8
Ihre
Aufgabe als Lernbegleiter
In diesem
Kapitel




Wenn Sie regelmäßig Fachzeitschriften für
Training und Weiterbildung lesen, werden Sie festgestellt haben,
dass in letzter Zeit ein subtiler semantischer Kampf um Begriff und
Selbstdarstellung der Trainerbranche tobt. Aufbauend auf den
Definitionen in Kapitel 2 möchte ich in diesem Kapitel die
verschiedenen Berufsbezeichnungen weiter erhellen, damit Sie sich
nicht allzu sehr in diesen Streit um Begriffe verwickeln lassen.
Meiner Meinung nach geht es darum, was man tatsächlich tut, und
nicht darum, welchen Namen man sich gibt. Es ist gleichgültig, ob
Sie sich Trainer, Lernbegleiter, Facilitator, Teammoderator oder
sonst wie nennen, solange Sie sich klar darüber sind, dass Ihr
Gegenüber ein Lernender ist.
Ich bleibe beim Begriff »Trainer« und
gebe in diesem Kapitel Antwort auf folgende Fragen: Was macht ein
Trainer? Welche Kompetenzen zeichnen einen guten Trainer aus?
Worauf muss ein Trainer achten, wenn er Lernaktivitäten anleitet?
Wie kann man die aktive Mitwirkung der Teilnehmer, die für den
Lernerfolg zentral ist, erfolgreich fördern?
Training, Moderation und Präsentation: Was ist der
Unterschied?
Ich habe mal ein Seminar mit einem
Co-Trainer durchgeführt, der ziemlich beleidigt war, als ich ihn
als Trainer bezeichnete. Er selbst nannte sich Facilitator. Merkwürdiger Begriff, denn er tat dasselbe
wie ich: Er gab Informationen in kleinen Portionen, moderierte die
Diskussion, ermunterte die Teilnehmer, führte Kleingruppen- und
Großgruppenaktivitäten durch und sorgte dafür, dass die Teilnehmer
die geforderten Kenntnisse auch tatsächlich erwarben und die
Anforderungen des Klienten erfüllten.
Man trifft eben manchmal Menschen wie
diesen Herrn, die sich mit Titeln schmücken, statt sich einfach
klarzumachen, welche Funktionen sie in ihrer Tätigkeit ausüben. Die
Bedeutung mancher Wörter findet man nicht im Wörterbuch, sondern
erst die Menschen erfüllen die Wörter mit Sinn. Ich vertrete, wenn
es um Definitionen geht, also eine pragmatische Sichtweise und
versuche, die Begriffe mit Sinn zu füllen.
Beachten Sie, dass sich dieses Kapitel
besonders auf die Rolle eines Trainers als Lernbegleiter oder
Facilitator bezieht.
Sind
Sie Trainer oder Facilitator?
Junge Kollegen fragen manchmal nach dem
Unterschied zwischen den Rollen eines Trainers und eines
Facilitators. Julius E. Eitington definiert sie in seinem Buch
The Winning Trainer folgendermaßen:


Wie Sie sehen, hält Eitington die beiden
Begriffe für austauschbar, weil die Aufgaben eines Trainers und
Facilitators identisch sind. Dem schließe ich mich an. Doch ich
möchte der Begriffsverwirrung noch ein wenig auf den Grund
gehen.
Manche Leute sind sich nicht bewusst,
dass der Begriff »Training« bereits die Definitionen der Theorie
des Erwachsenenlernens in sich trägt. Er geht davon aus, dass ein
guter und erfolgreicher Trainer über ein bestimmtes Wissen und eine
Reihe von Fähigkeiten verfügt.
Vielleicht war es früher einmal so, dass
Trainer vor allem »Vorleser« und reine Wissensvermittler waren und
damit einem herkömmlichen didaktischen Lernmodell folgten. Doch mit
Malcolm Knowles und der Andragogik begann sich in den 60er-Jahren
das Bild zu verändern. Um noch mehr Verwirrung zu stiften,
verwechseln manche den Unterricht und die Lehre an Akademien,
Fachhochschulen und Hochschulen mit Training. Es mag zwar stimmen,
dass viele Dozenten gut daran täten, ihren Unterricht mehr auf den
Grundsätzen des Erwachsenenlernens aufzubauen, und dass es viele
Trainer gibt, die sich an ihre Studienjahre nur zu gut erinnern
können und ihre eigene berufliche Tätigkeit bewusst davon abgrenzen
wollen. Deshalb entsteht vielleicht auch das Bedürfnis nach
unterscheidenden Begriffen wie Facilitator. Doch ein Trainer
ist ein Facilitator. Oder um genauer zu
sein: Ein erfolgreicher Trainer ist ein
Facilitator.
Ich füge noch eine weitere Dimension
hinzu: Referent. In Kapitel 2 steht folgende Definition:

Klingt wie ein nicht erfolgreicher
Trainer. Doch, halt. Trainer referieren. Sie müssen neues Wissen
und neue Informationen irgendwie vortragen oder präsentieren, oder
was gäbe es sonst zu lernen? Begleiten Trainer nur die autonomen
Lernprozesse der Teilnehmer? Nein.
Sie tun selbstverständlich beides: Sie
begleiten die Lernaktivitäten und sie bieten Wissen an. Ein
effektiver Trainer stellt sicher, dass seine Art der Präsentation
kein trockenes Referat ist, sondern das Lernen erleichtert. Wer als
Trainer vor einer Gruppe von Teilnehmern steht, muss mindestens
zwei Schlüsselkompetenzen in sich vereinen:


Beide Anforderungen gehören zu dem
Beruf.
Geheimnis gelüftet! Ein Trainer ist
Facilitator und Referent. Ein erfolgreicher
Trainer versteht sich auf beide Rollen und vereint beide
Kompetenzen in sich. Wenn Sie als Trainer glauben, dass




dann sind Sie höchstwahrscheinlich ein
Befürworter partizipativer Lehrmethoden und
setzen alles daran, Prozessbegleitung und Wissensvermittlung zu
integrieren. Sie sind ein erfolgreicher Trainer.
Präsentationen lebendig gestalten
Als Trainer muss man Informationen
präsentieren. Manchmal besteht die
Präsentation in nichts anderem als dem Vortragen von Unterlagen,
damit die Teilnehmer etwas lernen. Als guter Trainer muss man auch
gut präsentieren können. Spezielle Präsentationstechniken wie
Blickkontakt, gekonnte Rhetorik und Körpersprache werden im
folgenden Kapitel näher erläutert. Doch denken Sie jetzt erst mal
an die klassischste Lehrmethode, die Sie sich vorstellen können.
Sie denken an ein Referat oder einen Vortrag? Genau!
Wie kann ein Trainer ein Referat halten
und dabei gleichzeitig seine Kompetenzen als Facilitator einsetzen?
Zuallererst, indem er sein Referat nicht Referat nennt! Nennen Sie
es Kurzvortrag oder Impulsreferat. Auch wenn Sie das nicht für so
wichtig halten, erinnert es Sie doch an die gebotene Kürze Ihres
Lehrvortrags.
Abgesehen von der Kürze können Sie
verschiedene Moderationstechniken einsetzen, um die Teilnehmer
aktiv zu beteiligen. Probieren Sie folgende Vorschläge einmal
aus:




















Es gibt also viele Möglichkeiten, eine
Präsentation interessant und interaktiv zu gestalten. Stellen Sie
sich darauf ein, auch bei einem Vortrag als Moderator zu
agieren.
Erfolgreich trainieren und moderieren
Trainer bewegen sich auf einem schmalen
Grat: Sie sind anpassungsfähig, behalten aber gleichzeitig die
Tagesordnung im Blick, sie zeigen Initiative und gehen gleichzeitig
auf die anderen ein, sie sind für die Inhalte und zugleich für den
Gruppenprozess und den Diskussionsverlauf verantwortlich. Sie
müssen sich den verschiedenen Lerntypen im Seminar anpassen und den
verschiedenen Forderungen aller Teilnehmer gerecht werden. Wie
schaffen sie das alles?
Den Teilnehmern das Lernen zu ermöglichen
und das Curriculum den Teilnehmerbedürfnissen anzupassen, ist dabei
sicher die Hauptaufgabe des Trainers. Ich betone in diesem Buch
deshalb immer wieder, dass es beim Training vor allem um die
Lernenden geht. Das Ziel besteht nicht darin, Aktivität und
Beteiligung um ihrer selbst willen zu fördern. Aktive Lehrmethoden
gibt es Hunderte (einige finden Sie in Kapitel 5). Oberstes Ziel
ist vielmehr der Wissenserwerb und Kompetenzzuwachs der Teilnehmer
zugunsten einer besseren Performance.
Für einen Trainer genügt es jedoch nicht,
alle Inhalte bereitzustellen und die Beteiligung der Teilnehmer zu
fördern. Wichtig ist, dass tatsächlich geübt und gelernt wird und
vor allem, dass der Lerntransfer gesichert wird. Das Gelernte muss
auch den Arbeitsplatz erreichen.
Dies wird durch einen empirischen
Lernprozess meistens am besten gewährleistet. Die Teilnehmer lernen
induktiv, das heißt, sie entdecken das Neue
für sich, indem sie mittels Aktivitäten Erfahrungen machen. Andere
Fachbegriffe dafür sind: Erfahrungslernen, Entdeckungslernen,
Action Learning, interaktives Lernen.
Die
wahren Geheimnisse erfolgreichen Trainings
Von Sivasailam
»Thiagi« Thiagarajan
Vor 25 Jahren hatte ich eine Idee,
mit der ich schnell reich werden wollte: Ich nehme die
Verfolgreichsten Trainer und Seminarleiter auf Video auf,
identifiziere allgemeingültige Verhaltensmuster und entwickle
daraus ein Trainingsprogramm, das auf diesen unbeirrbaren Techniken
beruht. Dann wollte ich mich auf einer wunderschönen Insel zur Ruhe
setzen.
Ich führte das Projekt tatsächlich
durch, schleppte eine schwere Videokamera mit mir herum und filmte
zehn verschiedene Trainer. Es waren hervorragende Trainer, doch
meine Analyse war enttäuschend: Ich fand einfach kein durchgängiges
Verhaltensmuster. Es war sogar noch schlimmer: Ein und derselbe
Trainer verhielt sich von einer zur anderen Sitzung völlig anders.
Um die Geschichte abzukürzen: Ich wurde kein Millionär, doch dafür
entdeckte ich die wahren Geheimnisse einer erfolgreichen
Präsentation: Sei inkonsistent! Oder um es positiv auszudrücken:
Sei abwechslungsreich, flexibel und anpassungsfähig!
Um das Geheimnis zu verstehen, sollte
man sich vor Augen führen, dass der Erfolg oder Misserfolg einer
Trainingsmoderation von sieben verschiedenen Dimensionen bestimmt
wird. Ich nenne sie auch Spannungsfelder, weil es jeweils zwei
extreme Ausprägungen davon gibt:







Ein erfolgreiches
Training ist ein Balanceakt. Wenn mich ein angehender
Facilitator fragt: »Soll ich diese Aktivität schnell oder langsam
durchführen?«, antworte ich nur: »Ja.« Wo genau innerhalb der
sieben Spannungsfelder man eine Aktivität ansetzt, hängt von
verschiedenen Faktoren ab: dem Aufbau und Zweck der Aktivität, der
Zahl und der Art der Teilnehmer. Das Geheimnis liegt darin, das
Gleichgewicht zwischen den Extremen zu finden. Ob ein
»Gleichgewicht« besteht, entscheidet jedoch die Wahrnehmung der
Beteiligten. Das Gleichgewicht zwischen Kollegialität und
Konkurrenz mögen Menschen in einem Ashram ganz anders beurteilen
als Börsenhändler.
Wie man
Spannungskopfschmerzen vermeidet. Man kann verschiedene
Taktiken anwenden, um Spannung aufzubauen oder zurückzunehmen. Um
beispielsweise das Lerntempo zu erhöhen, kann man eine Aktivität
schnell beginnen und zügig durchführen. Genaue Zeitvorgaben, die
auch eingehalten werden, bringen ebenfalls Tempo. Wenn man eher
Tempo herausnehmen will, verzichtet man auf Zeitvorgaben. Und wenn
ein Team früher fertig ist, besteht man auf der Überprüfung der
Arbeit. Führen Sie eine Art Qualitätskontrolle ein, die ein Team
für nachlässige Arbeit abmahnt.
Sie können sich für die anderen
Dimensionen eigene Techniken ausdenken. Beginnen Sie die
Aktivitäten immer mit Zuversicht. Beobachten Sie die Teilnehmer bei
ihrer Arbeit. Wenn die sieben Spannungsfelder optimal eingestellt
sind, brauchen Sie den Fluss der Aktivität nicht zu stören. Wird es
in einem Bereich auffällig, intervenieren Sie mit der richtigen
Technik. Tun Sie das schnell und so unauffällig wie möglich.
Beobachten Sie die Gruppe weiter und fahren Sie so fort.
Glauben Sie, ich könnte mit diesem
flockigen, aber eindringlichen Rat doch noch meine Million
verdienen?
Erfahrung ist der beste Lehrer
Empirisches
Lernen findet statt, wenn der Teilnehmer eine Aktivität
durchführt, diese noch einmal bespricht, das nützliche Wissen oder
die neu erworbene Fähigkeit identifiziert und das Gelernte an
seinem Arbeitsplatz anwendet. Der Baseballspieler Vernon Sanders
hat dazu einmal gesagt: »Die Erfahrung ist ein harter Lehrmeister,
denn zuerst kommt die Prüfung und dann erst der Unterricht.« So
funktioniert auch der Lernprozess, den Sie Ihr Leben lang Tag für
Tag durchlaufen. Was daraus folgt, ist – Lebenserfahrung.
Empirische Lernaktivitäten scheinen das,
was die Lebenserfahrung ausmacht, zu wiederholen. Die Teilnehmer
»erfahren«, was sie lernen werden, noch bevor sie darüber
sprechen.
Empirische Lernaktivitäten beruhen auf
folgenden Eigenschaften:





Das Modell des empirischen Lernzyklus von
W. Pfeiffer und J. E. Jones erklärt, welche Schritte eine Aktivität
enthalten sollte, damit ein Maximum an Lernen ermöglicht wird. Die
fünf Schritte sind: Erfahrung machen, Öffentlichkeit herstellen,
Erfahrung weiterverarbeiten, Erfahrung verallgemeinern, Gelerntes
anwenden.
Schritt 1. Erfahrung machen: Etwas tun
Das ist der erste Schritt, der in der
Regel mit einem »Spiel« oder einer Lernerfahrung assoziiert wird.
Die Teilnehmer sollen eine vorgegebene Aufgabe erfüllen. Wenn der
Prozess hier bereits endet, wird eine Lernchance vergeben und der
Trainer ist seiner Funktion nicht gerecht geworden.
Schritt 2. Öffentlichkeit herstellen: Beobachtungen
mitteilen
Der zweite Schritt besteht darin, dem
Lernenden die Chance zu geben, seine Erfahrungen, Erlebnisse und
Gefühle mitzuteilen. Der Trainer kann diese Phase auf verschiedene
Weise unterstützen: Sammlung der Daten in der Großgruppe, Austausch
der Teilnehmer untereinander in Kleingruppen, gegenseitige
Interviews, allgemeine Runde im Plenum.



Der Trainer beginnt üblicherweise mit
einer breit angelegten Frage und geht erst später ins Detail. Er
untersucht vielleicht die Wendepunkte und Entscheidungen, die das
Ergebnis beeinflusst haben. Diese Phase ist wichtig, weil sie den
Teilnehmern erlaubt, ihre Eindrücke und Gefühle mitzuteilen, die
wiederum dem Trainer wertvolle Rückschlüsse erlauben.
Schritt 3. Erfahrung weiterverarbeiten: Dynamik und Begriffe
interpretieren
In diesem Schritt werden die Muster und
Dynamiken diskutiert, die während einer Aktivität beobachtet
wurden. Um diese Phase zu diskutieren, werden vielleicht Beobachter
gebraucht. Als Trainer kann man Fragen stellen wie:




Der Trainer stellt zunächst wieder
allgemeine Fragen und geht dann ins Detail. In dieser Phase können
die Teilnehmer Hypothesen überprüfen und sich auf die Anwendung des
Gelernten vorbereiten. So kann der Trainer kontrollieren, inwieweit
die Teilnehmer etwas aus der Erfahrung gelernt haben.
Schritt 4. Erfahrung verallgemeinern: Mit der Realität in
Verbindung bringen
Die Schlüsselfrage in dieser Phase
lautet: »Und nun?« Die Teilnehmer werden dazu angeleitet, sich
bewusst zu machen, welche Situationen denen der Erfahrungssituation
ähneln. Damit wird die Aktivität in die Praxis überführt. Der
Trainer fragt zum Beispiel:





Diese Phase sorgt dafür, dass die
Teilnehmer begreifen, wofür der Lernprozess initiiert wurde. Die
Frage »Was ist, wenn ...?«, leitet über zur letzten Phase, der
Anwendung.
Schritt 5. Gelerntes anwenden: Effektive Veränderung
planen
Der letzte Schritt zeigt, warum die
Aktivität durchgeführt wurde: »Was jetzt?« Der Trainer hilft dabei,
die Übertragung auf die aktuelle Situation und Generalisierung des
Gelernten auch tatsächlich praktisch zu vollziehen. Die Gruppe kann
dafür Ziele entwickeln, eine Art Anwendungsvertrag abschließen,
Versprechen abgeben, mögliche Änderungen am Arbeitsplatz
identifizieren oder andere Aktionen initiieren, die aus der
Lernerfahrung resultieren. Die Fragen in dieser letzten Phase sind
folgende:





Die Teilnehmer unternehmen diesen Schritt
häufig mit einem Aktionsplan und reservieren zumindest einige
Denkminuten dafür, sich zu überlegen, was aufgrund der
Lernaktivität künftig anders sein wird.
Eine empirische Lernaktivität ist eine
starke und eindringliche Trainingsmethode. Sie beansprucht viel
Zeit und wird deshalb nur sparsam eingesetzt. Wenn Sie damit
operieren, sollten Sie nicht versuchen, das Verfahren an
irgendeiner Stelle abzukürzen. Der Wert einer empirischen
Lernaktivität liegt wirklich in dem schrittweisen
Lernprozess.
Tipps
für die Moderation und Prozessbegleitung
Aktivitäten sind leistungsfähige und
wirksame Tools, solange der Trainer gut vorbereitet ist und einige
Ratschläge befolgt. Die folgenden Tipps helfen Ihnen in allen
Phasen der Prozessbegleitung.
Aktivitäten einführen
Der Anfang entscheidet. Sorgen Sie dafür,
dass die Aktivität effizient wird. Noch bevor die Teilnehmer
beginnen, muss Folgendes geklärt sein:










Aktivitäten unterstützen
Als Trainer und Facilitator sind Sie ein
stiller Begleiter, der dafür sorgt, dass die Teilnehmer die
Aktivität erfolgreich selbstständig durchführen. Sie wandern
zwischen den Gruppen hin und her, um den Prozess moderierend zu
unterstützen. Dies entspricht Schritt 1 einer empirischen
Lernaktivität.






Aktivitäten verarbeiten
Dies ist vielleicht der entscheidende
Teil einer Aktivität. (Wenn Sie eine empirische Lernaktivität
durchgeführt haben, gehen Sie entsprechend der vorhin erläuterten
Schritte 2, 3, 4 und 5 vor.) Sie wollen die Lernenden darin
unterstützen, die Implikationen dessen, was sie gerade gemacht
haben, zu verstehen. Helfen Sie ihnen dabei, herauszuarbeiten,
welche Relevanz die Aktivität für sie persönlich hat.









Das
Erfolgsrezept zur Aktivierung der Teilnehmer: Langsam die Dosis
erhöhen
Von der aktiven Mitwirkung und
Beteiligung der Teilnehmer habe ich jetzt schon so viel erzählt,
dass es Ihnen vielleicht so vorkommt, als hielte ich das für ein
Allheilmittel. Vielleicht ist das auch tatsächlich so. Denn dass
man einem Teilnehmer damit eine Überdosis verabreichen kann, ist
nicht sehr wahrscheinlich.
Nur
wer mitspielt, lernt, wie es geht
In Kapitel 2 habe ich Sie gebeten, sich
an etwas zu erinnern, was Sie in den vergangenen zwei Monaten
gelernt und warum Sie es gelernt haben.
Denken Sie jetzt bitte darüber nach, wie
Sie es gelernt haben. Ich nehme mal an, Sie haben ein neues Spiel
oder eine Sportart gelernt. Tennis zum Beispiel? Wenn Sie Tennis
gelernt haben, waren wahrscheinlich einige der folgenden
Lernaktivitäten am Lernprozess beteiligt:

• Tennisregeln
• wie man die Punkte berechnet
• welchen Tennisschläger Sie am besten
kaufen

• Geschichte des Tennisspiels
• wo die großen Turniere stattfinden
• einfache Schlagtechniken für den
Anfang

• wie man den Schläger richtig hält
• wie man aufschlägt
• wie man einen Volley schlägt

• wie ein Tennisplatz aussieht
• wo die Spieler aufschlagen

• Auge-Hand-Koordination
• die richtige Körperhaltung und
Beinstellung
• wie man den Ball in eine bestimmte
Richtung schlägt
Sie haben verstanden, was ich damit sagen
will. Sie haben Informationen verarbeitet und Fähigkeiten erworben,
doch einen Ball gegen eine Wand schlagen zu können und die
Tennisregeln zu beherrschen heißt noch nicht, dass man Tennis
spielen kann. Sie müssen mit einem anderen Tennisspieler
trainieren. Sie müssen den Ball über das Netz schlagen und spüren,
wie das ist, wenn der Ball zurückkommt. Sie brauchen ein richtiges
Match, um zu üben, was Sie gelernt haben. Sie müssen das Spiel
spielen, um etwas leisten zu können.
Auf die Lernsituation in einem Seminar
übertragen bedeutet dies, dass die Teilnehmer sich aktiv beteiligen
müssen, um ihre Leistung zu steigern. Sie müssen mit den anderen
interagieren und Feedback über ihr vermeintliches oder
tatsächliches Wissen und Können erhalten. Fast immer ist es für den
Lernerfolg das Beste, wenn die Teilnehmer sich am Spiel aktiv
beteiligen.
Die
Erwartungen der Teilnehmer
Die Teilnehmer erwarten, dass Sie als
Trainer im Seminar zunächst die Führung übernehmen. Doch möglichst
rasch sollten Sie von dieser Rolle weg hin zu einer Rolle als
Facilitator gelangen. Wie schnell das geht, hängt von der Erfahrung
und der Kommunikationsfähigkeit der Gruppenteilnehmer ab. Meistens
ist die Gruppe in dieser Hinsicht gemischt. In der Regel lassen
sich drei verschiedene Typen von Teilnehmern unterscheiden:



Die
Beteiligung steigern – oder warum heißen Teilnehmer
Teilnehmer?
Die Personen in einem Seminar nenne ich
entweder »Lernende« oder »Teilnehmer«. Beide Begriffe sind
austauschbar, Sie selbst werden wahrscheinlich den Begriff
verwenden, der Ihnen am besten gefällt oder der in Ihrer
Organisation gebräuchlich ist. Die Betonung liegt jedoch in jedem
Fall auf »Beteiligung« beziehungsweise »Teilnahme«. Die Aufgabe
eines Trainers ist, so viel Beteiligung und Mitwirkung wie möglich
zu erreichen.
Manchmal stehen diesem Ziel gewisse
Hindernisse entgegen, sei es Zeitdruck, mangelnde Ausstattung,
Gruppengröße oder eine gegenläufige Unternehmenskultur. Doch wenn
dem nicht so ist und Sie die aktive Beteiligung Ihrer Teilnehmer
erhöhen möchten, sollten Sie Ihre Kompetenz in dieser Hinsicht
überprüfen.
Vielleicht haben Sie eine perfekte
empirische Lernaktivität entwickelt, doch Ihre Teilnehmer reagieren
einfach nicht so, wie Sie sich dachten. Die folgende Aufstellung
gibt Ihnen einige Hinweise darauf, woran es liegen mag, wenn die
Teilnehmer nicht aktiviert werden, und wie Sie diese Hindernisse
bewältigen können.
Kommunikation
Die soziale Kompetenz und
Kommunikationsfähigkeit des Trainers ist der Schlüssel zur
Aktivierung der Teilnehmer.







Empathie und Verstehen
Auf einer anderen Ebene bedeutet
Kommunikationsfähigkeit auch, in der Lage zu sein, nichtverbale
Botschaften zu verstehen sowie den Inhalt
und die Intention verbaler Botschaften
deuten zu können. Für Lernende ist es wichtig, dass Sie als Trainer
»kapieren«, worum es ihnen geht.




Persönliche Eigenschaften
Ein Trainer sollte eine Reihe von
Eigenschaften besitzen, die die Atmosphäre im Training positiv
beeinflussen. Wenn sie fehlen, sinkt die Beteiligungsbereitschaft
der Teilnehmer rapide.





Beziehungsstil
Ihr ganz persönlicher Stil in
zwischenmenschlichen Beziehungen wirkt auf das Verhalten der
Teilnehmer. Die meisten erfolgreichen Trainer sind flexibel genug,
um sich den Erfordernissen im Seminar anzupassen.




Lehrmethoden
Hier kommen die didaktischen Fähigkeiten
ins Spiel. Erinnern Sie sich daran, wie Sie Ihren Kindern oder
jüngeren Geschwistern etwas beigebracht haben? Wahrscheinlich haben
Sie dabei Techniken eingesetzt, die auch bei Erwachsenen
funktionieren.






Aufmerksamkeit
Die Kunst, Aufmerksamkeit zu zeigen, wird
manchmal auch unter dem Stichwort Kommunikationsfähigkeit verbucht.
Doch in einem Training bedeutet Aufmerksamkeit mehr, als nur einen
offenen Kommunikationsstil zu pflegen. Sie zeigen damit vielmehr,
dass Sie sich um die Teilnehmer kümmern und ihnen Erfolg wünschen.
Das ist eine wichtige Botschaft an die Gruppe.






Den
Gruppenprozess begleiten
Was Sie schließlich noch berücksichtigen
sollten, ist das Gleichgewicht innerhalb der Gruppe. Wenn die
Aktivitäten ungleich verteilt sind, werden dies die Teilnehmer als
ungerechtfertigte Bevorzugung Einzelner oder als Vernachlässigung
ruhigerer Teilnehmer interpretieren.




Fazit: Auf die Lernenden eingehen
Es sind viele Dinge gleichzeitig, die Sie
als Facilitator und Lernbegleiter zur erfolgreichen Aktivierung der
Teilnehmer zu berücksichtigen haben. Doch das ist kein Grund zur
Sorge. Vieles wird Ihnen ganz selbstverständlich werden, so wie Sie
manches sicherlich von Natur aus richtig machen. Im Endeffekt kommt
es darauf an, wie Sie auf die Lernenden und die Lernsituation
eingehen. Merken Sie sich folgende Punkte, dann werden sich die
Teilnehmer wohlfühlen und aktiv lernen:





Ich wüsste zu gern, von wem das folgende
Zitat stammt. Es spricht Bände darüber, warum manche Trainer
erfolgreich sind und manche nicht. Gewidmet einem anonymen Autor:
»Erwachsene möchten erst von Ihnen beachtet werden, bevor sie
darauf achten, wie viel Sie wissen.«