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Zehn
Arten, im Seminar Zeit zu sparen
In diesem
Kapitel



A ls Trainer wollen Sie, dass Ihr Seminar
dem Konzept entsprechend vorwärtsgeht. Sie wissen, dass die
Aktivierung der Teilnehmer wichtig ist, haben aber auch den
Zeitplan im Visier. Manchmal müssen Sie außer Plan auf Themen
eingehen, die die Teilnehmer beschäftigen, bevor Sie wieder zum
geplanten Lernstoff zurückkehren können. Die Zeit rennt schnell
davon, doch sie lässt sich auch wieder einholen. Hier sind zehn
Vorschläge dazu.
Zeitbedarf kleiner Gruppen
Wenn Sie eine Kleingruppenübung schneller
als geplant abschließen wollen, sollten Sie mehr Gruppen mit
weniger Mitgliedern bilden. Je kleiner die Gruppe, desto schneller
werden die Aufgaben erledigt. Wenn Sie hingegen bei den
Gruppenberichten Zeit sparen wollen, machen Sie es umgekehrt:
weniger Gruppen mit mehr Mitgliedern. So brauchen Sie weniger
Berichte zu hören.
Sie könnten auch vereinbaren, dass jede
Gruppe nur das wichtigste Ergebnis berichtet. Das spart ebenfalls
Zeit, weil die Ideen nicht mehrfach genannt werden. Die Gruppen
können ihre Ideen auch auf dem Flipchart notieren, das dann jeder
direkt lesen kann, so dass – zum Beispiel nach einer Pause – die
Diskussion sofort beginnen kann.
Eine
Aktivität – zwei (oder mehr) Lernziele
Zeit. Nie hat man genug. Gehen wir also
zurück zum Trainingszyklus und zur Designphase, um darüber
nachzudenken, wie man bereits in die Planung eine erhöhte Effizienz
einbringen kann. Als Erstes kommt einem natürlich in den Sinn, mit
einer Aktivität zwei Ziele gleichzeitig zu erreichen, also: zwei
Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wenn ein Teil der Teilnehmer
beispielsweise übt, wie man Performance-Evaluationen durchführt,
könnte der andere Teil als Beobachter nicht nur darauf achten, wie
die Evaluation vonstattengeht, sondern auch noch auf die
Körpersprache und inwiefern sie die Evaluation beeinflusst. Wenn
das nächste Lernmodul Kommunikation zum Thema hat und Sie über
Feedback sprechen wollen, können Sie auf die vorige Erfahrung
zurückgreifen und diejenigen, die von den Beobachtern Feedback
bekommen haben, fragen, was gut lief und was nicht. Eine Aktivität,
drei verschiedene Fähigkeiten.
Sie können auch Zeit sparen, indem Sie
anhand realer beruflicher Aufgaben, die die Teilnehmer am
Arbeitsplatz erledigen müssen, eine Lernerfahrung gestalten. Wenn
ich mit Teams arbeite, verwende ich oft reale Projekte, so dass die
Teams ihre Effektivität direkt messen können. Überlegen Sie also,
ob manche Teilnehmer eigene Projekte und Arbeitsproben als
Grundlage für eine Aktivität mitbringen können.
Freundliches Antreiben
Wenn Sie Kleingruppenarbeit machen, geben
Sie den Gruppen normalerweise eine bestimmte Zeit vor – die aber
nur selten eingehalten wird, weil man bei der Arbeit allzu leicht
die Zeit aus dem Blick verliert. Doch der Lernerfolg stellt sich
erst ein, wenn die Aufgabe vollständig erledigt worden ist. Deshalb
sollten Sie zuallererst eine realistische Zeitplanung für die
Kleingruppenarbeit vornehmen. Zweitens gibt es Tricks, wie man die
Gruppe zur Pünktlichkeit ermahnen kann.
Sie könnten die Gruppe bitten, ein
Teammitglied zum Zeitmanager zu ernennen, der die Aufgabe hat, auf
die Einhaltung des Zeitlimits zu achten (etwas, das sonst Sie
machen müssten). Sie können ihnen aber während der Arbeit auch
Zeitsignale durchgeben, etwa so:







Wenn Sie die Gruppe auf diese Weise
freundlich antreiben, werden sie in der Regel zügig arbeiten und
rechtzeitig fertig werden.
Unterschiedliches Tempo für unterschiedliche
Menschen
Planen Sie immer einen Zeitpuffer ein:
Sie werden ihn garantiert benötigen. Manche Menschen benötigen
einfach mehr Zeit für bestimmte Aufgaben als andere. Wenn Sie eine
Übung machen wollen, bei der Sie bereits voraussehen, dass einige
länger brauchen werden – zum Beispiel eine Selbsteinschätzung oder
ein Quiz –, sollten Sie die Übung vielleicht vor eine Pause legen.
Wer bereits fertig ist, kann in die Pause gehen, und die anderen
Teilnehmer sind selbst verantwortlich dafür, ob sie sich nun
beeilen oder auch noch in der Pause weiterarbeiten wollen. Das ist,
wie erwähnt, die Entscheidung jedes einzelnen Teilnehmers, deshalb
sollten Sie nach der Pause auch wieder pünktlich weitermachen, auch
wenn die Verspäteten ihre verkürzte Pause verlängern.
Vergessen Sie auch hier nicht, die
Teilnehmer freundlich anzutreiben, so dass sie jederzeit wissen,
wie viel Zeit noch bleibt.
Die
Arbeit aufteilen
Nicht alle müssen alle Aufgaben machen.
Bei manchen Aktivitäten ist es sinnvoll, die Kleingruppen so
aufzuteilen, dass jede eine andere Aufgabe erfüllt. Wenn ich im
Seminar beispielsweise ein Arbeitsblatt mit einer Liste von
Begriffen ausgeteilt habe, bitte ich eine Gruppe, in der Liste oben
anzufangen, und die andere, unten anzufangen. Manchmal mache ich
mir auch den Spaß und bitte eine Gruppe, in der Mitte anzufangen
und sich nach oben oder unten durchzuarbeiten.
In der anschließenden Besprechung kommen
wieder alle zusammen, so dass jeder Teilnehmer trotz
unterschiedlicher Gruppenarbeit alle Informationen erhalten kann.
Ich ermuntere die Teilnehmer ausdrücklich, sich die Ergebnisse der
anderen zu notieren.
Im Hier
und Jetzt
Zeit gibt es nicht auf Vorrat. Gebrauchen
Sie Ihre Zeit also mit Sinn und Verstand. Vergeuden Sie Ihre Zeit
nicht, denn Sie haben keine andere.





Vorbereitet sein
Prüfen Sie sich selbst, ob Sie gut
vorbereitet sind, denn Sie wollen ja nicht der Grund für
Verspätungen sein!






Überflüssiges »Fett« wegschneiden
Unterziehen Sie Ihr Training einer
genauen Prüfung. Welche Teilnehmer erwarten Sie und was sind die
Ziele? Wenn Sie diese Fragen genau beantworten können, wissen Sie,
welche Inhalte wirklich unverzichtbar sind (»must know«) und welche
eventuell entbehrlich sind (»nice to know«). Wenn Sie also in
Zeitnot geraten, brauchen Sie nicht lange zu überlegen, wo Sie das
Messer ansetzen! Ich markiere mir normalerweise in jedem Lernmodul
die Aktivität, auf die ich am ehesten verzichten kann, so dass die
Prioritäten bereits feststehen.
Wenn für manche Themen Arbeitshilfen
vorhanden sind, brauchen Sie die ergänzenden neuen Informationen
nur kurz zu nennen und verweisen ansonsten auf die
Arbeitshilfen.
Viele Trainingsunterlagen enthalten
Checklisten über Dinge, die man unbedingt tun oder wissen sollte.
Wenn wir im Seminar eine solche Liste besprechen, bitte ich die
Teilnehmer oft, mit einem Marker die für sie persönlich wichtigen
Dinge extra zu kennzeichnen. So kann die Liste schnell und
effizient abgearbeitet werden.

Zeitwächter einsetzen
Vielleicht wollen Sie während der
Plenumsphasen selbst als Zeitwächter fungieren. In der
Kleingruppenarbeit bietet es sich hingegen an, einzelne
Teammitglieder mit dieser Aufgabe zu betrauen.
Auch zur pünktlichen Beendigung der
Pausen kann ein Zeitwächter sinnvoll sein, der herumgeht und die
trödelnden Teilnehmer bittet, wieder hereinzukommen. Manchmal
genügt es schon, die Tür zum Seminarraum zu schließen, und alle
kommen schnell zu ihren Plätzen.
Vorab-Training
Die Zeit für den direkten Kontakt im
Seminar wird immer knapper. Deshalb denken Sie vielleicht auch
daran, wie Sie bereits die Zeit vor dem
Seminar nutzen können. Sie könnten beispielsweise vorab
Lektürehinweise geben, elektronische Lernprogramme oder andere
Übungen anbieten.
Dafür sollten Sie ein genaues Assessment
durchgeführt haben, um das Niveau der Fähigkeiten, die vorhandene
Erfahrung und den besonderen Lernbedarf gut einschätzen zu können.
Dann können Sie auch besser auf die Leistungsunterschiede innerhalb
der Gruppe reagieren.
Das Training können Sie durch
verschiedene Lehrmethoden und Techniken unterstützen. Verwenden Sie
Checklisten, Arbeitshilfen, Tipps per E-Mail, webbasiertes Lernen.
Bieten Sie informelle Sitzungen über Mittag an, bei denen jeder
sein Essen mitbringt (»brown bag session«), vermitteln Sie Mentoren
oder Unterstützungsgruppen unter Kollegen. Sie können während des
Trainings auch Lernpartnerschaften organisieren.