Hilfe für die oberen Zehntausend
Gerade in der Krise hat die Notenbank den Banken und den Bankern auf vielfältige Weise geholfen. Die Notenbank leiht den Banken zu sehr niedrigen Zinsen Geld – Zinssätzen, die vor allem in Krisenzeiten weit unter dem Marktzins liegen. Wenn eine Bank Kredite zu einem Zins nahe null aufnehmen kann und dann eine langfristige Staatsanleihe kauft, die zum Beispiel eine Rendite von drei Prozent abwirft, dann kassiert sie einen hübschen dreiprozentigen Gewinn fürs Nichtstun.13 Wenn man dem Bankensystem jährlich eine Billion Dollar leiht, ist das ein Geschenk im Wert von 30 Milliarden Dollar. Aber Banken können oft viel mehr herausholen: Sie können an Firmenkunden – selbst wenn deren Bonität außer Frage steht – Kredite mit viel höheren Zinsen ausreichen. Setzen sie einen Zins von zehn Prozent durch, entspricht die Bereitschaft der Regierung, ihnen fast zinslos eine Billion Dollar zur Verfügung zu stellen, einem Geschenk im Wert von 100 Milliarden Dollar pro Jahr.14
Außerdem können Banken ihrerseits Geld bei der US-Notenbank einzahlen, und sie erhalten jetzt, zum ersten Mal, Zinsen auf diese Einlagen – ein weiterer versteckter Transfer von den Steuerzahlern zu den Banken.15 Dieses jüngste Geschenk mag die Banken sogar von der Kreditausreichung abgehalten haben. Banken dafür zu bezahlen, dass sie keine Kredite vergeben, bedeutet, dass die Grenzrendite der Banken im Kreditgeschäft sinkt.16
Ganz allgemein werden die Interessen der Banken (und insbesondere der Großbanken) bei der Bankenrettungsstrategie über die der übrigen Wirtschaft gestellt.17 Den Banken wurde vorgeblich deshalb Geld zur Verfügung gestellt, damit der Kreditfluss nicht unterbrochen wird, aber den Finanzinstituten, die die Mittel erhielten, wurden keinerlei Auflagen erteilt – keine Auflagen bezüglich der Aufrechterhaltung des Kreditflusses, keine Auflagen, das Geld nicht für die Auszahlung von Boni zu verwenden. Und so floss ein Großteil der Gelder, mit denen die Banken gestützt wurden, in Boni, nicht in die Rekapitalisierung. Die Hilfsgelder kamen überproportional den Großbanken zugute, die sich mehr für Spekulation und den Handel mit Wertpapieren als für das Kreditgeschäft interessierten. Wenn sie überhaupt Kredite ausreichten, dann überwiegend an internationale Konzerne. Bei den kleineren Regional-und Kommunalbanken, die auf die Kreditversorgung der mittelständischen Wirtschaft spezialisiert sind, kam nur ein geringer Teil der Regierungsgelder an.18 Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass Hunderte dieser kleineren Kreditinstitute pleitegingen19 und Hunderte weitere in eine so prekäre Lage gerieten, dass sie ihr Kreditgeschäft zurückfahren mussten.20 Als Strategie, den Kreditfluss aufrechtzuerhalten, erwiesen sich die Entscheidungen der Notenbank (und des US-Finanzministeriums) als völlig verfehlt.