Romy Schneider verbrannte sich die Flügel, Britt Ekland hatte Hummeln im Po
Wegen des Alkohols gestalteten sich meine Frauenbeziehungen wohl auch immer als besonders schwierig. Ich liebe Frauen, liebe ihre Gegenwart. Und doch, meine Beziehungen mit ihnen scheiterten an ihrem Besitzanspruch. Sie wollen irgendwann unbedingt heiraten, Kinder haben, ein gemütliches Heim, halt dieses ganze Heiapopeia, das lähmt, unbeweglich macht und wenig unterhaltend ist. Bei der wunderschönen Marisa Berenson vermutet man doch eine emanzipierte, unabhängige Frau. Wir schwebten wirklich auf Wolke sieben, vergnügten uns miteinander wie zwei Süchtige nach Drogen, aber bei den vielen Dinnergesellschaften wünschte sie mich ständig an ihrer Seite.
Woher kommt bloß diese Unsicherheit bei den Frauen? Ein ganzes Buchkapitel werde ich darüber schreiben müssen. Aber ob ich die Antwort finde zu dem schönsten Gottesgeschenk überhaupt: der Liebe? Männer, Frauen, dieser Wirrwarr an Gefühlen. Ich glaube nicht. Der Dichter Jean Paul mag wohl recht haben mit seinem Satz: »Eine Frau liebt in einem fort, ein Mann hat dazwischen zu tun.«
Ein Rätsel für alle Menschen, nicht nur für mich und meine Freunde. Romy Schneider verbrannte sich ihre Flügel. Ich erlebte die schwachen Männer an ihrer Seite. Daniel Biasini, ein Prachtexemplar an Unfairness. Er ertrug ihre Erfolge nicht. Schwächte sie mit dummen Affären. Marisa Mell, die für ihren Mann trotz betrügerischer Konkurse schuftete, um ihm aus den Schulden herauszuhelfen. Ursula Andress und Britt Ekland, Frauen, die sich von keinem Mann bezwingen ließen. Aber die Sehnsucht nach Amore bleibt.
In der Liebe genügt mir ein schöner Mensch, ob Mann oder Frau. La Bella bezieht sich nicht unbedingt auf die Äußerlichkeit, das können strahlende Augen sein oder lange schmale Hände. Ästhetik bezieht sich immer auch auf die Persönlichkeit. Flirten kann ich mit Charme und Geist. Für eine ernste Beziehung muss die oder der Auserwählte schon ungewöhnlich perfekt sein. Diese besondere Klasse für sich, intelligent und amüsant. Selten begegnet einem ein solches Prachtexemplar.
Einmal glaubte ich in einer langjährigen Freundin die Liebe und einen zuverlässigen Kameraden gefunden zu haben. Eine, die mir nachreist, Koffer ein- und auspackt, mich verwöhnt. Und die ich verwöhne. Mit der ich überall auf der Welt Spaß habe. Die mich aber nicht mit Haut und Haar besetzt, sondern ihre Unabhängigkeit bewahrt. Dafür wollte ich sie auch bei Valentino einkleiden und ihr Gucci-Handtaschen schenken. Leider fanden Britt Ekland und ich nicht das Standesamt. Wo auf der Welt auch immer.
Bis ich Britt näher kennenlernte, war die Ehe für mich kein Thema. Auch bei Marisa Berenson nicht. Wir tändelten wie die Kinder durch den internationalen Jet-set. Auf sie war Luchino schrecklich eifersüchtig. Er reagierte auf ihre Yorkshireterrier mit einer Vergrößerung seiner Afghanen-Armada. Tatsächlich ist ein Yorkie den Rassehunden von Luchino zum Opfer gefallen und gefressen worden. Luchino hasste kleine Hunde. Ich auch, sie stinken aus dem Maul. Ich liebe große Hunde.
Mit Marisa war ich verlobt, aber einen Heiratsantrag habe ich ihr nie gemacht. Der typische Frauenbazillus hatte sie befallen: sich klammern und einmischen. Wir waren wie Kinder, meine große Liebe Visconti warf seinen schützenden Schatten über uns. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn er wünschte sich für mich auch eine bürgerliche Beziehung. Vielleicht sogar eine Familie mit Kindern. Wie konnte er sicher sein, dass ich mich später, so wie er, nur noch in Männer verliebte?
Damals war es für Männer wie uns wirklich schwierig. Alle wussten Bescheid, aber keiner redete darüber. Eine öffentliche Zurschaustellung unserer Ehe wäre einfach unmöglich gewesen. Deshalb genehmigte Luchino meine Frauenaffären, spielte den guten Freund, der uns in seine Häuser lud. Auf den Filmpremieren waren die schönsten Frauen der Welt an meiner Seite. Marisa Mell, Karin Feddersen, Elsa Martinelli. Meine Affäre mit Marisa Berenson ging dem Ende zu. Sie liebte in mir nur den Weltstar mit drei Rolls-Royces, und ich liebte nur das schöne Fotomodell. Meine Mutter war traurig, dass wir nicht geheiratet haben. Sie hätte so gerne Enkelkinder gehabt.
Mich nervte Marisa fürchterlich, wenn ich sie zum Beispiel bei ihren Einkäufen in New York begleiten musste. Eine halbe Stunde brauchte sie allein, um die richtige Zahnpasta auszuwählen, da kann man sich denken, wie viel länger die Auswahl der Lotions, des Make-ups und der Lippenstifte dauerte, und dann waren noch die Tampons zu besorgen. All das musste ich auch noch bezahlen. Bin ich verrückt, die hat als Topmodell mehr verdient als ich. Pah.
Einmal, nach diesen schrecklichen Allerweltseinkäufen, die mit Marisa zu einer komplizierten Doktorarbeit wurden, habe ich mir aus lauter Frust einen an der Bar unseres Hotels angetrunken. Von dort schleppte sie mich ab zu Tiffany, weil wir ein Dankeschön für das Abendessen bei Freunden schicken müssten. Als ihr endlich etwas zusagte, brauchte sie um alles in der Welt noch ein Armband von mir, obwohl sie bestimmt schon Hunderte besaß. Bussi, Bussi, bettelte sie. Was blieb mir anderes übrig, als nett zu sein.
Vielleicht wäre aus Britt Ekland und mir ein Ehepaar geworden, wenn das Schicksal mitgeholfen hätte. Sie steckt voller Energie, wirbelt von einem Kontinent zum nächsten. Ihre Hummeln im entzückenden Po geben einfach keine Sekunde Ruhe. Das gefällt mir. Sie zählt zu den alterslosen Klassefrauen. Ewig jung wie Ursula Andress. Voller Leben, emanzipiert, wahnsinnig lustig und immer amüsant.
Das sind Frauen, die Männern etwas vormachen können. Die einfach stärker und emanzipierter sind als jeder Mann und doch wie eine zarte süße Blume wirken. Zerbrechlich und in ihrem Zauber liebenswert. Britt ließ sich von tollen Männern erobern, sie ließ sich aber niemals von ihren eigenen Vorstellungen und Zielen abbringen. Ihrer Karriere und ihrer Freiheit. Die Schwachen blieben natürlich auf der Strecke. Sie hätte gut zu mir gepasst.
Ich lernte sie in der Clique von Luchino kennen. Mit ihrem damaligen Mann Peter Seilers, einem der wenigen Komiker, die auch ohne Kamera lustig sein können. Wir schüttelten uns vor Lachen, so gut waren seine spontanen Gags bei den ausgiebigen Abendessen. Ein souveräner, hochintelligenter Mann, der seiner Frau 24-Stunden-Entertainment bot.
Britt war noch ganz die schwedische Lady. Eine Ehefrau ohne Karriereambitionen. Und ich lebte angepasst an Visconti und seine Vorstellungen. Doch ehrlich. In den Anfangsjahren mit Visconti konzentrierte ich mich auf seine Vorstellungen. Ich wollte einfach alles richtig machen. Deshalb dienerte ich nicht vor ihm, aber ich hörte genau zu. Vor allem während unserer Filme. Britt und ich sahen uns erst viel später wieder. Peter Seilers hatte eine Überdosis Kokain genommen. Sie war wohl doch zu temperamentvoll für ihn gewesen.
Jetzt erkannte ich diese schwedische Verführung pur fast nicht mehr. Sie war mondän geworden, ein Luxusweib an der Seite des italienischen Grafen Pino Cicogna. Bester venezianischer Adel und aus einer der vermögendsten Familien Italiens. Er war der Bruder meiner Freundin Marina, beide betrieben damals eine Filmproduktionsfirma, die Euro International.
Von Pino wurde Britt mit teuersten Juwelen und edelster Couture-Mode überhäuft. Ihr Haus in Rom war schwindelerregend in einem arabisch-marokkanischen Stil eingerichtet. Antike Orientmöbel mit matten Perlmutteinlagen. Soviel verarbeitetes Elfenbein habe ich nie vorher und später gesehen. Valentinostoffe im Überfluss als Fensterüberhänge. Bei Einladungen wartete für jeden Gast ein Diener auf seine Anweisungen. Aber Britt ließ sich nicht von diesem Luxusleben im Überfluss blenden. Für sie zählte einzig ihre Karriere. Basta. Und der Graf bezahlte einen Film nach dem anderen für sie, die allesamt keine Kasse und Britts Schauspielkunst keine Ehre machten.
Britt und ich feierten in der Zeit miteinander das römische Nachtleben. Wir interessierten uns beide für das gleiche: Amüsement und Ruhm. Cicognas Vermögen zerrann. Filme sind überaus teuer. Die Beziehung bröckelte in dem Maße, wie sein Geld nicht mehr nach Belieben floss. Der Tod trennte beide. Nach Peter Seilers, der psychisch nicht mithalten konnte, hatte Britt den zweiten Mann geschafft. Graf Pino Cicogna sah den Ausweg aus Schulden und Ehrverlust nur noch in der Flucht mit seinem Restvermögen nach Übersee. Fern seiner Heimat wurde er bald tot in Brasilien aufgefunden. Es sollte so aussehen, als hätte er sich mit dem Kopf im Gasofen umgebracht. In Wahrheit steckte hinter seinem Tod die Mafia. Das ist ein offenes Geheimnis.
Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, mich mit ihr zu liieren. Die ganzen Jahre über war ich in sie verliebt gewesen. Aber ich drehte gerade wieder einen Film unter Luchino, und sie versuchte in Amerika ihr Glück bei einem Filmproduzenten, von dem sie auch ein Baby bekam. Ihr Durchbruch beim Film ließ weiter auf sich warten. Karriere hatte sie längst gemacht. Aber eine ganz andere: bei dem schwachen Geschlecht, den Männern, die ihr allesamt nicht gewachsen waren. Sie sind noch heute hinter ihr her wie irre. Selten habe ich eine solche Traumfrau wie Britt kennengelernt.
Mit Marisa Berenson bei den Dreharbeiten zu »Der Garten der Finzi Contini« 1970.