Die Beautiful Dreamer: eine moderne Marie Celeste?
Ein Monat ist vergangen, seit die Beautiful Dreamer wieder aufgetaucht ist, nachdem sie unter mysteriösen Umständen fünf Tage lang auf dem Meer verschollen war. Und es hat den Anschein, als habe das National Transportation Safety Board immer noch keine Ahnung, was aus den 2 962 Menschen an Bord geworden ist.
Hat die Besatzungsmitglieder und Passagiere der Beautiful Dreamer womöglich dasselbe Schicksal ereilt wie die der Marie Celeste und anderer Geisterschiffe in der Vergangenheit?
Denn wie kann ein Schiff, das dreitausend Menschen bequem Platz bietet, heutzutage einfach verschwinden? Obwohl in den fünf Tagen nach seinem mysteriösen Verschwinden intensiv nach dem Schiff gesucht wurde, gab es keinerlei Hinweise auf seinen Verbleib. Verschwörungstheoretiker polieren bereits ihre Hüte aus Alufolie, und im Internet und in den Medien wird erwartungsgemäß viel darüber geflüstert, dass die Beautiful Dreamer dem berüchtigten Bermudadreieck zum Opfer gefallen sei, obwohl dieser Mythos bereits vielfach widerlegt wurde.
Einer Stellungnahme von Foveros Cruise Lines zufolge wurden das Logbuch des Kapitäns, das Bildmaterial der Überwachungskameras und die GPS-Blackbox offenbar manipuliert und »tragen nichts Beweiskräftiges bei«. Und das Einzige, worin sich die Experten offenbar einig sind, ist, dass der Kapitän eine Evakuierung angeordnet haben muss, da sämtliche Rettungsboote fehlten. Allerdings kann sich niemand erklären, weshalb ein unbemanntes Schiff mitten im Golfstrom nicht in die Weiten des Atlantischen Ozeans hinausgetrieben ist.
Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass auf dem ganzen Schiff das Norovirus getobt hat. Ein Bergungsexperte, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagte: »Auf dem Schiff herrschte Chaos. Es gab keine Nahrungsmittel mehr, überall lag kaputtes Inventar herum, und der Gestank, der in der Luft hing, war eine Mischung aus Kläranlage und dem Badezimmer eines Komasäufers.«
Die offizielle Erklärung lautet, das Schiff müsse vom Kurs abgekommen sein, ein Brand habe vorübergehend das Antriebssystem außer Kraft gesetzt, und aufgrund der schlechten Presse und den finanziellen Einbußen, die Foveros Cruise Lines in letzter Zeit hatte hinnehmen müssen, sowie aus Angst vor disziplinarischen Maßnahmen durch die Führungskräfte von Foveros Cruise Lines, wartete der Kapitän damit, einen Hilferuf zu senden. Das Schiff geriet in einen Sturm, und dann wurde die Evakuierung angeordnet.
Und was ist mit Jose Ferrigno, dem Mann, der das Schiff entdeckt hat und behauptet, Überlebende an Bord gesehen zu haben? Angesichts seiner von Drogenschmuggel, Drogenmissbrauch und Depressionen geprägten Vergangenheit ist Ferrigno weit davon entfernt, ein verlässlicher Zeuge zu sein, doch er pocht nach wie vor hartnäckig auf seine Behauptungen. Macht er der Welt einfach nur falsche Hoffnungen?
Eines ist sicher: die Beautiful Dreamer (oder sollten wir sie Beautiful Nightmare nennen?) ist bei Weitem nicht das erste Schiff, das die Öffentlichkeit verwirrt.
- Im Jahr 2003 wurde ein mysteriöser Tanker ohne Namen und Registrierung 35 Meilen vor der australischen Küste entdeckt. Vermutungen zufolge hatte er Flüchtlinge beherbergt, doch an Bord wurde niemand angetroffen, und der einzige Hinweis auf die Gegenwart von Menschen war das Plüschtier eines Kindes.
- 1872 wurde die Mary Celeste, das vielleicht berühmteste Geisterschiff überhaupt, entdeckt: völlig unbemannt dahintreibend, aber mit unversehrter Fracht und sämtlichem Proviant.
- Die Jenny wurde 17 Jahre, nachdem sie 1823 in der Antarktis verschollen war, wiederentdeckt. In der letzten Aufzeichnung des Kapitäns hieß es: »4. Mai 1823. Seit 71 Tagen kein Essen. Ich bin als Einziger noch am Leben.«