Wir sagen wohl, die Stunde des Todes sei ungewiß, aber wenn wir es sagen, stellen wir uns diese Stunde in weiter, vager Ferne vor, wir denken nicht daran, daß sie irgendeine Beziehung zu dem bereits begonnenen Tage haben und daß der Tod – oder sein erster partieller Zugriff, nach dem er uns nicht mehr loslassen wird – am gleichen Nachmittag noch erfolgen könne, der uns so gar nicht ungewiß schien, für den der Gebrauch der Stunden bereits im voraus festgelegt war. Man hält an seinem Spaziergang fest, um im Monat die erforderliche Menge an frischer Luft zusammenzubekommen, man hat sich bei der Wahl des Mantels verweilt, den man mitnehmen will, oder des Kutschers, der geholt werden soll, man sitzt im Wagen, der Tag liegt vor einem und erscheint kurz nur aus dem Grunde, weil man zur Zeit wieder zu Hause sein möchte, um eine Freundin zu empfangen; man wünschte, es wäre morgen schön, und man ahnt nicht, daß der Tod, der auf einer anderen Ebene schon selbst durch undurchdringliches Dunkel wandelnd, zu einem gelangt ist und gerade diesen Tag für seinen Auftritt gewählt hat, die nächsten Minuten schon …

Marcel Proust, Guermantes