26

Eine Brise wehte herein, die nach Regen roch. In der Ferne grollte Donner. Malachi bildete eine dunkle Silhouette vor einem noch dunkleren, unruhigen Himmel.

Ich wartete darauf, dass er eintrat; stattdessen nahm er meine Hand und zog mich nach draußen. „Etwas braut sich zusammen.“

Ich warf ihm einen überraschten Blick zu. Etwas? Was für eine seltsame Art, ein Gewitter zu umschreiben.

Wir standen an der Holzbrüstung und beobachteten die Wolken, die sich über den Bergen zusammenballten. Bald schon spendeten grelle Blitze das einzige Licht.

Gewitter hatten mich schon immer fasziniert. Die Art, wie sich der Himmel nach außen zu wölben scheint, der Spalt, der sich in der schwarzen Samtdecke auftut, um den elektrostatischen Lichtbogen entfleuchen zu lassen. „Als ich ein Kind war, dachte ich immer, dass der Himmel überschwappen würde“, sagte ich.

„Vielleicht tut er das ja.“

Meine Hand lag auf der Brüstung, und Malachi bedeckte sie mit seiner. Unsere Hüften und Schultern berührten sich. Die kühlen Vorboten der Sturmfront zerzausten unsere Haare.

Wir betrachteten in kameradschaftlichem Schweigen den Himmel; ich konnte mich nicht erinnern, dass ich mich, mit Ausnahme von Grace, je mit einem Menschen so sehr im Einklang gefühlt hatte. Und nie zuvor hatte ich mich so wohl bei einem Mann gefühlt. Warum vertraute ich ihm?

Der Wind nahm zu; direkt über uns zuckte ein Blitz vorbei. „Wir sollten reingehen“, schlug ich vor.

Malachi wandte sich zu mir um und berührte meine Wange. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, sah nur das leichte Flackern in seinen Augen. „Ich muss nicht bleiben.“

Ich fasste nach oben und strich ihm die Haare aus der Stirn. Er küsste die Innenseite meines Handgelenks. Mir stockte der Atem. „Ich möchte es aber.“

„Dass ich bleibe?“

„Und alles, was mit deinem Bleiben einhergeht.“

Ich verschränkte die Finger mit seinen und führte ihn ins Haus. Immerhin war ich noch geistesgegenwärtig genug, die Glastür zu schließen und die beiden Türflügel vorsorglich zu verriegeln.

Malachi beobachtete mich mit düsterer Miene. „Er wird dir nicht mehr wehtun. Das schwöre ich.“

„Du kannst nicht jede Minute auf mich aufpassen. Außerdem wirst du bald abreisen.“

Etwas huschte über sein Gesicht und war im selben Moment verschwunden. Es könnte ein Anflug von Bedauern gewesen sein.

„Ich will nicht, dass er auch nur die gleiche Luft atmet wie du.“

Das hatte er schon einmal gesagt; diese altmodische Feststellung bewirkte, dass sich in meinem Herzen ein warmes, kraftvolles Gefühl ausbreitete.

„Und dann dieser andere Mann, der untersetzte, mit den haarigen Händen und der großen Nase, die er in Angelegenheiten steckt, die ihn nichts angehen.“

„Balthazar Monahan.“

„Er wird sich dir auch nicht mehr nähern.“

Ich seufzte. Was für eine hübsche Vorstellung.

„Balthazar lebt und arbeitet hier“, wandte ich ein. „Ich muss mich mit ihm herumschlagen.“

„Ich beneide dich nicht um deinen Job, Claire.“

Ich dachte daran, wie er über den Kopf des Pferdes geflogen und gegen den Baum geknallt war. „Um deinen beneide ich dich auch nicht.“

Einen kurzen Moment überlegte ich, wie unterschiedlich wir doch waren, wie seltsam es schien, dass unsere Wege sich gekreuzt hatten, und was für ein Geschenk es war, diese wenigen Tage zusammen erleben zu dürfen.

„Lass uns keine Zeit mehr verlieren“, flüsterte ich.

„Ich möchte dir keine Angst machen.“

Ich schaute in die unendliche Dunkelheit seiner Augen und gestand ihm die Wahrheit: „Das tust du nicht.“

„Du bist zu vertrauensselig, Claire.“

„Hast du vor, mir wehzutun?“

Er schaute zur Seite. „Wie kannst du so etwas fragen?“

„Exakt. Warum sollte ich dir also nicht vertrauen?“

„Manche Menschen sind nicht das, was sie zu sein scheinen.“

Das wusste ich besser als irgendjemand sonst. Josh war kein bisschen der gewesen, der er zu sein schien.

Doch die Zeit war reif, die Vergangenheit abzuhaken. Ich würde die Dreckskerle nicht gewinnen lassen. Indem ich nach Hause gelaufen war, hatte ich genau das getan, und es hatte mir überhaupt nicht geholfen. Josh war mir einfach nach Lake Bluff gefolgt.

Aber ich hatte mich ihm gestellt, und jetzt musste ich mich dem stellen, was von meiner Angst noch übrig war. Und das wollte ich mit Malachi tun.

„Ich glaube, dass du genau der bist, der du zu sein scheinst“, erwiderte ich. „Ein Mann, der hart arbeitet. Der sich um seine Leute kümmert. Der ehrlich sagt, was er will.“ Ich trat näher zu ihm und strich mit den Lippen über die seinen. „Und ich bin froh, dass ich die bin, die du willst. Ich will dich nämlich auch.“

Ich hatte so etwas noch nie zu einem Mann gesagt. Nicht, dass es, selbst vor Josh, viele in meinem Leben gegeben hätte. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Schule zu beenden, zu arbeiten, zu versuchen, mir einen Namen zu machen. Was mir inzwischen ausnahmslos idiotisch vorkam.

„Komm mit mir.“

Ich führte ihn durchs Haus und knipste dabei die Lichter aus, sodass sich hinter uns Dunkelheit ausbreitete, während wir weiter der Helligkeit entgegenstrebten.

Wir gelangten in mein Zimmer, und ich betätigte den letzten Schalter. Finsternis hüllte uns ein; ich konnte kaum die Konturen seines Gesichts ausmachen.

Plötzlich drehte er den Kopf in Richtung Flur, wo Oprahs Augen gespenstisch körperlos funkelten. Seine abrupte Bewegung entlockte ihr ein Fauchen.

Ich schloss die Tür. „Sie macht sich nicht viel aus Gewittern.“

„Armes Tier.“

Ich tastete mich zum Bett; mein Herz flatterte und pochte vor Erwartung. Als Malachi den Schalter betätigte und das helle künstliche Licht von Neuem das Zimmer durchflutete, zuckte ich wie Oprah bei einem lauten Geräusch zusammen und wirbelte zu ihm herum.

„Ich will dich sehen.“

Dafür war ich nicht bereit. Meine Figur war nicht schlecht, aber auch nicht gut. Zumindest konnte ich einem Vergleich mit ihm keinesfalls standhalten.

„Bitte“, raunte er. „Ich verzehre mich danach, den bleichen Mond deiner Haut und das Feuer deiner Haare zu sehen, während ich in dir bin.“

Meine mondbleichen Wangen wurden feuerrot. „Ich ich kann nicht.“

Die Vorstellung, im Hellen Sex zu haben, überforderte mich. Ich konnte es nicht. Ich würde im denkbar schlechtesten Moment in Panik geraten, und wenn das geschah, würde ich bestimmt nie wieder den Mut finden, mich auf etwas wie das hier einzulassen.

„Du bist unglaublich schön“, murmelte er. „Ich möchte jeden Zentimeter deines Körpers bewundern.“

Er kam auf mich zu, aber ich hob die Hand, um ihn aufzuhalten. „Ich will nicht, dass es an ist.“

Ich machte aus einer Mücke einen Elefanten, aber Malachi kannte den Grund – zumindest in groben Zügen. Trotzdem rechnete ich damit, dass er sich umdrehen und gehen würde. Ich war zu kompliziert. Besonders für einen Mann, der in jeder Stadt jede haben konnte. Aber Malachi überraschte mich wieder einmal.

„Dann ist es in Ordnung, a stor.“ Draußen zuckte ein Blitz vorbei, und die Fensterscheiben erstrahlten in einem blendenden Weiß. „Ich habe dir versprochen, dich niemals zu etwas zu überreden, das du nicht willst.“ Er löschte das Licht. „Und das meinte ich auch so. Möchtest du, dass ich gehe?“

Es trat Stille ein, unterbrochen nur von Oprahs Maunzen auf der anderen Seite der Tür und einem fernen Donner. Das Gewitter klang ab.

Ich öffnete den Mund; ich weiß nicht, was ich gesagt hätte, doch in diesem Moment ertönte ein lautes Krachen, auf das ein Blitz folgte, der so grell war, dass ich die Augen schließen musste. Mir blieben die Worte in der Kehle stecken.

Oprah kreischte und flitzte zu ihrem Zufluchtsort im Erdgeschoss; dabei klang das Kratzen ihrer Krallen auf dem Holzboden fast so laut wie das scharfe Keuchen, mit dem ich Luft in meine Lungen saugte.

Als ich die Augen öffnete, stand Malachi direkt vor mir. Er roch nach Sommerregen, nach feuchtem Gras und Nacht, und da wusste ich, dass ich ihn nicht gehen lassen wollte – nicht jetzt und vielleicht sogar nie. Ich lehnte mich an ihn und schmiegte die Wange an seine Brust, da schloss er so zärtlich die Arme um mich, dass ich weinen wollte.

Weil ich damit die Stimmung noch schneller getötet hätte als mit einer Panikattacke, küsste ich ihn so leidenschaftlich, wie es meine Unerfahrenheit zuließ.

Lippen an Lippen, Zunge an Zunge wob ich meine Finger in sein noch immer feuchtes Haar, das sich um meine Handgelenke ringelte. Das Kruzifix an seinem Ohr kitzelte das sensible V zwischen meinem Daumen und Zeigefinger; ich stöhnte an seinem Mund, leckte über seine Zähne, zog ihn mit mir, bis meine Schenkel gegen das Bett stießen, dann ließ ich mich zusammen mit ihm auf die Matratze sinken.

Sie wippte einmal auf und ab, bevor Malachi sich mir entzog. „Claire, es muss nicht auf diese Weise geschehen.“

„Auf welche Weise?“

„So schnell, so “ Er verstummte.

„So ausgehungert?“

„Ich weiß, dass du nicht ausgehungert bist“, entgegnete er sanft. „Und ich bin es auch nicht.“

Nein, ich war mir sicher, dass er im letzten Jahr guten Sex gehabt hatte.

„Wir werden es langsam angehen.“ Er setzte sich auf, hob meine Handgelenke an seinen Mund und küsste sie.

„Wenn ich zu lange warte, werde ich am Ende gar nichts mehr angehen.“

Er ließ meine Hand sinken und wandte sich ab. „Dann sollten wir es besser nicht tun.“

„Doch, das sollten wir.“ Ich berührte seine Schulter. „Ich brauche es. Ich brauche dich. Malachi, bitte!“

Seine Haut zuckte unter meiner Hand, aber es wirkte eher gepeinigt. Vielleicht, weil er vorhin erst gegen einen Baum geschleudert worden war? Wahrscheinlich hatte er am ganzen Körper blaue Flecken. Vielleicht sollte ich behutsamer mit ihm umgehen.

Der Gedanke faszinierte mich. Was, wenn ich Malachi behandelte, als wäre er der Gebrochene?

Mit vorsichtigen Bewegungen setzte ich mich hinter ihn, legte die Wange an seine Schulter und presste meine Brüste gegen seinen Rücken. „Lass mich vergessen“, wisperte ich. „Alles außer dir.“

Er drehte sich in meinen Armen um. Wieder blitzte es, schwächer diesmal, kaum mehr als ein Flackern, und in diesem Licht wirkte seine Miene gequält. „Es gibt so vieles, das du nicht von mir weißt.“

„Ich will es nicht wissen. Es geht nur um dich und mich. Um nichts und niemanden sonst.“

Offenkundig hin- und hergerissen, zögerte er, und für einen Sekundenbruchteil fragte ich mich, was er wohl gestehen könnte. Hunderttausend Geliebte? Diebstahl? Mord? Geschlechtskrankheiten?

Mist.

„Hast du ein Kondom?“

„Selbstverständlich.“

Selbstverständlich. Welcher Mann hätte keins? Vor allem, welcher Mann wie er?

Und warum ärgerte ich mich überhaupt darüber? Ich hatte jedenfalls keines griffbereit, und ich wusste es besser, als ungeschützten Sex mit ihm zu haben. Überwältigende Begierde war eine Sache, überwältigende Dummheit eine ganz andere.

„Geh nicht fort“, murmelte ich, ohne zu wissen, ob ich damit diese Nacht oder nächste Woche meinte.

Malachi legte die Stirn an meine und seufzte. „Ich kann es nicht.“

Er küsste mich, als täte er seit Jahrhunderten nichts anderes. Er liebkoste meine Lippen, indem er unterschiedlich starken Druck ausübte und seine Zähne, jedoch nicht seine Zunge zum Einsatz brachte. Noch nicht.

Er berührte ausschließlich mein Gesicht, zeichnete mit seinen langen, starken Fingern meine Kinnlinie nach, streichelte mit seinen sehnigen Daumen über meine Wangen, meine Stirn. Wer hätte geahnt, dass es so erotisch sein konnte, an der Stirn berührt zu werden? Aber das galt praktisch für alles, was dieser Mann tat.

„Fass mich an!“, keuchte ich.

„Ich fasse dich doch an.“ Er küsste meine geschlossenen Lider.

Ich grabschte nach seinen Händen und drückte sie an meinen zuckenden Bauch. „Überall.“

Er legte eine Handfläche an meine Brust und schob mich nach hinten auf die Matratze, dann stand er auf und entledigte sich seiner Kleider.

Das Gewitter hatte sich verzogen und nur ein paar Wolken zurückgelassen. Im Zimmer war es so dunkel, dass ich nur anhand der Geräusche erahnte, was Malachi tat. Einen kurzen Moment bedauerte ich meine Abneigung gegen mehr Licht; ich hätte nichts dagegen, ihn zu sehen. Dann wackelte das Bett, und ich setzte mich auf.

„Was tust du?“ Er fasste nach mir; selbst in dieser undurchdringlichen Finsternis gelang es ihm, meinen Arm festzuhalten.

„Ich möchte deine Haut an meiner spüren.“

„Das wirst du, a ghrá. Versprochen.“ Er schob mich wieder auf den Rücken. „Aber lass mich machen.“ Seine Finger strichen über den Bund meiner Hose und tauchten darunter, bevor er mit der glatten Oberfläche seiner Nägel über meinen Bauch streichelte.

Stöhnend bog ich den Rücken durch, und er zog mir jedes Stückchen Stoff unterhalb der Taille vom Leib.

Als Letztes kniete er sich vor mich und streifte mir die Socken ab. Meine Beine hingen über den Bettrand. Küssend bahnte er sich seinen Weg zurück, leckte mit der Zunge über die Innenseite meines Oberschenkels, bevor er den guten Teil übersprang und den Mund auf meinen Bauchnabel drückte.

Sein Gewicht lag auf meinem Bein, seine Haut heiß an meiner. Ich schlang das andere um seinen Rücken und rieb meine Ferse an seinem Kreuz, während er mit den Zähnen über meine Haut fuhr und seine Zunge in meinem Bauchnabel kreisen ließ. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass mich so etwas fast kommen lassen würde.

Meine Bluse folgte dem Weg meiner Unterwäsche, dann vergrub er das Gesicht zwischen meinen Brüsten, legte seine Hände um ihre Fülle und drückte sie zusammen, um mit der Zunge so gemächlich über beide Brustwarzen zu lecken, dass ich mich beherrschen musste, ihm nicht zu befehlen, schneller zu machen und gleichzeitig niemals aufzuhören.

„Dein Körper ist so weich und wohlgeformt, ich träume jede Nacht von ihm“, murmelte er. „Ich will jede Rundung sehen.“

In der Befürchtung, dass er wieder das Licht anschalten wollte, verkrampfte ich mich. Obwohl ich so erregt war, dass ich potenziell allem zugestimmt hätte, war ich dafür noch immer nicht bereit.

„Schsch.“ Er streichelte meine Arme. „Ich werde deinen Körper auf diese Weise kennenlernen.“

Er erforschte jeden Zentimeter von mir mit den Fingerspitzen, folgte jeder Kontur mit der Zungenspitze. Er umfasste meine Knöchel und rieb mit den Daumen über meine Fußsohlen, bis die Anspannung aus mir wich. Seine Handflächen strichen über meine Waden, meine Schenkel und zeichneten meine Taille nach, dann neckten sie meine Brüste, bis sie vor Lust pochten.

Er knabberte an meinem Ohrläppchen. „Dreh dich um, Claire.“

Ich war gleichzeitig entspannt und ungeduldig. Da ich nicht wollte, dass er aufhörte, drehte ich mich um.

Er wandte sich wieder meinen Füßen zu und arbeitete sich nach oben, dieses Mal mit dem Mund voran. Ich hatte nicht geahnt, wie gut es sich anfühlte, von ihm entlang der Wirbelsäule geküsst oder an den Schultern gestreichelt und massiert zu werden, während er gleichzeitig an meinem Hals saugte.

Der schwere, heiße Druck seiner Erektion glitt an meinem Hinterteil entlang, und ich rieb mich daran. Malachi drang ein winziges Stück in mich ein, und die unglaubliche Empfindung ließ mich vor Lust stöhnen. Er zog sich zurück.

„Nein.“ Ich machte ein Hohlkreuz und nahm ihn tiefer in mir auf.

„Warte!“ Seine Stimme klang heiser. Dann war er weg, und ich fühlte mich so einsam und verlassen wie nie zuvor.

Ein Rascheln, ein elastisches Schnappen, dann kam er zurück, drängte mich auf die Seite und zog mich an sich. Mein Rücken schmiegte sich gegen seine Vorderseite, wir passten perfekt zusammen.

Er strich meine Haare nach hinten und küsste mein Ohr, während seine Hände mich weiter liebkosten, über meine Lenden streichelten, dann hinauf zu meinen Brüsten, um verführerisch mit ihnen zu spielen.

Ich konnte nichts sehen. Obwohl ich wusste, dass hier ein Nachttisch stand und dort ein Stuhl, war nicht mal ein Schemen zu erkennen. Kein hellerer Nachtschein drang herein. Als ob Malachi und ich in einem lichtlosen Universum gefangen wären, in dem es nur Klang und Duft, Geschmack und Berührung gab.

Seine Küsse wurden zu etwas anderem, als er winzige Hautfalten zwischen die Zähne nahm und an ihnen saugte. Mein Körper stand in Flammen, durchströmt von einer Elektrizität, die an die verklungenen Blitze erinnerte.

Ich rieb mich wieder an ihm, und plötzlich lag ich auf dem Rücken, und er raunte mir in drei Sprachen Worte zu. Er legte sich auf mich, küsste mich hart und gierig, und sein Haar strich über mein Gesicht, während seine Erektion gegen meine Hüfte drängte. „Ich glaube nicht, dass ich länger warten kann.“

„Das musst du auch nicht.“

Ich zog ihn näher, presste ihn an mich, öffnete meine Beine und ließ ihn ein. Doch noch immer zögerte er. „Wenn du noch nicht bereit bist

„Malachi“, stöhnte ich frustriert. „Ich bin so bereit, dass ich ohne dich komme, wenn du nicht den Mund hältst.“

Warm und süß strich sein Lachen über mein Gesicht. „Nun, wenn das so ist. Das dürfen wir natürlich nicht zulassen.“

Langsam, aber stetig drang er in mich ein. Dabei stützte er sich mit den Händen ab, um mir nicht zu viel von seinem Gewicht zuzumuten. Ich fuhr mit den Handflächen über seine Bizepse, die bei meiner Berührung erbebten.

„Ich zerbreche schon nicht“, flüsterte ich, denn ich wollte sein Gewicht ebenso spüren wie seine Hitze und seine Härte in meinem Inneren.

Er gab mir, was ich wollte, was ich brauchte, indem er in mich hineinstieß, sich zurückzog, dann tief in mir verharrte, bis ich nicht mehr wusste, wo der eine von uns anfing und der andere aufhörte.

Sosehr ich es auch versuchte, konnte ich ihn nicht sehen – nicht den Hauch einer Bewegung, nicht das leiseste Schimmern seiner Augen. Darum hatte ich das Gefühl, als ob ich träumte, als ob Malachi eine Fantasiegestalt wäre, ein Phantom.

Ich tat Dinge, die ich bei Licht nie getan hätte; ich schob die Hand zwischen uns, umfasste, streichelte und massierte ihn, bis er wie in einem Gebet wieder und wieder meinen Namen murmelte. Ich saugte an seiner Zunge, knabberte an seiner pochenden Halsschlagader, dann legte ich die Hände um seine Hüften und zog ihn noch tiefer in mich hinein.

Ich hatte die Kontrolle, und ich badete in dieser Macht, die fast genauso erregend war wie dieser Mann.

Er küsste meine Brauen, dann legte er die Wange an mein Haar und flüsterte: „Ich kann mich nicht länger beherrschen.“ Mit einem leisen Stöhnen verkrampfte er sich, begann zu zucken und kam.

Seine rhythmischen Bewegungen lösten bei mir ein entsprechendes Echo aus. Ich hatte gesagt, dass ich nicht zerbrechen würde, aber ich war nicht darauf gefasst gewesen, in tausend Stücke zu zerschellen. Das Beste, worauf ich gehofft hatte, war, das Ganze ohne Angst durchzustehen.

Ich schrie auf, und er bewegte sich weiter, erhöhte die Intensität und dehnte sie scheinbar endlos aus.

Schließlich lag ich in seinen Armen, die Decke über uns beiden, während er mir leise Worte, die ich nicht verstand, ins Ohr raunte, bis ich einschlummerte.

Ein paar Stunden später erwachten wir und liebten uns erneut; anschließend ließ ich ihn schlafen und stand auf, um nach Oprah zu sehen. Da sich das Gewitter verzogen hatte, war sie aus ihrem Schlupfwinkel unter dem Sofa gekommen und schnarchte nun selig auf dem Polster.

Zurück in meinem Schlafzimmer, zog ich mir ein Nachthemd über. Obwohl wir uns auf jede erdenkliche Art berührt hatten, war ich plötzlich verlegen. Dumm von mir, aber ich kam nicht dagegen an. Ich wollte nicht nackt in seinen Armen aufwachen und feststellen, dass er mich anstarrte, als könnte er sich nicht an meinen Namen erinnern.

Befürchtete ich wirklich, dass das passieren würde? Nein. Trotzdem ging ich lieber auf Nummer sicher.

Ich schlüpfte ins Bett, blieb auf meiner Seite und überließ ihm die andere, kämpfte das Bedürfnis nieder, ihn zu berühren, ihn in die Arme zu nehmen oder mich von ihm in die Arme nehmen zu lassen. Ich durfte mich nicht verlieben. Selbst wenn er bei Sonnenaufgang noch meinen Namen wüsste, würde er in wenigen Tagen fortgehen.

Also lag ich schlaflos da und starrte an die Decke. Bis Malachi sich umdrehte, mich an sich zog und das Gesicht in meinem Haar vergrub.

Zuerst versteifte ich mich und wartete auf den Druck seiner Erektion. Nicht, dass ich etwas gegen eine weitere Runde einzuwenden gehabt hätte, es sei denn, er hätte so sehr den Überblick verloren, dass er nicht mehr wusste, mit wem er die Runde absolvierte.

Aber sein Körper war warm und weich, genauer gesagt, so weich, wie ein derart harter Körper es sein konnte. „Claire“, murmelte er an meinem Hals, dann: „A chroi.“

„Malachi?“, fragte ich leise, aber dem gleichmäßigen Heben und Senken seiner Brust nach zu urteilen, schlief er. Ich kuschelte mich in seine Arme und folgte seinem Beispiel.

Als ich aufwachte, fiel strahlendes Sonnenlicht auf das Bett. Malachis Augen standen offen. Lächelnd streichelte er meine Wange.

„Was heißt a chroi?“

Sein Lächeln gefror, und er zog die Hand zurück. „Wo hast du das gehört?“

„Du hast es im Schlaf gemurmelt, nachdem du meinen Namen gesagt hattest. Ist es gälisch?“

„Ja.“

Dabei ließ er es bewenden. Ich fragte mich, ob a chroi in Wirklichkeit „Schweinsgesicht“ hieß.

„Malachi?“

Er sah mir in die Augen. „Es bedeutet Schönheit.“

Ich lachte. „Ich bin nicht schön.“

„Wer hat das behauptet“ Er setzte sich auf, und die Decke lag nur noch um seine Hüften.

Hingerissen bestaunte ich den Gegensatz zwischen seiner kupferfarbenen Haut und den weißen Laken, das Wogen seiner Bauchmuskeln, als er sich bewegte. Er war a chroi. Und zwar wesentlich mehr, als ich es je sein könnte.

„Claire?“ Ich schaute ihn an. „Wer hat es gewagt zu sagen, dass du nicht schön seist?“

Er wirkte schrecklich aufgebracht darüber, so als würde er gleich davonstürmen, um der betreffenden Person eins auf die Nase zu geben. Wenn man bedachte, wie er mit Josh umgesprungen war, konnte man es ihm durchaus zutrauen.

„Ich muss nur in den Spiegel gucken, um die Wahrheit zu erkennen. An einem guten Tag – einem wirklich guten Tag – würde ich vielleicht als hübsch durchgehen.“ Ich hob die Hand, um jeglichen Widerspruch im Keim zu ersticken. „Und das ist völlig in Ordnung so. Früher wollte ich vor der Kamera stehen, ein Star werden. Aber ich war nicht gut genug. Ehrlich gesagt, war ich darüber gar nicht so sehr enttäuscht. Echte Arbeit hat mir schon immer mehr zugesagt.“

Ich hielt inne. Vielleicht war das der Grund, warum der Job der Bürgermeisterin gar nicht so langweilig war, wie ich befürchtet hatte. Ich verrichtete eine Menge echter Arbeit und machte mich dabei gar nicht mal so schlecht.

„Schönheit reduziert sich nicht auf die Kontur einer Wange oder die Haarlänge.“ Malachi spielte an dem Bändchen herum, das mein Nachthemd im Nacken zusammenhielt. „Es geht auch um Loyalität, Ehre und Charakterstärke. Darum, dass man sich um die Menschen kümmert, die einen brauchen, und sie nicht enttäuscht. In dieser Hinsicht bist du unbeschreiblich zauberhaft.“

Er sah mir tief in die Augen, während er das Band aufzog, bis vorn mein Ausschnitt aufklaffte. „Du weißt, dass dieses Nachthemd dich nicht sehr gut verhüllt, oder?“

Ich guckte nach unten. Der seidige weiße Stoff war zwar nicht transparent, dafür klebte er an mir wie Klarsichtfolie und zeigte meine Brustwarzen und die Konturen meiner Hüften und meines Bauchs so deutlich, als wären sie in Gips modelliert.

Er legte die Hand auf meine Brust, wo sie sich dunkel gegen den blütenweißen Stoff abhob. „Dieses Nachthemd weckt in mir nur den Wunsch, es dir auszuziehen. Darf ich?“

Ich wollte schon Nein sagen. Es war helllichter Tag; er würde jeden Makel sehen. Aber plötzlich kümmerte mich das nicht mehr. War das nicht ein Fortschritt?

„Ja“, sagte ich leise, und seine Augen weiteten sich. Malachi hatte nicht erwartet, dass ich einwilligen würde.

Er ließ die Hand sinken. „Claire, vielleicht

„Ich dachte, du wolltest mich nackt sehen?“

„Das wollte ich. Will ich.“

Ich fasste nach dem Saum.

Da läutete die verdammte Türglocke.