Arthur & George
Seit Sherlock Holmes seinen ersten Fall aufgeklärt hat, kommen ständig Bitten und Anfragen aus aller Welt. Wenn Menschen oder Gegenstände unter mysteriösen Umständen verschwinden, wenn die Polizei noch ratloser ist als sonst, wenn Justitia auf Irrwege gerät, dann wendet sich die Menschheit anscheinend instinktiv an Holmes und seinen Schöpfer. Briefe mit der Anschrift Baker Street 221B werden von der Post schon automatisch mit dem Stempel EMPFÄNGER UNBEKANNT versehen und zurückgeschickt; dasselbe gilt für solche an Holmes c/o Sir Arthur. Alfred Wood staunt im Laufe der Jahre immer wieder über seinen Brotherrn, der stolz ist, eine Figur erschaffen zu haben, an deren wahre Existenz die Leser ohne weiteres glauben, sich aber ärgert, wenn sie diesen Glauben logisch umsetzen.
Darüber hinaus gibt es Bittgesuche, die an Sir Arthur Conan Doyle in eigener Person gerichtet sind und in der Annahme geschrieben wurden, wer so intelligent und gerissen sei, dass er derart verzwickte fiktive Verbrechen ersinnen könne, der müsse auch das nötige Rüstzeug haben, reale Verbrechen aufzuklären. Das imponiert Sir Arthur bisweilen, oder es rührt ihn, und dann antwortet er, allerdings durchweg negativ. Er sei, erklärt er, bedauerlicherweise kein beratender Detektiv, wie er auch kein englischer Bogenschütze aus dem vierzehnten Jahrhundert und kein fescher Kavallerieoffizier im Dienste Napoleon Bonapartes sei.
Darum hat Wood das Edalji-Dossier ohne große Erwartungen herausgelegt. Diesmal jedoch vergeht keine Stunde, bis Sir Arthur wieder im Büro seines Sekretärs steht, wobei er schon tobend zur Tür hereinplatzt.
»Der Fall ist sonnenklar«, zürnt er. »Der Bursche ist so unschuldig wie Ihre Schreibmaschine. Ich bitte Sie, Woodie! Das ist doch ein Witz. Das Geheimnis des verschlossenen Zimmers unter umgekehrten Vorzeichen – nicht, wie kommt er hinein, sondern wie kommt er heraus? Das schreit ja zum Himmel.«
So aufgebracht hat Wood seinen Brotherrn seit Monaten nicht gesehen. »Sie wünschen, dass ich antworte?«
»Antworten? Ich werde mehr tun als antworten. Ich werde Krawall schlagen. Ich werde ein paar Leuten den Kopf zurechtrücken. Die werden es noch bereuen, dass einem Unschuldigen das passieren konnte.«
Wood versteht noch nicht recht, wer diese »Leute« sind und was »das« ist, das da »passieren konnte«. Für ihn sah das Gesuch des Bittstellers bis auf einen seltsamen Nachnamen nicht viel anders aus als Dutzende von anderen angeblichen Fehlurteilen, die Sir Arthur im Alleingang aufheben soll. Doch Recht und Unrecht des Falles Edalji kümmern Wood in dem Moment herzlich wenig. Er ist nur erleichtert, dass sein Brotherr offenbar von einer Stunde zur anderen die Lethargie und Verzagtheit abgeschüttelt hat, die ihn seit Monaten befallen hatte.
George hat in einem Begleitschreiben erläutert, in welch ungewöhnlicher Situation er sich befindet. Seine bedingte Entlassung in die Freiheit wurde von dem früheren Innenminister Mr Akers-Douglas verfügt und von dem gegenwärtigen, Mr Herbert Gladstone, ausgeführt; doch keiner von beiden hat eine offizielle Begründung dafür gegeben. Weder wurde das Urteil gegen ihn aufgehoben, noch eine Entschuldigung für seine Inhaftierung zum Ausdruck gebracht. Eine Zeitung ließ, zweifellos nach einem konspirativen Essen mit einem sich in Andeutungen ergehenden Beamten, ungeniert verlauten, das Innenministerium sei von der Schuld des Gefangenen überzeugt, habe ihn aber freigelassen, weil man drei Jahre als angemessene Strafe für das betreffende Verbrechen ansehe. Sir Reginald Hardy habe auf sieben Jahre erkannt und es dabei mit der Verteidigung der Ehre von Staffordshire ein klein wenig übertrieben; der Innenminister habe lediglich diesen Überschwang korrigiert.
Das alles stürzt George moralisch in Verzweiflung und praktisch in Ungewissheit. Hält man ihn für schuldig oder nicht? Will man sich für seine Verurteilung entschuldigen oder sie bestätigen? Solange sie nicht aus dem Strafregister gestrichen ist, kann er nicht wieder als Anwalt zugelassen werden. Vielleicht erwartet das Ministerium, dass er seine Erleichterung durch Stillschweigen beweist und seine Dankbarkeit dadurch, dass er sich in einen anderen Beruf fortstiehlt, vorzugsweise in den Kolonien. Doch Georges einziger Halt im Gefängnis war der Gedanke, die Hoffnung, er könne – irgendwie, irgendwo – seine Arbeit als Solicitor wieder aufnehmen; und auch seine Unterstützer haben angesichts des bisher Erreichten keinerlei Absicht aufzugeben. Ein Freund Mr Yelvertons hat George eine zeitweilige Anstellung in seiner Kanzlei verschafft, aber das ist keine Lösung. Die Lösung kann allein vom Innenministerium kommen.
Arthur verspätet sich zu dem vereinbarten Termin mit George Edalji im Grand Hotel, Charing Cross; Bankgeschäfte haben ihn aufgehalten. Nun betritt er eilends die Hotelhalle und schaut sich um. Sein wartender Gast ist nicht schwer zu erkennen: Das einzige braune Gesicht weit und breit befindet sich etwa vier Meter von ihm entfernt und wendet ihm das Profil zu. Arthur will schon auf ihn zugehen und sich entschuldigen, als ihn etwas innehalten lässt. Vielleicht schickt es sich nicht für einen Gentleman, andere unerlaubt zu beobachten; doch er war nicht umsonst einmal der Ambulanz-Sekretär von Dr. Joseph Bell.
Also: Der erste Augenschein ergibt, dass er sich mit einem Mann treffen wird, der klein, schmächtig und von asiatischer Herkunft ist; sein Haar ist auf der linken Seite gescheitelt und kurz geschnitten; er trägt die gut sitzende, dezente Kleidung eines Provinzanwalts. Alles unbestreitbar wahr, aber kaum damit zu vergleichen, dass man aus dem Stand einen Schellackpolierer oder einen linkshändigen Schuster erkennt. Dennoch beobachtet Arthur weiter und fühlt sich dabei nicht in das Edinburgh von Dr. Bell zurückversetzt, sondern in die Zeit seiner eigenen medizinischen Praxis. Edalji hat sich wie viele andere Männer in der Halle mit einer Zeitung in einem hochlehnigen Sessel verbarrikadiert. Er sitzt aber etwas anders da als die anderen: Er hält die Zeitung unnatürlich nah ans Gesicht und auch etwas schräg, sodass sein Kopf einen Winkel mit der Seite bildet. Dr. Doyle, einstmals praktizierender Arzt in Southsea und am Devonshire Place, ist sich seiner Diagnose sicher. Myopie, womöglich recht hochgradig. Und wer weiß, vielleicht noch ein kleiner Astigmatismus obendrein.
»Mr Edalji.«
Die Zeitung wird nicht aufgeregt hingeworfen, sondern sorgfältig zusammengelegt. Der junge Mann springt nicht auf und fällt seinem potenziellen Retter auch nicht um den Hals. Im Gegenteil, er erhebt sich bedächtig, schaut Sir Arthur in die Augen und streckt ihm die Hand entgegen. Hier besteht keine Gefahr, dass dieser Mann anfangen könnte, etwas von Holmes daherzuplappern. Vielmehr bleibt er abwartend, höflich und reserviert.
Sie ziehen sich in ein unbesetztes Schreibzimmer zurück, und hier kann Sir Arthur seinen neuen Bekannten genauer betrachten. Ein breites Gesicht, volle Lippen, ein ausgeprägtes Grübchen in der Mitte des Kinns; sauber rasiert. Für einen Mann, der drei Jahre in Lewes und Portland abgesessen hat und zuvor sicher ein behaglicheres Leben gewöhnt war als die meisten anderen, zeigt er wenig Spuren seines Martyriums. Das schwarze Haar ist von Grau durchsetzt, doch das gibt ihm eher das Aussehen eines denkenden, kultivierten Menschen. Er könnte sehr wohl noch als Solicitor tätig sein, nur ist er das nicht.
»Kennen Sie den genauen Grad Ihrer Kurzsichtigkeit? Sechs, sieben Dioptrien? Das ist natürlich nur geraten.«
Diese erste Frage erschreckt George. Er nimmt eine Brille aus seiner Brusttasche und reicht sie Arthur. Dieser untersucht sie und betrachtet dann genau die Augen, deren Fehlsichtigkeit sie korrigieren. Sie treten etwas hervor und verleihen dem Solicitor einen leicht geistesabwesenden, starren Blick. Sir Arthur beurteilt sein Gegenüber mit der Fachkenntnis eines ehemaligen Ophthalmologen; er weiß aber auch, welche falschen Schlüsse die Allgemeinheit gern aus einer Eigentümlichkeit der Augen zieht.
»Es tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung«, antwortet George. »Ich habe mir erst vor kurzem eine Brille zugelegt und mich nicht nach ihrer Stärke erkundigt. Und ich denke auch nicht immer daran, sie aufzusetzen.«
»Als Kind hatten Sie keine?«
»O nein. Meine Augen waren schon immer schlecht, doch als wir einen Okulisten in Birmingham konsultierten, fand er es nicht ratsam, einem Kind eine Brille zu verschreiben. Und danach – nun ja – war ich zu beschäftigt. Doch seit meiner Freilassung bin ich leider nicht mehr so beschäftigt.«
»Wie Sie in Ihrem Brief erläutert haben. Nun, Mr Edalji …«
»Es heißt richtig Aidlji, wenn ich das sagen darf«, korrigiert George instinktiv.
»Entschuldigung.«
»Ich bin es gewöhnt. Doch da es mein Name ist … Wissen Sie, parsische Namen werden immer auf der ersten Silbe betont.«
Sir Arthur nickt. »Nun, Mr Aidlji, ich würde Sie gern von Mr Kenneth Scott am Manchester Square fachkundig untersuchen lassen.«
»Wenn Sie es wünschen. Aber …«
»Auf meine Kosten, natürlich.«
»Sir Arthur, ich kann doch nicht …«
»Sie können, und Sie werden.« Das sagt er ganz sanft, und George hört zum ersten Mal den schottischen Tonfall heraus. »Nicht Sie engagieren mich als Detektiv, Mr Edalji. Ich bin es, der Ihnen seine Dienste anbietet – ich wiederhole: anbietet. Und wenn wir nicht nur eine Begnadigung erreichen, sondern auch eine größere Summe als Entschädigung für die unrechtmäßige Haft für Sie bekommen haben, schicke ich Ihnen vielleicht Mr Scotts Rechnung. Aber vielleicht auch nicht.«
»Sir Arthur, als ich Ihnen schrieb, dachte ich nicht einen Moment lang …«
»Nein, und ich auch nicht, als ich Ihren Brief erhielt. Aber nun ist es eben so.«
»Das Geld ist mir nicht wichtig. Ich möchte meinen guten Namen wiederhaben. Ich möchte wieder als Solicitor zugelassen werden. Mehr will ich nicht. Wieder praktizieren dürfen. Ein ruhiges, sinnvolles Leben führen. Ein normales Leben.«
»Natürlich. Aber ich möchte Ihnen widersprechen. Das Geld ist sehr wichtig. Nicht nur als Entschädigung für drei Jahre Ihres Lebens. Es ist auch ein Symbol. Die Briten haben Achtung vor dem Geld. Wenn Sie begnadigt werden, dann weiß alle Welt, dass Sie unschuldig sind. Aber wenn Sie zudem noch Geld erhalten, dann weiß alle Welt, dass Sie vollkommen unschuldig sind. Das ist ein riesengroßer Unterschied. Das Geld beweist auch, dass Sie überhaupt nur wegen der korrupten Untätigkeit des Innenministeriums im Gefängnis geblieben sind.«
George überdenkt diese Argumentation und nickt dabei langsam vor sich hin. Sir Arthur ist von dem jungen Mann beeindruckt. Er scheint ein ruhiges und besonnenes Wesen zu haben. Von seiner schottischen Mutter oder seinem Vater, dem Geistlichen? Oder einer guten Mischung von beidem?
»Sir Arthur, darf ich fragen, ob Sie ein Christ sind?«
Nun ist Arthur erschrocken. Er will diesen Pfarrerssohn nicht verletzen, darum antwortet er mit einer Gegenfrage. »Warum möchten Sie das wissen?«
»Ich bin, wie Sie wissen, im Pfarrhaus großgeworden. Ich liebe und achte meine Eltern, und als ich jung war, teilte ich selbstverständlich ihre Anschauungen. Wie hätte es anders sein können? Ich selbst hätte nie zum Priester getaugt, doch ich nahm die Lehren der Bibel als beste Richtschnur für ein aufrechtes und ehrbares Leben.« Er sieht Sir Arthur an und wartet, wie der reagiert; ein freundlicher Blick und eine Neigung des Kopfes ermuntern ihn. »Ich halte sie immer noch für die beste Richtschnur. Wie ich auch die Gesetze Englands für die beste Richtschnur halte, die der Gesellschaft im Allgemeinen ein aufrechtes und ehrbares Zusammenleben ermöglichen. Doch dann begann mein … mein Leidensweg. Zunächst betrachtete ich das alles als ein bedauerliches Beispiel für die falsche Anwendung der Gesetze. Die Polizei hatte einen Fehler gemacht, aber der würde vom Magistrates’ Court korrigiert. Der Magistrates’ Court hatte einen Fehler gemacht, aber der würde von den Quarter Sessions korrigiert. Die Quarter Sessions hatten einen Fehler gemacht, aber der würde vom Innenministerium korrigiert werden. Ich hoffe noch immer, dass er vom Innenministerium korrigiert wird. Das Ganze ist eine schmerzliche und, um das Mindeste zu sagen, unangenehme Erfahrung, doch letzten Endes führt der Rechtsweg zu Gerechtigkeit. Das glaubte ich bisher, und das glaube ich noch immer.
Es ist aber komplizierter, als mir zunächst bewusst war. Ich habe immer mit den Gesetzen gelebt – das heißt, ich lasse mich von den Gesetzen leiten, während das Christentum mir moralischen Rückhalt bietet. Für meinen Vater jedoch …«, und hier hält George inne, nicht etwa, wie Arthur scheint, weil er nicht weiß, wie er fortfahren soll, sondern wegen des emotionalen Gewichts dessen, was er sagen will, »… mein Vater lebt voll und ganz in der christlichen Religion. Wie man es nicht anders erwarten würde. Darum muss ihm mein Leidensweg in diesem Rahmen verständlich sein. Für ihn gibt es eine religiöse Rechtfertigung für mein Leiden, es muss sie geben. Er meint, es sei Gottes Absicht, meinen eigenen Glauben zu stärken und anderen ein Beispiel zu geben. Es ist mir peinlich, das auszusprechen, aber er hält mich für einen Märtyrer.
Mein Vater ist nun schon alt und wird allmählich gebrechlich. Und ich möchte mich ihm auch nicht widersetzen. In Lewes und Portland habe ich selbstverständlich den Gottesdienst besucht. Ich gehe noch immer jeden Sonntag zur Kirche. Aber ich kann nicht behaupten, ich wäre durch die Haft in meinem Glauben gestärkt worden, und …« – er lässt ein vorsichtiges, gequältes Lächeln erkennen – »… und auch mein Vater kann wohl nicht behaupten, die in St. Mark’s und benachbarten Kirchen versammelte Gemeinde sei in den letzten drei Jahren größer geworden.«
Sir Arthur überlegt, wie seltsam förmlich diese einleitenden Worte klingen – als seien sie eingeübt, ja, übermäßig eingeübt worden. Nein, das ist zu schroff. Was sollte ein Mann während dreier Jahre im Gefängnis anderes tun, als aus seinem Leben – seinem verfahrenen, eben erst begonnenen, halb verstandenen Leben – etwas zu machen, das sich anhört wie eine Zeugenaussage?
»Ihr Vater würde wahrscheinlich sagen, dass Märtyrer sich ihr Schicksal nicht aussuchen und womöglich gar nicht begreifen.«
»Mag sein. Doch was ich eben gesagt habe, ist noch nicht die ganze Wahrheit. Die Haft hat meinen Glauben nicht gestärkt. Ganz im Gegenteil. Sie hat ihn, wie ich meine, zerstört. Mein Leiden war sinnlos, sei es nun für mich oder als Beispiel für andere. Doch als ich meinem Vater erzählte, dass Sie mich empfangen wollen, antwortete er, das gehöre alles zu Gottes offenkundigem Willen in der Welt. Und darum habe ich Sie gefragt, Sir Arthur, ob Sie ein Christ sind.«
»Ob ich das bin oder nicht, würde an der Argumentation Ihres Vaters nichts ändern. Gott bedient sich gewiss jedes verfügbaren Werkzeugs, ob christlich oder heidnisch.«
»Das stimmt. Aber Sie müssen mich nicht schonen.«
»Nein. Und Sie werden merken, dass ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halte, Mr Edalji. Ich persönlich kann nicht erkennen, wie Ihre Zeit in Lewes und Portland, der Verlust Ihres Berufs und Ihrer Stellung in der Gesellschaft dem Willen Gottes in irgendeiner Weise dienlich sein könnten.«
»Mein Vater, müssen Sie wissen, glaubt daran, dass uns dieses neue Jahrhundert ein harmonischeres Miteinander der Rassen bescheren wird als in der Vergangenheit – dies sei Gottes Wille, und ich sei dazu bestimmt, als eine Art Vorbote zu dienen. Oder als Opfer. Oder beides.«
»Ohne Ihren Vater irgendwie kritisieren zu wollen«, sagt Arthur vorsichtig, »würde ich meinen, falls das Gottes Absicht war, dann wäre ihr besser gedient gewesen, wenn er Ihnen zu einer glänzenden Karriere als Solicitor verholfen hätte, damit Sie anderen ein Beispiel für das Miteinander der Rassen geben könnten.«
»Sie denken wie ich«, antwortet George. Diese Antwort gefällt Arthur. Andere hätten gesagt: »Ich stimme Ihnen zu.« Doch George hat das ohne jede Eitelkeit gesagt. Es ist einfach so, dass Arthur ihm seine eigenen Gedanken bestätigt hat.
»Ich stimme jedoch mit Ihrem Vater überein, dass dieses neue Jahrhundert wahrscheinlich außerordentliche Entwicklungen in der Spiritualität des Menschen mit sich bringen wird. Ja, ich glaube, zu Beginn des dritten Jahrtausends haben die Staatskirchen ihre Bedeutung verloren, und auch die Kriege und die Zwietracht, die sie jeweils mit ihrer Existenz über die Welt gebracht haben, sind mit ihnen verschwunden.« George will schon einwenden, das sei keineswegs, was sein Vater meinte; doch Sir Arthur lässt sich nicht aufhalten. »Die Menschheit ist kurz davor, Licht in die Wahrheiten psychischer Gesetzmäßigkeiten zu bringen, wie sie seit Jahrhunderten Licht in die Wahrheiten physischer Gesetzmäßigkeiten bringt. Sind diese Wahrheiten erst akzeptiert, wird unser gesamtes Denken über das Leben – und Sterben – von Grund auf revidiert werden müssen. Dann glauben wir an mehr, nicht an weniger. Wir haben ein tieferes Verständnis von den Vorgängen des Lebens. Wir erkennen, dass mit dem Tod keine Tür vor unserer Nase zuschlägt, sondern dass die Tür nur angelehnt ist. Und ich glaube, zu Beginn dieses neuen Jahrtausends wird unsere Fähigkeit zum Glücklichsein und gegenseitigen Verständnis größer sein als je zuvor in dem oftmals elenden Dasein der Menschheit.« Sir Arthur hält plötzlich inne; er führt sich ja auf wie ein verdammter Volksredner. »Ich muss mich entschuldigen. Das ist so ein Steckenpferd von mir. Nein, es ist sehr viel mehr als das. Aber Sie haben mich gefragt.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
»O doch. Ich habe zugelassen, dass wir weit von der eigentlichen Frage abschweifen. Zur Sache. Darf ich fragen, ob Sie einen Verdacht haben, wer das Verbrechen begangen haben könnte?«
»Welches?«
»Alle. Die Verfolgungen. Die gefälschten Briefe. Das Aufschlitzen der Tiere – nicht nur des Grubenponys, sondern auch aller anderen.«
»Um ganz ehrlich zu sein, Sir Arthur, ging es mir und allen, die mir beistanden, in den letzten drei Jahren eher darum, meine Unschuld zu beweisen als die Schuld eines anderen.«
»Verständlich. Doch das eine hängt zwangsläufig mit dem anderen zusammen. Haben Sie also irgendjemanden in Verdacht?«
»Nein. Niemanden. Es war ja alles anonym. Und ich kann mir nicht vorstellen, wer daran Vergnügen finden könnte, Tiere zu verstümmeln.«
»Sie hatten Feinde in Great Wyrley?«
»Offenbar ja. Aber unsichtbare. Ich kannte nur wenige Menschen dort, ob Freund oder Feind. Wir nahmen nicht am gesellschaftlichen Leben des Dorfes teil.«
»Warum nicht?«
»Das wird mir erst seit kurzem klar. Damals, als Kind, hielt ich es für normal. Die Wahrheit sieht so aus, dass meine Eltern sehr wenig Geld hatten und alles, was sie hatten, für die Erziehung ihrer Kinder ausgaben. Ich war nicht traurig darüber, dass ich nicht zu anderen Jungen nach Hause ging. Ich war ein glückliches Kind, glaube ich.«
»Ja.« Das ist wohl noch nicht die ganze Antwort. »Aber vermutlich hat die Herkunft Ihres Vaters …«
»Sir Arthur, eins möchte ich ganz klarstellen. Ich glaube nicht, dass Rassenvorurteile irgendetwas mit meinem Fall zu tun haben.«
»Ich muss gestehen, Sie überraschen mich.«
»Mein Vater glaubt, all das Leid wäre mir erspart geblieben, wenn ich zum Beispiel der Sohn von Captain Anson gewesen wäre. Das ist sicherlich wahr. Doch meiner Meinung nach ist das eine falsche Fährte. Fahren Sie nach Wyrley und fragen Sie die Leute im Dorf, wenn Sie mir nicht glauben. Auf jeden Fall sind solche Vorurteile, falls es sie geben sollte, auf einen sehr kleinen Kreis im Dorf beschränkt. Hin und wieder kam es zu Kränkungen, aber welcher Mann muss das nicht in der einen oder anderen Form ertragen?«
»Ich verstehe Ihren Wunsch, nicht den Märtyrer zu spielen …«
»Nein, das ist es nicht, Sir Arthur.« George verstummt und wirkt für einen Moment verlegen. »Ist das eigentlich die richtige Anrede?«
»Sie dürfen mich so nennen. Oder Doyle, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Ich glaube, ich bleibe lieber bei Sir Arthur. Wie Sie sich denken können, habe ich viel über diese Frage nachgedacht. Ich wurde als Engländer erzogen. Ich bin zur Schule gegangen, habe Jura studiert, habe meine Ausbildung abgeschlossen, bin Solicitor geworden. Hat irgendjemand versucht, mich an meinem Fortkommen zu hindern? Im Gegenteil. Meine Schullehrer haben mich ermutigt, bei Sangster, Vickery & Speight war ich ein geachteter Mitarbeiter, die Gemeinde meines Vaters beglückwünschte mich zu meinem bestandenen Examen. Kein Mandant hat in der Newhall Street je meinen Rat aufgrund meiner Herkunft zurückgewiesen.«
»Nein, aber …«
»Lassen Sie mich fortfahren. Es gab, wie gesagt, hin und wieder Kränkungen. Es gab Hänseleien und Witze. So naiv bin ich nicht, um nicht zu merken, dass manche Leute mich anders ansehen. Doch ich bin Jurist, Sir Arthur. Welche Beweise habe ich dafür, dass mir jemand aufgrund von Rassenvorurteilen etwas zuleide getan hat? Sergeant Upton wollte mir immer Angst machen, aber er hat bestimmt auch anderen Jungen Angst gemacht. Captain Anson war eindeutig gegen mich eingenommen, ohne mich je gesehen zu haben. Die Polizei hat mir eher durch ihre mangelnde Kompetenz geschadet. Zum Beispiel hat sie selbst, obwohl es im ganzen Bezirk von Hilfspolizisten nur so wimmelte, nie ein einziges verstümmeltes Tier entdeckt. Diese Vorkommnisse wurden ihnen immer von Bauern gemeldet oder von Männern, die zur Arbeit gingen. Ich war nicht der Einzige, der daraus den Schluss zog, die Polizei habe Angst vor der so genannten Bande, auch wenn sie deren Existenz überhaupt nicht beweisen konnte.
Wenn Sie also meinen, mein Leid sei von Rassenvorurteilen verursacht worden, dann muss ich Sie um Beweise bitten. Ich erinnere mich nicht, dass Mr Disturnal dieses Thema je angesprochen hätte. Und Sir Reginald Hardy auch nicht. Haben die Geschworenen mich wegen meiner Hautfarbe für schuldig befunden? Das wäre zu einfach. Und ich möchte hinzufügen, dass ich während meiner Zeit im Gefängnis vom Personal wie von den anderen Insassen fair behandelt wurde.«
»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte«, antwortet Sir Arthur. »Vielleicht sollten Sie ab und zu versuchen, nicht wie ein Jurist zu denken. Wenn für eine Erscheinung kein Beweis erbracht werden kann, bedeutet das nicht, dass sie nicht existiert.«
»Das gebe ich zu.«
»Als die Verfolgung Ihrer Familie begann, glaubten Sie da – oder glauben Sie jetzt –, dass sie sich durch Zufall gegen Sie richtete?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber sie richtete sich auch gegen andere.«
»Nur die Briefkampagne. Niemand hat so gelitten wie Sie.«
»Das ist wahr. Aber es wäre ganz falsch, daraus Rückschlüsse auf die Absichten und Motive der Täter zu ziehen. Vielleicht hat mein Vater – der persönlich sehr streng sein kann – einen Bauernjungen zur Rede gestellt, weil der Äpfel gestohlen oder lästerliche Reden geführt hat.«
»Meinen Sie, dergleichen habe die Kampagne ausgelöst?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber ich werde wohl leider nicht aufhören, wie ein Jurist zu denken. Denn das bin ich. Und als Jurist brauche ich Beweise.«
»Vielleicht können andere mehr sehen als Sie.«
»Ganz sicher. Aber es ist auch eine Frage der Zweckmäßigkeit. Für mich ist es nicht zweckmäßig, wenn ich als allgemeines Lebensprinzip annehme, dass die Menschen, mit denen ich Umgang habe, mich insgeheim ablehnen. Und zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es nicht zweckmäßig, mir einzureden, das Innenministerium müsse sich nur überzeugen lassen, dass der ganze Fall auf Rassenvorurteilen beruht, dann bekäme ich meine Begnadigung und die von Ihnen erwähnte Entschädigung. Oder glauben Sie vielleicht, Sir Arthur, Mr Gladstone sei selbst in solchen Vorurteilen befangen?«
»Dafür habe ich absolut keine … Beweise. Ja, ich bezweifle es sehr.«
»Dann lassen Sie uns bitte nicht weiter über dieses Thema reden.«
»Nun gut.« Diese Bestimmtheit – ja, Halsstarrigkeit – imponiert Arthur. »Ich würde gern Ihre Eltern kennenlernen. Und auch Ihre Schwester. Aber diskret. Von Natur aus gehe ich immer den direkten Weg, doch manchmal ist Taktik und sogar Bluff erforderlich. Wie Lionel Amery immer sagt, wer mit einem Rhinozeros kämpft, sollte sich kein Horn auf die Nase binden.« Dieser Vergleich ist George ein Rätsel, was Arthur jedoch nicht bemerkt. »Ich bezweifle, ob es unserer Sache dienlich ist, wenn jeder sieht, wie ich mit Ihnen oder jemandem aus Ihrer Familie im ganzen Bezirk herumspaziere. Ich brauche eine Kontaktperson, einen Bekannten im Dorf. Vielleicht können Sie einen Vorschlag machen.«
»Harry Charlesworth«, antwortet George automatisch, als hätte er Großtante Stoneham oder Greenway und Stentson vor sich. »Wir haben in der Schule nebeneinandergesessen. Ich habe immer so getan, als wäre er mein Freund. Wir beide waren die Intelligenten in der Klasse. Mein Vater hat mir immer Vorhaltungen gemacht, weil ich mich nicht mehr mit den Bauernjungen angefreundet habe, aber ehrlich gesagt war da wenig Kontakt möglich. Harry Charlesworth hat die Molkerei seines Vaters übernommen. Er gilt als ehrlicher Mensch.«
»Sie sagten, Sie hätten wenig Umgang mit den Leuten im Dorf gehabt?«
»Und sie wenig mit mir. In Wahrheit, Sir Arthur, hatte ich immer vor, nach Abschluss meiner Ausbildung in Birmingham zu leben. Ich fand Wyrley – unter uns gesagt – öde und rückständig. Zunächst wohnte ich weiterhin zu Hause, da ich nicht wagte, dies meinen Eltern mitzuteilen, und kümmerte mich nicht um das Dorf, es sei denn für das Notwendigste. Um meine Stiefel reparieren zu lassen, zum Beispiel. Und dann merkte ich allmählich, dass ich nicht gerade in der Falle saß, aber derart innerhalb meiner Familie lebte, dass es immer schwerer wurde, auch nur an Auszug zu denken. Und ich hänge sehr an meiner Schwester Maud. Das war also meine Situation, bis … mir all das angetan wurde, was Sie schon kennen. Nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis war es mir natürlich unmöglich, nach Staffordshire zurückzukehren. Darum wohne ich jetzt in London. Ich habe ein möbliertes Zimmer am Mecklenburgh Square bei Miss Goode. In den ersten Wochen nach meiner Entlassung war meine Mutter bei mir. Aber mein Vater braucht sie zu Hause. Sie kommt, sooft es geht, und kümmert sich um mich. Mein Leben ist …«, George hält kurz inne, »… mein Leben ist, wie Sie sehen, in der Schwebe.«
Wieder fällt Arthur auf, wie vorsichtig und präzise George sich ausdrückt, ob er von Wesentlichem oder Unwesentlichem, Gefühlen oder Tatsachen spricht. Dieser Mensch ist ein erstklassiger Zeuge. Es ist nicht seine Schuld, wenn er nicht sieht, was andere sehen.
»Mr Edalji …«
»Bitte, nennen Sie mich George.« Sir Arthur ist nun doch wieder in die Aussprache Ee-dal-ji verfallen, und sein neuer Gönner soll nicht in Verlegenheit kommen.
»Sie und ich, George, Sie und ich, wir sind … inoffizielle Engländer.«
George ist bestürzt über diese Bemerkung. Für ihn ist Sir Arthur ein ausgesprochen offizieller Engländer: sein Name, sein Auftreten, sein Ruhm, die Selbstverständlichkeit, mit der er sich in diesem vornehmen Londoner Hotel wie zu Hause fühlt, sogar die Tatsache, dass er George warten ließ. Wenn Sir Arthur für ihn keine Persönlichkeit des offiziellen Englands gewesen wäre, hätte er womöglich gar nicht an ihn geschrieben. Doch es scheint ihm unhöflich, die Selbsteinschätzung eines anderen in Frage zu stellen.
Stattdessen denkt er über seinen eigenen Status nach. Inwiefern ist er kein richtiger Engländer? Er ist Engländer durch Geburt, durch Staatsangehörigkeit, durch Erziehung, durch Religion, durch Beruf. Meint Sir Arthur, als man ihm die Freiheit nahm und ihm die Zulassung als Anwalt entzog, habe man ihn auch von der Liste der Engländer gestrichen? Wenn ja, hat er kein anderes Land. Er kann die Uhr nicht um zwei Generationen zurückstellen. Er kann wohl schwerlich nach Indien zurückgehen, in ein Land, das er nie gesehen und nach dem er wenig Verlangen hat.
»Sir Arthur, als meine … Schwierigkeiten begannen, holte mein Vater mich manchmal in sein Studierzimmer und erzählte mir von den Verdiensten berühmter Parsen. Der eine war ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden, der andere Abgeordneter des Parlaments. Einmal berichtete er mir – obwohl ich mich nicht im Geringsten für Sport interessiere – von einer parsischen Cricketmannschaft aus Bombay, die eine Rundreise durch England machte. Anscheinend war es die erste indische Mannschaft, die unser Land besuchte.«
»1886, glaube ich. Sind zu rund dreißig Spielen angetreten, haben leider nur ein einziges gewonnen. Verzeihen Sie – in meinen Mußestunden lese ich gern in Wisden’s Cricketers’ Almanack. Ein paar Jahre später waren sie noch einmal hier, mit mehr Erfolg, wenn ich mich recht erinnere.«
»Sehen Sie, Sir Arthur, Sie verstehen mehr davon als ich. Und ich kann nicht vorgeben, etwas zu sein, das ich nicht bin. Mein Vater hat mich als Engländer erzogen, und wenn es dann Schwierigkeiten gibt, kann er mich nicht mit etwas trösten, auf das er vorher nie Wert gelegt hat.«
»Ihr Vater kommt aus …?«
»Bombay. Er wurde von Missionaren bekehrt. Das waren Schotten. Wie meine Mutter.«
»Ich kann Ihren Vater verstehen«, sagt Sir Arthur. Diesen Satz hat George, wie ihm jetzt bewusst wird, in seinem ganzen Leben noch nie gehört. »Die Wahrheiten der Rasse und die Wahrheiten der Religion liegen nicht immer im selben Tal. Manchmal muss man einen tief verschneiten Grat überwinden, um die höhere Wahrheit zu finden.«
George wägt diesen Satz ab, als sei er Bestandteil einer eidlichen Versicherung. »Aber dann ist das Herz gespalten, und man ist von seinen eigenen Leuten abgeschnitten?«
»Nein – dann hat man die Pflicht, den eigenen Leuten von dem Tal jenseits des Grats zu erzählen. Man schaut zurück zu dem Dorf, aus dem man gekommen ist, und man sieht, dass die Leute zum Gruß die Fahnen gedippt haben, weil sie meinen, das Erreichen des Grats sei schon der Triumph. Aber das stimmt nicht. Und darum winkt man mit dem erhobenen Skistock und zeigt hinunter. Dort unten, bedeutet man ihnen, dort unten liegt die Wahrheit, dort unten im nächsten Tal. Folgt mir nach über den Grat.«
George war mit der Erwartung in das Grand Hotel gekommen, dass die Beweise in seinem Fall noch einmal konzentriert überprüft würden. Das Gespräch hat mehrere unerwartete Wendungen genommen. Nun weiß er nicht recht weiter. Arthur spürt, dass sein junger neuer Freund etwas verschreckt ist. Er fühlt sich dafür verantwortlich; eigentlich wollte er ihm Mut machen. Also Schluss mit den tiefsinnigen Betrachtungen; jetzt ist es Zeit zu handeln. Und seinem Zorn Luft zu machen.
»George, Ihre bisherigen Unterstützer – Mr Yelverton und alle übrigen – haben hervorragende Arbeit geleistet. Sie waren äußerst gewissenhaft und korrekt. Wenn der britische Staat ein rationales Gebilde wäre, säßen Sie längst wieder an Ihrem Schreibtisch in der Newhall Street. Er ist aber kein rationales Gebilde. Darum habe ich nicht vor, die Arbeit von Mr Yelverton noch einmal zu machen und dieselben vernünftigen Zweifel zu äußern, dieselben vernünftigen Anträge zu stellen. Ich werde etwas anderes tun. Ich werde einen Riesenlärm schlagen. Die Engländer – die offiziellen Engländer – mögen keinen Lärm. Sie finden das vulgär; es ist ihnen peinlich. Doch wenn ruhige Vernunft nichts ausrichten konnte, setze ich lautstarke Vernunft ein. Ich komme nicht über die Hintertreppe, sondern durch die Vordertür. Ich rühre die große Trommel. Ich werde an mehr als nur einem Baum rütteln, George, und dann werden wir sehen, was an faulen Früchten herunterfällt.«
Sir Arthur steht auf und will sich verabschieden. Nun überragt er den kleinen Kanzleiangestellten um ein Beträchtliches. Doch während des Gesprächs ließ er ihn das nicht spüren. George ist überrascht, dass solch ein berühmter Mann ebenso gut zuhören wie wüten, ebenso sanft wie energisch sein kann. Trotz dessen letzter Erklärung hat er jedoch das Bedürfnis nach einer grundlegenden Bestätigung.
»Sir Arthur, darf ich fragen … schlicht und einfach gesagt … denken Sie, dass ich unschuldig bin?«
Arthur schaut mit klarem, festem Blick zu ihm hinunter. »George, ich habe Ihre Zeitungsartikel gelesen, und jetzt habe ich Sie persönlich kennengelernt. Darum lautet meine Antwort, nein, ich denke nicht, dass Sie unschuldig sind. Nein, ich glaube nicht, dass Sie unschuldig sind. Ich weiß, dass Sie unschuldig sind.« Dann reicht er ihm eine große, muskulöse Hand, durch etliche Sportarten gestählt, von denen George nicht das Geringste versteht.