Kapitel 21

 

Viele mag es verwundern, dass die östlichen Könige ihre Sommer in Srzanizar, der Stadt der Diebe und Räuber, verbringen. Vielleicht schätzen sie die kurzen Momente der Selbstreflexion, wenn sie Halsabschneider und Dirnen betrachten.

Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2

 

Auf seiner Zunge lag Salz. Seine Klauen hatten sich rot gefärbt. Sein Fell war verklebt. Bei jedem Atemzug roch er Angst und Blut und Tod.

Auf allen vieren hetzte Schwarzklaue durch die Straßen der sterbenden Stadt. Seine Rüstung hatte er längst abgelegt, seine Waffen verloren. Er brauchte sie nicht. Das, was er hier jagte, waren keine Feinde, es war Vieh. Es wurde nicht bekämpft, nur geschlachtet.

Er stieß die Tür einer Hütte auf, hinter der er Geräusche gehört hatte. Menschen drängten sich schreiend in eine Ecke, drei Kinder, ein Mann, und eine Frau streckte ihm mit zitternden Händen ein Messer entgegen. Er schlug es zur Seite und biss der Frau die Kehle durch. Die anderen zerfetzte er mit seinen Klauen. Dann zog er sich durch eine Dachluke nach oben und tötete die, die sich auf dem Dach versteckt hatten, die Menschen, die Ziegen, die Hühner. Er sprang über die Gasse auf ein anderes Dach.

Die Nachtschatten, die ihm seit Beginn des Angriffs folgten, brachen durch die Tür. Schwarzklaue ignorierte sie, lief weiter über die Dächer den Hügeln entgegen. Er spürte das Holz unter sich, spürte, wie sich seine Muskeln bei jedem Sprung zusammenzogen und ihn sicher über Dächer und Gassen führten. Er tauchte seine Klauen in Blut, wenn sich ihm ein Narr entgegenstellte. Auch seine Gedanken waren blutgetränkt. Alles, was in ihnen war, geschah in diesem Moment. Es gab keine Zukunft und keine Vergangenheit, nur den Herzschlag in seinen Schläfen und das Blut in seinem Mund. Die Welt war vollkommen, und Schwarzklaue war unbesiegbar.

Er tötete Hunderte in dieser Nacht. Er tötete sie, wenn sie den Kampf suchten, wenn sie sich versteckten oder wenn sie davonliefen. Er hieb seine Klauen in ihren Rücken, riss ihre Bäuche auf, zerbiss Knochen, Sehnen, Adern.

Erst als die Feuer ihn einzuschließen drohten und die Hitze sein Fell versengte, jagte er weiter die Hügel hinauf, über die Stadt hinweg, bis zu den Ruinen einer Festung. Dort, zwischen eingestürzten Mauerresten, legte er sich hin, den Blick auf die brennende Stadt gerichtet.

Ihre Wärme strich über sein Gesicht. Ihr Rauch löschte die Sterne aus. Ihre Schönheit betäubte ihn.

Schwarzklaue lachte leise. Er war glücklich.

 

 

Es war Tag, als er erwachte. Die Stadt brannte immer noch. Bis hinauf in die Hügel hatten sich die Feuer gefressen. Rauch verdunkelte die Sonne und ließ alle Farben grau erscheinen.

Schwarzklaue schüttelte Asche von seinem Körper und machte sich auf den Weg zurück ins Lager der Nachtschatten. Er blieb auf den Hügeln, wich den Feuern aus. Einige Male versuchte er nach unten zu gelangen, musste aber immer wieder umkehren, weil die Hitze zu groß wurde und bittere Luft seine Kehle zuzuschnüren begann. Der Wind trieb ihm Rauch und Feuer entgegen.

Schwarzklaue blieb stehen. Seine Augen brannten. Funken flogen an ihm vorbei und entzündeten einen verlassenen Karren voller Heu. Der Rauch war so dicht, dass Schwarzklaue den Großen Fluss nur noch erahnen konnte. Das Lager, das die Nachtschatten vor den Toren der Stadt aufgeschlagen hatten, war nicht zu sehen. Endlos breiteten sich die Flammen vor ihm aus.

Nimmt diese verfluchte Stadt denn kein Ende?, dachte er, als er sich nach Norden wandte und dem gewundenen Weg weiter am Hügel entlang folgte. Erste Feuer brachen auf den Dächern der Hütten aus. Niemand löschte sie, kein Mensch befand sich auf der Straße. Schwarzklaue war allein.

Er fand einen Krug mit Wasser neben einer Hütte und trank. Beinahe hätte er gelacht, als er daran dachte, was Korvellan wohl gesagt hätte, wenn er ihn so hätte sehen können: der Anführer der Nachtschatten, allein und von einem Feuer eingeschlossen, das er selbst gelegt hatte.

Narr – das war es, was er gesagt hätte.

»Weil du es nicht verstehst!«, rief Schwarzklaue über das Brüllen des Feuers hinweg. Er schüttete den Rest des Wassers über seinen Kopf und schüttelte sich. Sein Weg hatte ihn an diesen Ort geführt. Niemand außer ihm hatte ihn bestimmt, und selbst wenn er in diesem Feuer den Tod eines Narren starb, so war es doch sein Tod, nicht der eines anderen. Das war der Unterschied zwischen einem Krieger und einem Soldaten. Schwarzklaue hatte oft versucht, Korvellan zu erklären, was das bedeutete, aber ihm hatten die richtigen Worte gefehlt.

»Jetzt kenne ich sie, aber du bist nicht hier, um sie zu hören. Wo bist du?« Er warf den Krug gegen eine Hüttenwand; er zerschellte, Scherben fielen in den Staub.

Aus den Augenwinkeln sah er plötzlich eine Bewegung. Schwarzklaue fuhr herum. Ein Gesicht blickte ihm aus dem Spalt zwischen einer Mauer und einem Tor entgegen. Die Augen weiteten sich, dann verschwand das Gesicht.

Mit drei Sätzen erreichte Schwarzklaue das Tor. Er hörte, wie jemand an einem Riegel zog, und warf sich mit der Schulter gegen das Holz. Ein Schrei, dann schwang das Tor auf, und Schwarzklaue warf sich hindurch.

Die Gestalt hinter dem Tor war zu Boden gegangen. Sie trug eine Lederrüstung und hatte langes braunes Haar. Ihre Hand tastete nach dem Schwert in ihrem Gürtel. Schwarzklaue brach ihr mit einem Tritt den Arm und zerfetzte ihre Kehle, bevor sie einen Schrei ausstoßen konnte. Dann zog er das Schwert aus ihrem Gürtel und erhob sich.

Er stand in einem Innenhof. Die hohen Mauern, die ihn umgaben, dämpften das Tosen und die Hitze des Feuers, ließen ihn endlich wieder klar denken. Das Gebäude vor ihm wurde von einem Balkon umlaufen. Hinter den Fensteröffnungen konnte er keine Bewegung erkennen. Die Tür war angelehnt. Vier Pferde standen vor der Treppe. Man hatte sie festgebunden. Sie trugen Zaumzeug und Sättel.

Schwarzklaue lauschte. Er hörte nichts außer dem Röcheln der Sterbenden zu seinen Füßen. Er fragte sich, weshalb sie das Tor geöffnet hatte. War es der Klang seiner Stimme gewesen? Hatte sie geglaubt, jemand wäre gekommen, um ihr zu helfen?

Entscheidungen, dachte er. Sie hatte ihre getroffen.

Ihre Fersen schlugen noch einmal in den Staub, dann lag sie still.

Schwarzklaue wandte sich um. Vorsichtig ging er näher an das Haus heran. Er roch nichts. Der Rauch war zu dicht. Sein Blick glitt immer wieder nach oben. Von dort drohte die größte Gefahr. Die Frau, die er getötet hatte, war bewaffnet gewesen. Er musste davon ausgehen, dass alle anderen, die sich in dem Gebäude aufhielten, ebenfalls bewaffnet waren.

Ein Knall, so als würde eine Tür zugeschlagen, laute Schritte, ein Schatten, der ihm aus dem Haus entgegenlief. Schwarzklaue wich zurück, das Schwert erhoben. Tageslicht riss den Schatten aus der Dunkelheit. Es war eine junge Frau. Sie fiel vor ihm auf die Knie. Staub und Asche wallten auf und legten sich auf ihr Haar.

»Töte mich nicht!«, schrie sie. »Ich habe die Flussgötter gebeten, mich zu töten, aber es war nicht so gemeint!« Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ich will nicht sterben. Ich kann deine Sklavin sein, wenn du willst. Alles werde …«

Schwarzklaue unterbrach sie. Seine Schwertspitze richtete sich auf ihre Brust. »Bist du allein?«

Sie schwieg.

»Bist du allein?«, brüllte er.

Sie zuckte zusammen. Ihre Mundwinkel zitterten.

»Nein, ist sie nicht«, antwortete die Stimme eines Mannes aus dem Halbdunkel des Raums, »aber das weißt du ja längst.«

Er glaubt, dass ich ihn riechen kann, dachte Schwarzklaue. Er war kein Lügner, also schwieg er.

Einen Moment später traten ein Mann und eine Frau in den Innenhof. Kurz sahen sie zu der Leiche neben dem Tor, der Mann resignierend, die Frau mit sichtlichem Entsetzen. Sie hustete, als müsse sie sich übergeben. Sie war älter als das Mädchen, das vor Schwarzklaue kniete, aber ebenso einfach gekleidet.

»Wirst du uns töten?«, fragte sie mit gesenktem Kopf. Sie schien ihn nicht ansehen zu wollen. »Es würde mich nicht stören, wenn es schnell geht. Ich habe meinen Frieden mit …«

»Hör auf!« Das Mädchen schrie sie an. »Ich will nicht sterben!«

»Was du willst, interessiert niemanden mehr.« Es lag eine Häme in der Stimme der älteren Frau, die Schwarzklaue nicht verstand. »Nichts war dir je gut genug, immer weiter hast du Frek und Urek getrieben, und ich musste mitgehen, weil die kleine Hetie allen leid tat. Die Köhlerei, der Hof, die Pelzjagd. Aber nicht weiter, nicht zu den Nachtschatten, nicht in die Sklaverei!« Sie hob den Kopf und sah Schwarzklaue an. »Ich habe die Götter gebeten, uns zu töten, Ungeheuer. Du bist ihre Antwort. Tu es.«

»Nein!«

Er wusste nicht, woher Hetie das Messer hatte. Es war ein kleines Messer, mit einer Klinge, die nicht länger als ein Finger war, und es lag auf einmal in ihrer Hand. Sie sprang auf, stürzte sich auf die ältere Frau und stieß dreimal zu, bevor der Mann sie erreichte und mit einem Tritt auf die Seite warf.

Schwarzklaue bemerkte, wie sicher er sich bewegte. Er war ein Kämpfer.

Die Frau krümmte sich und presste die Hände auf den Bauch. Blut lief zwischen ihren Fingern hindurch und tropfte auf den Boden. Es war viel Blut, mehr als Schwarzklaue erwartet hatte. Hetie musste eine Ader getroffen haben.

Er lachte. »Da hast du die Antwort auf dein Gebet, Frau.«

Sie fiel auf die Knie. Ihr Mund bewegte sich, aber es quoll nur Blut hervor. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Langsam kippte sie nach vorn und fiel mit dem Gesicht in Staub und Asche.

»Ist sie tot?« Hetie klang hysterisch. »Ich wollte doch nur, dass sie aufhört.«

Sie warf das Messer weg. Tränen liefen ihr über die Wangen, aber Schwarzklaue achtete nicht auf sie, nur auf den Mann, der mit geballten Fäusten über ihr stand und das Schwert in Schwarzklaues Hand anstarrte.

»Willst du es haben?«, fragte Schwarzklaue.

Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich will nur lebend hier raus.«

»Ich auch.« Hetie zog die Nase hoch und setzte sich auf. Sie wandte den Kopf so, dass sie die Leiche am Boden nicht ansehen musste. »Sag mir, was ich tun soll.«

»Wisst ihr, wie man aus der Stadt kommt?«

Heties Schweigen verriet ihm, dass sie es nicht wusste, so wie das Blinzeln des Mannes ihm sagte, dass er den Weg kannte. Schwarzklaue nickte ihm zu. »Wie ist dein Name?«

»Purro.«

»Bring mich aus der Stadt, Purro, und du bist frei.«

Purro zögerte. Seine Hand bewegte sich, so als wolle er auf Hetie zeigen und Schwarzklaue bitten, auch sie zu verschonen. Doch dann fiel sein Blick auf die Leiche, und seine Hand rührte sich nicht mehr.

»Du gibst mir dein Wort?«, fragte er.

Schwarzklaue nickte.

»Dann bin ich einverstanden.«

»Bitte nimm mich mit.« Hetie rieb sich die roten Augen. »Ich bin eine gute Dienerin, und ich weiß viel.« Sie begann zu stammeln. »Ich weiß, dass Ana Somerstorm bei den anderen ist.«

Ana Somerstorm. Schwarzklaue merkte auf. Korvellan hatte einige Male von ihr gesprochen, von der Vollkommenheit des Sieges, den sie erlangen würden, wenn sie tot wäre. Aber Schwarzklaue hatte das nie interessiert. Er war dabei, die Menschen mitsamt ihren Allianzen, ihren Fahnen und ihren Namen hinwegzuwischen. Was kümmerte ihn die Flucht eines Mädchens? Sie würde schon bald keine Bedeutung mehr haben.

Hetie schien zu spüren, dass ihre Neuigkeit keinen Wert für Schwarzklaue hatte. »Ich weiß noch mehr«, sagte sie rasch. »Ich weiß …«

»Sei ruhig«, unterbrach Purro sie.

Schwarzklaue sah, wie er sich verkrampfte, und wandte sich Hetie zu. »Was weißt du?«

Ihr Blick zuckte zu Purro, zum Hauseingang und wieder zurück. Trotz des Rauchs roch er ihre Angst.

»Was weißt du?« Seine Stimme war ein tiefes Knurren.

»Im Keller!«, stieß sie hervor. Sie blinzelte, so als überrasche die Antwort sie selbst. »Es liegt ein toter Nachtschatten im Keller.«

»Zeigt ihn mir.« Er trieb Purro und Hetie mit dem Schwert vor sich her. Durch eine Falltür kletterten sie nach unten. Die Luft war kühler und besser in dem Kellergang. Schwarzklaue sah mehrere Türen, die mit schweren Eisenriegeln verschlossen waren.

»Wir wurden hier unten gefangen gehalten«, sagte Hetie. »Wir wollten dem Nachtschatten helfen, aber sie haben ihn umgebracht.«

Vor einer Zelle am Ende des Gangs blieb sie stehen. »Dahinter ist er. Sie wollten ihn verscharren, sind aber nicht dazu gekommen.«

»Aufmachen!«

Der Riegel war so schwer, dass sie und Purro ihn gemeinsam zurückziehen mussten. Die Tür schwang auf.

Der Gestank nach Verwesung und Blut schlug Schwarzklaue entgegen. Er trat in die Zelle, sah die tote Frau am Boden, ihre hochgezogenen Lefzen, an denen kein Blut klebte, und das Tuch um ihre Kehle. Sie war erwürgt worden, ein ehrloser, menschlicher Tod. Wut schob sich wie ein heißes Eisen in Schwarzklaues Magen. Mühsam zwang er sich zur Ruhe.

»Purro, du trägst die Frau«, befahl er und wies auf den toten Nachtschatten. »Hetie, du folgst uns.«

»Du nimmst mich mit?«, fragte sie.

Er wollte ihr den Kopf abschlagen, stattdessen nickte er. In seiner Wut konnte er nicht mehr sprechen.

Sie verließen das Quartier der Todesmasken durch das Tor. Purro hatte sich die tote Frau über die Schulter geworfen. Er drehte sich um, wollte das Tor hinter sich zuziehen, ließ es dann jedoch offen stehen. Vielleicht, dachte Schwarzklaue, ahnte er, dass er nie mehr zurückkehren würde.

Purro führte sie über Wege schmal wie Trampelpfade durch Gärten und Weinstöcke den Hügel hinunter. Sie schlugen einen Bogen um die Feuer, kamen ihnen dennoch manchmal so nahe, dass die Luft in der Kehle brannte. Hetie redete die ganze Zeit über. Sie wirkte erleichtert, so als habe man sie aus einer langen Gefangenschaft befreit. Purro schwieg.

»Bist du Soldat?«, fragte ihn Schwarzklaue nach einer Weile und schnitt Heties Redefluss damit so plötzlich ab, als habe er eine Tür zugeschlagen.

»Nicht mehr.«

»Aber du warst es.«

»Ja.« Purro verzog das Gesicht unter seiner Last.

»Dir hat jemand den Bauch aufgeschlitzt.«

»Ich hatte es verdient.«

»Hast du vielen Feinden den Tod gebracht?«

Purro zeigte auf einen schmalen Weg, der zwischen Sträuchern und Beeten hindurchführte. »Wir sind gleich da«, sagte er. »Die Stadtmauer liegt hinter den Nussbäumen.«

»Gut.« Schwarzklaue wiederholte seine Frage nicht. Er glaubte auch so zu wissen, wie die Antwort lautete.

Die Stadtmauer, von der Purro gesprochen hatte, bestand aus Geröll und einigen Mauerresten, in denen Vögel nisteten. Die Steine waren geschwärzt. Ein Krieg, über den Schwarzklaue nichts wusste, musste die Mauer zerstört haben. Niemand hatte sie je wieder aufgebaut. Beinahe hätte er Purro danach gefragt, als sie über das Geröll stiegen, doch dann sah er die Lichtung, die dahinter lag, und wusste, dass sie das Ende der Flucht erreicht hatten.

»Leg sie ins Gras«, befahl er.

Purro ließ den toten Nachtschatten von seinen Schultern gleiten und sah sich um.

»Was jetzt?«

Schwarzklaue warf ihm sein Schwert zu. »Nimm es.«

»Nein.«

»Dann wirst du ohne Ehre sterben.«

Purro hob die Schultern. »Ich habe ohne Ehre gelebt und ohne Ehre getötet. Was macht es da schon, wenn ich ohne Ehre sterbe?«

»Was ist los?«, fragte Hetie. Sie wich langsam zurück.

»Er wird uns töten wegen dem, was dem Nachtschatten widerfahren ist.«

»Ana war das. Ich habe doch nichts gemacht!«

Schwarzklaue sah sie an. Ana, dachte er. Laut sagte er: »Und für dieses Nichts wirst du bezahlen.«

Er ließ das Schwert liegen und ging langsam auf Purro zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Hetie herumwirbelte und davonlief. Er ließ sie gewähren. Sie lief in den Wald, war nicht klug genug, um in die Stadt zu laufen, wo sie sich im Rauch hätte verbergen können. Er würde sie bald einholen.

»Kämpfe«, sagte er.

»Nein.« Purro breitete die Arme aus. »Ich habe genug gekämpft.«

»Ich nicht.« Schwarzklaue warf sich auf ihn. Mit dem ersten Schlag brach er Purro das Genick, aber er hörte nicht auf, sondern riss ihn auseinander.

Dann erhob er sich und schüttelte das Blut aus seinem Fell. Der Wind trug Heties Geruch zu ihm. Auf allen vieren folgte er ihr durch den Wald.

Aus dem gestreckten Lauf heraus bohrte er seine Krallen in ihren Rücken. Sie starb, als er ihr Herz zerfetzte.

Schwarzklaue ließ sie liegen und ging zurück zur Lichtung. Er wartete auf das Gefühl des Sieges, den Rausch des Blutes, aber da waren nur Müdigkeit und ein merkwürdig unangenehmer Geschmack, so als habe er in einen faulen Apfel gebissen.

Auf der Lichtung legte er die Leiche des toten Nachtschattens über seine Schultern und sah auf den Großen Fluss hinaus. Endlos breitete sich das Wasser vor ihm aus.

»Westfall«, flüsterte er. »Westfall.«