlaubt, die Patronen aus Ihrem Revolver zu entfernen und in den Papierkorb des Parkplatzes zu werfen, während Sie Ihren Kaffee tranken. Ich weiß nicht, wozu Sie sich eine Waffe beschafft haben, bin mir aber ziemlich sicher, dass es keine gute Idee war.

Ich weiß auch, dass Sie sich in dieser Nacht, obwohl es Ihnen nicht gut ging, um mich gekümmert und versucht haben, mich zum Lachen zu bringen.

Das mit Ihren finanziellen Problemen und mit Ihrer Frau tut mir ernsthaft leid. Vielleicht regeln sich die Dinge zwischen ihr und Ihnen eines Tages. Vielleicht aber war es auch ganz einfach nicht die Liebe Ihres Lebens.

Lange Zeit war ich nicht glücklich. Wenn ich richtig traurig war, klammerte ich mich an einen Satz, der Victor Hugo zugeschrieben wird und den ich auf die erste Seite meines Tagesbuchs kopiert habe. »Die schönsten Jahre eines Lebens sind die, die man noch nicht gelebt hat.«

Take care of yourself, Jonathan.

Alice

 

Als ich diese Worte las, gewann das Leben plötzlich die Oberhand, und ich brach, allein in meinem Wagen, in Tränen aus wie ein Idiot.