Magister Thadäus Eulertin

Die düstere Standuhr in der Eingangshalle von Eulertins Heim reichte hoch hinauf bis zur Decke und erfüllte den vorderen Teil des Hauses mit ihrem schwermütigem Ticktack. Kai schien es, als wetteifere das Ticken mit dem Plätschern und Gurgeln der Wassermassen, die draußen noch immer niedergingen. Ob dieses Wunderwerk der Uhrmacherkunst wohl den legendären Werkstätten der Zwerge entstammte? Die Machart der Uhr ließ ihn jedoch daran zweifeln. Nicht nur, dass auf dem Uhrgehäuse alle Sternbilder plastisch herausgearbeitet worden waren - zwischen den Sternen lauerten allerhand unheimliche Gestalten.

Kai gruselte es bei ihrem Anblick. Auch das vergoldete Zifferblatt gab ihm Rätsel auf. Es ähnelte einem weit geöffneten Auge. Neben Zahlen von eins bis dreizehn waren dort spiralförmige Symbole eingraviert, die ebenso geheimnisvoll wirkten wie die sieben unterschiedlich langen Zeiger, die unermüdlich im Kreis herumwanderten. Wahrscheinlich war es besser, nicht weiter über den Sinn des mechanischen Monstrums nachzudenken.

Kai wandte seinen Blick ab und betrachtete den gekachelten Hallenboden, auf dem Wolken abgebildet waren, zwischen denen pausbäckige Windgeister ihr Spiel trieben. Das Licht, das von der Straßenseite her durch zwei große, schlanke Sprossenfenster mit aquamarinblauen Scheiben fiel, beleuchtete drei ausgestopfte Tierköpfe an der Wand gegenüber. Es waren die Köpfe eines Hirsches, eines Schwerthais und eines Stiers mit ihren mächtigen Geweihen und Hörnern. Wann immer Kai seine Aufmerksamkeit einem anderen Objekt zuwandte, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Tiere ihn heimlich anstarrten.

Über seinem Kopf indes hing an einer Kette das bauchige Modell einer Kogge. Die Segel des Handelsschiffes blähten sich stolz. Seltsam war, dass es sich immer wieder neu ausrichtete, so, als folge es einem geisterhaften Wind. Ganz sicher hatte der Bug des Schiffes vorhin noch zu einer prachtvollen Vitrine gezeigt, die unweit der Haustür stand. Jetzt aber war er auf einen großen Schiffskompass gerichtet, der die Wand un- weit des Turmerkers schmückte.

Kai ignorierte all die Seltsamkeiten trotzig und versuchte, es sich auf einem harten Korbstuhl bequem zu machen. Dieser schien einzig und allein zu dem Zweck aufgestellt worden zu sein, Wartende wie ihn zu vergraulen. Kais Laune war inzwischen auf einem Tiefpunkt angelangt. Eine Stunde mochte es mittlerweile her sein, seit er hier Platz genommen hatte.

Als er die Eingangshalle betreten hatte, war augenblicklich Quiiiitsss erschienen. Der Poltergeist hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn zunächst einmal gehörig zu erschrecken. Gut, eigentlich hatte ihn der Hausgeist nur freundlich darauf hingewiesen, dass sich Magister Eulertin noch in einem geschäftlichen Gespräch befand und Kai sich deswegen etwas gedulden möge. Doch Kai war davon überzeugt, dass sich Quiiiitsss seiner Wirkung sehr wohl bewusst war, wenn er von einem Moment zum anderen einfach durch eine Tür hindurchglitt - und das auch noch in seiner schrecklichen Schauergestalt. Kai beschloss, es sich künftig nicht mehr anmerken zu lassen, sollte Quiiiitsss ein weiteres Mal versuchen, ihm Furcht einzujagen. »Ein Tässchen Tee?", raunte es unmittelbar neben ihm.

Kai wirbelte erschrocken herum und starrte direkt in die grässliche Fratze des Poltergeists. Diesmal hatte Quiiiitsss seinen kürbisgroßen Geisterschädel kurzerhand durch eine der Wände gesteckt und schenkte Kai sein lieblichstes Spinnweblächeln. »Nein«, zischte Kai.

»Wie der junge Herr wünscht.« Quiiiitsss glitt zur Gänze aus der Wand und Kai bemerkte erst jetzt das Tablett in seinen Geisterarmen. Auf ihm standen eine dampfende Teekanne, drei Tonbecher und eine Art winziger Fingerhut. Kurz darauf war der Poltergeist durch eine der beiden Türen verschwunden, die von der Eingangshalle abgingen.

Es dauerte nicht lange und Quiiiitsss kam auf demselben Weg wieder zurück. »Ich denke, es wird jetzt nicht mehr lange dauern, mein junger Herr.« »Wie du meinst.« Kai beäugte den Poltergeist misstrauisch, der feixend durch die andere Tür schwebte.

Diesmal war dem jungen Irrlichtjäger aufgefallen, dass sich kurz vor Quiiiitsss' Erscheinen die Härchen auf seinen Armen aufgerichtet hatten. Jetzt wusste er, auf was er achten musste, um nicht mehr überrascht zu werden.

Kai beschloss, sich die Beine zu vertreten. Er stand auf und starrte verärgert durch die bläulichen Scheiben der regennassen Hallenfenster nach draußen. Schräg gegenüber war ein schiefes Fachwerkgebäude zu erkennen, über dessen Eingang ein Ladenschild hin- und herschwang. Auf diesem war ein schlafender Mann abgebildet. Eigenartig. Aber vor allem war es überaus unhöflich von Magister Eulertin, ihn hier so lange warten zu lassen.

Vielleicht wollte ihn der Zauberer auf die Probe stellen und ließ ihn absichtlich hier herumsitzen? Ein Gedanke, der Kai noch wütender machte.

Eine Weile ging er auf und ab, dann fasste er jenen Eingang ins Auge, durch den Quiiiitsss das Tablett mit der Teekanne getragen hatte.

Vorsichtig schaute er sich um, überprüfte die Härchen auf seinen Armen und schlich zur Tür, um sein Ohr gegen das Holz zu pressen. Kai vernahm gedämpfte Stimmen. Magister Eulertin hatte tatsächlich Besuch.

»... ist die Frage, was wir jetzt tun sollen!«, sagte eine klangvolle Bassstimme. »Solange Morgoya das Nordmeer beherrscht, reichen Seesoldaten alleine nicht aus. Unsere Leute sind ihren Nachstellungen mit herkömmlichen Mitteln nicht gewachsen. Ich erinnere an das Schicksal der Sturmbeißer. Man stelle sich nur vor: Das Schiff wurde von einem haushohen Kraken zerstört. Einem Kraken! Und das in unseren Gewässern! Man könnte fast den Eindruck gewinnen, als zöge diese dreimal verfluchte Hexe gezielt ihre Kräfte zusammen, um Hammaburg und die anderen Städte der Hanse endgültig vom Seehandel abzuschneiden.«

»Nicht zu vergessen die Piraten, mit denen sie sich verbündet hat, werter Kollege«, antwortete eine Frauenstimme. »Mit ihrer Hilfe kann sie auch die Küstengebiete unsicher machen. Die Lage für die Kapitäne unserer Stadt wird also immer bedrohlicher. Selbst der Schutz durch Bildung von Schiffskonvois reicht nicht mehr aus. Den wagemutigen Kapitänen, die sich überhaupt noch hinaus auf See trauen, hilft einzig und allein Schnelligkeit. Aber wie sollen wir Windmacher unserer geliebten Stadt helfen, wenn Ratsherr Schinnerkroog dafür sorgt, dass es für unsereins immer schwieriger wird, unsere Kunst auszuüben?«

»Magister Eulertin«, forderte ein Dritter. »Als unser Zunftmeister müsst Ihr Eure Stimme im Rat erheben und dafür sorgen, dass die Waren, die wir benötigen, von den Kriegszöllen verschont bleiben.«

»Richtig«, pflichtete die Bassstimme bei. »Ich begreife ja, dass die Stadtverteidigung Gold kostet, aber ausgerechnet jene Güter mit immer höheren Zöllen zu belegen, die wir Windmacher benötigen, das ist doch blanker Irrsinn!«

»Machen wir uns nichts vor«, ereiferte sich jetzt wieder die Frau, »Ratsherr Schinnerkroog hasst uns Zauberer!«

»Ja!«

»So ist es!«

Hinter der Tür kam es zu erregten Anschuldigungen, alle redeten durcheinander. »Gemach! Gemach!«, forderte eine feine, kaum hörbare Stimme und es kehrte unverzüglich wieder Stille ein. Offenbar erhob in diesem Moment Magister Eulertin das Wort. »Ich verstehe Eure Sorgen nur zu gut. Ich verspreche, dass ich all meinen Einfluss geltend machen werde, um diesem unerträglichen Zustand ein Ende zu bereiten.«

Kai runzelte die Stirn, denn die Stimme war nur mit äußerster Anstrengung zu verstehen.

»Ob Ratsherr Schinnerkroog nun Vorbehalte gegenüber der magischen Zunft pflegt oder nicht«, fuhr die leise Stimme fort, »ich bin mir sicher, die übrigen Ratsmitglieder werden sich unseren Argumenten nicht verschließen.«

»Besser, wir unterschätzen den Einfluss des Ersten Ratsherren nicht, Magister Eulertin«, maulte die Bassstimme. »Die Zauderer und Angsthasen sind allesamt auf seiner Seite. Die glauben, Morgoya würde Hammaburg vergessen, wenn wir uns nur ruhig verhielten.«

Aha, die leise Stimme gehörte also tatsächlich Eulertin.

»Nun, dann liegt es an uns, sie vom Gegenteil zu überzeugen«, warf Eulertin ein. »Schinnerkroog besitzt als Erster Ratsherr zwar weit reichende Befugnisse, aber noch regiert er die Stadt nicht alleine. Ich habe bereits gestern mit einigen der hochweisen Herren gesprochen. Sie haben unserer Zunft Unterstützung zugesagt. Vergessen wir nicht, dass die meisten Ratsherren finanziell vom Seehandel abhängig sind. Es liegt also auch in ihrem Interesse, uns zu unterstützen.«

»Was ist denn mit dem Feenkristall ? Wann bekommen wir die Lieferung?«, wollte die Frauenstimme wissen. »Ohne die Gefäße brauchen wir neue Beschwörungen gar nicht erst in Angriff zu nehmen.«

»Gestern ist ein fliegender Bote aus dem Reich der Feenkönigin Berchtis eingetroffen«, antwortete der Magister fast im Flüsterton. »Er hat mir berichtet, dass die Lieferung bereits auf ein Schiff verladen wurde und unterwegs ist. Sie sollte in wenigen Tagen eintreffen.« »Na, dann wollen wir hoffen, dass Ratsherrn Schinnerkroog nicht wieder etwas Neues einfällt, mit dem er uns das Leben schwer machen kann«, seufzte die Bassstimme. »Wie dem auch sei«, schloss Magister Eulertin, »ich werde die Herren und Damen Kollegen über den Stand der Verhandlungen in Kenntnis setzen, sobald ich der nächsten Ratsversammlung beigewohnt habe.«

Stühle wurden gerückt und Kai schaffte es gerade noch, neben die große Pendeluhr zu springen, als sich die Tür öffnete und drei seltsam gekleidete Gestalten die Halle betraten: eine hagere Frau mit hochmütigen Gesichtszügen sowie zwei Männer, von denen einer so dick war, dass sich Kai wunderte, wie er überhaupt durch den Türrahmen gepasst hatte. Sie alle trugen vornehm bestickte Gewänder, auf denen magische Symbole, Wellenmuster und Wolken zu sehen waren. Die Frau und der Dicke stützten sich auf knorrige Zauberstäbe, die mit Kristallen und Goldornamenten verziert waren. Nur der dritte Besucher trug einen dieser typischen, spitz zulaufenden Zauberhüte, von denen ihm Rufus berichtet hatte.

Die drei Windmacher beachteten Kai nicht, sondern eilten aufgebracht schwatzend auf die Ausgangstür zu. Dann waren sie verschwunden.

Kai bemerkte, dass sich seine Härchen aufstellten.

»Kann ich jetzt zu Magister Eulertin, Quiiiitsss?«, fragte er schnell und blickte sich triumphierend um. Ganz in seiner Nähe entdeckte er den Poltergeist, der soeben aus einer der Wände getreten war.

»Wartet einen Moment, junger Herr«, antwortete dieser säuerlich.

Ohne Zweifel, Quiiiitsss war enttäuscht über seinen misslungenen Überraschungsauftritt. Kai lächelte innerlich, tat nach außen hin aber so, als sei nichts Besonderes vorgefallen.

Der Hausgeist schlüpfte in den Besprechungsraum und kam kurz darauf mit drei Stühlen zurück. »Magister Eulertin erwartet Euch.«

Kai trat nun seinerseits durch die Tür - und hielt staunend inne.

Vor ihm lag eine verwinkelte Studierstube, ganz wie er sie von einem berühmten Zauberer und Gelehrten erwartet hatte. An den Wänden standen hohe Regale, die sich unter der Last von Büchern und Schriftrollen bogen. Von der Decke hing neben einem eisernen Leuchter mit zwölf Tropfkerzen das präparierte Skelett eines großen Tiers mit langen Reißzähnen. Sein langer, knöcherner Schwanz reichte bis zu einem offenen Kamin in einer der hinteren Ecken. Über dem Feuer stand ein großes, gläsernes Gefäß auf einem eisernen Dreifuß, in dem eine schwarze Flüssigkeit blubberte. Verschlungene Glasröhren leiteten den hellblauen Dunst, den die Flüssigkeit absonderte, zu einer anderen Ecke. In dieser befand sich allerlei alchemistisches Werkzeug. Alles war voll gestopft mit bauchigen Flaschen, gläsernen Zylindern sowie Tiegeln und Phiolen, die verschiedenfarbige Flüssigkeiten und Pulver enthielten.

Unwillkürlich rümpfte Kai die Nase. Tatsächlich hing im ganzen Raum ein Dunst aus Rauch, Leder, Wachs, altem Papier und unbekannten alchemistischen Zutaten. Seiner Ansicht nach war es dringend Zeit, mal wieder zu lüften.

Misstrauisch starrte Kai die Fledermaus mit den gespreizten Flügeln an, die an der Wand über dem Labortisch hing. Sie wurde von einem großen Hexagramm aus Kreide eingerahmt. Nicht weit davon entfernt befand sich das einzige Fenster. Auf dem Sims standen vier große Gläser mit kleinen Leitern darin, auf denen vier grüne, mit dunklen Punkten gesprenkelte Frösche hockten. Sie glotzten Kai mit großen Glupschaugen durchdringend an.

Vorsichtshalber wandte Kai sich von ihnen ab, bis sein Blick einen gusseisernen Buchständer streifte, auf dem ein aufgeschlagenes Buch ruhte. Neugierig trat Kai näher um es sich genauer anzusehen. Die Seiten wurden von einem ausgestopften Salamander beschwert und zeigten farbige Abbildungen seltsamer Meeresgeschöpfe, darunter Nixen, Riesenseepferdchen und gefährlich aussehende Polypen.

Nur vom Zauberer war nichts zu sehen.

Da krachte die Tür hinter ihm ins Schloss. Kai zuckte zusammen und ihm war, als höre er von irgendwoher Quiiiitsss' hämisches Gekicher. Er atmete tief ein und blickte sich ein weiteres Mal um. Doch Magister Eulertin konnte er nirgendwo entdecken. »Schön, dass wir uns endlich kennen lernen«, war am jenseitigen Ende des Raums ein leises Stimmchen zu hören. »Du bist also Kai?«

Verwirrt trat Kai einen Schritt vor und entdeckte, dass an der gegenüberliegenden Wand steinerne Stufen zu einem dunklen Durchlass führten. Der Zugang endete vor einer wuchtigen Tür mit schweren Eisenriegeln. Doch auch dort stand niemand. »Ja, der bin ich«, antwortete Kai zögernd. »Darf ich fragen, wo Ihr seid, Magister Eulertin? Ich hoffe, ich spreche nicht schon wieder mit einem Geist?«

Er blickte sich nochmals um. Auf einem hohen Lehnstuhl in der Nähe des alchemistischen Labors stand die Miniaturversion eines Hauses. Eines der Fenster war beleuchtet. Was war das? Unwichtig. Die Stimme war von weiter rechts erklungen. »Einem Geist?«, wiederholte das dünne Stimmchen und seufzte. »Aber nein, mitnichten. Ich erfreue mich bester Gesundheit. Offenbar hat es Quiiiitsss nicht für nötig gehalten, dich über meine Natur in Kenntnis zu setzen. Na, das sieht ihm ähnlich. Er vergisst oder verdreht gerne Dinge, die man ihm aufträgt. In diesem Fall empfehle ich dir, deine Aufmerksamkeit auf das Schreibpult neben dem Kamin zu lenken.« Kai tat, wie ihm geheißen wurde.

Sein Blick streifte einen wuchtigen Sekretär an der Stirnseite des Raums, neben dem ein hoher, fünfarmiger Leuchter stand. Die Kerzenhalter hatten die Form von Schlangen und machten auf Kai alles andere als einen Vertrauen erweckenden Eindruck. Doch auch dort war niemand zu sehen. Wieso hatte ihn der Zauberer dann auf das Pult hingewiesen ? Es war übersät mit Papieren, Büchern und Schreibutensilien. Kai wollte erneut sein Bedauern kundtun, als er plötzlich auf eine Gänsefeder aufmerksam wurde. Sie steckte in einem Tintenfass und wackelte heftig hin und her.

»Siehst du mich jetzt?«, fragte die Stimme.

»Ah, nicht wirklich.« Kai räusperte sich und trat einen weiteren Schritt an das Pult heran. Einen Moment hatte er das Gefühl, dass sich im Schatten des Tintenfässchens etwas bewegte.

»Ach, potz Blitz, es ist doch immer dasselbe mit euch Menschen«, grollte die Stimme. Jäh erfüllte ein luftiges Brausen den Raum, das stark genug war, um einige achtlos zu Boden geworfene Blätter aufflattern zu lassen. Kurz darauf schwebte ein Vergrößerungsglas von einem der Regale zu dem Pult hinüber und kam hochkant neben einer Ledermappe zum Stehen.

In der Glaslinse wurde ein großes Auge mit dunkler Pupille sichtbar, das Kai gereizt anblinzelte. Es gehörte zu einem weißhaarigen alten Mann mit spitzer Nase und kühn geschwungenem Kinn, dessen Gesicht von einem sorgfältig gepflegten Backenbart eingerahmt wurde. »Ist es so besser?«, tönte es vom Pult. Kai gab einen Laut der Überraschung von sich. »Bei allen Moorgeistern! Seid Ihr das, Magister?« »Sapperlot noch mal. Ja!«, antwortete der Zauberer. »Siehst du hier noch jemand anderen?«

Das Vergrößerungsglas schwebte wieder zurück zum Bücherregal, während Kai entgeistert das Männlein auf dem Tisch anstarrte.

Der Zauberer war nicht größer als ein ausgestreckter Zeigefinger. Der puppenhafte Gehrock aus dunkelblauem Stoff, der zierliche Gürtel - selbst die Stiefel waren kaum größer als Erbsen. Mit offenem Mund näherte Kai sich seinem seltsamen Gegenüber. Der winzige Magister stand mit in die Hüften gestemmten Händen auf der Ledermappe und blickte ungeduldig zu ihm auf.

»Hattet ... hattet Ihr einen Unfall, Magister? Soll ich Quiiiitsss rufen, damit...« »Sag mal, Junge, sperrst du zwischendurch auch mal deine Ohren auf?« Kai schluckte, während der Magister mit seiner Beschimpfung fortfuhr. »Als ich vorhin sagte, es sei >immer dasselbe mit euch Menschen<, was schließt du daraus?« »Dass Ihr kein Mensch seid?«

»Nicht schlecht, Junge. Du kannst also, wenn du nur willst.«

»Und was seid ihr dann? Ein Gnom?«

»Ein Gnom? Mitnichten. Hast du noch nie etwas vom stolzen Volk der Däumlinge gehört?«

Kai schüttelte bedauernd den Kopf. Angesichts der winzigen Gestalt des Zauberers schien es ihm wie ein Wunder, dass er Eulertin überhaupt verstehen konnte. Sicher war bei alledem Zauberei im Spiel.

»Nun ja«, murmelte der Däumling und kratzte sich am Bart. »Ich gestehe, dass du nicht der einzige Unwissende bist. Ehrlich gesagt, liegt meinem Volk auch nicht viel daran, Aufsehen zu erregen. Doch in Zeiten wie diesen können wir uns Zurückhaltung nicht mehr leisten. Die freien Völker müssen angesichts der Bedrohung, die von der finsteren Nebelkönigin Morgoya ausgeht, zusammenhalten. Das ist auch der Grund, warum ich heute in Hammaburg wirke.«

Eulertin verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und ging auf der ledernen Mappe auf und ab.

»Also, mein Junge. Wie du mitbekommen hast, bin ich sehr beschäftigt. Sicher wirst du eine Reihe Fragen haben. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sie zu stellen.« Kai trat einen Schritt zurück. Die direkte Art des Magisters verwirrte ihn ebenso wie alles andere im Haus des Zauberers.

»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, seufzte er. »In den letzten Tagen ist so viel geschehen.«

»Ja. Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt«, murmelte der Däumling.

»Vielleicht könnt Ihr mir erklären, warum es zu dem Überfall auf Lychtermoor kam?«, brachte Kai schließlich hervor. »Denn wäre dieser verfluchte Mort Eisenhand nicht gewesen, wäre meine Großmutter jetzt noch am Leben.«

»Ja, auch von diesem schlimmen Verlust habe ich gehört«, sagte der Zauberer und blieb stehen, um Kai einen mitfühlenden Blick zu schenken. »Warum Eisenhand in die Irrlichtdiebstähle verwickelt ist, wissen wir leider nicht. Noch nicht. Doch allein die Erkenntnis, dass er hinter alledem steckt, bringt uns schon ein gutes Stück voran. Offenbar plant er eine größere Schurkerei, so viel ist gewiss.«

»Könnt Ihr mir sagen, wer dieser Eisenhand ist? Er und diese Dystariel, die Ihr ausgeschickt hattet, kannten sich offenbar. Eisenhand nannte sie eine Verräterin.« »Soso, tat er das? Nun, dann ist es wohl wahr«, antwortete Magister Eulertin orakelhaft. »Sie ist übrigens eine meiner engsten Vertrauten. Außerdem hat diese Dystariel dein Leben gerettet. Das nur zu deiner Information.« Der Däumling hob mahnend einen Zeigefinger, an dem ein Saphirring funkelte. »Aber das beantwortet natürlich deine Frage nicht. Mort Eisenhand war die rechte Hand eines Hexenmeisters mit Namen Morbus Finsterkrähe. Beide dienten sie als Agenten der schrecklichen Nebelkönigin Morgoya von Albion. Finsterkrähe und Eisenhand haben in Morgoyas Auftrag versucht, Hammaburg zu unterwerfen. Das Ganze liegt erst ein knappes Jahr zurück.«

»Hammaburg stand kurz davor, an Morgoya zu fallen?« Kai umfasste erschüttert die Eichenflöte an seinem Gürtel. Er wusste nicht viel über die böse Zauberin jenseits des Nordmeeres. Und von diesem Morbus Finsterkrähe hatte er noch nie gehört. In Lychtermoor war nur bekannt, dass die unheimliche Nebelkönigin vor etwa zwei Jahrzehnten den König von Albion gestürzt und auf der Insel ein Reich der Schatten errichtet hatte. Man erzählte sich Schreckliches darüber.

»Dass du davon nichts wusstest, ist kein Wunder«, fuhr Eulertin fort. »Der Stadtrat hat Finsterkrähes Intrige bislang geheim halten können. Man wollte eine Panik verhindern. Ich berichte dir nur deswegen davon, weil du schon so tief in die Geschichte verstrickt bist. Wäre es mir nicht gelungen, Morbus Finsterkrähe zu besiegen, vielleicht würde Morgoya bereits heute über jeden von uns triumphieren.«

»Aber Albion ist doch weit weg«, meinte Kai. »Morgoya herrscht bloß über eine Insel. Habe ich jedenfalls gehört.«

»Bei den Winden des Nordmeeres, nur eine Insel?« Der Däumlingszauberer starrte kopfschüttelnd zu Kai auf. »Ich vergesse immer wieder, dass es bei euch Menschen so wenig Schulen gibt. Du hast ja keine Vorstellung. Komm, ich zeige dir diese ... kleine Insel.«

Der Däumlingszauberer schnippte fast unhörbar mit den Fingern und der Gänsekiel glitt hinter ihm aus dem Tintenfässchen. Die Schreibfeder klopfte sich selbstständig am Glasrand ab, nahm eine waagerechte Position ein und schwebte direkt neben Eulertin. Der Däumling setzte sich mit einer geübten Bewegung auf sie und nickte. Sanft erhob sich die Feder und segelte mitsamt ihrem Passagier quer durch den Raum auf eines der Regale zu. Kai folgte dem kleinen Zauberer staunend. Der suchte indes die Regalwand ab.

»Wo habe ich sie nur wieder hingelegt«, fluchte der Winzling und kratzte sich den Bart. »Ich hab doch gestern noch mit ihr gearbeitet. Los, Junge, bring mir mal meine Wünschelrute. Sie liegt auf dem Pult neben dem Brieföffner. Hoffe ich jedenfalls.« Kai suchte die Arbeitsfläche des Schreibpultes ab. Schnell war der Brieföffner gefunden. Er bestand aus Fischbein und hatte die Form einer Kralle mit langem, spitzem Nagel. Aber wo war diese Wünschelrute, von der der Däumlingszauberer gesprochen hatte ? Erst auf den zweiten Blick entdeckte er den gegabelten Holzspan. Er hatte kaum die Größe eines Zahnstochers.

»Meint Ihr das hier?« Kai hielt das zerbrechliche Hölzchen hoch.

»Ja, das ist sie«, antwortete Eulertin zufrieden. »Ich lege sie immer dort ab. Damit ich wenigstens sie finde, wenn ich schon alles andere verlege.«

Vorsichtig reichte Kai dem Zauberer seine Wünschelrute.

»Leider werde ich mit den Jahren immer vergesslicher«, entschuldigte sich Eulertin bei Kai und zwinkerte ihm zu, während er die Wünschelrute in beide Hände nahm und das Ende auf das Zimmer ausrichtete. »Aber so schlimm wie bei meinem einstigen Lehrmeister, dem seligen Balisarius Falkwart, ist es noch lange nicht. Der hat mit zweihundertdreißig Jahren nicht einmal mehr sein Bett gefunden.«

Eulertin war zweihundertdreißig Jahre alt? Kai sah den Däumling mit großen Augen an. »Außerdem beschleicht mich schon lange der Verdacht, dass Quiiiitsss hin und wieder Dinge versteckt, um mich zu ärgern«, murmelte Eulertin, während er sich mitsamt der Feder mal hierhin und mal dorthin drehte. »Aus diesem Grund habe ich diese Wünschelrute angefertigt. Wenn ich mal wieder etwas vermisse, finde ich mit ihrer Hilfe alles wieder. Ah, da ist sie ja!«

Die kleine Rute in Eulertins Hand zuckte unmerklich und der Zauberer flog zu einem Bord an der Wand, auf dem verschieden große Kristalle glitzerten. Versteckt zwischen den Kristallen steckte ein aufgerolltes Pergament.

Der Zauberer legte die Wünschelrute auf der Feder ab und klatschte dreimal in die Hände. Abermals strich eine sanfte Brise durch den Raum. Das Pergament rutschte von seinem Platz und entrollte sich in der Luft, wo es wie von unsichtbaren Fäden gehalten hängen blieb. Es handelte sich um eine Landkarte, die die Umrisse der Insel Albion und den südlich davon gelegenen Kontinent zeigte.

Neugierig näherte sich Kai. Bis heute war ihm nicht bewusst gewesen, wie groß Albion war! Die Karte bildete auch große Teile des Kontinents ab, auf dem sie lebten. Sie reichte von den Frostreichen der Nordmänner bis hinunter zum Albtraumgebirge im tiefen Süden. Im Westen waren die geheimnisvollen Elfenwälder verzeichnet und im Südosten konnte er das ferne Riesengebirge ausmachen, von dem es hieß, dass dort Drachen und Trolle hausten. Das nördlich gelegene Hammaburg und der Elbstrom waren ebenso auf der Karte eingetragen wie andere große Städte, mit denen die Stadt Handel trieb, darunter das wehrhafte Fryburg, das zwischen dem Albtraumgebirge und dem Schwarzen Wald lag, das verzauberte Colona am Rande der Elfenwälder, wo vornehmlich Kobolde leben sollten oder die berühmte Universitätsstadt Halla am Rande der Harzenen Berge. Sogar das verwunschene Reich der FeenköniginBerchtis war auf der Karte als schraffierte Fläche auszumachen. Angeblich hielt die Feenkönigin ihre schützende Hand über den Kontinent. Es hieß, dass sie einen Zaubergarten hütete, in dem unzählige magische Pflanzen und Kräuter gediehen.

»Morgoya hat schon lange ein Auge auf Hammaburg geworfen«, führte Eulertin weiter aus und schwebte näher an die Karte heran, um mit seiner Wünschelrute auf die Hafenstadt zu deuten. »Wir vermuten, dass sie hier einen Brückenkopf errichten wollte. Denn über die Elbe können ihre dunklen Heerscharen zügig ins Herz des Kontinents vorstoßen. Glücklicherweise war Morbus Finsterkrähe unvorsichtig. Einige der hiesigen Windmacher wurden auf sein Treiben aufmerksam und schickten nach mir, um ihn aufzuhalten. Ich bin dem Ruf gefolgt und in der Tat ist es mir geglückt, Finsterkräheim Zweikampf zu bezwingen. Ich habe ihn in eine steinerne Statue verwandelt, die heute an einem sicheren Ort verwahrt ist.« Eulertin räusperte sich. »Dieser Sieg gebührt im Übrigen nicht mir allein. Es ist mir nur deshalb gelungen, über Morbus Finsterkrähe zu triumphieren, weil Dystariel dem Hexenmeister zuvor die Hand, sagen wir mal, abgetrennt hatte. Anschließend haben die Spökenkieker der Stadt natürlich unisono behauptet, sie hätten meinen Sieg vorausgesehen. Solch ein Unsinn. Scharlatane. Alles Scharlatane.« »Spökenkieker?«, fragte Kai.

»Das ist die hiesige Bezeichnung für Wahrsager«, antwortete der Däumling und sorgte mit einem leisen Schnalzen dafür, dass sich die Landkarte wieder aufrollte und zurück ins Regal zu den anderen Pergamentrollen glitt.

»Aber Mort Eisenhand ist entkommen?«

»Hm, ja. So sieht es aus«, sprach der Zauberer mit strengem Blick. Er schwebte an Kai vorbei zurück zum Lesepult. »Damit hat niemand von uns rechnen können. Eisenhand ist eine Kreatur der Finsternis. Als Pirat hat er über Jahrzehnte das Nordmeer unsicher gemacht. So lange, bis es tapferen Männern gelang, seiner habhaft zu werden. Vor drei Jahren wurde er hier in Hammaburg hingerichtet. Doch Morbus Finsterkrähe hat den Schurken wieder aus dem Grab zurück in die Welt der Lebenden gerufen. Eigentlich dürfte Eisenhand ohne seinen Meister nicht weiter existieren. Offenbar haben wir die Kräfte unterschätzt, die ihm dieser Arm aus Mondeisen verleiht.«

Kai lauschte mit wachsender Verwunderung. »Was ist das, Mondeisen?« »Ein magisches Metall, das nur Zwerge und Drachen herzustellen vermögen«, erklärte der Däumlingszauberer und legte die Wünschelrute wieder neben den Brieföffner. Der schwebende Gänsekiel glitt in das Tintenfässchen zurück. »Angeblich entstammt dieses Zaubermetall den Knochen der Berge. Es kann ausschließlich in einem Feuer geschmiedet werden, das kein menschlicher Schmied zu entfachen vermag. Mondeisen ist härter als alles, was wir kennen. Die sagenumwobenen Drachenlanzen der Zwerge bestehen aus diesem Material, ebenso wie die machtvollsten magischen Artefakte. Abgesehen von Zwergen und Drachen verstanden sich nur die Sonnenmagier Albions darauf, Gegenstände aus Mondeisen zu fertigen. Doch die Sonnenmagier sind Vergangenheit. Sie wurden ausgelöscht. Morgoya hat sie allesamt zur Strecke gebracht.« Er wartete auf weitere Erklärungen, doch Magister Eulertin brütete finster vor sich hin. Und eigentlich reichte Kai diese kurze Lektion fürs Erste. Für seinen Geschmack hatte sich sein Leben in viel zu kurzer Zeit viel zu sehr verändert.

»Was geschieht jetzt mit mir?«, fragte Kai.

»Nun, du wirst wohl noch eine Weile bei mir bleiben, damit ich dich untersuchen und mich gegebenenfalls deiner annehmen kann«, seufzte der Zauberer.

»Wegen der Ereignisse in Lychtermoor?«

»Ja, auch«, antwortete Eulertin ernst. »Vornehmlich aber deswegen, weil du ohne meine Hilfe vermutlich sterben wirst.«

»Wie bitte?« Kai riss schockiert die Augen auf.

»Nun hab dich nicht so, Junge«, beschwichtigte Magister Eulertin. »Noch ist es ja nicht so weit. Im Übrigen wäre ein solches Schicksal vergleichsweise angenehm, angesichts dessen, was dir noch drohen könnte.«

»Was meint Ihr damit?« Kai wurde bleich. »Sprecht Ihr von dem seltsamen Hunger, der mich auf der Herfahrt befallen hat? Ich fühlemich gut. Es geht mir wieder besser.« »Jetzt vielleicht«, antwortete Eulertin. »Aber spätestens morgen Früh wird sich dieser Hunger zurückmelden. Und es steht zu befürchten, dass er immer schlimmer wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen.«

»Das heißt, ich bin krank?«

»Nein. Ich will damit sagen, dass in dir das Zeug zu einem Zauberer steckt, Junge. In dir schlummern magische Kräfte, die dich umbringen werden, wenn es uns nicht gelingt, sie zu bändigen.«

»Ich bin ein Zauberer7.«, stammelte Kai.

»Nein, das bist du nicht«, widersprach Eulertin und hob die winzigen Hände. »Du hast lediglich eine Begabung. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die mit deinen Fähigkeiten auf die Welt kommen. Werden sie nicht rechtzeitig von einem anderen Zauberer ausgebildet, und das ist bei dir der Fall, können zweierlei Dinge geschehen. Entweder verkümmert die magische Gabe. Das geschieht am häufigsten. Oder aber die Kräfte bahnen sich auf andere Weise ihren Weg und beginnen damit, dich von innen heraus zu verzehren. Dein Körper und dein Geist fallen der Finsternis anheim. All dein Sinnen wird von nun an darauf gerichtet sein, einen Hunger zu stillen, der niemals endet - und für den du zerstören und töten wirst. Manche verwandelt die Kraft in Werwölfe oder noch schrecklichere Wesen der Finsternis. Wenn dich die dunkle Seite überwältigt hat, gibt es keine Hoffnung mehr. Dann bist du ein Feind der Ordnung, den es zu bekämpfen gilt. Oder die Macht wird dich vernichten.«

Kai taumelte und hielt sich bestürzt an dem Kerzenleuchter fest. »Und was bedeutet das in meinem Fall?«

»Ich will ehrlich zu dir sein«, antwortete der Däumlingszauberer. »Ich werde dich nicht ewig mit Gewitteregeln behandeln können, um dir die magischen Energien zu entziehen. Üblicherweise beginnt man einen Zauberer bereits mit sieben oder acht Jahren auszubilden. Du aber bist deutlich älter. Vielleicht zu alt. Ich weiß also nicht, ob es mir noch gelingen wird, deinen Geist zu formen. Du hast also zwei Alternativen: Zum einen kannst du wieder zurück nach Lychtermoor gehen. Ich werde dich nicht daran hindern. Aber sei dir gewiss, dass ich dich von Dystariel beobachten lassen werde. Zeigt sich das erste Anzeichen dafür, dass du den Kampf gegen dich selbst verlierst - woran ich keinen Zweifel habe -, werden sie oder ich dich zur Strecke bringen. Und glaube mir, wir werden dich aufspüren. Egal wo du dich verkriechst, egal was du tust.« Die winzigen Augen des Magisters funkelten stählern. Hatte der Däumlingszauberer bislang einen eher niedlichen Eindruck auf Kai gemacht, war von alledem nun nichts mehr zu spüren. Eulertins Worte und sein Mienenspiel waren von einem tödlichen Ernst durchdrungen. »Und die zweite Möglichkeit?«, brach es stockend aus Kai heraus.

»Kannst du lesen?«

»Ja. Meine Großmutter hat es mir beigebracht.« »Und rechnen?« Kai nickte. »Bist du tüchtig oder faul?« »Mein Freund Rufus behauptet, ich sei tüchtig.« »Gut, dann bin ich bereit, dich als meinen Zauberlehrling aufzunehmen«, entschied Eulertin. »Verabschiede dich von deinem alten Leben. Du wirst von nun an alles tun, was ich dir auftrage. Du wirst mehr an dir arbeiten, als es je ein anderer Zauberlehrling vor dir getan hat. Schwäche werde ich nicht dulden. Die Mächte der Finsternis warten nur darauf, dich zu verderben. Leben oder Tod. Um nichts anderes geht es von nun an! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?« Kai nickte.

»Gut«, antwortete Magister Eulertin und zog unter seinem Gehrock eine winzige Pfeife hervor, die er ruhig zu stopfen begann. »So sei es!«