Der Bus

Der Bus war ein finsteres Rattenloch, irgendwo in der hintersten Ecke von Weiß. Niemand mit Geschmack und Verstand hätte sich freiwillig hierher begeben. Zumindest nicht in einer normalen Stadt. In Weiß dagegen war der Bus angesagt. Ein absoluter Szenetreffpunkt. Sofern man von einer Szene sprechen konnte.

Der Bus war eigentlich immer geöffnet und da es keinen Fahrplan gab, konnte man sich nie so sicher sein, wohin die Reise ging. Manchmal endete sie im Krankenhaus, manchmal auf dem Fußboden in einer Pfütze aus Bier oder Erbrochenem und manchmal, aber eher selten, schafften es die Fahrgäste sogar, heil nach Hause zu gelangen.

Ich selbst war früher ein paar Mal im Bus, mit Simon und seinen Freunden, zu der Zeit, als die Welt noch einigermaßen in Ordnung war. Wir waren damals noch nicht volljährig, aber das kümmerte hier niemanden. Man brauchte weder einen Fahr- noch einen Führerschein, um sich hier zu besaufen.

Der Besitzer des Busses hieß Riko. Er stammte nicht aus Weiß, sondern war ein Zugezogener. Und er hatte die schlimmsten Zähne, die ich je gesehen habe. Eigentlich waren es nicht viel mehr als schwarze, verfaulte Stumpen, anhand derer man erraten konnte, was Riko in den letzten drei Wochen zu Mittag gegessen hatte. Jeder normale Mensch hätte sich für solche Zähne geschämt. Aber nicht so Riko. Der zeigte seine Zähne andauernd, lachte viel und laut. Mit offenem Mund.

Ich hatte schon als Kind Angst vorm Zahnarzt. Die ganzen Geschichten über Bohrer und Spritzen und kleine Bakterien, die Löcher in meine Zähne schlugen, um anschließend darin zu wohnen, trieben mir immer den Schweiß auf die Stirn. Dementsprechend beschloss ich, meine Zähne stets ganz besonders ordentlich zu putzen. Damit ich nie zu so einem Arzt musste. Das habe ich bis heute durchgehalten.