9

Mein Mund schmeckt nach Tod.

Ich schaffe es, die Augen aufzuschlagen, und sofort schießt ein höllischer Schmerz in meinen rechten Arm. Meine Hand ist so dick bandagiert, dass sich die Finger nicht mehr bewegen lassen, und ich merke, dass ich dankbar dafür bin. Bin so erschöpft, dass ich nicht mal Kraft zum Weinen habe.

Ich blinzle.

Versuche mich umzuschauen, aber mein Nacken ist steif.

Jemand streicht mir über die Schulter, und ich spüre, dass ich ausatmen will. Blinzle wieder. Und noch einmal. Das Gesicht eines Mädchens, verschwommen. Ich bewege den Kopf ganz vorsichtig. Blinzle weiter.

»Wie fühlst du dich?«, flüstert das Mädchen.

»Okay«, sage ich zu dem verschwommenen Blick, aber ich lüge wohl. »Wer bist du?«

»Ich bin’s«, sagt das Mädchen leise. Ihre Stimme klingt mitfühlend. »Tana.«

Natürlich. Ich muss auf der Krankenstation sein.

»Was ist passiert?«, frage ich. »Wie lange war ich bewusstlos?«

Sie antwortet nicht, und ich frage mich, ob sie mich nicht gehört hat.

»Tana?« Ich versuche sie zu erkennen. »Wie lange habe ich geschlafen?«

»Du warst schwer krank«, sagt sie. »Dein Körper brauchte Zeit –«

»Wie lange?«, flüstere ich.

»Drei Tage.«

Ich setze mich abrupt auf und spüre sofort, dass mir übel wird.

Tana hat zum Glück damit gerechnet und hält mir einen Eimer hin, in den ich meinen kümmerlichen Mageninhalt ergieße. Das Krankenhaushemd bleibt verschont, aber ich würge trocken weiter, während mir jemand mit einem feuchten warmen Tuch das Gesicht abwischt. Das fühlt sich so angenehm und tröstlich an, dass es mir etwas besser geht. Jetzt sehe ich, dass auch Randa hier ist.

Die beiden beugen sich über mich, wischen mit den warmen feuchten Tüchern über meinen Körper, reden beruhigend auf mich ein, sagen mir, dass alles gut wird, dass ich noch viel Ruhe brauche, dass ich jetzt länger wach sein werde und etwas essen kann, dass ich mir keine Sorgen machen soll, denn sie kümmern sich um mich.

Doch dann schaue ich genauer hin.

Und bemerke, dass die Mädchen Gummihandschuhe tragen. Dass eine Infusion in meinem Arm steckt. Dass die beiden besorgt und besonders sorgsam zugleich wirken. Und mir wird klar, wo das Problem liegt.

Die Heilerinnen können mich nicht berühren.

Rette mich vor dir
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