EDITORISCHE NOTIZ
Die Nöte des wahren Polizisten ist ein Roman, dessen Teile in ungleichem Maße abgeschlossen sind, mag die Überarbeitung auch weit vorangeschritten sein, denn sämtliche Kapitel wurden zunächst handschriftlich verfasst, dann mit der elektrischen Schreibmaschine transkribiert, viele von ihnen, nahezu die Hälfte, anschließend in einem Computer überarbeitet, wie aus Roberto Bolaños Archiven hervorgeht.
Mehrere ebenfalls in diesem Archiv abgelegte Dokumente belegen, dass es sich um ein Romanprojekt handelt, das Anfang der achtziger Jahre begonnen und kontinuierlich, bis ins Jahr 2003, verfolgt wurde: Briefe, datierte Notizen, in denen der Autor seine Vorhaben beschreibt, ein Interview aus dem Jahr 1999 in der chilenischen Zeitschrift La Tercera, wo er erklärt, er arbeite, neben anderen Büchern, an Die Nöte des wahren Polizisten. Der Titel zieht sich als eine Konstante durch sämtliche, das Werk betreffenden Dokumente.
Der Roman setzt sich aus drei Texteinheiten zusammen, aus »Die Nöte des wahren Polizisten« und »Sonoras Mörder« mit 50 respektive hundert Seiten, die sich in Roberto Bolaños Computer befanden, und einem weiteren Manuskriptteil, der teils auf Schreibmaschine getippt, teils ohne Dateivermerk vom Computer ausgedruckt wurde und 135 Seiten umfasst.
Die aus dem Computer stammenden Mauskripte entsprechen dem ersten und fünften Teil des Romans, das maschinenschriftliche und ausgedruckte Manuskript den Teilen zwei, drei und vier.
Das mit der Maschine transkribierte handschriftliche Manuskript, das ebenfalls den Titel »Die Nöte des wahren Polizisten« trägt, ist ein vollständiger Roman von 283 Seiten, verteilt auf sieben Mappen, von denen fünf auf dem Schreibtisch des Autors lagen, zusammen mit weiteren, zu 2666 gehörigen Materialien, während die anderen beiden beim Ordnen seines Nachlasses entdeckt wurden. Dieses 283 Seiten umfassende Konvolut lässt den unzweifelhaften Schluss zu, dass es sich um eine weitgehend revidierte Romanfassung handelt, und lieferte die Bestätigung, dass die beiden Dateien im Computer mit der vom Autor vorgenommenen maschinenschriftlichen Transkription übereinstimmten.
In vier der auf dem Schreibtisch gefundenen Mappen sind jeweils Nummerierung, Titel und Umfang vermerkt: 1. Amalfitano und Padilla, 165 Seiten, 2. Rosa Amalfitano, 39 Seiten, 3. Pancho Monje, 26 Seiten, 4. JMG Arcimboldi, 38 Seiten. Diese vier Mappen umfassen nahezu den gesamten Roman.
Die fünfte auf seinem Schreibtisch gefundene Mappe und eine von denen, die beim Ordnen seines Archivs gefunden wurden (beide ohne Titel), enthalten erneut fast den gesamten Roman. Das Material war gemäß den beiden Texten im Computer und einem Inhaltsverzeichnis gegliedert.
Mappe sieben, die zweite der beiden im Archiv gefundenen Mappen, trägt den Titel »Grab der Viehhirten« und enthält, neben Materialien zu einem anderen, unabgeschlossenen Projekt, acht getippte Kapitel des Romans.
Nach dem Zusammentragen und Sondieren des Textmaterials erfolgte die Fixierung des Romangefüges, maßgeblich nach der Textanordnung im Computer – unter Berücksichtigung der von Roberto Bolaño vorgegebenen Kriterien in den vier nummerierten und mit Titeln versehenen Mappen. Oberste Maxime der vorliegenden Ausgabe ist die bedingungslose Treue gegenüber dem Werk von Roberto Bolaño und die feste Absicht, dem Leser den Roman so zu präsentieren, wie er in seinen Archiven gefunden wurde. Die vorgenommenen Änderungen und Korrekturen sind minimal und auf das Notwendigste beschränkt.
Mein Dank gebührt der Agentur Andrew Wylie und dem Literaturbüro von Cora Munro, die der vorliegenden Ausgabe mit ihrer unschätzbaren Erfahrung und dem größtmöglichen Respekt vor dem Nachlass des Autors zur Seite standen.
Carolina López