Zwischenspiel V
Ein erleuchtetes Rechteck im dritten Stock des Hotelgebäudes, Nacht auf allen Seiten.
Der Mann am Fenster gleicht einer dunklen Silhouette, gehört selbst eher zur Nacht als zum Licht.
Er wird keinen Wettlauf auf Leben und Tod antreten, wie der graue Mann es jeden Abend tut, einen Wettlauf gegen sich selbst.
Aber einen Kampf liefert er sich doch.
Er grübelt, und es ist eine fruchtlose Grübelei, weil sie überflüssig ist.
Die Augen, die ihn aus der Finsternis des jenseitigen Okerufers beobachten, registrieren jedes Detail.
Er fährt sich über die Stirn, massiert mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel.
Er dreht sich halb zur Seite, nach einer Uhr vermutlich, die unsichtbar ist für die Augen, die niemals blinzeln.
Er grübelt, wägt das Für und Wider ab.
Er grübelt, als hätte er eine Wahl.
Doch die Augen, die seine Bewegungen verfolgen, wissen, dass diese Wahl nicht existiert. Der Versuchsaufbau lässt sie nicht zu. Falls es tatsächlich eine solche Möglichkeit gegeben hat, so ist dieser Zeitpunkt längst vorüber.
Die Zwangsläufigkeit des Prozesses hat längst eingesetzt, mit aller Präzision, die aufwendigen Versuchsaufbauten eigen ist.
Die Weichen sind gestellt, die Entscheidungen getroffen.
Für einen Moment verändert sich der Ausdruck in den Augen, doch sie bleiben weiter auf das Fenster gerichtet.
Ja, es hat Entscheidungen gegeben in den letzten Tagen.
Und nicht alle sind leichtgefallen.
Manche von ihnen sind schmerzhaft gewesen, eine von ihnen in besonderem Maße.
Jene, von der noch niemand etwas ahnt.
Doch jede einzelne war von grundlegender Bedeutung für Erfolg oder Misserfolg des gesamten Plans, des gesamten Experiments.
Und welche große Erkenntnis wäre jemals erreicht worden – ohne bedeutende Opfer?