Die Grubenbauer-Jungs

Die Grubenbauer-Jungs waren im Grunde genommen zwei harmlosere Miniaturausgaben von Kneif. Das soll nicht etwa heißen, dass die beiden harmlos gewesen wären, ganz im Gegenteil. Ihre Harmlosigkeit ergab sich bloß in einem direkten Vergleich zu Kneif, da der in Sachen Gefährlichkeit einfach konkurrenzlos war.

Die Grubenbauer-Jungs waren Zwillinge. Ich hörte mal, dass es eigentlich drei Jungs hatten werden sollen, der dritte es allerdings nur in Form eines eingewachsenen Fötus aus dem Mutterleib geschafft hatte. Ich vermute, dass einer der beiden lebenden Jungs, das kleinere, schwächere Geschwisterchen wahrscheinlich noch im Mutterleib gefressen hat und diesen seitdem in seinem Inneren mit sich herumtrug.

Für eine akzeptable medizinische Erklärung reicht diese Vermutung natürlich nicht aus, aber trotzdem kann man die einleuchtenden Aspekte meiner Theorie nicht außen vor lassen. Abgesehen davon ist das alles hier ohnehin lediglich Spekulation, denn ich weiß nicht einmal, ob die ganze Sache mit dem eingewachsenen dritten Zwilling, der dann ja eigentlich ein Drilling wäre, überhaupt stimmt.

Wie auch immer, die Grubenbauer-Jungs waren schreckliche Nervensägen. Wenn sie in ihren sadistischen Leidenschaften auch noch nicht ganz so extravagant waren wie Kneif, gelang es ihnen doch das ein oder andere Mal, ihren Mitmenschen gehörig den Tag zu versauen. Du kennst sicher all diese boshaften und nervigen Kinderstreiche, wie etwa die angezündete Hundescheiße auf der Türschwelle oder den Sekundenkleber unter der Türklinke. Diese Beispiele kannst Du augenblicklich wieder vergessen. Die Grubenbauer-Jungs gingen nämlich keinesfalls derart subtil vor. Ihr Metier waren die Steine.

Sie liebten große Steine, kleine Steine, spitze Steine, runde Steine und flache Steine. Hauptsache Steine. Und diese Steine liebten sie so sehr, dass sie sie scheinbar unbedingt mit ihren Mitmenschen teilen wollten. So warfen sie die Steine nach Autos, nach Katzen, nach Vögeln, nach kleinen Mädchen, nach alten Leuten, nach Milchflaschen, die der Milchmann wie in alten amerikanischen Filmklassikern vor die Eingangstüren stellte, und letztendlich sogar, und vor allen Dingen, auch nach mir.