Nonverbale Kommunikation

«Man kann nicht nicht kommunizieren» (P. Watzlawick). Jedes Verhalten hat Mitteilungscharakter, das gilt auch und besonders für das nonverbale (nichtsprachliche) Verhalten: Ich strecke jemandem zur Begrüßung die Hand hin und er nimmt sie nicht; jemand spricht mich an und ich schweige; mein Lehrer kritisiert mich und ich werde rot; wir sitzen miteinander am Tisch, der andere steht auf und geht. Nonverbale Ausdrucksformen (Gestik, Mimik, Blickverhalten, Körperhaltung, Distanz zum Gegenüber, Tonfall, Stimmlage etc.) begleiten immer das, was wir sagen, und ersetzen es zuweilen. Dadurch wird das Gesagte unterstützt bzw. ergänzt (jemand sagt «Mir geht es gut!» und lacht), oder aber in Frage gestellt (jemand sagt «Im Grunde bin ich sehr zufrieden» und sieht aus wie sieben Tage Regenwetter).

Ob uns ein Mensch «echt», glaubwürdig, authentisch und ehrlich vorkommt, hat viel damit zu tun, ob seine nonverbale  Selbstkundgabe mit dem übereinstimmt, was er sagt.

Auf der nonverbalen Ebene gibt man immer mehr preis, als einem bewusst und vielleicht auch als einem lieb ist: Man kann sich intensiv auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten und trotzdem stottern und am Hals rot anlaufen. Die Unwillkürlichkeit des Ausdrucks macht diese Ebene viel weniger kontrollierbar und «machbar» als die verbale Ebene. Da sie für den sensiblen und womöglich geschulten Empfänger gleichzeitig als Guckloch zur «eigentlichen Wahrheit» verstanden wird, ist sie für die zwischenmenschliche Kommunikation bedeutsam und brisant.

Die Beziehungsebene ( Beziehung) «lebt» sehr stark vom nonverbalen Drumherum des gesprochenen Wortes: Der Satz des Vorgesetzten Herrn Schering zu seinem Mitarbeiter «Sie sind heute dran mit dem Protokoll unserer Projektsitzung» kann je nach Art der nonverbalen Begleitmusik eine völlig andere Färbung bekommen. In freundlichem Tonfall und mit Blickkontakt ausgesprochen, wirkt er wie eine zugewandt-bestimmte Feststellung. Mit dem Zeigefinger in die Brust des Gegenübers bohrend, mit befehlshaft-aggressiver Stimmlage und hartem Gesichtsausdruck, wirkt die gleiche Äußerung wie eine Drohung oder Strafe.

Auch die nonverbale Kommunikation ist potenziell auf den vier Ebenen des  Kommunikationsquadrates wirksam. Wenn jemand beispielsweise schweigt, kann das unterschiedliche Bedeutungen haben (s. Abb. 49).

Abb. 49:

Nonverbale Kommunikation

Welche der möglichen Botschaften die richtige ist, lässt sich schwer ermitteln: nonverbale Kommunikation ist wirkungsstark, aber uneindeutig. Ein geschulter Kommunikator greift daher die nonverbalen Botschaften seines Gegenübers zuweilen auf («Sie lächeln?»), um ihre Bedeutung zu entschlüsseln.

Eine Bewusstheit und Sensibilität für nonverbales Geschehen ist angeraten und lernbar. Hingegen ist der Versuch, den eigenen nonverbalen «Auftritt» zu schulen und zu «optimieren», von zweifelhaftem Wert, wenn die Authentizität und die Glaubwürdigkeit des Betreffenden darunter leiden. Ebenso die detektivische Haltung auf Seiten eines «geschulten» Empfängers («Aha, er hat den linken kleinen Finger abgespreizt, und das bedeutet, er führt noch etwas anderes im Schilde»).

Miteinander reden von A bis Z
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