DISKURS XCVII
Darin der Schatz von Philos Ptetès endlich ans Licht kommt und die geschickten Kniffe seines einstigen Hüters offenbar werden.
»Geht doch zum Teufel, ihr und eure Fetzen Altpapier. Diesmal möchte ich den Gestank dieser Lumpen nicht mal von weitem riechen«, sagte Kemal sofort und verkündete, er würde Schoppe und Naudé Gesellschaft leisten, um nicht schon wieder Zeit mit dem Papierkram von Philos Ptetès zu verlieren. Er spuckte aus, drehte sich auf dem Absatz um und verließ uns kurzerhand.
Wir waren nur noch zu dritt: du, dein verkleidetes Weib und ich. Nur du wusstest nicht, wie gut ich sie kannte. Ihre vielen Masken konnten von einem Augenblick zum anderen fallen, ich hätte sie in deiner Gegenwart bloßstellen und tausenderlei Erklärungen verlangen, sie ohrfeigen und demütigen können. Doch sie blieb gleichgültig, wie es nur manche Frauen angesichts der größten Gefahr vermögen.
Wir gingen los, und du zeigtest auf ein kleines Gebäude im höher gelegenen Ortsteil, ein primitiver Unterschlupf für Fischer, der sich zwischen anderen kleinen Häuschen an den Fels duckte.
»Wollt Ihr mir nichts erklären?«
»Kommt, macht schnell, seht selbst«, antwortetet ihr beide knapp, um Atem für das Laufen zu sparen.
|643|Die Eingangstür stand weit offen, und wir traten ein.
»Wie bist du auf die Idee gekommen, in diese Hütte zu gehen?«, fragte ich. »Und außerdem frage ich mich … ach so, jetzt verstehe ich.«
Du hattest mir gezeigt, was an der Tür hing und zunächst nicht sichtbar gewesen war, weil die Tür sich nach innen öffnete: ein Zettel mit einem in schöner Handschrift geschriebenen Buchstaben.

Schwer zu sagen, seit wann er hier hing. Über der Tür befand sich ein kleines Vordach, das sie vor dem Regen schützte, außerdem lag das schmale Gässchen, über das man zu der elenden Behausung gelangte, wegen der dicht nebeneinander stehenden Häuser und der Klippe im Windschatten.
»Atto hat eine gute Witterung. Er hat mich überredet, in diese Richtung zu gehen und schon standen wir vor der Tür mit dem Zettel«, erklärte Barbara. »Atto hat mir alles über die Karte erzählt.«
Die Entdeckung dieses letzten Zettels hatte dich bewogen, deiner verkleideten Geliebten von unserer Schatzsuche zu erzählen. Du rissest den Zettel hastig von der Tür und ließest ihn achtlos auf den Boden fallen, wobei du mir einen sibyllinischen Blick zuwarfst.
Dann zeigtest du mir, was ihr in diesem erbärmlichen Loch entdeckt hattet.
»Wenn man dieses Häuschen von unten sieht, zum Beispiel vom Strand aus«, sagtest du, »bemerkt man, dass es mehrere Fenster hat, die aufs Meer blicken. Hier drinnen dagegen findet man nur eines.«
»Ja, und?«
»Das bedeutet, dass das Haus eine Zwischenwand hat. Hinter dieser Mauer, in die der Kamin gebaut ist, muss es einen Hohlraum mit weiteren Fenstern aufs Meer geben.«
»Ihr habt recht«, sagte ich nach einer Weile, »aber wie können wir …«
Ohne mich ausreden zu lassen, nahmst du mich energisch am Unterarm |644|und führtest mich zu der verdächtigen Wand. Neben dem Kamin angekommen, blieb ich stehen.
»Noch einen Schritt, Signor Secretarius«, sagtest du amüsiert lächelnd, ohne meinen Arm loszulassen.
Ich wagte einen nächsten Schritt und spürte, wie ich in die Tiefe stürzte.