In Kapitel 4 habe ich die Bedeutung von der öffentlichen Hand bereitgestellter Güter und des Gefühls von sozialem Zusammenhalt, ökonomischer Fairness und Gerechtigkeit erläutert. Dies wird von den Wohlhabenden in unterschiedlichem Maße ebenfalls erkannt, wie Abstimmungsmuster in den einzelnen US-Bundesstaaten deutlich machen. In »liberalen« Bundesstaaten behandeln auch die Gutsituierten soziale Gerechtigkeit als einen eigenständigen Grundwert, in konservativen Bundesstaaten gilt dies weniger. Vgl. Paul Krugman, »Moochers against Welfare«, New York Times vom 16. Februar 2012, wo Krugman außerdem die Arbeit von Andrew Gelman von der Columbia University zitiert, der gezeigt hat, dass die Reichen überall tendenziell konservativ wählen, in armen Bundesstaaten aber ganz besonders – was zu dem Phänomen führt, dass Republikaner tendenziell ärmere Bundesstaaten vertreten. Vgl. Gelman, Red State, Blue State, Rich State, Poor State: Why Americans Vote the Way They Do, Princeton 2010.
Suzanne Mettler von der Cornell University zitiert Statistiken, aus denen hervorgeht, dass 44 Prozent der Empfänger staatlicher Renten, 43 Prozent der Empfänger von Arbeitslosengeld und 40 Prozent der Medicare-Leistungsberechtigten sagen, dass sie »kein staatliches Programm in Anspruch nehmen«. Zitiert in: Krugman, »Moochers against Welfare« (siehe Anm. 3). Vgl. Suzanne Mettler, »Reconstituting the Submerged State: The Challenges of Social Policy Reform in the Obama Era«, Perspectives on Politics 8 (2010), Nr. 3, S. 803 – 824. Dies erklärt zum Teil den Widerspruch, dass Bundesstaaten, die am meisten Bundeshilfe in Anspruch nehmen, staatliche Programme tendenziell am stärksten ablehnen. Vgl. auch die unten wiedergegebene Anekdote über die Senioren, die deshalb gegen Obamacare, die geplante Krankenversicherung für alle, sind, weil durch die Reform eine Verstaatlichung von Medicare drohe!
Vgl. Michael I. Norton und Dan Ariely, »Building a Better America – One Wealth Quintile at a Time«, Perspectives on Psychological Science 6 (2011), Nr. 1, S. 9 – 12.
Vgl. die Erhebung der Fondation Jean-Jaurès, <http://www.jean-jaures.org/Publications/Dossiers-d-actualite/Enquete-sur-la-perception-des-inegalites-dans-le-mondeA [4. März 2012].
Vgl. R. Benabou und E.A. Ok, »Social Mobility and the Demand for Redistribution: The POUM Hypothesis«, Quarterly Journal of Economics 116 (2001), S. 447 – 487; K.K. Charles und E. Hurst, »The Correlation of Wealth across Generations«, Journal of Political Economy 111 (2003), Nr. 6, S. 1155 bis 1182, sowie L. A. Keister, Getting Rich: America’s New Rich and How They Got That Way, Cambridge 2005.
Vgl. Charlotte Cavaille, »Perceptions of Inequalities in the World: Food for Thought«, <inequalitiesblog.wordpress.com/2011/09/27/perceptions-of-inequality- in-the-world-food-for-thought> [19. Dezember 2011]. Sie legt eine interessante Interpretation vor, bei der sie aus Alexis de Tocquevilles Standardwerk über Amerika zitiert: »Ist die Ungleichheit das allgemeine Gesetz einer Gesellschaft, so fallen die stärksten Ungleichheiten nicht auf; ist alles ziemlich eingeebnet, so wirken die geringsten Unterschiede kränkend. Deshalb wird der Wunsch nach Gleichheit umso unersättlicher, je größer die Gleichheit ist.« Vgl. Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, Zweiter Teil, Stuttgart 1962, S. 155.
Die Grundprinzipien der Rationalität lauten (im Jargon der Wirtschaftswissenschaften), dass Individuen eine festgefügte Nutzenfunktion maximieren (beziehungsweise eine festgefügte Präferenzordnung haben) und dies mit rationalen Erwartungen tun. Die alternative Sichtweise der Verhaltensökonomik kommt in dem Titel des populärwissenschaftlichen Buches von Dan Ariely zum Ausdruck: Predictably Irrational. The Hidden Forces That Shape Our Decisions, New York 2008.
Zur Umsetzung im politischen Rahmen vgl. George Lakoff, Don’t Think of an Elephant! Know Your Values and Frame the Debate, White River Junction, VT, 2004.
Dies ist der sogenannte Ankereffekt. Vgl. Diskussionen über den Einfluss von Anker- und Bezugsrahmeneffekten auf Urteile und Präferenzen in: Daniel Kahneman, Paul Slovic und Amos Tversky (Hg.), Judgment under Uncertainty: Heuristics and Biases, Cambridge 1982, sowie Daniel Kahneman und Amos Tversky (Hg.), Choices, Values and Frames, New York 2000. Als aktuelle populärwissenschaftliche Darstellung vgl. Daniel Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, München 2012, sowie Richard Thaler und Cass Sunstein, Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
Vgl. die Diskussion über Bezugsrahmen im Fall der Einführung von Zielfonds in Alterssparplänen in: Ning Tang, Olivia S. Mitchell, Gary R. Mottola und Stephen P. Utkus, »The Efficiency of Sponsor and Participant Portfolio Choices in 401(k) Plans«, Journal of Public Economics 84 (2010), Nr. 11/12, S. 1073 – 1085, sowie Olivia S. Mitchell, Gary R. Mottola, Stephen P. Utkus und Takeshi Yamaguchi, »Default, Framing and Spillover Effects: The Case of Lifecycle Funds in 401(k) Plans«, NBER Arbeitspapiere 15108, 2009.
So wollte die Rechte glauben, dass die Regierung das Problem verursacht hatte, nicht der Markt; daher tat sie Anhaltspunkte dafür, dass die Märkte versagt hatten – weil zum Beispiel das Hypothekendebakel im privaten Sektor seinen Anfang nahm und selbst auf dem Höhepunkt der Krise Hypotheken der staatlich geförderten Fannie Mae besser dastanden als die des privaten Sektors –, als belanglos ab.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Publikationen zum Thema Bestätigungsfehler. Vgl. zum Beispiel Matthew Rabin und Joel Schrag, »First Impressions Matter: A Model of Confirmatory Bias«, Quarterly Journal of Economics 114 (1999), Nr. 1, S. 37 – 82.
Vgl. insbesondere Karla Hoff und Joseph E. Stiglitz, »Equilibrium Fictions: A Cognitive Approach to Societal Rigidity«, American Economic Review 100, Nr. 2 (Mai 2010), S. 141 – 146, sowie dies., »The Role of Cognitive Frames in Societal Rigidity and Change«, World Bank, 2011, <:http//www.ewi-ssl.pitt.edu/econ/files/seminars/110405_sem814_Karla%20Hoff.pdf> [4. März 2012]), und die dort zitierte Literatur. Nach unserer Ansicht tragen Gleichgewichtsfiktionen möglicherweise dazu bei, Diskriminierung aufrechtzuerhalten. Wer an Kastenunterschiede glaubt, reagiert kognitiv empfindlicher auf das Versagen der vermeintlich niederen Kaste und ignoriert deren Erfolge. Schlimmer noch, Menschen, die sich selbst für unterlegen erachten, werden sich entsprechend verhalten.
Überredendes Marketing ist die sanfteste und ehrlichste Methode, die Unternehmen anwenden, um das Verhalten der Konsumenten zu manipulieren. Die Zigarettenhersteller erhöhten dagegen heimlich das Suchtpotenzial ihrer Produkte und steigerten so die Wahrscheinlichkeit, dass Raucher weiterhin rauchen werden. David Kessler, der frühere Leiter der amerikanischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und Arzneimittelzulassung (FDA), der die Anklage der US-Regierung gegen die Zigarettenhersteller vertrat, weist darauf hin, dass Hersteller von Fast Food, Snacks und anderen Produkten aufgrund ihrer ausgezeichneten Kenntnisse darüber, wie Gerüche und Geschmacksreize das Gehirn stimulieren und starke Gelüste erzeugen, ganz ähnlich verfahren (auch wenn sie keine Sucht im engeren Sinne auslösen mögen); vgl. Kessler, The End of Overeating: Taking Control of the Insatiable American Appetite, New York 2009.
John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, übers. von Fritz Waeger, verbessert von Jürgen Kromphardt und Stephanie Schneider, Berlin 2009, S. 323.
Vgl. George Soros, The Soros Lectures: At the Central European University, New York 2010.
Vgl. insbesondere den Financial Crisis Inquiry Report des überparteilichen Nationalen Ausschusses über die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten, der zu dem Schluss gelangt, dass (die staatlich geförderten US-Hypothekenbanken) Fannie Mae und Freddie Mac zwar »zur Krise beigetragen haben, aber nicht ihre Hauptverursacher waren« (S. xxvi); vgl. <http://www.gpo.gov/fdsys/pkg/GPO-FCIC/pdf/GPO-FCIC.pdf> [20. Februar 2012]. Nur ein Ausschussmitglied, Peter J. Wallison vom American Enterprise Institute, bekundete eine abweichende Meinung. Andere, wissenschaftlichere Studien haben diese Befunde bestätigt und erhärtet.
Vgl. die Diskussion über statistische Diskriminierung in Kapitel 5.
Vgl. Karla Hoff und Priyanka Pandey, »Discrimination, Social Identity, and Durable Inequalities«, American Economic Review 96, Nr. 2 (Mai 2006), S. 206 – 211, sowie dies., »Making Up People: The Behavioral Effects of Caste«, Arbeitspapier, Weltbank. Zahlreiche sozialpsychologische Studien haben erbracht, dass die »Bahnung« eines Identitätsstereotyps (dadurch, dass man es ins Bewusstsein hebt und die Aufmerksamkeit darauf lenkt) die tatsächlich erbrachte Leistung in Richtung dieses Stereotyps verschiebt. Vgl. C.M. Steele, Whistling Vivaldi and Other Clues to How Stereotypes Affect Us, New York 2010, sowie Michael Inzlicht und Toni Schmader (Hg.), Stereotype Threat: Theory, Process, and Application, New York 2012.
Bekanntlich sind weder der Staat noch die Märkte vollkommen. Wie ich in diesem Kapitel noch zeigen werde, gibt es zahlreiche Fälle von Staatsversagen, aber sie verblassen im Vergleich zu den Verlusten, die das vielfältige Versagen des privaten Sektors – insbesondere im Umfeld der Großen Rezession – verursacht hat.
Im Jahr 1772 stellte die Bank of England der Ostindien-Kompanie einen Kredit über mehrere hunderttausend Pfund zur Verfügung, nachdem das Zusammenwirken mehrerer Faktoren, darunter eine Hungersnot in Bengalen und ein Börsenkrach in London, den Fortbestand der Kompanie gefährdete. Vgl. Nick Robins, The Corporation That Changed the World, London 2006, S. 97.
Auch wenn es im Interesse eines Einzelnen oder einer Gruppe sein mag, in einer Weise auf die Änderung von Wahrnehmungen und Sichtweisen hinzuwirken, die Partikularinteressen förderlich ist, vollziehen sich Veränderungsprozesse in der Regel nicht auf konzertierte Weise. Es gibt kein allgemeines Forum, in dem Intrigen ausgeheckt werden, keine Gelegenheit zur Verschwörung.
Vgl. Richard Dawkins, Das egoistische Gen, Reinbek b. Hamburg 2000.
Vgl. The Financial Crisis Inquiry Report (siehe Anm. 19).
Im Januar 2012 veröffentliche das Pew Research Center die Ergebnisse einer Umfrage, die eine Spaltung im Meinungsbild erkennen ließ: Etwa 46 Prozent der Befragten (Amerikaner) waren der Ansicht, Reiche erlangten ihren Reichtum, weil sie »das Glück haben, aus wohlhabenden Familien zu stammen oder die richtigen Leute zu kennen«, während 43 Prozent die Meinung vertraten, sie verdankten ihren Reichtum »eigener harter Arbeit, Ehrgeiz oder Bildung«. Bei der gleichen Umfrage kam heraus, dass 58 Prozent der Demokraten der Ansicht sind, »Reichtum sei hauptsächlich auf Familienvermögen oder die richtigen Kontakte zurückzuführen. Ein gleich großer Prozentsatz der Republikaner sagt, Reichtum verdanke sich hauptsächlich harter Arbeit, Ehrgeiz und der für den sozialen Aufstieg notwendigen Bildungsabschlüsse.« Vgl. »Rising Share of Americans See Conflict between Rich and Poor«, Bericht des Pew Research Center vom 11. Januar 2012, <http://www.pewsocialtrends.org/2012/01/11/rising-share-of-americans-see-conflict-between-rich-and-poor/?src=prc-headline> [4. März 2012].
Eine weitere Veränderung aus jüngster Zeit wird sich vielleicht auf die zukünftige Entwicklung von Ideen und Überzeugungen auswirken und die Probleme verstärken, die mit den bereits erwähnten »Bestätigungsfehlern« verbunden sind: Der Aufstieg und die rasante Ausbreitung des Internets erleichtern es den Nutzern, eigene »Gemeinschaften« zu gründen: Gruppen, die Informationen miteinander austauschen und den gleichen Informationsstand haben. In der Vergangenheit bezogen die meisten Amerikaner ihre Informationen aus den landesweiten Fernsehnachrichten auf Sendern wie CBS, ABC oder NBC, was für eine gleiche Informationsbasis sorgte. Heute gibt es eine Vielzahl von Kabelsendern, einige mit linker, andere mit rechter Tendenz. Wer sich in seinen konservativen Ansichten bestärkt sehen will, kann Fox News einschalten. Die Meinungen, denen er ausgesetzt wird, werden so vorausgewählt, dass sie seinen Überzeugungen entsprechen. Damit ist allerdings das Risiko einer weiteren Polarisierung verbunden. Die Tatsache, dass die Ansichten über die soziale Ungleichheit so auseinandergehen, hat offenkundig Auswirkungen auf die Fähigkeit unserer Gesellschaft, das Problem auf der Basis eines nationalen Konsenses zu lösen. Als Diskussion dieser Fragen vgl. zum Beispiel Cass Sunstein, Infotopia: Wie viele Köpfe Wissen produzieren, Frankfurt a. M. 2009; der Autor vertritt die These, Menschen seien in »Informationskokons« eingesponnen, die sie gegen Informationen abschirmten, die ihren eigenen vorgefassten Meinungen widersprechen. Charles Lord und seine Koautoren führten bedeutende Studien zur Meinungspolarisierung durch: Sie legten zwei Gruppen von Versuchsteilnehmern – Befürwortern und Gegnern der Todesstrafe – Forschungsergebnisse zur Todesstrafe vor. Sie fanden heraus, dass die Versuchspersonen tendenziell der Ansicht waren, dass Studien, deren Ergebnisse mit ihren eigenen Überzeugungen in Einklang standen, sorgfältiger durchgeführt und überzeugender seien als Studien, die ihren Überzeugungen widersprachen, und ihr Standpunkt wurde durch die Lektüre von Studienergebnissen, die ihre Auffassung bekräftigten, weiter gefestigt. Vgl. Charles Lord, Lee Ross und Mark Lepper, »Biased Assimilation and Attitude Polarization: The Effects of Prior Theories on Subsequently Considered Evidence«, Journal of Personality and Social Psychology 37 (1979), Nr. 11, S. 2098 – 2109.
Hoff und Stiglitz, »Equilibrium Fictions« und »The Role of Cognitive Frames« (beide siehe Anm. 15). Vgl. auch Glenn C. Loury, Anatomy of Racial Inequality, Cambridge 2002.
Der »Swift boat«-Angriff auf Senator Kerry – bei dem amerikanische Vietnamveteranen, die angeblich mit Kerry in einem Patrouillenboot Dienst getan hatten, diesem die Eignung zum Präsidenten absprachen – ist ein legendäres Beispiel für »Marketing« ohne sachliche Grundlage, das trotzdem überaus erfolgreich war. Zur Diskussion dieses Falls und einer Liste von Quellen aus der New York Times vgl. <http://topics.nytimes.com/topics/reference/timestopics/organizations/s/swift_boat_veterans_for_truth/index.html>[4.März2012].
Vgl. Richard H. Thaler, »When Business Can’t Foresee Outrage«, New York Times vom 19. November 2011, S. BU4. Vgl. auch Daniel Kahneman, Jack Knetsch und Richard H. Thaler, »Fairness and the Assumptions of Economics«, Journal of Business 59 (1986), Nr. 4, S. S285 – S300. Amelie Goosens und Pierre-Guillaume Meon, »The Impact of Studying Economics, and Other Disciplines, on the Belief That Voluntary Exchange Makes Everyone Better Off«, Universität Brüssel, Arbeitspapier, 2010, zeigen, dass sowohl Selektions- als auch Lerneffekte auftreten. Als Überblicksdarstellung vgl. John R. Carter und Michael D. Irons, »Are Economists Different, and If So, Why?«, Journal of Economic Perspectives 5, Nr. 2 (Frühjahr 1991), S. 171 – 177, sowie Alexandra Haferkamp, Detlef Fetchenhauer, Frank Belschak und Dominik Enste, »Efficiency versus Fairness: The Evaluation of Labor Market Policies by Economists and Laypeople«, Journal of Economic Psychology 30, Nr. 4 (August 2009), S. 527 – 539. Vgl. auch Robert Kuttner, Everything for Sale: The Virtues and Limits of Markets, New York 1997, sowie William Lazonick, Business Organizations and the Myth of the Market Economy, New York 1991. Als etwas andere Sichtweise vgl. Bryan Caplan, »Systematically Biased Beliefs about Economics: Robust Evidence of Judgemental Anomalies from the Survey of Americans and Economists on the Economy«, Economic Journal, April 2002, S. 433 – 458.
Die John M. Olin Foundation, benannt nach dem Industriellen, der sie gründete, finanzierte bis zu ihrer Schließung 2003 eine Vielzahl von Forschungsprojekten, die juristischen Fakultäten und anderen akademischen Foren konservative ökonomische Ideen nahebrachten. Der National-Review- Autor John J. Miller, der unter dem Titel A Gift of Freedom: How the John M. Olin Foundation Changed America, San Francisco 2006, ein lobendes Buch über die Stiftung verfasste, beschreibt den Einfluss der Stiftung mit folgenden Worten: »Wenn konservative Intellektuelle und Organisationen NASCAR-Tourenwagen wären, dann wäre praktisch jeder von ihnen mit einem Olin-Aufkleber geschmückt – und viele hätten O-L-I-N in Großbuchstaben auf ihren Motorhauben stehen.« Vgl. Miller, »Foundation’s End«, National Review vom 6. April 2005.
Es ist interessant, wie wenig Mühe man sich gibt, Anhänger der Gegenseite zu überzeugen. Dies hängt damit zusammen, dass eine Person, die die Gegenposition für richtig hält, bereits einen so starken kognitiven Deutungsrahmen hat, durch den sie die Welt betrachtet, dass gegenteilige Informationen konsequent entwertet und bestätigende Informationen überbewertet werden.
Laut Washington Post ereignete sich dieser Vorfall 2009 bei einer Bürgerversammlung in Simpsonville in North Carolina mit dem Abgeordneten Robert Inglis. Vgl. Philip Rucker, »Sen. DeMint of S.C. Is Voice of Opposition to Health-Care Reform«, Washington Post vom 28. Juli 2009.
Es war vielleicht kein Zufall, dass ein wichtiges Mitglied von Clintons Wirtschaftsteam eine beachtliche Prämie weit über dem Schwellenbetrag von einer Million Dollar erhalten hatte, bevor er in die Regierung eintrat.
Vgl. Sanford Grossman und J. E. Stiglitz, »Information and Competitive Price Systems«, American Economic Review 66, Nr. 2 (Mai 1976), S. 246 – 253, dies., »On the Impossibility of Informationally Efficient Markets«, American Economic Review 70, Nr. 3 (Juni 1980), S. 393 – 408.
Vgl. Justin Fox, The Myth of the Rational Market, New York 2009.
Dies entsprach einem Verlust von mehr als einer Billion Dollar. Die Aktien von acht Großunternehmen im S&P 500 (einschließlich Accenture) fielen auf einen Cent pro Aktie; die Kurse anderer Titel (darunter Sotheby’s, Apple und Hewlett-Packard) stiegen auf über 100.000 Dollar. Diesen Kursänderungen konnten keine realen Ereignisse zugrunde liegen. Die Märkte waren offensichtlich nicht effizient. Ein Bericht der US-Börsenaufsicht SEC und der Regulierungsbehörde für Futures- und Optionsmärkte (Commodity Futures Trading Commission) beschrieb »einen Markt, der so fragmentiert und störungsanfällig war, dass eine einzige größere Transaktion Aktien jäh auf Talfahrt schicken konnte«. Vgl. »Findings Regarding the Market Events of May 6, 2010«, Bericht vom 30. September 2010. Ich war Mitglied eines Beratergremiums, das nach dem »Blitzcrash« der SEC/CFTC Vorschläge zu Marktreformen unterbreiten sollte; vgl. <http://www.sec.gov/news/studies/2010/marketeventsreport.pdf>.
Steueränderungen sind ein Gebiet, auf dem die Bezugsrahmen besonders umstritten sind. In welcher Weise soll man eine Steuersenkung formulieren: Drückt man sie als prozentuale Verringerung des Steuersatzes aus, als absolute Reduktion des Steuersatzes oder als absoluten Geldbetrag, um den jede Gruppe entlastet wird? Einer Darstellung der Steuersenkungen unter Bush zufolge war das oberste eine Prozent der Hauptnutznießer, da ein Drittel der gesamten Entlastung dem obersten einen Prozent zugutekam (zwei Drittel der Entlastung gingen an die oberen 20 Prozent), während auf die unteren 20 Prozent nur ein Prozent des Entlastungsvolumens entfiel; vgl. Andrew Fieldhouse, »The Bush Tax Cuts Disproportionately Benefitted the Wealthy«, Economic Policy Institute, 4. Juni 2011. Befürworter der Steuersenkungen weisen jedoch darauf hin, dass die Spitzeneinkommen einen hohen Anteil am gesamten Steueraufkommen haben.
Laut dem am 17. Dezember 2010 verabschiedeten Gesetz ist dies der Steuerfreibetrag für 2012 (inflationsbereinigt); vgl. die Website der US-Bundessteuerbehörde, <http://www.irs.gov/businesses/small/article/o,,id=-164871,00.html> [26. März 2012]. Sofern der Kongress kein neues Gesetz verabschiedet, wird der Steuerfreibetrag 2013 wieder auf eine Million Dollar sinken.
Larry Bartels, »Homer Gets a Tax Cut: Inequality and Public Policy in the American Mind«, Perspectives on Politics 3 (2005), Nr. 1, S. 15 – 31, behauptet, dass »die meisten Bürger bemerkenswert wenig über das Steuersystem und die verschiedenen steuerpolitischen Vorschläge wissen, die auf dem Tisch liegen oder bereits umgesetzt wurden«. Im Fall der Erbschaftsteuer hat Joel Slemrod, »The Role of Misconceptions in Support for Regressive Tax Reform«, National Tax Journal 59 (2006), Nr. 1, S. 57 – 75, herausgefunden, dass eine Mehrheit der Bevölkerung entweder glaubt, von der Erbschaftsteuer seien »die meisten« Familien betroffen (49 Prozent), oder aber nicht weiß, wie viele Familien davon betroffen sind (20 Prozent); tatsächlich sind nur zwei Prozent aller Familien von der Steuer betroffen. John Sides, »Stories, Science, and Public Opinion about the Estate Tax«, George Washington University, 2011, zeigt, dass die Unterstützung für die Steuer bei zutreffender Information darüber, wer überhaupt Erbschaftsteuer zahlt, steigt.
In einer gemeinsamen Umfrage von ABC News und der Washington Post vom Dezember 2010 sprachen sich 52 Prozent der Befragten für eine Erhöhung des Erbschaftsteuerfreibetrags aus; vgl. <http://abcnews.go.com/Politics/obama-gop-tax-deal-abc-news-washington-post-poll-support/story?id=12382152#.TvzvAjXWark>.
Eine weitgehend unbekannte Bestimmung im geltenden Gesetz ermöglicht es, Veräußerungsgewinne im Todesfall völlig steuerfrei zu vereinnahmen. Diese Bestimmung wird »step-up of basis« genannt, und sie bedeutet, dass diejenigen, die den betreffenden Vermögensgegenstand erben, bei seiner Veräußerung nur den Vermögenszuwachs seit dem Eintritt des Erbfalls versteuern müssen. Es gibt keine wirtschaftliche Rechtfertigung dafür; tatsächlich führt diese Regelung zu großen Verhaltensverzerrungen. Ein 2010 verabschiedetes Gesetz schränkt diese Bestimmung etwas ein.
Obama verteidigte die Bankenrettungspakete mit dem Argument, die Verstaatlichung von Banken (die man zutreffender als »sich an die Spielregeln des Kapitalismus halten« bezeichnet hätte, da sie nur Banken mit unzureichender Kapitalausstattung betraf) eigne sich vielleicht für Schweden, aber nicht für die Vereinigten Staaten, weil es in Schweden weniger Banken gebe und weil wir »in diesem Land andere Traditionen haben«. Vgl. Terry Moran, Interview mit Präsident Obama, Nightline, ABC News, Abschrift, 10. Februar 2009, <http://abcnews.go.com/Politics/Business/story?id=-6844330&page=1#.T3CknDEgcs1 [26. März 2012].
Die Regierung und die Banken haben versucht, die Einstellung der Bevölkerung zu dem Bankenrettungspaket mit dem Argument zu beeinflussen, das Geld werde vollständig zurückgezahlt. Ich werde in Kapitel 9 erläutern, was an ihrer Behauptung falsch ist. Dennoch: Die Manipulationsversuche haben nichts an der Empörung der meisten Amerikaner über dieses Rettungspaket geändert.
Als die Regierung im Februar 2012 erkannte, dass ihre Immobilienprogramme bislang nicht viel gegen die Flut der Zwangsverkäufe ausgerichtet hatten, geschweige denn, den Immobilienmarkt wiederbelebt hätten, schlug sie ein mehrere Milliarden Dollar schweres Umschuldungsprogramm für Eigenheimbesitzer vor; vgl. »Fact Sheet: President Obama’s Plan to Help Responsible Homeowners and Heal the Housing Market«, White House, Pressemitteilung, <http://www.whitehouse.gov/the-press-office/2012/02/01/fact-sheet-president-obama-s-plan-help-responsible-homeowners-and-heal-h> [26. März 2012].
Es gab noch einen weiteren möglichen Grund für die mangelnde Bereitschaft, Immobilienbesitzer zu entlasten. Der Großzügigkeit der Regierung waren Grenzen gesetzt. Je mehr Geld an die Hausbesitzer floss, desto weniger stünde für die Banken zur Verfügung. In Anbetracht der prekären Finanzlage der Finanzinstitute – damals war nicht absehbar, wie viel Geld sie brauchten, um sich über Wasser zu halten – hatte es für die Regierung höchste Priorität, so viel Geld wie möglich für die Banken auf die Seite zu legen. Die Regierung reservierte etwa fünfzig Milliarden Dollar aus dem Toxic Asset Relief Programm für die Restrukturierung von Hypotheken, reichte aber interessanterweise nur etwa 3,4 Milliarden von dieser Summe aus; das wiederum deutet darauf hin, dass das eigentliche Umschuldungshindernis der Widerstand der Banken und nicht die Höhe der bereitgestellten Gelder war.
Schon der Ausdruck »moral hazard« – wörtlich: »moralisches Risiko« oder »sittliche Gefährdung« – ist (im Unterschied zu dem neutraleren Begriff »Anreizeffekte«) emotional aufgeladen, da er suggeriert, diese speziellen Anreizreaktionen hätten etwas Unmoralisches an sich. Der Jura-Professor Tom Baker von der University of Pennsylvania merkte dazu an, der Terminus »hilft zu leugnen, dass es kleinlich oder egoistisch ist, [die Bürden des Lebens] nicht mittragen zu wollen« (zitiert in: Shaila Dewan, »Moral Hazard: A Tempest-tossed Idea«, New York Times vom 26. Februar 2012, S. BU1). Tatsächlich spricht wenig dafür, dass selbst ein großzügiges Hilfsprogramm für Eigenheimbesitzer gravierende Moral-hazard-Folgen hätte. Nach Ansicht von Shaun Donovan, dem US-Bundesminister für Wohnungswesen und Stadtentwicklung, versuchen »nur etwa zehn bis 15 Prozent der Amerikaner, die ihre Hypothekenschulden noch bedienen können, ihre Schulden loszuwerden« (ebenda). Die allgemeine Theorie des moral hazard wurde in den sechziger und siebziger Jahren von Arrow, Mirrlees, Ross und Stiglitz entwickelt. Vgl. zum Beispiel Kenneth Arrow, Aspects of the Theory of Risk Bearing, Helsinki 1965; James Mirrlees, »The Theory of Moral Hazard and Unobservable Behaviour I«, Review of Economic Studies 66 (1999), Nr. 1, S. 3 – 21; S. Ross, »The Economic Theory of Agency: The Principal’s Problem«, American Economic Review 63 (1973), Nr. 2, S. 134 – 139, sowie J. E. Stiglitz, »Incentives and Risk Sharing in Sharecropping«, Review of Economic Studies 41 (1974), Nr. 2, S. 219 – 255. Allgemeiner diskutiert den Begriff Tom Baker, »On the Genealogy of Moral Hazard«, Texas Law Review 75 (1996), S. 237.
Britische Regulierer drängen außerdem auf automatische Sanktionen gegen hochrangige Bankmanager, falls diese Bankenzusammenbrüche durch fahrlässige Fehlentscheidungen mitverursachen. Vgl. »The Failure of the Royal Bank of Scotland: Financial Services Authority Board Report«, Financial Services Authority, Dezember 2011, <http://www.fsa.gov.uk/static/pubs/other/rbs.pdf> [26. März 2012].
Anfänglich wollte man nicht einmal die Boni beziehungsweise die Vergütung begrenzen. Erst nach der öffentlichen Entrüstung über die Prämien legte man gewisse Beschränkungen fest.
Der Eifer, mit dem die Banken den möglichen moral hazard von Hausbesitzern thematisierten, erinnert an den Ratschlag, den der damalige US-Finanzminister Andrew Mellon US-Präsident Herbert Hoover gab: »Liquidieren Sie Arbeiter, liquidieren Sie Aktien, liquidieren Sie Bauern, liquidieren Sie Immobilien … Es wird unser System von den Verdorbenen säubern. Mit den hohen Lebenshaltungskosten und dem Luxusleben wird es ein Ende haben. Die Menschen werden härter arbeiten und ein sittlicheres Leben führen. Werte werden korrigiert, und Menschen mit Unternehmungsgeist werden an die Stelle von weniger kompetenten Leuten treten.« Vgl. Herbert Hoover, Memoirs, Bd. 3, New York 1952, S. 30. Diesen Eifer ließen Banker bei sich selbst vermissen, als für sie der Zeitpunkt gekommen war, sich aus der Klemme helfen zu lassen.
Zum Beispiel die Umwandlung von Forderungen in Eigenkapital, die dem Kreditgeber einen Anteil am Veräußerungsgewinn verschafft, wenn das Haus im Gegenzug für die Abschreibung der Darlehenssumme veräußert wird. Eigenheimbesitzer haben weiterhin ein Anreiz, an ihrer Immobilie festzuhalten, Häuser werden nicht auf den Markt geworfen, was die Immobilienpreise drückt; Familien erhalten die Chance zu einem »Neuanfang« (ein Grundprinzip des Insolvenzrechts); das kostspielige Zwangsvollstreckungsverfahren wird vermieden. Der Hausbesitzer zahlt einen Preis, weil er einen (erheblichen Teil) seines Veräußerungsgewinns verliert, so dass ein »moral hazard« verhütet wird. In Im freien Fall, München 2010, nenne ich dies »Chapter 11 der Immobilienbesitzer«, in Analogie zu den gesetzlichen Bestimmungen über den Konkurs von Unternehmen, die diesen durch eine ähnliche Umwandlung von Forderungen in Eigenkapital einen Neuanfang ermöglichen.
Das Fehlen einer effektiven Strategie zur Bewältigung der Hypothekenkrise bedeutete überdies, dass wir nicht nur amerikanischen Familien einen Neustart verweigert haben, wir haben auch der Hypothekenwirtschaft selbst, die weiterhin am staatlichen Tropf hängt, einen Neuanfang verwehrt. Während die politische Rechte die Vorzüge der Privatwirtschaft rühmt, wird dieser wichtige Wirtschaftssektor wie kein zweiter Wirtschaftszweig vom Staat beherrscht. Heute werden fast 90 Prozent aller neuen Hypotheken von der US-Regierung abgesichert, überwiegend durch Fannie Mae und Freddie Mac, die sich mittlerweile mehrheitlich im Staatsbesitz befinden.
Wie schon erwähnt, beurteilte Adam Smith, der Begründer der modernen Volkswirtschaftslehre, die Fähigkeit von Märkten, effiziente Ergebnisse zu erzeugen, viel skeptischer als seine modernen Parteigänger; er war sich zum Beispiel sehr deutlich der Gefahr von Monopolen und auch vieler der anderen Marktunvollkommenheiten bewusst, auf die die moderne Ökonomik die Aufmerksamkeit lenkt.
Vgl. die Studie, die ich damals gemeinsam mit Scott Wallstein vorbereitete: »Supporting Research and Development to Promote Economic Growth: The Federal Government’s Role«, Council of Economic Advisers, Oktober 1995.
Gemessen zum Beispiel anhand der UNDP Human Development Indicators; vgl. auch den Schlussabschnitt dieses Kapitels.
Kenneth Rogoff und Carmen M. Reinhardt beschreiben in Diesmal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrisen, München 2010, Hunderte Finanzkrisen aus den letzten achthundert Jahren; allein seit dem Zweiten Weltkrieg kam es in den Industrieländern zu 18 Bankenkrisen. Vgl. auch das Standardwerk Manien – Paniken – Crashs. Die Geschichte der Finanzkrisen dieser Welt, Kulmbach 2001, des verstorbenen Charles Kindleberger vom MIT.
Das Congressional Budget Office (CBO) errechnete, dass die Verwaltungskosten des staatlichen Medicare-Programms weniger als zwei Prozent der Ausgaben ausmachen, gegenüber annähernd elf Prozent für private Zusatzversicherungen im Rahmen von Medicare Advantage; vgl. CBO, »Designing a Premium Support System for Medicare«, 12. November 2006. Laut den Centers for Medicare and Medicaid Services stiegen die inflationsbereinigten Kosten pro Medicare-Leistungsempfänger zwischen 1969 und 2009 um 500 Prozent, während die realen Kosten der privaten Versicherungsgesellschaften im gleichen Zeitraum um 800 Prozent zulegten; vgl. <https://www.cms.gov/nationalhealthexpenddata/02_nationalhealthaccountshistorical.asp>. In ähnlicher Weise deuten mehrere Studien darauf hin, dass die Kosten von Medicaid, der staatlichen Gesundheitsfürsorge für Mittellose, niedriger sind, als wenn die Leistungen privat erbracht würden. Vgl. Jack Hadley und John Holahan, »Is Health Care Spending Higher under Medicaid or Private Insurance?«, Inquiry 40, Nr. 4 (Winter 2003/4), S. 323 – 342, sowie »Medicaid: A Lower-Cost Approach to Serving a High-Cost Population«, Kurzdossier der Kaiser Commission on Medicaid and the Uninsured, März 2004. Vgl. auch Paul Krugman, »Medicare Saves Money«, 12. Juni 2011, <http://www.nytimes.com/2011/06/13/opinion/13krugman.html>.
Eine Studie über die Teilprivatisierung der gesetzlichen Rentenversicherung in Großbritannien zeigte, dass die damit verbundenen Transaktionskosten die Rentenhöhe um 40 Prozent senkten; eine zusätzliche Verwaltungsgebühr in Höhe von einem Prozent mag geringfügig erscheinen, aber wenn sie Jahr für Jahr entnommen wird, kommt ein ordentlicher Betrag zusammen. Vgl. Mamta Murthi, Michael Orszag und Peter Orszag, »Administrative Costs under a Decentralized Approach to Individual Accounts: Lessons from the United Kingdom«, in: New Ideas about Old Age Security, hg von R. Holzmann und J. Stiglitz, Washington, D.C., 2001.
Vgl. Project on Government Oversight’s Report, »Bad Business: Billions of Taxpayer Dollars Wasted on Hiring Contractors«, 13. September 2011, <http://www.pogo.org/pogo-files/reports/contract-oversight/bad-business/co-gp-20110913.html> [22.Februar 2012]. Vgl. auch Ron Nixon, »Government Pays More in Contracts, Study Finds«, New York Times vom 12. September 2011.
Vgl. den Abschlussbericht der Kommission, »Transforming Wartime Contracting: Controlling Costs, Reducing Risks«, veröffentlicht am 31. August 2011, <http://www.wartimecontracting.gov/docs/CWC_FinalReport-lowres.pdf.> Vgl. auch Nathan Hodge, »Study Finds Extensive Waste in War Contracting«, Wall Street Journal vom 1. September 2011.
Joseph E. Stiglitz und Linda Bilmes, Die wahren Kosten des Krieges. Wirtschaftliche und politische Folgen des Irak-Konflikts, München 2008.
In Kapitel 2 erwähnte ich, dass Carlos Slim, der reichste Mann der Welt, den Grundstock zu seinem Vermögen mit der Privatisierung des mexikanischen Telefonmonopolisten gelegt hat. Bei der Privatisierung von Staatsbetrieben ist Korruption so weit verbreitet, dass ich Privatisierung in meinem Buch Die Schatten der Globalisierung, Berlin 2002, Korruptifizierung genannt habe.
Den Beginn dieses Dramas schildere ich in: Die Schatten der Globalisierung (siehe Anm. 63). Wenn man bedenkt, dass das Unternehmen seither wiederholt versuchte, staatliche Subventionen zu erhalten, und heute am Rande der Pleite steht, hat sich die damals geübte Kritik bestätigt. Als weitere Diskussion vgl. Peter R. Orszag, »Privatization of the U.S. Enrichment Corporation: An Economic Analysis«, Vortrag an der Brookings Institution, Februar 2000. Vgl. auch Daniel Guttman, »The United States Enrichment Corporation: A Failing Privatization«, Asian Journal of Public Administration 23 (2001), Nr. 2, S. 247 – 272. Die jüngsten Ereignisse beschreibt Geoffrey Sea in: »USEC Pushback on Coffin Lid of Uranium Project«, <http://ecowatch.org/2011/usec-pushback-on-coffin-lid-of-uranium-project//2011/usec-pushback-on-coffin-lid-of-uranium-project/>.
2010 wurden insgesamt 639 Milliarden Dollar eingezahlt; vgl. <http://www.ssa.gov/policy/docs/statcomps/supplement/2011/oasdi.html>.
Außerdem bietet kein Privatversicherer Versicherungsschutz gegen das Risiko der Inflation, die gegenwärtig zwar niedrig ist, aber wieder stark ansteigen könnte, wie es in den siebziger Jahren schon einmal in den USA der Fall war.
Vgl. <http://www.nytimes.com/2006/11/26/business/yourmoney/26every. html>. Chris Leonard, der detailliert beschreibt, wie jene an der Spitze die Wahrnehmungen der Übrigen zu beeinflussen versuchen, widmet dem Klassenkampf ein eigenes Kapitel. Er weist darauf hin, dass er nach dem üblichen Verständnis »immer gegen die da oben geführt wird, niemals gegen die da unten«. Die Allzweckwaffe wird immer dann hervorgeholt, wenn Umverteilungsmaßnahmen oder die Besteuerung der Spitzeneinkommen zur Diskussion stehen. Rich People Things: Real Life Secrets of the Predator Class, New York 2010, S. 53ff.
Die US-Bundesregierung gab zwischen 1990 und 2006 für zeitlich befristete Hilfen für bedürftige Familien und für die Unterstützung von Familien mit unterhaltsberechtigten Kindern etwa 140 Milliarden Dollar in Form von Aufwendungen für Geldleistungen und Verwaltung aus. Vgl. »2008 Indicators of Welfare Dependence, Appendix A, Program Data«, bereitgestellt vom US-Gesundheits- und Sozialministerium, <http://aspe.hhs.gov/hsp/indicators08/apa.shtml#ftanf2> [4. März 2012].
Vgl. zum Beispiel die Grundsatzrede von Dominique Strauss-Kahn, dem damaligen geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds in Nanking, vom 31. März 2011, <http://www.imf.org/external/np/speeches/2011/033111.htm> [22. Februar 2011].
»Ich habe eine ganze Reihe von Artikeln über das Experiment eines beinahe totalen Paternalismus in einem befreundeten europäischen Land gelesen«, bemerkte Dwight D. Eisenhower 1960. »Dieses Land ist berüchtigt für seine zahllosen sozialistischen Eingriffe, bei denen es sich von einer sozialistischen Philosophie leiten ließ, und was ist das Ergebnis? Die dortige Selbstmordrate ist geradezu explodiert, und ich glaube, sie standen im weltweiten Vergleich da einmal ganz unten. Heute ist ihre Rate ungefähr doppelt so hoch wie unsere. Die Trunksucht hat stark zugenommen. Allenthalben ist mangelnde Strebsamkeit zu erkennen.« Vgl. Dwight D. Eisenhower: Remarks at the Republican National Committee Breakfast, Chicago, Illinois, 27. Juli 1960, in: Public Papers of the Presidents of the United States, Dwight D. Eisenhower, Washington, D.C., 1999, S. 605.
Bei länderübergreifenden Vergleichen muss man die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten berücksichtigen. Bei den gegenwärtigen Wechselkursen (etwa Euro zu Dollar) fallen die Lebenshaltungskosten in einem Land möglicherweise geringer als in einem anderen aus. (Der Unterschied kann natürlich damit zusammenhängen, wofür man sein Geld ausgibt. Jemand, der in den Vereinigten Staaten medizinische Versorgungsleistungen aus eigener Tasche bezahlen muss, hat einen viel niedrigeren Lebensstandard als eine Person mit vergleichbaren gesundheitlichen Einschränkungen in Frankreich.) Ökonomen bezeichnen Vergleiche, die die Lebenshaltungskosten zu berücksichtigen versuchen (auch wenn dies nie hundertprozentig gelingt), als Vergleiche auf der Basis von Kaufkraftparitäten (PPP). So war etwa das pro Kopf erzielte BIP 2010 in den Vereinigten Staaten auf der Basis der amtlichen Wechselkurse mehr als zehn Mal so hoch wie das chinesische; kaufkraftbereinigt ist es nur sechs Mal so hoch wie in China. Vgl. World Bank Indicators database, <http://databank.worldbank.org/ddp/home.do?Step=12&id=4&CNO=2> [26. März 2012].
Vgl. Janet Currie von der Princeton University, »Inequality at Birth: Some Causes and Consequences« (siehe Kapitel 1, Anm. 83), und die Diskussion ihrer Arbeit in Kapitel 1.
Zur Erläuterung einiger der Kosten (die sich nicht alle leicht beziffern lassen) für die Menschen von Papua-Neuguinea vgl. den Human-Rights-Watch-Bericht 2011 »Gold’s Costly Dividend: Human Rights Impacts of Papua New Guinea’s Porgera Gold Mine«,<http://www.hrw.org/sites/default/files/reports/png0211webwcover.pdf> [7. März 2012].
Zum Kommissionsbericht vgl. Jean-Paul Fitoussi, Amartya Sen und Joseph E. Stiglitz, Mismeasuring Our Lives: Why GDP Doesn’t Add Up, New York 2010. Der Bericht wurde unter anderem ins Chinesische, Koreanische und Italienische übersetzt.
Dieses Argument wurde von Anfang an vorgebracht, und zwar von Simon Kuznets, einem der Väter der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, der behauptete: »Die Wohlfahrt einer Nation lässt sich kaum aus einem Maß des Volkseinkommens ableiten.« Vgl. Kuznets, »National Income, 1929 – 1932«, 73. U.S.-Kongress, 2. Sitzungsperiode, 1934, Senatsdok. Nr. 124, S. 7.