5

Am Tage nach Gräfins Begräbnis wurde Professor Bertram von einem blassen, höflichen Kriminalbeamten namens Peppinhege in der Klinik aufgesucht. Er kam auf Veranlassung von Staatssekretär Schiepka, den Bertram gebeten hatte, die Angelegenheit mit dem verschwundenen Schmuck diskret zu regeln.

Herr Peppinhege war Mitte Vierzig, lächelte scheu und hatte eine kalte, etwas feuchte Hand. Sein Unbehagen in Bertrams stilvoll eingerichtetem Zimmer überspielte er mit routinierter Sachlichkeit. Für seine Fragen zog er ein Notizbuch zu Rate. Er war gut informiert.

»Wir ermittelten, daß Gräfin Kerckhoff ihren Schmuck mit hoher Wahrscheinlichkeit vor ihrem Tode bei sich gehabt hatte. Die Nachtschwester sah die geschlossene Schmuckkassette bewußt zum letztenmal gegen neun Uhr abends. Um fünf Uhr früh war die Kassette offen und leer. Der Diebstahl, wenn zum jetzigen Zeitpunkt davon gesprochen werden kann, geschah demnach in der Nacht, als die Kranke schlief.«

»Zweifeln Sie an einem Diebstahl?«

»Einen sicheren Beweis dafür fanden wir bisher nicht. Die Nachtschwester hat die geschlossene Kassette gesehen, was nicht ausschließt, daß sie zu diesem Zeitpunkt bereits leer war.«

»Wer könnte sonst den Schmuck aus der Kassette genommen haben?«

»Die Gräfin selbst zum Beispiel.«

»Dann müßten die Juwelen auffindbar sein.«

»Um das zu erreichen, müßte ich etwas mehr über sie wissen. Sie erlauben ein paar Fragen?«

Bertram nickte.

»Wissen Sie, warum die Gräfin ihre Juwelen nicht bei der Bank deponiert hatte? Immerhin hatten sie einen Wert von etwa 600.000 Mark.«

»Das wurde ihr mehrmals von mir nahegelegt, ebenso von der Verwaltung. Nur hatte Frau von Kerckhoff ihre eigenen Ansichten darüber.«

»War sie launenhaft?«

»Sie war eigenwillig. Auf eine einleuchtende Weise. Sie meinte, sie hätte den Schmuck nicht, um ihn in einem Safe liegenzulassen. – Sie dürfen rauchen …«

»Danke. Ich fand die Versicherungspolice nicht. Sie wissen nicht, bei welcher Gesellschaft der Schmuck versichert war?«

»Nein.«

»Auch nicht, welche Bank Gräfins Vermögen verwaltete?«

Bertram zuckte die Schultern. »Mit ihren finanziellen Angelegenheiten bin ich nicht vertraut. Ich hatte keine Zeit dafür. Was den Schmuck betrifft, halte ich die Schwestern auf meiner Privatstation für vertrauenswürdig.«

»Die Wahrscheinlichkeit, daß professionelle …« Herr Peppinhege zuckte ebenfalls die Schultern. »Ich nehme an, die Gräfin hat Sie als Testamentsvollstrecker eingesetzt?«

»Davon ist mir nichts bekannt.«

»Wissen Sie, wer ihr Rechtsanwalt oder Notar ist?«

»Und Sie?«

»Es geht aus Gräfins Papieren nicht hervor. Eine vermögende Frau wie sie hinterläßt im allgemeinen ein Testament. Sie geben mir recht?«

Der Chefarzt
content001.xhtml
content002.xhtml
content003.xhtml
content004.xhtml
content005.xhtml
content006.xhtml
content007.xhtml
content008.xhtml
content009.xhtml
content010.xhtml
content011.xhtml
content012.xhtml
content013.xhtml
content014.xhtml
content015.xhtml
content016.xhtml
content017.xhtml
content018.xhtml
content019.xhtml
content020.xhtml
content021.xhtml
content022.xhtml
content023.xhtml
content024.xhtml
content025.xhtml
content026.xhtml
content027.xhtml
content028.xhtml
content029.xhtml
content030.xhtml
content031.xhtml
content032.xhtml
content033.xhtml
content034.xhtml
content035.xhtml
content036.xhtml
content037.xhtml
content038.xhtml
content039.xhtml
content040.xhtml
content041.xhtml
content042.xhtml
content043.xhtml
content044.xhtml
content045.xhtml
content046.xhtml
content047.xhtml
content048.xhtml
content049.xhtml
content050.xhtml
content051.xhtml
content052.xhtml
content053.xhtml
content054.xhtml
content055.xhtml
content056.xhtml
content057.xhtml
content058.xhtml
content059.xhtml
content060.xhtml
content061.xhtml
content062.xhtml
content063.xhtml
content064.xhtml
content065.xhtml
content066.xhtml
content067.xhtml
content068.xhtml
content069.xhtml
content070.xhtml
content071.xhtml
content072.xhtml
content073.xhtml
content074.xhtml
content075.xhtml
content076.xhtml
content077.xhtml
content078.xhtml
content079.xhtml
content080.xhtml
content081.xhtml
content082.xhtml
content083.xhtml
content084.xhtml
content085.xhtml
content086.xhtml
content087.xhtml
content088.xhtml
content089.xhtml
content090.xhtml
content091.xhtml
content092.xhtml
content093.xhtml
content094.xhtml
content095.xhtml
content096.xhtml
content097.xhtml
content098.xhtml
content099.xhtml