Zwischenspiel III

Eine fahle Dämmerung erklimmt langsam die Deichlinie.

Die Schatten sind noch kaum wahrnehmbar, doch sie fallen anders zu dieser Zeit, die nicht mehr vollständig Nacht und gewiss noch nicht Morgen ist.

Der Feldstecher wird neu justiert, fängt den künstlichen Lichtschimmer über dem Seehafen ein, die gespenstischen Umrisse der Windräder.

Sie stehen still.

Nichts regt sich.

Die Helligkeit hinter den schäbigen Vorhängen des Wohnmobils muss schon vor Stunden erloschen sein. Der graue Mann schläft, doch die Augen hinter den Okularen sind ihm nahe, selbst wenn er sich zähneklappernd in der Sicherheit seiner Wellblechwände verbirgt. Längst muss er erkannt haben, wie trügerisch sie ist.

Ja, sie sind ihm so nahe, dass sie fast ein Teil von ihm sind. Sie spüren seine Unruhe. Spüren die Dämonen, die seine Träume nicht weniger bevölkern als das zerrissene Zerrbild, in das seine Wirklichkeit sich verwandelt hat.

Doch es hat gerade erst begonnen.

Noch kann er nichts davon ahnen … Nein …

Die Hände, die den Feldstecher sinken lassen, zittern leicht, ermattet von dieser Nacht, die so vieles verändert hat.

Sie fordert ihren Tribut. Das Experiment ist aufwendig, und selbst der präzise Geist, dem es im Chaos der zurückliegenden Stunden gelungen ist, die Fäden in der Hand zu behalten, spürt die bleierne Schwäche, die in ihm aufsteigt.

Nein, der graue Mann ahnt sehr wohl, was vorgeht. Zu einem Bruchteil zumindest, doch dieser Bruchteil scheint erschreckend genug.

Aber der Sinn des Experiments an sich, seine Zielrichtung – das ist ihm verborgen und muss ihm verborgen bleiben bis zum Ende, zur Auswertung.

Lediglich eine Andeutung der Richtung, die die Dinge nehmen werden, wird ihm zuteilwerden.

Das wird sich von selbst ergeben, wenn erst einmal jene davon erfahren, die der Fährte mit der eingespielten Gewohnheit altgedienter Spürhunde folgen.

Bar jeder Phantasie.

Der Verstand, der die Laufrichtung der Fäden bestimmt, die Position der einzelnen Objekte im Raum, hat in dieser Nacht neue Erkenntnisse gewonnen.

Er hat Worte deuten müssen und die Stille zwischen den Worten. Wortlose Zeichen.

Sein Wissen ist größer geworden seit Anbruch der Nacht.

Sie sind weit entfernt davon, die Natur des Experiments zu erkennen.

Doch die ihnen zugedachte Rolle spielen sie zu voller Zufriedenheit.