Dreizehntes Kapitel – Quos deus perdere vult…

Februar bis April 1567

Leidenschaft vermag viel. Sie kann unsagbare, sie kann übermenschliche Energien in einem Menschen erwecken. Sie kann mit ihrem unwiderstehlichen Druck titanische Gewalten auch aus der ruhigsten Seele pressen und sie über alle Normen und Formen der Sitte hinaustreiben bis ins Verbrechen. Aber es gehört zum Wesen der Leidenschaft, daß ihr jähes Aufbäumen nach solchen wilden Ausbrüchen erschöpft in sich zurückfällt. Und dadurch unterscheidet sich grundlegend der Verbrecher aus Leidenschaft von dem wirklichen, von dem geborenen, dem Gewohnheitsverbrecher. Der bloß einmalige Täter, der Verbrecher aus Leidenschaft, ist meist nur der Tat gewachsen, selten ihren Folgen. Bloß unter heißem Impulse handelnd, starr hinblickend auf die vorgesetzte Tat, stellt er seine ganze Spannkraft auf dieses eine und einzige Ziel; sobald es erreicht, sobald die Tat getan ist, reißt seine Energie ab, seine Entschlossenheit bricht nieder, seine Klugheit versagt, indes gerade dann der kalte, der nüchterne, der berechnende Verbrecher geschmeidig den Kampf mit Anklägern und Richtern aufnimmt. Nicht für die Tat, wie der Leidenschaftsverbrecher, sondern für die Verteidigung nach der Tat spart er die höchste Spannkraft seiner Nerven.

Maria Stuart – und dies mindert nicht, sondern erhebt ihre Gestalt – ist der verbrecherischen Situation, in die sie durch ihre Hörigkeit zu Bothwell geraten ist, nicht gewachsen, denn wenn Verbrecherin, so war sie es einzig in der Unzurechnungsfähigkeit ihrer Leidenschaft, nicht aus eigenem, sondern aus fremdem Willen. Sie hat nur nicht die Kraft besessen, rechtzeitig das Unheil zu verhindern, und nun nach der Tat versagt ihr vollkommen der Wille. Zweierlei könnte sie jetzt tun: entweder entschlossen und mit Abscheu sich von Bothwell lösen, der mehr getan, als sie innerlich gewollt; sich distanzieren von der Tat, oder sie müßte sie verschleiern helfen, dann aber müßte sie heucheln und Schmerz vortäuschen, um den Verdacht von ihm und von sich abzulenken. Statt dessen tut Maria Stuart das Unsinnigste, das Törichteste in einer so verdächtigen Situation, nämlich nichts. Sie bleibt starr und stumm und verrät sich eben durch ihre Betroffenheit. Wie eines jener mechanischen Spielzeuge, die, aufgezogen, eine gewisse Anzahl vorgeschriebener Bewegungen automatisch durchführen, hat sie in der Trance ihrer Hörigkeit alles willenlos getan, was Bothwell von ihr forderte; sie ist nach Glasgow gereist, sie hat Darnley beschwichtigt, sie hat ihn zurückgeschmeichelt. Nun aber ist die Feder abgeschnurrt, die Kraft steht still. Gerade jetzt, da sie Schauspielerin ihres Gefühls sein müßte, um die Welt zu überzeugen, läßt sie müde die Maske fallen; eine Art Versteinerung, eine grausame Seelenstarre, eine unbegreifliche Gleichgültigkeit ist über sie gekommen; willenlos läßt sie den Verdacht auf sich niedersausen wie ein gezücktes Schwert.

Dieses merkwürdige Phänomen der Seelenstarre, daß eben im Augenblicke, da Verstellung, da Verteidigung und geistige Bereitschaft am notwendigsten wäre, das ganze Wesen des bedrohten Menschen einfriert zu absoluter Passivität und Gleichgültigkeit, ist an sich kein ungewöhnliches. Diese Starre der Seele ist ein notwendiger Rückschlag auf ihre übermäßige Anspannung, eine tückische Rache der Natur gegen alle, welche ihr Maß überschreiten. Napoleon schwinden so alle seine dämonischen Willenskräfte am Abend von Waterloo, stumm und stier sitzt er da und gibt keine Dispositionen, obwohl sie doch gerade im Augenblick der Katastrophe am nötigsten wären. Mit einmal ist alle Kraft von ihm ausgeronnen wie Wein aus einem durchlöcherten Faß. Ebenso friert Oscar Wilde in sich ein knapp vor der Verhaftung; Freunde haben ihn gewarnt, er hat noch Zeit, er hat das Geld, er könnte die Bahn nehmen und über den Kanal. Aber auch ihn hat die Starre überfallen, er sitzt in seinem Hotelzimmer und wartet und wartet, man weiß nicht worauf, ob auf das Wunder oder auf die Vernichtung. Nur aus solchen Analogien – und sie sind tausendfach in der Geschichte – kann man sich das Verhalten Maria Stuarts, das absurde, das törichte, das provokatorisch passive Verhalten in jenen Wochen erklären, das sie eigentlich erst verdächtig macht. Denn bis zum erfolgten Morde vermochte noch niemand ein Einverständnis mit Bothwell zu ahnen, der Besuch bei Darnley konnte ja tatsächlich einem Wunsche nach Versöhnung gelten. Aber sofort nach dem Mord steht die Witwe des Ermordeten im scharfen Lichtkegel der Aufmerksamkeit, jetzt müßte entweder Unschuld sich selbstverständlich offenbaren oder Verstellung bis zur Genialität gesteigert werden. Jedoch ein furchtbarer Ekel vor diesem Lügen und Heucheln muß in dieser unseligen Frau übermächtig geworden sein. Denn statt sich gegen den immerhin berechtigten Verdacht zu wehren, macht sie sich durch ihre völlige Gleichgültigkeit vor den Augen der Welt noch schuldiger, als sie vielleicht in Wirklichkeit war. Wie eine Selbstmörderin, die sich in die Tiefe stürzt, schließt sie die Augen, um nichts mehr zu sehen, nichts mehr zu fühlen, nur mehr das Ende wollend, in dem es keine Qual mehr gibt des Denkens und Überlegens, nur das Nichts, nur den Untergang. Kaum irgendwo hat die Kriminologie eine pathologisch vollendeteres Bild eines Verbrechers aus Leidenschaft aufzuweisen, der in der Tat alle Kraft erschöpft und mit ihr zusammenbricht. Quos deus perdere vult… Wen die Götter verderben wollen, dem verwirren sie die Sinne.

Denn wie würde eine unschuldige, eine ehrliche, eine liebende Frau, wie eine Königin handeln, brächte ihr nachts ein Bote die schaurige Nachricht, ihr Mann sei soeben von unbekannten Tätern ermordet worden? Sie müßte sich aufbäumen wie unter einem Feuerbrand. Sie müßte toben, schreien, müßte verlangen, daß man sofort die Schuldigen fasse. Sie müßte jeden in den Kerker werfen lassen, den nur der leiseste Schimmer eines Verdachtes belastet. Sie müßte das Volk aufrufen zur Anteilnahme, die auswärtigen Fürsten ersuchen, jeden Flüchtigen aus ihrem Reiche an der Grenze anzuhalten. Wie bei dem Hingang Franz’ II. müßte sie sich in ihr Gemach Tag und Nacht verschließen, keinen Gedanken an Freude, Spiel und gesellige Lust durch Wochen und Monate aufkommen lassen und vor allem nicht ruhen und rasten, ehe der letzte Missetäter und Mitwisser gefaßt und verurteilt ist.

So ungefähr müßte die seelische Haltung einer ehrlich überraschten, einer wirklich ahnungslosen und liebenden Gattin sein. Und paradoxer-, aber doch logischerweise müßte anderseits eine mitschuldige Frau aus Berechnung dieses Gefühl zumindest vortäuschen, denn was sichert einen Verbrecher mehr vor Verdacht, als wenn er nach der Tat den völlig Unschuldigen und Ahnungslosen spielt? Statt dessen zeigt Maria Stuart nach dem Morde eine so grauenhafte Gleichgültigkeit, daß sie auch dem Gutgläubigsten auffällig erscheinen muß. Nichts von der Erregung, der finsteren Wut, die sie bei Rizzios Ermordung beseelte, nichts von der melancholischen Haltung nach dem Tode Franz’ II. ist wahrzunehmen. Nicht schreibt sie zu Darnleys Gedächtnis wie für ihren ersten Gemahl eine rührende Elegie, sondern völlig gefaßt unterzeichnet sie wenige Stunden, nachdem man ihr die Nachricht überbracht, bereits gewundene Schreiben an alle Höfe, in denen eine Erklärung des Mordes in die Welt gesetzt wird, freilich eine, die nur bemüht ist, von ihr allen Verdacht abzulenken. In dieser merkwürdigen Darstellung werden die Tatsachen bewußt so verfälscht, als sei die Mordtat gar nicht gegen den König, sondern in erster Linie gegen sie selbst gerichtet gewesen. Nach dieser offiziellen Version hätten die Verschwörer gemeint, beide Ehegatten nächtigten in Kirk o’Field, und nur der Zufall, daß sie vordem das Haus verlassen habe, um den Hochzeitsfeierlichkeiten beizuwohnen, hätte die Königin davor bewahrt, mit dem König in die Luft gesprengt zu werden. Ohne daß ihr die Hand bei der Lüge bebte, unterschreibt Maria Stuart gehorsam: »Die Königin weiß nicht, wer die Urheber dieses Verbrechens sind, aber sie verläßt sich auf die Mühe und den Eifer ihres Rates, diese auszuforschen, und beabsichtigt, ihnen dann eine Bestrafung zu erteilen, die als Beispiel für alle Zeiten dienen wird.«

Diese Verdrehung der Tatsachen ist natürlich zu plump, um die öffentliche Meinung irrezuführen. Denn in Wirklichkeit – ganz Edinburgh war Zeuge – hat bereits um elf Uhr abends die Königin in großem Zuge, mit weithin brennenden Fackeln, das einsame Haus in Kirk o’Field verlassen. Es war offenkundig für die ganze Stadt, daß sie nicht mehr bei Darnley weilte, und die Mörder, die im Dunkel lauerten, konnten es deshalb keineswegs auf ihr Leben angesehen haben, als sie drei Stunden später das Haus in die Luft sprengten. Außerdem war diese Pulversprengung des Hauses selbst nur ein Scheinmanöver und bloß dazu bestimmt, den wirklichen Tatbestand zu verschleiern, nämlich daß Darnley wahrscheinlich schon vorher von den eingedrungenen Mördern erwürgt worden war – die augenscheinliche Ungeschicklichkeit der offiziellen Darstellung verstärkt also nur den Eindruck einer Mitschuld.

Sonderbar aber: Schottland bleibt stumm, und nicht nur Maria Stuarts Gleichgültigkeit in diesen Tagen wird für die Welt zur Befremdung, sondern die des ganzen Landes. Man denke es sich aus: Etwas Ungeheuerliches, etwas in den Annalen selbst dieser mit Blut geschriebenen Geschichte Unerhörtes hat sich ereignet. In seiner eigenen Hauptstadt ist der König von Schottland ermordet und mit seinem Hause in die Luft gesprengt worden. Und was geschieht? Bebt die Stadt vor Erregung und Empörung? Kommen aus ihren Schlössern die Edelleute und Barone, die angeblich gleichfalls bedrohte Königin zu verteidigen? Erheben die Priester Anklage von ihren Kanzeln, trifft das Gericht seine Verfügungen zur Entlarvung der Täter? Werden die Stadttore geschlossen, werden zu Hunderten Verdächtige verhaftet und auf die Folter gelegt? Werden die Grenzen gesperrt, wird in trauerndem Zuge, gefolgt von den Adeligen des Reichs, die Leiche des Ermordeten durch die Straßen geführt? Wird ein Katafalk errichtet auf öffentlicher Stätte, von Lichtern und Kerzen umleuchtet? Wird das Parlament berufen, die Geschichte dieser grauenhaften Tat öffentlich zu hören und zu richten? Versammeln sich die Lords, die Verteidiger des Throns, zu feierlichem Eid, die Mörder zu verfolgen? – Nichts von alledem, nichts geschieht. Ein unverständliches Schweigen folgt dem Donnerschlag. Die Königin versteckt sich in ihren Gemächern, statt öffentlich ein Wort zu sagen. Die Lords schweigen still. Nicht Moray rührt sich und nicht Maitland, nicht ein einziger von allen, die vor ihrem König das Knie gebeugt. Sie tadeln nicht die Tat und sie rühmen sie nicht, still und gefährlich warten sie im Dunkel die weitere Entwicklung der Geschehnisse ab; man spürt, allen ist eine laute Erörterung des Königsmordes vorläufig unbehaglich, denn mehr oder minder haben sie alle davon im voraus gewußt. Die Bürger wiederum verschließen sich vorsichtig in die Häuser und murmeln nur von Mund zu Mund ihre Vermutungen. Sie wissen, es ist allezeit für kleine Leute wenig ratsam, sich in die Sachen der großen Herren einzumengen, man zahlt bei solchen Vorwitzigkeiten leicht eine fremde Zeche. So geschieht im ersten Augenblick genau das, was die Mörder gehofft: alles nimmt diese Ermordung hin wie einen kleinen ärgerlichen Vorfall. Vielleicht nie in der europäischen Geschichte hat ein Hof, eine Adelsschaft, eine Stadt versucht, so still und feig an einem Königsmord vorbeizuschleichen; in auffälligster Weise werden sogar die primitivsten Maßnahmen zur Aufhellung des Verbrechens mit Absicht unterlassen. Keine amtliche, keine gerichtliche Untersuchung an der Mordstelle findet statt, kein Protokoll wird aufgenommen, kein klarer Bericht ausgegeben, keine Proklamation erlassen, aus der die näheren Umstände der Ermordung ersichtlich wären; geflissentlich wird Dunkel über die Tat gehäuft. Der Leichnam wird nicht ärztlich, nicht amtlich begutachtet, so daß es bis zum heutigen Tage nicht bekanntgeworden ist, ob Darnley erwürgt, erdolcht oder (man fand den nackten Leichnam mit schwarzem Gesichte im Garten liegen) vergiftet worden ist, ehe die Mörder nachträglich mit riesigem Aufwand an Pulver das Haus in die Luft sprengten. Und nur damit sich kein Gerede verbreite und nicht zu viele die Leiche betrachten könnten, wird die Bestattung in unziemlich hastiger Weise von Bothwell beschleunigt. Nur rasch unter die Erde mit Henry Darnley! Nur schleunigst die ganze dunkle Angelegenheit verscharren, ehe sie zum Himmel stinkt.

So geschieht das Auffälligste, das aller Welt bestätigt, wie hohe Hände an diesem Mord heimlich mitgewirkt haben müssen: man unterläßt es, Henry Darnley, dem König von Schottland, ein geziemendes Leichenbegängnis zu bereiten. Nicht nach feierlicher Aufbahrung wird in prunkvollem Zuge, gefolgt von der trauernden Witwe, von den Lords und Baronen, der Sarg durch die Stadt getragen. Nicht donnern die Kanonen und läuten die Glocken, sondern heimlich und bei Nacht schafft man den Sarg in die Kapelle. Ohne Pracht und Ehren, mit so scheuer Hast wird dann Henry Darnley, König von Schottland, in die Gruft gesenkt, als ob er selbst ein Mörder wäre und nicht der Ermordete fremden Hasses und unbändiger Gier. Dann noch eine Messe, und genug! Nun soll diese gequälte Seele nicht mehr Schottlands Frieden verstören! Quos deus perdere vult…

Maria Stuart, Bothwell und die Lords wollen, daß mit dem Sargdeckel die dunkle Affäre geschlossen sei. Aber um zu verhindern, daß die Neugierigen zuviel fragen, daß etwa Elisabeth sich beschwere, man habe nichts zur Aufdeckung des Verbrechens getan, beschließt man, so zu tun, als ob man etwas täte. Um eine wirkliche Untersuchung zu vermeiden, ordnet Bothwell eine Scheinuntersuchung an; gerade diese kleine Geste soll dartun, daß man ernstlich nach den »unbekannten Mördern« eifrig fahnde. Zwar weiß die ganze Stadt ihre Namen; zu viele Spießgesellen waren beteiligt, das Haus zu umscharen, in großen Massen Pulver aufzukaufen und mit Säcken in das Haus zu schleppen, als daß man sich einzelne nicht gemerkt hätte; auch erinnern sich die Torwachen unangenehm genau, wem sie in jener Nacht nach der Explosion die Pforte nach Edinburgh aufgetan. Aber da der Kronrat der Königin jetzt eigentlich nur mehr aus Bothwell und Maitland besteht, dem Mittäter und dem Mitwisser, die beide nur in den Spiegel zu blicken brauchten, um die Anstifter zu erkennen, beharrt man krampfhaft auf der Annahme der »unbekannten Täter« und verspricht durch eine Proklamation zweitausend schottische Pfund demjenigen, der die Schuldigen namhaft machen könne. Zweitausend schottische Pfund sind zwar eine stattliche Summe für einen armen Bürger Edinburghs, aber jeder weiß, statt der zweitausend Pfund in der Tasche würde ihm, wenn er zu plaudern begänne, augenblicklich ein Messer in die Rippen fahren. Denn Bothwell hat sofort eine Art Militärdiktatur errichtet, und seine Gefolgsleute, die Borderers, sprengen drohend durch die Straßen. Ihre sichtbar getragenen Waffen bilden eine allzu deutliche Einschüchterung für jeden, der es wagt, offen zu reden.

Aber immer, wenn man die Wahrheit mit Gewalt niederschlagen will, wehrt sie sich durch List. Läßt man sie bei Tage nicht zu Wort kommen, so spricht sie aus der stilleren Nacht. Am Morgen nach der Verkündigung der Proklamation findet man Plakate mit den Namen der Mörder auf dem Marktplatz und sogar am Tor des königlichen Palastes von Holyrood angeschlagen. Offen werden auf diesen fliegenden Blättern Bothwell und James Balfour, sein Spießgeselle, sowie die Diener der Königin, Bastien und Josef Rizzio, als die Mörder bezeichnet, andere Listen nennen noch einzelne andere Täter. Zwei Namen aber kehren auf allen Plakaten immer und immer wieder: Bothwell und Balfour, Balfour und Bothwell.

Hätte sich nicht ein Dämon völlig ihrer Sinne bemächtigt, wäre nicht alle Vernunft und Überlegung durch jene rasende Leidenschaft weggeschwemmt, wäre ihr Wille nicht ganz in Hörigkeit geraten, eines müßte Maria Stuart nun tun, da die Volksstimme so deutlich spricht: sie müßte sich von Bothwell absondern. Sie müßte, wäre nur ein Schimmer Einsicht in ihrer verdunkelten Seele, sich jetzt zu ihm fremd stellen. Sie müßte jeden Verkehr mit ihm meiden, bis durch ein geschicktes Manöver seine Unschuld »amtlich« bescheinigt ist, und ihn unter irgendeinem Vorwand vom Hofe wegschicken. Nur eines dürfte sie jetzt nicht: diesen Mann, der auf offener Straße laut und leise der Mörder des Königs und ihres Gatten genannt wird, weiterhin im Hause des Königs von Schottland regieren lassen, und vor allem, sie dürfte nicht gerade ihn, den die öffentliche Meinung einhellig als den Mordanführer bezeichnet, mit der Führung der Untersuchung gegen die »unbekannten Mörder« betrauen. Aber noch mehr und noch törichter: auf den Proklamationen waren neben Bothwell und Balfour ihre beiden Diener Bastien und Josef Rizzio (der Bruder David Rizzios) als Mithelfer genannt. Was wäre jetzt Maria Stuarts erste Pflicht? Selbstverständlich diese Angeschuldigten dem Gericht zu übergeben. Statt dessen – hier grenzt die Torheit schon an Raserei und Selbstanklage – entläßt sie die beiden heimlich aus ihrem Dienst, Pässe werden ihnen zugesteckt, und man schmuggelt sie eilig über die Grenze. Sie hat also genau das Gegenteil dessen, was sie um ihrer Ehre willen tun müßte, getan, sie entzieht die Verdächtigen dem Gericht, statt sie ihm zu überliefern, und mit diesem Hehlerdienst hat Maria Stuart sich selbst auf die Anklagebank gesetzt. Aber noch mehr und noch mehr an rufmörderischem Wahnsinn! Denn nicht eine einzige Träne sieht irgend jemand Maria Stuart in jenen Tagen vergießen, nicht bleibt sie wie damals vierzig Tage im »deuil blanc« in ihrem Zimmer verschlossen – obwohl sie diesmal siebenfach Trauer heucheln müßte –, sondern nach einer knappen Woche verläßt sie Holyrood und begibt sich auf das Schloß des Lords Seton. Nicht einmal zur bloß gesellschaftlichen Geste der Hoftrauer kann die Witwe sich aufraffen, und als letzte Provokation – es ist wie ein geschleuderter Fehdehandschuh in das Antlitz der Welt läßt sie sich in Seton besuchen, von wem? Von James Bothwell, von dem Manne, dessen Bildnis jetzt in den Straßen von Edinburgh mit der Inschrift verteilt wird: »Dies ist der Mörder des Königs.«

Aber Schottland ist nicht die Welt, und wenn die schuldbewußten Lords und die eingeschüchterte Bürgerschaft auch ängstlich schweigen und so tun, als ob mit der Leiche des Königs auch jedes Interesse an seiner Ermordung aus der Welt geschafft wäre, an den Höfen von London, Paris und Madrid nimmt man die furchtbare Tat keineswegs mit solchem Gleichmut auf. Für Schottland war Darnley nichts als ein unbequemer Fremder gewesen, den man, sobald er lästig wurde, auf dem üblichen Wege um die Ecke brachte; für die Höfe Europas jedoch ist er als gekrönter und gesalbter König Mitglied ihrer erlauchten Familie, ihres unantastbaren Ranges, seine Sache darum die eigene Sache. Selbstverständlich hat niemand der verlogenen offiziellen Darstellung den geringsten Glauben geschenkt, und für ganz Europa ist es von der ersten Stunde an ausgemacht, daß Bothwell der Mordanstifter und Maria Stuart seine Vertraute gewesen sein müsse: sogar der Papst und sein Legat äußern sich in erregten Worten über die verblendete Frau. Aber was die auswärtigen Fürsten am meisten beschäftigt und ärgerlich stimmt, ist nicht so sehr der Mord selbst. Denn jenes Jahrhundert ist keineswegs moralisch gesinnt und sonderlich heikel wegen eines einzelnen Menschenlebens. Politischer Mord gilt seit Machiavelli in allen Staaten für entschuldbar, fast jede europäische Königsfamilie hat in ihren eigenen Annalen ähnliche Praktiken zu verzeichnen. Heinrich VIII. war nicht zimperlich, wenn es galt, seine Frauen zu beseitigen. Philipp II. würde ungern befragt werden über den Mord an seinem eigenen Sohn Don Carlos, die päpstlichen Borgias danken ihren Giften einen Teil ihres düstern Ruhms. Doch dies der Unterschied – überall hüten sich diese Fürsten vor dem leisesten Verdacht einer Schuld oder bloß nur Mitschuld; man läßt die Verbrechen von andern besorgen und hält selbst auf saubere Hände. Was man von Maria Stuart erwartet, ist also nur ein sichtbarer Versuch der Selbstrechtfertigung, und was an ihr erbittert, einzig ihre törichte Gleichgültigkeit. Mit erst befremdetem, dann aber verärgertem Blick schauen die ausländischen Fürsten auf ihre unkluge, verblendete Schwester, welche nicht das geringste unternimmt, um den Verdacht von sich abzuwälzen, die, statt, wie man es in einem solchen Falle macht, ein paar kleine Leute hängen und vierteilen zu lassen, ruhig Ball spielt und sich den Hauptschuldigen zum Gefährten ihrer Vergnügungen wählt. Mit ehrlicher Erregung berichtet Maria Stuarts getreuer Botschafter ihr aus Paris über den schlimmen Eindruck solchen passiven Verhaltens. »Sie selbst werden hier verleumdet, die Hauptursache dieses Verbrechens zu sein und es selbst anbefohlen zu haben.« Und mit einer Offenheit, die diesem Mann der Kirche für alle Zeiten Ehre macht, sagt dieser Wackere seiner Königin, wenn sie jetzt nicht endlich diesen Mord in der energischesten und rücksichtslosesten Weise sühne, »wäre es besser für Sie, das Leben und alles verloren zu haben«.

Das sind klare Worte eines Freundes. Und wäre noch ein Korn Vernunft in dieser in sich selbst verlorenen Frau, noch ein Funke eigenen Willens in ihrer Seele, sie müßte sich aufraffen. Noch eindringlicher aber spricht der Kondolenzbrief Elisabeths. Denn merkwürdiges Zusammentreffen: keine Frau und kein Mensch dieser Erde war so befähigt, Maria Stuart in dieser grauenhaften Krise und grausamsten Tat ihres Lebens zu verstehen, wie gerade jene, die zeitlebens sonst ihre härteste Gegnerin gewesen. Elisabeth muß in diese Tat wie in einen Spiegel blicken; genau in die gleiche Situation, in den gleichen und vielleicht gleich berechtigten Verdacht war sie selbst in jener Epoche glühendster Leidenschaft mit ihrem Dudley-Leicester geraten. Wie hier ein Gemahl, war dort eine unbequeme Gemahlin zur Stelle gewesen, die beseitigt werden mußte, um den Weg frei zu machen zur Heirat; mit oder ohne ihr Wissen – nie wird dies entschleiert werden – war die gleiche gräßliche Tat vollbracht worden, daß man eines Morgens diese Frau Robert Dudleys, daß man Amy Robsart von ebenso »unbekannten Tätern« wie bei Darnley ermordet fand. Sofort hatten sich wie jetzt auf Maria Stuart damals alle Blicke anklagend auf Elisabeth gerichtet: ja sie selbst, Maria Stuart, damals noch Königin von Frankreich, hatte leichtfertig über ihre Base gespottet, sie wolle »ihren Stallmeister (Master of the Horses) heiraten, der seine eigene Frau umgebracht habe«. Ebenso selbstverständlich wie nun in Bothwell hatte die Welt in Leicester den Mörder gesehen und die Königin als Mithelferin. Die Erinnerung an die einst durchlittene Not muß Elisabeth also zur besten, zur ehrlichsten Beraterin ihrer Schicksalsschwester machen. Denn mit Klugheit und seelischer Kraft hatte damals Elisabeth ihre Ehre gerettet, indem sie, sofort eine – natürlich erfolglose – Untersuchung anordnete, aber immerhin eine Untersuchung. Und endgültig hatte sie alles Gerede zum Schweigen gebracht, indem sie sich ihren innersten Wunsch versagte, den so auffälligerweise verwickelten Leicester zu heiraten. Damit hatte der Mord vor der Welt jede Beziehung zu ihr verloren; das gleiche Verhalten hofft und wünscht Elisabeth jetzt von Maria Stuart.

Dieser Brief Elisabeths vom 24. Februar 1567 ist aber auch darum bemerkenswert, weil er wirklich ein Brief Elisabeths ist, ein Brief der Frau, ein Brief des Menschen. »Madame«, schreibt sie in diesem ehrlich erregten Kondolenzbrief, »ich bin so betäubt und entsetzt und so erschrocken von der schrecklichen Nachricht des abscheulichen Mordes an Ihrem verstorbenen Gatten, meinem getöteten Vetter, daß ich noch jetzt kaum imstande bin, darüber zu schreiben; und so sehr mein Gefühl mich treibt, den Tod eines so nahen Blutsverwandten zu betrauern, so kann ich doch, wenn ich aufrichtig meine Meinung aussprechen soll, Ihnen nicht verheimlichen, daß ich für Sie trauriger bin als für ihn. O Madame! Ich würde nicht als Ihre getreue Base und als wahre Freundin handeln, wenn ich mir mehr Mühe gäbe, Ihnen Angenehmes zu sagen, anstatt bemüht zu sein, Ihre Ehre zu bewahren; und deshalb kann ich Ihnen nicht verschweigen, was die meisten Leute darüber reden: nämlich, daß Sie bei der Sühnung dieser Tat durch die Finger sehen wollen und sich hüten werden, diejenigen zu fassen, die Ihnen diesen Dienst erwiesen haben, so daß es den Anschein hat, als ob die Mörder die Tat mit Ihrer Zustimmung begangen hätten. Ich flehe Sie an, mir zu glauben, daß ich nicht für alles Gold der Welt einen solchen Gedanken in meinem Herzen hegen wollte. Ich würde niemals einen so schlechten Gast in meinem Herzen wohnen lassen, als daß ich eine so schlechte Meinung von irgendeinem Fürsten hätte, und noch viel weniger von derjenigen, der ich so viel Gutes wünsche, wie mein Herz nur ausdenken kann oder wie Sie selbst sich nur wünschen könnten. Deshalb ermahne ich Sie, rate ich Ihnen und flehe Sie an, sich diese Angelegenheit so zu Herzen zu nehmen, daß Sie nicht fürchten, selbst den zu treffen, der Ihnen am nächsten steht, wenn er schuldig ist, und daß keine Überredung Sie davon zurückhalten möge, der Welt einen Beweis zu geben, daß Sie eine ebenso edle Fürstin wie eine rechtschaffene Frau sind.«

Einen aufrichtigeren und humaneren Brief hat diese sonst Zweideutige vielleicht niemals geschrieben; wie ein Pistolenschuß müßte er die Betäubte aufschrecken lassen und endlich in die Wirklichkeit erwecken. Wieder ist mit dem Finger auf Bothwell hingewiesen, wieder ihr unwiderleglich bewiesen, daß jede Rücksicht für ihn sie zu seiner Mitschuldigen stempelt. Aber der Zustand Maria Stuarts in jenen Wochen – man muß es immer wiederholen – ist der einer völligen Unfreiheit. Sie ist Bothwell schon so »shamefully enamoured«, so schmachvoll verfallen, daß, wie einer der Späher Elisabeths nach London schreibt, »man sie sagen hörte, sie würde alles im Stiche lassen und mit ihm im bloßen Hemde bis ans Ende der Welt gehen«. Jeder Zuspruch findet taube Ohren, Vernunft hat keine Gewalt mehr über das Brausen ihres Blutes. Und weil sie sich selbst vergißt, meint sie, auch die Welt werde sie und ihre Tat vergessen.

Einige Zeit, den ganzen Monat März, scheint Maria Stuart mit ihrer Passivität recht zu behalten. Denn ganz Schottland schweigt, die Gerichtsherren sind blind und taub geworden und Bothwell kann – sonderbarer Zufall mit bestem Willen die »unbekannten Täter« nicht ausfindig machen, obwohl sich in allen Straßen, in allen Häusern die Bürger leise die Namen zusprechen. Jeder kennt sie, jeder nennt sie, aber keiner will sein Leben wagen, um den ausgesetzten Preis zu verdienen. Endlich erhebt sich eine Stimme. Dem Vater des Ermordeten, dem Earl of Lennox, einem der angesehensten Adeligen des Landes, kann man schließlich eine Antwort nicht verweigern, wenn er die berechtigte Beschwerde erhebt, weshalb nach Wochen noch nichts Ernstliches gegen die Mörder seines Sohnes unternommen sei. Maria Stuart, die mit dem Mörder das Bett teilt und der Maitland, der Mitwisser, die Hand führt, gibt natürlich ausweichenden Bescheid; sie werde gewiß das Beste tun und das Parlament mit der Angelegenheit befassen. Aber Lennox weiß genau, was dieser Aufschub bedeutet, und erneuert seine Forderung. Man solle, so verlangt er, zunächst alle diejenigen verhaften, deren Namen auf den in Edinburgh verbreiteten Anschlagzetteln gestanden hätten. Auf eine so präzise Forderung wird die Antwort schon schwieriger. Noch einmal zwar biegt Maria Stuart aus, gerne würde sie dies tun, aber es seien so viele und so verschiedene Namen genannt, die gar nichts miteinander zu tun hätten, er möge darum selbst jene bezeichnen, die er als die Schuldigen betrachte. Zweifellos hofft sie, der Terror, den der allmächtige Militärdiktator ausübt, werde Lennox abschrecken, den lebensgefährlichen Namen eines Bothwell auszusprechen. Aber Lennox hat inzwischen seinerseits Sicherung gesucht und sich die Hand gestrafft. Er hat sich mit Elisabeth in Verbindung gesetzt und damit gleichsam unter deren Schutz gestellt. Höchst peinlicherweise schreibt er klar und deutlich die Namen all derjenigen hin, gegen die er eine Untersuchung fordert. Der erste Name ist Bothwell, dann kommen Balfour, David Charmers und einige kleine Leute aus der Dienerschaft Maria Stuarts und Bothwells, die ihre Herren längst über die Grenze geschafft haben, damit sie nicht auf der Folter gesprächig werden könnten. Nun beginnt, sehr zu ihrer Verstörung, Maria Stuart einzusehen, daß diese Komödie des »Durch-die-Finger-Sehens« nicht länger aufrechtzuerhalten ist. Hinter Lennox’ Hartnäckigkeit erkennt sie Elisabeth mit all ihrer Energie und Autorität. Aber auch Katharina von Medici hat inzwischen mit schneidender Deutlichkeit sie wissen lassen, daß sie Maria Stuart als »dishonoured« betrachte und Schottland keine Freundschaft von Frankreich zu erwarten hätte, solange dieser Mord nicht durch ein ordentliches und ehrliches Gerichtsverfahren gesühnt sei. Nun heißt es schleunigst umschalten und statt der Komödie jener »vergeblichen« Nachforschungen eine andere Komödie, die eines öffentlichen Gerichtsverfahrens, einleiten. Maria Stuart muß sich jetzt einverstanden erklären, daß Bothwell – mit den kleinen Leuten wird man sich später befassen – vor einem Adelsgericht sich verteidige. Am 28. März erhält der Earl of Lennox die Aufforderung, nach Edinburgh zu kommen und dort am 12. April seine Anklage gegen Bothwell vorzubringen.

Nun ist Bothwell keineswegs der Mann, im Sünderkleide, scheu und demütig, vor Richtern zu erscheinen. Und wenn er sich überhaupt bereit erklärt, der Ladung Folge zu leisten, so tut er es nur, weil er entschlossen ist, mit allen Mitteln statt eines Richterspruchs einen Freispruch, einen »cleansing«, zu erzwingen. Energisch trifft er seine Vorbereitungen. Zunächst läßt er sich von der Königin das Kommando über alle Festungen übertragen: damit hat er alle verfügbaren Waffen und alle Munition des Landes in der Hand. Er weiß, wer die Macht hat, der hat auch das Recht, außerdem bestellt er sich noch die ganze Rotte seiner Borderers nach Edinburgh und rüstet sie aus wie zu einer Schlacht. Ohne Scheu und Scham, mit der ihm eigenen Verwegenheit in der Unmoral, richtet er eine regelrechte Terrorherrschaft in Edinburgh ein. Er läßt laut wissen, daß, »wenn er erfahren könne, wer die Leute wären, die jene anschuldigenden Plakate angeschlagen hätten, er seine Hände in ihrem Blut waschen würde« – dies eine kräftige Warnung an Lennox. Offen trägt er, offen tragen seine Leute die Hand am Dolch und sparen nicht mit deutlichen Reden, daß sie nicht gesonnen seien, ihren Clansherrn wie einen Verbrecher vernehmen zu lassen. Nun möge Lennox kommen und wagen, ihn anzuklagen! Nun sollen die Richter versuchen, ihn, den Diktator Schottlands, zu verurteilen!

Derartige Vorbereitungen sind zu offenkundig, als daß Lennox sich einem Zweifel hingeben könnte, was ihn erwartet. Er weiß, daß er zwar nach Edinburgh kommen kann, um Bothwell anzuklagen, aber auch, daß ihm Bothwell nicht erlauben würde, die Stadt lebend wieder zu verlassen. Abermals wendet er sich an seine Gönnerin Elisabeth, und ohne zu zögern sendet diese einen dringenden Brief an Maria Stuart, um sie noch in letzter Stunde zu warnen, sich durch einen so offenkundigen Rechtsbruch in den Verdacht der Mitschuld zu setzen.

»Madame, ich wäre nicht so rücksichtslos gewesen«, schreibt sie in höchster Erregung, »Sie mit diesem Briefe zu belästigen, wenn nicht das Gebot der Nächstenliebe gegen die Armen und die Bitte der Unglücklichen mich dazu zwingen würde. Ich habe erfahren, daß Sie eine Proklamation erlassen haben, Madame, der zufolge das gerichtliche Verfahren gegen die der Teilnahme an der Ermordung Ihres Gatten und meines verstorbenen Vetters Verdächtigen am 12. dieses Monats stattfinden soll. Es ist außerordentlich wichtig, daß diese Angelegenheit nicht durch Geheimnistuerei oder List verdunkelt werde, was sonst leicht geschehen könnte. Der Vater und die Freunde des Toten haben mich demütig ersucht, Sie zu bitten, den Termin aufzuschieben, weil sie bemerkt haben, daß diese schändlichen Personen sich bemühen, mit Gewalt zu erzwingen, was sie rechtlicherweise nicht erreichen könnten. Deshalb kann ich nicht anders handeln aus Liebe zu Ihnen, die es am meisten angeht, und zur Beruhigung derjenigen, die an einem so unerhörten Verbrechen unschuldig sind. Denn selbst wenn Sie nicht schuldlos wären, so wäre dies Grund genug, Sie Ihrer Würde als Fürstin zu berauben und der Verachtung des Pöbels anheimzugeben. Ehe so etwas Ihnen zustoßen sollte, würde ich lieber Ihnen ein ehrenvolles Grab wünschen als ein ehrloses Leben.«

Ein solcher neuerlicher Schuß mitten ins Gewissen müßte auch ein betäubtes und abgestorbenes Gefühl erwecken. Aber es ist gar nicht gewiß, daß dieses Mahnschreiben in zwölfter Stunde Maria Stuart überhaupt noch rechtzeitig übermittelt worden ist. Denn Bothwell ist auf seiner Hut, dieser bis zur Tollheit kühne, dieser unbeugsame Bursche fürchtet weder Tod noch Teufel und am wenigsten die englische Königin. Der englische Sondergesandte, der diesen Brief Maria Stuart zu überbringen hat, wird am Tore des Palastes von seinen Kreaturen festgehalten und nicht vorgelassen. Man erklärt ihm, die Königin schlafe noch und könne ihn nicht empfangen. Verzweifelt irrt der Abgesandte, der den Brief einer Königin an eine Königin zu überbringen hat, in den Straßen umher. Schließlich gelangt er an Bothwell, der das an Maria Stuart gerichtete Schreiben frech erbricht, liest und gleichgültig in die Tasche steckt. Ob er es dann später Maria Stuart übergeben hat, ist nicht bekannt und auch gleichgültig. Denn diese geknechtete Frau wagt längst nichts mehr gegen seinen Willen, und es wird sogar berichtet, daß sie die Torheit begeht, vom Fenster herab ihm zuzuwinken, wie er sich jetzt, begleitet von seinen berittenen Banditen, zum Tolbooth begibt, als wollte sie dem offenkundigen Mörder noch Erfolg bei der Justizkomödie wünschen.

Aber auch wenn Maria Stuart diese letzte Mahnung Elisabeths nicht empfangen haben sollte, keinesfalls ist sie ungewarnt gewesen. Drei Tage vorher ist ihr Stiefbruder Moray erschienen, um von ihr Abschied zu nehmen. Ein plötzliches Verlangen hat ihn überkommen, eine Lustreise nach Frankreich und Italien zu unternehmen, »to see Venice und Milan«. Nun könnte Maria Stuart aus mehrmaliger Erfahrung wissen, daß ein solches hastiges Verschwinden Morays vom politischen Schauplatz immer ein Wetterzeichen bedeutet und er mit seinem demonstrativen Fernbleiben diese niederträchtige Gerichtskomödie von vorneweg mißbilligen will. Übrigens macht Moray gar kein Hehl über die wahren Gründe seiner Abreise. Er sagt jedem, der es hören will, daß er versucht habe, James Balfour als einen der Hauptbeteiligten am Morde festzunehmen, und daß ihm dabei Bothwell, der seine Spießgesellen decken wollte, in den Arm gefallen sei. Freimütig wird er acht Tage später in London dem spanischen Gesandten de Silva erklären, »es sei ihm ehrenhafterweise nicht möglich gewesen, weiterhin im Königreich zu bleiben, solange ein so sonderbares und furchtbares Verbrechen dort ungesühnt bleiben dürfe«. Wer öffentlich so spricht, der dürfte auch zu seiner Schwester klar gesprochen haben. In der Tat fällt es auf, daß Maria Stuart Tränen in den Augen stehen, als sie ihn entläßt. Aber sie hat keine Kraft, ihn zu halten. Zu nichts hat sie mehr Kraft, seit sie Bothwell hörig geworden. Sie kann nur geschehen lassen, was dieser stärkere Wille fordert, die Königin in ihr ist wehrlos Untertan geworden der glühenden und gebeugten Frau.

Herausfordernd beginnt am 12. April die Justizkomödie, herausfordernd geht sie zu Ende. Bothwell reitet zum Tolbooth, dem Gerichtshaus, als gälte es, eine Festung zu erstürmen, das Schwert an der Seite, den Dolch im Gürtel, umringt von seinen Gefolgsleuten, deren Zahl – wahrscheinlich übertrieben – mit viertausend angegeben wird. Lennox dagegen hat man unter Berufung auf ein altes Edikt erlaubt, höchstens sechs Gefolgsleute mitzunehmen, wenn er die Stadt betrete; offen ist damit die Parteilichkeit der Königin kundgetan. Auf eine solche Gerichtsverhandlung unter gezückten Dolchen sich einzulassen, ist Lennox nicht gesinnt; er weiß, daß der Brief Elisabeths mit der Forderung, die Gerichtsverhandlung zu vertagen, an Maria Stuart abgegangen ist und eine moralische Macht hinter ihm steht. So schickt er bloß einen seiner Lehensleute in den Tolbooth, damit er seinen Protest verlese. In diesem persönlichen Fernbleiben des Anklägers entdecken nun die Richter, die einerseits eingeschüchtert, andererseits mit kräftigen Belohnungen an Land und Geld und Ehren bestochen sind, glücklich den willkommenen Vorwand, des unbequemen Richtspruchs sich auf bequeme Weise zu entledigen, und eine schwere Last fällt ihnen damit vom Herzen. Nach scheinbar umständlicher Beratung – in Wirklichkeit ist alles längst abgekartet – sprechen sie Bothwell einstimmig frei von »any art and part of the said slauchter of the king«, mit der schmählichen Begründung, »weil keine Anklage vorliege«. Aber diesen ziemlich windigen Spruch, der einem ehrenhaften Menschen durchaus nicht genügen könnte, verwandelt Bothwell sofort in einen pathetischen Triumph. Klirrend in Waffen reitet er durch die Stadt, zieht sein Schwert, schwingt es in den Lüften und fordert laut und öffentlich jeden zum Zweikampf heraus, der nun noch weiterhin wagen wollte, ihn der Schuld oder Mitschuld am Morde des Königs zu bezichtigen.

Nun rennt in rasendem Lauf das Rad dem Abgrund zu. Betroffen murmeln und murren die Bürger über die beispiellose Verhöhnung des Rechts, verstört blicken die Freunde Maria Stuarts und haben »sore hearts«, düstere Herzen. Schmerzlich wird es für sie, die Wahnwitzige nicht warnen zu können. »Es war«, schreibt Melville, ihr getreuester Freund, »eine arge Sache, zusehen zu müssen, wie diese gute Fürstin ihrem Untergang entgegenraste, ohne daß jemand sie auf die Gefahr aufmerksam machte«. Aber Maria Stuart will nicht hören, will sich nicht warnen lassen, eine finstere Lust, das Widersinnigste zu wagen, treibt sie weiter und weiter, sie will sich nicht umblicken, nicht fragen und nicht lauschen, nur vorwärts und vorwärts rennt sie in ihr Verderben, eine Mänade ihres Gefühls. Einen Tag, nachdem Bothwell die Stadt herausgefordert hat, beleidigt sie das ganze Land, indem sie diesem notorischen Verbrecher die höchste Ehre erweist, die Schottland zu vergeben hat: feierlich läßt sie sich bei der Parlamentseröffnung von Bothwell die Heiligtümer der Nation, die Krone und das Reichszepter, vorantragen. Wer kann jetzt noch zweifeln, daß Bothwell diese Krone, die er heute bereits in Händen tragen darf, sich morgen selber auf das Haupt setzen wird? Und in der Tat, Bothwell – dies fasziniert immer wieder bei dem Unbändigen – ist kein Mann der Heimlichkeiten. Frech, energisch und offen geht er jetzt darauf aus, seinen Preis zu fordern. Er zeigt keine Scham, sich vom Parlament »für seine ausgezeichneten Dienste«, »for his great and manifold gud service«, das stärkste Schloß des Landes, Dunbar, schenken zu lassen, und da er die Lords schon beisammen hat und seinem Willen gefügig, setzt er ihnen die Faust hart auf den Nacken, um ihnen das Letzte abzuzwingen: die Zustimmung zur Heirat mit Maria Stuart. Am Abend, da das Parlament schließt, lädt er als großer Herr und Militärdiktator die ganze Bande zu einem Abendessen in Ainslies Taverne ein. Dort wird tapfer gezecht, und als die meisten schon trunken sind man denkt an die berühmte Szene aus Wallenstein – legt er den Lords einen Bond vor, der sie nicht nur verpflichtet, ihn gegen jeden Verleumder zu verteidigen, sondern auch, ihn, den »noble puissant Lord«, als würdigen Gatten für die Königin zu empfehlen. Nachdem Bothwell von den Peers für unschuldig erklärt worden und »andererseits Ihre Majestät zur Zeit ohne Gatten sei«, heißt es in diesem famosen Schriftstück, und es »das gemeinsame Wohl fordere, möge es ihr gefallen, sich herabzulassen, einen ihrer Untertanen zu heiraten, und zwar den obbesagten Lord«. Sie aber würden sich verpflichten, »so wahr sie sich vor Gott zu verantworten hätten«, den besagten Earl zu unterstützen und zu verteidigen gegen jeden, der diese Heirat stören oder aufhalten wolle, und dafür Gut und Blut einzusetzen.

Ein einziger Lord benützt die Verwirrung, die nach der Verlesung dieses Bonds entsteht, um still aus der Taverne hinauszuschleichen; die andern unterzeichnen gehorsam das Blatt, sei es, weil die bewaffnete Horde Bothwells das Haus umlagert, sei es, weil sie im Herzen entschlossen sind, den aufgezwungenen Eid im gegebenen Augenblick zu brechen. Sie wissen, was mit Tinte geschrieben ist, kann mit Blut ausgelöscht werden. Keiner trägt darum sonderliches Bedenken – was gilt ein rascher Federstrich für diese Gesellen? – es wird unterschrieben und weiter gelärmt, gezecht und geplaudert, und der Fröhlichste darf Bothwell sein, denn nun ist der Preis gezahlt, nun ist er am Ziel. Ein paar Wochen noch – und was bei Shakespeares Hamlet unglaubwürdige und dichterische Übertreibung scheint, wird hier Wirklichkeit werden: daß eine Königin, »noch ehe die Schuhe abgetragen sind, in denen sie hinter der Leiche ihres Gatten gegangen«, mit dem Mörder ihres Gemahls zum Traualtar schreitet. Quos deus perdere vult…

Stefan Zweig - Gesammelte Werke
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