3
Ich könnte ihn berühren.
Seine Augen: dunkelblau. Seine Haare: dunkelbraun. Sein Hemd: zu eng an den richtigen Stellen. Und seine Lippen, seine Lippen beben, legen den Schalter um, der mein Herz in Brand steckt, und mir bleibt nicht einmal genug Zeit zu blinzeln und auszuatmen, bevor seine Arme mich umfangen.
Adam.
»Hey, du«, flüstert er an meinem Hals.
Ich unterdrücke ein Schaudern, als das Blut mir in die Wangen schießt und sie rötet, und für einen Augenblick, nur für diesen einen Augenblick, erlaube ich mir, wehrlos zu sein und von Adam gehalten zu werden. »Hey«, raune ich lächelnd und atme seinen Duft ein.
Es ist der reinste Luxus.
Wir sind so gut wie nie allein. Adam wohnt mit seinem jüngeren Bruder James in einem Zimmer und ich mit den Heilerzwillingen. Uns bleiben jetzt höchstens 20 Minuten, bevor die Mädchen hereinkommen, und diese Zeit will ich ganz und gar auskosten.
Meine Augen fallen zu.
Adams Arme umfassen meine Taille, ziehen mich zu ihm, und mein Verlangen ist so heftig, dass ich Mühe habe, nicht von Kopf bis Fuß zu zittern. Es ist, als hätten sich meine Haut und meine Knochen so viele Jahre nach menschlicher Nähe und Wärme gesehnt, dass ich jetzt kein Maß finde. Ich bin wie ein halb verhungertes Kind, das sich den Bauch vollschlägt, in der Fülle dieser Momente schwelgt, als könne es jeden Augenblick erwachen und merken, dass es noch immer für die Stiefmutter den Küchenboden kehren muss.
Doch dann spüre ich Adams Lippen an meiner Wange, und meine Sorgen ziehen ein prachtvolles Kleid an und spielen für eine Weile eine andere Rolle.
»Wie geht’s dir?«, frage ich und schäme mich, weil meine Stimme unstet klingt, obwohl er mich noch kaum in den Armen gehalten hat, aber ich kann ihn einfach nicht loslassen. Lachen bebt in seinem Körper, sanft und üppig und liebevoll. Doch er sagt nichts, und ich weiß, dass er mir die Antwort schuldig bleiben wird.
Wir haben so oft versucht, uns zusammen hinauszuschleichen, und jedes Mal sind wir erwischt und gerügt worden. Wenn das Licht aus ist, dürfen wir unsere Zimmer nicht verlassen. Nach unserer Schonzeit – die nur unserem abrupten Eintreffen zu verdanken war – mussten Adam und ich uns genauso an die Vorschriften halten wie alle anderen. Und es gibt viele Vorschriften hier.
Die Sicherheitsvorkehrungen – Kameras überall, in jedem Gang, an jeder Ecke – sollen einen Angriff verhindern. Nachts sind draußen Wachen unterwegs und achten auf alles, was von der Normalität abweicht. Castle und sein Team überlassen nichts dem Zufall, um Omega Point zu schützen. Sobald sich irgendwer der verborgenen Siedlung nähert, wird sofort alles Nötige unternommen, um Eindringlinge fernzuhalten.
Castle glaubt, dass nur diese strikte Wachsamkeit die Entdeckung des unterirdischen Stützpunkts bisher verhindert hat, und vermutlich hat er Recht. Doch ebendiese Maßnahmen führen dazu, dass Adam und ich keine Zeit für uns alleine haben. Wir sehen uns nur bei den Mahlzeiten, die wir mit all den anderen einnehmen müssen. Und meine gesamte Freizeit muss ich in diesem Trainingsraum zubringen, um zu lernen, wie ich meine Energie »nutzbar« machen kann. Adam ist ebenso unglücklich wie ich über diesen Zustand.
Ich berühre seine Wange.
Er holt tief Luft. Schaut mich an. Spricht zu mir mit den Augen, sagt mir so viel, dass ich den Blick abwenden muss, weil ich alles spüre. Meine Haut ist extrem empfindsam, endlich endlich endlich zum Leben erweckt, und pulsiert von Gefühlen, die so intensiv sind, dass ich mich ihrer beinahe schäme.
Und ich kann sie nicht verbergen.
Adam sieht, was er mit mir macht, was mit mir geschieht, wenn seine Fingerspitzen über meine Haut streichen, wenn seine Lippen sich meinem Gesicht nähern, wenn die Wärme seines Körpers in mich dringt und meine Augen zufallen, meine Glieder zittern, meine Knie weich werden. Und ich sehe, was mit ihm geschieht, wenn er meine Reaktion erlebt. Manchmal lässt er mich leiden, lächelt, wenn er sich zu viel Zeit lässt, genießt es, wenn mein Herz einen Trommelwirbel schlägt, wenn ich mein hastiges Atmen verbergen will, wenn ich hundert Mal schlucken muss, weil er so lange braucht, um mich zu küssen. Ich kann ihn nicht einmal anschauen, ohne jeden einzelnen Moment mit ihm noch einmal zu durchleben, jede Erinnerung an seine Lippen, seine Berührungen, seinen Duft, seine Haut. Das ist alles so extrem, so überwältigend, so vielfältig, so neu, all diese erlesenen Wahrnehmungen, die ich nicht kannte, nie gefühlt habe, nie erleben durfte.
Manchmal fürchte ich, dass sie mich umbringen werden.
Ich reiße mich los; mir ist heiß und kalt zugleich, und ich hoffe nur, dass ich mich beherrschen kann, hoffe, dass er vergisst, wie leicht er mich um den Verstand bringt. Weiß, dass ich mich konzentrieren muss, um mich zu fassen. Ich stolpere rückwärts; verberge das Gesicht in den Händen, will etwas sagen, aber alles zittert, und ich sehe, wie er mich anschaut – als wolle er mich mit einem einzigen Atemzug in sich einsaugen.
Nein, scheint er zu flüstern.
Und dann spüre ich nur noch seine Arme, höre, wie er verzweifelt meinen Namen murmelt, und ich zerfalle in seiner Umarmung, löse mich auf, bemühe mich nicht mehr, das Zittern in mir zu zähmen, und er ist so heiß, seine Haut ist so heiß, und ich weiß nicht mehr, wo ich bin.
Seine rechte Hand gleitet über meinen Rücken und zieht den Reißverschluss meines Anzugs hinunter, bis er halb geöffnet ist, und es ist mir einerlei. Ich habe 17 Jahre nachzuholen, und ich will alles spüren. Ich werde nicht abwarten und mit Wer-weiß und Was-wenn und später mit schrecklichem Bedauern leben. Ich will alles spüren, damit ich nicht plötzlich feststellen muss, dass dieser Zustand Vergangenheit ist, dass meine Chance da war und fortging und nie mehr wiederkommen wird. Dass meine Hände diese Wärme nie wieder spüren werden.
Das wird nicht passieren.
Das werde ich nicht zulassen.
Ich merke nicht, dass ich mich so eng an ihn schmiege, dass ich unter seinen dünnen Baumwollsachen jede Kontur seines Körpers spüre. Meine Hände gleiten unter sein Hemd, und ich höre seinen stockenden Atem, spüre, wie sich seine starken Muskeln straffen, und ich sehe, dass er die Augen zusammenkneift, als habe er Schmerzen, und plötzlich durchwühlen seine Hände mein Haar, verzweifelt, und seine Lippen sind so nah. Er lehnt sich an mich, und meine Füße heben ab, und ich schwebe, ich fliege, bin nur noch verankert durch den Orkan in meinen Lungen und dieses Herz, das zu schnell pocht pocht pocht.
Unsere Lippen
finden sich
und ich weiß, ich werde zerspringen. Er küsst mich, als habe er mich verloren und wieder gefunden, als entgleite ich ihm und er wolle mich für immer festhalten. Schreien will ich, immer wieder, zerbrechen will ich, immer wieder, sterben will ich in dem Wissen um diesen Kuss, dieses Herz, diese weiche Explosion, die sich anfühlt, als hätte ich einen Schluck Sonne getrunken, als hätte ich mir den achten, neunten und zehnten Himmel einverleibt.
Das.
Es löst überall Sehnsucht aus.
Adam löst sich, schwer atmend, seine Hände tasten sich unter den dünnen Stoff meines Anzugs, und Adams Haut ist heiß, so heiß, und ich bin so durcheinander, dass ich ihn nicht verstehe, als er spricht.
Aber er sagt etwas.
Worte, tief und rau in meinem Ohr, aber ich verstehe nur Kauderwelsch, Konsonanten und Vokale und gebrochene Silben. Das Klopfen von Adams Herzen bricht aus seiner Brust und taumelt in meine. Seine Finger folgen Geheimbotschaften auf meiner Haut. Seine Hände gleiten im satinglatten Stoff meines Anzugs nach unten, streicheln die Innenseiten meiner Schenkel, meine Kniekehlen und wandern nach oben oben oben, und ich frage mich, ob man zugleich wach und ohnmächtig sein kann, und so fühlt es sich wohl an, wenn man hyperventiliert, zu viel Sauerstoff in die Lunge bekommt. Adam zieht mich mit sich, sinkt an die Wand. Packt meine Hüften. Reißt mich an sich.
Ich keuche.
Seine Lippen kosen meinen Hals. Seine Wimpern streifen die Haut unter meinem Kinn, und er sagt etwas, etwas, das sich wie mein Name anhört, und er küsst mein Schlüsselbein und meine Schultern, und seine Lippen, seine Lippen und seine Hände erkunden die Wölbungen und Flächen meines Körpers, und seine Brust hebt und senkt sich, und er flucht leise und hält inne und sagt, Gott, du fühlst dich so gut an
und mein Herz ist ohne mich zum Mond geflogen.
Ich liebe es, wenn er das zu mir sagt. Ich liebe es, weil es so anders ist als alles, was ich mir mein Leben lang anhören musste, und ich wünschte, ich könnte mir diese Worte in die Tasche stecken und sie ab und an berühren, um mich daran zu erinnern, dass es sie gibt.
»Juliette.«
Mir stockt der Atem.
Es gelingt mir kaum, aufzuschauen und irgendetwas klar zu erkennen, außer der Vollkommenheit dieses Augenblicks, aber nicht einmal das ist wichtig, denn Adam lächelt. Er lächelt wie jemand, dessen Lippen von Sternen gesäumt sind, und er schaut mich an, schaut mich an, als sei ich sein Ein und Alles, und ich möchte am liebsten weinen.
»Schließ die Augen«, flüstert er.
Und ich vertraue ihm.
Deshalb gehorche ich.
Er küsst das eine Lid, dann das andere. Kinn, Nase, Stirn. Meine Wangen. Beide Schläfen.
Jeden
Zentimeter
an meinem Hals
und plötzlich
weicht er so abrupt zurück, dass er mit dem Kopf an die raue Wand stößt. Ich erstarre vor Schreck. »Was ist passiert?«, flüstere ich.
Adam versucht sich zu beherrschen, aber er atmet hastig, schaut sich hektisch um und stottert: »Tu– Tut mir leid, da war – ich meine, ich dachte –« Er wendet den Blick ab. Räuspert sich. »Ich – ich dachte, ich hätte etwas gehört. Ich dachte, jemand würde reinkommen.«
Natürlich.
Adam darf gar nicht hier sein.
In Omega Point sind Frauen und Männer in unterschiedlichen Trakten untergebracht. Castle behauptet, das werde so gehandhabt, damit die Frauen sich wohl und sicher fühlen – vor allem, da man sich die Badezimmer teilen muss –, und ich finde das eigentlich gut. Es ist schon angenehm, nicht gemeinsam mit alten Männern duschen zu müssen. Aber diese Regelung macht es für Adam und mich schwer, uns zu treffen – und wenn es uns dann selten genug gelingt, haben wir dauernd Angst, ertappt zu werden.
Adam lehnt sich an die Wand und zuckt zusammen. Ich berühre seinen Kopf.
Er duckt sich weg.
Ich erstarre.
»Alles … okay mit dir?«
»Ja, schon.« Er seufzt. »Es ist nur – ich meine –« Er schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung.« Er senkt den Kopf. »Irgendwas stimmt nicht mit mir.«
»Hey.« Ich lege meine Fingerspitzen an seinen Bauch. Sein Hemd ist warm von seiner Körperhitze, und ich muss dem Impuls widerstehen, mein Gesicht in dem Stoff zu vergraben. »Kein Problem«, versichere ich ihm. »Du warst doch nur vorsichtig.«
Er lächelt, und das Lächeln sieht traurig und seltsam aus. »Das meine ich nicht.«
Ich starre ihn an.
Er öffnet den Mund. Schließt ihn. Öffnet ihn wieder. »Es – ich meine, das –« Er zeigt auf sich, dann auf mich.
Spricht nicht weiter. Und sieht mich nicht an.
»Ich verstehe nicht –«
»Ich werde wahnsinnig«, flüstert er.
Ich sehe ihn an. Sehe ihn an und blinzle und stolpere über Wörter, die ich nicht sehen, nicht finden, nicht aussprechen kann.
Adam schüttelt den Kopf.
Berührt seine Haare. Er sieht verlegen aus, und ich versuche verzweifelt zu verstehen, weshalb. Adam wird nicht verlegen. Er ist niemals verlegen.
Seine Stimme ist rau, als er endlich spricht. »Ich habe so lange darauf gewartet, mit dir zusammen zu sein«, sagt er. »Ich wollte das – ich habe so lange auf dich gewartet, und jetzt, nach alldem –«
»Adam, was willst du –«
»Ich kann nicht schlafen. Ich kann nicht schlafen; und ich denke die ganze Zeit an dich – und ich kann nicht –« Er verstummt. Presst die Handballen an die Stirn. Kneift die Augen zusammen. Dreht sich zur Wand, damit ich sein Gesicht nicht sehe. »Du solltest wissen – du musst wissen«, sagt er, und seine Stimme klingt so brüchig, als raubten die Worte ihm alle Kraft, »dass ich mir niemals irgendetwas so sehr gewünscht habe wie dich. Nichts. Weil das – das – ich meine, Gott, ich will dich, Juliette, ich will – ich will –«
Seine Stimme versiegt, als er sich zu mir umdreht, und seine Augen flackern zu hell, sein Gesicht ist erhitzt. Sein Blick streift über meinen Körper, lange genug, um den Brennstoff in meinen Adern zu entzünden.
Ich stehe in Flammen.
Ich will etwas sagen, etwas, das wahr und unbeirrt und beruhigend ist. Ich will ihm sagen, dass ich ihn verstehe, dass ich ebenso empfinde, dass auch ich ihn will, aber die Situation ist so angespannt und verwirrend und bedrängend, dass es mir vorkommt, als träume ich. Als hätte ich alle Buchstaben bis auf Q und Z vergessen und wüsste nicht, ob ich die anderen irgendwo nachlesen kann.
Adam zwingt sich, den Blick von mir zu lösen. Schluckt schwer, blickt zu Boden. Fährt sich mit einer Hand durchs Haar, ballt die andere zur Faust. »Du hast keine Ahnung«, sagt er verzweifelt, »was du mit mir machst. Was für Gefühle du in mir erzeugst. Wenn du mich berührst –« Er streicht sich mit zitternder Hand übers Gesicht. Schnaubt, als wolle er lachen, sein Atem ist stockend und heftig, und er kann mich nicht ansehen. Er tritt einen Schritt zurück, flucht leise. Schlägt sich mit der Faust an die Stirn. »Gott, was rede ich da. Scheiße. Scheiße. Tut mir leid – vergiss das alles – vergiss, was ich gesagt habe – ich sollte jetzt gehen –«
Ich will meine Stimme wiederfinden, ihn beruhigen, will sagen »Keine Sorge, alles ist gut«, aber ich bin so aufgeregt, so nervös, so außer mir, weil das alles keinen Sinn ergibt. Ich verstehe nicht, was geschieht und weshalb Adam so verwirrt ist, was mich und uns und ihn und mich angeht. Ich weise ihn nicht ab. Ich habe ihn niemals abgewiesen. Meine Gefühle für ihn waren immer klar – er hat keinerlei Grund, unsicher zu sein, und ich weiß nicht, weshalb er mich anschaut, als sei etwas ganz und gar nicht Ordnung –
»Es tut mir so leid«, sagt er. »Ich bin – ich hätte nichts sagen sollen. Ich bin nur – ich bin – Scheiße. Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich sollte gehen – ich muss jetzt gehen –«
»Was? Adam, was ist passiert? Was redest du da?«
»Das war keine gute Idee«, sagt er. »Ich bin so dumm – ich hätte nicht mal herkommen dürfen –«
»Du bist nicht dumm – mach dir keine Sorgen – alles ist gut –«
Ein lautes Lachen, das blechern klingt. Der Schatten eines gequälten Lächelns verharrt auf seinem Gesicht, während er auf einen Punkt hinter mir starrt. Er schweigt lange. »Na ja«, sagt er dann schließlich, bemüht munter. »Castle denkt da anders.«
»Was?«, keuche ich erschrocken. Ich weiß, dass wir jetzt nicht mehr über unsere Beziehung sprechen.
»Ja.« Er steckt die Hände in die Hosentaschen.
»Nein.«
Adam nickt. Zuckt die Achseln. Sieht mich an, schaut dann weg. »Ich weiß nicht genau. Ich glaube schon.«
»Aber der Test – ist er – ich meine –«, ich kann nicht mehr aufhören, den Kopf zu schütteln, »hat man etwas gefunden?«
Adam sieht mich nicht an.
»O mein Gott«, flüstere ich, als wäre alles einfacher, wenn ich nicht laut spreche. »Es stimmt also? Castle hat Recht?« Mein Körper ist angespannt, und ich weiß nicht, weshalb dieses Gefühl, das mir über den Rücken kriecht, Angst sein sollte. Ich sollte mich nicht fürchten, wenn Adam eine besondere Gabe besitzt, so wie ich; ich hätte wissen müssen, dass sich mehr dahinter verbirgt, dass es so einfach nicht sein kann. Das war von Anfang an Castles Theorie: dass Adam mich nur berühren kann, weil auch er über eine besondere Energie verfügt, die ihm das ermöglicht. Castle hat nie geglaubt, dass Adam durch Zufall vor meinen Kräften geschützt ist. Sondern er vermutete, dass es einen tieferen Grund, etwas wissenschaftlich Messbares, als Ursache geben müsste. Ich dagegen wollte einfach an einen glücklichen Zufall glauben.
Und Adam wollte es herausfinden. Er fand das aufregend.
Doch seit er die Tests mit Castle begonnen hat, will er nicht mehr darüber sprechen. Hat mir nur ein paar langweilige Zahlen genannt. Und er wirkt auch nicht mehr so enthusiastisch.
Etwas stimmt nicht.
Etwas stimmt nicht.
Wie sollte es auch anders sein.
»Wir wissen noch nichts Endgültiges«, sagt Adam, aber ich sehe, dass er etwas vor mir verbirgt. »Es gibt noch ein paar Termine – Castle meint, er müsse noch einiges … untersuchen.«
Sein mechanischer Tonfall entgeht mir nicht. Etwas ist nicht in Ordnung, und ich kann nicht fassen, dass mir das erst jetzt auffällt. Ich wollte es wohl übersehen, merke ich nun. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich Adam noch nie so erschöpft, angespannt und bedrückt erlebt habe. Auf seinen Schultern wohnt die Angst.
»Adam –«
»Mach dir keine Sorgen um mich.« Seine Stimme klingt nicht harsch, aber gepresst, und er zieht mich rasch an sich, damit ich nicht weiterspreche. Fummelt an meinem Reißverschluss, um mich wieder zu verhüllen. »Es geht mir gut«, sagt er. »Wirklich. Ich möchte nur sicher sein, dass es dir gut geht. Wenn du dich hier wohlfühlst, dann gilt das auch für mich. Alles ist gut.« Er stockt. »Okay? Alles wird gut.« Sein Lächeln ist so schmerzlich, dass mir fast das Herz stehenbleibt.
»Okay.« Ich versuche meine Stimme wiederzufinden. »Klar, aber –«
Die Tür geht auf. Tana und Randa kommen herein und bleiben abrupt stehen, starren auf unsere verschlungenen Körper.
»Oh!«, macht Randa.
»Äm.« Tana blickt zu Boden.
Adam flucht leise.
»Wir können später wiederkommen –«, sagen die Zwillinge wie aus einem Munde.
Sie drehen sich um, wollen wieder gehen, aber ich halte sie zurück. Ich werde die beiden nicht aus ihrem eigenen Zimmer vertreiben.
Ich sage, sie sollen hierbleiben.
Sie fragen mich, ob ich mir sicher bin.
Ich werfe einen Blick auf Adam, und mir ist schmerzlich bewusst, dass ich es bitter bereuen werde, wenn ich auch nur eine Minute unserer gemeinsamen Zeit vergeude. Doch ich weiß ebenfalls, dass ich die Zwillinge nicht ausnutzen will. Das ist auch ihr Zimmer, und in Kürze wird das Licht ausgemacht. Ich kann die beiden nicht draußen auf den Gängen herumwandern lassen.
Adam schaut mich nicht mehr an, lässt mich aber auch nicht los. Ich küsse ihn leicht aufs Herz, und nun sieht er mich an. Lächelt gequält.
»Ich liebe dich«, sage ich so leise, dass nur er mich hören kann.
Er atmet stockend aus. Flüstert »du hast ja keine Ahnung«. Dreht sich um und eilt hinaus.
Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
Die Zwillinge starren mich an. Sie sehen besorgt aus.
Tana will etwas sagen, aber dann
ein Schalter
ein Klacken
ein Flackern
und es ist dunkel.