KAPITEL 14

 

Es ist wichtig, zu wissen, wie der Feind vorhat, einen anzugreifen. Aber noch wichtiger ist, zu wissen, warum. Was wollen die Locust? Wieso wollen sie uns auslöschen? Warum haben sie sich genau diesen Tag ausgesucht, um hervorzukommen? Wenn wir diese Fragen beantworten können, Vorsitzender Prescott, dann haben wir vielleicht eine Chance.

 

(COLONEL VICTOR HOFFMAN IN EINEM INFORMELLEN GESPRÄCH)

 

RUNDBAU, JACIIMTO; HEUTE, VIERZEHN JAHRE NACH TAG A

»Ich sehe ihn.« Aus der Oberluke hatte Bernie den Vorteil, weiter sehen zu können. Sie drückte immer wieder auf den Schaltknopf ihres Ohrstöpsels, aber das verdammte Ding brachte nur statisches Rauschen. »Cole, setz zurück. Setz zurück. Stören diese verdammten Maden den Funk?«

»Ja, das machen sie oft«, sagte Cole, stieg in die Eisen und wirbelte das Lenkrad herum. Der Armadillo drehte sich fast hundertachtzig Grad um die eigene Achse. »Halt durch, Damon-Baby, wir kommen …«

Der Plan lautete, sich nach Hoffmans Anweisungen zu formieren, aber sie bekamen niemanden ans Rohr. Das Erste, was sie sah, war der Tieflader – Rufzeichen 2-45 –, beladen mit den Fässern, und Baird, der sich hinter einem der riesigen Reifen verschanzt hatte und ein halbes Dutzend Drohnen, die vom Rundbau aus auf ihn zukamen, mit Feuer eindeckte.

Jetzt erinnere ich mich wieder an diesen Ort. Ist lange her.

Bernie konnte weder den Fahrer noch seinen Begleiter sehen. Darüber würde sie sich später den Kopf zerbrechen. Baird war ein Quälgeist, aber er war ein Gear und das hob jede persönliche Abneigung auf, denn dadurch gehörte er zur Familie. Es ging in Ordnung, seine Geschwister zu hassen, aber kein Außenseiter hatte das Recht, auch nur einen Finger an sie zu legen. Diese Bande ergriff wieder die Macht über sie, genauso stark wie eh und je; einmal ein Gear, immer ein Gear. Es war nicht einmal eine bewusste Entscheidung. Es war einfach so.

Cole brachte den APC mit kreischenden Rädern abrupt zum Stehen, sodass es sie beinahe aus der Luke geschleudert hätte. Bernie gab Feuerschutz, damit er aussteigen konnte, und er sprang einfach heraus wie ein wütender Fahrer, dem man gerade den Parkplatz weggeschnappt hatte, stolzierte mitten auf die Straße und eröffnete mit seinem Lancer das Feuer.

Er schaltete einfach so vom angenehm liebenswerten Cole um auf ein völlig anderes Wesen. Er schien überhaupt kein Gefühl für Gefahr zu besitzen. Er ging einfach vorwärts, als würde er Rasenmähen, und riss die erste Made mit einer lang anhaltenden Salve beinahe auf Hüfthöhe entzwei. Die dahinter bekam die volle Ladung in die Brust. Bernie – die praktisch in der Luke festsaß und sich völlig ungeschützt fühlte – stellte ihren Lancer auf Halbautomatik und verlegte sich auf Kopfschüsse. Die widerlichen Bastarde bezogen jetzt von zwei Seiten Feuer, sodass sie langsamer vorwärtskamen und sie sauber genug zielen konnte. Sie knallte zwei Maden ab. Und sie hatte nicht den leisten Anflug eines schlechten Gewissens wegen der Befriedigung, die sie dabei verspürte. Monster waren einfach umzulegen. Sie wusste genau, dass sie niemals mitten in der Nacht aufwachen würde, weil sie sich Gedanken über deren arme Witwen und Waisen machte.

»Baird!«, brüllte sie. »Baird, wo ist der Fahrer?«

»Getroffen«, rief er zurück. »Ich hab ihn hinter eins der Fässer gelegt.«

»Begleitschutz?«

»Tot.«

Der Laster war egal. Unter Beschuss wurden Bernies Verteidigungsreflexe von Menschen ausgelöst und nicht von Objekten, auch nicht von wirklich wertvollen Objekten. Scheiß auf den Laster, wegen dem konnten sie später noch zurückkommen, selbst wenn sie dann die einzelnen Teile eins nach dem anderen aus den verfluchten Gestrandeten rausprügeln mussten, die ihn bis dahin zerlegt hätten.

Cole ging in einem Hauseingang in Deckung, lud nach und trat feuernd wieder hervor. Bernie sagte sich, jetzt oder nie, zwängte sich aus der Luke und sprang vom Dach hinunter auf den Boden. Schon komisch, dass so etwas im Gefecht nie wehtat. Als sie wieder auf die Beine kam, hatte Cole schon beinahe den hinteren Teil des Lasters erreicht. Aber hinter ihm näherten sich von beiden Seiten Maden, um ihn einzukreisen. Bernie musste die Lücke schließen.

Nicht Cole. Nein, ihr Bastarde, Cole bekommt ihr nicht.

Es war wie immer ein Glücksspiel. Cole stand in ihrer Schusslinie; sie hatte keine Wahl. Während sich die Maden weiter vor auf die Straße bewegten und ihr den Blick auf ihn versperrten, eröffnete sie das Feuer, verschwendete am Stück ein Magazin erst auf eine, dann auf noch eine und dann drehte sich die dritte zu ihr um. Sie war gerade noch dabei, das Magazin zu wechseln, als die Made auf sie anlegte. Als sie in diesen Säureangriff von Fresse starrte, wollte die Zeit einfach nicht vergehen.

Das Magazin rutschte rein. Sie hob ihren Lancer und im selben Augenblick platzte ein Schwall Blut aus der Brust der Made hervor, dann noch einer und noch einer. Das Vieh sackte nach vom und hinter ihm sah sie Baird, der auf der Straße kniete und zu ihr herübersah. Keines der Viecher war noch auf den Beinen.

Bernie atmete durch. »Danke. Grade rechtzeitig, Blondie.«

»Hab dich da gar nicht gesehen«, sagte Baird. »Ich leg halt gern Maden um.«

Er stand auf und ging hinüber zu Cole, der seinen linken Arm untersuchte, ansonsten aber wieder umgehend zu seinem alten, fröhlichen Selbst gefunden hatte. Baird knurrte und wandte sich wieder den Maden zu, um zu sehen, ob noch welche lebten. Bei einer blieb er stehen, um ihr mit der Kettensäge den Rest zu geben.

Er winkte Bernie zu sich. Sie beschloss, ihn bei Laune zu halten, und ging hin.

»Siehst du, Mataki, deswegen hast du so ’nen guten Kill hingelegt«, erklärte er. »Du hast es so gemacht …« Er ging in die Hocke, zog sein Messer raus und stocherte wie der Lehrer im Obduktionsunterricht in der aufgerissenen Brusthöhle herum. »Du hast im schrägen Winkel durch die Schulter gesägt. Das Blatt beißt sich ins Fleisch und frisst sich durch die Nackenmuskeln, durch die großen Blutgefäße, durch das Schlüsselbein und die erste Rippe und dabei durch Luft- und Speiseröhre und schließlich die Aorta. So ziemlich eine sofortige Lahmlegung. Hat keinen Sinn, sich den Rücken vorzunehmen oder die Eingeweide, solange es gar nicht anders geht – zu viele Muskeln, zu langsam. Oder der Nacken. Die Leistengegend ist auch nicht schlecht. Macht auch handlungsunfähig, aber nicht gerade sofort.«

Baird hatte offensichtlich Ahnung von Mechanismen, seien sie aus Metall oder Fleisch und Blut. In einer anderen Welt wäre er vielleicht ein richtig netter Kerl geworden.

Bernie sah hinunter auf die Made. Ob die Familie hatten? Pläne? Träume? Was sahen sie, wenn sie sich einen Menschen anschauten? Woher kamen sie? Ach was, es war ihr egal. Sie machte sich schon aus Prinzip keine Gedanken um Maden – für ihren Bruder Mick, für seine Kinder und für jeden in ihrer Heimatstadt.

Cole schaute sich immer noch seinen Arm an. Ein dünnes Rinnsal Blut schlängelte sich über die Haut bis zu seinem Armband.

»Scheiße, Boomer-Lady.« Er zeigte auf seinen Bizeps und brüllte vor Lachen. Eine Kugel hatte eine flache Furche in seine Haut gerissen und war weitergeflogen. »Brauchst du noch ’n bisschen schwarzes Leder, um deine Katzen-Stiefel aufzupeppen?«

Sie hatte ihn also doch erwischt. Ihr Magen zog sich zusammen und drehte sich um. »Sorry, Cole. Ich bin nicht mehr so ’ne scharfe Schützin wie früher.«

»Scheiß drauf, ist doch egal. Die sind tot und ich bin’s nicht. Danke recht vielmals, Lady. Für mich bist du scharf genug.«

Eigentore gehörten im Kampf zu den Tatsachen des Lebens, aber das war kein Trost für Bernie. Es gab eine feine Grenze zwischen einem absichtlich dichten Schuss und der Gefährdung des Lebens eines Kameraden, und Bernie war sich nicht sicher, auf welche Seite sie gerutscht war. Kein schöner Gedanke für eine Scharfschützin. Aber Cole hatte recht: Er war am Leben. Sie klopfte ihm auf die Schulter. Trotz der Tatsache, dass er eine riesengroße Kampfmaschine war, hatte er etwas an sich, dass in ihr den Wunsch auslöste, ihm ein Glas Milch einzuschenken und eine Gutenachtgeschichte vorzulesen.

Baird stand auf dem Tieflader. »Hey, es geht ihm gut. Helft mir mal, den Typen hier runterzuholen, ja?«

»Können wir den Laster bewegen?«

»Keine Zeit. Der Kerl ist bald tot, wenn wir ihm keine Hilfe besorgen.«

»Wow, toller Umgang mit ’nem Verwundeten«, sagte Bernie und hoffte, der Fahrer wäre so weit weggetreten, dass er sie nicht hören konnte. »Das gibt ihm sicher neuen Auftrieb.«

Aber der Fahrer war auch übel dran. Es hatte ihn am Oberschenkel und im Bauch erwischt, aber er blutete nicht so stark, wie Bernie es erwartet hätte. Vielleicht hatten die Kugeln die wichtigsten Leitungen verfehlt. Aber der Mann, der seinen Begleitschutz gestellt hatte, war direkt über der Nase getroffen worden, sodass die Kugel am Hinterkopf wieder ausgetreten war.

»Scheiße«, sagte Cole. »Komm schon, Baby, du gehst nach Hause.«

Er bückte sich und hievte den toten Begleiter auf seine Schultern. Jeder Trupp brauchte einen Cole. Er gab einem das Gefühl, es könnte einem nichts Schlimmes passieren, solange er in der Nähe war, und das nicht nur, weil er auf beruhigende Weise tödlich groß war, sondern auch, weil er Zuversicht und Großmut ausstrahlte, die niemals ins Wanken gerieten. Nicht einmal die Tatsache, dass seine vorherigen Truppkumpels gefallen waren, konnte den Eindruck mindern, dass Cole das Überleben garantierte.

Bernie und Baird trugen zusammen den angeschossenen Fahrer. Es ging ihm echt schlecht. Auf seinem Namensschild stand TATTON, J.

»Wofür steht das J, Süßer?« Bernie versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Lass ihn reden, er darf nicht ohnmächtig werden. »Ich heiße Bernie.«

»Jeff.« Es war nur ein Flüstern. »Was … ist mit dem Laster …?«

»Tja, Jeff, ich würd mal sagen, Scheiß auf den Laster. Den können wir später noch reparieren, aber zuerst müssen wir dich mal wieder zusammenschweißen, okay? Ist nicht mehr weit. Komm schon. Ganz sachte.«

»Ich pack ihm einen blutstillenden Verband drauf«, sagte Baird und wühlte dabei in seiner Gürteltasche. »Leg ihn auf den Sitz. Den Rest mache ich.«

»Sag bloß, du hast am Ende doch noch beschlossen, dich der menschlichen Rasse anzuschließen, Blondie.«

Man hätte wahrscheinlich einen Chirurgen rufen müssen, um das höhnische Grinsen aus Bairds Gesicht zu bekommen. Es verließ nie sein Gesicht. »Immer noch leichter, als zuzuhören, was du für ’nen Affen machst, weil ich nicht den Einsatzregeln folge.«

Irgendwo da drinnen steckte ein Mann wie jeder andere auch. Bernie wusste nur nicht, ob sie die Geduld hatte, ihn zu suchen.

Sie standen dreißig Meter vom APC entfernt, absolut keine Entfernung. Aber als Bernie zwei Finger an ihren Ohrstöpsel legte, um zu hören, ob die Verbindungen wiederhergestellt waren, wurde sie plötzlich von einer ohrenbetäubenden Welle aus Hitze und Lärm in die Luft gerissen. Das Nächste, was sie wahrnahm, war ein Blick in den Nachthimmel, in den eine dichte Rauchwolke aufstieg. Ihre Ohren klingelten und der Fahrer lag schlaff über ihr.

Ihre erste Reaktion war, an seinem Hals nach dem Puls zu fühlen. Wenn die Maden ihn umgebracht hatten, nachdem sich der Trupp den Arsch aufgerissen hatte, um ihn zu retten, dann würde sie in blinder Zerstörungswut Amok laufen. Aber es pochte etwas. Sie konnte es fühlen.

»Er ist okay«, sagte sie zu niemandem bestimmten. »Er ist okay.«

Eine lang gezogene Feuersalve aus einem Lancer ratterte und Baird fluchte. Auf ihrem Gesicht konnte sie Hitze spüren und sie verstand nicht, warum die Sonne plötzlich aufgegangen war.

»Das ist für meinen bekackten Dillo!«, rief Baird immer wieder. Er schoss auf irgendetwas. »Scheiße, wir laufen zurück. Scheiße.«

Als sie es schaffte, sich aufzusetzen, sah sie, dass von dem APC nur noch ein verbogenes Wrack geblieben war, das Flammen und Rauch spuckte. Cole zog sie hoch und schlug ihr leicht auf die Wangen.

»Wir müssen los, Bernie«, sagte er. »Alles klar?«

Falls sie es war, konnte sie es nicht sagen. Sie mühte sich ab, um sich Jeffs linken Arm um die Schulter zu legen, damit sie ihn hochziehen konnte, und Baird nahm seinen Rechten. Blut rann ihm übers Gesicht, aber sein Ausdruck blieb unverändert.

Cole legte sich den toten Begleitschützen wieder auf die Schultern.

»Wir sind zu Fuß, Cole«, sagte Baird. »Du kannst ihn nicht bis nach Hause schleppen. Lass ihn hier.«

Cole verlagerte die Leiche in eine etwas bequemere Position. »Ich lass ihn nicht hier, damit die Maden ihn fressen oder was für ’ne Scheiße diese Freaks sonst vorhaben. Der Mann verdient ein ordentliches Begräbnis.«

Sie hatten immer noch keine Funkverbindung. Es blieb ihnen nur, auf Gewehrfeuer und Fahrzeuglärm zu horchen.

»Du bist vielleicht ’n Weichei, Cole«, sagte Baird, der allerdings den größten Teil von Jeffs Gewicht zu schleppen schien. »Pass lieber auf deinen eigenen Arsch auf.«

»Klar, Baby, werd ich machen.«

Bernie war sich nicht sicher, wie ihre Beine es schafften, sich zu bewegen, aber sie schienen zu wissen, wohin es ging, also ließ sie sie einfach machen.

Als sie an der toten Made mit dem Granatwerfer vorbeikamen, nahm Baird sich einen Augenblick Zeit, um ihr einen kräftigen Tritt zu verpassen. Ihre Gedärme platschten aus ihr heraus, als sie auf die Seite rollte.

»Da haste – für meinen Dillo, du Arschloch«, sagte er.

 

EHEMALIGES THEATER DER MUSEN, RUNDBAU, EIN PAAR STRASSEN WEITER

»Boomshot«, meinte Kaliso und legte den Kopf schief. »Das heißt, sie haben was von uns getroffen.«

Die Explosion war nahe. Hoffman glaubte, dass es nur der Laster mit den Fässern – 2-45 – sein konnte oder ein APC. Er und Kaliso bahnten sich ihren Weg zur Kreuzung bei College Green durch die Gebäude und gingen gerade durch die Lobby eines verfallenen Theaters.

Ohne Funkverbindung mussten sie es vor Ort nachprüfen.

Die Maden hatten aufgehört zu feuern, aber er konnte hören, wie sie sich durch die Trümmer bewegten und näher kamen. Kaliso bewegte sich vor zu einem Bereich, an dem eine herabgestürzte Balustrade eine willkommene Barriere bildete, und legte die Mündung seines Lancers darauf ab, um durch sein Visier zu spähen. Hoffman blieb mit Blick nach hinten stehen.

»Irgendetwas?«

»Sie warten einfach da draußen, Sir.«

Und wir wissen, warum.

Wenn die Maden einen APC getroffen hatten, bedeutete dies Verluste. Verwundete. Köder.

Hoffman musste sich zusammenreißen, um nicht persönlich zu denken und sei es auch nur für einen Augenblick. Cole. Mataki. Baird. Meine gottverdammten Gears. Die Besten.

Es hatte keinen Sinn, das Ganze in die Länge zu ziehen und noch mehr zu verlieren. Anya hatte recht. Die Maden wollten Gears umbringen. Ohne die Armee konnten sie nach Jacinto hineinspazieren, wann es ihnen passte und ohne sich mit irgendwelchen Tunnels abzumühen. Die Gears waren alles, was zwischen den Locust und den letzten Überbleibseln der Menschheit stand.

Und die Maden wussten, dass Gears niemals ihre Kameraden im Stich ließen. Wahrscheinlich sahen sie darin eine Schwäche. Ein weiterer Punkt, der Hoffman daran erinnerte, dass dies nicht mehr die guten alten Pendelkriege waren. Er hatte die Hände von UIR-Gefangenen geschüttelt, Feind hin oder her, denn auch sie hatten Ehre. Er hatte es bedauert, einige von ihnen zu erschießen, um sie aufzuhalten. Es waren Menschen. Die Locust aber waren verdorben und verabscheuungswürdig.

»Sie vermehren sich durch Vergewaltigung«, sagte Hoffman.

»Was, Sir?«

»Die Locust. Ich hab gehört, die Weibchen – die Berserker – müssen zur Begattung festgebunden werden. Die sind nicht gerade willig. Das bringt es auf den Punkt. Sie genießen Gewalt, sie schätzen das eigene Leben nicht, sie versklaven. Da gibt es nichts, was an ihnen zu bewundern wäre.«

Kaliso suchte immer noch sorgfältig den Schutt vor ihnen ab. »Sie sind intelligent.«

»Das ist Jack auch. Was wollen Sie damit sagen?«

»Bewundern heißt nicht befürworten.«

Es half nichts, dass Kaliso ein typischer, hart kämpfender Gear war. Seinen spirituellen Mystik-Scheiß fand Hoffman trotzdem etwas beunruhigend.

»Na ja, mir ist unbehaglich bei einem Feind, den man so leicht hassen kann.« Hoffman war sich nicht sicher, weshalb er das gesagt hatte. Er dachte noch einmal darüber nach und kam zu dem Schluss, dass es ein schlechter Zeitpunkt für tiefschürfende Gedanken war. Aber ein Feind, der so abscheulich war, dass sich nichts, was man ihm antat, böse oder schändlich anfühlte – das machte ihm Sorgen. Es nahm einem die letzten persönlichen Hemmungen in der Kriegsführung. Es drohte, das Monster zu entfesseln, dass sich in den meisten Männern versteckte – und den meisten Frauen. »Aber das heißt nicht, dass ich die Bastarde allesamt wegpuste und alle ihre Kinder dazu.«

»Wenn sie warten, muss es Überlebende geben. Und sie wissen, dass sie es geschafft haben, unseren Funk zu blockieren.«

»Seh ich auch so. Weiter.«

Hoffmans Glück hatte vierzig Jahre in Uniform überstanden, von denen er jedes einzelne im Krieg verbracht hatte. Aber es würde nicht ewig anhalten. Er war hin- und hergerissen: Sollte er Kaliso zurück zum APC schicken, damit er sich aus dem Staub machte – beide waren ein wertvolles Plus, das zu verlieren sich die COG nicht leisten konnte –, oder alles auf eine Karte setzen und nach Überlebenden suchen? Ohne Funk war er blind und taub in einer Stadt, in der er aufgewachsen war. Die Straßen waren mit jedem Tag schwerer wieder zu erkennen und die Karten verschoben sich. Aber er besaß einen knöpf großen mechanischen Kompass. Letzten Endes war Technologie kein Ersatz für Felderfahrung.

Hoffman zeigte voraus und links. »Los.«

Sie rannten geduckt in Richtung einer Lücke, die sich zu dem versunkenen Amphitheater hin öffnen müsste, genau in den Weg der Maden, und eröffneten das Feuer. Aber anstatt es zu erwidern, verschwanden die Viecher auf die Straße auf der anderen Seite. Wie alle Strategien musste auch dieses Manöver durchschaubar sein und Hoffman überlegte, wo der Haken dabei sein könnte, das doppelte Spiel, aber außer der Tatsache, dass die Maden sie an irgendeinen Punkt locken wollten, fiel ihm nichts ein.

Aber es war auch egal. Er würde sich zu der Stelle aufmachen, an der er den angegriffenen Armadillo vermutete, einfach, weil er nicht in dem Wissen davonfahren konnte, dass er nicht alles getan hatte, um eventuelle Überlebende zu suchen und zu retten.

»Sie könnten das mir überlassen, Private.«

Kaliso verlangsamte mit ihm das Tempo. »Und was, wenn wir sie lebend finden? Bei allem Respekt, Sir, aber ein Mann allein mit einem verletzten Bein …«

Hoffman hatte starke Schmerzen und Kaliso sah es ihm an. »Ein alter Bastard mit einem verletzten Bein. Aber noch stehe ich.«

Die Abzweigung nach rechts zu College Green musste zehn Meter entfernt sein. Hoffman konnte die scharfe, mit Granit verkleidete Außenwand der alten Kunstgalerie sehen und glich seine geistige Karte an. Ja, richtig. Wenn sie aus der Deckung hinaustraten, würden sie auf einer offenen Straße stehen – wenn sich seit dem letzten Mal, an dem hier aufgeklärt worden war, nichts verändert hatte. Seinen Arm auf Schulterhöhe ausgestreckt, signalisierte er Kaliso, stehen zu bleiben.

»Bereit?«

Kaliso blickte auf die andere Seite von etwas, das einmal ein kunstvoller, mit Mosaik verzierter Gehweg gewesen war. »Die Säule da drüben, Sir – dort könnten Sie in Position gehen und mir Feuerschutz geben, während ich rausgehe …«

Plötzlich erklang ein schwaches Rauschen in Hoffmans Ohrstöpsel und er hörte wieder eine Stimme.

»Zentrale an Hoffman … Zentrale an Delta … Zentrale an Hoffman … Zentrale an Delta … Zentrale …«

»Hoffman auf Empfang, Anya.« Endlich nicht mehr taub, nur noch teilweise blind. »Was ist mit Coles Dillo passiert?«

»Alle Gears am Leben, Sir, ein Konvoibegleiter tot, ein Fahrer verwundet. Aber Coles APC wurde zerstört. Sie sind zu Fuß auf dem Weg zum RV-Punkt. Sergeant Fenix übernimmt ihre Extraktion.«

»Der Rest des Konvois?«

»Trupp Gamma eskortiert das Zugende hinein, Sir.«

Kaliso hob triumphierend die Faust. »Dann sind wir hier fertig, Sir.«

»Das sind wir, Private.« Trotzdem wusste Hoffman immer noch nicht, wieso die Maden dieses Spielchen trieben. »Anya, kann Jack eine Sichtprüfung unserer Position vornehmen? Wir dachten, die Maden würden einen Hinterhalt für uns vorbereiten, aber wenn da draußen keine Verwundeten sind, was zum Teufel tun sie dann da?«

»Eine Sekunde, Sir. Verlagere Jack.«

Hoffman sah Kaliso verwirrt an. Er hatte das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben, und das Warten zog sich unangenehm in die Länge. Er konnte Gerede zwischen Cole und Dom Santiago hören, also hatte es wenigstens der Rest des Trupps zum RV-Punkt geschafft.

»Sir, ich kann nichts sehen«, meldete sich Anya endlich. »Sie stehen einfach nur auf der Straße und schauen in Ihre Richtung.«

Hoffman blickte hoch und suchte nach Jack, aber der Bot versteckte sich entweder in einem Gebäude, oder hatte seinen Tarnmodus aktiviert. »Dann wollen wir mal ungewöhnlich großzügig sein und zum Fahrzeug zurückgehen, statt ihre Maden-Ärsche ins Jenseits zu pusten.«

Kaliso wich von der Öffnung zurück und sie bahnten sich ihren Weg um das Amphitheater herum zurück zu der Stelle, an der sie ihren Dillo abgestellt hatten. Der APC wartete in der Deckung eines Torbogens.

»Hoffman an Fenix, wir sind im Begriff, abzuziehen«, sagte er. Es war ein Segen, den Funk zurückzuhaben. Innerlich staunte Hoffman immer noch über die Fähigkeit der Pesangas, ohne Funkverbindung und ohne einen Ton von sich zu geben, zu operieren. Ein paar der naiveren Gears hatten gedacht, sie wären Telepathen. »Hast du die anderen eingesammelt? Niemand mehr da draußen?«

»Alle im Stall, Sir. Der Lasterfahrer wird medizinisch versorgt. Ich schlage vor, den Laster bis morgen liegen zu lassen.«

»Private Kaliso wird bei Tagesanbruch einen Bergungstrupp anführen«, sagte Hoffman. »Auf dem Rückweg werden wir extrawachsam sein.«

Kaliso war jedoch ein paar Meter vor dem APC wie angewurzelt stehen geblieben. Er ging in die Hocke und sah sich das Fahrzeug genau an. »Nein, Sir, wir müssen schon jetzt extrawachsam sein …«

Hoffman blieb ebenfalls stehen. Endlich dämmerte es ihm und er hätte sich wegen seiner eigenen Dummheit ohrfeigen können.

Wer ist jetzt der Naive?

Sie hatten so sehr darauf geachtet, nicht getrennt und von den Maden überfallen zu werden, dass sie das Fahrzeug unbewacht gelassen hatten. Das war eines der Probleme, wenn man nur zu zweit mit einem Dillo unterwegs war. Und es war eine der Grundregeln dafür, nicht bis zum Hals in die Scheiße zu geraten, ohne sich wieder herausziehen zu können: Das Fahrzeug musste gesichert werden.

»Scheiße«, sagte Hoffman.

»Ich schaue mir jedes Fahrzeug erst noch mal genau an, bevor ich einsteige«, meinte Kaliso. »Alte Angewohnheit. Kameraden von mir haben’s im letzten Krieg auf die harte Tour lernen müssen.«

Die Maden waren schlau, richtig, aber sie schienen auch einen Sinn für Theater zu haben. Als Hoffman sich hinkniete, um zu sehen, was Kaliso entdeckt hatte, war die Ladung unter dem Dillo nicht schwer zu erkennen.

Vielleicht bekamen die Maden so oder so, was sie wollten. Dumme Erdschleicher, die in ihr Fahrzeug stiegen und kilometerhoch in die Luft gejagt wurden, oder dumme Menschlein, die eine Bombe finden und dann zu Fuß weiter müssen – Jagdbeute.

»Wenn sie’s so spielen wollen«, meinte Kaliso, »bin ich bereit dafür.«

»Sir?« Anya konnte sie immer noch hören. »Sir, alles in Ordnung?«

Hoffman sah zu Kaliso und beide wussten, sie waren sich einig. Würden sie Anya wissen lassen, dass sie in der Scheiße steckten, müsste jemand anderes seinen Hals riskieren, um sie rauszuhauen. Und keiner von ihnen war bereit, den Maden die Tagesplanung zu überlassen.

»Bestens«, antwortete Hoffman. »Alles bestens, Lieutenant Stroud.«

Er schaltete sein Funkgerät nur noch auf Empfang und lud seinen Lancer durch.

Kaliso tat das Gleiche.

 

FÜHRUNGS-APC, UNTERWEGS VOM RV-PUNKT NACH JACINTO

»Zentrale an Fenix«, sagte Anya.

Der Dillo schlängelte sich zwischen Schutthaufen hindurch, während Dom versuchte, einen nicht allzu holprigen Weg zu finden. Jeff Tatton hatte schon genug Schmerzen und musste nicht noch seine Eingeweide herausgeschüttelt bekommen, bevor er ins Krankenhaus kam. Marcus saß vorn und blickte gelegentlich nach hinten, um nachzuschauen, wie Baird versuchte, die Blutung zu stoppen.

»Auf Empfang, Anya.« Er sah zu Dom und zog die Brauen leicht hoch. Normalerweise rückte Anya gleich damit raus, warum sie einen anfunkte. »Gibt’s ein Problem?«

»Ja. Hoffmans Funkgerät steht nur noch auf Empfang.«

Doms Verstand raste. Er hatte über die Jahre reichlich Übung bekommen. Anya besaß ein echtes Talent dafür, alle möglichen ungewöhnlichen Sachverhalte zu bemerken, das sie wahrscheinlich in den Jahren verfeinert hatte, in denen sie sich nur nach Stimmen und Datenanzeigen richten konnte, um sich ein Bild vom Kampfgebiet zu machen – oder besser, von den Gears, die sich darin befanden. Frische Scheiße war im Anflug.

»Erklären bitte«, sagte Marcus und gab Dom ein Zeichen, langsamer zu fahren. »Hoffman hat Probleme mit dem Funk, oder wie?«

»Reine Spekulation. Ich glaube, er und Tai stecken in Schwierigkeiten und wollen aus irgendeinem Grund keine Unterstützung. Ich werde einen Raven anfordern.«

»Nein«, antwortete Marcus. Niemand wollte bei Nacht einen Raven draußen haben, wenn es sich nicht irgendwie vermeiden ließ. Bei Tag zu fliegen, war schon riskant genug. »Wir sind nur ein paar Minuten entfernt. Wir übernehmen das.«

Baird gab ein gereiztes Pffff von sich. »Aber nur, wenn du ’nen toten Fahrer hier drinnen haben willst, du Idiot. Deine Entscheidung: Der Arsch, der dich im Block verrotten lassen wollte oder dieser völlig unschuldige ehemalige Gear …«

»Fick dich«, schnappte Marcus zurück. Dom zuckte zusammen. Wow, so kenne ich ihn gar nicht. Irgendwie hatte Baird einen äußerst wunden Punkt getroffen. »Dom, halt den Dillo an.«

»Fenix, du bist doch genauso ein Arschloch wie Hoffman«, sagte Baird. »Der Embry-Star-Verein. Aber vielleicht versuchst du ja immer noch, ihn zu beeindrucken.«

»Klappe, Blondie.« Bernie tippte Dom auf die Schulter. »Ich gehe zurück. Ich kannte den alten Wichser schon, als ihr beide noch Baby-Gears wart. Das macht ihn rein technisch gesehen zu meinem ältesten Freund, so traurig sich das auch anhört.«

»Nein. Das wird nicht nötig sein.« Dom brachte den Dillo zum Stehen. Er wusste, was als Nächstes passieren würde, er kannte Marcus zu gut und das bedeutete, dass er seine Vorgehensweise schon festgelegt hatte. Er drehte sich um, um Cole anzustupsen. »Du bist als Fahrer eingeteilt, Cole Train. Mach bloß keine Kratzer in den Lack.«

Marcus öffnete die Luke und sprang hinunter. »Du nicht, Dom. Bernie, bleib, wo du bist. Ich schaff das allein.«

Dom seufzte und ignorierte ihn. Er stieg aus und zeigte Cole mit dem Daumen an, weiterzufahren. »Nicht allein. Nein.«

»Meine Entscheidung.«

»Du gehst, also geh ich auch.« Dom ging bereits in Hoffmans Richtung die Straße hinunter. Er hörte, wie Cole den Dillo aufdrehte. Heute hörte niemand auf Marcus, aber das machte ihn auch nur dann wütend, wenn er meinte, es würde sie einem Risiko aussetzen. »Du willst mich aufhalten? Dann verpass mir ’ne verdammte Kugel.«

Marcus seufzte nur. Der APC schoss in Richtung Jacinto davon und sie bewegten sich im Laufschritt zurück nach College Green.

»Anya, hast du Hoffmans Position?«

»Ja, Marcus. Er ist bei der Kreuzung Unity Street und Porto, auf der Westseite des Rundbaus. Genauer bekomme ich sein Funkgerät nicht geortet. Bei Tai das Gleiche.«

»Danke. Fenix Ende.« Er schloss zu Dom auf. »Du schuldest mir rein gar nichts.«

Scheiße, ich könnte schwören, er kann Gedanken lesen. »Ich hab dir aber auch nicht viel geholfen, als du die ganzen Jahre im Block eingesessen hast.«

»Komisch, ich dachte, du hättest mir das Leben gerettet.«

»Wir müssen darüber reden, Marcus. Früher oder später.«

»Später.«

»Was wurmt dich denn?«

»Und danke, dass du nicht danach fragst, warum ich mir die Mühe mache, Hoffman zu helfen.«

»Das brauch ich gar nicht. Aber ich will wissen, was dich an Bairds Gelaber so auf die Palme gebracht hat.«

»Kommst du gar nicht aus der Puste, wenn du beim Laufen so viel schwätzt?«

»Nein. Ich bin fit. Hör auf, der Frage auszuweichen.«

Marcus blieb für eine Weile still. Alles, was Dom hören konnte, während sie so rannten, war das konstante Tschunk-tschunk-tschunk ihrer Rüstungen und Stiefel. In den verlassenen Straßen hallte das Geräusch wider wie ein Sack voller Nieten, der durchgeschüttelt wurde.

»Okay«, sagte Marcus. »Ich hab in der Vergangenheit gezögert und es hat Typen das Leben gekostet. So ’nen Scheiß bau ich nie wieder.«

Marcus besaß nicht einen zögerlichen Knochen im Körper und Dom konnte nicht glauben, dass es etwas derart Ernstes in seiner Vergangenheit geben könnte, von dem er nichts wusste. Er machte sich im Geist die Notiz, später darüber zu sprechen. Was immer es auch sein mochte, es hatte Marcus einen ganz schönen Stich versetzt.

»Okay«, sagte Dom. Sie befanden sich jetzt ein paar Blocks vom Rundbau entfernt. Ein paar Gestrandete hatten sich wieder hinausgewagt und hingen an einer Ecke im fahlen Licht einer Straßenlaterne herum. Als sie Dom und Marcus erblickten, verschwanden sie wieder in den Gebäudeeingängen. Für sie konnte das nur bedeuten, dass Locust unterwegs waren. »Okay, aber ich will, dass du weißt, dass ich mir vom ersten Tag an den Arsch aufgerissen habe, um dich rauszuholen. Ich hab’s nicht vergessen.«

»Glaubst du, ich weiß das nicht?«

»Ich bin jedem, der zugehört hat, auf die Nerven gegangen, um Revision einzulegen. Minister, Offiziere, die ganze Palette. Scheiße, ich hab sogar versucht, so ’n Arschloch zu überreden, ’nen Ausbruch zu organisieren.« Dafür hatte Dom seinen Embry Star eingetauscht, der bei Sammlern selbst im Post-Tag-A-Jacinto noch heiß begehrt war. Die Auszeichnung bedeutete ihm nicht mehr viel, nachdem alle, die ihm je am Herzen gelegen hatten, fort waren. »Hast du meine Briefe bekommen?«

»Ein oder zwei.«

»Ich habe dir jede Woche geschrieben.«

»Dachte ich mir.«

»Scheiße …« Dom vergaß die Maden. Seine Gedanken kreisten nur um Marcus, der unter Abschaum, auf den es nicht einmal wert war zu pissen, in diesem Scheißloch festgesessen und kein Wort von draußen gehört hatte. Es brach ihm das Herz. »Tut mir leid.«

»Du hast mich rausgeholt. Mach dir nichts draus.« Marcus lief langsamer, um sich an der Umgebung zu orientieren. Zu Fuß war das nicht so einfach, da die sich ständig verändernde Stadtlandschaft aus der Höhe eines APC-Cockpits etwas anders aussah. »Ich wusste, dass du es versuchst.«

Dom spürte, wie er in eine alte Angewohnheit verfiel. Als Carlos gestorben war, hatte er sich an Maria und die Kinder geklammert und schon Panik bekommen, wenn er nur ein paar Stunden von ihnen getrennt war. Er hatte ein Jahr oder so gebraucht, um diese Angst loszuwerden. Als Marcus ins Gefängnis kam, war es für ihn, als hätte er wieder einen Bruder verloren. Er war jetzt nicht darauf vorbereitet, von Marcus getrennt zu werden, ganz gleich, aus welchem verdammten Grund auch immer.

Wenn ich bei Carlos geblieben wäre …

In Gedanken hatte Dom das Wenige, was er über die letzte Stunde seines Bruders wusste, tausende Male nachgespielt. Das wusste er genau. Er hatte mitgezählt. Er wusste auch, dass es, wenn sie zusammen gewesen wären – sie alle drei –, niemals so geendet hätte.

Doch – er verstand, weshalb Marcus Hoffman und Kaliso retten musste. Er verstand es voll und ganz.