KAPITEL 7
Daisy rückte ihre Schildpatt-Sonnenbrille zurecht und blickte zu Lily hinüber, die ihre Augen hinter einer lavendelfarbenen Brille von Adrienne Vittadini verbarg.
Wie ein Polizist auf Observation lenkte Lily ihren Ford Taurus rückwärts zwischen einen Pick-up und einen Minivan und schaltete auf Parkstellung. Die letzten Töne von »Earl Had to Die« verhallten, und die ersterbenden Keyboardklänge erfüllten den Raum. Normalerweise hatte Daisy nichts gegen die Dixie Chicks, sie besaß sogar zwei CDs von ihnen, aber wenn Lily noch ein einziges Mal auf den Anfang des Songs zurückschaltete, übernahm Daisy keine Verantwortung mehr für ihr Handeln.
»Siehst du ihn irgendwo?«, fragte Lily und ließ den Blick über den Parkplatz bis zu einem mit Stuck verzierten Apartmenthaus an der Eldorado Street wandern. Sie nahm die Hand vom Steuer und zögerte einen Moment lang, ehe sie die Rückwärtstaste des CD-Players drückte.
»Verdammt noch mal!«, fluchte Daisy entnervt. »Jetzt spielst du diesen Song schon zum fünften Mal!«
Lily sah Daisy an und furchte die Stirn. »Du hast mitgezählt? Das ist doch krank.«
»Das wirfst du mir vor? Ich bin nicht diejenige, die bis zum Anschlag ›Earl Had to Die‹ spielt, während ich vor der Wohnung meines Exmannes in spe stehe.«
»Es ist nicht seine Wohnung. Er hat ein Haus an der Locust Grove in der Nähe des Krankenhauses gemietet. Das hier ist ihre Wohnung. Hier wohnt Kelly das Stinktier«, korrigierte Lily und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Apartmentgebäude.
Wieder stimmten die Dixie Chicks die erste Zeile des Songs an, und Daisy beugte sich vor und drückte auf die Stopptaste. Wohltuende Stille breitete sich im Wagen aus. Als sie am Vorabend im Showtime aufgebrochen waren, hatte Lily einen Umweg zu Kellys Wohnung gemacht. Dreimal war sie wie ein durchgeknallter Stalker an dem Haus vorbeigefahren, ehe sie Daisy vor dem Haus ihrer Mutter abgesetzt hatte.
An diesem Vormittag war sie in aller Frühe aufgetaucht, um Pippen abzuliefern, damit sie »auf Arbeitsuche« gehen konnte. Doch ein Blick auf Lilys fettiges Haar und ihre zerknitterte Jogginghose genügte Daisy, um zu wissen, dass ihre Schwester etwas im Schilde führte. Also erklärte sie, sie würde mitkommen. Rasch zog sie Jeans-Shorts, ein schwarzes T-Shirt und Flip-Flops an, drehte ihr Haar zusammen und befestigte es mit einer Spange.
»Wie lange machst du das schon?«, fragte sie.
Lilys Hände umklammerten das Steuer. »Eine Weile.«
»Warum?«
»Ich muss die beiden zusammen sehen.«
»Warum?«, fragte sie erneut. »Das ist doch verrückt.«
Lily zuckte die Achseln, ohne das Apartmentgebäude aus den Augen zu lassen.
»Was willst du tun, wenn du sie siehst? Sie mit dem Auto überfahren?«
»Vielleicht.«
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Schwester Ronnie niedermähen würde, aber allein die Tatsache, dass sie hier saß und so etwas in Erwägung zog, gab Daisy Grund zur Sorge. »Lily, du kannst sie doch nicht umbringen.«
»Vielleicht remple ich sie nur mit der Stoßstange an. Oder ich zerquetsche Ronnie die Eier, damit er für seine Freundin nicht mehr zu gebrauchen ist.«
»Du kannst Ronnie Darlington nicht die Eier zerquetschen. Dafür würdest du hinter Gitter wandern.«
»Vielleicht kriegen sie mich ja nicht.«
»Das werden sie. Die Exfrau wird immer geschnappt.« Sie streichelte Lilys Schulter. »Du musst damit aufhören.«
Lily schüttelte den Kopf. Eine Träne erschien unter dem Rand ihrer Sonnenbrille und kullerte über ihre Wange. »Warum darf er glücklich sein? Warum kann er so einfach ein schönes Leben mit seiner Freundin haben und glücklich sein, während ich das Gefühl habe, eine Säure zerfrisst mein Herz? Er soll selbst spüren, was er uns antut, Daisy. Er sollte leiden wie Pippen und ich.«
»Ich weiß.«
»Du weißt überhaupt nichts. Dir hat noch nie jemand das Herz gebrochen. Steven ist gestorben, er ist nicht mit einer Frau durchgebrannt und hat dir das Herz gebrochen.«
Daisy ließ ihre Hand sinken. »Meinst du nicht, dass es mir das Herz gebrochen hat, Steven sterben zu sehen?«
Lily sah Daisy an und wischte sich die Tränen ab. »Doch, aber das ist etwas anderes. Steven hat dich nicht verlassen, weil er es so wollte.« Sie holte tief Luft. »Du hast Glück.«
»Wie bitte? Wie kannst du so etwas Schreckliches sagen? «
»Ich meine doch nicht, dass du Glück hast, weil Steven gestorben ist, sondern nur, dass du dir nicht ausmalen musst, wie er mit einer anderen Frau schläft. Du brauchst dich nie zu fragen, ob er eine andere küsst oder streichelt oder liebt.«
»Stimmt. Ich brauche nur daran zu denken, dass er tot und begraben ist.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihre Schwester. »Ich verzeihe es dir, weil du einen schlechten Tag hast.« Aber offenbar war sie doch nicht ganz bereit, zu verzeihen, denn sie konnte sich eine kleine Spitze nicht verkneifen. »Ich weiß ja, dass du dich nicht mit Absicht wie eine gefühllose Göre benimmst. So bist du eben.«
»Und du bist bestimmt auch nicht mit Absicht so egoistisch. So bist du nun mal.«
Daisy blieb der Mund offen stehen. Sie saß hier, im Wagen ihrer Schwester, um zu verhindern, dass sie irgendwelche Dummheiten machte, und sie sollte egoistisch sein? »Ja, genau, und ich sitze wahnsinnig gern hier herum und überwache Ronnies Wohnung, weil ich nichts Besseres zu tun habe.«
»Glaubst du, ich hatte Lust, gestern Abend im Showtime herumzusitzen, nur weil du Jack Parrish auflauern wolltest? «
»Das ist nicht dasselbe. Ich muss Jack unbedingt sprechen, wie du weißt.« Sie wandte sich ab und beobachtete eine alte Dame in einem pinkfarbenen Hauskleid, die auf dem Gehsteig ihren Beagle Gassi führte. »Außerdem lauere ich ihm nicht auf.«
»Ich fürchte, das sieht er anders.«
Das war durchaus möglich. Nach diesem Abend hatte er auch allen Grund dazu. Im Showtime in die Geburtstagsparty seiner Nichte zu platzen war vielleicht nicht unbedingt eine ihrer brillantesten Ideen gewesen, doch ihr lief die Zeit davon. Sie hatte nur noch ein paar Tage, und wenn Jack sie nicht belogen und behauptet hätte, er hätte außerhalb der Stadt zu tun, hätte sie diese vier Tage nicht vergeudet.
»Hast du gesehen, wie er mit Billys Mädchen umgeht?«, fragte sie. Beim Anblick, wie er, belagert von den beiden kleinen Mädchen, auf sie zugekommen war, hatte sie zu ihrer Überraschung einen Stich in der Herzgegend verspürt. »Er war so lieb zu ihnen, und es war nicht zu übersehen, dass die Kleinen ihn vergöttern. Kinder können sich in dieser Hinsicht nicht verstellen.«
»Und hast du in diesem Moment gedacht, du hättest lieber in der Stadt bleiben und Steven nicht heiraten sollen?«
Daisy sank in ihrem Sitz zusammen und starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen. »Nein, aber mir ist klar geworden, dass er wahrscheinlich noch viel wütender auf mich sein wird, als ich bisher angenommen habe, wenn ich ihm das von Nathan erzähle. Was nicht heißt, ich hätte nicht mit seinem Zorn gerechnet, aber ich habe trotz allem ein klein wenig auf sein Verständnis gehofft.« Sie löste die Spange aus ihrem Haar und ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken. »Jack war noch nicht bereit für eine eigene Familie. Er hatte gerade Vater und Mutter verloren, und die Nachricht, dass ich schwanger bin, hätte ihn umgehauen. Ich habe das Richtige getan.«
»Aber …?«, beharrte Lily.
»Aber ich habe mir nie die Frage gestattet, wie er wohl als Vater gewesen wäre.« Sie legte die Haarspange auf der Mittelkonsole ab. »Daran habe ich nie zu denken gewagt.«
»Und tust du es jetzt?«
»Ja.« Obwohl es besser wäre, es nicht zu tun. Aber sie konnte nicht anders, sie musste ständig daran denken.
Die Tür zu einer Wohnung in einem der oberen Stockwerke ging auf, und Ronnie trat mit einer dunkelhaarigen Frau im Arm heraus. Daisy hatte Ronnie bisher nur zweimal gesehen, als er und Lily in Seattle zu Besuch gewesen waren, aber sie erkannte ihn trotzdem sofort wieder. Er sah gut aus mit seinem sorgfältig zerzausten blonden Haar und dem unbeschwerten Lächeln, von dem sich bestimmt schon so manche Frau hatte einwickeln lassen. Im Gegensatz zu Lily hatte er Daisy nie beeindruckt, geschweige denn eingewickelt.
»Stell den Motor ab«, forderte Daisy ihre Schwester auf. Ronnies Stetson warf einen Schatten über sein Gesicht und die Schultern seines roten Cowboyhemds. Seine Gürtelschnalle besaß die Größe eines Desserttellers, und seine Jeans waren hauteng.
»Ich werde ihn schon nicht überfahren.«
»Schalt ihn aus, Lily.« Sie waren zu weit entfernt, als dass Daisy einen Blick auf Kellys Gesicht hätte werfen können, doch die Entfernung täuschte nicht darüber hinweg, dass in ihren schwarzen Stretch-Shorts ein breites Hinterteil steckte.
Der Motor erstarb. Daisy zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und hielt Lily am Arm fest, um zu verhindern, dass sie die Tür öffnete.
»Er ist es nicht wert, Lily.«
Die beiden gingen auf einen riesigen weißen Truck mit roten Metallic-Flammen an den Seiten zu. Ronnie half »Kelly dem Stinktier« beim Einsteigen, ehe er den Motor anließ und losfuhr. Zornig sah Daisy zu, wie die beiden den Parkplatz verließen. Lily hatte die Hand auf den Mund gelegt, trotzdem drang ein wimmernder Klageton zwischen ihren Fingern hervor. Daisy streckte den Arm aus und zog ihre Schwester an sich, soweit es die Mittelkonsole erlaubte.
»Lily, er ist deine Tränen nicht wert«, meinte sie und strich ihr übers Haar.
»Ich liebe ihn immer noch so-ho sehr. Warum ka-kann er mi-mich nicht lieben?«, schluchzte Lily. Daisy hielt sie im Arm, und es brach ihr das Herz. Was war das für ein wertloser Mann, der Frau und Kind im Stich ließ? Was für ein unmoralischer Mistkerl, sich mit einer anderen Frau einzulassen und die Konten der Familie zu plündern, damit er keinen Unterhalt für sein Kind zu bezahlen brauchte! Je länger Daisy darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Ronnie sollte für den Schmerz bezahlen müssen, den er ihrer Schwester zufügte.
»Liebes, hast du mal daran gedacht, eine Therapie zu machen?«, fragte sie.
»Ich will nicht mit Fremden darüber re-reden. Das ist zuzu beschämend.« Sie begann unkontrolliert zu schluchzen und war zu keiner Unterhaltung mehr fähig.
»Komm, ich fahre nach Hause«, sagte Daisy. Lily nickte, und während Daisy um den Wagen herum zur Fahrertür ging, kletterte Lily auf den Beifahrersitz. »Willst du eine Limonade? «, fragte Daisy, als sie vom Parkplatz fuhren. »Vielleicht hilft das gegen deinen rauen Hals.«
Lily wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab und nickte. »Mhm«, brachte sie mühsam hervor.
Daisy fuhr zum Minute Mart und fand eine Parklücke unmittelbar vor dem Eingang. Sie steckte die Schlüssel ein, für den Fall, dass Lily auf dumme Gedanken kam, nahm eine Fünfdollarnote aus ihrer Geldbörse und legte die Sonnenbrille auf das Armaturenbrett. »Bin gleich zurück«, sagte sie zu Lily und öffnete die Tür. Im Laden füllte sie einen großen Becher mit Dr. Pepper aus dem Automaten, stülpte einen Deckel darüber und nahm einen Strohhalm mit. Sobald Lily sich beruhigt hatte, würde sie mit ihr über den Anwalt reden und überlegen, was er für sie tun könnte.
»Guten Morgen«, sagte der Kassierer, dessen grüne Uniform um seine knochigen Schultern schlotterte. Sein Namensschild verriet, dass er Chuck hieß, und er wünschte ihr einen schönen Tag. Sie bezweifelte, dass das der Fall war.
»Morgen.« Als Daisy ihm den Geldschein gab, sah sie einen weißen Ford-Truck mit roten Flammen an den Seiten in eine Parklücke wenige Meter neben Lilys Taurus einbiegen. Mit wachsendem Unbehagen beobachtete Daisy, wie Ronnie und Kelly ausstiegen. »Oh, nein.«
In diesem Augenblick wurde die Beifahrertür des Taurus aufgerissen, und Lily schoss wie ein Katapult aus dem Wagen. Auf dem Gehweg vor dem Minute Mart stellte sie sich dem Pärchen in den Weg. Durch die Verglasung hörte Daisy Lilys hysterisches Kreischen, und sie war überzeugt, dass die Leute an der Zapfsäule die Show genossen.
Sie legte den Strohhalm auf den Tresen und hob die Hand. »Ich bin gleich wieder da.« Als Daisy die Eingangstür aufriss, beschimpfte Lily Kelly gerade als Hure und Fettarsch, worauf Kelly ausholte und Lily ins Gesicht schlug, so dass ihre Sonnenbrille durch die Luft flog. Lily machte Anstalten, sich auf sie zu stürzen, doch Ronnie packte sie am Arm und stieß sie zurück.
Entsetzt beobachtete Daisy, wie Lily zu Boden fiel. Wut schoss wie giftige Säure durch ihre Adern, und sie rannte los und warf sich mit aller Kraft auf ihren zukünftigen Exschwager. Vor Jahren hatten Steven und Jack ihr beigebracht, sich zu verteidigen. Von diesen Lektionen hatte sie nie Gebrauch gemacht, doch sie hatte nichts vergessen. Sie rammte ihm die Schulter gegen das Brustbein. Mit einem Grunzlaut packte er sie an den Haaren und schüttelte sie, doch sie spürte es kaum, sondern krümmte nur den Daumen und hieb ihm die Faust aufs Auge.
»Aua, du verrücktes Weibsstück!«
Reflexartig zog sie das Knie hoch und traf ihn knapp unter der Gürtelschnalle. Sie glaubte nicht, dass sie ihn wie beabsichtigt zwischen den Beinen erwischt hatte, aber es reichte. Mit einem zischenden Laut entwich sämtliche Luft aus seiner Lunge. Er lockerte seinen Griff, so dass sie sich von ihm lösen konnte. Ronnie krümmte sich zusammen, und ein paar lange Strähnen von Daisys Haar blieben in seiner Faust zurück.
»Fass meine Schwester nie wieder an«, warnte sie ihn keuchend, »sonst bring ich dich um, Ronnie Darlington.«
Er stöhnte und starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Versuch’s doch, du blöde Kuh.«
Daisy störte sich nicht daran, wenn jemand sie verrücktes Weibsstück nannte, da diese Bezeichnung manchmal sogar zutraf. Doch sie hasste es, wenn sie als blöde Kuh beschimpft wurde. Sie warf sich ihm erneut entgegen, als sie zwei Arme um ihre Taille spürte, die sie zurückzerrten. »Du hast gewonnen, Butterblümchen.«
Vergeblich versuchte sie, sich aus dem Griff zu befreien, »Sofort loslassen! Ich trete ihn in den Arsch.«
»Ich fürchte, es wird eher umgekehrt sein. Und dann müsste ich eingreifen und ihn windelweich prügeln, weil er dich angefasst hat. Und dazu habe ich eigentlich keine Lust. Buddy und ich sind hergekommen, um zu tanken und eine Tasse Kaffee zu trinken, sonst nichts. Eine Prügelei stand nicht auf dem Plan.«
Daisy blinzelte, und sie spürte, dass ihr das Herz bis zum Halse schlug, als sie einen Blick über die Schulter warf. »Jack?«
Sein beigefarbener Cowboyhut warf einen Schatten über sein Gesicht, und sie sah, wie sein Mund die Worte »Guten Morgen« formte, doch es klang nicht so, als hielte er den Morgen tatsächlich für gut.
Sie wandte sich Lily zu, die mit dem Rücken an der Glasscheibe des Supermarkts stand. Sie hatte eine Platzwunde an der Nasenwurzel und einen roten Handabdruck auf der Wange. Neben ihr stand ein Mann in einem blauen T-Shirt und redete auf sie ein, während sie den Kopf schüttelte. Kelly saß mit ramponiertem Pferdeschwanz auf dem Boden, während Ronnie sich grunzend aufrappelte und seinen Schritt betastete, als wollte er sich vergewissern, ob noch alles vorhanden war.
»Ich hoffe, er ist mindestens einen Monat lang nicht zu gebrauchen«, fauchte Daisy ihn an, worauf Jack sie noch fester an seine harte Brust zog.
»Nimm deine Freundin und mach, dass du wegkommst, solange du noch laufen kannst«, hörte sie Jack neben ihrer Schläfe sagen.
Ronnie öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu, dann packte er Kelly, die aus Leibeskräften zu schreien angefangen hatte. Er verfrachtete sie in den Truck, ließ den Motor aufheulen und schoss davon, so dass die Reifen des Riesentrucks quietschten.
»Ist alles in Ordnung, Lily?«, rief Daisy ihrer Schwester zu.
Lily nickte und nahm dem Mann, der immer noch auf sie einredete, die Sonnenbrille aus der Hand.
»Was sollte das denn werden?«, fragte Jack, ohne Daisy loszulassen. Wieder blickte sie zu ihm auf. Der Wind erfasste einige blonde Haarsträhnen und wehte sie auf seine Hemdbrust. Daisy blickte in seine grünen Augen unter der breiten Hutkrempe, die sie musterten. Wartend.
»Das war Lilys Mann mit seiner neuen Freundin.«
Er legte den Kopf in den Nacken, und der Schatten des Hutes glitt über die Nasenmitte bis zu seiner wohl geformten Oberlippe. »Aha.«
Mit einem Mal fühlte sie sich ein wenig zittrig von dem heftigen Adrenalinstoß, und sie war froh, dass Jack sie so fest hielt. »Er ist ein mieses Schwein.«
»Das habe ich auch schon gehört.«
Daisy wunderte sich nicht darüber, dass Ronnies Ruf ihm vorauseilte. Lovett war nun mal eine Kleinstadt. »Er hat ihre Konten abgeräumt und will keinen Unterhalt für Pippen zahlen.«
Jacks Hand streifte ihren Bauch, als er den Arm sinken ließ. Er trat einen Schritt zurück, und an Stelle seiner harten Brust spürte Daisy kühle Morgenluft im Rücken. Schmerz pochte in ihrer Hand, ihr Kopf dröhnte, ihre Schulter tat weh, und ihre Knie waren weich. Es war lange her, dass sie sich von der Stärke eines Mannes umfangen gefühlt hatte, der sie hielt, und sie hätte nichts lieber getan, als sich noch einmal in seine Arme zu schmiegen. Das war natürlich ausgeschlossen. »Ich habe mich an der Hand verletzt. «
»Lass mal sehen.« Er drehte sie zu sich um und wog ihre Finger in seiner warmen Hand. Die Ärmel seines blauen Baumwollhemds waren bis zu den Ellbogen aufgekrempelt, und über seiner Brusttasche war in schwarzen Buchstaben PARRISH AMERICAN CLASSICS aufgestickt. »Beweg mal die Finger«, befahl er.
Als er sich über ihre Hand beugte, berührte seine Hutkrempe beinahe ihren Mund. Er roch nach Seife, frisch gewaschener Haut und nach seinem gestärkten Hemd. Sein Daumen strich über ihre Handwurzel, und ein leises Prickeln breitete sich von ihrem Handgelenk über den Unterarm bis zum Ellbogen aus. Das Adrenalin stellte merkwürdige Dinge mit ihr an. Entweder lag es daran, oder sie hatte sich einen Nerv eingeklemmt.
Er hob den Blick und sah ihr in die Augen. Sekundenlang sah er sie einfach nur an. Sie hatte vergessen, dass man etwas dunklere Sprenkel in seinen Augen erkennen konnte, wenn man nur genau genug hinsah. Jetzt fiel es ihr wieder ein.
»Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist, aber du solltest die Hand trotzdem röntgen lassen.« Er ließ sie los.
Langsam machte sie eine Faust und verzog das Gesicht. »Woher weißt du, dass nichts gebrochen ist?«
»Als ich mir die Hand gebrochen habe, ist sie praktisch auf der Stelle mächtig angeschwollen.«
»Wie hast du dir die Hand gebrochen?«
»Bei einer Prügelei.«
»Mit Steven?«
»Nein. In einer Kneipe in Macon.«
Macon? Was hatte er in Macon zu suchen? In den letzten fünfzehn Jahren hatte er sein eigenes Leben gelebt, von dem sie nichts wusste. Sie war neugierig darauf, bezweifelte jedoch, dass er ihr viel darüber erzählen würde, wenn sie ihn danach fragte.
Der Kassierer aus dem Laden trat neben Daisy und reichte ihr den Becher Limonade. »Danke, Chuck«, sagte sie und nahm mit ihrer unverletzten Hand das Wechselgeld und den Becher mit Dr. Pepper entgegen.
»Soll ich die Polizei rufen?«, fragte er. »Ich hab gesehen, dass die beiden die andere blonde Frau zuerst geschlagen haben.«
Ein polizeiliches Protokoll konnte für die Scheidung hilfreich sein, doch Lily war auch nicht gerade ein Unschuldslamm. Immerhin hatte sie Ronnie quasi bespitzelt. Daisy hatte keine Ahnung, ob Ronnie davon wusste, konnte es aber nicht ganz ausschließen. »Nein. Ist schon in Ordnung. «
»Falls Sie es sich anders überlegen, lassen Sie es mich wissen«, bot Chuck an und ging zurück in den Laden.
Daisy sah zu Lily und dem Mann hinüber, der mit ihr geredet hatte. »Gehört er zu dir?«, fragte sie Jack.
»Ja. Das ist Buddy Calhoun.«
»Älter oder jünger als Jimmy?«
»Ein Jahr jünger.«
Daisy erinnerte sich kaum noch an Buddy, sondern wusste nur noch, dass er schlechte Zähne und, wie alle Calhouns, flammend rotes Haar hatte. Sie ließ den Blick über die Leute auf dem Parkplatz und weiter hinten an der Tankstelle schweifen, während ihr die Bedeutung dessen, was sie sich an diesem Morgen geleistet hatte, allmählich bewusst wurde. »Nicht zu fassen, dass ich mich in aller Öffentlichkeit geprügelt habe.« Sie hielt sich den kalten Becher mit Dr. Pepper an die Wange. »Normalerweise fluche ich nicht mal in der Öffentlichkeit.«
»Falls es dich tröstet – ich glaube, du hast nicht geflucht. « Nein, es tröstete sie nicht, schon gar nicht, als er hinzufügte: »Aber deine Schwester hat ein Mundwerk wie ein Bierkutscher. Wir haben sie bis nach hinten bei den Zapfsäulen gehört.«
Daisy lebte nicht mehr in Lovett, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sich in Grund und Boden schämen würde. Daisy und Lily waren wahrscheinlich das Gesprächsthema Nummer eins bei ihrem nächsten Single-Tanzabend. »Was meinst du? Ob uns viele Leute gesehen haben?«
»Daisy, du stehst hier an der Kreuzung Canyon und Vine. Für den Fall, dass du es vergessen hast: Das ist die verkehrsreichste Kreuzung der ganzen Stadt.«
»Also wird auch bald die ganze Stadt wissen, dass ich Ronnie Darlington eins aufs Auge gegeben habe.« Sie nahm den kühlenden Becher von ihrer Wange. Großer Gott, konnte es denn noch schlimmer werden?
Eindeutig. »Ja, und dass du ihm das Knie in den Unterleib gerammt hast.«
»Das hast du gesehen?«
»Ja. Eine Warnung an mich, dich nicht zu verärgern.« Er blickte über ihren Kopf hinweg. »Bist du so weit, Buddy?«
Buddy Calhoun drehte sich um und lächelte Jack mit blitzend weißen Zähnen zu. So viel zum Thema schlechte Zähne. Und sein Haar war dunkelrot, nicht karottenrot wie das der anderen. Außerdem war er deutlich attraktiver als seine Brüder. »Ich komme schon, J. P.«, meinte er gedehnt.
J. P.?
»Mach keinen Ärger«, sagte Jack zu ihr und wandte sich zum Gehen. »Vielleicht ist beim nächsten Mal nicht zufällig jemand zur Stelle, der verhindert, dass du Unsinn anstellst und zum Beispiel einen Mann angreifst, der doppelt so viel wiegt wie du.«
Sie legte ihre verletzte Hand auf seinen Arm. Er hatte Recht. »Danke, Jack. Wenn du nicht eingegriffen hättest, wäre womöglich wirklich etwas Schlimmes passiert.« Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht hasste er sie doch nicht so sehr, wie er sie glauben machen wollte. »Als ich gesehen habe, wie er meine Schwester weggestoßen hat … Ich kann mich nicht mal erinnern, wie es dazu kam. Ich habe mich einfach vergessen und bin auf ihn losgegangen.«
»Lass gut sein, Daisy.« Es ging also gar nicht um sie. »Das hätte ich für jede andere auch getan.« Er sah auf ihre Hand hinunter, die noch immer auf seinem Arm lag.
»Aber da ich nicht jede andere bin, solltest du mir erlauben, mich angemessen bei dir zu bedanken«, erklärte sie, in der Hoffnung, dass nun vielleicht ein freundlicherer Ton zwischen ihnen herrschte, der es ihr ermöglichte, über Nathan zu sprechen.
Er zog einen Mundwinkel hoch, und sein Blick wanderte von ihrer Brust hinauf zu ihrem Kinn und zu ihrem Mund. »Und woran dachtest du?«
»Jedenfalls nicht an dasselbe wie du.«
Aus dem Schatten seines Huts heraus sah er ihr schließlich doch in die Augen. »Sondern?«
»An ein Mittagessen.«
»Kein Interesse.«
»Abendessen.«
»Nein, Ma’am.« Er trat vom Gehsteig. »Los, Buddy.«
Daisy sah ihm nach, als er über den Parkplatz zu einem schwarzen Mustang-Klassiker ging, der an einer der Zapfsäulen stand. Zwei rasiermesserscharfe Falten liefen über seinen Hemdrücken und verschwanden im Bund seiner Levi’s. Er trug keinen Gürtel, und seine Geldbörse beulte seine Gesäßtasche aus. Buddy folgte ihm, und Daisy wandte sich ihrer Schwester zu. Der rote Abdruck auf Lilys Wange wurde bereits schwächer.
»Alles in Ordnung?«, fragte Daisy, als Lily auf sie zukam.
»Alles in Ordnung.« Sie griff nach dem Becher und trank gierig. »Ich glaube, ich werde verrückt.«
Ach ja? »Ein bisschen vielleicht.«
Sie gingen zu Lilys Taurus und stiegen ein. »Tut mir Leid, was ich über Steven gesagt habe. Du hast Recht. Ich war ein gefühlskaltes Miststück«, erklärte sie, als sie den Sicherheitsgurt anlegte.
»Ich glaube, ich habe dich als Göre bezeichnet.«
»Ich weiß. Lass uns nach Hause fahren.«
Daisy ließ den Wagen an. »Wie lange wird es wohl dauern, bis Mom davon erfährt?«
»Nicht lange.« Lily seufzte. »Wahrscheinlich wird sie versuchen, uns Hausarrest aufzubrummen.«
Im Rückspiegel sah sie Jacks Mustang vom Parkplatz fahren.
»Daisy?«
»Ja?«
»Danke. Es war wirklich toll, wie du dich auf Ronnie gestürzt hast.«
»Du brauchst mir nicht zu danken. Versprich mir lieber, dass du ihm und Kelly nicht mehr auflauerst.«
»Okay.« Sie trank noch einen Schluck. »Aber hast du ihren Hintern gesehen?«
»Der ist riesig.«
»Und schwabbelig.«
»Ja, und du bist viel hübscher und hast schöneres Haar.«
Lily lächelte. »Und keinen Mundgeruch.«
Daisy kicherte. »Genau.«
Sie fuhren nach Hause. Lily legte ein Video ein, machte es sich mit Pippen auf dem Sofa gemütlich und vergrub ihre Nase in seinem Haar. »Ich hab dich lieb, Pippy«, sagte sie. Ohne den Blick vom Fernseher zu lösen, hob er das Gesicht und drückte seiner Mutter einen Kuss aufs Kinn.
»Hast du die Stelle bekommen?«, fragte Louella aus der Küche, wo sie Kekse backte und das Haus mit dem Duft von Erdnussbutter erfüllte.
»Sie haben gesagt, sie rufen mich an«, antwortete Lily und verbarg ihr Lächeln hinter dem Kopf ihres Sohnes.
»Feigling«, flüsterte Daisy.
Lily war zweifellos eine Chaotin. Daisy blieben noch drei Tage bis zu ihrer Rückkehr in ihr eigenes Leben in Seattle. Es war Nathans letzter Schultag vor den Ferien, und sie musste ihn anrufen und fragen, wie es gelaufen war.
Drei Tage, und sie hatte noch jede Menge zu tun – ihrer Schwester helfen, ihr Leben wieder ins Lot zu bringen, Jack Stevens Brief zu geben und ihm zu gestehen, dass er einen Sohn hatte. Erst dann konnte sie nach Hause zurückkehren und ihr eigenes Leben wieder in die Hand nehmen. Sie und Nathan könnten sich an irgendeinen Strand legen und sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Sie würde Piña Colada trinken, während er den Mädchen im Bikini nachsah – der reinste Himmel auf Erden.
Im Augenblick allerdings wollte sie nichts als duschen, einen Eisbeutel auf ihre Hand legen und ein kleines Nickerchen machen. Der Adrenalinstoß hatte sie müde gemacht, und alles tat ihr weh, aber wäre Jack nicht gewesen, wären ihre Schmerzen bestimmt noch viel schlimmer. Es war nicht unbedingt klug gewesen, sich so auf Ronnie zu stürzen. Sie hatte einfach nicht nachgedacht, sondern nur instinktiv reagiert, als er Lily zu Boden gestoßen hatte.
Ich fürchte, es wird eher umgekehrt sein. Und dann müsste ich eingreifen und ihn windelweich prügeln, weil er dich angefasst hat, hatte Jack gesagt. Und er hatte behauptet, er wäre auch jeder anderen Frau zu Hilfe gekommen, und sie solle sich nichts dabei denken.
Doch als sie jetzt etwas nüchterner über den Vorfall nachdachte, bezweifelte sie, dass er auch jede andere Frau etwas länger als unbedingt nötig an sich gedrückt hätte. Jedenfalls nicht so, wie er sie gehalten hatte. Und sie bezweifelte, dass er mit dem Daumen die Hand irgendeiner anderen Frau auf diese Weise gestreichelt hätte. Zweifelhaft war auch, dass ihm diese Geste überhaupt bewusst gewesen war.
Sie war so sehr mit allem anderen beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht registriert hatte, dass Jacks Berührung eine Spur intimer war und länger gedauert hatte als die des guten Samariters, der irgendeiner x-beliebigen Frau aus der Patsche half.
Doch nun wurde es ihr bewusst, und allein beim Gedanken an seine Berührung stockte ihr der Atem. Ihre Mutter rief nach ihr, als sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer ging. »Okay«, rief sie zurück, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Ein heißes Ziehen in ihrem Unterleib und zwischen den Beinen machte sich bemerkbar. Die Glut breitete sich über ihren ganzen Körper aus, und ihre Brüste spannten. Es war lange her, seit sie das letzte Mal so etwas empfunden hatte, trotzdem konnte sie dieses Gefühl sehr wohl zuordnen. Es war Lust. Aufgestautes sexuelles Verlangen. Jahrelang vernachlässigt, meldete es sich nun mit aller Macht zurück.
Sie schloss die Augen. Vielleicht hatte sie sich Jacks Berührung ja nur eingebildet. Vielleicht hatte sich alles nur in ihrem Kopf abgespielt, trotzdem konnte sie sich nicht eingebildet haben, wie schön es war, endlich wieder einen starken, gesunden Mann zu spüren. Es war schön gewesen, sich beschützt zu fühlen, seinen Oberkörper an ihrem Rücken und seinen Arm um ihre Taille zu spüren. Großer Gott, dieses Gefühl hatte ihr so gefehlt. So sehr, dass sie am liebsten mit Jack verschmolzen wäre. Sie fragte sich, was er getan hätte, wenn sie sich in seinem Arm umgedreht und seinen Hals geküsst hätte. Mit der Zunge an seiner Kehle hinaufgefahren wäre und mit den Händen seine Brustmuskulatur liebkost hätte. Nackt, so wie er an jenem ersten Abend in der Küche seines Hauses gestanden hatte. Okay, halbnackt, die Jeans so tief auf den Hüften, dass sie die Hände über seinen flachen Bauch wandern lassen und auf die Knie sinken konnte, um ihr Gesicht an seinen Schoß zu schmiegen.
Daisy riss die Augen auf. Jack war der letzte Mensch auf Erden, über den sie in irgendwelchen lustvollen Träumen schwelgen sollte. Der letzte Mann auf Erden, der Gedanken an Sex in ihr wecken sollte.
Es liegt nur daran, dass es so lange her ist, beschwichtigte sie sich und löste sich von der Tür. Sie öffnete eine Schublade und nahm einen Slip und einen BH heraus. Sie war dreiunddreißig Jahre alt und hatte vor Stevens Krankheit ein ausgesprochen aktives Liebesleben gehabt. Daisy mochte Sex, und nun fehlte er ihr. Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich ihr Bedürfnis nach Intimität zurückmeldete. Pech, dass es ausgerechnet jetzt sein musste. Heute. Und vor allem war es Pech, dass ausgerechnet Jack der Auslöser war.
Daisy verließ ihr Zimmer und ging ins Bad am Ende des Flurs. Aber vielleicht wäre Sex mit jemand anderem als Jack eine Möglichkeit. Sie hatte in ihrem Leben nur mit zwei Männern geschlafen, vielleicht war es an der Zeit, ein bisschen zu experimentieren. Ihr blieben noch zweieinhalb Tage bis zu ihrer Rückkehr nach Seattle. Möglicherweise war es an der Zeit, ein wenig aufzuholen, bevor sie nach Hause kam und wieder Mutter war. Vielleicht sollte sie ihrer Prioritätenliste noch »Sex« hinzufügen.
Leise Gewissensbisse regten sich in ihr. Steven war tot, aber warum hatte sie dann das Gefühl, ihren Mann zu betrügen? Sie wusste es nicht, aber das Gefühl war eindeutig da. Überdeutlich, und ihr war klar, dass ihr Gewissen sie wahrscheinlich daran hindern würde, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Eigentlich schade, denn ein bisschen Sex ohne jegliche Verpflichtungen hätte bestimmt Spaß gemacht. Die Art von Sex, bei der man einfach jemanden aufgabelt und dann nie wieder sieht.
Sie drehte die Hähne über der Badewanne auf und hielt die Hand unter das fließende Wasser. Aber wenn sie es versuchte, hätte sie vielleicht keine Gewissensbisse mehr. Womöglich war es so, als würde sie sich noch einmal entjungfern lassen. Das erste Mal war immer schwierig, aber danach wurde alles viel einfacher. Und machte mehr Spaß.
Aber natürlich hatte sie keinen Kandidaten zur Hand. Vielleicht sollte sie einfach irgendeinen Kerl in einer Bar abschleppen. Einen, der aussah wie Hugh Jackman oder dieser Typ aus der Cola-Light-Werbung. Nein, solche Männer erinnerten zu sehr an Jack. Sie sollte sich einen völlig anderen Typ aussuchen. Jemanden wie Viggo Mortensen oder Brad Pitt. Nein, Matthew McConaughey.
Au ja.
Aber es würde niemals Jack sein. Nie. Das wäre übel. Und zwar richtig übel.
Oder es wäre unglaublich gut, meldete sich eine leise Stimme in ihrem Kopf. Während sie aus ihren Shorts stieg und sich das T-Shirt über den Kopf zog, regte sich der leise Verdacht in ihr, dass diese kleine Stimme in ihrem Kopf sie noch in verflixt große Schwierigkeiten bringen würde.