KAPITEL DREIUNDZWANZIG

In dem uns potenzielle Serienkiller in ihrem Van mitnehmen

 

»Ich versteh das nicht. Ich hab rausgeguckt, so etwa zwei Sekunden vorher, und da war er noch da, Alter, ich schwör’s.«

»Zwei Sekunden«, wiederhole ich.

»Ich schwör’s!«

»Rekapitulieren wir das Spiel. Hmmm, oh, sieht aus, als ob Gonzo vielleicht so damit beschäftigt war, Rotkäppchen auszuräuchern, dass er vergaß. Auf den. Verdammten. Bus. Aufzupassen!«

»Tut mir leid«, sagt er und lässt seinen Kopf hängen wie ein kleines Kind, das eben versehentlich auf deinen Teppich gepieselt hat.

»Schauen wir uns mal nach’n paar Zeichen der Zivilisation um.«

Wir befinden uns auf einer schmutzigen Schotterstraße am Arsch der Welt. Bisher sind wir an einer Farm vorbeigekommen, die zum Himmel stinkt, an ein paar Baumwollfeldern und an vier antiken Traktoren, die ihre rostige Haut in die Sonne strecken. Es ist helllichter Tag und die stechende Hitze macht meinem Nacken schwer zu schaffen.

»Ruf noch mal nach ihr«, sagt Gonzo.

»Hab’s versucht. Sie kommt nicht.« Ich habe in der Minute begonnen, nach Dulcie zu rufen, als wir kapiert hatten, dass der Bus wirklich weg ist und wir auf uns selbst gestellt sind. Aber vermutlich nimmt sie die Aufforderung, mich allein zu lassen, ernst.

»Wo sind wir denn überhaupt?«

»Ich weiß nicht«, sage ich und wische mir den Schweiß von der Stirn. »Irgendwo in Mississippi. Scheiße!« Ich kicke einen Stein von der Straße und er holpert in einer Wolke aus Staub davon.

Gonzo fängt an zu husten. »Ich kann nicht richtig atmen, Alter.«

»Krieg hier bloß keine Panikattacke!«, warne ich ihn.

»Tu ich nicht«, fiepst Gonzo und versucht einen Hustenkrampf zurückzuhalten, der aber trotzdem aus ihm herausbricht. »Schau, ich will nur eben mal meine Mom anrufen«, sagt er und fuchtelt mit seinem Handy herum.

»Ja. Unbedingt. Ohne Moms Hilfe würden wir doch keinen weiteren Schritt schaffen.«

Gonzo ignoriert meine höhnische Bemerkung. »Du hast gesagt, falls ein Notfall eintritt, Amigo. Und das zählt als Notfall, stimmt’s?« Bevor ich ihn aufhalten kann, drückt er die Ziffer eins der Kurzwahl und innerhalb einer Sekunde höre ich ihn sagen: »Mom? Mamí. Sí. Es Gonzo. Mensch Mom, wein doch nicht. Mir geht’s gut. Ehrlich.«

»Ja, Mom«, spreche ich in die Luft. »Wir sind nur am Arsch der Welt hängen geblieben und haben keine Ahnung, wo wir sind und wie wir hier rauskommen. Alles prima! Ich wollt, du wärst hier!«

Gonzo entfernt sich von mir. »Hör zu, Mom, wir brauchen ein bisschen Geld … Was? Ich klinge krank? Nein. Mir geht’s gut.« Er hustet. »Nur die trockene Luft hier. Nein, Mom, keine Lungenentzündung. Nein, ich … ja, ich hab meinen Inhalator. Die Verordnung ist nicht älter als drei Monate. Meinst du, ich sollte ihn nachfüllen lassen?«

»Wir werden alle sterben! Sterben! Sterben!« Ich lege die Hände um meinen Hals, strecke die Zunge heraus und falle zuckend zu Boden.

Er deckt das Mikrofon seines Telefons mit der Hand ab. »Alter, dieser Scheiß ist nicht besonders lustig. Mom? Was meinst du damit: Die Tests sind nicht eindeutig?«

Ich kann nicht länger zuhören und gehe von der Straße runter. Ich lasse die langen, hochgewachsenen Halme des kühlen Grases durch meine Finger gleiten. Ein paar Rinder grasen auf der Weide. Sie schauen auf, kauen, aber ich bin kein Futter, also ignorieren sie mich. Zentimeter für Zentimeter nähere ich mich einer Kuh. Sie hat große feuchte Nasenlöcher, mit denen sie die Luft um mich herum abschnüffelt. Mit dem Schwanz verscheucht sie die Fliegen. Nun stehen wir uns Nase an Nase gegenüber. Sie scheint zahm zu sein, und ich strecke die Hand aus, um ihr sonnenwarmes Fell zu streicheln. Sie lässt mich gewähren, mampft weiter Gras und ich gleite mit der Hand über ihren breiten Rücken.

»Und nu, du verrückte Kuh?«, sage ich.

»Cameron!« Gonzo ruft nach mir.

»Bis später, Bessie«, sage ich zur Kuh, die als Antwort ein weiteres Maul voll Gras nimmt.

Als ich Gonzo erreiche, geht er auf und ab und sein Gesicht ist schweißnass. »Ich wusste es: Nie im Leben hätte ich auf diesen Trip mitkommen sollen«, sagt er und guckt, als ob ihm zum Heulen zumute ist. »Meine Mom hat gesagt, dass sie beim Röntgen diesen Fleck auf meiner Lunge gefunden haben. Es könnte nur ein Pünktchen auf dem Film sein oder eine Zyste – es könnte aber auch was wirklich Schlimmes sein, Krebs oder mutierte Viren oder Bakterien.«

»Oder es könnte deine Mom sein, die wegen nichts ausflippt.«

Ich reiche ihm die Hand, aber er kriecht rüber ins Gras zu seinem Rucksack und kramt den Inhalator hervor. Er saugt die Luft tief ein, aber es dauert eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hat. Dann steht er auf. »Ein Fleck! Das klingt gar nicht gut. Was kann das bedeuten, was glaubst du?«

Ich fasse Gonzo ein bisschen zu fest an der Schulter, weil er mich wütend macht. »Ich hab schlechte Nachrichten, Mann. Du wirst weiterleben. Find dich damit ab.«

Er windet sich aus meinem Griff. »Ich glaub, wir sollten umkehren, Cameron.«

»Kommt nicht in die Tüte. Ich geh nicht zurück.«

»Ich kann nicht allein zurückgehen, Alter. Ich könnte unterwegs sterben.« Er nimmt wieder einen tiefen Zug aus dem Inhalator.

»Du bist hier nicht derjenige, der stirbt, Gonzo!« Ich würde ihm am liebsten einen Arschtritt geben, der ihn bis nach Florida befördert. Er wirft mir diesen mitleiderregenden Dackelblick zu, der meine Karatefantasie im Keim erstickt. »Macht sie das nicht ständig?«

»Was meinst du?«

»Dich zu Tode erschrecken?«

»Sie passt auf mich auf, okay? Du kennst sie nicht, Cameron. Ich hätte sie niemals so verlassen dürfen. So wie mein Dad.«

»Hast du jemals dran gedacht, dass dein Dad einen Grund gehabt haben könnte, sie zu verlassen?«

Er kickt ein Steinchen über den Weg. Es fliegt seitwärts ins hohe Gras und verschwindet. »Mich.«

»Vielleicht warst du’s nicht.«

»Sie ist das Beste in meinem Leben. Ich weiß das.«

Ich sollte einfach mein Maul halten. Aber ich bin so stocksauer – wegen dem Bus, wegen der Kühe, wegen Gonzos verrückter Mutter, wegen allem –, dass ich alles einfach kurz und klein hacken könnte. »Also gut, dann ist das ganz schön traurig. Hast du jemals dran gedacht, dass vielleicht das Beste in deinem Leben sein könnte, dich von ihr loszureißen, bevor sie dich zu einem totalen Psychokrüppel macht?«

Gonzos rechtes Auge zuckt. Seine Mundwinkel erschlaffen. Und dann rast er in voller Fahrt auf mich zu. »Halt einfach dein Maul, Mann, halt dein verdammtes Maul! Du weißt nicht, wovon du sprichst!«

Er platziert einen sauberen Schlag in meiner Magengegend und das tut weh. Ich krümme mich vor Schmerz.

»Sag, dass es dir leidtut, pendejo

»’tschuldigung«, röchle ich.

Er weicht zurück, ist aber noch beleidigt. »Meine Mom hat viel aufgegeben, um mich großzuziehen. Eigentlich wollte sie Sängerin werden.«

»Okay, ich glaub dir.« Als ich wieder stehen kann, reiche ich ihm den Rucksack. Er schultert ihn wütend.

»Hast du sie gebeten, das zu tun?«

»Gebeten, was zu tun?«, sagt er und macht einen kleinen Hüpfer, um seinen Rucksack zurechtzurücken.

»Für dich ihr Leben aufzugeben.«

Für einen Augenblick ist er verwirrt. »Darum geht’s nicht. Hör mal, Alter, vergiss es einfach.«

»Schon geschehen.«

Wir laufen los. Auf dem Feld sehe ich die alte Dame aus dem Krankenhaus, Mrs Morae. Sie sitzt in einem Sessel, hält sich an ihrem Infusionsständer fest, als ob sie an einer Bushaltestelle warten würde. Ihr Blick ist ernst. »Pass auf dich auf«, warnt sie.

»Das werd ich«, sage ich.

Sie lächelt mich an. »In einem Haus am Meer und die Luft duftet nach Lilien.«

»Mit wem sprichst du denn, Alter?« Gonzos Gesicht erscheint direkt vor meinem. Ich schiele nach rechts, aber die alte Lady ist verschwunden.

Meine Beine kribbeln wie Feuer. »Mit niemandem«, sage ich. »Halt einfach Ausschau nach einem Wagen oder einem Bus, nach irgendwas anderem jedenfalls als Steinen und Staub.«

Wir schlendern die Schotterstraße entlang, bis wir auf eine alte, asphaltierte Straße stoßen, an der wenigstens ein Wegweiserschild steht. Aber weit und breit ist kein Wagen zu sehen.

Gonzo ärgert sich immer noch. »Ich hatte mit acht ne Blinddarmentzündung, und sie musste ein Vorsingen unterbrechen, um mich schnell in die Notaufnahme zu bringen. Okay?«

»Sicher ist sie eine gute Mutter.«

»Sie ist großartig, eine großartige Mom. Wenn wir in die nächste Stadt kommen, steig ich aus. Ich geh zurück, Alter. Wenn die Welt untergeht, geht sie eben unter. Du bist auf dich allein gestellt.«

»Meinetwegen. Suchen wir erst mal weiter, einverstanden?« Ich laufe links, Gonzo rechts.

Ich fühle mich, als ob ich Steine verschluckt hätte. Meine Muskeln tun weh und meine Beine sind schwer. Die Luft stinkt nach Kuhmist, Traktorabgasen, Straßenstaub, Blumen und nach noch irgendwas. Meine Augen schmerzen und meine Kehle kratzt. Rauch. Vielleicht brennt ein Feld. Ein kleines Buschfeuer. Warum aber richten sich meine Nackenhaare langsam auf?

Ich wirble herum und suche die Ursache. In der Ferne flimmert Gonzos Silhouette, verzerrt von den Hitzeschlieren, die von der Straße hochsteigen. Ich beginne laut nach ihm zu rufen. Als sich entlang der Straße plötzlich kleine Löcher im Boden auftun, springe ich zur Seite. Ich höre ein Zischen aus dem Untergrund, und bevor ich einen Warnruf ausstoßen kann, platzt der Asphalt mit der Kraft eines Geysirs auf. Dampf, Rauch und Flammen schießen zum Himmel. Die Wucht stößt mich einige Meter zurück. Ich schlage hart auf und spüre einen stechenden Schmerz. Mein Hemd ist zerrissen und mein Rücken vom Straßenbelag zerschunden. Einer nach dem anderen kriechen die Feuerriesen aus der aufgebrochenen Straße und richten sich auf. Während ich nach Luft schnappe, wachsen sie auf vielleicht zweieinhalb Meter Größe an und gehen in Stellung wie richtige Soldaten. Der Weg vor uns ist von einem orangefarbenen Hitzewall versperrt.

»Gonzo!«, brülle ich. Ich kann ihn nicht sehen. Das Licht ist zu grell.

Die Feuerriesen starren mit bösem Blick auf mich herab. Ich habe keine Ahnung, wie man gegen diese Kerle kämpft. Auf der Straße liegt ein Stock. Ich nehme ihn und schwinge ihn vor mir wie Star Fighter. Die Feuerriesen scheint das zu amüsieren. Mit schauerlichem Gelächter werfen sie ihre Köpfe zurück. Einer von ihnen lässt seinen Kopf nach vorne schnellen und windet seine Zunge schlangengleich um das Stück Holz. Rote Glut schießt durch den Stock. Ich schleudere ihn weg und er zerfällt mit einem Zischen.

Mehrere der Kerle schleichen auf allen vieren heran und beschnuppern mich. Einer knurrt. Jetzt wird’s ernst. Meine Haut ist heiß von ihrem Atem. Plötzlich halten sie an. Ein Wagen nähert sich. In der Windschutzscheibe spiegelt sich das Sonnenlicht. Ich muss die Hand vor die Augen halten, um nicht geblendet zu werden.

»Hey!«, schreie ich und winke heftig. »Hierher! Helft mir!«

Ich versuche, in Richtung des Fahrzeugs zu kriechen, aber die Feuerriesen stoßen mich zurück. Als ich auf den Asphalt stürze, schreie ich vor Schmerzen auf. Ich will aufstehen, aber ich schaffe es nicht.

»Gonzo!«, krächze ich.

Ein Feuerwesen reißt mir die Lippen auseinander und legt seinen Mund auf meinen. Es atmet aus und füllt meine Lungen mit beißendem Rauch. Mein Körper bebt. Irgendjemand drückt rhythmisch gegen meine Brust.

»Piepsen Sie Dr. Xavier an!«, ruft Glory. Ich liege auf einer fahrbaren Krankentrage und sehe die Neonlichter an der Decke über mir vorbeirauschen. Mom läuft an der Seite mit und versucht, mit einer Hand den Metallrahmen festzuhalten. Sie sieht besorgt aus. Ich werde durch Schwingtüren gestoßen. Noch mehr Lichter. Sie tun meinen Augen weh. Mein Gott, ich habe solche Schmerzen. Als ob ich mit Streichhölzern angezündet worden bin.

Ich kämpfe drum, wieder klar denken zu können.

»Das Absauggerät, sofort!«, ruft jemand. Und dann höre ich immer und immer wieder meinen Namen.

»Cameron!« Es ist Gonzo, der brüllt. Er rennt die Straße entlang. »Alter – pass auf!«

Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich auf der Landstraße 44 liege und ein Van direkt auf mich zufährt. Ich presse die Augenlider zusammen. Ein quietschendes Geräusch bremsender Reifen. Der Gestank von verbranntem Gummi, heißem Benzin und Motoröl. Als ich die Augen öffne, liegt mein Kopf ein paar Zentimeter vor der Stoßstange. Füße rennen auf mich zu.

»Ist er okay?« Direkt neben mir kniet ein Mädchen. Sie ist hübsch und wie eine Art Neohippie gekleidet. Auf ihrem T-Shirt steht KIGSNAB KREUZRITTER.

Ein Typ mit einer Baseballmütze kommt angelaufen und untersucht mich, leuchtet mir mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen und überprüft meine Pupillen. Er hat das gleiche KIGSNAB-Shirt an wie das Mädchen. Sie tragen alle diese Hemden. »Du hast Glück, dass du nicht tot bist, mein Freund. Kannst du aufstehen?«

Der Typ hilft mir auf die Beine, aber ich zittere am ganzen Körper und muss mich beim Gehen auf ihn stützen.

»Langsam, langsam, mein Freund. Kommst du aus der Gegend? Wo sind deine Eltern?«

Gonzo kommt angerannt. »Heilige Scheiße!«, ruft er. »Bist du okay, Alter?«

Der Typ mit der Baseballmütze runzelt die Stirn. »Mein Freund, darf ich dich bitten, auf deine Worte zu achten. Es sind Damen zugegen.«

Gonzo guckt, als ob ihm gerade jemand die Schokolade aus seiner Lunchbox geklaut hat. »Oh, sicher. ’tschuldigung.«

»Ich denke, ihr solltet mit uns kommen«, sagt der Typ und wendet sich wieder an mich. »Bei uns gibt’s einen Arzt, der sicherstellen kann, dass du keine Gehirnerschütterung oder was anderes Schlimmes hast, okay?«

Ich nicke, und das fühlt sich an, als ob mit einem winzigen Revolver in meinen Schädel geschossen wird und die Kugeln überall dort drin herumschwirren.

»Wie heißt du, mein Freund?«

»Warum wollen Sie das wissen?«, fragt Gonzo.

Der Typ hebt die Hände. »Ich möchte nur helfen, mein Freund.«

»Ich bin Cameron«, sage ich, »und das ist Gonzo.«

»Ich heiße Daniel.« Er schüttelt meine Hand und auch das tut weh. Er stellt uns die anderen vor, einschließlich dem Hippiegirl, das Ruth heißt. »Ich muss den Wagen fertig machen. Nur’n paar Dinge umräumen. Bin gleich zurück.«

Gonzo packt meinen Arm, und ich könnte vor Schmerz aufschreien, so weh tut die Haut. »Cam, Alter, ich glaub nicht, dass wir in den Wagen steigen sollten. Wir kennen diese Typen nicht. Sie könnten Serienkiller sein.«

»Das sind keine Serienkiller. Sie tragen die gleichen T-Shirts

»Denk mal nach: Wer fährt denn Vans, hä? Die Mütter von Fußballspielern und Serienkiller. Und sie wollen ›den Wagen fertig machen‹. Fertig wofür?«

»Du halluzinierst.«

»Ich steig nicht in den Wagen, Alter.«

Der Straßenstaub brennt in meinen Augen. Ich bin hungrig und müde und der Schreck sitzt mir in allen Gliedern. »Dann bleib hier. Ich fahr mit.«

Ein lächelnder Daniel schlendert herüber und legt den Arm um meine Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Wir kümmern uns gut um dich, Cameron.«

»Wir haben ein paar Snacks im Wagen«, sagt Ruth. »Wette, du könntest eine Stärkung gebrauchen.«

Sie schnallen mich auf einem Sitz hinten im Wagen an. Gonzo steht mit panischem Blick immer noch am Straßenrand. »Cameron, meinst du nicht, wir sollten hier warten, bis dein Onkel und deine Tante vorbeikommen und uns abholen? Du weißt, dein Onkel und deine Tante, die jede Minute hier eintreffen müssten.«

»Sie können euch in der KIGSNAB abholen«, sagt Daniel. »Kein Problem.« Ich weiß nicht, was eine KIGSNAB ist, und es ist mir auch egal. Jetzt, im Augenblick, möchte ich nichts anderes, als ein Fass Wasser austrinken und zwei Tage schlafen. Ich kann kaum mehr den Kopf aufrecht halten.

Daniel reicht Gonzo die Hand. »Kommst du, mein Freund?«

Ruth lächelt. »Wir nehmen dich mit zum Bowlen.«

Gonzos Gehirn läuft heiß, weil er nicht weiß, welcher Gedanke ihm schlimmer erscheint: mit einem Haufen potenzieller Serienkiller im Van zu sitzen oder in Gottalleinweißwo, Mississippi, verlassen am Straßenrand zu stehen. Ich beschließe, dass Potenzielle Serienkiller ein guter Bandname ist, und gelobe, dass ich, wenn ich geheilt bin, diese Band gründen werde.

»Okay«, sagt Gonzo und klettert schließlich in den Wagen. »Aber ich möchte an der Tür sitzen.«