Hamburg-Winterhude, Mittwoch, den 14. April, 15.30 Uhr
Der Himmel war nun blauer, und Hamburg schien in eine weniger sterile Helligkeit getaucht zu sein, obwohl sich die Sonne hin und wieder in milchige Wolkenfetzen hüllte. In einer Medienstadt wie Hamburg musste Fabel immer vorsichtig sein, wenn er seine Fälle außerhalb des Präsidiums besprach, aber es gab zwei Orte, die er gern als Treffpunkte für sein Team benutzte. Der eine war der Schnellimbiss am Hafen, den ein mit Fabel befreundeter ehemaliger Polizist und friesischer Landsmann betrieb. Der zweite Treffpunkt war das Café gegenüber dem Winterhuder Fährhaus. Hinter der Brücke gelegen, hatte das Café einen Freiluftbereich, der sich am Alsterstreek dahinzog und einen Ausblick auf den Turm der Johanniskirche bot. Auf der anderen Seite des weiß gestrichenen Eisenzauns steckten zwei Schwäne den Schnabel gleichgültig ins Wasser. An dieser Stelle hatte ein früherer Cafébesucher ein paar Brotkrumen hineingeworfen. Die Ausstattung des Geländes bestand aus weißen Polypropylentischen und -stühlen im Schatten von Sonnenschirmen, auf denen Reklame für Zigaretten gemacht wurde. Das Café lag zwar in Reichweite des Präsidiums, aber weit genug entfernt, um einen Szenenwechsel zu ermöglichen.
Sie waren insgesamt zu sechst, und Fabel zog zwei Stühle von einem leeren Tisch herüber, damit alle sitzen konnten. Anna und Maria waren an Fabels Besprechungen unter freiem Himmel gewöhnt. Doch während die beiden Mitglieder der Abteilung Sexualdelikte, Petra Maas und Hans Rödger, verblüfft über die Umgebung zu sein schienen, ließ der Ausdruck von Henk Hermanns Gesicht erkennen, dass er glaubte, in einen äußerst exklusiven und sehr geheimen Club aufgenommen worden zu sein.
Der Kellner kam, um ihre Kaffeebestellung entgegenzunehmen. Er begrüßte Fabel mit Namen und plauderte kurz mit ihm über das Wetter. Natürlich ahnte er nicht, dass er es mit Mitgliedern der Mordkommission zu tun hatte, sondern er hielt sie wahrscheinlich für irgendwelche Geschäftsleute, die sich eine Pause von einem Seminar gönnten. Fabel wartete, bis sich der Kellner zurückgezogen hatte, bevor er sein Team ansprach.
»Wir sind nicht auf der richtigen Spur. Ich weiß, dass ihr all eure Energie für diese Fahndung aufbringt, aber wir scheinen auf keinen grünen Zweig zu kommen. Wir haben drei Verdächtige: den Lehrer Fendrich, den Schriftsteller Weiss, der wohl eher nicht als Täter in Frage kommt, und unseren Hauptverdächtigen, Olsen. Aber keiner von ihnen passt völlig ins Bild.« Fabel unterbrach sich, als der Kellner den Kaffee an den Tisch brachte. Dann fuhr er fort: »Vielleicht sollten wir mit in Erwägung ziehen, dass es sich um zwei kooperierende Mörder handeln könnte. Das würde das von Henk entdeckte zweite Paar Fußabdrücke am Tatort im Naturpark erklären. Möglicherweise war es ein Fehler, die separaten Abdrücke nicht miteinander in Verbindung zu bringen.«
»Oder könnten wir es vielleicht mit einem Hauptmörder und einem Nachahmer zu tun haben?«, fragte Hermann vorsichtig.
Fabel schüttelte den Kopf. »Das ›Thema‹ der Morde ist absolut einheitlich, und wir haben eine direkte forensische Beziehung zwischen ihnen. Die kleinen gelben Zettel, die wir an jedem Tatort gefunden haben, sind nicht nur völlig gleich, sondern scheinen von einem einzigen Stück Papier abgeschnitten worden zu sein. Auch die Handschrift ist identisch. Wenn zwei Täter zusammengearbeitet haben, könnte Olsen vielleicht die Morde im Naturpark und ein Partner die beiden anderen begangen haben, wobei einer von ihnen sämtliche Notizen schrieb.«
»Aber…?« Maria Klee lächelte vielsagend.
»Aber… ich sehe hier einfach kein Team am Werk. Wir haben so etwas in früheren Fällen erlebt, und dies hier ist anders. Es muss ein einzelner Mörder sein. Also zuerst zu Olsen. Was haben wir über ihn?«
»Er kommt eindeutig für die Morde im Naturpark in Frage«, meinte Maria. »Er hat ein Motiv gehabt, Grünn und Schiller umzubringen. Sexuelle Eifersucht. Aber du hast Recht: Wie lässt sich das mit den anderen, offenbar willkürlichen Morden in Einklang bringen?«
Fabel nahm einen Schluck von seinem Espresso. »Es passt nicht zu dem Bild, das wir von Olsen zusammengefügt haben. Er wird von seiner Wut beherrscht. Unser Mann dagegen sieht Poesie in seiner Gewalt. Olsen bleibt oben auf der Liste. Aber um mehr herauszufinden, müssen wir ihn erst einmal schnappen. Bis dahin: Was ist mit Fendrich, Anna?«
»Er ist nicht unser Mann. Da bin ich mir sicher. Wenn er sexuelle Motive hatte, was er bestreitet, glaube ich nicht, dass er ihnen nachgab. Ich bin seine Biografie immer wieder durchgegangen. Keine Vorstrafen. Kein vorheriger Verdacht und keine Beschwerden, was sein Verhalten als Lehrer betrifft. Er scheint seit drei Jahren, seit er sich von seiner langjährigen Freundin Rona Dorff trennte, keine ständige Beziehung mehr gehabt zu haben. Ich habe mit Rona gesprochen. Sie ist Musiklehrerin an einer anderen Schule. Nach ihren Worten war die Beziehung bestenfalls lau, und sie sind auseinander gegangen, nachdem Paula verschwunden war.«
»Gibt es da eine Verbindung?«, fragte Fabel.
»Ja, schon. Aber dadurch wird Fendrich eher entlastet als belastet. Rona sagt, Fendrich sei besessen von dem Gedanken gewesen, den Ehlers zu helfen und Paula zu finden. Dann, als ihm Klatt von der Polizei Norderstedt ständig im Nacken saß, wurde er wütend und deprimiert.«
»Gewalttätig?«
»Nein. Distanziert. Rona meinte, ihre Beziehung habe sich nicht zerschlagen, sondern sei schlicht abgestorben.«
»Vielleicht war Fendrichs Verhalten nach Paulas Verschwinden eine Tarnung«, gab Henk Hermann mit eifriger Stimme zu bedenken. »Etliche Mörder verkleiden ihre Gefühle der Schuld und der Furcht vor einer Entdeckung als Kummer oder Sorge.«
Genau das hatte Fabel etliche Male selbst erlebt, und sogar er war hin und wieder von den Krokodilstränen eines kaltblütigen Mörders getäuscht worden.
»Und dann ist da noch die Analogie zu den Grimm’schen Märchen, deren sich der Mörder bedient.« Hermann schien dadurch, dass sein neuer Chef seinen letzten Beitrag gewürdigt hatte, ermutigt worden zu sein. »Wir wissen, dass Paulas Doppelgängerin, Martha Schmidt, die am Strand gefunden wurde, aus der so genannten Unterschicht stammte und dass ihr Mörder diese Herkunft mit den ›unterirdischen Leuten‹ gleichsetzte. Möglicherweise glaubte Fendrich, dass Paula durch die niedrigen Erwartungen ihrer Eltern eingeengt oder sogar gefangen war. Dachte er vielleicht, dass er sie durch ihre Ermordung ›befreit‹ hat?«
Fabel schaute Hermann an und lächelte. »Noch jemand, der Weiss’ Buch gelesen hat, stimmt’s?«
Hermanns Gesicht rötete sich ein wenig unter den Sommersprossen, als sei er in einer Prüfung beim Mogeln erwischt worden. »Ja, Herr Erster Kriminalhauptkommissar. Ich halte das Buch für eine gute Grundlage.«
»Das ist es auch. Und sag Chef zu mir, das spart Zeit. Was meinst du, Anna?«
»Es ist denkbar. Obwohl er die Familie Ehlers stark unterstützt hat, konnte er seine Verachtung für ihre niedrigen Erwartungen und Ambitionen nicht verbergen. Allerdings steht Fendrich, wenn überhaupt, nur im Zusammenhang mit Paula Ehlers’ Verschwinden, und das bildet noch keinen Bestandteil unserer Ermittlung. Er hat kein Alibi für die anderen Fälle. Aber er wohnt schließlich auch allein in dem großen Haus, das er sich früher mit seiner Mutter geteilt hat. Wenn er Alibis für die anderen Fälle vorgewiesen hätte, wäre ich misstrauisch geworden. Gefühlsmäßig halte ich ihn nicht für unseren Mann. Trotzdem, es macht mir zu schaffen, dass er Paula die Kinder- und Hausmärchen geschenkt hat, obwohl er freiwillig darauf zu sprechen kam.«
»Okay, aber Fendrich bleibt auf der Verdächtigenliste. Dann haben wir noch Weiss, den Schriftsteller…«
»Schön, Chef«, sagte Maria, »für den bist du in erster Linie zuständig. Warum sollen wir ihn als Verdächtigen betrachten?«
»Weil es beunruhigende Parallelen zwischen den Morden und Weiss’ Roman Die Märchenstraße gibt. Bei beiden geht es um die Themen der Gebrüder Grimm und um einen Serienmörder, der Märchen zum Leben erweckt. Weiss zieht dadurch die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und erhöht die Verkaufszahlen seines Buches.«
Anna lachte leise. »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass diese Morde so etwas wie ein verrückter PR-Event für sein Buch sind?«
»Nicht unbedingt. Aber Weiss ist vielleicht fähig, seine Ideen in die Tat umzusetzen. Jedenfalls ist er ein eitler, arroganter Sack. Damit nicht genug, er kann einem Angst einjagen. Und er ist groß. Wirklich groß und kräftig. Laura von Klosterstadts Autopsie hat ergeben, dass sie von jemandem mit einer gewaltigen Handspanne festgehalten wurde.«
»Das könnte Olsen sein«, sagte Anna. »Oder sogar Fendrich.«
Fabel wandte sich Maria zu. »Was hast du über Weiss herausgefunden, Maria?«
»Keine Vorstrafen. Er ist siebenundvierzig Jahre alt, zweimal verheiratet, zweimal geschieden, keine Kinder. Geboren in Kiel. Seine Mutter ist Ausländerin – eine Italienerin aristokratischer Herkunft –, und sein Vater war Eigentümer eines Unternehmens in Kiel, das mit Schifffahrt zu tun hatte. Er ging auf teure Internate hier in Hamburg sowie in England und Italien. Dann auf die Universität Hamburg… Sein Debütroman wurde kurz nach seinem Studienabschluss veröffentlicht, ohne sonderlichen Erfolg. Sein erster ›Wahlwelten‹-Roman kam 1981 heraus und schlug groß ein. Das ist es mehr oder weniger. Ach ja, er hatte einen Bruder. Einen jüngeren Bruder. Doch der ist vor ungefähr zehn Jahren gestorben.«
Fabel wirkte wie von der Tarantel gestochen. »Einen Bruder? Gestorben? Wie denn?«
»Anscheinend Selbstmord. Irgendeine Geisteskrankheit.«
»War er vielleicht zufällig Bildhauer?«
Maria war überrascht. »Das stimmt. Woher weißt du das?«
»Ich glaube, ich habe eines seiner Werke gesehen«, sagte Fabel, und das Gesicht des fauchenden, aus Ebenholz geschnitzten Wolfes ging ihm durch den Kopf. Er schaute hinunter ins Wasser neben der Gaststätte. Die Schwäne hatten dem durchweichten Brot den Rücken zugewandt und paddelten träge zurück in Richtung der Brücke. Er drehte sich wieder zu seinem Team um. »Henk hat Recht. Wir alle sollten Weiss’ Buch Die Märchenstraße zu unserer Pflichtlektüre machen. Ich sorge dafür, dass jeder von euch bis heute Abend ein Exemplar bekommt. Und lest es auf jeden Fall.«
Fabel hatte Anna aufgefordert, noch ein wenig zu warten, und ihr angeboten, sie zum Präsidium zu fahren. Henk Hermann hatte unschlüssig herumgelungert, bis Fabel ihn anwies, Maria zu begleiten. Sie saßen allein am Tisch. Fabel bestellte einen weiteren Kaffee und hob fragend eine Augenbraue. Anna schüttelte den Kopf.
»Hör zu, Anna«, sagte Fabel, nachdem sich der Kellner entfernt hatte. »Du bist eine außergewöhnliche Polizistin, eine wirkliche Bereicherung für das Team. Aber es gibt Dinge, über die wir uns unterhalten müssen…«
»Zum Beispiel?«
Er drehte ihr das Gesicht zu. »Zum Beispiel deine Aggressivität. Du musst stärker als Teammitglied, nicht als Individuum arbeiten.«
Annas Miene verhärtete sich. »Ich dachte, dass du uns deshalb herangezogen hast… wegen unserer Individualität. Weil wir alle verschieden sind.«
»Richtig, Anna. Aber deine individuellen Fähigkeiten nützen mir nur dann etwas, wenn du dich ins übrige Team einfügst.«
»Ich weiß schon, worauf du hinauswillst… Henk Hermann?«
»Er ist gescheit, Anna, und aufgeweckt. Er ist ein guter Polizist, und ihr beide könntet vorzüglich zusammenarbeiten. Aber nur, wenn du ihm die Chance dazu gibst.«
Anna schwieg einen Moment lang. Dann musterte sie Fabel mit ihrem gewohnten herausfordernden Blick. »Bin ich die Einzige, die das bemerkt, und ist es bloß ein verdammter Zufall, dass er Paul Lindemann so ähnlich sieht? Ich frage mich langsam, ob wir unseren eigenen ›Wechselbalg‹ haben.«
Annas Scherz verärgerte Fabel, und er antwortete nicht sofort. Sie gingen zurück zu seinem BMW. Er drückte auf seine Fernbedienung, um den Alarm abzustellen und die Zentralverriegelung zu öffnen, bevor er sich mit den Ellbogen auf das Autodach stützte und zu Anna hinüberschaute. »Ich übernehme keine Beamten aus sentimentalen Gründen, Kommissarin Wolff.« Doch dann lächelte Fabel, denn er wusste, was sie meinte. Hermann hatte die gleiche schlaksige Gestalt und die gleichen sandfarbenen Haare wie Paul Lindemann, der Kollege, den sie verloren hatten. »Er sieht tatsächlich ein bisschen so aus. Aber er ist nicht Paul, und ich habe mich wegen seiner eigenen Vorzüge und seines eigenen Potenzials für ihn entschieden. Ich möchte, dass du ihm entgegenkommst. Es ist nicht nur meine, sondern auch deine Aufgabe, dieses Potenzial zu entwickeln… das Beste aus ihm herauszuholen. Und bevor du protestierst: Ich bitte dich nicht, das Kindermädchen für ihn zu spielen. Aber er muss viel lernen, und ich möchte, dass du ihn nicht behinderst, sondern ihm hilfst. Außerdem glaube ich, dass umgekehrt auch du ein paar Dinge von ihm lernen könntest.«
Sie fuhren zurück in Richtung des Polizeipräsidiums in Winterhude. Die von Wolken überzogene Sonne verdunkelte und erhellte sich, als wisse sie nicht, was sie mit dem Tag anfangen sollte. Anna blieb fast bis zum Ende der Fahrt stumm, doch dann platzte es aus ihr heraus: »In Ordnung, Chef. Ich werde versuchen, mich mit Hermann zu arrangieren. Ich weiß, dass ich manchmal unerträglich sein kann, aber die ganze Sache letztes Jahr mit Paul… und mit Marias Verletzung… das alles macht mir Sorgen. Paul war so verdammt geradlinig, so penibel und exakt. Das ging mir manchmal auf die Nerven. Aber er war ein guter, ehrlicher Mann, und man wusste bei ihm immer, woran man war.« Sie machte eine Pause. Fabel blickte sie nicht an, denn die robuste kleine Anna wollte bestimmt nicht, dass er ihre bestürzte Miene sah. »Er hat auf mich aufgepasst…« Ihre Stimme war angespannt. »Das lässt mich nachts nicht schlafen. Dass er versucht hat, mich zu retten. Ich habe überlebt und er nicht.«
»Anna…«, begann Fabel, aber sie schnitt ihm das Wort ab und zwang sich dabei zu einem normalen Tonfall.
»Ich werde Henk Hermann vorschlagen, dass wir uns zu einem Gespräch treffen. Vielleicht zusammen etwas trinken. Damit wir einander kennen lernen. Okay?«
»Okay, Anna.«
Sie parkten am Präsidium, und Anna legte die Hand auf die Tür, machte aber keine Anstalten auszusteigen. Sie richtete ihren offenen Blick auf Fabel. »Warum nicht Klatt?«, fragte sie unverblümt, und als Fabel einen Moment lang verwirrt schien, setzte sie hinzu: »Ich war überzeugt, dass du Klatt ins Team aufnehmen würdest. Ihm selbst ist der Gedanke wahrscheinlich auch gekommen. Warum hast du dich stattdessen für Henk Hermann entschieden?«
Fabel lächelte. »Klatt ist ein guter Polizist, aber ihm fehlt einiges für die Mordkommission. Er hat sich zu sehr auf Fendrich konzentriert. Mag sein, dass Fendrich unser Mann ist, aber Klatt wollte keine Alternativen sehen. Wenn Fendrich nicht der Mörder ist, dann könnte Klatt in den ersten Tagen der Fahndung, vielleicht sogar in den wichtigen ersten Stunden, etwas entgangen sein, das die Lücke zwischen ihm und Paulas Entführer geschlossen hätte.«
»Mein Gott, Chef, das ist ein ziemlich hartes Urteil. Es gab nicht viele Anhaltspunkte, und Klatt hat sich auf Fendrich konzentriert, weil ihm kaum etwas anderes übrig blieb.«
»Seiner Meinung nach. Trotzdem ist er, wie gesagt, ein guter Polizist. Du hast mich gefragt, weshalb ich Henk Hermann und nicht Robert Klatt ausgewählt habe. Es hatte mehr mit dem zu tun, was Hermann zu bieten hat, als mit dem, was Klatt fehlt. Henk Hermann war der erste Beamte, der am Tatort im Naturpark erschien. Er stand auf einer winzigen Lichtung vor zwei Opfern, denen man die Kehle durchgeschnitten hatte, und als Allererstes richtete er seine Aufmerksamkeit auch auf andere Dinge. Sofort. Er tat das Gegenteil von Klatt. Er erweiterte seinen Aktionsraum und ging gleichzeitig in zwei Richtungen: zurück vom Ort der Entdeckung zum Moment des Todes und vorwärts in einem Radius, in dem die Autos wahrscheinlich abgestellt worden waren. Alles begann damit, dass er eine künstliche Pose sofort erkannte.« Fabel beugte sich vor und legte die Unterarme aufs Lenkrad. »Wir alle nehmen an einem Rennen teil, Anna. Jeder von uns in der Mordkommission. Und es beginnt, wenn jemand die Startpistole abfeuert und einen anderen Menschen tot zurücklässt. Henk Hermann kommt schneller aus den Startblöcken. So einfach und so kompliziert ist das. Und ich möchte, dass du so gut mit ihm zusammenarbeitest, wie du kannst.«
Anna sah Fabel einen Moment lang an und ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Dann nickte sie. »In Ordnung, Chef.«