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Sie spürt, dass sich etwas in ihrer Umgebung verändert. Sie kann es nicht sehen und nicht hören und fühlt dennoch, dass etwas anders ist. Für einen kurzen Moment denkt sie daran, ob man sie vielleicht allein gelassen hat, doch die neue Stimme meldet sich zu Wort.
Du spürst, dass sich etwas verändert hat? Bist du dir deiner kruden Gedanken eigentlich bewusst? Du siehst nichts, du hörst nichts, und du spürst auch nichts. Dunkelstill, klar? Sinntot. Und selbst wenn – was macht es für einen Unterschied für dich, du kläglicher Rest von Anna?
Es macht einen Unterschied für sie, das weiß sie. Sie möchte nicht allein sein, auch wenn es vielleicht keine direkten Auswirkungen auf sie hat. Außer, dass es sich einfach anders anfühlt, wenn jemand da ist, der einen, wenn nötig, beschützen könnte.
Beschützen? Wer soll dich …
Die neue Stimme verstummt in dem Moment, in dem sich eine Hand auf Annas Stirn legt. Jennys Hand, da ist sie sicher.
Und obwohl sie sich vorgenommen hat, es nicht noch einmal zu versuchen, weil sie weiß, dass es zwecklos ist, beginnt sie wieder damit, den Kopf nach dem Schema zu bewegen. Ein Mal noch.
Links, rechts, Pause … auf, ab, Pause … links, rechts, Pause … links, rechts, Pause … links, rechts, Pause … auf, ab, Pause … auf, ab, Pause … links und rechts.
Dann wartet sie. Die Hand liegt noch immer auf ihrer Stirn. Ein winziger Funke Hoffnung keimt in ihr auf. Hat Jenny es verstanden?
Anna wartet noch einen Moment, doch es kommt keine Reaktion. Trotzdem versucht sie den nächsten Teil.
Links, rechts, Pause … Nach einer Weile ist sie auch mit diesem Teil fertig. Jetzt! Wenn die Hand auf ihrer Stirn Jenny gehört und sie das System verstanden hat, dann muss jetzt eine Reaktion kommen. Die Sekunden vergehen. Fünf, zehn? Plötzlich wird die Hand zurückgezogen. Anna möchte aufschreien vor verzweifelter Aufregung. Jetzt! Bitte, jetzt!
Doch es geschieht … nichts.