9. KAPITEL

Padmé

 

Padmé stand im Schatten einer großen Säule, die ins rot werdende Nachmittagslicht aufragte, das durchs gewölbte Transparistahldach über dem Atrium des Senatsgebäudes fiel. Sie beobachtete, wie Senatoren durchs Tor der Landeplattform des Kanzlers kamen, und dann sah sie den Kanzler selbst, und C-3PO, und ja, das war R2-D2, also konnte er nicht mehr weit sein… Und dann sah sie ihn endlich, groß und stattlich, im strahlungsgebleichten Haar goldene Strähnen und auf seinen Lippen ein lebendiges Lächeln, das ihr das Herz öffnete.

Und sie konnte wieder atmen.

Während HoloNetz-Reporter hin und her eilten, Senatoren schwatzten und Palpatines ruhige, väterliche Stimme erklang, blieb Padmé reglos stehen, hob nicht einmal die Hand. Sie schwieg, gab keinen Ton von sich, atmete nur und hörte das Pochen ihres Herzens. Sie hätte für immer dastehen können, im Schatten, und ihre sehnsüchtigsten Träume wären allein dadurch in Erfüllung gegangen, dass sie ihn lebend sah.

Aber als er sich von der Gruppe löste, langsamer ging und dabei mit Bail Organa von Alderaan sprach, als sie hörte, wie Bail über das Ende von Graf Dooku und das Ende des Krieges und endlich das Ende von Palpatines Polizeistaattaktik sprach, stockte ihr erneut der Atem, und sie hielt die Luft an, denn sie wusste, dass sie als Nächstes seine Stimme hören würde.

»Ich wünschte, das wäre so«, sagte er. »Aber der Kampf wird weitergehen, bis General Grievous nicht mehr ist als ein Haufen Schrott. Der Kanzler hat keinen Zweifel daran gelassen, und ich glaube, sowohl der Senat als auch der Jedi-Rat werden ihm zustimmen.«

Sie konnte gar nicht glücklicher sein – bis sein Blick sie traf und in seinem Gesicht ein neues Licht erstrahlte und er zum Senator von Alderaan sagte: »Bitte entschuldigen Sie.« Und dann trat er zu ihr in die Schatten, und sie lagen einander in den Armen.

Ihre Lippen trafen sich, und das Universum wurde ein letztes Mal vollkommen.

 

Dies ist Padmé Amidala:

Sie ist eine erstaunlich kultivierte junge Frau und in ihrem kurzen Leben bereits die jüngste jemals gewählte Königin ihres Planeten, eine kühne Guerillakämpferin und im Galaktischen Senat eine maßvolle, wohl überlegte und überzeugende Stimme der Vernunft gewesen.

Doch derzeit ist sie nichts von alldem.

Sie kann noch immer in jene Rollen schlüpfen. Sie gibt vor, Senatorin zu sein, sie hat die moralische Autorität der früheren Königin, und sie zögert nicht, bei politischen Debatten ihren Ruf als mutige Kämpferin zu ihrem Vorteil zu nutzen. Aber ihre innerste Realität, der fundamentale, unzerbrechliche Kern ihres Selbst, ist etwas ganz anderes.

Sie ist Anakin Skywalkers Ehefrau.

Aber das Wort Ehefrau genügt nicht, um ihre Wahrheit zu beschreiben. Ehefrau ist ein zu kleines, zu gewöhnliches Wort, ein Wort, das banal klingen und unangenehme Echos haben kann. Wenn Padmé Amidala Ich bin Anakin Skywalkers Ehefrau sagt, so sagt sie damit nicht mehr und nicht weniger als: Ich lebe.

Ihr Leben vor Anakin gehört jemand anders, einer geringeren Person, die Mitleid verdient, einer armen, bedauernswerten Seele, die nicht ahnte, wie profund das Leben sein kann.

Ihr wahres Leben begann, als sie Anakin Skywalker zum ersten Mal in die Augen blickte und dort nicht die unkritische Verehrung des kleinen Annie von Tatooine sah, sondern die direkte, unverhohlene, glühende Leidenschaft eines mächtigen Jedi: ein junger Mann, zugegeben, aber jeder Zentimeter ein Mann – ein Mann, dessen Legende bereits im Jedi-Orden und jenseits davon wuchs. Ein Mann, der genau wusste, was er wollte, und der ehrlich genug war, einfach danach zu fragen; ein Mann, stark genug, ihr seine tiefsten Gefühle zu offenbaren, ohne Furcht und ohne Scham. Ein Mann, der sie seit einem Jahrzehnt liebte, mit treuem, geduldigem Herzen, während er auf den Akt des Schicksals wartete, der eines Tages ihr Herz dem Feuer in seinem öffnen würde.

Zwar liebt sie ihren Mann ohne jeden Vorbehalt, aber die Liebe macht sie seinen Fehlern gegenüber nicht blind. Sie ist älter als er und klug genug, ihn besser zu verstehen als er sich selbst. Er ist kein perfekter Mann: Er ist stolz und launisch und wird schnell zornig, doch diese Fehler bewirken nur, dass sie ihn noch mehr liebt. Denn die Größe in ihm wiegt alle seine Fehler auf, seine außergewöhnliche Großzügigkeit, die leidenschaftliche Hingabe nicht nur ihr gegenüber, sondern dem Dienst für alle lebenden Wesen.

Er ist ein wildes Geschöpf, das sanft zu ihr gekommen ist, ein Rebentiger, der an ihrer Wange schnurrt. Jede sanfte Berührung von ihm, jeder zärtliche Blick und jedes liebevolle Wort sind ein kleines Wunder. Wie kann sie für solche Geschenke nicht dankbar sein?

Deshalb erlaubt sie nicht, dass die Öffentlichkeit von ihrer Ehe erfährt. Ihr Mann muss ein Jedi sein. Er ist dazu geboren, Personen zu retten. Ihm das zu nehmen hätte bedeutet, all das Gute in seinem unruhigen Herzen zu verkrüppeln.

Während dieses endlosen Kusses hält sie beide Arme fest um seinen Hals geschlungen, denn mitten in ihrem Herzen gibt es eine kalte Furcht, die flüstert, dass dieser Kuss gar nicht endlos ist, sondern nur eine Pause im Chaos des Universums, und dass sie der Zukunft gegenübertreten muss, wenn er endet.

Und sie hat Angst.

Denn alles hat sich verändert, während er fort gewesen ist.

Heute, hier im Flur des Senatsgebäudes, bringt sie ihm die Nachricht von einem Geschenk, das sie sich gegenseitig gegeben haben – ein Geschenk der Freude und des Schreckens. Dieses Geschenk ist die Schneide eines Messers, das bereits ihre Vergangenheit von der Zukunft abgeschnitten hat.

Während all der langen Jahre haben sie sich nur im Verborgenen umarmt, nur in Momenten, die sie von den Angelegenheiten der Republik und des Krieges stahlen. Ihre Liebe ist ein perfektes Refugium gewesen, ein langer, ruhiger Nachmittag, warm und sonnig, abseits von Furcht und Zweifel, von Pflicht und Gefahr. Doch jetzt trägt sie einen planetaren Terminator in sich, der den warmen Nachmittag für immer beenden und ihnen in der Dunkelheit der Nacht die Sicht nehmen wird.

Sie ist jetzt mehr als Anakin Skywalkers Ehefrau.

Sie ist die Mutter von Anakin Skywalkers ungeborenem Kind.

 

Nach einer viel zu kurzen Ewigkeit endete der Kuss schließlich.

Padmé schmiegte sich an Anakin, nach so langer Zeit, murmelte von Liebe an seiner breiten, starken Brust, während er in ihrem lockigen, duftenden Haar von Liebe murmelte.

Irgendwann später fand sie die Stimme wieder. »Anakin, Anakin, o mein Anakin, ich… ich kann gar nicht glauben, dass du zurück bist. Ich habe gehört…« Sie erstickte fast an der Erinnerung. »Es gab Gerüchte… du wärst getötet worden. Ich konnte nicht… jeden Tag…«

»Solchen Geschichten darfst du nie glauben«, hauchte er. »Nie. Ich werde immer zu dir zurückkehren, Padmé.«

»Ich habe ein Jahr für jede Stunde gelebt, die du fort warst…«

»Für mich ist ein Leben vergangen. Zwei.«

Sie tastete nach seiner Brandnarbe auf der Wange. »Du bist verletzt worden…«

»Nichts Ernstes«, sagte Anakin mit einem schiefen Lächeln. »Nur eine unfreundliche Erinnerung daran, dass ich die Übungen mit dem Lichtschwert nicht vernachlässigen sollte.«

»Fünf Monate.« Es war fast ein Stöhnen. »Fünf Monate… Wie konnte man uns das antun?«

Er lehnte seine Wange an ihr Haupt. »Wenn man den Kanzler nicht verschleppt hätte, wäre ich noch immer da draußen… Ich bin fast… Es ist schrecklich, so etwas zu sagen, aber ich bin dankbar. Ich bin froh, dass er verschleppt wurde. Es scheint alles so arrangiert worden zu sein, um mich hierher zurückzubringen…«

Seine Arme waren so stark und so warm, und seine Hand strich ihr ganz sanft übers Haar, als fürchtete er, sie könnte so zerbrechlich sein wie ein Traum, und er beugte sich zu einem weiteren Kuss hinab, einem neuen Kuss, einem Kuss, der alle dunklen Träume vertreiben würde, all die Tage, Stunden und Minuten unerträglicher Angst…

Doch nur Schritte entfernt befanden sich noch immer Senatoren und HoloNetz-Teams im Hauptraum des Atriums, und das Wissen um den Preis, den Anakin bezahlen musste, wenn ihre Liebe bekannt wurde, veranlasste Padmé, den Kopf zu drehen und ihm die Hände auf die Brust zu legen. »Nicht hier, Anakin. Es ist zu riskant.«

»Nein, hier! Genau hier.« Er zog sie wieder an sich und überwand mühelos ihren halbherzigen Widerstand. »Ich habe das Versteckspielen satt. Das Heimliche und das Lügen. Es gibt nichts, dessen wir uns schämen müssten! Wir lieben uns, und wir sind verheiratet. Wie Billiarden von Wesen in der Galaxis. Dies ist etwas, das wir rufen und nicht flüstern sollten…«

»Nein, Anakin. Wir sind nicht wie all die anderen. Sie sind keine Jedi. Wir dürfen nicht zulassen, dass man dich aus dem Orden wirft…«

»Mach dir deshalb keine Sorgen«, erwiderte er und sah mit einem liebevollen Lächeln auf sie hinab.

»Anakin…« Er konnte sie noch immer zornig machen, ohne es zu wollen. »Hör mir zu. Wir haben eine Pflicht der Republik gegenüber. Wir beide – aber deine ist jetzt viel wichtiger. Du bist das Aushängeschild der Jedi, Anakin. Selbst nach all diesen Jahren des Krieges gibt es noch Leute, die die Jedi lieben, und ihre Liebe gilt vor allem dir, verstehst du? Sie lieben deine Geschichte. Du bist wie etwas aus einer Gutenachtgeschichte, der geheime Prinz, unter den Bauern verborgen, ohne einen Hinweis auf dein spezielles Schicksal aufgewachsen – und es stimmt alles. Manchmal denke ich, dass die Bürger der Republik nur deshalb noch glauben, dass wir den Krieg gewinnen können, weil du für sie kämpfst…«

»Für dich läuft es immer wieder auf Politik hinaus«, sagte Anakin. Sein Lächeln war verschwunden. »Ich bin gerade erst heimgekehrt, und du versuchst schon, mich dazu zu überreden, wieder in den Krieg zu ziehen…«

»Es geht nicht um Politik, Anakin, es geht um dich.«

»Etwas hat sich verändert, nicht wahr?« Donner sammelte sich in seiner Stimme. »Ich habe es gespürt, draußen. Etwas ist anders.«

Padmé senkte den Kopf. »Alles ist anders.«

»Was ist es? Was?« Er packte sie an den Schultern, die Hände hart und unendlich kraftvoll. »Es gibt jemand anders. Ich fühle es in der Macht! Jemand drängt sich zwischen uns…«

»Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte sie. »Anakin, hör mir zu…«

»Wer ist es? Wer?«

»Hör auf, Anakin. Hör auf. Du tust uns weh.«

Seine Hände zuckten von den Schultern zurück, als hätte er sich verbrannt. Er trat einen unsicheren Schritt zurück und erbleichte. »Padmé… Ich würde nie… Es tut mir so Leid…«

Anakin lehnte sich an eine Säule und hob die Hand vor die Augen. »Der ›Held ohne Furcht‹. Welch ein Witz… Padmé, ich kann dich nicht verlieren. Ich kann es nicht. Du bist all das, wofür ich lebe. Einen Augenblick…« Er hob den Kopf und runzelte die Stirn. »Hast du uns gesagt?«

Padmé streckte die Hand nach ihm aus, und er kam ihr entgegen. »Ich… Annie, ich bin schwanger…«

Sie beobachtete ihn, während ihm all das, was ihr Kind sein würde, durch den Kopf ging, und ihr Herz machte einen Sprung, als sie wilde, fast explosionsartige Freude sah, die sich in seinem Gesicht ausbreitete, denn es bedeutete: Was auch immer er im Äußeren Rand durchgemacht hatte, er war noch immer ihr Annie.

Es bedeutete: Der Krieg hatte eine Narbe auf seinem Gesicht hinterlassen, aber nicht auf seiner Seele.

Und sie beobachtete, wie die Freude zu verschwinden begann, als ihm klar wurde, dass ihre Ehe nicht mehr lange geheim bleiben konnte – selbst die weiten Umhänge, die Padmé trug, würden nicht für immer über ihre Schwangerschaft hinwegtäuschen. Man würde sie ihres Amtes entheben und nach Naboo zurückrufen. Seine Berühmtheit würde sich gegen sie beide wenden. Die Lästermäuler der ganzen Galaxis würden über sie herfallen.

Und sie beobachtete, wie er entschied, dass es ihm gleichgültig war.

»Das ist… wundervoll«, sagte er langsam, und das wilde Funkeln kehrte in seine Augen zurück. »Padmé, das ist… wundervoll. Seit wann weißt du es?«

Sie schüttelte den Kopf. »Was machen wir jetzt?«

»Wir werden glücklich sein, das machen wir. Und wir werden zusammen sein. Wir drei.«

»Aber…«

»Nein.« Anakin legte Padmé sanft einen Finger auf die Lippen und lächelte. »Kein Aber. Keine Sorgen. Du bist ohnehin zu besorgt.«

»Das muss ich sein«, sagte sie und lächelte, mit Tränen in den Augen. »Denn du bist es nie.«

Anakin setzte sich ruckartig im Bett auf, schnappte nach Luft und starrte in die Dunkelheit.

Wie sie nach ihm geschrien, nach ihm gefleht hatte, wie sehr ihre Kräfte auf dem fremden Tisch nachgelassen hatten, bis sie nur noch wimmern konnte: Anakin, es tut mir Leid. Ich liebe dich. Ich liebe dich… Die Worte donnerten in seinem Kopf, ließen ihn im dunklen Zimmer keine Umrisse erkennen, machten ihn allen anderen Geräuschen gegenüber taub, abgesehen vom Hämmern seines Herzens.

Seine Hand aus Fleisch fand eine unvertraute, schweißfeuchte Seidendecke an der Taille. Schließlich erinnerte er sich daran, wo er war.

Er drehte sich halb um, und dort lag sie, auf der Seite, das prächtige Haar auf dem Kissen ausgebreitet, die Augen geschlossen und die Andeutung eines Lächelns auf den herrlichen Lippen. Und als er sah, wie gleichmäßiges Atmen ihre Brust hob und senkte, wandte er sich ab, vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte.

Die Tränen, die zwischen seinen Fingern durchsickerten, waren Tränen der Dankbarkeit.

Padmé lebte und war bei ihm.

So leise, dass er das Summen der elektronischen Systeme in seiner mechanischen Hand hörte, schlug er die Decke zurück und stand auf.

Er ging die lange, bogenförmige Treppe hinunter, die zur Veranda von Padmés privatem Landedeck führte. Dort stützte er sich auf das kalte Geländer und blickte in die Nacht von Coruscant.

Es brannten noch immer Feuer.

Die Nacht des Hauptstadtplaneten war immer voller Lichter gewesen, die aus Billionen von Fenstern in Milliarden von Gebäuden drangen, die kilometerweit gen Himmel ragten, ganz zu schweigen von Navigationslichtern, Werbung und den endlosen Strömen aus Speeder-Positionsleuchten in den vielen Flugkorridoren. Doch in dieser Nacht sorgten Energieausfälle dafür, dass große Teile der planetenweiten Stadt dunkel blieben; dort gab es nur das düstere rote Glühen zahlreicher Brände.

Anakin wusste nicht, wie lange er dastand und in die Nacht starrte. Die Stadt sah so aus, wie er sich fühlte. Beschädigt. Im Kampf zerbrochen.

Mit Dunkelheit befleckt.

Und er sah lieber zur Stadt, als darüber nachzudenken, warum er auf die Veranda getreten war.

Padmé war noch leiser als die nach Rauch riechende Brise, aber er fühlte, wie sie sich näherte. Neben ihm am Geländer blieb sie stehen und legte ihre weiche menschliche Hand auf seine harte mechanische. Und sie stand einfach nur da und blickte stumm über die Stadt hinweg, die ihr zur zweiten Heimat geworden war. Geduldig wartete sie darauf, dass er ihr sagte, was nicht stimmte. Sie vertraute darauf, dass er es ihr sagte.

Er fühlte ihre Geduld und ihr Vertrauen, und dafür war er so dankbar, dass ihm erneut die Tränen kamen. Er blinzelte, während er in die brennende Nacht sah, und blinzelte erneut, um die frischen Tränen daran zu hindern, über seine Wangen zu rinnen. Er legte seine fleischliche Hand auf ihre und drückte sanft zu, bis er schließlich sprechen konnte.

»Es war ein Traum«, sagte er.

Padmé nahm diesen Hinweis mit einem knappen, ernsten Nicken hin. »Schlimm?«

»Er war… wie die, die ich früher hatte.« Anakin brachte es nicht fertig, sie anzusehen. »Wie die von meiner Mutter.«

Padmé nickte erneut, etwas langsamer und noch etwas ernster. »Und?«

»Und…« Er blickte auf ihre kleinen, dünnen Finger, fügte ihnen die eigenen hinzu, faltete die beiden Hände wie zum Gebet. »Ich habe von dir geträumt.«

Padmé wandte sich zur Seite, stützte sich aufs Geländer und blickte in die Nacht. Im roten und wie langsam pulsierenden Schein der fernen Feuer war sie schöner als jemals zuvor. »Na schön«, sagte sie. »Du hast von mir geträumt.«

Und dann wartete sie einfach, noch immer voller Vertrauen.

Als Anakin schließlich die Kraft fand, ihr von dem Traum zu erzählen, war seine Stimme so rau und heiser, als hätte er den ganzen Tag geschrien. »Ich habe geträumt, dass du… gestorben bist«, sagte er. »Ich konnte es nicht ertragen. Ich konnte es nicht ertragen.«

Er sah Padmé noch immer nicht an, blickte über die Stadt und aufs Landedeck, beobachtete die Sterne. Nichts brachte ihm Ruhe.

Nach einigen Sekunden schloss er die Augen.

»Ich habe geträumt, dass du bei der Geburt stirbst.« 7.

»Oh«, sagte Padmé.

Das war alles.

Sie hatte nur noch einige Monate zu leben. Ihnen blieben nur noch einige Monate, um sich zu lieben. Sie würde ihr Kind nie sehen. Und sie sagte nur: »Oh.«

Nach einem Moment berührte sie seine Wange, und daraufhin öffnete er die Augen und stellte fest, dass sie ruhig zu ihm aufsah. »Und das Baby?«

Anakin schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«

Padmé nickte und wich fort, ging zu einem der Verandastühle. Sie nahm Platz und blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände.

Er konnte es nicht ertragen. Er konnte es nicht ertragen, zu sehen, wie sie ruhig den eigenen Tod akzeptierte.

Anakin trat an ihre Seite und ging in die Hocke.

»Es wird nicht dazu kommen, Padmé. Ich lasse es nicht zu. Ich hätte meine Mutter retten können. Einen Tag früher, eine Stunde… Ich…« Er kämpfte gegen den in ihm aufsteigenden Schmerz an und sprach durch zusammengebissene Zähne. »Dieser Traum wird sich nicht erfüllen.«

Padmé nickte. »Das habe ich auch nicht geglaubt.«

Anakin blinzelte. »Das hast du nicht?«

»Dies ist Coruscant, Annie, nicht Tatooine. Auf Coruscant sterben keine Frauen bei der Geburt – nicht einmal die Zwielichter in den unteren Ebenen. Und ich habe einen erstklassigen medizinischen Droiden, der mir versichert, dass ich vollkommen gesund bin. Dein Traum muss eine… Metapher oder so etwas gewesen sein.«

»Ich… meine Träume sind direkt, Padmé. Ich würde eine Metapher nicht einmal erkennen, wenn sie mich beißt. Und ich konnte nicht erkennen, an welchem Ort du dich aufhieltest… Vielleicht bist du zum Zeitpunkt der Geburt gar nicht auf Coruscant.«

Sie wandte den Blick ab. »Ich habe daran gedacht, einen… anderen Ort aufzusuchen, das Kind woanders zur Welt zu bringen. Um dich zu schützen. Damit du im Orden bleiben kannst.«

»Ich will gar nicht im Orden bleiben!« Anakin nahm Padmés Gesicht zwischen seine Hände, sodass sie ihn ansehen musste – sie sollte erkennen, dass er jedes einzelne Wort ernst meinte. »Schütze mich nicht. Das ist nicht nötig. Wir müssen jetzt sofort darüber nachdenken, wie wir dich schützen können. Denn ich möchte nur, dass wir zusammen sind.«

»Und wir werden zusammen sein«, sagte sie. »Aber dein Traum muss mehr bedeuten als Tod bei der Geburt. Das ergibt einfach keinen Sinn.«

»Ich weiß. Aber ich habe keine Ahnung, was er sonst noch bedeuten könnte. Es ist… Ich kann nicht einmal darüber nachdenken, Padmé. Ich werde noch verrückt. Was machen wir?«

Sie küsste die Innenfläche seiner Hand aus Fleisch. »Wir machen das, was du mir heute Nachmittag gesagt hast, als ich dir die gleiche Frage gestellt habe: Wir werden glücklich miteinander sein.«

»Aber wir… wir können nicht einfach… warten. Ich kann es nicht. Ich muss etwas tun.«

»Natürlich.« Padmé lächelte liebevoll. »Das ist typisch für dich. Es entspricht der Natur des Helden. Was ist mit Obi-Wan?«

Falten bildeten sich in Anakins Stirn. »Was soll mit ihm sein?«

»Du hast mir einmal gesagt, dass er so klug ist wie Yoda und so mächtig wie Mace Windu. Könnte er uns helfen?«

»Nein.« Anakins Brust schloss sich wie eine Faust um sein Herz. »Ich kann nicht… Ich müsste es ihm sagen…«

»Er ist dein bester Freund, Annie. Vielleicht ahnt er schon etwas.«

»Wenn er etwas ahnt, so ist das eine Sache. Etwas ganz anderes ist es, ihn offen damit zu konfrontieren. Er gehört dem Rat an. Er müsste mich melden. Und…«

»Und was? Gibt es etwas, das du mir nicht gesagt hast?«

Anakin wandte sich ab. »Ich bin mir nicht sicher, ob er auf meiner Seite ist.«

»Auf deiner Seite? Was soll das heißen, Anakin?«

»Er ist Mitglied des Jedi-Rates, Padmé. Ich weiß, dass man vorgeschlagen hat, mir den Status des Meisters zu geben – ich bin mächtiger als jeder lebende Jedi-Meister. Aber jemand blockiert mich. Obi-Wan könnte mir sagen, wer und warum. Aber er schweigt darüber. Ich weiß nicht einmal, ob er sich im Rat für mich einsetzt.«

»Das kann ich nicht glauben.«

»Dies hat nichts mit Glauben zu tun«, murmelte Anakin bitter. »Es ist die Wahrheit.«

»Es muss einen Grund geben. Anakin, er ist dein bester Freund. Er liebt dich.«

»Vielleicht. Aber ich denke, er vertraut mir nicht.« Seine Augen wurden so freudlos wie die leere Nacht. »Und ich bin mir nicht sicher, ob wir ihm trauen können.«

»Anakin!« Padmé griff nach seinem Arm. »Wie kommst du denn darauf?«

»Keiner von ihnen traut mir, Padmé. Keiner. Weißt du, was ich fühle, wenn sie mich ansehen?«

»Anakin…«

Er wandte sich ihr zu, und alles in ihm schmerzte. Er wollte weinen, und er wollte zornig sein, und er wollte seinen Zorn zu einer Waffe machen, die ihn für immer befreite. »Furcht«, sagte er. »Ich fühle ihre absurde Furcht.«

Aber er konnte ihnen etwas zeigen. Er konnte ihnen einen Grund für ihre Furcht zeigen.

Er konnte ihnen das zeigen, was er im Generalsquartier an Bord der Invisible Hand in sich entdeckt hatte.

Etwas davon musste in seinem Gesicht erkennbar geworden sein, denn er sah einen Schatten von Zweifel in Padmés Augen, nur für eine Sekunde, nicht mehr als ein kurzes Aufblitzen, aber es brannte sich wie ein Lichtschwert in ihn, und er schauderte, und aus dem Schaudern wurde ein Zittern, und er bebte am ganzen Leib, als er Padmé an sich zog und sein Gesicht in ihrem Haar vergrub, und ihre starke, süße Wärme kühlte ihn gerade genug ab.

»Padmé…«, murmelte Anakin. »Oh, Padmé, es tut mir so Leid. Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Nichts davon spielt eine Rolle. Bald gehöre ich nicht mehr zum Orden, denn ich werde nicht zulassen, dass du fortgehst und unser Kind irgendwo anders zur Welt bringst. Ich werde für dich da sein, Padmé. Immer. Ganz gleich, was geschieht.«

»Ich weiß, Annie. Ich weiß.« Sie wich ein wenig zurück und sah zu ihm auf. Tränen funkelten wie rote Edelsteine im Feuerschein.

Rot wie die blutfarbene Klinge von Dookus Lichtschwert.

Er schloss die Augen.

»Komm nach oben, Anakin«, sagte Padmé. »Die Nacht wird kalt. Komm in unser Bett.«

»Na schön. Na schön.« Er stellte fest, dass er wieder atmen konnte und nicht mehr zitterte. »Aber…«

Er legte ihr den Arm um die Schultern, sodass er nicht ihrem Blick begegnen musste. »Bitte sag Obi-Wan nichts, in Ordnung?«