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Einmal nahm Castillo Amalfitano mit zu Juan Ponce Esquivel, Student der Schönen Künste und Zahlenmystiker in seiner Freizeit, der in einer der ärmlichsten Siedlungen von Santa Teresa wohnte, in Aquiles Serdán, westlich von El Milagro, durch das die Gleise der ehemaligen Eisenbahnlinie führten. Ursprünglich sollte Ponce ihnen die Zukunft voraussagen, aber bei ihrer Ankunft fanden sie ihn vertieft in die Zahlen des vaterländischen Schicksals. Ich glaube, die Helden werden sich wiederholen, sagte Ponce, während er ihnen eine Tasse Kaffee reichte. Carranza, zum Beispiel, wurde schon geboren. Er wird im Jahr 2020 sterben. Villa auch: Er ist augenblicklich ein Jugendlicher, der sich mit Drogenhändlern, Prostituierten und illegalen Einwanderern herumtreibt. Er wird 2023 in einem Kugelhagel sterben. Obregón wurde 1980 geboren, und 2028 wird man ihn umbringen. Elías Calles wurde 1977 geboren und wird 2045 sterben. Huerta wurde im Jahr des Atombombenabwurfs über Hiroshima geboren und wird 2016 sterben. Pascual Orozco wurde 1982 geboren und wird 2016 sterben. Madero wurde 1973 geboren, im Jahr von Allendes Sturz, und 2013 wird man ihn ermorden. Alles wird sich wiederholen. Gebannt wird das mexikanische Volk neuerliche Ströme von Blut fließen sehen, beim Gedanken an das Jahr 2015 wird mir mulmig. Zapata wurde schon geboren, 1983, er ist noch ein Knirps, der auf der Straße spielt oder drei, vier Gedichte von Amado Nervo oder vier Poemínimos von Efraín Huerta auswendig lernt. Er wird 2019 von Kugeln durchsiebt sterben. Die Zahlen sagen, dass sich alles wiederholen wird. Die Helden, die Soldaten, die unschuldigen Opfer werden erneut geboren werden. Die wichtigsten sind schon geboren, allen voran die, die sterben werden. Einige aber fehlen. Die Zahlen sagen, dass man Aquiles Serdán erneut töten wird. Verfluchtes Glück, verfluchtes Schicksal.
Es lebe Mexiko, sagte Castillo.
Amalfitano sagte nichts, aber er hatte den Eindruck, als würde jemand, eine vierte Person, von einem angrenzenden Raum oder aus einer großen Truhe an der Rückwand von Juan Ponce Esquivels Zimmer etwas sagen: Wie bitte? Ist da jemand? Wie bitte, wie bitte?