~James~

James‘ Augen waren geschlossen, als der Arzt ihn sich ansah und leise mit Esra sprach. „Gebt ihm das“, sagte er und er hörte, wie Glas klirrte, wenn es gegen ein anderes stieß.

Sein gesamter Körper schmerzte, aber so war es nach dem Vollmond immer. Das wiederholte Brechen seiner Knochen schaffte ihn seit 48 Jahren jeden Monat aufs Neue. Selten konnte er sich nicht mehr an die Dinge erinnern, die er als Werwolf getan hatte, doch die letzte Nacht schwebte ihm noch sehr deutlich vor. Er hatte die beiden Werwölfe vertrieben, als sie im Begriff waren Cassandra anzugreifen, hatte er einige Blessuren davon getragen.

Er muss die Medizin am Morgen und am Abend einnehmen“, fuhr der Arzt fort und verabschiedete sich.



Ich werde Euch nach draußen begleiten“, meinte Esra und James hörte, wie die Schritte der Männer sich entfernten.

Schläft er?“, hörte er Cassandra fragen.

Ja, aber geht ruhig zu ihm“, antwortete Esra.

Knarzend schloss sie die Tür hinter sich und ihre leichten Schritte näherten sich ihm. Er spürte, wie sie auf der Bettkante Platz nahm und seine Hand ergriff. James raunte und versuchte die Augen zu öffnen.

Seid Ihr wach?“, fragte sie leise.

Mhm“, erwiderte der Graf und Cassandras Fingerspitzen streichelten seine Wange. „Ihr müsst wissen, was ich meinen Mitstreitern sagte, weshalb wir gemeinsam in den Wäldern gefunden wurden“, flüsterte sie. Schwach nickte der Graf.

Ich sagte ihnen, dass Ihr mir gefolgt seid nachdem ich in die Nacht ritt. Die Werwölfe verfolgten mich und griffen mich an, deshalb habt Ihr Euch ihnen gestellt und sie vertrieben, aber Ihr wurdet durch sie verletzt. Bitte James verliert kein Wort über Eure eigene Verwandlung, sonst seid Ihr des Todes“, flehte die Jägerin.

Mhm“, entwich es abermals James Lippen und nickte leicht.

Cassandra beugte sich zu ihm vor und hauchte einen sanften Kuss auf seine Lippen.

Ich war schockiert, wie solch eine Rückwandlung abläuft“, wisperte sie in sein Ohr.

Schmerzhaft, es ist einfach nur schmerzhaft“, klagte er und hielt seine Rippen.

Normalerweise verkraftete er es besser, doch dieser Kampf und die anstrengende Rückwandlung durchleben zu müssen, hatte ihn völlig ausgelaugt. James versuchte sich aufzusetzen und abermals stöhnte er vor Schmerz auf.

Ist es immer so?“, fragte Cassandra.



Nein, sonst ist, dass ein Spaziergang den ich zu gern unternehme, meine Schöne“, erwiderte er sarkastisch.

Die Jägerin zog eine Augenbraue hoch.

Hernan wird bald hier sein und Euch zur letzten Nacht befragen. Bitte teilt ihm die Geschichte genauso mit, wie ich sie ihm mitteilte“, bat sie ihn erneut.

Der Graf nickte und fragte: „Erzählt Ihr mir genau, was Ihr gesagt habt?“

Natürlich James“, antwortete sie und wiederholte die Geschichte für ihn.

Die Beiden merkten nicht, wie viel Zeit Cassandra benötigt hatte um die Geschichte abermals zu erzählen und wurden von einem Klopfen aus ihrer Konzentration gerissen.

Wer ist da?“, fragte James laut.

Graf Avabruck, hier ist Hernan von Epjeskess. Ich habe einige Fragen zur vergangenen Nacht an Euch“, kam es gedämpft zurück.



Ich werde gehen, verratet nicht dass ich bei Euch war“, sagte sie, küsste seine Lippen und verschwand durch die geöffnete Balkontür nach draußen.

Herein“, bat James und die Tür öffnete sich.

Verzeiht die Störung, aber meine Fragen sind von äußerster Dringlichkeit“, sagte Hernan und betrat das Gemach des Grafen.

So stellt mir Eure Fragen Herr von Epjeskess“, erwiderte James höflich und deutete auf die Couch mit den Sesseln daneben.

Hernan ging dorthin und nahm Platz. Ächzend erhob sich der Graf, ging ihm nach und setzte sich ebenfalls.

Es geht um die vergangene Nacht. Lady von Dulanis erklärte, dass Ihr ihr gefolgt seid und sie vor den Monstren gerettet habt. Wie hat es sich zugetragen?“, fragte der Jäger.

Ich folgte der Lady, nachdem mein Butler mich von ihrem Aufbruch in Kenntnis setzte. Es dauerte eine Weile, bis ich sie eingeholt hatte und sah, dass sie von den Werwölfen angegriffen wurde. Ich zog also meine Klinge und stellte mich ihnen, um sie zu verteidigen“, meinte James.

Wer schlug dem Monstrum die Hand ab?“, fragte Hernan.

Das war Eure Mitstreiterin.“

Wieso habt Ihr bis zum Morgen in den Wäldern ausgeharrt?“, fragte der Jäger weiter.

Ich wurde verletzt“, antwortete James und zog sein offenes Hemd zur Seite, lange Kratzer von vier Krallen prangten auf seiner Brust.

Ich war zu schwach, um zurück zum Anwesen zu laufen und das Pferd der Lady war entflohen, ich war ihr zu Fuße gefolgt“, erklärte James.

Wie konntet Ihr solch eine Strecke so schnell zu Fuße zurücklegen?“, fragte Hernan.

Ich brach auf, als Lady von Dulanis gerade das Tor passiert hatte und so kam es, dass ich sie recht schnell eingeholt hatte“, erwiderte der Graf.



Hernan schnalzte mit der Zunge.

Ihr wusstet, dass es töricht war, sich als unerfahrener Herr den Werwölfen zu stellen, also warum habt Ihr es getan?“, fragte der Jäger misstrauisch.

James atmete tief durch und musterte Hernan.

Graf Avabruck?“ Hernan klang ungeduldig.

Ich folgte Lady von Dulanis, weil ich mir ihrer Kampfkünste nicht im Geringsten bewusst war. Aber als ich sah, wie diese Monstren sich ihr näherten, als sie versuchte durch das hochgewachsene Gras zu entkommen, wusste ich, dass ich eingreifen musste. Es war töricht, ich weiß, aber ich bin ein Gentleman durch und durch, deshalb konnte ich nicht anders“, beantwortete James schließlich die Frage des Nimrod.

Hernan nickte zustimmend.

Eine Dame in den Reihen der Silberstreifgilde ist äußerst kostbar und ich danke Euch, dass Ihr, Lady von Dulanis zur Hilfe geeilt seid. Ebenso danke ich Euch für Eure bereitwillige Auskunft, es erspart der Jägerin sehr viel Ärger“, sagte der Schütze gestelzt.

James spürte, dass er nicht oft mit Adligen zu tun hatte und die Schwierigkeiten, die der Umgangston bereitete, amüsierten den Grafen.

Es war mir eine Freude zu helfen und ich hoffe, dass Lady von Dulanis meine Unterstützung so schnell nicht mehr benötigt. Wie Ihr seht habe ich einiges davongetragen“, erwiderte James höflich.

Hernan griff in eine Tasche und reichte ihm zwei Kapseln.

Nehmt sie ein und Ihr werdet keine Infizierung befürchten müssen“, sagte der Jäger.

James schloss seine Hand um die Tabletten.

Das werde ich, sobald mein Butler mir Wasser gebracht hat“, gab der Graf zurück.



Es wäre töricht von James gewesen diese Pastillen einzunehmen, er wusste genau, was Höllenstein oder auch Lapis infernalis war. Eine Kapsel würde ihm gewiss höllische Schmerzen bereiten, doch zwei wären sein sicherer Tod und den wollte der Graf von Avabruck noch eine Weile hinauszögern.

Nun denn, ich werde Lady von Dulanis über Euren Zustand informieren und hoffe, dass es Euch bald besser geht“, sagte Hernan und verabschiedete sich von James.

Der Graf nickte ihm zu und wartete bis die Tür ins Schloss gefallen war, um sich in sein Bett zurück zu schleppen.

In Gedanken hoffte er, dass Cassandra keine Strafe erwartete, einst hatte sie ihm erzählt, dass körperliche Disziplinierungen zur Tagesordnung gehörten und ausgepeitscht sehen wollte er seine Herzensdame keinesfalls.

~Hernan & Xaido~

Xaido hatte im Salon auf Hernan gewartet, um mit ihm die weitere Vorgehensweise wegen Cassandra zu besprechen. Eigentlich hatte der Jäger überhaupt nichts damit zu tun, aber nachdem er für sie in die Bresche gesprungen war, wollte er auch wissen, was der Graf zu allem gesagt hatte. Mit mürrischer Miene betrat Hernan den Salon und nahm Xaido gegenüber Platz.

Was sagte der Graf?“, fragte Xaido neugierig.

Er bestätigte Cassandras Geschichte, aber ich fürchte, etwas stimmt nicht“, erwiderte der ältere Jäger.

Vielleicht sollten wir den Diener nochmal fragen“, erwiderte der Jüngere.

Das ist eine ausgesprochen gute Idee“, meinte Hernan und nahm die kleine Glocke vom Tisch, um nach Esra zu klingeln.



Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Butler den Salon betrat.

Ihr habt geläutet?“, erkundigte Esra sich gestelzt.

Ja, wir haben ein paar Fragen an Euch, bitte setzt Euch doch zu uns“, erwiderte Xaido. Esra schluckte und setzte sich zu den Jägern.

Welche Fragen möchten die ehrenwerten Jäger mir stellen?“, fragte er.

Hernan musterte ihn und holte Luft.

Es geht um den Vorfall der letzten Nacht. Beschreibt uns bitte, was geschah, als wir Herren das Anwesen verließen und Lady Cassandra alleine zurückblieb“, forderte der Nimrod.

Esra zog an seinem Kragen. „Lady von Dulanis, bat mich ihr ein Pferd zu satteln und brach wenig nach Euch auf“, erwiderte er und hoffte keine weiteren Fragen beantworten zu müssen.



War der Graf zu der Zeit auf dem Anwesen?“, fragte Xaido.

Nein, er war ausgeritten und bis dahin noch nicht zurück“, log Esra und, unwissend zog er damit die Schlinge um Cassandras Hals enger.

Wie hatte der Graf dann von ihrem Aufbruch erfahren?“, fragte Hernan misstrauisch.

Er kam zurück und ich sagte ihm, was geschehen war, er brach sofort auf“, log der Butler weiter.

Wie war der Graf gekleidet?“, befragten die Jäger den Butler weiter.

Er trug ein Hemd, eine Hose und einen Umhang“, erwiderte Esra.

Brach er zu Pferd auf?“

Ja, er ritt mit seinem Hengst in die Nacht“, antwortete der Diener.

Somit hatten sie den Beweis, dass Cassandra und auch James gelogen hatten. Hernan holte tief Luft, es war ihm ein Graus, dass seine Gefährtin ihn belogen hatte. Sie war eine vielversprechende junge Jägerin, doch das würde sie im schlimmsten Fall um ihre Berufung bringen, wenn es nach Belron drang.

Das war es dann. Esra Ihr könnt gehen“, sagte Hernan und der Butler zog sich zurück.

Die Männer warfen sich vielsagende Blicke zu und warteten, bis die Tür von außen verschlossen war.

Sie hat gelogen“, stellte Hernan fest.

Aber aus welchem Grund?“, fragte Xaido.

Er konnte es ebenso wenig glauben wie Hernan.

Irgendwas an dieser ganzen Sache ist nicht ganz koscher. Ich fürchte, dass entweder Cassandra oder der Graf etwas zu verheimlichen hat“, überlegte Hernan.

Wie willst du es erfahren?“, erkundigte sich der Jüngere.



Cassandra wird gezüchtigt, es ist die einzige Strafe für dieses Vergehen, die der Rat duldet“, erwiderte Hernan. Die Jäger erhoben sich.

Bring Cassandra in den Garten und bring auch Seile mit, der Säulengang eignet sich perfekt“, sagte der ältere Jäger.

Nickend machte Xaido sich auf, die Jägerin zu holen.

Er irrte durch das Haus und fand sie, als sie gerade ihr Schlafzimmer betreten wollte.

Cassandra, bitte begleite mich hinaus in den Garten. Hernan muss etwas mit uns besprechen“, log er, um sie nicht misstrauisch werden zu lassen. Sie schaute ihn an und nickte.

Weshalb trägst du Seile bei dir?“, fragte sie.

Weil Hernan ein Exempel statuieren will“, erwiderte Xaido ausweichend.

Cassandra zog die Tür ihres Gemachs zu und kam neben den ihn. Gemeinsam und schweigend brachten sie den Weg in den Garten hinter sich. Die übrigen acht Jäger waren versammelt und sahen Cassandra enttäuscht an.

Hernan baute sich schließlich im Säulengang vor ihr auf und sprach: „Lady Cassandra von Dulanis, weil Ihr uns belogen habt, werdet Ihr ausgepeitscht. Es ist die legitime Strafe des Rates und wird nun von mir vollstreckt. Wir haben einstimmig entschieden, dass Ihr dreißig Peitschenhiebe erdulden müsst.“

Cassandra riss die Augen auf und machte einen Schritt zurück.

Zacharias und Caith kamen an ihre Seiten und hielten ihre Arme fest.

Ich habe Euch nicht belogen. Wie kommt Ihr auf so etwas?“, fragte sie leise. Die Jägerin war beim Anblick der Peitsche leichenblass geworden.

Weil Ihr Euch in Widersprüche verstrickt habt und wir nun die Wahrheit aus Euch heraus prügeln werden“, erwiderte Hernan.

Die Jäger bugsierten sie zwischen zwei Säulen und, mit den Seilen, an ihren Handgelenken banden sie sie daran fest.

Aber ich habe nicht gelogen“, sagte sie verzweifelt und versuchte den Seilen zu entgehen, doch waren ihre Mitstreiter geübt und die Knoten saßen fest. Sie spürte einen Ruck im Rücken, man hatte ihre Corsage geöffnet und die Haut entblößt.

Werdet Ihr uns nun die Wahrheit sagen und so die Strafe halbieren?“, fragte Hernan und stellte sich in Position.

Xaido stand vor ihr und sagte leise: „Du bist eine Lügnerin.“ Sein Ton war vorwurfsvoll.

Ich habe nicht gelogen“, wiederholte Cassandra und der erste Peitschenhieb traf sie.

~Cassandra~

Die Peitsche durchschnitt die Luft, als Hernan erneut ausholte, um Cassandras Strafe zu vollstrecken. Fünfzehn Hiebe hatte sie bereits eingesteckt, doch noch immer hatte sie ihre Lüge nicht zugegeben. Das Leder schlug auf ihre Haut und sie schrie markerschütternd. Es war der erste Schrei, der ihr entwich. James, der sich ansatzweise erholt hatte, schreckte in seinem Gemach auf. Der Notschrei hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen und er sprang aus dem Bett. Schnell hatte er sich Hose, Hemd und Stiefel angezogen und wollte nachsehen was draußen los war. Eindeutig war dieser Aufschrei aus dem Garten gekommen und er wusste genau, wer geschrien hatte.



~James~
Abermals durchschnitt die Peitsche die Luft und traf die Jägerin erneut. James hörte es genau und rannte, wie vom Teufel verfolgt, auf den Garten zu. Caleb stellte sich ihm in den Weg.

Du darfst dich nicht einmischen“, sagte er zum Grafen.

Ich muss ihr helfen“, erwiderte er und wollte an ihm vorbei, doch hielt er James fest.

Sie würden erfahren, dass du sie liebst“, mahnte er seinen Freund und fuhrt fort: „Das kannst du ihr nicht antun. Sie darf sich nicht verlieben, du weißt es.“

Aber sie wird gefoltert“, widersprach James.

Sie wird gezüchtigt, weil sie gelogen hat. Ich hörte es mit an, als sie sie zwischen die Säulen banden“, meinte Caleb.

James stieß ihn weg.

Ich werde nicht dazwischen gehen, bloß fragen, warum sie ausgepeitscht wird und ihnen mitteilen, dass ich keine Gewalt auf meinem Grund dulde“, sagte James und eilte weiter.

Benommen vom Schmerz hing Cassandra schwach in den Seilen und sah auf den Boden. Immer wieder knallte die Lederpeitsche auf ihre Haut und hatte schon einige blutige Striemen hinterlassen. Die Qualen waren beinahe unerträglich. 25 Schläge hatte sie ertragen, als sie ihn hörte.

Dürfte ich erfahren, warum Ihr Lady von Dulanis auspeitscht?“ James Stimme klang bedrohlich.

Hernan ließ die Peitsche sinken und sah den Grafen an.

Es kam ans Licht, dass sie uns belogen hat. Deshalb wird sie bestraft“, erwiderte der Jäger.

James kam näher und baute sich wütend vor Hernan auf.

Ich dulde auf meinem Grund keinerlei Gewalt. Entweder Ihr macht sie auf der Stelle los oder ich werde Euch persönlich von meinem Besitz jagen“, sagte er drohend.

Cassandra stöhnte vor Schmerz auf.

Wenn das so ist, dann werden wir sie natürlich losbinden und den Rest der Strafe wird sie erdulden, wenn wir zurück in Belron sind“, entgegnete Hernan versöhnlich.

Xaido und Caith gingen an Cassandras Seite und banden sie los. Sie achteten nicht darauf, dass sie sie wohlmöglich auffangen müssten, weil sie schwach in den Seilen hing. James Blick bohrte sich tief in den Jäger und er musste sich beherrschen, nicht die Fassung zu verlieren. Immerhin hatte dieser Kerl es gewagt, seine geliebte Cassandra zu verletzen. Kümmerlich sank die Jägerin auf die Knie. Ihre Mitstreiter beachteten sie nicht und sie atmete tief durch.

Die Strafe war gerechtfertigt“, flüsterte sie. Der Graf sah zu ihr.

Dennoch wünsche ich keine Gewalt auf meinem Grund, Mylady“, wandte er sich an sie. Sie nickte leicht und erhob sich mühsam.

Ich wünsche, dass Ihr Lady von Dulanis zu ihrem Gemach begleitet“, wandte James sich an die Caith und Zacharias. Nickend gingen die Jäger an ihre Seite und brachten sie fort.

Die Jägerin setzte mühsam einen Fuß vor den anderen. Ihr Körper schmerzte und die Corsage war noch offen, jeder im Haus konnte die blutigen Striemen sehen. Sie spürte, wie das Blut an ihrem Rücken herunterlief. Hinter ihnen tauchte Margret auf. „Bei Gott“, sagte sie erschreckt, als sie den Rücken der Jägerin sah. Sofort eilte die Magd in die Küche, um Jod für die Wunden zu holen, damit sie sich nicht entzündeten. Zacharias und Caith verließen Cassandra, als sie sie zu ihrem Gemach gebracht hatten. Sie hatte die Herren angeschwiegen, als sie die Tür hinter sich verschlossen hatte. Schwerfällig entledigte sie sich ihrer Kleidung und legte sich bäuchlings in ihr Bett. Es war unerträglich.



James und Hernan starrten einander immer noch an. Die übrigen Jäger hatten sich aus dem Staub gemacht, sie wollten nicht dabei sein, wenn James seine Wut an ihm ausließ.

Was fällt Euch ein auf meinem Grund Gewalt auszuüben? Ich gestatte es, wenn es um die Bedrohung durch die Werwölfe geht, aber nicht um eine junge Frau zu misshandeln“, herrschte er den Jäger lautstark an.

Hernan schluckte.

Lady von Dulanis belog uns und dafür musste sie bestraft werden“, erwiderte der Jäger ruhig.

Eine Lüge ist kein Grund für solch eine harte Sanktion“, entgegnete James. Er war wütend.

Die Bestrafungen werden durch uns verhängt und ausgeführt. Es hat Euch nicht zu stören, ob es eine harte, oder sanfte Strafe ist“, meinte Hernan, nun auch lauter.

Es hat mich zu interessieren, wenn es auf meinem Land geschieht.“

Es ist eine Angelegenheit der Jäger.“

Raus, Ihr verschwindet von meinem Anwesen Herr von Epjeskess und, wenn ich Euch noch einmal hier sehe, werde ich Euch jagen“, drohte James und schritt davon.

Eilig ging er zu Cassandras Gemach und klopfte an. Sie gab keine Antwort. Er wollte hineingehen, aber ihre Tür war verschlossen. Die Magd kam dazu und hielt das Jod in ihren Händen.

Margret, bitte versucht Lady Cassandra zum Öffnen der Tür zu bewegen“, bat er sie. Sie nickte und klopfte an.

Lady Cassandra, ich habe Jod für Eure Wunden, bitte öffnet die Tür“, sagte die Margret laut. Doch wieder kam keine Reaktion. Die Magd klopfte eindringlicher.

Bitte Mylady. Ich möchte Euch nur helfen“, sagte sie ehrlich. James klopfte.

Cassandra bitte lasst uns ein. Wir wollen Euch bloß helfen“, sagte er laut. Er lauschte, ob sie sich vielleicht regte.

Sie wimmerte leise, scheinbar weinte sie.

Verschwindet, lasst mich allein“, schluchzte sie.

Ich werde nicht gehen, bevor ich Euch angesehen habe“, erwiderte er.

Die Laken raschelten und er hörte federleichte Schritte. Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht und Cassandras tränennasses Gesicht erschien an der Tür.

Ihr habt mich nun gesehen, bitte geht jetzt“, sagte sie leise und war dabei die Tür wieder zu schließen. James nahm Margret das Jod ab und drängte sich in das Gemach.

Ich werde Eure Wunden versorgen, danach gehe ich“, erwiderte er entschlossen und verschloss die Tür hinter sich. Langsam ging die Jägerin zurück zum Bett. Der Graf ging neben ihr her und stützte sie vorsichtig.